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Veröffentlicht am 06.08.2019

Die Einsamkeit der Schuldigen Der Abgrund

Die Einsamkeit der Schuldigen - Der Abgrund
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Ein

Das müsst ihr lesen ebenso wie den ersten Teil.

Reicht nicht, aber das ist mein Fazit, das ich am Ende der Lektüre ziehe.

Ich mochte schon den ersten Teil: Die Einsamkeit der Schuldigen Das Verlies ...

Ein

Das müsst ihr lesen ebenso wie den ersten Teil.

Reicht nicht, aber das ist mein Fazit, das ich am Ende der Lektüre ziehe.

Ich mochte schon den ersten Teil: Die Einsamkeit der Schuldigen Das Verlies sehr, aber mit der Fortsetzung hat sich die Autorin Nienke Jos noch einmal selbst übertroffen. Wieder einmal lässt sie ihre vielen Protagonisten zu Wort kommen und man bekommt noch tiefere Einblicke in das Seelenleben der handelnden Personen. Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Inwieweit sind die Täter schuld an dem was sie tun und wer ist gleichzeitig Opfer und Täter?

All diese Fragen zwingen zum weiterlesen. Seite um Seite. Und doch darf man nicht durch das Buch hetzen, Konzentration auf das Geschriebene ist zwingend erforderlich.

Achtung dieser Abschnitt könnte spoilern.

Junia muss das erlebte und den Tod ihres Geliebten noch verarbeiten, als auch sie zum Opfer wird und nicht nur ihre ganze Willenskraft aufbieten muss, um zu überleben.

Währenddessen versteht Ann Beck im Gefängnis nicht was sie eigentlich schlimmes getan hat, sie kam mir während des Lesens am nächsten, ich verstand ihre Einsamkeit ihr fast krankhaftes Verlangen nach Freundschaft, Liebe und Zuneigung, die Autorin lässt sie erzählen von ihrer Kindheit und ihrer Ehe, beides geprägt von Vernachlässigung. Ann erzählt all dies der Anwältin Leen Rogers, die eigene Ziele verfolgt und getrieben ist von ihrem Wunsch nach Rache an dem Psychiater Theodor Stein.

Und Berne, das Opfer aus dem ersten Teil? Berne will eigentlich nur nach Hause, zu ihrem Mann und ihrem Sohn, die noch immer auf sie warten als käme sie jeden Moment zur Tür herein, als wäre sie nur kurz fort gewesen. Herzzerreißend ist hier das einzige Wort, das mir einfällt.

Nienke Jos hat die Messlatte für weitere Bücher sehr hoch gehängt und nicht nur für ihre eigenen. Ich hätte nicht gedacht das es an der Art einen Krimi oder Thriller zu schreiben noch etwas Neues geben kann, Nienke Jos hat mich eines Besseren belehrt.

Wenn man auf den Tod wartet, können sich Minuten schier unendlich hinziehen, während im Kampf ums Überleben jede Sekunde zählt. Kaum eine Autorin geht so gnadenlos mit ihren Protagonisten um, wie Nienke Jos es tut. Auch im lang ersehnten zweiten Teil stellt sie ihre Leser kompromisslos auf die Probe: kein Weiß, kein Schwarz, kein furioses Finale, stattdessen eine moralische Irrfahrt an den Abgrund der menschlichen Seele. Und wer noch glaubt, Jos habe etwas für die Guten übrig, wird hier meisterlich durch die Manege geführt. Ein gelungener Abschluss des spannenden Zweiteilers.

Ausnahmsweise stimme ich dem Klappentext. s. o. ohne Vorbehalte zu.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Schwarzer See

Schwarzer See
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Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison ...

Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison von denen Vivian die Anführerin zu sein scheint, ihr folgen alle, was sie sagt ist Gesetz aber Vivian ist zudem auch noch nett und hilfsbereit Emma gegenüber, nachdem diese ihr gleich zu Beginn die Stirn bietet.Seit dem Verschwinden der drei Mädchen plagt Emma das schlechte Gewissen.

Emma verarbeitet diese Zeit mit dem Malen düsterer Bilder und steht kurz vor ihrem Durchbruch als Künstlerin. Als sie eine Einladung der Besitzerin des Camps Franny Harris bekommt, diese will das Camp wieder eröffnen und Emma soll als Kunstlehrerin dort arbeiten.

Nach kurzem Zögern nimmt Emma das Angebot an, fest entschlossen herauszufinden was in jener Nacht geschah. Im Camp trifft sie auf einige Personen die schon damals dort waren, die Familie Harris mit den Söhnen Chet und Theo, Lehrer, Betreuer, Hausmeister, es gibt viele Verdächtige.

Als sich die Ereignisse wiederholen und wieder 3 Mädchen verschwinden setzt sie alles daran die Kinder zu retten.

Das Verschwinden von Kindern, deren Verbleib niemals geklärt werden konnte, ist in der Literatur nicht neu um so schwieriger ist es für Autoren, das Thema so zu verarbeiten das es spannend und mitreißend ist, das ist Riley Sager hier durchaus gelungen.

Fast Kapitelweise wechselt die Geschichte von der Gegenwart in die Vergangenheit und mit jedem Wechsel kommen mehr Informationen zutage. Schicht für Schicht legt er die Wahrheit frei.

Dank der ruhigen Erzählweise, ist die unterschwellige düstere Atmosphäre die für Emma über dem Sommercamp liegt kontinuierlich spürbar. Emma misstraut Francis und ihrer Familie, als Teenager beschuldigte sie den älteren Sohn etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun zu haben und als sie ein Tagebuch findet, das Vivian, eines der verschwunden Mädchen geschrieben hat, scheint sich ihr Verdacht, zu bestätigen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, was Francis damit bezweckt Emma im Camp anzustellen, ist sie so nett und freundlich wie sie tut, liegt ihr das Wohlergehen der Mädchen und auch das Emmas so sehr am Herzen oder will sie Rache dafür das Emma ihren Sohn beschuldigte?

Auch die Rollen der anderen sind eher undurchsichtig, mit geschickt platzierten Worten rückt der Autor mal diesen mal jenen in den Focus meiner Verdächtigungen.

Die Story lebt von ihrer Atmosphäre, eher ruhig führt der Autor durchs Buch, er baut die Spannung langsam auf, er weckt die Neugier des Lesers auf das was geschah und auf das was in der Gegenwart geschieht.

Ich vergebe eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Hannah und ihre Brüder

Hannah und ihre Brüder
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Auf einer Gala bedroht Ben Solomon einen der Honoratioren Chicagos mit einer alten Militärwaffe aus dem 2. Weltkrieg. Der Unternehmer Elliot Rosenzweig ist ein Gönner der Stadt, einflussreich und wohltätig. ...

Auf einer Gala bedroht Ben Solomon einen der Honoratioren Chicagos mit einer alten Militärwaffe aus dem 2. Weltkrieg. Der Unternehmer Elliot Rosenzweig ist ein Gönner der Stadt, einflussreich und wohltätig. Der Rentner Ben Solomon behauptet das Rosenzweig in Wahrheit der Nazi Otto Piontek zu sein, der während des Naziregimes Bens Familie verriet und bestahl.Ben und Otto waren einst wie Brüder, Bens Eltern nahmen den Jungen wie einen Sohn auf, als dessen Vater sich nicht um ihn kümmern konnte, von allen geliebt macht Otto trotzdem eine fatale Entwicklung durch die ihn am Ende zum Schlächter von Zamość werden ließ. Doch zunächst half Otto der Familie soweit es ihm möglich war,am Ende ist er ein Verräter, an allen Werten die seine Pflegefamilie ihm mitgegeben hat.

Rosenzweig streitet ab besagter Piontek zu sein, im Gegenteil, er hätte als Jude unter dem Regime gelitten und nur knapp in Auschwitz überlebt.

Der Privatdedektiv Liam Taggart überredet die Anwältin Catherine Lockhardt sich Bens Geschichte anzuhören. Sehr zögerlich und erst nach vielen Stunden in denen Catherine von Bens Schicksal erfährt übernimmt sie seinen Fall. Sie verklagen Elliot Rosenzweig auf Schadenersatz.

Hannah und ihre Brüder ist eine weitere Geschichte gegen das Vergessen. Ich bin ein großer Freund solcher Romane, die vielleicht den einen oder anderen dazu anregen sich mit der Geschichte Europas zu dieser düsteren Zeit zu beschäftigen.

Zu Beginn des Buches war ich hin und her gerissen, was wenn Ben sich irrt, wenn Rosenzweig wirklich der ist der er behauptet zu sein und Ben den Ruf eines Unschuldigen zerstört?

Catherine kündigt ihre Stelle bei einer renommierten Anwaltskanzlei, eine Pro Bono Vertretung Bens wäre dort nicht möglich gewesen und sucht gemeinsam mit Liam nach Beweisen für Rosenzweigs Schuld, was sich nach so langer Zeit als schwieriges Unterfangen herausstellt und sie steht unter Zeitdruck, soweit ich das verstanden hatte, kann die gegnerische Seite mit Genehmigung des vorsitzenden Richters einen kaum zu bewältigenden Zeitplan aufstellen, der ohne ein Team von Anwälten kaum zu bewältigen ist.

Ich war, wie eigentlich immer bei Romanen, die die Judenverfolgung zum Thema haben, zutiefst erschüttert und kann immer noch nicht fassen zu welchen Grausamkeiten der Mensch fähig ist. Die Geschichte Bens und seiner Familie, ihre Hoffnung darauf das sich alles noch zum Guten wenden wird und die Erkenntnis das es keine Hoffnung mehr gibt, hat der Autor eindrucksvoll beschrieben.

Der Teil, der im Jahr 2004 spielt, hat mir leider nicht so gut gefallen, zu oft wurde die Erzählung durch Nebensächlichkeiten unterbrochen, da ging es auffallend oft ums Essen. Während ich noch darauf hinfieberte, das Ben Gerechtigkeit Wiederfahren wird, zog der Autor eine Lösung aus dem Hut, die zwar realistisch ist, aber viel zu abrupt kam.

Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Hannah und ihre Brüder ist ein emotionaler Roman, der zum Nachdenken anregt und lange nachhallt.

Ich gebe gern eine Leseempfehlung

Veröffentlicht am 24.07.2019

Zu Staub

Zu Staub
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Die beeindruckendsten Bücher, sind oft die, deren Geschichte sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen lässt.

Zu Staub

gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.

Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ...

Die beeindruckendsten Bücher, sind oft die, deren Geschichte sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen lässt.

Zu Staub

gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.

Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt. Tief im Outback sind sie einander die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt.

Dieser Satz aus dem Klappentext vermittelt einen guten Eindruck der Ausdehnungen des australischen Outbacks. Wer sich hier verirrt oder schlecht ausgerüstet unterwegs ist, ist schon verloren. Das wusste natürlich auch Cam, der mittlere Bruder Bub und Nathans und doch starb Cam qualvoll am Stockman Grab.
Der herbeigerufene Polizeibeamte und der Sanitäter Steve können keinerlei Gewalteinwirkung feststellen, sie vermuten Selbstmord, auch wenn der allseits beliebte Cam keinen Grund dazu hatte, er ist glücklich verheiratet, hat zwei Töchter und auf der Farm steht alles zum Besten.

Zu Staub, ist kein Krimi, diese Genre Einordnung gefiel mir schon nicht bei The Dry, dem ersten Buch das ich von Jane Harper las, aber jetzt ich wusste ja das ich keinen klassischen Krimi erwarten konnte.
Zu Staub ist ein Roman, er erzählt die Geschichte der Brüder. Ihrer Kindheit und Jugend auf der elterlichen Farm. Zeiten die geprägt waren von ihrem gewalttätigen Vater.
Hauptsächlich wird die Geschichte Nathans erzählt, den man durchaus als Hauptprotagonist bezeichnen kann. Nathan wird von den Einheimischen, wegen eines schwerwiegenden Fehlers den er während seiner Scheidung machte, geächtet. Kontakt hat er fast nur noch zu seiner Familie und auch den nur noch sporadisch. Nach und nach offenbart sich die Wahrheit, die Wahrheit über die Vergangenheit und die Gegenwart und die Wahrheit darüber warum Cam starb. Zu diesem Punkt legt die Autorin immer wieder neue Spuren, immer wieder rätselte ich, was geschehen war und was die Person, die gerade im Focus der Erzählung stand damit zu tun haben könnte.
Ich habe dieses Buch in einer Nacht durchgelesen, dieses Vergnügen hatte ich schon lange nicht mehr. Dazu mussten natürlich mindestens zwei Faktoren zusammen kommen. Der erste: Niemand da den meine Leselampe stört. Und zweitens ein Buch das ich einfach nicht aus der Hand legen konnte.
Jane Harper hat mich mitgenommen ins Outback, ich spürte die gnadenlose Hitze, den roten Staub der sich auf alles legt und die Einsamkeit.
Ich bin immer noch fasziniert von der Erzählkunst der Autorin, ihre Beschreibungen machen die handeln Personen lebendig ich konnte jeden Schritt, den sie taten, nachvollziehen und verstehen.

Natürlich ist mir bewusst das bei einer Übersetzung auch immer die Übersetzer von großer Bedeutung sind, leider wird dieser Umstand viel zu selten erwähnt. Diesmal führt aber kein Weg daran vorbei:

Ulrike Wasel und Klaus Timmermann haben einen großartigen Job gemacht.

Ich vergeben für Zu Staub eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.07.2019

R.I.P.

R.I.P.
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Per Snapchat sendet Stellas Mörder Fotos und Videos von den letzten Minuten im Leben des 16.jährigen Mädchens, an ihre Freunde und Familie. Während die Polizei im Dunkeln tappt warum das allseits beliebte ...

Per Snapchat sendet Stellas Mörder Fotos und Videos von den letzten Minuten im Leben des 16.jährigen Mädchens, an ihre Freunde und Familie. Während die Polizei im Dunkeln tappt warum das allseits beliebte Mädchen Opfer eines Verbrechens wurde, werden weitere verstörende Nachrichten verschickt. Die Nachrichten zeigen nicht nur die äußerst brutale Vorgehensweise des Täters, beide Jugendliche entschuldigen sich mehrmals, aber es wird nicht klar wofür und die die wissen könnten warum der Täter die Kinder zu einer Entschuldigung zwingt, schweigen.

Dies ist schon der dritte Fall für den Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freya und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Die Vorgängerbände DNA und SOG hatten mich absolut überzeugt, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Das Thema ist hochbrisant und aktuell, in Zeiten in denen Nachrichten innerhalb von Sekundenbruchteilen viele Empfänger erreichen können, in denen es ein leichtes ist Menschen öffentlich zu verunglimpfen und lächerlich zu machen, wahrscheinlich brisanter den je.
Yrsa Sigurdardottir hat in ihrem neusten Buch das Thema Mobbing aufgegriffen, sie beschreibt wie Mobbing funktioniert und welche Auswirkungen es auf die Opfer hat, diese Passagen sind die, die mir am meisten zugesetzt haben. Stück für Stück enthüllt die Autorin die Hintergründe der Taten.
Huldar und Freya sind wieder einmal ein recht gutes Team, wenn es um ihr gemeinsames Ziel geht, auch wenn ihnen von Huldars Vorgesetzter Erla, das Leben mehr als schwer gemacht wird, dazu kommt das sie kaum verwertbare Spuren haben.

Immer wieder schafft es die Autorin Spannung aufzubauen, die dann aber leider durch Passagen unterbrochen wurden, die von den Zwistigkeiten zwischen Huldar und Erla erzählen. Im nachhinein ist mir bewusst geworden, das es auch hier um Mobbing geht, Erla nutzt ihre Position aus um Huldar kaltzustellen, auch wenn das den Ermittlungen schadet. Trotzdem schmälerten die andauernden Streitigkeiten das Lesevergnügen so sehr, wie sie auch den Ermittlungen schadeten.
3,5 Sterne