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Veröffentlicht am 02.09.2019

Entführung

Entführung
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Inhalt: Der Anwalt Pal Palushi wird zum Pflichtverteidiger Mustafa Saifullahs bestellt, dem Mann der Lara Blum entführt hat. Das Saifullah die Millionärstochter entführt hat steht zweifelsfrei fest, die ...

Inhalt: Der Anwalt Pal Palushi wird zum Pflichtverteidiger Mustafa Saifullahs bestellt, dem Mann der Lara Blum entführt hat. Das Saifullah die Millionärstochter entführt hat steht zweifelsfrei fest, die Aufzeichnungen einer Überwachungskamera beweisen seine Schuld.
Doch Mustafa Saifullah schweigt über den Aufenthaltsort der jungen Frau und für Pal beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Meine Meinung: Ich kannte bisher noch kein Buch aus der Reihe um Pal Palushi und Jasmin Meyer und musste mich mit den Protagonisten erst etwas anfreunden, nachdem mir das aber recht schnell und problemlos gelungen war, konnte ich mich komplett auf das Buch einlassen.
Pals Position in der Geschichte ist nicht ganz einfach, ein Moslem der einen Moslem verteidigt, der ein unschuldiges schweizer Mädchen entführt hat, das löst eine Welle von Beschimpfungen und Hass aus. Unterstütztung in seinen Bemühungen das Mädchen zu finden erhält er von Jasmin, die nach ihrem Thailand aufenthalt, seine Ermittlungen unterstützt.
Petra Ivanov hat brandaktuelle Themen aufgriffen, die Angst vor Terrorismus, die Hilflosigkeit der Staatsorgane und die Manipulation durch die Medien und damit einen spannenden Krimi geschaffen, der gleichermaßen von der Handlung und den Protagonisten lebt.
Wie immer ist auch der äußerst angenehme Schreibstil der Autorin ein Vergnügen, sie verliert sich nicht in überflüssigen Worten ohne etwas wesentliches auszulassen. Petra Ivanov hat genau die richtige Mischung gefunden die nötig ist um dem Leser genug Raum für die eigene Vorstellungskraft zu lassen und ihm doch die nötigen Informationen zu geben.

Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Schrammstein

Schrammstein
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Inhalt: Der Dresdner Hauptkommissars Falk Tauner erhält überraschend Besuch von seinem Bruder Ralf. Das Verhältnis der Beiden ist seit Ralfs Flucht in den Westen kurz vor der Wände angespannt, was sich ...

Inhalt: Der Dresdner Hauptkommissars Falk Tauner erhält überraschend Besuch von seinem Bruder Ralf. Das Verhältnis der Beiden ist seit Ralfs Flucht in den Westen kurz vor der Wände angespannt, was sich auch nach der Wiedervereinigung nicht änderte, Falk fühlte sich seitdem von seinem Bruder, der ihm immer ein Vorbild war im Stich gelassen. Während einer Wanderung, auf der es zum Streit zwischen den Brüdern kommt, haut Ralf einfach ab und wird kurz darauf tot aufgefunden, alles deutet zunächst auf einen Unfall hin.

Meine Meinung:
Falk Tauner und ich werden keine Freunde und das liegt nicht daran, das es bei Schrammstein um den 3. Teil einer Reihe handelt, aber ich muss die Protagonisten nicht mögen, besonders wenn sie sonst einen guten Job machen und das kann man Falk nicht absprechen, wie ein Terrier verbeißt er sich in die Aufgabe den Tod seines Bruder aufzuklären und scheut nicht davor zurück sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen und das nicht nur bei seinen Ermittlungen in Dresden auch in der Sächsischen Schweiz trügt die Idylle, sie dient als Kulisse für Mädchenhandel und Bandenkriege und je tiefer Falk gräbt, desto mehr muss er erkennen das sein Bruder ganz oben in der Hierarchie eines Mädchenhändlerrings stand.

Wie ich es von Frank Goldammer gewohnt bin, sprechen seine Protagonisten für sich, er muss nicht lang und breit die Charaktere erklären, sie stellen sich durch ihre Handlungen und Gedanken selber vor. In diesem Fall Pech für Falk Tauner, ich kann nicht wirklich in Worte fassen, warum ich ihn nicht sonderlich mochte, vielleicht ist er mir zu nachtragend und zu störrisch, er ist nicht wirklich gewillt seinem Bruder zuzuhören und sich dessen Motive für dessen Republikflucht anzuhören, er sieht auch nach fast 30 Jahren immer noch nur seine Seite der Geschichte. Aber wie ich schon schrieb, ich muss ihn nicht mögen und kann trotzdem Spaß an der Geschichte haben und das ist hier definitiv der Fall.
Der Autor hat einen spannenden Fall in einer wunderschönen Umgebung angesiedelt, er konfrontiert seine Leser mit Verbrechen von denen jeder weiß, die man sich aber selten ins Bewusstsein ruft. Manchmal scheint der Kampf gegen das organisierte Verbrechen ein Kampf gegen Windmühlen zu sein.

Mein Fazit: Schrammstein ist wirklich lesenswert, mit überraschenden Wendungen.

Veröffentlicht am 06.08.2019

Die Einsamkeit der Schuldigen Der Abgrund

Die Einsamkeit der Schuldigen - Der Abgrund
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Ein

Das müsst ihr lesen ebenso wie den ersten Teil.

Reicht nicht, aber das ist mein Fazit, das ich am Ende der Lektüre ziehe.

Ich mochte schon den ersten Teil: Die Einsamkeit der Schuldigen Das Verlies ...

Ein

Das müsst ihr lesen ebenso wie den ersten Teil.

Reicht nicht, aber das ist mein Fazit, das ich am Ende der Lektüre ziehe.

Ich mochte schon den ersten Teil: Die Einsamkeit der Schuldigen Das Verlies sehr, aber mit der Fortsetzung hat sich die Autorin Nienke Jos noch einmal selbst übertroffen. Wieder einmal lässt sie ihre vielen Protagonisten zu Wort kommen und man bekommt noch tiefere Einblicke in das Seelenleben der handelnden Personen. Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Inwieweit sind die Täter schuld an dem was sie tun und wer ist gleichzeitig Opfer und Täter?

All diese Fragen zwingen zum weiterlesen. Seite um Seite. Und doch darf man nicht durch das Buch hetzen, Konzentration auf das Geschriebene ist zwingend erforderlich.

Achtung dieser Abschnitt könnte spoilern.

Junia muss das erlebte und den Tod ihres Geliebten noch verarbeiten, als auch sie zum Opfer wird und nicht nur ihre ganze Willenskraft aufbieten muss, um zu überleben.

Währenddessen versteht Ann Beck im Gefängnis nicht was sie eigentlich schlimmes getan hat, sie kam mir während des Lesens am nächsten, ich verstand ihre Einsamkeit ihr fast krankhaftes Verlangen nach Freundschaft, Liebe und Zuneigung, die Autorin lässt sie erzählen von ihrer Kindheit und ihrer Ehe, beides geprägt von Vernachlässigung. Ann erzählt all dies der Anwältin Leen Rogers, die eigene Ziele verfolgt und getrieben ist von ihrem Wunsch nach Rache an dem Psychiater Theodor Stein.

Und Berne, das Opfer aus dem ersten Teil? Berne will eigentlich nur nach Hause, zu ihrem Mann und ihrem Sohn, die noch immer auf sie warten als käme sie jeden Moment zur Tür herein, als wäre sie nur kurz fort gewesen. Herzzerreißend ist hier das einzige Wort, das mir einfällt.

Nienke Jos hat die Messlatte für weitere Bücher sehr hoch gehängt und nicht nur für ihre eigenen. Ich hätte nicht gedacht das es an der Art einen Krimi oder Thriller zu schreiben noch etwas Neues geben kann, Nienke Jos hat mich eines Besseren belehrt.

Wenn man auf den Tod wartet, können sich Minuten schier unendlich hinziehen, während im Kampf ums Überleben jede Sekunde zählt. Kaum eine Autorin geht so gnadenlos mit ihren Protagonisten um, wie Nienke Jos es tut. Auch im lang ersehnten zweiten Teil stellt sie ihre Leser kompromisslos auf die Probe: kein Weiß, kein Schwarz, kein furioses Finale, stattdessen eine moralische Irrfahrt an den Abgrund der menschlichen Seele. Und wer noch glaubt, Jos habe etwas für die Guten übrig, wird hier meisterlich durch die Manege geführt. Ein gelungener Abschluss des spannenden Zweiteilers.

Ausnahmsweise stimme ich dem Klappentext. s. o. ohne Vorbehalte zu.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Schwarzer See

Schwarzer See
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Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison ...

Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison von denen Vivian die Anführerin zu sein scheint, ihr folgen alle, was sie sagt ist Gesetz aber Vivian ist zudem auch noch nett und hilfsbereit Emma gegenüber, nachdem diese ihr gleich zu Beginn die Stirn bietet.Seit dem Verschwinden der drei Mädchen plagt Emma das schlechte Gewissen.

Emma verarbeitet diese Zeit mit dem Malen düsterer Bilder und steht kurz vor ihrem Durchbruch als Künstlerin. Als sie eine Einladung der Besitzerin des Camps Franny Harris bekommt, diese will das Camp wieder eröffnen und Emma soll als Kunstlehrerin dort arbeiten.

Nach kurzem Zögern nimmt Emma das Angebot an, fest entschlossen herauszufinden was in jener Nacht geschah. Im Camp trifft sie auf einige Personen die schon damals dort waren, die Familie Harris mit den Söhnen Chet und Theo, Lehrer, Betreuer, Hausmeister, es gibt viele Verdächtige.

Als sich die Ereignisse wiederholen und wieder 3 Mädchen verschwinden setzt sie alles daran die Kinder zu retten.

Das Verschwinden von Kindern, deren Verbleib niemals geklärt werden konnte, ist in der Literatur nicht neu um so schwieriger ist es für Autoren, das Thema so zu verarbeiten das es spannend und mitreißend ist, das ist Riley Sager hier durchaus gelungen.

Fast Kapitelweise wechselt die Geschichte von der Gegenwart in die Vergangenheit und mit jedem Wechsel kommen mehr Informationen zutage. Schicht für Schicht legt er die Wahrheit frei.

Dank der ruhigen Erzählweise, ist die unterschwellige düstere Atmosphäre die für Emma über dem Sommercamp liegt kontinuierlich spürbar. Emma misstraut Francis und ihrer Familie, als Teenager beschuldigte sie den älteren Sohn etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun zu haben und als sie ein Tagebuch findet, das Vivian, eines der verschwunden Mädchen geschrieben hat, scheint sich ihr Verdacht, zu bestätigen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, was Francis damit bezweckt Emma im Camp anzustellen, ist sie so nett und freundlich wie sie tut, liegt ihr das Wohlergehen der Mädchen und auch das Emmas so sehr am Herzen oder will sie Rache dafür das Emma ihren Sohn beschuldigte?

Auch die Rollen der anderen sind eher undurchsichtig, mit geschickt platzierten Worten rückt der Autor mal diesen mal jenen in den Focus meiner Verdächtigungen.

Die Story lebt von ihrer Atmosphäre, eher ruhig führt der Autor durchs Buch, er baut die Spannung langsam auf, er weckt die Neugier des Lesers auf das was geschah und auf das was in der Gegenwart geschieht.

Ich vergebe eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Hannah und ihre Brüder

Hannah und ihre Brüder
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Auf einer Gala bedroht Ben Solomon einen der Honoratioren Chicagos mit einer alten Militärwaffe aus dem 2. Weltkrieg. Der Unternehmer Elliot Rosenzweig ist ein Gönner der Stadt, einflussreich und wohltätig. ...

Auf einer Gala bedroht Ben Solomon einen der Honoratioren Chicagos mit einer alten Militärwaffe aus dem 2. Weltkrieg. Der Unternehmer Elliot Rosenzweig ist ein Gönner der Stadt, einflussreich und wohltätig. Der Rentner Ben Solomon behauptet das Rosenzweig in Wahrheit der Nazi Otto Piontek zu sein, der während des Naziregimes Bens Familie verriet und bestahl.Ben und Otto waren einst wie Brüder, Bens Eltern nahmen den Jungen wie einen Sohn auf, als dessen Vater sich nicht um ihn kümmern konnte, von allen geliebt macht Otto trotzdem eine fatale Entwicklung durch die ihn am Ende zum Schlächter von Zamość werden ließ. Doch zunächst half Otto der Familie soweit es ihm möglich war,am Ende ist er ein Verräter, an allen Werten die seine Pflegefamilie ihm mitgegeben hat.

Rosenzweig streitet ab besagter Piontek zu sein, im Gegenteil, er hätte als Jude unter dem Regime gelitten und nur knapp in Auschwitz überlebt.

Der Privatdedektiv Liam Taggart überredet die Anwältin Catherine Lockhardt sich Bens Geschichte anzuhören. Sehr zögerlich und erst nach vielen Stunden in denen Catherine von Bens Schicksal erfährt übernimmt sie seinen Fall. Sie verklagen Elliot Rosenzweig auf Schadenersatz.

Hannah und ihre Brüder ist eine weitere Geschichte gegen das Vergessen. Ich bin ein großer Freund solcher Romane, die vielleicht den einen oder anderen dazu anregen sich mit der Geschichte Europas zu dieser düsteren Zeit zu beschäftigen.

Zu Beginn des Buches war ich hin und her gerissen, was wenn Ben sich irrt, wenn Rosenzweig wirklich der ist der er behauptet zu sein und Ben den Ruf eines Unschuldigen zerstört?

Catherine kündigt ihre Stelle bei einer renommierten Anwaltskanzlei, eine Pro Bono Vertretung Bens wäre dort nicht möglich gewesen und sucht gemeinsam mit Liam nach Beweisen für Rosenzweigs Schuld, was sich nach so langer Zeit als schwieriges Unterfangen herausstellt und sie steht unter Zeitdruck, soweit ich das verstanden hatte, kann die gegnerische Seite mit Genehmigung des vorsitzenden Richters einen kaum zu bewältigenden Zeitplan aufstellen, der ohne ein Team von Anwälten kaum zu bewältigen ist.

Ich war, wie eigentlich immer bei Romanen, die die Judenverfolgung zum Thema haben, zutiefst erschüttert und kann immer noch nicht fassen zu welchen Grausamkeiten der Mensch fähig ist. Die Geschichte Bens und seiner Familie, ihre Hoffnung darauf das sich alles noch zum Guten wenden wird und die Erkenntnis das es keine Hoffnung mehr gibt, hat der Autor eindrucksvoll beschrieben.

Der Teil, der im Jahr 2004 spielt, hat mir leider nicht so gut gefallen, zu oft wurde die Erzählung durch Nebensächlichkeiten unterbrochen, da ging es auffallend oft ums Essen. Während ich noch darauf hinfieberte, das Ben Gerechtigkeit Wiederfahren wird, zog der Autor eine Lösung aus dem Hut, die zwar realistisch ist, aber viel zu abrupt kam.

Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Hannah und ihre Brüder ist ein emotionaler Roman, der zum Nachdenken anregt und lange nachhallt.

Ich gebe gern eine Leseempfehlung