Absolute Begeisterung!
Eine Mutter verschwindet spurlos und taucht 16 Jahre später wieder auf. Ein junges Mädchen läuft von zu Hause weg, aus Angst seinen geliebten Eltern etwas anzutun. Der Bonak, eine bösartige Kreatur, ...
Eine Mutter verschwindet spurlos und taucht 16 Jahre später wieder auf. Ein junges Mädchen läuft von zu Hause weg, aus Angst seinen geliebten Eltern etwas anzutun. Der Bonak, eine bösartige Kreatur, sucht die Menschen in ihren tiefsten Ängsten heim. Und über allem liegt der reißende Fluss, hält die einzelnen Fäden und führt sie schicksalhaft zusammen. „Untertauchen“ von Daisy Johnson begibt sich auf die Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen; was bedeutet Familie, Identität und Sexualität? Können wir unserer Herkunft und Geschichte entwachsen und Erlösung finden von unserer Schuld? Der Roman ist in drei zeitliche Abschnitte unterteilt; „Das Cottage“ erzählt die Gegenwart, „Der Fluss“ die Vergangenheit (rastlos und ständig in Bewegung), „Die Jagd“ widmet sich dem Raum dazwischen. Erzählt wird außerdem abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Gretel und Margot/Marcus. Diese verschiedenen Erzählstränge verlangen dem/der Lesenden einiges an Konzentration ab. Einmal jedoch den Anspruch abgelegt jeden Satz und Gedanken sofort in Gänze verstehen zu wollen, fiel es mir nicht weiter schwer, am Ball zu bleiben - im Laufe der Geschichte rutscht alles irgendwie an seinen Platz. Die bildhafte, poetische Sprache des Romans hat mich sehr berührt und gefesselt - an dieser Stelle gilt auch ein großes Lob der Übersetzerin Birgit Pfaffinger. Die intensiven Naturbeschreibungen und die der Einsamkeit entsprungene, eigenbrötlerische Art der Protagonisten, sowie das Selbstverständnis, mit welchem die Autorin die Gefühls- und Gedankenwelt, die Verletzbarkeit der Figuren zu erfassen vermag erinnerten mich an „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens.
Ein tolles, ein besonderes Buch und eine absolut begeisterte Empfehlung von mir für jeden, der sich auf eine sprachlich wunderschöne, phantasievolle, manchmal auch melancholische und herzzerreißend traurige, märchenhaft anmutende Erzählung einlassen mag.