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Veröffentlicht am 31.07.2018

Streckenweise unglaubwürdig

Die letzte Stunde
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Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden ...

Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert in Südengland: Die Pest hat auf die britische Insel übergegriffen. Innerhalb kurzer Zeit rottet die Krankheit Dörfer und Landstriche aus. Zu diesem Zeitpunkt ist Lady Anne's Ehemann, Sir Richard, auf dem Weg zum zukünftigen Ehemann seiner Tochter Eleanor. Dieser soll erkrankt sein und der Herr von Develish möchte diesem Gerücht auf den Grund gehen, bevor die Hochzeit fixiert wird. Er erkennt nicht, wie groß das Ausmaß der Krankheit bereits ist, die nicht nur Eleonores schwächlichen Verlobten bereits erfasst hat. Nur Lady Annes Vertrauter Gyles Startout durchschaut, was seinem Herren verheimlicht werden soll und er bittet Sir Richard frühzeitig aufzubrechen. Doch der Mann ist ein eingebildeter und grausamer Herrscher, noch dazu nicht sehr helle. So stirbt der Großteil seines Gefolges den schwarzen Tod und bringt die Krankheit bis vor die Tore von Develish. Lady Anne ist jedoch für ihre Heilkunst angesehen und ergreift für diese Zeit eine völlig ungewöhnliche Maßnahme. Sie schließt die Tore, verbrennt die Zugbrücke und verhängt somit eine Quarantäne über ihr Volk. Auch die wenigen Rückkehrer, ihren Mann eingeschlossen, verweigert sie den Zutritt. Sie setzt den alten Verwalter ihres Mannes ab und setzt stattdessen Thaddeus ein, einen Bastard, der jedoch ein äußert kluger Kopf ist. Das versetzt einige Bewohner des Dorfes in Aufregung und bald darauf geschieht ein Mord...

Die für diese Zeit sehr ungewöhnliche Rolle einer Frau lässt mich etwas zwiespältig zurück. Auch wenn Lady Anne adelig und die Ehefrau des Gutsherren Sir Richards ist, handelt sie nicht ihrer Zeit gemäß. Und kein Mann hätte sich von ihr etwas Vorschreiben lassen.
Hygiene und Sauberkeit waren zu dieser Zeit- ja sogar bis ans Ende des 19. Jahrhundert - etwas völlig Unbekanntes! Lady Anne hat in Develish allerdings schon zu dieser Zeit einige Maßnahmen dazu ergriffen. Außerdem lernt sie dem Großteil ihrer Dienerschaft Lesen und Schreiben, wo im 14. Jahrhundert nur Mönchen und Priestern dieses Wissen zuteil wurde. Hier kann ich gegebenenfalls ein Auge zudrücken, da sie selbst in einem Kloster erzogen wurde....

Die Charaktere sind sehr schwarz-weiß gemalt. Die machthabenen Herren sind allesamt dumm und richtig üble Burschen. Ihr eigener Ehemann ist ein Abziehbild dieser Gattung. Ihm ebnen Macht und Gier, sowie Grausamkeiten den Weg. Die einzige grausame weibliche Ausnahme ist Eleonor, seine Tochter, die komplett nach ihrem Vater kommt. Sie brachte es fertig mich die fast 700 Seiten nur zu verärgern. Diese furchtbar dumme und hartherzige junge Frau liebt es Grausamkeiten an ihren Untergebenen auszuprobieren. Dabei nutzt sie ihre Schönheit und ihren Stand schamlos aus und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.
Lady Anne hingegen kommt fast einer Heiligen gleich, die sich für ihre Dienerschaft einsetzt und zu einer wahren Ikone wird. Ihr gelingt es das Vertrauen ihrer Untertanen zu erlangen, jedoch nicht das ihrer Tochter. Lady Anne wurde von der Autorin viel zu modern und neuzeitlich für diese Epoche erschaffen.
Weitere Helden - und diesmal aus der männlichen Liga, sind der gut gebaute und intelligente Leibeigene Thaddeus. Tja, klischeehafter geht es kaum mehr.... Er wird dank Lady Annes Unterstützung der neue Verwalter. Ein Bastard? Echt jetzt?

Gefallen hat mir hingegen, wie man über die Pest und deren Entstehen nachdenkt, sowie den Schrecken der unbekannten Krankheit, die die Menschen wie Fliegen sterben lässt. Und obwohl es einige Längen gibt und vieles zu modern dargestellt wurde, konnte mich doch die Handlung größtenteils fesseln. Trotzdem wäre es besser gewesen einige Handlungsstränge zu kürzen, denn es kommen in diesem Wälzer doch einige Längen auf.
Nachdem man den letzten Seiten immer näher kommt, fragt man sich willkürlich, wie die Autorin hier noch ein logisches Ende finden will. Und die Frage ist berechtigt, denn nach fast 700 Seiten ist man alles andere als erfreut, wenn man den letzten Satz im Buch liest! Der heißt nämlich: "Fortsetzung folgt!"
Dass der Verlag kein Wort dazu verliert, finde ich nicht ganz in Ordnung und ich bin froh, dass ich das Buch aus meiner Bücherei geborgt hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist der Zeit angemessen. Minette Walters erzählt ihren Roman eher ausschweifend und detailliert. Durch unterschiedliche Sichtweisen einiger Figuren kann sich der Leser gut in andere Personen versetzen (oder auch nicht: Elenore)

Fazit:
Ein interessanter Plot, der jedoch durch einige Längen und vorallem durch die eher unglaubwürdige Darstellung einer Frau zu dieser Zeit, stark verliert. Die sehr schwarz-weiß gemalten Charaktere und vorallem der letzte Satz im Buch: "Fortsetzung folgt!" haben mir weniger gefallen. Ob ich den Folgeband lesen werde, weiß ich noch nicht...

Veröffentlicht am 29.07.2018

Trotz meiner Spinnenphobie großartig!

Das Gift der Wahrheit
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Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant ...

Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant los. Für mich als Mensch mit Spinnenphobie ist dieser zweite Fall um Alexis Hall und Karen Hellstern ein weitere Herausforderung, denn hier wird vorallem durch Spinnen getötet. Nur als kleine Warnung für alle, die ebenfalls einen Schreikrampf bei einer dicken schwarzen Spinne bekommen, wie ich.

Auch wenn man den ersten Band nicht kennt, hat man sich schnell mit Hauptkommissarin Alexis Hall und der Kriminalbiologin Karen, bekannt gemacht. Besonders Alexis ist eine eher komplizierte Frau und diejenigen, die den ersten Band und ihre Geschichte nicht kennen, könnten anfangs vielleicht kleine Schwierigkeiten mit ihr haben. Doch sie ist tough und konsequent im Beruf, im Privatleben leider weniger. Als eine Leiche mit seltenen Bisswunden gefunden wird, holt Alexis sofort ihre Freundin, die Kriminalbiologin Karen, zu Hilfe. Die junge Frau wurde bereits vor drei Jahren als vermisst gemeldet, um den Hals hat sie ein seltsames Medaillon: eine in Harz gegossene Kreuzspinne. Die Spur führt zu ihrer Lebensgefährtin Gabriela Thalberg und ihrer Tochter Merle, die von ihrem Exmann bedroht werden. Aber auch ein Stadtrat, der gegen Lesben und Schwule vorgeht, kreuzte immer wieder den Weg der Toten. Als weitere Leichen gefunden werden und man das Ausmaß der Morde erkennt, heißt es schnell handeln....

Der Plot ist außerordentlich gut durchdacht und überzeugt wieder zu 100%. Die Art, wie der Täter seine Opfer tötet, haben mir manchen Alptraum beschert. Spinnen spielen dabei eine große Rolle. Das Krabbeltier ist der eigentliche roten Faden der Geschichte und lässt auch nur gedanklich meine Haare zu Berge stehen. Meine Spinnenphobie wurde mit diesem Thriller definitiv nicht geheilt! :)

Rückblenden in die Vergangenheit, die nach Kolumbien führen und alte Zeitungsartikel über eine grausame Mordserie in Südamerika, lassen dem Leser Vermutungen anstellen, wie diese zur Geschichte um die heutigen Mordfälle passen könnten. Auch hier spielen Spinnen eine große Rolle und ist der Handschrift des Täters in Mannheim sehr ähnlich. Wie auch schon beim letzten Thriller der Autorin tappte ich bis zum Ende völlig im Dunkeln, obwohl der Thriller nicht allzu viele Figuren abseits des Polizeiapparates aufweist. Die Brutalität und Grausamkeit des Täters ist enorm, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und bleibt hoch. Interessant fand ich auch diesmal wieder die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Kriminalbiologin. Die forensischen Auswertungen, mit dem die Ermittler dem Mörder schlussendlich auf die Spur kommen, sind so erklärt, dass es auch jeder Laie verstehen muss.
Auch das Privatleben der beiden Frauen kommt nicht zu kurz und war mir manchmal fast ein bisschen zu viel. Alexis kämpft noch immer gegen ihre Dämonen aus der Kindheit und hat zusätzlich noch eine Anklage von ihrem Onkel Magnus am Hals, die ihre polizeiliche Karriere zerstören könnte.
Die Charaktere sind wieder sehr authentisch und haben Ecken und Kanten.

Schreibstil:
Der fesselnde Schreibstil der Autorin lässt einem wieder von Anfang an an den Seiten kleben. Die temporeiche Geschichte ist spannend und lässt sich wunderbar lesen. Der Thriller ist in vier Teile aufgeteilt, die mit einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1998 über Serienmorde in Kolumbien berichten. Danach gibt es ein Kapitel über einen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der von seinem Vater misshandelt wird.
Das Cover spürt sich durch einge rauhe Unebenheiten richtig toll an.

Fazit:
Nach dem großartigen Debüt hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Band und wurde nicht enttäuscht, auch wenn mir "Die Betsimmung des Bösen" noch eine kleine Spur besser gefallen hat. Im Thrillergenre habe ich nun definitiv eine Lieblingsautorin mehr! Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Kindesentführung a la Hammesfahr

Als Luca verschwand
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Im neuem Spannungsroman/Krimi von Petra Hammesfahr geht es wieder um das Verschwinden eines Kleinkindes. Diesmal ist es sogar noch ein neun Monate altes Baby, welches aus dem Kinderwagen geraubt wurde, ...

Im neuem Spannungsroman/Krimi von Petra Hammesfahr geht es wieder um das Verschwinden eines Kleinkindes. Diesmal ist es sogar noch ein neun Monate altes Baby, welches aus dem Kinderwagen geraubt wurde, während die Mutter mit dem älteren Sohn Max im Drogeriemarkt einkaufen war. Der Fall wirft viele Fragen auf, vorallem warum Mel ihr Baby im Winter draußen vor der Tür stehen lässt. Eine halbherzige Lösegeldforderung liefert der Polizei keine weiteren Hinweise und die Oma, die als erfolgreiche Autorin genug Geld hätte, ist ebenfalls verschwunden. Steckt sie etwa dahinter, weil sie ihren jüngsten Enkel nicht sehen darf? Oder ist die Mutter selbst die Täterin? Auch der Vater hat Geldsorgen und eine Entführung wäre eventuell die Lösung seiner Probleme... Und was hatte die vernachlässigt aussehende Frau mit dem Poncho, die man vor den Eingang beobachtet hat, am Kinderwagen zu schaffen? Fragen über Fragen...

Man ist bereits zu Beginn mitten im Geschehen und wir begleiten Mel mit ihrem Sohn in den Drogeriemarkt. Der Einkauf wird sehr detailliert beschrieben, ebenso wie die Beobachtungen der Verkäuferinnen im Geschäft. Erst nach und nach erfährt man mehr über die eher verworrene Familiensituation. Zusätzlich erhält man noch Einblicke in die Vergangenheit von Mels Mann Martin und seiner Mutter, wie auch in die der mysteriösen Frau mit dem Poncho. Dazu kommen noch die polizeilichen Ermittlungen und das Problem, dass Kommissar Klinkhammer vom KK11 eigentlich gar nicht ermitteln darf, da er die Familie persönlich kennt.

Die unzähligen Protagonisten machen es anfangs etwas schwer die Figuren auseinanderzuhalten. Die vielen Verwandschaftsverhältnisse und Namen verwirren zusehends und beeinträchtigen den Lesefluss. Ein Personenregister hätte ich für sinnvoll gehalten. Es werden auch viele Details geschildert, die eigentlich nicht wirklich relevant für den Krimi sind. So schleichen sich einige Längen ein. Man sollte aber trotzdem versuchen an der Geschichte dranzubleiben, denn es ist schwer wieder in diese hineinzufinden, wenn man mal pausiert hat. Durch die vielen Personen braucht man länger, bis man sie gedanklich wieder zuordnen kann und verliert sonst schnell den Überblick. Ich war zwar immer am lesen, aber trotzdem fehlte mir schlussendlich der Zugang zu den Protagonisten. Einzig die Geschichte um Anni, die Frau mit dem Poncho, konnte mich erschüttern und ich empfand tieses Mitleid mit ihr. Sonst war ich eher am Rätseln, wer denn nun den kleinen Luca entführt hat und stellte einige Thesen auf. Petra Hammesfahr unterstützte meine Überlegungen noch mit einigen überraschenden Wendungen und neuen Erkenntnissen.

Anstatt den üblichen Kapiteleinteilungen finden wir Überrschriften wie "Die Polizisten", "die Zeugen", "der Frontmann", "der Verbindungsmann" oder "die Engelssucherin". Die vielen verschiedenen Sichtweisen sind zunehmen verwirrend, da auch bei der Engelssucherin die Vergangenheit ins Spiel kommt. Ab der zweiten Hälfte hat man dann aber den Überblick und auch die Spannung zieht etwas an.
Der Spannungsbogen ist im ersten Teil eher niedrig gehalten und ist mehr Einführung in die Figuren und deren Vergangenheit. Petra Hammesfahr versucht mit unerwarteten Wendungen die Spannungskurve anzuheben und lenkt den Verdacht auf neue Personen. Die vielen Sichtweisen führen jedoch am Ende logisch zusammen. Trotzdem hatte ich von Beginn an einen Verdacht, der sich dann auch am Ende teilweise bestätigte.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist diesmal leider eher nüchtern gehalten, aber auch sehr detailliert. Das bin ich von der Autorin nicht wirklich gewöhnt.

Fazit:
Ein Krimi, der viel Aufmerksamkeit braucht und nicht viel Spannung beinhaltet. Trotzdem sind die Hintergründe der Entführung interessant dargelegt, der Schreibstil aber eher nüchtern gehalten. Es gibt eindeutig bessere Bücher der Autorin. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Die Charité - der Anfang

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Die Charité ist eine der bekanntesten Universitätskliniken Europas. Als ich letztes Jahr eine Serie im TV sah, die um die Jahrhundertwende spielte und die vorallem von Robert Kochs Forschungen erzählte, ...

Die Charité ist eine der bekanntesten Universitätskliniken Europas. Als ich letztes Jahr eine Serie im TV sah, die um die Jahrhundertwende spielte und die vorallem von Robert Kochs Forschungen erzählte, war ich begeistert. Ulrike Schweikert ist für mich keine unbekannte Autorin und nach der Leseprobe wusste ich, dass ich diesen Roman unbedingt lesen möchte.

In "Die Charité - Hoffnung und Schicksal" sind wir noch früher angesiedelt und zwar zu Anfang des 19. Jahrhunderts rund um die Jahre 1830-40. Die Cholera wütet in Teilen Osteuropas und auch in Berlin gibt es bereits die ersten Totesfälle. Die Menschen sind verängstigt und schreiben die Krankheit den giftigen Dämpfen, die aus dem Kanal aufsteigen zu. Zu dieser Zeit beginnt Elisabeth als Wärterin in der Charité zu arbeiten. Sie ist eine der wenigen Frauen und Männer, die diese schwere und kaum bezahlte Arbeit mit Herzblut verrichtet. Sie ist einfühlsam und kümmert sich liebevoll um die Patienten, aber auch wissbegierig und intelligent.
Gemeinsam mit Elisabeth beginnt auch Dr. Alexander Heydecker als angehender Arzt in der Charité zu arbeiten. Er ist noch in der Ausbildung, die ihm vom Militär gewährt wird und wird Doktor Diffenbach zugeteilt. Oft liegen sich Elisabeth und Alexander in den Haaren, aber die gegenseitige Anziehung ist groß....der Standesunterschied aber größer.

Gräfin Ludovia ist eine sehr interessante Frau, die ebenfalls ihrer Zeit weit voraus ist. Sie interessiert sich für Medizin und wäre es ihr zu der damaligen Zeit möglich gewesen, hätte sie studiert. So aber ist sie das Anhängsel eines schwachen Mannes, eines Hypochonders, der sich mit seinen eingebildeten Krankheiten das Leben schwer macht. Mit dem behandelnden Arzt des Grafen, Doktor Diffenbach, kann sie einige Stunden mit interessanten Unterhaltungen füllen und verliebt sich in ihn. Ludovica unterstützt daraufhin die Klinik mit finanziellen Mitteln für eine bessere Ausbildung der Wärterinnen.
Hebamme Martha ist die Dritte im Bunde der drei starken Frauen in dieser Geschichte. Durch einen Vorfall möchte sie nicht mehr als Hebamme praktizieren und verschreibt sich der Pathologie.
Doktor Diffenbach ist das Bindeglied dieser drei Frauen, die alle großes Interesse an der Medizin haben und von Diffenbach erkannt und unterstützt wird. Nur mit Ludovica verbindet ihn auch eine geheime Liebe.

Während wir die vier Figuren begleiten, erleben wir den täglichen Ablauf im Krankenhaus, aber vorallem bekommt man die damalige medizinische Realität vorgesetzt. Durch den sehr bildhaften Schreibstil befand ich mich selbst im Krankensaal, konnte den ekelhaften Geruch von Eiter und Bllut riechen und nur schwer atmen. Es ist kaum zu glauben, dass zu dieser Zeit bei einer Operation noch keine Betäubungsmittel eingesezt werden konnten und der Patient einfach nur festgehalten oder angebunden wurde, während er operiert wurde. Die Behandlungsmethoden der damaligen Zeit lassen den Leser dankbar sein, dass er im 21. Jahrhundert leben darf.
Auch Hygiene war ein Fremdwort! Nicht umsonst starben die meisten Patienten nach einer Operation an Wundbrand. Mit Professor Diffenbach, der sich auch der Forschung verschrieb, erleben wir einen sehr engagierten Arzt, der eigene Wege geht und nicht an althergebrachten medizinischen Irrtümern glaubte. Auch die Therapiemethoden von Patienten der psychiatrischen Klinik oder der Behandlung von Syphillis lassen einem beim Lesen die Haare zu Berge stehen...

Die Charaktere sind authentisch und wunderbar real dargestellt. Man erlebt ihre Angst, Wut oder Hoffnung hautnah mit. Die Eigenheiten der realen Personen hat die Autorin miteingeflochten. Alle haben Ecken und Kanten und wurden mit Liebe zum Detail gezeichnet. Man begegnet nicht nur bekannten Ärzten, sondern auch dem Dichter Heinrich Heine oder dem Brüderpaar Alexander und Wilhelm von Humboldt, Naturforscher und Gelehrter.

Ulrike Schweikert ist es wunderbar gelungen interessante Hintergrundinformationen zu vermitteln und dem Roman Leben einzuhauchen. Die fiktiven Figuren wie Elisabeth oder Martha stehen den realen Vertretern der Ärzteschaft, wie Dr. Diffenbach, gegenüber. Viele der angeführten Ärzte gab es wirklich und einige haben mit ihren Forschungen Geschichte geschrieben.
Fiktion und Wahrheit sind von der Autorin wunderbar verknüpft und mit einer dementsprechenden spannenden Rahmenhandlung perfekt umgesetzt worden.
Bezüglich Dichtung und Wahrheit gibt es am Ende des Romans noch einige Erläuterungen der Autorin.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und zeitgemäß, wobei er ruhig auch historischer hätte sein können. Die sachlichen medizinischen Informationen wurden mit einer spannenden Rahmenhandlung lebendig erzählt und wunderbar verknüpft.So fiebert man die 500 Seiten mit allen Figuren mit und erfährt nebenei wissenswertes über Medizin. Ulrike Schweikert hat wirklich hervorragend recherchiert.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der den Leser aufzeigt, wie viel in den letzten zweihundert Jahren im medizinischen Bereich geforscht und erreicht wurde. Mit einer spannenden Rahmenhandlung und facettenreichen Figuren hat Ulrike Schweikert interessante medizinische Hintergrundinformationen zu einer fesselnden Geschichte verschmelzen lassen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Die Vergangenheit holt dich ein

Wähle den Tod
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Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in ...

Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in Berlin. Jana Langenfeld lebt mit ihrem Lebensgefährten Hannes und den beiden gemeinsamen Kindern Kim und Max im idyllischen Eigenheim vor den Toren Berlins. Das Grauen beginnt nachdem der geliebte Familienhund im Garten der Familie verblutet - hingerichtet mit zahlreichen Messerstichen. Hier packte auch mich gleich die Wut, denn ich vertrage Gewalt an Tieren überhaupt nicht! Jana, die das Tier findet, ruft weder die Polizei, sondern vergräbt den Hund und erzählt den Kindern, dass Benny ausgerissen ist. Sie will vorallem den kleinen Max schonen, jedoch hat sie bereits eine böse Vorahnung, dass der Angriff eine Warnung an sie selbst sein könnte. Jana verbirgt nämlich ein Geheimnis, das sie schon Jahre mit sich herumträgt. Ihr Leben baut auf Lügen auf....und in diese verstrickt sie sich auch in ihrem neuem Zuhause in Berlin immer mehr. Als sie ein kompromittierendes Foto auf ihr Handy erhält, ist sie sicher, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat. Weitere Bedrohungen folgen und lassen ahnen, dass der Täter nicht aufgeben wird...

Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren aus. Die Charaktere sind facettenreich und nicht alle sympathisch. Die Kinder Max und Kim sind dem Alter perfekt angepasst und haben auch die alterstypischen Flausen im Kopf. Hannes blieb etwas blass und konnte mich nicht ganz überzeugen. Er war auch die meiste Zeit nicht anwesend oder erreichbar und seine Lebensgefährtin musste alleine zurechtkommen. Jana blieb bis zum Ende ein undurchschaubarerer Charakter, was von der Autorin gewollt war und hervorragend zur Spannung beitrug.

Wie schon in ihren vorherigen Psychothrillern spielt die Autorin auch in "Wähle den Tod" mit den Lesern. Immer wieder gibt es Rückblicke in Janas Jugendzeit, doch konkrete Hinweise für die Angriffe gibt es erst ganz zum Schluss. Durch überraschende Wendungen und die Perspektivenwechsel bleibt der Spannungsbogen über die ganzen 300 Seiten über oben und endet in einem richtigen Showdown, bei dem das Geheimnis gelüftet wird. Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet - ein Punkt für die Autorin! Ob der Schluss jedoch jedem gefällt, ist eine andere Sache. Trotzdem konnte mich "Wähle den Tod" nicht so überzeugen, wie "Schuld bist du" - mein Lieblingsthriller von Jutta Maria Hermann. Bei einigen Passagen hatte ich die richtige Vorahnung, manche Szenen waren mir etwas zu überzogen. Trotzdem hat mich auch der neueste Psychothriller von der ersten Seite an sofort gepackt und das Buch war in einem Rutsch durchgelesen.

Schreibstil:
Jutta Maria Herrmanns Schreibstil ist temporeich, fesselnd und schnörkellos. Sie versteht es perfekt den Leser mit ihrer Geschichte zu packen.
Die Kapitel sind kurz gehalten. Der Prolog wird in der Ich-Form erzählt, der Rest des Thrillers wird aus der Sicht eines Erzählers in der 3. Person wiedergegeben.

Fazit:
Ein weiterer packender Thriller der Autorin, der nicht ganz an meinem Lieblingsthriller "Schuld bist du" heranreicht, aber trotzdem fesselt und einige Überraschungen bietet. Das Ende ist Geschmackssache. Ich freue mich schon auf den nächsten Psychothriller der Autorin!