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Veröffentlicht am 12.08.2020

Spannender Krimi mit Zeitgeist

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel
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Düsseldorf Kaiserswerth, 1939. Die mißbrauchte Leiche eines Mädchens wird aufgefunden. Die Ermittlungen gestalten sich zu Zeiten der NSDAP als schwierig, ein Mann, der gar nicht der Mörder sein kann, wird ...

Düsseldorf Kaiserswerth, 1939. Die mißbrauchte Leiche eines Mädchens wird aufgefunden. Die Ermittlungen gestalten sich zu Zeiten der NSDAP als schwierig, ein Mann, der gar nicht der Mörder sein kann, wird zum Tode verurteilt.

1965. Wieder wird die Leiche eines mißbrauchten Mädchens in Kaiserswerth aufgefunden. Thomas Engel, frisch beim LKA unter der Obhut seines Onkels Strobel angekommen, wird in das Ermittlerteam aufgenommen. Doch er hat nicht nur mit seiner ländlichen Art und Unwissenheit über das Stadtleben zu kämpfen, als er den Zusammenhang zu dem toten Mädchen von 1939 erkennt, merkt er schnell, daß die Politik von damals noch in das Jahr 1965 reicht.

"1965 - Der erste Fall für Thomas Engel" von Thomas Christos hat mich begeistert. Dieser Krimi spiegelt eine Zeit dar, die einen ungeahnten Reiz hat. Man erlebt hier deutsche Geschichte in zwei Zeitebenen. Zum Einen die Zeit des Nationalsozialismus mit all seinen politischen Machenschaften. Hier erfährt man, mit welchen Mitteln damals Unschuldige überführt wurden, damit die wahren Schuldigen mit Freunden in hohen Positionen unbehelligt blieben. Erschreckend, wie sich diese Machenschaften noch im zweiten Handlungsstrang auswirken. Auch im Jahr 1965 bleiben manche Menschen lieber still und verheimlichen die Wahrheit zu aktuellen Fällen. Thomas Christos vermittelt mit seinem Roman ein Gefühl für das Jahr 1965. Man erlebt die Revolution der Jugendlichen gut mit. Die Rolling Stones spielen hier eine große Rolle. Ich fand es schon faszinierend, mit wie wenig Zuschauern ein Rockkonzert in der Grugahalle damals ausverkauft war. Oder die Regeln bei der Zimmervermietung... Die beiden Handlungsstränge sind äußerst spannend. Hier kommt man fast nicht mehr dazu, das Buch aus der Hand zu legen. Die Zeitebenen wechseln von Kapitel zu Kapitel und enden immer so, daß man es bis zum nächsten Abschnitt nicht mehr erwarten kann. Hier wird man geschickt an die Handlung gefesselt! Ebenso gekonnt beschreibt der Autor die Regionen. Man bekommt ein Gespür für die Umgebung und sieht das alte Düsseldorf und Kaiserswerth vor sich. Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut. Leicht zu lesen, ohne Effekthascherei - einfach ein ruhiger und trotzdem spannender Ton. Auch die Charaktere sind nicht aufregend, sondern eher normal. Jedenfalls für die heutige Zeit. Damals sah das mit Sicherheit anders aus. Thomas Engel war mir von Beginn an sympathisch. Seine Art als Landei in der großen Stadt hat bei mir für Heiterkeit gesorgt und seine Verwandlung war toll zu verfolgen. Er traut sich immer mehr und springt aus dem Schatten von Vater und Onkel heraus.

Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen und ich hoffe auf weitere Fälle mit Thomas Engel!

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Ein Wohlfühlroman!

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Autorin Lucy und Klinikarzt Ben erben gemeinsam einen alten Bauernhof. Schwierig, denn sie kennen sich erst flüchtig. Doch da Lucy eine Bleibe sucht und Ben eine Auszeit benötigt, beschließen sie, das ...

Autorin Lucy und Klinikarzt Ben erben gemeinsam einen alten Bauernhof. Schwierig, denn sie kennen sich erst flüchtig. Doch da Lucy eine Bleibe sucht und Ben eine Auszeit benötigt, beschließen sie, das Erbe anzunehmen. Als Freunde und nur vorübergehend. Doch die Dorfgemeinschaft hat ganz andere Pläne mit ihnen....

Mit "Die Liebe kommt auf Zehenspitzen" hat Kristina Günak wieder einen wunderbaren Sommerroman geschrieben. Auch hier vereint sie wieder sympathische Charaktere, die gemeinsam ihre Probleme lösen und den Leser dabei mitnehmen. Auch die Dorfgemeinschaft und das Dorfleben sind perfekt eingefangen. Man fühlt sich hier nicht fremd, sondern wird zum Teil der Handlung. So stellt man sich das Dorfleben vor. Man findet einfach jeden Charakter wieder. Die Handlung selbst ist vorhersehbar und typisch für dieses Genre. Man weiß, was einen erwartet. Trotzdem ist hier nicht alles Heile-Welt, Kristina Günak verflechtet immer wieder ernste Probleme in ihre Romane. Dies hat seinen ganz besonderen Reiz und verleiht dem Roman Tiefgang. Das Buch liest sich durch den leichten Stil sehr flott und bereitet Spaß!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Gelungener Auftakt

Die Wunderfrauen
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Vier ganz unterschiedliche Frauen treffen im Jahr 1953 in der bayrischen Kleinstadt Starnberg aufeinander: Luise Dahlmann träumt von einem eigenen kleinen Laden. Mit viel Fleiß und Ehrgeiz eröffnet sie ...

Vier ganz unterschiedliche Frauen treffen im Jahr 1953 in der bayrischen Kleinstadt Starnberg aufeinander: Luise Dahlmann träumt von einem eigenen kleinen Laden. Mit viel Fleiß und Ehrgeiz eröffnet sie nach einiger Zeit ihren kleinen Tante-Emma-Laden. Marie Wagner wurde aus Schlesien vertrieben. Ihre Eltern besaßen dort einen Gutshof. Sie kam nach Starnberg um auf dem Gestüt der Wittelsbacher als Bereiterin zu arbeiten, doch für Frauen war dort kein Platz. Schließlich findet sie Arbeit auf dem Hof von Luises Bruder. Helga Knaup will von ihren Eltern nicht in eine Ehe gedrängt werden. Sie hat ihr Elternhaus verlassen um sich an einer Starnberger Klinik zur Krankenschwester ausbilden zu lassen. Annabel von Thaler fühlt sich als Ehefrau des Chefarztes der Starnberger Klinik zunehmend gelangweilt. Auch in ihrer Ehe ist sie nicht mehr glücklich. Nur ihr kleiner Sohn gibt ihrem Leben noch einen Sinn. Alle vier Frauen haben ein Ziel: Sie wollen selbstbewußt und glücklich Leben.

"Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt" von Stephanie Schuster hat mich wirklich berührt. Die so unterschiedlichen Schicksale der vier Frauen werden so warmherzig erzählt, daß man einfach mitfühlen muß. Man kann sich kaum vorstellen, daß diese etwas miefige Kleinstadt Starnberg heute das Starnberg mit der exklusiven Wohnlage ist. Dieser krasse Gegensatz hat mir imponiert. Gerade dieser Mief von gestern macht den Frauen große Schwierigkeiten und läßt sie zusammenwachsen. Im Laufe der Geschichte kommen interessante Tatsachen ans Licht. Ich finde es bemerkenswert, wie manche Leute nach dem Krieg mit der Vergangenheit umgegangen sind und schnell wieder auf die Füße fielen. Durch all diese kleinen Nebengeschichten ist dieses Buch sehr vielseitig. Nicht immer geht es so ernst zu, auch der Spaß, den die Frauen zusammen haben, erlebt der Leser hautnah mit. Am Schluß bedauert man, daß das Buch zu Ende ist und wartet gespannt auf Teil 2!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Gelungene Fortsetzung

Das Brauhaus an der Isar: Im Sturm der Zeit
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In den 1920er Jahren erleben die Bewohner der Stadt München turbulente Zeiten. Die politischen Unruhen kosten viele Leben. Dabei haben die Leute sich gerade erst von den Folgen der spanischen Grippe erholt. ...

In den 1920er Jahren erleben die Bewohner der Stadt München turbulente Zeiten. Die politischen Unruhen kosten viele Leben. Dabei haben die Leute sich gerade erst von den Folgen der spanischen Grippe erholt. Auch die Familie Bruckner hat ihren Sohn und Erben der Brauerei durch die spanische Grippe verloren. Deshalb soll jetzt ihre Tochter Clara die Geschäfte weiterführen. Schon bald kommen Zweifel auf, ob Clara überhaupt geeignet ist eine Brauerei zu leiten, denn sie ist wie ihre Freundin Magdalena überzeugte Abstinenzlerin. Aber Clara reizt diese Herausforderung und sie will der eingeschworenen Männerwelt beweisen, daß sie dieser Aufgabe gewachsen ist. Erst spät merkt sie, daß Magdalena durch den falschen Mann an ihrer Seite in die Fänge nationalsozialistischer Fanatiker geraten ist. Als sie Rene kennenlernt, zögert sie lange, sich einzugestehen, daß sie sich in ihn verliebt hat. Die zwei ahnen nicht, welche Probleme auf sie zukommen, denn Rene ist Jude!

Auch im zweiten Teil der Geschichte der Familie Bruckner und ihrer Brauerei hat Julia Freidank wieder genau den richtigen Ton getroffen. Herrlich finde ich die Tiraden der Kellnerin Angelika in tiefster bayrischer Mundart. Man muß gar nicht jedes Wort verstehen. Schon allein das Bild dieser zeternden Frau vor Augen sorgt für Heiterkeit. Mit den anderen Personen ging es mir genauso. Alle sind so echt beschrieben, daß ich sofort eine bestimmte Vorstellung von ihnen bekam. Die Wirren dieser Zeit werden in der Geschichte sehr deutlich. Die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ist verständlich und deshalb bemerken sie auch viel zu spät, daß eine neue Gefahr auf sie zukommt.

Ich bin sehr gespannt, ob und wann es einen dritten Teil dieser Reihe gibt. Ich würde auch diesen, genau wie die anderen zwei, mit großer Begeisterung lesen!

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Bewegende Familiengeschichte

Wohin die Schuld uns trägt
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Tania Lewander erhält einen Brief aus ihrer Kindheit - geschrieben von ihrer Mutter, die kurz darauf verstarb. Der Überbringer ist ein alter Mann, ein Pole, der damals Tanias bester Freund war. Einen Tag ...

Tania Lewander erhält einen Brief aus ihrer Kindheit - geschrieben von ihrer Mutter, die kurz darauf verstarb. Der Überbringer ist ein alter Mann, ein Pole, der damals Tanias bester Freund war. Einen Tag später wird dieser Mann tot aufgefunden. Kurz darauf geschieht ein weiterer Mord an einer alten Frau. Auch hier führt die Spur zu Tania, die sich mit ihrer Enkelin Malin auf den Weg nach Polen gemacht hat, um Licht in ihre Vergangenheit zu bringen.

Mit "Wohin die Schuld uns trägt" zeigt Regine Kölpin, daß sie wirklich jedes Genre beherrscht. Dieser Roman bewegt den Leser. Hier findet man starke Gefühle, verbunden mit einem Kriminalfall, der seinen Ursprung weit in der Vergangenheit hat. Beide Zeiten werden in verschiedenen Erzählsträngen dargestellt und sind beide sehr spannend. Man lernt hier so viel über die damalige Zeit. Regine Kölpin zeigt hier mit viel Feingefühl, wie die Menschen gelitten haben, welche Ängste sie ausstehen mußten und wie sehr sie unter den Verlusten gelitten haben. Ihre Charaktere sind sehr authentisch. Tania und Malin sind einfach liebenswert und man schließt sie sofort ins Herz. Unterhaltsam ist der interne Kampf von Kommissarin Kenza Klausen mit ihrem Kollegen Janßen, der hart daran zu kämpfen hat, daß Kenza nun seine Vorgesetzte ist. Die Dialoge sind herrlich erfrischend. Obwohl diese Geschichte keine leichte Kost ist, liest sich das Buch locker. Regine Kölpin macht hieraus keine erdrückende Geschichte, sondern ihr gelingt es durch ihren Stil, daß man diese Geschichte gern liest und sich gut unterhalten fühlt. Sie verrät im Nachwort den Hintergrund dieses Buches - und der hat bei mir doch eine Träne ins Auge getrieben.

Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der Sinn für ernsthaftere Familiengeschichten hat!

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