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Veröffentlicht am 21.12.2017

Gelungen, reicht aber noch nicht an seine heutigen Thriller heran

Die schwarze Dame
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Als großer Andreas Gruber Fan bin ich nun auch neugierig auf die ersten Bücher des Autors geworden. Der Goldmann Verlag hat eben erst "Die Schwarze Dame", das bereits 2007 im FESTA Verlag veröffentlicht ...

Als großer Andreas Gruber Fan bin ich nun auch neugierig auf die ersten Bücher des Autors geworden. Der Goldmann Verlag hat eben erst "Die Schwarze Dame", das bereits 2007 im FESTA Verlag veröffentlicht wurde, neu aufgelegt. Hier passt das Buch meiner Meinung auch deutlich besser hin, denn ich finde im Vergleich zu Grubers neuen Thrillern ist Peter Hogarts erster Fall viel zu wenig "blutig". Ich würde ihn sogar eher als Krimi und nicht als Thriller einordnen.

Versicherungsdetektiv Peter Hogart wird von Wien nach Prag geschickt. In der tschechischen Hauptstadt sollen äußerst wertvolle Gemälde des Künstlers Oktavian bei einem Brand in der Prager Nationalgalerie angeblich vernichtet worden sein. Alexandra Schelling, eine Kollegin, war für eine Versicherungsagentur in Prag unterwegs und anscheinend einem groß angelegten Versicherungsbetrug auf der Spur. Kurz vor ihrem Rückflug nach Wien ist Schelling allerdings spurlos verschwunden. Nachdem weder die tschechische, noch die Wiener Polizei Spuren der Vermissten finden, soll Hogart seine Kollegin aufspüren, ihren letzten Spuren folgen und den Versicherungsbetrug aufdecken. Kaum in Prag angekommen macht er die Bekanntschaft mit dem Mafiaboss Greco und seinen Schlägern. Aber auch Ivona Markovic, eine Privatdetektivin, kreuzt seinen Weg, die einen Serienmörder sucht. Bald bemerken die beiden Detektive, dass es einige Parallelen zwischen ihren Fällen gibt. Der zu Beginn thematisierte Versicherungsbetrug gerät sehr bald in den Hintergrund und Hogart und Markovic sind nun auf der Jagd eines Serienkillers....

Man merkt, dass "Die Schwarze Dame" ein Frühwerk des Autoren ist. Während Hogart authentisch und vorallem facettenreich beschrieben wird, sind manche Nebenfiguren sehr klischeehaft oder bleiben noch zu blass. Auch die Spannung kommt erst nach dem ersten Drittel des Krimis auf. Der Spannungsbogen steigt allerdings kontinuierlich an und endet in einem temporeichen Finale.

Besonders hervorheben muss man allerdings die wirklich atmosphärische und ausführliche Beschreibung der Stadt Prag. Andreas Gruber hat die Schausplätze so gelungen beschrieben, dass man am liebsten sofort nach Prag fahren möchte und diese - wirklich wunderschöne - Stadt besuchen und auf Peter Hogarts Spuren wandeln möchte.

Natürlich werde ich auch den zweiten Fall "Die Engelsmühle" noch lesen, den der Goldmann Verlag ebenfalls neu auflegt und der am 18. April erscheinen wird.

Fazit:
Die "Die Schwarze Dame" ist ein guter Thriller/Krimi, der aber noch nicht an Andreas Grubers neuen Werken heranreicht. Besonders gefallen hat mir die atmosphärische Beschreibung Prags. Die Spannung tritt erst nach dem ersten Drittel auf und der Autor vermag mit einigen interessanten Faktoren zu überraschen. Gelungen, aber noch nicht perfekt.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Wo bleibt der Weihnachtsgedanke?

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Im dritten Band der Reihe rund um Polly, Huckle und dem Papageientaucher Neil freuen sich die Drei auf ein ruhiges Weihnachtsfest. Doch mit der gewünschten stillen Vorweihnachtszeit ist es bald vorbei, ...

Im dritten Band der Reihe rund um Polly, Huckle und dem Papageientaucher Neil freuen sich die Drei auf ein ruhiges Weihnachtsfest. Doch mit der gewünschten stillen Vorweihnachtszeit ist es bald vorbei, denn in Mount Polbearne wird ein Weihnachtsbazar veranstaltet, bei dem alle Betreiber unentgeltlich ihre Ware verkaufen sollen. Für Polly und Huckle nicht sehr einfach, da sowohl die Bäckerei, als auch das Honiggeschäft viel zu wenig abwirft. Außerdem benötigen die Beiden jeden Cent für die Restaurierung des Leuchtturms. So sagt Polly zögerlich zu, als sie Reuben zu den Weihnachtsfeiertagen für ein Catering benötigt. Außerdem bringt ein folgenschweres Geheimnis rund um Kerensa Polly viel zu viel zum Grübeln. Vorbei ist es mit der erhofften Ruhe....

Die ersten Kapitel der Story konnten mich diesmal nicht sofort fesseln und ich benötigte einige Zeit um mich wieder in Mount Polbearne wohlzufühlen. Die positive Ausstrahlung und der Charme des ersten Bandes fehlte auch diesmal wieder, auch wenn die allgemeine Stimmung nicht ganz so negativ war, wie in Band 2.

Gleich zu Beginn gibt es sehr viele Rückblicke und Wiederholungen, die mir zu viel Raum einnahmen. Auch für alle Erstleser der Reihe erübrigt sich nach dem Lesen von Band 3 ein Kauf der beiden ersten Bücher der Reihe, da viel zu viel verraten wird.
Jenny Colgan's Schreibstil lässt sich wieder schnell und flüssig lesen. Der Fokus dieses dritten Teils liegt eindeutig beim Thema Familie und Pollys nicht intakte Beziehung zu ihrer Mutter.
Als größten Schnitzer sehe ich allerdings, dass sich die Autorin die Freiheit genommen hat Pollys Lebenslauf umzuschreiben! Verliert Polly im ersten Band ihren Vater mit 20 Jahren an einem Herzinfarkt, ist sie diesmal seit ihrer Geburt "vaterlos". Ihre Mutter Doreen hingegen ist eine verbitterte sitzengelassene Frau, die Polly alleine aufgezogen hat und durch die Schande eines unehelichen Kindes vollkommen isoliert lebt. Diese Story benötigte Jenny Colgan anscheindend, um ihre Geschichte rund um Pollys Zweifel gegenüber einer Ehe und Kinder mit Huckle besser darstellen zu können. Dieser Schuss geht hier aber gehörig nach hinten los!

Auch in allen anderen Bereichen kann der 3. Band, wie schon Band 2, nicht mit dem ersten Teil der Reihe mithalten. Nicht nur der fehlende Charme des ersten Buches, als auch der seiner Protagonisten, lassen mich enttäuscht zurück. Polly ist wieder etwas weinerlich gestimmt und Reuben benimmt sich diesmal wie ein echter Kotzbrocken. Sein Verhalten gegenüber der schwangeren Kerensa und seine Aussagen über sie, sind allesamt unter der Gürtellinie. Neil, der Papageientaucher und unser aller Liebling, kommt diesmal leider viel zu wenig vor, genauso wie die titelgebende kleine Bäckerei am Strandweg. Ebenso fehlt es an besinnlichen Momenten, die den Leser in vorweihnachtliche Stimmung versetzen sollte. Die ganze Story erscheint mir viel zu konstruiert und kratzt nur an der Oberfläche.
Einzig das Wiedersehen mit den altbekannten Charakteren und der bezaubernden Gezeiteninsel machen diesen dritten Roman noch lesenswert. Der Rest ist leider eine große Enttäuschung!

Fazit:
Leider kann auch der dritte Band nicht mit dem ersten Buch mithalten. Die weihnachtliche Stimmung fehlt, das Ganze kratzt viel zu sehr an der Oberfläche und auch die meisten Charaktere verlieren zunehmend ihren Charme.
Was jedoch gar nicht geht ist, dass die Autorin anscheinend nicht mehr den Lebenslauf ihrer Protagonistin kennt. Ein absolutes NO-GO! Meine 2 1/2 Sterne gebe ich für das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren und dem einmaligen Setting. Leseempfehlung kann ich leider keine abgeben. Schade!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Facettenreicher Thriller mit einigen kleinen Schwachstellen

In ewiger Schuld
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ch habe bereits einige Thriller von Harlan Coben gelesen. Sehr oft verarbeitet der Autor dasselbe Grundthema, wie das Verschwinden einer Person oder dessen Tod.
Auch in seinem neuen Thriller "In ewiger ...

ch habe bereits einige Thriller von Harlan Coben gelesen. Sehr oft verarbeitet der Autor dasselbe Grundthema, wie das Verschwinden einer Person oder dessen Tod.
Auch in seinem neuen Thriller "In ewiger Schuld" ist dieses Thema der rote Faden seiner Geschichte. Mit Maya, unserer Hauptprotagonistin, lernen wie eine äußert toughe Frau kennen, die als Kampfpilotin Einsätze in diversen Kriegsgebieten flog. Nach einem problematischen Einsatz, bei dem Zivilisten getötet wurden, wurde sie aus dem Militärdienst entlassen. Dieses Trauma verfolgt Maya als Albtraum noch immer jede Nacht. Seit ihrer Entlassung arbeitet sie als Fluglehrerin und kümmert sich um ihre 2-jährige Tochter Lily. Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Schwester steht sie nun wiederum vor einem Grab, nämlich dem ihres Ehemannes Joe. Als sie ein paar Tage später die Aufnahmen ihrer Nanny-Cam ansieht, die sie von ihrer Freundin Eileen geschenkt bekommen hat, ist sie fassungslos. Sie sieht ihren toten Ehemann mit ihrer Tochter und dem Kindermädchen. Natürlich glaubt ihr niemand, als kurz darauf die Aufnahme verschwunden ist. Maya beginnt nachzuforschen und bemerkt sehr schnell, dass der Tod ihrer Schwester und ihres Mannes einige Gemeinsamkeiten aufweisen und Joe's reiche Familie involviert zu sein scheint....

Der Thriller beginnt nach einer kurzen Anlaufzeit rasant und lässt sich wunderbar schnell lesen, auch wenn er mich nicht gänzlich packen konnte. Eines von Cobens Markenzeichen ist die Raffinesse, wie er seine Figuren dargstellt. Man weiß nie, wen man vertrauen kann.
Als Leser verfolgt man Maya's Gedanken und Handlungen. Coben versteht es viele falsche Fährten auszulegen und überraschende Wendungen einzubauen.
Das Thema Waffen und Militär ist ein zentrales und ist typisch amerikanisch. Maya ist eine Waffennärrin und liebt es zu schießen. Ihre besten Freunde sind ebenfalls beim Militär, wie ihr bester Freund Shane. Obwohl er eine zentrale Figur im Buch spielt, fehlte es ihm an Tiefe. Im Gegensatz zu Shane hat der Autor Maya sehr gut charakterisiert. Wirklich sympathisch war sie mir jedoch nicht. Sie ist extrem stur und eine sehr gute Beobachterin. Sie verliert in Stresssituationen nicht den Kopf und bleibt ruhig. Beides Fähigkeiten, die sich sich durch ihren Beruf angeeignet hat. Ihre Bemühungen eine gute Mutter zu sein, ihre Weigerung in ihrem Zustand auf medizinische Hilfe zurückzugreifen und ihre wenig schmeichelhaften Ansichten über ihre angeheirateten Verwandten machen sie zu einer vielschichtigen Figur mit Ecken und Kanten.
Die immer wiederkehrende amerikanische Glorifizierung der Army und der selbstverständliche Besitz von Waffen, nervte mich jedoch sehr.

Das Ende war eine richtige Überraschung und ich bin mir noch immer nicht richtig sicher, ob ich es mochte oder nicht... Auf jeden Fall hält es für den Leser einige Überraschungen bereit.

Schreibstil:
Harlan Coben schreibt packend und der Thriller lässt sich richtig gut und flüssig lesen. Die zahlreichen Wendungen und falschen Fährten, die der Autor eingebaut hat, heben den "Miträtseleffekt". Zeitsprünge und Perspektivenwechsel erhöhen die Spannung.


Fazit:
Ein spannender und facettenreicher Thriller mit überraschenden Wendungen, bei dem man perfekt miträtseln kann. Einige kleine Schwachstellen und unrealistische Handlungen fallen passionierten Thrillerlesern jedoch ins Auge. Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten lässt sich "In ewiger Schuld" aber sehr gut und schnell lesen.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Für Cineasten und Romantiker

Glück schmeckt nach Popcorn
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In "Glück schmeckt nach Popcorn" geht es neben der gewohnten Liebesgeschichte um Kino und Filme. Ich liebe Kinofilme und war selbst in einem Verein tätig, der unser kleines Programmkino, das ausgesuchte ...

In "Glück schmeckt nach Popcorn" geht es neben der gewohnten Liebesgeschichte um Kino und Filme. Ich liebe Kinofilme und war selbst in einem Verein tätig, der unser kleines Programmkino, das ausgesuchte Filme spielt, unterstützt hat.
Auch im Lichtspielhaus, dem heimeligen Kino unserer Hauptprotagonistin Martha, steht kein Popcornkino auf dem Programm. Nach der Trennung von ihrem Freund und dem Verlust des gemeinsamen Baby's gibt es bei ihr keine Filme mit Happy Ends. Auf dem Spielplan stehen ausgesuchte Klassiker und ältere Filmschmankerl. Im Gegensatz zu den großen Kinokomplexen setzt Martha auch auf Wohlfühlambiente. Ihr Leben dreht sich einzig und allein um das Lichtspielhaus. Freunde oder Freizeit hat sie kaum. Als ihre Mitarbeiterin und beste Freundin Susanne schwanger ist und zu ihrem Freund nach Hamburg zieht, sucht sie Ersatz und trifft auf den Filmstudenten Erik, der sich als Regisseur versucht. Mit seiner fröhlichen Art versucht er Martha aus ihrer selbstgewählten Isolierung herauszulocken....

Die Geschichte kommt nicht nur leichtfüßig daher, sondern ist auch etwas melancholisch. Das beginnt bei Marthas Filmauswahl, ihrer Weigerung für Happy Ends und ihre eher pessimistische Einstellung zum Leben und vorallem zur Liebe. Das machte es nicht immer leicht sie zu mögen. Ganz klargekommen bin ich mit ihr leider nicht, obwohl wir die Liebe zu ausgewählten Filme teilten. Ihr Pessimismus und ihre Verbitterung fing mich nach einiger Zeit an zu nerven. Auch ihr Verhalten war für mich manchmal nicht nachvollziehbar.
Bei Erik war es genau umgekehrt. War er mir anfangs zu unbeschwert und von sich überzeugt, mochte ich später seine positive Ausstrahlung, seine romantische Ader und sein Selbstvertrauen. Vorallem wie er sich um Martha bemühte, öffnete ihm gegenüber mein Herz. Trotzdem fehlte mir der Funken und die Glaubwürdigkeit seiner plötzlichen Verliebtheit gegenüber Martha. Sein Konkurrent Stefan, ein Filmkritiker, überzeugte mich anfangs mehr, wurde mir aber von Seite zu Seite immer unsympathischer, was die Geschichte sehr vorhersehbar macht. Die Emotionen kamen trotz des ziemlich kitschigen Endes leider nicht ganz bei mir an.

Überzeugen konnte mich aber das atmosphärische Ambiente des Schauplatzes, das Lichtspielhaus. Das alte Programmkino hatte sofort mein Herz gestohlen und die Beschreibungen haben mir richtig gut gefallen. Die im Roman erwähnten Schauspieler und Filmtitel haben mich in Erinnerungen schwelgen lassen und genau das Gefühl hervorgerufen, das ich mir bei dieser Lektüre erhofft hatte.

Der Wohlfühlroman ist etwas vorhersehbar, wie sehr oft bei Liebesromanen, was mich aber nicht wirklich störte. Die Geschichte ist trotz meiner Kritik unterhaltsam, gibt Mut nach vorne zu schauen und seine Träume zu verwirklichen....

Schreibstil:
Marie Adams hat einen leichten und einnehmenden Schreibstil, der sich gut lesen lässt.
Etwas gestört hat mich auch, dass es keine Kapitel im Roman gibt. Ich denke mir oft: "Noch schnell dieses eine Kapitel und dann ab ins Bett"...hier hatte ich immer das Gefühl irgendwo mittendrin festzustecken.

Fazit:
Ein etwas melancholischer Wohlfühlroman, der mich nicht ganz packen konnte. Die Gefühle kamen bei mir nicht wirklich an und die Geschichte plätschert manchmal etwa zu viel dahin. Hingegen konnte mich das bezaubernde Ambiente und die Affinität zum Kinofilm überzeugen.Trotz der Kritikpunkte hat mich der Roman aber gut unterhalten.

Veröffentlicht am 12.12.2017

Eines meiner Lesehighlights des Jahres!

Von Elise
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Diesen wunderbaren Roman durfte ich wieder im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen und ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit hatte dieses Buch zu lesen, denn es gehört eindeutig zu meinen ...

Diesen wunderbaren Roman durfte ich wieder im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen und ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit hatte dieses Buch zu lesen, denn es gehört eindeutig zu meinen Highlights des Jahres.
Wie man aus dem Titel schon vermuten kann, spielt der Debütroman von Verena Maria Kalmann in der Welt der klassischen Musik. Einmal angefangen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man versinkt sofort in der Welt der Musik...

Über hundert Jahre spielt die Geschichte zweier Frauen, Großtante und Nichte, beides Musikerinnen. Die Erzählung aus der Gegenwart beginnt im Januar 2014. Die Geigerin Valerie Mollwitz steht vor den Scherben ihrer Beziehung, als sie ein interessantes Angebot aus Paris erhält. Sie soll als zweite Konzertmeisterin auf Probe in einem Orchester mitwirken. Nach dem Betrug ihres Freundes Adrian, sowie keinerlei weiteren Jobaussichten in München, nimmt sie das Angebot an. Valerie findet jedoch mit ihren unzureichenden Sprachkenntnissen sehr schwer Anschluss. Madam Prokova, die erste Konzertmeisterin, ist ein wahrer Drachen und der Leistungsdruck enorm. Ihre zur Verfügung gestellte Wohnung ist unzureichend geheizt und schmutzig. Valerie hat nur wenige Dinge aus München mitgenommen. Eines davon ist das Biedermeiersofa ihrer Urgroßtante Elise, das bei der Übersiedlung beschädigt wurde. Darin findet sie ihr altes Tagebuch, in dem Elise genau vor 100 Jahren angefangen hat über ihr Leben zu schreiben....
Im Jahr 1914 ist Elise gerade 21 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester Marie, Bruder Max und ihrer jüngeren Schwester Lotte in Bonn und ist Pianistin. Als sie den Geiger Karl Lambrecht kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Beim gemeinsamen musizieren und ihrer Liebe zu Beethoven nähern sich die Beiden langsam an. bald sind die Beiden verlobt und die Hochzeit ist für den Herbst geplant. Doch nur wenige Monate später bricht der erste Weltkrieg aus und Karl muss an die Front.....

Die Geschichte wechselt stetig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Musik, die Liebe und die Familie stehen dabei in beiden Zeitebenen im Mittelpunkt. Valerie lernt durch die Lektüre des Tagesbuches aus der Stärke ihrer Urgroßtante und beginnt sich ihren Problemen zu stellen. Der Blick hinter die Kulissen eines Orchesters, sowie eindeutiges Mobbing, werden sehr realitätsnah beschrieben. Aber nicht nur Valerie kämpft mit dem Leistungsdruck und ihrer Einsamkeit. Elise hat in der Vergangenheit viele Schicksalschläge zu verkraften. Die Not während des Krieges und der große Verlust fordern ihr sehr viel ab.
Mir passiert es selten, dass ich bei einem Buch weinen muss, im Gegesnatz zu Filmen, wo ich sehr nah am Wasser gebaut bin. Doch "Von Elise" konnte mich so berühren, dass ich nach einem bestimmten Abschnitt sehr stark mit den Tränen kämpfen musste....

Die beiden Handlungsstränge rund um Elise und Valerie sind perfekt miteinander verwoben und ergeben zum Ende hin ein perfektes, abergundetes Bild. Mich konnten beide Zeitebenen absolut überzeugem, was bei mir äußerst selten vorkommt, da der Vergangenheitsstrang zu 99% immer besser punktet. Es kommt selten vor, dass mich ein Autor/eine Autorin auf beiden Zeitebenen überzeugen kann. Verena Maria Kalmann ist dies bereits in ihrem Debütroman gelungen - bravo!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional, bildreich und lässt sich wunderbar lesen. Das einzige kleine Manko, das mir aufgefallen ist, sind die manchmal etwas hölzernen Dialoge. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau.
Die Musik bildet vom Anfang bis zum Ende den gemeinsamen roten Faden. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Valerie in der dritten Person, sowie aus der Sicht von Elise in Form von Tagebucheinträgen in der Ich-Form, erzählt.

Fazit:
Wie sich vom Titel und Cover bereits ableiten lässt, dreht sich hier viel um Musik. Aber auch für Leser, die Familiensagen und Romane auf zwei Zeitebenen lieben und nicht viel mit Musik zu tun haben, werden diesen Roman lieben! Verena Maria Kalmann ist ein bewegender Roman gelungen, der mir wunderbare und sehr emotionale Lesestunden bereitet hat. Dieser Roman gehört eindeutig zu meinen Lesehighlights des Jahres! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!