Weniger wäre mehr gewesen - hatte mir mehr versprochen
In den Farben des DunkelsZu Beginn verliert der Autor nicht viel Zeit und man ist sehr schnell mitten im Geschehen. Der 13-jährige Joseph, von allen nur Patch genannt, beobachtet durch Zufall wie ein Unbekannter versucht eine ...
Zu Beginn verliert der Autor nicht viel Zeit und man ist sehr schnell mitten im Geschehen. Der 13-jährige Joseph, von allen nur Patch genannt, beobachtet durch Zufall wie ein Unbekannter versucht eine Mitschülerin zu entführen. Er rettet diese, wird dafür jedoch selbst entführt und muss längere Zeit in einem dunklen Raum verbringen, wobei er viele intensive und tiefsinnige Gespräche mit einem Mädchen, das sich Grace nennt, führt. Als er schließlich aus seinem Gefängnis befreit wird, ist Grace verschwunden - niemand glaubt ihm so richtig, dass sie real ist und nicht nur in seinen Gedanken existiert. Nach diesem rasanten und insgesamt recht knappen Einstieg beginnt die eigentliche Handlung, die sich über fast drei Jahrzehnte zieht.
Die kurzen, teilweise nur eine knappe Seite langen Kapitel lassen sich zwar gut lesen, allerdings bleiben dadurch die Charaktere auch etwas eindimensional. Andererseits hat das Buch zu viele Längen und einige Wendungen zu viel, die dann jedoch recht kurz geschildert werden, so dass der Eindruck entsteht der Autor wollte jeden Gedanken, der ihm kam, unbedingt irgendwie unterbringen und möglichst viele Klischees bedienen. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Einiges hat mich zudem an die beiden Vorgängerwerke „Von hier bis zum Anfang“ und „Was auf das Ende folgt“ erinnert, so dass es mir manchmal so vorkam, als hätte Whitaker die gleichen Grundzutaten irgendwie neu zusammen gemischt – z.B. einen jugendlichen Underdog mit einer kranken, überforderten Mutter, einen Polizisten, der ein gut gehütetes Geheimnis mit sich trägt und einen zu Unrecht Verurteilten, der sein Schicksal schweigend auf sich nimmt, um andere zu schützen.
An manchen Stellen gelingt es Chris Whitaker zwar äußerst gut die Emotionen der Protagonisten zu beschreiben, aber dann wirkt vieles wieder sehr hölzern und aufgesetzt. Dadurch hat mich das Buch irgendwann nicht mehr mitgenommen und mein Interesse ist im Laufe der knapp 600 Seiten merklich abgeflacht. Am Ende wollte ich nur noch wissen wie es ausgeht.
Ich hatte mir mehr versprochen und nachdem mich auch Chris Whitakers drittes Werk trotz vieler Vorschusslorbeeren nicht wirklich überzeugen konnte, wird es wohl das letzte Buch von ihm gewesen sein, dass ich gelesen habe.