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Veröffentlicht am 27.07.2025

Reise zu sich selbst

Pinguine fliegen nur im Wasser
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Mit "Pinguine fliegen nur im Wasser" (der Titel wird in der Geschichte erklärt) hat Henriette Krohn einen etwas anderen Roman geschrieben.
Vincent lebt ein Leben auf der Überholspur, welches ihm das Gefühl ...

Mit "Pinguine fliegen nur im Wasser" (der Titel wird in der Geschichte erklärt) hat Henriette Krohn einen etwas anderen Roman geschrieben.
Vincent lebt ein Leben auf der Überholspur, welches ihm das Gefühl von Routine gibt. Gleichzeitig hat er seine Gefühlswelt seit Jahren ausgesperrt, nachdem ihm seine vietnamesische Mutter mit nur drei Jahren bei seinem depressiven Vater zurückgelassen hat. Seine Tage als Unternehmensberater sind durchgeplant und lassen keine Überraschungen zu. Und doch wird er eines Tages völlig unerwartet aus seinem Job und der dazugehörigen Firmenwohnung geschmissen. Seine Ex-Geliebte und Chefin hat alles daran gesetzt ihn nicht nur zu kündigen, sondern auch seinen Ruf zu ruinieren. Vincent ist sich keiner Schuld bewusst und landet von der Situation völlig überfordert im Taxi von Greta. Sie ist das komplette Gegenteil von Vincent und eine herzensgute Frau, die laut, bunt und überboardend ist. Greta macht ihm den Vorschlag bei ihr in ihrer vor kurzem geerbten Villa zu wohnen, wenn er ihr hilft, diese zu restaurieren. Als ihm dämmert, dass er weder Freunde, noch andere Wohnmöglichkeiten hat, nimmt er Gretas Angebot an. Er merkt, wie ihm die Renovierung immer mehr Spaß macht und lernt dabei weitere skurrile Personen in Gretas Umfeld kennen. Neben der alten Gräfin, die in der Nachbarvilla wohnt, Gretas kleiner Nichte Mathilda und Dackel Leah, Schildkröte Charlotte, Gretas großmäuligen Freund Boje und Kurt mit der Trillerpfeife, der ihn bei den Renovierungsarbeiten zur Hand geht, lernen wir mit der Zeit auch Greta besser kennen.

In Rückblenden erfahren wir von ihrer schweren und einsamen Kindheit. Als Tochter zweier Ärzte, denen ihr Kind nur im Weg stand und welches sie bei den gefühlskalten Großeltern abgeben, ist es verwunderlich, wie aus dem vereinsamten Kind eine so herzliche junge Frau mit "Menschenrettersyndrom" geworden ist. Genau diese Frau zeigt Vincent im Laufe der Renovierungsarbeiten, worauf es im richtigen Leben wirklich ankommt.
Die meisten Charaktere sind liebenswert und sympathisch, aber es gibt auch Menschen in beider Leben, die ihnen Energie rauben.
Der Schreibstil ist leicht, manchmal sehr detailliert und atmosphärisch. Die Dialoge sind lebendig und die Restaurierung und Dekoration der alten Villa wird sehr bildhaft beschrieben. Hier hatte ich wahrlich Kino im Kopf.
Während die am Ende kleine Liebesgeschichte bei mir nicht wirklich "angekommen" ist, fand ich den Humor der Autorin trotz mancher schweren Themen auflockernd. Eine leise Geschichte mit Tiefe, die für mich aber trotzdem nicht zu einem Highlight gereicht hat.

Fazit:
Ein bezaubernder Roman, der für mehr Toleranz, Diversität, Freundschaft und Herzlichkeit wirbt. Dabei spricht die Autorin aber auch Themen wie Depressionen, Vernachlässigung von Kindern durch ihre Eltern, Einsamkeit und Ausgrenzung an. Dies alles verpackt sie in eine kleine "Wohlfühlgeschichte" mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren, die schlussendlich zu sich selbst finden.

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Veröffentlicht am 25.07.2025

Etwas viele Handlungsstränge, aber eine tolle Reihe

Die Kriminalistinnen. Der stumme Zeuge
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Mit dem dritten Band um die Kriminalistinnen endet die Trilogie um die ersten Frauen in Deutschland als Polizeianwärterinnen. Mir hat diese Reihe richtig Spaß gemacht und ich habe mich auf ein Wiedersehen ...

Mit dem dritten Band um die Kriminalistinnen endet die Trilogie um die ersten Frauen in Deutschland als Polizeianwärterinnen. Mir hat diese Reihe richtig Spaß gemacht und ich habe mich auf ein Wiedersehen mit Lucia und ihren Kolleginnen von der Düsseldorfer Kripo gefreut.

Es ist der Dezember 1970, als Lucia Specht und ihr Team einen ganz besonders schlimmen Fall von Kindesentführung bekommen. Die kleine Liese verschwindet vom Weihnachtsmarkt, den sie mit ihrer Großmutter besucht hat. Vorhin saß sie noch auf einem Pferdchen am Kinderkarussell und plötzlich ist sie nicht mehr da. Sofort wird eine Suchaktion gestartet. Lucia, die nach ihrer Zeit bei der Sitte nun in der Vermisstenabteilung arbeitet, setzt alles daran die Vierjährige zu finden. Bald ist ihnen klar, dass sie entführt wurde und schnell sind auch drei Verdächtige ausgemacht. Doch wer von ihnen ist der Entführer und wohin wurde Liese gebracht? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...
Während Lucia alle Hände voll zu tun hat, erfährt sie, dass ihr Vater und ihr Bruder Henning nach einem Grubenunglück im Krankenhaus sind. Ihr Vater darf noch am selben Tag wieder nach Hause, doch Henning ist schwer verletzt. In seinen Sachen findet sie ein Notizheft, in dem er anscheinend den mutmaßlichen Mörder ihrer Mutter beschattet und sich akribisch den Tagesablauf notiert hat. Lucia ahnt Schlimmes....
Zusätzlich wird sie auch noch kurzfristig nach Köln versetzt, wo sie ihre Kollegen unterstützen und als verdeckte Informantin arbeiten soll. Die Kölner Szene versinkt immer mehr im Spiel- und Drogensumpf. Glückspiel, Gewalt, Banküberfälle und Hehlerei sind an der Tagesordnung. Getarnt als Kunststudentin porträtiert sie in dubiosen Lokalen einige Gäste und lernt schnell nicht nur Kleinkriminelle kennen....

Lucia Specht ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Sie ist eine taffe und sympathische Ermittlerin, die sich zu dieser Zeit, wo Frauen kaum im Polizeidienst anzutreffen sind, durchsetzen kann. Mit Mieze, Ruth, Lilli, Petra und Renate hat sie Freundinnen fürs Leben gefunden, auch wenn wir uns in diesem dritten und letzten Band von einigen von ihnen verabschieden müssen, denn leider bleiben nur Lucia, Ruth und Mieze als harter Kern des Ausbildungsjahrganges übrig. Generell kamen mir die anderen beiden Mädchen in diesem Teil der Reihe auch etwas zu kurz.
Gott sei Dank ist noch Lucias Alibi-Freund Toni dabei, der mit seinem italienischen Charme punktet, aber nicht offen zu seiner Homosexualität stehen darf.
Ein spannender Charakter ist ebenfalls Kommissar Kuhn von der Düsseldorfer Polizei, den ich sehr mochte.

Der Krimi ist wieder sehr dialoglastig und Mathias Berg fängt das damalige Zeitgeschehen wieder wunderbar ein, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass es diesmal etwas reduzierter war.

Der Autor hat in diesem dritten Teil viele Themen aufgemacht und Lucia gleich an drei Stellen eingesetzt, was ich fast etwas zu viel finde. Dazu kommt noch das etwas komplizierte Liebesleben, welches einiges durcheinander wirbelt. Ich wäre ehrlich gesagt lieber länger beim Vermisstenfall der kleinen Liese geblieben, als in Köln über Ganoven zu ermitteln. Trotzdem war dieser Strang immens wichtig, denn der Showdown baut sich darauf auf und war wirklich rasant und temporeich und bringt noch die eine oder andere Überraschung mit sich. Am Ende werden alle Handlungsstränge perfekt zusammengeführt.

Fazit:
Für mich war der dritte und leider letzte Teil der Retro-Krimi-Trilogie etwas schwächer als seine Vorgänger. Grund waren vor allem die etwas zu vielen Handlungsstränge. Sonst hat mich der Krimi aber wieder sehr gut unterhalten und vor allem das Ende war sehr spannend.

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Veröffentlicht am 22.07.2025

Mattel und Barbie

Ein Leben für Barbie
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Wer kennt sie nicht die Barbie-Puppe? Barbie ist heutzutage nicht nur eine Puppe für Kinder, sondern ein Markenname, der alles Mögliche vermarktet. Der Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling war ...

Wer kennt sie nicht die Barbie-Puppe? Barbie ist heutzutage nicht nur eine Puppe für Kinder, sondern ein Markenname, der alles Mögliche vermarktet. Der Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling war nur einer der großen Hits in den letzten Jahren, doch die Zeichentrick-Filme mit Barbie als Balletttänzerin usw. hat schon meine Tochter gerne geschaut. Ich bekam meine erste Barbie erst mit 11 oder 12....genau weiß ich es nicht mehr, aber eben zu einer Zeit, wo ich nur mehr wenig damit gespielt habe. Ich war aber auch nie ein Puppenmädchen, wobei mich Barbie noch mehr interessiert hat, als Babypuppen. Da war mir mein Teddy "Peter" lieber...

Umso interessanter fand ich die Geschichte der Barbie Puppe von Renée Rosen. Der Roman behandelt eher die Unternehmensgeschichte der Firma, denn Ruth Handler, Mitbegründerin der Firma Mattel, lebte für ihr Unternehmen und vor allem für Barbie, die nach ihrer Tochter Barbara benannt wurde. Die Idee zu einer Gelenkpuppe, die nicht wie eine Babypuppe aussah, kam ihr im Europa-Urlaub, als sie die "Bild Lilli" in einem Schaufenster in Luzern entdeckte. Diese war Vorbild eines gleichnamigen Comics und nicht wirklich für Kinder gedacht. Ruth hatte jedoch die Idee eine solche Puppe zu kreieren, die den Mädchen mehr Möglichkeiten geben soll. Man sollte mit ihr spielen, aber auch immer wieder neu einkleiden können. Ebenso sollte die Puppe in Mädchen die Vorstellung zur vielfältigen Entwicklung fördern und sich nicht nur als Mutter und Ehefrau zu sehen.
Ihr Mann und Geschäftspartner Elliot, wie auch die Ingenieure und Entwickler bei Mattel, waren nicht wirklich von Ruths Idee überzeugt. Erst mit Jack Ryan fand sie einen Mann der Tat, der jahrelang tüftelte, um das richtige Material zu finden und die beweglichen Gelenke herzustellen. Bis die Puppe jedoch fertig wurde, dauerte es Jahre und der Erfolg ließ zu Beginn ebenfalls auf sich warten. Erst durch einen Werbefilm, der vor allem bei den kleinen Mädchen einschlug, kamen die ersten Bestellungen ins Haus.

Der Roman wird aus drei verschiedenen Sichtweisen erzählt: aus der von Ruth Handler natürlich, aus der von Jack Ryan, dem Chefentwickler und der (fiktiven) Modedesignerin Stevie Kling. Alle drei sind sehr ehrgeizige Charaktere, die für ihre Arbeit leben.
Ruth kämpfte in einer männerdominierenden Firma um ihren Platz als Mitbegründerin und Geschäftsfrau oftmals gegen Windmühlen. Sie ordnete ihr Familienleben eindeutig dem Unternehmen unter. Obwohl sie das Verkaufstalent und die Ideengeberin war, wurde sie systematisch aus der Firma hinausgetrieben.
Doch war sie wirklich die Erfinderin der Barbie? Diese Frage stelle ich mir auch noch nach der Lektüre und muss jeder für sich selbst beantworten. Auf jeden Fall aber besaß sie die Voraussicht, den Ideenreichtum und den Ehrgeiz, um Barbie schließlich herzustellen.

Jack Ryan, Chefentwickler bei Mattel, hatte neben seinen beruflichen Perfektionismus private Probleme. Er war manisch-depressiv und Legastheniker, liebte Partys, Alkohol und hatte jede Menge Affären. Er verfiel mit der Zeit dem Geld und glamourösen Leben abseits seines Jobs.

Stevie wollte eigentlich Haute Couture entwerfen und keine Puppenkleider. Sie findet auch das Abbild von Barbie nicht in Ordnung und fühlt sich anfangs - trotz sehr guter Bezahlung - nicht ganz wohl mit ihrem Job als "Puppenkleiderausstatterin". Doch sie erkennt nach Jahren bei Mattel, wie ihr dieser Job den Weg für eine weitere Karriere ebnete.
Die Charaktere, Haupt- wie Nebenfiguren, sind äußerst lebendig gezeichnet und ich hatte in meinem Kopf sehr reale Vorstellungen ihrer Persönlichkeiten.

Was mir ebenfalls gefallen hat war, dass der Roman nicht mit dem ersten Erfolg der Barbie Puppe aufhört, sondern auch die weiteren Jahre und Jahrzehnte beschreibt, in denen Mattel zu einer Aktiengesellschaft wurde und das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Mitarbeiter zu schwächeln begann. Weitere Höhenflüge, aber auch so einige Misserfolge sind vorprogrammiert.


Fazit:
Eine interessante Romanbiografie über die Höhen und Tiefen eines Spielzeugkonzerns und dem Mythos der Barbiepuppe.

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Veröffentlicht am 20.07.2025

Kommt nicht ganz an den ersten Teil heran

Dunkle Künste und ein Daiquiri
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Auch den zweiten Teil der Guild Codex Spellbound Reihe habe ich als Hörbuch gehört. Ich mag einfach die Sprecherin, der ich gerne folge.
Tori möchte weiterhin im Craw and Hammer arbeiten und wartet auf ...

Auch den zweiten Teil der Guild Codex Spellbound Reihe habe ich als Hörbuch gehört. Ich mag einfach die Sprecherin, der ich gerne folge.
Tori möchte weiterhin im Craw and Hammer arbeiten und wartet auf ihren Vertrag mit der Gilde, als ihre drei Freunde Aaron, Ezra und Kai den Auftrag erhalten einen Schwarzmagier auf die Spur zu kommen und ihn auszuliefern. Dieser entführt junge magische Begabte, die danach spurlos verschwunden bleiben. Tori bietet sich als Lockvogel an und soll undercover ermitteln. Sie möchte das zuletzt entführte Mädchen Nadine nach Hause holen. Doch sehr schnell erkennt sie, dass sie bereits dem abtrünnigen Mythiker ausgeliefert ist und ihre Freunde in großer Gefahr schweben. In der Welt des Schwarzmagiers lernt sie bald, dass dieser eigentlich ziemlich sexy und nicht ganz so böse ist, wie sie dachte. Dafür gibt es dunkle Künste und böse Hexen, die nach ihrem Leben trachten. Vor allem aber fragt sich Tori, wie sie wieder zurück in das Craw and Hammer und zu ihren drei Freunden kommt, denn die Parallelwelt, in der sie gelandet ist, hat keinen Weg zurück....

Auch diesmal fand ich die schlagfertige Tori richtig cool und mochte ihre impulsive Art. Warum mir dieser Band nicht so gut, wie der Vorgänger gefallen hat?
Ich bin kein richtiger Fantasyleser und deshalb gab es hier einige Elemente, die mir zu viel davon hatten, wie z. Bsp. das Auftauchen von Drachen. Außerdem gab es ein paar Augenroll-Momente, wenn Tori den sexy Schwarzmagier besser kennenlernt. Vermisst habe ich auch ihre drei Freunde, die in diesem Teil doch sehr lange abwesend sind.
Die Geschichte ist trotzdem wieder sehr humorvoll und locker-leicht erzählt. Das Ende ist actionreich, spannend und lässt wieder Spielraum für die Fortsetzung.

Fazit:
Kommt nicht ganz an den ersten Teil der Guild Codex Spellbound Reihe heran, aber unterhält wieder auf locker leichte Art und mit viel Humor.

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Veröffentlicht am 20.07.2025

Spannender Survival Pageturner

Die Yacht
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Sarah Godwin ist eine Autorin, bei der ich nie genau weiß, was ich bekommen werde. Mein erstes Buch von ihr, "Die Insel" hat mir sehr gut gefallen. Danach kam "Das Resort", welches ich mittlerweile noch ...

Sarah Godwin ist eine Autorin, bei der ich nie genau weiß, was ich bekommen werde. Mein erstes Buch von ihr, "Die Insel" hat mir sehr gut gefallen. Danach kam "Das Resort", welches ich mittlerweile noch schlechter bewerten würde, als bei meiner Rezension letztes Jahr. Umso gespannter war ich auf ihren diesjährigen Thriller "Die Yacht".

Der Thriller spielt an Silvester. Hannah ist zur exklusiven Silvesterparty auf der Luxus-Yacht ihrer Freundin Libby und deren Mann Olly vor der italienischen Küste eingeladen. Hannah ist die einzige im Freundeskreis ehemaliger Studentinnen, die nicht in der obersten (Geld-)Liga mitspielt. Umso überraschter ist sie, als sie feststellt, dass bei der diesjährigen Silvesterparty nicht wie üblich jede Menge Leute geladen sind, sondern nur sie, ihre Freundin Maggie mit ihrem Verlobten Leon und Harry, ihr heimlicher Schwarm von damals. Der Künstler ist erst vor nicht allzu langer Zeit entdeckt worden und nun auch in den Kreis der Reichen und Schönen aufgestiegen.
Hannah fühlt sich von Beginn an nicht wohl auf der Yacht. Obwohl sie mit Libby und Maggie noch immer in Kontakt ist, klaffen zwischen den drei Freundinnen finanzielle und gesellschaftliche Welten. Außerdem kommt sich Hannah vor, als müsste sich Libby vor ihr brillieren und zeigen, was sie sich im Gegensatz zu Hannah alles leisten kann. Viel zu schnell kippt die Stimmung und es kommt zwischen der Gruppe zu Sticheleien. Neid und Missgunst, exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum lädt die Stimmung noch weiter auf. Hannah nimmt sich vor die Yacht am nächsten Morgen zu verlassen. Doch am nächsten Tag treibt diese auf dem offenen Meer. Es gibt keinen Treibstoff und die Verbindung zur Außenwelt ist gekappt. Wo am Vorabend noch mit dem Essen geprasst wurde, sind die Vorräte beachtlich geschrumpft und müssen rationiert werden. Schon bald liegen die Nerven blank und vor allem die beiden Männer von Libby und Maggie agieren übergriffig und werden immer gefährlicher. Als plötzlich eine der sechs Menschen an Bord verschwunden ist, eskaliert die Situation.

Ich liebe ja "Locked Room Stories" und da bin ich bei Sarah Goodwin richtig. Die Dynamik zwischen den sogenannten Freunden ist eine der großen Stärken dieser Geschichte, die aus der Sicht von Hannah erzählt wird. Wir teilen ihre Gedanken und Ängste und erfahren, warum sie an der Freundschaft zwischen Libby und Maggie festhält, obwohl beide auf Hannah herabsehen. Für sie wird die Situation immer brisanter. Sie weiß nicht mehr, wem sie vertrauen oder ob sie überhaupt irgendjemand auf der Yacht vertrauen kann. Misstrauen wird rasch zur Paranoia und die Geschichte zu einem Survival Drama.

Alle Charaktere, außer Hannah und der etwas undurchsichtige Harry, sind richtig unsympathisch. Vor allem Leon hat mich beim Lesen mit seinen frauenfeindlichen Aussagen immer wieder auf die Palme gebracht. Hannah ist hingegen eine starke Protagonistin, die über sich hinauswächst. Trotzdem steckt sie in einer schier ausweglosen Situation, die auf kein Happy End schließen lässt. Die unterschwellig bedrohliche Stimmung zieht sich durch den ganzen Roman.
Über einige kleine Logikfehler konnte ich hinwegsehen. Einzig das Ende konnte mich nicht ganz überzeugen und fand ich etwas überzogen, aber sonst hat mich dieser Thriller gut unterhalten.

Fazit:
Wer gerne Survival Thriller und Locked Room Stories liest, kommt hier auf seine Kosten und bekommt einen spannenden Thriller vorgesetzt, der zwar einige nicht ganz realistische Szenen beinhaltet, aber mir trotzdem gut gefallen hat. Man bekommt eine packende Story und einen tollen Plot.

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