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Veröffentlicht am 21.09.2018

Mathildas Geheimnis

Die Frauen vom Löwenhof - Mathildas Geheimnis (Die Löwenhof-Saga 2)
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Im 2. Band der Löwenhof-Trilogie, die wir wieder gemeinsam in einer Blogger Leserunde gelesen haben, befinden wir uns diesmal im Jahr 1931.
Sechzehn Jahre sind seit dem Abschluss des ersten Bandes vergangen. ...

Im 2. Band der Löwenhof-Trilogie, die wir wieder gemeinsam in einer Blogger Leserunde gelesen haben, befinden wir uns diesmal im Jahr 1931.
Sechzehn Jahre sind seit dem Abschluss des ersten Bandes vergangen. Mathilda lebt in Stockholm und träumt von einer Zukunft mit ihrem Freund Paul. Sie möchte die Handelsschule besuchen, heiraten und danach mit Paul eine Möbelwerkstatt eröffnen. Doch ihre Zukunftspläne lösen sich von einem Tag auf den anderen in Schall und Rauch auf. Ihre Mutter, die wir aus dem ersten Band kennen, stirbt und Mathilda ist plötzlich Waise. Bei der Testamentseröffnung erwartet sie eine Überraschung. Auf Wunsch ihrer Mutter wird Gräfin Agneta Lejongård ihr Vormund und nimmt sie mit zum Löwenhof. Mathilda weiß nicht, dass Agneta ihre Tante ist und wundert sich über die Testamentsverfügung ihrer Mutter. Auf dem Löwenhof angekommen wird sie nicht von allen freudig begrüßt. Die Zwillingssöhne von Agneta reagieren sehr unterschiedlich. Während Ingmar Mathilda dabei hilft, sich auf dem Gut wohlzufühlen und ihr das Reiten beibringt, lehnt sie sein Bruder Magnus von Anfang an kategorisch ab. Er geht sogar so weit, dass er sich immer wieder Gemeinheiten ausdenkt, um sie vom Hof vertreiben zu können. Doch so schnell gibt Mathilda nicht auf. Sie schließt die Handelsschule ab und lebt sich auf dem Gut ein. Als der Krieg ausbricht ist sie Agneta eine große Hilfe, denn auch der König ordert seine Zuchtpferde nicht mehr vom Löwenhof, was zu einem großen finanziellen Verlust führt.
Doch an ihrem 21. Geburtstag erhält sie ein Schreiben, das sie vollkommen aus der Bahn wirft. Sie bricht alle Brücken hinter sich ab und geht zurück nach Stockholm, wo sie sich ein neues Leben jenseits des Löwenhofes aufzubaut. Da erreicht sie ein verzweifeltes Schreiben von Agneta....

Das Leben auf dem Gutshof wird genauso bildhaft und lebendig beschrieben wie im ersten Teil. Der Mittelpunkt ist und bleibt der Löwenhof. Das Kriegsgeschehen nimmt keinen zentralen Platz in der Geschichte ein, ist aber präsenter als im ersten Band. Schweden ist weiterhin neutral, wird aber immer mehr in den Krieg hineingezogen, vorallem nachdem das ebenfalls neutrale Norwegen eingenommen wurde. Dabei tauchen auch Themen wie Widerstand und Flüchtlinge auf.
Die fortschreitende Technik und das Rollenbild der Frau sind ebenfalls in der Geschichte verpackt. Bräuche und Traditionen, wie das schwedische Mittsommerfest, werden auch in diesem Buch immer wieder erwähnt.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, manchmal aber noch immer etwas zu eindimensional. Mathilda ist eine sehr starke Persönlichkeit. Sie lässt ihre eigenen Ziele nicht so schnell aus den Augen, auch wenn es in diesem Band oft knüppeldick für die junge Frau kommt. Manchmal war sie mir aber zu sehr Übermensch. Manche Handlungen fand ich trotz der Schicksalschläge, die sie bereits erlitten hat und sie schneller erwachsen werden ließen, zu übertrieben.
Generell finde ich die Stimmung im zweiten Teil etwas bedrückender. Dazu trägt auch Magnus bei. Ich habe immer darauf gewartet zu erfahren, warum er sich so hinterhältig gegenüber Mathilda verhält, doch die Autorin hat sich nicht dazu geäußert. Ich nehme somit an, dass er einfach einen wirklich miesen Charakter hat und dies sein wahres Wesen widerspiegelt.
Seinen Zwillingsbruder Ingmar mochte ich sehr, auch wenn ich anfangs meine Zweifel hatte, dass er wirklich der Gutmensch ist, als der er sich ausgibt.
Paul ist ein wankelmütiger junger Bursch, der erst durch eigene Schicksalsschlägezu sich selbst findet.
Agneta hingegen verliert in diesem zweiten Teil ihre bewunderswerte Energie und wirkt oft verzweifelt und überfordert, verfällt sogar in Depressionen.

Gefehlt hat mir ein zeitlicher Überblick. Die Zeitsprünge sind oftmals größer und ich hielt beim Lesen doch einige Male inne, weil ich zwar wusste in welcher Jahreszeit man sich gerade befindet, aber nicht mehr genau in welchem Jahr. Gerade bei einer Lektüre, die während der Weltkriege spielt, ist dies für mich wichtig.
Ebenso fand ich es schade, dass eine wichtige Figur aus dem ersten Teil hier nur kurz in der dritten Person erwähnt wird. Hier hatte ich mir doch einen stärkeren Auftritt gewünscht!

Fazit:
Ein rasanter zweiter Teil, der mich genauso packen konnte, wie der Reihenauftakt. Ich habe mich wieder sehr wohl am Löwenhof gefühlt. Die Geschichte liest sich trotz der 700 Seiten zügig, hat aber diesmal eine etwas bedrückendere Stimmung.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Wieder absolut TOP!

Liebe und Verderben
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Es sind die Siebziger Jahre des letztesn Jahrhunderts. Hippiekultur und Vietnamkrieg sind vorüber, aber die 12jährige Leni erlebt jeden Tag dieses Lebensgefühl aufs Neue. Seit ihrer Geburt ziehen ihre ...

Es sind die Siebziger Jahre des letztesn Jahrhunderts. Hippiekultur und Vietnamkrieg sind vorüber, aber die 12jährige Leni erlebt jeden Tag dieses Lebensgefühl aufs Neue. Seit ihrer Geburt ziehen ihre Eltern Cora und Ernt Allbright von Ort zu Ort. So findet sie schwer Anschluss und hat keine gleichaltrigen Freunde. Ernt leidet seit seiner Rückkehr aus dem Vietnamkrieg an einer posttraumatischen Störung. Er trinkt zu viel, wird gewalttätig und jobmäßig hält er es nie länger an ein und demselben Arbeitsplatz. Als er von einem befreundeten Vietnamveteran ein Stück Land in Alaska erbt, ist er erstmals voller Tatendrang. Er beschließt mit Frau und Tochter nach Alaska zu ziehen, um nochmals einen Neuanfang zu wagen. Als sie in Kaneq ankommen, werden die Allbrights herzlich aufgenommen. Gemeinschaft wird großgeschrieben und alle packen tatkräftig mit an, um ihre Blockhütte wintersicher zu machen. Hier hilft jeder jeden, denn nur gemeinsam kann man in der Wildnis überleben. Die Gastfreundschaft und die wunderbare Natur geben Leni Hoffnung, dass ihre Eltern endlich einen Platz gefunden haben, wo sie zusammen glücklich werden können. In Matthew findet sie endlich einen gleichaltrigen Freund. Doch die Familie ist nicht auf den langen und rauhen Winter vorbereitet. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser und der Weg in die Schule ist weit. Bald werden die Tage kürzer und während die Drei auf engen Raum zusammenleben, kehren die Depressionen und die schrecklichen Dämonen von Ernt zurück. Cora liebt Ernt und wie jede Frau, die geschlagen wird, sucht sie die Schuld bei sich selbst. Doch Ernts Aussetzer und Wahnvorstellungen werden immer schlimmer...

Kristin Hannah begeistert mich immer wieder aufs Neue! Nicht alle ihre Romane konnten mich überzeugen, aber diejenigen, die von mir 5 Sterne bekommen haben ("Die Nachtigall" und "Wie Blüten im Wind") sind Bücher, die mir immer im Gedächtnis bleiben werden und einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal haben. "Liebe und Verderben" gehört nun definitiv dazu!
Der Roman ist jedoch nicht einfach zu lesen, denn Leni muss so einiges in ihrem Leben verkraften. Wir begleiten sie über eine Zeitspanne von ungefähr fünfzehn Jahren und erleben so ihre Entwicklung hautnah mit. Dabei gewinnt sie an Stärke und verliebt sich in das rauhe Alaska. Sie findet endlich so etwas wie Heimat. Ihre einzige Stütze ist Matthew, doch sein Vater Tom ist Ernt's größter Feind. Es hat mir in der Seele weh getan, wie Leni sich nichts sehnlicher wünscht, als eine normale Familie, Liebe und Geborgenheit. Sie versucht so wenig wie möglich aufzufallen, um nicht den Ärger ihres Vaters heraufzubeschwören, während dieser immer verrücktere Wahnvorstellungen hat.

Die Charaktere sind sehr authentisch dargestellt. Cora ist eine eher schwache Frau, die ihren Mann abgöttisch liebt und ihm immer wieder verzeiht. Doch mit der Zeit entdeckt man, dass sie nicht so schwach ist, wie sie erscheint und vorallem ihre Tochter schützen will. Trotzdem konnte ich ihre Handlungen oft nicht verstehen.
Versöhnlich stimmen hingegen die einzigartigen Landschaftsbeschreibungen von Alaska. Die Autorin fängt die Atmosphäre wundervoll ein. Die ausdrucksstarken Beschreibungen der Umgebung, der Wildnis und der Tierwelt, sowie die Unterwerfung der Menschen an die Natur und die Jahreszeiten, werden hervoragend dargestellt. Der intensive und emotionale Schreibstil lassen einem in der Geschichte versinken. Meine Gefühle spielten verrückt, während ich darauf hoffte, dass Leni und Cora endlich nicht mehr leiden müssen. Der Roman ist tiefgründig und spricht einige Themen wie häusliche Gewalt, Eifersucht, das Schicksal der Kriegsveteranen, die unberührte Natur und Traumabewältigung an.Dieses Familiendrama fesselte mich so sehr, dass sich einige Thrillerautoren ein Beispiel nehmen könnten!

Mein einziger kleiner Kritikpunkt an diesem wundervollen Roman ist eine etwas unglaubwürdige Wandlung einer Figur am Ende des Buches. Mehr kann ich nicht dazu sagen, sonst würde ich spoilern.

Schreibstil:
Der emotionale Schreibstil von Kristin Hannah hat mich wieder sofort gepackt und an die Geschichte gefesselt. Die Autorin schreibt intensiv und ausdrucksstark. Die Spannung ist dauerhaft greifbar, lässt aber auch immer wieder nach, um den Leser verschnaufen zu lassen. Keine andere Autorin hat es bis jetzt geschafft mich emotional so zu packen!

Fazit:
Was für eine Achterbahn der Gefühle! Ein grandioses Buch mit unglaublicher Spannung und wunderbarer Landschaftsbeschreibung. Ein Familiendrama, das alles bietet, was man sich von einem 5 Sterne Buch erwartet. Kristin Hannah hat hier wieder ein Meisterwerk abgeliefert. Eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 15.09.2018

Meranas persönlichster Fall

Todesfontäne
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Diesen 6. Band sollte man nicht ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbandes lesen!


Manfred Baumann legt uns mit seinem 6. Band rund um Chefinspektor Martin Merana einen sehr düsteren Krimi vor. Im letzten ...

Diesen 6. Band sollte man nicht ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbandes lesen!


Manfred Baumann legt uns mit seinem 6. Band rund um Chefinspektor Martin Merana einen sehr düsteren Krimi vor. Im letzten Teil "Mozartkugelkomplott" wurde Merana schwer verletzt und hat außerdem einen schweren Schicksalsschlag erlitten. "Todesfontäne" ist sicherlich Meranas persönlichster Fall!

Durch die durchwegs eher düsteren Gedanken unseres Protagonisten schwebt über den Krimi eine eher negative Energie. Diese zieht zwar den Leser zu Beginn etwas runter, ist aber notwendig, da Merana im letzten Band einen schweren Schicksalschlag erlitten hat. Seitdem leidet er unter Depressionen. Seine Rücktrittserklärung hat er abgegeben, denn er möchte nicht mehr in den Polizeidienst zurückkehren. Im Rehabilitationszentrum, wo er seine Schussverletzung auskuriert, hat er bereits gedanklich mit seiner Polizeikarriere abgeschlossen. Da kontaktiert ihn seine Kollegin Carola wegen eines aktuellen Falles. Im Schlossgarten zu Mirabell wurde eine Leiche im Brunnen gefunden. Es ist der deutsche Geschäftsmann Hans von Billborn, der anlässlich eines Kongresses in Salzburg weilte. Auf seinem Notebook hatte er kurz vor seinem Tod ein Foto angesehen, welches vor ungefähr 40 Jahren genau vor demselben Brunnen aufgenommen wurde, wo nun seine Leiche entdeckt wurde. Darauf zu sehen sind ein fröhliches, junges Paar: Hans von Billborn und Meranas Mutter Rosalinde. Dieses Bild reißt Merana aus seinen Depressionen. Er versucht herauszufinden, wann und wie Hans von Billborn seine Mutter kennengelernt hat und warum er dieses Foto kurz vor seinem Tode auf seinem Laptop angschaut hat. Während seine Kollegen sich um den Mordfall kümmern, muss sich Merana seiner Vergangenheit stellen.

Bereits in den letzten Bänden wurde der tragische Tod seiner Mutter erwähnt, aber nie Genaueres darüber erzählt. Nun sieht sich Merana gezwungen, sich mit dem für ihn traumatischen Unglück auseinanderzusetzen und stößt auf einige Ungereimtheiten. Doch nach fast 40 Jahren ist dies ein schweres Unterfangen. Als Billborns Tochter Jennifer anreist, versuchen sie gemeinsam herauszufinden, in welcher Verbindung ihr Vater und seine Mutter standen. Doch da passiert ein weiterer Anschlag auf ihn und wieder gibt es einen Toten. Warum steht er im Fokus des Täters?

Wie von Manfred Baumann gewohnt, gibt es neben der Krimihandlung wieder eine bildhafte "Stadtführung" durch die Salzburger Innenstadt. Zentrum ist diesmal natürlich der Mirabellgarten und seine Brunnen und Figuren. Man merkt hier wieder sehr stark, dass sich der Autor mit Geschichte und der Kunstszene beruflich befasst hat und sich sehr gut auskennt. Auch die Umgebung rund um Salzburg kommt nicht zu kurz, wenn Merana seine Großmutter besucht oder die näheren Umstände des Todes seiner Mutter aufzuklären veruscht.

Die Spannungskurve steigt diesmal erst gegen Ende des Buches an. Der Leser versucht mitzurätseln, doch Merana ist uns und seinen Kollegen eine Spur voraus. Das Ende konnte mich leider nicht gänzlich überzeugen.

Schreibstil:
Im Gegensatz zum letzen Krimi schreibt Manfred Baumann diesmal nicht so detailverliebt. Die Sätze sind sehr kurz gehalten. Sie spiegeln Martin Meranas Gefühlwelt wider. Mit der Zeit werden sie etwas länger - passend zu seinem Gemütszustand. Die Stimmung ist großteils düster. Sie dauerte mir fast zu lange an.
Punkten kann der Autor wieder mit viel Lokalkolorit und seiner Mischung aus Krimi und Informationen über Salzburg.
Die Kapitelüberschriften zeigen den Wochentag und das Datum an.

Fazit:
Der neue Krimi aus der Reihe rund um Kommissar Martin Merana war mir diesmal zu schwermütig. Auch das Ende fand ich etwas konstruiert. Trotzdem hatte ich wieder sehr angenehme Lesestunden mit dieser wunderbaren Mischung aus Krimi und einem Spaziergang durch Salzburg. Ich hoffe, dass der kommende Band der Reihe wieder etwas mehr Heiterkeit versprüht.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Das geheimnisvolle Medaillon

... und über uns der Himmel von Peru
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Schon das Setting rief bei mir den Wunsch hervor diese Geschichte lesen zu wollen. Der Klappentext verspricht eine berührende Liebesgeschichte mit viel exotischem Flair. Das Cover des Romans lädt sowieso ...

Schon das Setting rief bei mir den Wunsch hervor diese Geschichte lesen zu wollen. Der Klappentext verspricht eine berührende Liebesgeschichte mit viel exotischem Flair. Das Cover des Romans lädt sowieso zum Träumen ein.

Die Autorin hat in der Leserunde betont, dass es sich hier um ein Herzensbuch ihrerseits handelt. Wie ihre Protagonistin fühlt sie sich schon lange mit Peru verbunden und hat das wunderschöne Land als Setting für ihren neuen Roman gewählt.
Emilia ist Medizinstudentin und sehr ehrgeizig. Jedes Jahr darf der oder die Jahrgangsbeste den Professor ihres Kurses nach Peru begleiten, wo er für einige Wochen in einem Krankenhaus arbeitet. Emilia interessiert sich schon von jeher für Peru und möchte unbedingt das Semester als beste Studentin abschließen. Als sich ihr Wunsch erfüllt, bekommt sie von ihrer Großmutter ein geheimnisvolles Medaillon geschenkt. Dieses zeigt den Sonnengott Inti. Einst wurde es am Machu Picchu unerlaubt von einer Urahnin aus Peru mit nach Deutschland genommen. Emilia soll dieses besondere Medaillon an seinem Bestimmungsort zurückbringen. In Cusco angekommen lernt sie David kennen, der sie vom ersten Augenblick an faszinert. Doch der rothaarige junge Mann mit den wunderschönen grünen Augen ist Theologiestudent und Priesteranwärter. Sein älterer Bruder Marc arbeitet im Krankenhaus in Curahuasi, wo er dem Professor zur Hand geht. Er ist dort der beste Chirurg und er soll Emilia unter seine Fittiche nehmen. Doch die erste Begegnung läuft alles andere als gut... Außerdem geht Emilia David nicht aus dem Kopf und sie unternimmt so einiges, um den jungen Mann von seinem Ziel abzubringen, was Marc so gar nicht gefällt.

Die verbotene Liebe zu einem Priester erinnert alle älteren Leser wohl sofort an Pater Ralf und Maggy aus "Dornenvögel". Was habe ich diese TV-Reihe damals geliebt! Doch vergleichen kann man die beiden Geschichten nicht - das wäre auch nicht sinnvoll!
Durch den religiösen Touch (Priesteranwärter) hatte ich oft das Gefühl, dass ich einen Roman aus einem christlichen Verlag lese. Manchmal ist dies ja bei mir der Fall, weil mich vorallem die historischen Begebenheiten darin interessieren. Mit den Inkas, ihrer Kultur und den dazugehörigen mystischen Geschichten, kommt aber auch ein Touch Magie in den Roman. Das Geheimnis um das Amulett wurde spannend dargestellt und konnte Gänsehaut bei mir erzeugen.

Auch der Unterschied der ärtzlichen Versorgung, bei uns in Europa und den Menschen außerhalb der Großstädte in Peru, wurde sehr realistisch dargestellt. Hier wird einem wieder vor Augen gehalten, wie gut es uns geht und wie selbstverständlich ein Arzt, ein Rettungsdienst oder eine Sozialversicherung sind.

Die Liebesgeschichte selbst und die Protagonisten konnten mich hingegen nicht ganz überzeugen. Die Charaktere sind zwar wunderbar ausgearbeitet, aber ich hatte immer eine gewisse Distanz zu ihnen. Emilia war mir nicht wirklich sympathisch. Sie war mir einfach zu sprunghaft. Emilia ist zwar eine sehr ehrgeizige Studentin, ist hilfsbereit und lässt sich mit Haut und Haaren auf dieses fremde Land ein, aber ihre Flatterhaftigkeit fand ich schrecklich. Die Dreiecksgeschichte ist ebenfalls nicht wirklich mein Ding.
Marc hatte bereits am Anfang seine Pluspunkte bei mir verspielt, auch wenn er sich im Laufe der Geschichte sehr zum Positiven verändert und wirklich einen langen Atem bewiesen hat. Hinter seiner rauhen Schale steckte doch ein weicher Kern.
David fand ich sehr sympathisch, einfühlsam, aber unentschlossen. Ihm fehlt der starke Wille seines Bruders.
Die Landschaft und die Menschen des Landes hätten, meiner Meinung nach zugunsten der Lovestory, mehr Platz einnehmen können. Einige Stellen waren mir zu kitschig und das Ende fühlte sich für mich einfach nicht richtig an. Aber vielleicht bin auch zu unromantisch....

Ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine Chance geben, denn immer wieder wurde in der Leserunde die Toskana-Reihe von Jani Friese erwähnt, die wohl alle Mitleser bereits begeistern konnte. Und auch meine Lieblingsautorin hat Romane veröffentlicht, die ich auch "nur" durchschnittlich fand...

Schreibstil:
Jani Friese schreibt flüssig und mit viel Gefühl. Die Geschichte liest sich leicht. Man merkt, wie sie mit ihren Protagonisten mitfiebert und ihnen Leben einhaucht. Die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren sind immer spürbar.
Emilia erzählt aus der ich-Perspektive. Ihre innere Zerissenheit und ihre Verliebtheit wirkt dadurch wunderbar authentisch.

Fazit:
"...und über uns der Himmel" konnte meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Das wunderbare Setting und der interessante Plot steht einer, für mich, zu kitschige Dreieckgsgeschichte gegenüber. Auch das Ende ließ mich etwas zwiegespalten zurück. Die Figuren blieben mir teilweise fremd, obwohl sie charakterlich gut gezeichnet waren. Trotzdem werde ich der Autorin eine weitere Chance gebe

Veröffentlicht am 11.09.2018

Von der einen großen Liebe..

Was bleibt, sind wir
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Ich liebe Liebesromane, in denen sich die Protagonisten trennen oder nur wenige Tage treffen und verlieben und sich danach lange Zeit nicht mehr sehen. Dabei fragen sie sich vielleicht immer noch, was ...

Ich liebe Liebesromane, in denen sich die Protagonisten trennen oder nur wenige Tage treffen und verlieben und sich danach lange Zeit nicht mehr sehen. Dabei fragen sie sich vielleicht immer noch, was wohl geworden wäre, wenn sie zusammen geblieben wären oder wie es wohl ist, sich nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren wiederzutreffen.
Diese "Liebe" zu Romane dieser Art habe ich seit dem Film "Before Sunrise" mit Ethwan Hawke und Julie Delply. Die beiden lernen sich im Zug kennen, verlieben sich und verbringen einen Tag und eine Nacht in Wien. Danach versprechen sie sich nach einem Jahr am selben Ort zu treffen.....

"Was bleibt sind wir" hat ein ähnliches Thema und erinnert mich wiederum an zwei andere Romane, die ich gelesen habe (ja, man sieht, ich habe eine Vorliebe für Bücher dieser Art). In einem der beiden hat der Protagonist einen vergleichbaren Weg eingeschlagen wie Gabe in "Was bleibt sind wir". Deswegen hatte ich schon die Eingebung, wie der Roman wahrscheinlich ausgehen wird und so ist es auch eingetroffen.

Jill Santopolo erzählt in einer Art Tagebuchform aus der Sicht von Lucy, die mit Gabe eine Art Gespräch führt. Eine interessante Variante einer Erzählform, die mir gefallen hat, aber nicht jedem zusagt, wie ich aus anderen Rezensionen lesen konnte. Durch diese Art des Erzählens hat man das Gefühl Lucy liest Gabe vor und erzählt so ihre Geschichte, in der sie nichts beschönigt. Ihre Erinnerungen gehen zurück an dem Moment als sie Gabe kennen lernt. Es ist der 11. September 2001 - ein schicksalhafter Tag! Beide sind diesen Vormittag an ihrer Uni und erleben unweit von Ground Zero den Zusammenbruch der Zwillingstürme. Dieses gemeinsame Erlebnis und die magische Verbundenheit in diesen Stunden lässt sie ihr ganzen Leben nicht mehr los, auch wenn sich ihre Wege erst einige Jahre später wieder kreuzen. Diesmal werden Lucy und Gabe ein Paar. Es ist die ganz große Liebe und dennoch ist es nicht für immer. Sowohl Gabe, als auch Lucy wollen Karriere machen und bauen sich getrennt voneinander ein neues Leben auf. Trotzdem bleiben sie immer in Kontakt - manchmal mehr, manchmal weniger. Beide können nicht wirklich einen Schlusstrich ziehen, auch nicht als Lucy heiratet und Kinder bekommt. Die Emotionen zwischen den beiden sind immer spürbar. Eigentlich sind die beiden füreinander geschaffen und dennoch trennen sich ihre Wege, ohne einander je zu vergessen.

Der besondere Erzählstil verbindet den Leser direkt mit Lucys Gedanken und ihrer Gefühlswelt. Es ist eine Art Reflexion, die mich von Seite zu Seite immer mehr berührt hat. Trotzdem hätte ich Lucy oder Gabe manchmal einfach auch nur schütteln wollen.... Einige Entscheidungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen und machten Lucy oder Gabe, sowie auch Darren, nicht immer sympathisch. Während Gabe charakterlich eher auf der Stelle tritt, entwickelt sich Lucy doch weiter, wird reifer und verantwortungsbewusster, aber ist trotzdem noch oft unüberlegt.

Das Ende war, wie ich es erwartet hatte, barg aber auch noch eine kleine Überraschung. Jedoch fand ich es auch etwas übereilt, denn ich hätte mir noch auf eine oder zwei Fragen eine Antwort gewünscht.
Im Vergleich zu den anderen beiden Romanen, die ich gelesen habe und ähnlich gestrickt sind, schneidet "Was bleibt sind wir" leider schlechter ab.

Schreibstil:
Für mich hat sich der Roman flüssig lesen lassen, auch wenn die Erzählform eine etwas andere als gewohnt war. Die Autorin hat besondere Momente, wie 9/11, sehr behutsam und eindringlich beschrieben. Die Handlung wird nur von wenigen Charakteren bestritten. Diese sind sehr lebendig dargestellt, auch wenn ich nicht immer alle Handlungen der beiden Hauptprotagonisten nachvollziehen konnte.


Fazit:
Ein berührender Roman, der von der großen Liebe erzählt, bei der jedoch nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Manchmal kamen mir Gabe und Lucy vor wie die zwei Königskinder, die nicht zusammenkommen können... Liebe und Verlust liegen in diesem Roman eng beieinander...wie so oft im wirklichen Leben.