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Veröffentlicht am 27.08.2021

Glaube mir

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Die Moderatorin Anna und der Polizist Jack waren ein Paar bevor ein Schicksalsschlag sie auseinander brachte und sich ihre Wege trennten. Jack ging zurück nach Blackdown , Annas Heimatdorf. Anna blieb ...

Die Moderatorin Anna und der Polizist Jack waren ein Paar bevor ein Schicksalsschlag sie auseinander brachte und sich ihre Wege trennten. Jack ging zurück nach Blackdown , Annas Heimatdorf. Anna blieb in London und machte Karriere bei der BBC wo sie als Vertretung für eine Kollegin in Elternzeit ein Mittagsmagazin moderiert.
Als die Kollegin zurückkehrt, verliert Anna ihren Moderatoren - Status und sie wird als Reporterin eingesetzt, ihr erster Job führt sie ausgerechnet nach Blackdown, dem Ort an den sie eigentlich nie zurückkehren wollte. In den Wäldern um Blackdown wurde eine Frauenleiche gefunden und die Frau ist keine Unbekannte für Jack, sie war seine Geliebte und die erste fatale Entscheidung, die er trifft, ist es zu verschweigen, dass er sie überhaupt kannte. Auch Anna kannte die Tote aus ihrer Schulzeit.

Mein erstes Buch von Alice Feeney und ganz sicher nicht mein letztes.
Die Autorin lässt abwechselnd Anna, Jack und eine unbekannte Person erzählen und so erfährt man als Leser nach und nach Details aus Annas und Jacks Vergangenheit und schon bald glaubte ich zu wissen wer der Täter ist, doch dann gab es diese eine Wendung und schon änderte ich meine Meinung und legte meinen Focus auf jemand anderen. Aber ihr ahnt es schon, dabei blieb es nicht und durch diese Verwirrspiele blieb das Buch über die gesamte Zeit extrem spannend und interessant.
Manchmal ermüden diese Verwirrspiele aber auch, wenn man das Gefühl hat, das der Autor sich selber in ihnen verfangen hat und verzweifelt versucht die Fäden zu entwirren. Hier nicht, so überraschend die Wendungen auch kamen, so unerwartet ihre Protagonisten auch Informationen preisgaben, es ergab alles vom ersten Moment an einen Sinn bis zur nächsten Wendung.
Ich habe das vom ersten Moment an geliebt, diese Klarheit, die sie bewahrte, hat mich, wirklich beeindruckt. Falls ihr nicht versteht was genau ich meine: Lest das Buch, lasst euch überraschen.
Es fiel mir schwer zu den Protagonisten eine Beziehung aufzubauen und das lag ausnahmsweise nicht an den Klischees, die die Autorin verwendet hat, Anna trinkt, Jack ist ein Ehebrecher und irgendwie lieben sie sich doch noch, ich habe sie aus der Distanz beobachtet, habe sie absichtlich nie nah an mich herangelassen, denn ich wurde das Gefühl nicht los, kontinuierlich belogen zu werden.

Ich gebe für GLAUBE MIR eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Die Optimistin

Die Optimistin
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Charlotte Keller ist eine bedingungslose Optimistin. Kurz vor ihrem achtzigsten Geburtstag nimmt sie den Hochzeitsflüchtling Toygar Bayramoğlu in ihrer Wohnung in einem Seniorenheim an der Ostsee auf und ...

Charlotte Keller ist eine bedingungslose Optimistin. Kurz vor ihrem achtzigsten Geburtstag nimmt sie den Hochzeitsflüchtling Toygar Bayramoğlu in ihrer Wohnung in einem Seniorenheim an der Ostsee auf und erzählt ihm innerhalb zweier Tage ihre Lebensgeschichte. Aber schon bald merkt Toygar: Alles stimmt, aber nichts ist wahr.
Ich habe mich vom Cover hinreißen lassen und auch der Klappentext klang gut, die ersten Seiten des Buches waren auch noch recht amüsant.

Weil sein Vater Schulden hat, lässt sich Toygar auf eine Hochzeit mit der Nichte des Geldverleihers Celâls ein, als es an einem Strand in Damp soweit ist flieht Toygar auf einem Dromedar vor der gerade mal 16-jährigen Braut. Eine arrangierte Hochzeit schön und gut aber nicht mit einem Kind. Unterschlupf findet er in einer Seniorenwohnanlage bei Charlotte und die erzählt ihm ihre Lebensgeschichte.

Das hätte jetzt sehr interessant und humorvoll werden können, Charlotte mischt überall mit, sie dreht einen Film mit Heinz Erhard, trifft am Set auf Elvis, schläft mit Ringo Starr und trifft in einer Abtreibungsklinik auf Catherine Deneuve, Ives Saint Laurent und weitere Promis und ist die beste Freundin Ulrike Meinhofs, um nur einige Episoden aufzuzählen. Leider sind diese Episoden allzu abgedreht.

Ja ich weiß schon im Klappentext steht, das nicht davon wahr ist, ich hatte aber erwartet, dass die Geschichte so geschrieben ist, dass sie wahr sein könnte. Ich denke mal das Ihr versteht, was ich meine.

Reißen die Protagonisten vielleicht alles raus?
Nein leider nicht, ich weiß gar nicht wie ich ihn beschreiben soll, um die 30, Journalist, liebender Sohn, geduldiger Zuhörer und das war es eigentlich auch schon, er bleibt blass und ziemlich langweilig.

Die Söhne des Geldverleihers Celâls Dinc, Cem,Bora und Ömer, die nach Toygars Flucht die Verfolgung aufnehmen scheinen irgendwie alle von etwas schlichterem Gemüt zu sein, der eine oder andere Geistesblitz eines der Söhne ändert auch an diesem Eindruck nichts. Auch das sollte sicherlich dazu dienen den Leser zum Lachen zu bringen.

Dann haben wir natürlich noch Charlotte, die absolute Hauptperson der Geschichte, eine schillernde Persönlichkeit, die sich ihr Leben schön träumt. Nimmt man all die abstrusen Begebenheiten, die sie erzählt aus ihrem Lebenslauf bleibt, wohl nicht all zu viel woran sie sich gern erinnert, eigentlich ist sie zu bemitleiden, eine Kindheit im Nachkriegsdeutschland und die wohl eher unglückliche Ehe mit Hasso, der sich erst spät zu seiner Homosexualität bekennen kann, lassen sie die Geschichten erfinden, wobei nicht ganz klar wird, ob sie das bewusst macht oder vielleicht an einer leichten Form von Demenz leidet.

Allerdings mochte ich den Schreibstil, Timo Blunck ist sicherlich ein hervorragender Geschichtenerzähler, locker und flüssig wechselt er von der Vergangenheit in die Gegenwart und wieder zurück, das mir seine Geschichte nicht gefällt ändert ja nichts daran.

Ich kann leider keine Leseempfehlung aussprechen, sicherlich findet das Buch seine begeisterten Leser, ich gehöre nicht dazu.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Nachttod

Nachttod
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Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, ...

Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, die Verbrecher jagt. Ihr erster Fall auf Öland: Ein toter Teenager, mitten in der Nacht erstochen an einem beliebten Ausflugsziel. Und niemand kennt seine Mutter besser als Hanna. Die Ermittlungen werden für Hanna zu einer Abrechnung mit ihrer eigenen Jugend, und Nachforschungen im Fall ihres Vaters reißen alte Wunden auf. Nicht alle sind froh darüber, dass die Tochter von Lars Duncker zurückgekehrt ist.


Der erste Fall, mit dem Hanna Duncker nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat konfrontiert wird, ist besonders tragisch, das Opfer ist Joel Forslund, der Sohn ihrer ehemals besten Freundin, zu der sie den Kontakt nach ihrem Weggang vollkommen verlor. Kontakte in ihr Heimatdorf hat Hanna aber auch zu niemandem sonst aufrechterhalten, so wie es ihr jetzt auch schwerfällt mit ihren neuen Kollegen auf eine normale Art umzugehen, die Ereignisse, die zu ihrem Weggang führten, lasten zu schwer auf der jungen Frau.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Erik ermittelt Hanna in Joels näherem Umfeld und kommt dabei einem Geheimnis des Jungen auf die Spur, das wohl ein Motiv sein könnte, doch an Motiven mangelt es nicht und so rätseln nicht nur Hanna und Erik, auch als Leser folgt man so manch falscher Spur.

Nachttod ist der erste Teil einer neuen Reihe der Autorin Johanna Mo und so ist es verständlich, dass die Charaktere die auch in den weiteren Teilen eine große Rolle spielen werden ausführlich vorgestellt werden. Was bei Erik auch gut gelingt, der erfahrene, etwas redselige Ermittler, macht einen sehr sympathischen Eindruck, er bemüht sich sehr ein freundschaftliches Verhältnis zu Hanna aufzubauen, was der gemeinsamen Arbeit nur zugutekommen könnte.
Ganz im Gegensatz zu Hanna, die so gut wie alles abblockt, was mit ihrer Vergangenheit zu tun hat, auf Fragen nach ihrer Familie reagiert sie distanziert, um nicht zu sagen, äußerst unfreundlich und stößt damit auch Menschen, die ihr wohlgesonnen sind vor den Kopf. Als die erfahrene Ermittlerin, als die sie uns vorgestellt wurde, sollte sie es besser wissen und sie sollte ihre Gefühle etwas besser im Griff haben.
Ich musste während des Lesens ausblenden, dass ich Hanna eigentlich nicht mag, zum Glück ändert sich das noch während des Lesens, um mich komplett auf den Mord und dessen Aufklärung konzentrieren zu können. Und diese Auflösung ist wirklich gut gelungen, absolut unerwartet und schlüssig, versöhnt sie mit ein paar kleinen Längen.

Alles in allem ist Nachttod wirklich lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Herzschlag des Bösen

Herzschlag des Bösen
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Du glaubst, die große Liebe gefunden zu haben. Du hast keine Ahnung, dass du von einem bestialischen Serienmörder gejagt wirst. Du weißt nicht, dass er etwas mit dir vorhat. Und das ist abgrundtief böse ...

Du glaubst, die große Liebe gefunden zu haben. Du hast keine Ahnung, dass du von einem bestialischen Serienmörder gejagt wirst. Du weißt nicht, dass er etwas mit dir vorhat. Und das ist abgrundtief böse … Der hochintelligente Psychopath Igor Poljakow ist ein Meister der Tarnung. Er hört jedes deiner Worte, sieht jede Bewegung. Wie ein unsichtbarer Geist ist er immer bei dir. Im blindwütigen Hass wird die Rache zu seinem Lebensinhalt. Während der Jagd kommt er dir so nahe, wie noch keinem seiner Opfer zuvor. Erbarmungslos zeigt der Thriller einen schockierenden Blick in die dunkle Seele des Wahnsinns.
Die Journalistin Hanna gerät gemeinsam mit ihrem Fotografen Robert in die Fänge nigerianischer Rebellen, während Robert getötet wird, überlebt Hanna die Gefangenschaft nach schwersten Misshandlungen nur knapp. Nach ihrer Rückkehr nach Frankfurt lernt sie den Piloten Jens Bachmann kennen und lieben, die Beziehung hilft ihr über das erlebte hinwegzukommen.

Zeitgleich lernen wir Igor kennen, einen Meister der Verwandlung, hochintelligent und vollkommen gestört. Seine Gewaltfantasien lebt er als Auftragskiller aus und wenn das nicht reicht, um Druck abzubauen tötet und foltert er auch zum Privatvergnügen.
Igor leidet unter der Wahnvorstellung die Inkarnation eines kleinen gefolterten Jungen aus der Zeit der Hexenverfolgung zu sein, in seinen Träumen durchleidet er die Hölle und er hat sich zum Ziel gesetzt seinen Peiniger zu finden und Rache zu üben.

Ausnahmsweise bekommt ihr eine Triggerwarnung von mir. Der Autor Matthias Soeder spart nicht an detaillierten Gewaltbeschreibungen, manche Szenen werden für den einen oder anderen unter den Lesern kaum zu ertragen sein.

Der Autor schafft von Beginn an eine beklemmende Atmosphäre, aus Angst und Gewalt, dabei kommt aber der Spannungsbogen nicht zu kurz, in manchen Storys verliert sich die Spannung bei zu vielen Gewaltdarstellungen, hier ist das nicht so. Dadurch das Matthias Soeder einige Handlungsstränge nach und nach miteinander verknüpft, bekommt man als Leser eine Art Verschnaufpause, Zeit zum Durchatmen und um sich vorzubereiten, auf den nächsten Schockmoment.
Nicht nur Igor spielt ein Katz und Mausspiel mit seinen Gegenspielern, der Autor lockte mich immer wieder auf eine falsche Fährte und ich bin mir immer noch nicht sicher welche meiner Vermutungen denn nun der Wahrheit entsprechen und um das herauszufinden werde ich den 2. Teil lesen müssen, aber darauf freue ich mich schon, auch wenn der Cliffhanger am Ende des 1. Teils schon ziemlich böse war.
Mein erster Gedanke als ich das Buch auspackte war: Das ist aber dünn. Nun weiß ich warum ;o))

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Untertauchen

Untertauchen
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Gretel will nach sechzehn Jahren endlich Antworten auf die Fragen die sie ihr halbes Leben lang begleiteten.
Was geschah auf dem Hausboot und warum hat ihre Mutter Sarah sie ohne Vorwarnung verlassen.
Als ...


Gretel will nach sechzehn Jahren endlich Antworten auf die Fragen die sie ihr halbes Leben lang begleiteten.
Was geschah auf dem Hausboot und warum hat ihre Mutter Sarah sie ohne Vorwarnung verlassen.
Als sie sie tatsächlich findet, drängt die Zeit, denn Sarah leidet unter Demenz das macht den Zugang zu ihr und das Zusammenleben schwierig. Doch Gretel muss Antworten finden um zu erfahren was in ihrer Kindheit geschehen ist.

Daisy Johnson hat einen thematisch schwierigen Roman geschrieben und sie hat nicht nur ein Thema aufgegriffen, sondern viele verschiedene in eine Geschichte verpackt und diese mit wunderbaren Worten zu einem stimmigen Gesamtbild verknüpft.
Untertauchen ist in drei Abschnitte aufgeteilt die im Wechsel erzählt werden.
Die Begebenheiten in der Gegenwart sind mit Cottage übertitelt, sie erzählen vom Leben Gretels und Sarahs, nachdem Gretel ihre Mutter bei sich aufgenommen hatte. Jagd beschreibt die Suche Gretels nach Sarah und Fluss erzählt vom Leben auf dem Hausboot.
Worte spielen in Gretels Leben eine große Rolle, während der gemeinsamen Zeit mit ihrer Mutter haben sie eigene Worte erfunden, für kleine Missgeschicke und für die große Angst. Als Erwachsene arbeitet Gretel als Lexikografin.

Es ist nicht ganz einfach gewesen einen Zugang zu der Geschichte zu finden, der Schreibstil und die Wortwahl sind ungewöhnlich, die Autorin bedient sich vieler Metaphern, das muss man mögen aber einmal eingetaucht, fesselt sie einen und lässt nicht mehr los.
Je mehr man liest, desto mehr enthüllt sich das Drama um die Mutter-Tochter Beziehung so ganz entwirrt sich das Geflecht allerdings nie, auch am Ende bleiben für meinen Geschmack ein paar Fragen zu viel unbeantwortet aber bis dahin war Untertauchen ein wunderbares, sprachlich forderndes Lesevergenügen.

Birgit Maria Pfaffinger hat als Übersetzerin übrigens einen wunderbaren Job gemacht.

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