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Veröffentlicht am 26.06.2024

Draußen und doch im Keller

Wir sind dann wohl die Angehörigen
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73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand ...

73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand welcher Eindrücke das Buch entstanden ist (ausschließlich Erinnerungen oder doch tagebuchähnliche Notizen o. Ä.). Dennoch sind die geschilderten Ereignisse plastisch, nahbar und vor allem ohne besonders viel Füllstoff. Gerade durch die kindliche Sicht wird besonders deutlich, welche Fürchterlichkeit sich in den Menschen abgespielt haben muss, die in irgendeiner Weise näher mit dem Entführungsfall zu tun hatten.

Vor allem durch das Ineinandergreifen mit dem Buch seines Vaters, also aus der tatsächlichen Situation im Keller, eine gelungene, wenn auch allzu kurz geratene Nacherzählung.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Das alte Grauen in neuem Gewand

Der Saboteur: Was passiert, wenn Geschichte sich wiederholt?
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65 / 100
Leander Bauer, ein junger aufstrebender Schriftsteller in verschiedenen Sparten, versucht mit dem vorliegenden Werk die grauenhaften Situationen, die sich im Zweiten Weltkrieg so (ähnlich) zugetragen ...

65 / 100
Leander Bauer, ein junger aufstrebender Schriftsteller in verschiedenen Sparten, versucht mit dem vorliegenden Werk die grauenhaften Situationen, die sich im Zweiten Weltkrieg so (ähnlich) zugetragen haben, in Form einer Zukunftsdystopie zu projizieren.

Nun wirkt die Geschichte leider relativ unausgereift, ohne Tiefgang (als den alles überdeckenden der Unmenschlichkeit) und ohne ganzheitliche Struktur. Das Ende, mag es noch so heroisch wie vorhersehbar sein, kommt unvermittelt und bleibt halb-offen, obwohl es gut getan hätte, es einfach auszuschreiben. Überhaupt ist die Story von Anfang an etwas zu groß aufgezogen, denn der Fokus bleibt auf wenigen, meist farblosen Charakteren.

Angeblich wurde das Buch lektoriert, das kann aber allenfalls flüchtig erfolgt sein; Fehler gibt es leider zuhauf (insbesondere bei der Kommasetzung), teilweise sind auch Silben falsch getrennt und doppelt in einem Wort vorhanden (das nur am formalen Rande).

Als Erstlingswerk ist das Buch sicherlich ehrbar; ich hätte mir aber durchaus mehr Subtilität im Kontext des brachialen Überthemas gewünscht.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Undurchschaubar bleibt undurchschaubar

Schwachstellen
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60 / 100
Als Leser die Balance zwischen „Ich kann mich identifizieren“, „Ich kann es nachvollziehen“ und „Ich kann es akzeptieren“ in einem fiktionalen Werk zu finden, ist schwierig.

Im vorliegenden Fall ...

60 / 100
Als Leser die Balance zwischen „Ich kann mich identifizieren“, „Ich kann es nachvollziehen“ und „Ich kann es akzeptieren“ in einem fiktionalen Werk zu finden, ist schwierig.

Im vorliegenden Fall sind die Handlungen des Protagonisten einerseits vollkommen erklärbar, andererseits überhaupt nicht zu verstehen. Das ist sicher mit der Entwicklung und der resultierenden Abnormität seiner Vergangenheit zu beantworten, jedoch führt das zu einer solchen Willkürlichkeit der Charakterzeichnung, die immer rechfertigt werden kann, dass es mir schwerfällt, eine Verbindung zu ihm aufzubauen.

Der Mittelteil, trotz seines Grauens, spielt am Ende eigentlich gar keine Rolle mehr, einige Nebenfiguren bleiben samt ihres Schicksals im Dunklen, das Ende kommt wie immer völlig abrupt mit einer neuerlichen, kaum stimmig begründbaren Charakterwendung daher und dann ist auch schon Schluss. Da helfen auch all die dystopisch anklingenden Details einer Zeit des Cyberpunks nicht, denn die wurden schon zuvor etliche Male beschrieben.

Was bleibt, sind viele Beschreibungen irgendwelcher irrelevanten Orte und vielzähliger Speisen. Vor allem in solchen Passagen habe ich mich gefragt, ob es bei Literatur aus anderen Kulturen sinnvoll ist, sich vorher mit einigen Bräuchen und sozialen Unabänderbarkeiten vertraut zu machen – es hätte das Leseerlebnis eventuell etwas verbessert, wobei insbesondere der ständige Wechsel zwischen direkter und indirekter Rede eher anstrengend war und ist.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Das vielseitige Handbuch für Einsteiger:innen

Unlearn Patriarchy
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75 / 100
Wenn ein Asterisk zur Inklusion aller angesprochenen Menschen verwendet wird, kann man sich direkt das Geräusch eines implodierenden Gehirns im Kopf eines besonders erzkonservativen Subjektes ...

75 / 100
Wenn ein Asterisk zur Inklusion aller angesprochenen Menschen verwendet wird, kann man sich direkt das Geräusch eines implodierenden Gehirns im Kopf eines besonders erzkonservativen Subjektes hinzufantasieren.

Auf aktuelle Entwicklungen des Zeitgeistes hinzuweisen, Erklärungsansätze zu finden und im selben Moment nicht belehrend zu wirken, ist ein sehr schmaler Grat, dessen Begehung bei Weitem nicht allen gelingt. Dieses Buch führt viele Aspekte unseres Alltags und der Art, wie wir zusammen leben (wollen) hin zu einer breit gefächerten Lektüre, die alle Interessierten an die Hand nimmt und Denkanstöße gibt, ohne den Zeigefinger zu erheben.

Die ultimative Einstiegsliteratur zu den Themen, die momentan bewegen und die hilft, eigene Handlungs- und Denkweisen hier und da zu überdenken – selbst wenn man der Meinung ist, den genannten Bereichen schon offen und progressiv gegenüberzustehen.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Der steile Weg zurück

Tsunami im Kopf
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67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller ...

67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller Kleinarbeit lässt er ausgewählte Ereignisse seiner Rehabilitation (und dem Weg dorthin) Revue passieren und spart dabei urplötzlich wesentlich gewordene Details wie ein Speicheltropfen auf seinem unbeweglichen Körper nicht aus.

Das Buch zeigt, dass in seiner medizinischen Versorgung wahrlich nicht alles perfekt lief, aber es zeigt auch viel Aufopferung seiner Familie und seinen starken Willen, sich nicht für immer unverändert mit der Situation abzufinden. Dabei spielt er neben all der bitteren Ernsthaftigkeit auch mit Ironie und Sarkasmus, was die Thematik deutlich auflockert. Dass die Zerstückeltheit der Erzählung dem Folgen der Geschichte ein wenig im Weg steht, ist als notwendiger Wermutstropfen anzusehen.

Ich wünsche ihm nach wie vor die größtmöglichen Fortschritte für seine Genesung und bin gespannt, inwieweit er seine angestrebte Schriftstellerkarriere weiter verfolgt (im November 2023 erschien sein erstes fiktionales Werk, das ich mir bei Gelegenheit zu Gemüte führen möchte).

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