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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2017

Zum Heulen...vor lauter Enttäuschung!

Don't You Cry - Falsche Tränen
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Puh...was war denn das? Ein-Sterne-Bewertungen habe ich bis jetzt nur bei abgebrochenen Büchern vergeben, aber da ich den Roman bei einer Lovelybooks Leserunde gewonnen habe, habe ich durchgehalten. Wenn ...

Puh...was war denn das? Ein-Sterne-Bewertungen habe ich bis jetzt nur bei abgebrochenen Büchern vergeben, aber da ich den Roman bei einer Lovelybooks Leserunde gewonnen habe, habe ich durchgehalten. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich sonst wohl aufgegeben......
Zu den Marketing Kommentaren wie "Verursacht Gänsehaut" (Entertainment Weekly) oder "Nervenaufreibend und außergewöhnlich" (LA Times) kann ich nur den Kopf schütteln! Haben diejenigen auch wirklich dieses Buch gelesen, das noch dazu als Thriller betitelt wird? Das wage ich zu bezweifeln!

Wo soll ich anfangen?
Ich habe mich durch die Seiten gequält! So richtig....danach habe ich begonnen die Handlung mehr oder weniger zu überfliegen, in der Hoffung endlich auf interessante Stellen zu treffen. Leider hat man beim Drüberlesen nicht wirklich viel versäumt, denn die Autorin erzählt furchtbar ausschweifend von völlig belanglosen Dingen. Es gibt Wiederholungen und Wiederholungen......
Ich fragte mich immer wieder: Ein Thriller soll das sein? Dann lese ich ab heute nur mehr Horror, denn da finde ich dann vielleicht noch etwas Gänsehautfeeling!
Dabei klang der Klappentext sehr vielversprechend. Zwei Mädchen, die in einer WG wohnen, von denen eine plötzlich verschwindet, ein mysteriöser Brief und eine Annonce, in der bereits eine neue Mitbewohnerin gesucht wird. Klingt doch interessant....oder?

Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt: Einmal aus der Sicht von Quinn, die Mitbewohnerin der verschwundenen Studentin Esther und einmal aus der Sicht von Alex, einem Jungen, der sich eigentlich wie ein Stalker benimmt und ein unbekanntes Mädchen beobachtet und verfolgt. Im Endeffekt sind seine Abschnitte unnötig und nur lückenfüllend.
In den Kapiteln um Quinn war es anfangs ein bisschen interessanter, doch die immer wiederkehrenden Wiederholungen brachten auch hier eine unnötige Länge in die Handlung. Die Gedanken von Quinn drehten sich immer wieder im Kreis, dazu gab es ausschweifende und detaillierte Beschreibungen von Dingen, die absolut nichts zur eigentlichen Geschichte beitrugen. Die fehlenden Zusammenhänge der beiden Handlungsstränge verwirrten mehr, als dass dadurch Spannung aufkam.
Auf den letzten 80 Seiten kommt endlich ein bisschen Spannung auf und der Leser erkennt, wie die Handlungsstränge zusammenpassen. Jedoch wusste ich dann auch gleich wer das unbekannte Mädchen sein muss. Somit gab es für mich auch nicht wirklich einen Überraschungseffekt...
Es tut mir leid - normaler Weise verreiße ich nur selten ein Buch, aber hier kann ich einfach nicht anders.
Warum der Roman "Don't you cry" heißt (auch in der Originalausgabe) kann ich ebenfalls nicht wirklich nachvollziehen....außer, dass er zum Heulen ist!

Schreibstil:
Die Autorin verwendet größtenteils kurze Sätze und trotzdem gelingt es ihr sehr detailverliebt zu erzählen. Ich langweilte mich unendlich und konnte nicht in die Geschichte eintauchen. Die Figuren bleiben an der Oberfläche und ich konnte keine Bezihung zu ihnen aufbauen - sie waren mir nicht einmal besonders sympathisch.
Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt, die die Wochentage von Sonntag bis zum darauffolgenden Donnerstagbeschreiben.

Fazit:
Eigentlich genügt ein Satz: Eine maßlose Enttäuschung!

Veröffentlicht am 18.07.2017

Schwerter und Schwindler

Schwerter und Schwindler
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Mit diesem Roman hatte ich so meine Startschwierigkeiten. Nicht nur, weil er aus dem Bereich Fantasy kommt, sondern vorallem durch den etwas verwirrenden Einstieg. Ich brauchte doch einige Zeit um mich ...

Mit diesem Roman hatte ich so meine Startschwierigkeiten. Nicht nur, weil er aus dem Bereich Fantasy kommt, sondern vorallem durch den etwas verwirrenden Einstieg. Ich brauchte doch einige Zeit um mich in der Geschichte zurechtzufinden.
Eigentlich ist Fantasy ja nicht so mein Ding und trotzdem hat mir hier der Klappentext wirklich gefallen und mich neugierig gemacht. Das Setting klang eher nach einem historischen Roman und die schon im Titel angeführten Schwertkünstler nach einem Abenteuerroman - zwei Fakten, die ich mochte. Und eigentlich bekommt man auch von Beiden etwas...

Trotzdem wird man zu Beginn in eine völlig fremde Welt geschmissen, die den Uhrwerkgott als einzigen Gott anerkennt und der die alten Götter abgelöst hat. Der König wurde entthront und stattdessen regiert der Prälat Bakar, der in lezter Zeit eher Unmut bei seinen Untergebenen hervorgerufen hat. Zu ihm und der Stadt Reyes, die sich mit Hilfe eines Uhrwerkmechanismus ständig neu formt, sind Kacha und Vocho, unsere beiden Hauptprotagonisten, unterwegs. Das Geschwisterpaar gehörte der Gilde an, aus der sie ausgestoßen wurden. Seidem müssen sich als Wegelagerer über Wasser halten. Als sie bei einem Raubüberfall einer Kutsche an einem Magier und eine geheimnisvolle Truhe gelangen, sind sie einem Geheimnis auf der Spur, das auch ihre Zukunft beeinflusst....

Die Geschichte ist sehr komplex und wie ich bereits erwähnte dauerte es einige Zeit, bis ich mich zurechtfand. Es gibt zwar immer wieder einige Kapitel, die in die Zeit zurückspringen und erklären wie Kacha und Vocho zur Gilde gelangten und eine der besten Schwertkämpfer wurden, doch diese sind relativ spät in die Geschichte eingebaut. ...meiner Meinung zu spät.
Wenn man sich einmal zurechtgefunden hat und dranbleibt ist die Handlung herrlich anders und es macht Spaß sie zu lesen. Allerdings legte ich den Roman zu Beginn zu oft wieder aus der Hand und las in einem anderen Buch weiter, da ich mich, wie schon erwähnt, anfangs etwas schwer tat mit all den Personen und der unbekannten Welt. Die erhofften Schwertkämpfe fanden meiner Meinung auch zu wenig statt. Noch verwirrender war für mich wer den Part der Guten und den der Bösen übernahm, denn vorallem Petri Egimont, Kachas ehemaliger Geliebter, verstand es vorzüglich immer wieder die Seiten zu wechseln. Dies gab der Story wiederum mehr Schwung, weil man erst nach und nach an die Hintergründe herangeführt wird und so einige Überraschungen erlebt. Durch viele Verschwörungen und Intrigen werden Kacha und Vocho in Dinge verwickelt, die ihr Leben stark beeinflussen....

Kacha und Vocho sind Geschwister, die sich lieben und hassen. Sie sind in einer ärmlichen Gegend aufgewachsen und haben die Chance erhalten in der berühmten Gilde den Schwertkampf zu erlernen. Kacha ist der Liebling ihres Vaters und nimmt diese Position später auch beim Gildenmeisters Eneko ein. Sie wird eine Meisterin im Schwertkampf.
Vocho fühlte sich gegenüber der perfekten Kacha schon seit seiner Kindheit benachteiligt und neigt öfters zu unüberlegten Handlungen. Er ist ein Hitzkopf und seine Schwester hat laufend zu tun, um ihn zu beschützen oder aus brenzligen Situationen zu retten. So ist auch Vocho der Grund, dass sie aus der Gilde verstoßen wurden, denn Vocho hat einen Priester getötet, dessen Leben er eigentlich beschützen hätte sollen. Er kann sich allerdings nicht an dieses Ereignis erinnern...
Weder zu den beiden Hauptprotagonisten, noch zu den weiteren handelnden Personen konnte ich eine richtige Beziehung aufbauen. Sie blieben mir leider alle noch viel zu fremd. Vielleicht ändert sich das in den Folgeteilen der Reihe, was man nur hoffen kann. Den sarkastischer Ton von Vocho mochte ich allerdings sehr.
Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, bleiben noch einige Dinge ungeklärt. Ein fieser Cliffhanger ist mir aber erspart geblieben, denn die Handlung des ersten Bandes ist weitgehend abgeschlossen. Über den Weltenaufbau, die Gilde und die Magier hoffe ich in den weiteren Teilen noch mehr zu erfahren.

Schreibstil:
Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ist flüssig. Den Aufbau der Geschichte fand ich noch ein bisschen holprig bzw. werden die Ereignisse aus der Vergangenheit zu spät eingebaut. Der bildhafte Schreibstil der Autorin machte jedoch einiges wett.
Die Handlung wird von einem Erzähler in der dritten Person erzählt. Durch Perspektivenwechsel erhält man auch manchmal Einblicke in die Gedankenwelt von Kacha oder Vocho.


Fazit:
Ein etwas schwerer Einstieg in den ersten Band der Trilogie, der mich leider immer wieder vom Weiterlesen abhielt. Doch hat man einmal den Überblick über den Weltenaufbau und lernt mehr über die Vergangenheit der Protagonisten kennen, wird die Geschichte interessant und ereignisreich. Ich bin schon gespannt wie es weitergehen wird....

Veröffentlicht am 18.07.2017

Der Mohr hat seine Schuld getan

Der Gaukler und die Tänzerin
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Der neue historische Roman von Nicole Steyer entführt den Leser diesmal in die Welt der Roma. Doch bevor unsere Hauptprotagonistin Magdalene ihr Leben in einem Zeltlager verbringt, lebt sie gemeinsam mit ...

Der neue historische Roman von Nicole Steyer entführt den Leser diesmal in die Welt der Roma. Doch bevor unsere Hauptprotagonistin Magdalene ihr Leben in einem Zeltlager verbringt, lebt sie gemeinsam mit ihrer Mutter wohlbehütet und geliebt als uneheliche Tochter des hessischen Landgrafen in seiner Villa. Als sie mit sechs Jahren Zeuge am Mord ihrer Mutter wird, flieht sie bei Sturm und Schnee kopflos hinaus in die Kälte. Dort wird sie von einer Zigeunerin aufgelesen und mit ins Zeltlager genommen, wo sie eine neue Familie findet.
1737. Als Suni lebt Magdalene nun schon zehn Jahre bei den Roma, wo sie als Tänzerin auftritt. Ihre Roma Mutter Rosina und ihre kleinen Schwester Cikni, die kurz vor der Hochzeit steht, sind ihr sehr ans Herz gewachsen. An ihre frühere Kindheit erinnert sich Suni kaum noch. Als sie eines Tages mit Sorlo einen Ausflug in ein Jagdschlösschen im Wald macht, sieht sie ein Bild von ihrem Vater und ihr als kleines Mädchen an der Wand hängen und es kommen einige Erinnerungen wieder. Kurz darauf trifft sie auch noch auf die Frau, die ihre Mutter ermordet hat, und erkennt die Gefahr in der sie, und alle die bei ihr leben, schwebt. Als ihr Clan überfallen und alle ermordet werden, rettet sie Mathis, der Schokoladenmohr aus Kindheitstagen. Beide wissen, dass nur eine Frau bzw. ihr Handlanger hinter den Überfall stecken kann.
Ab nun heißt es Flucht.....

Das Leben bei den Roma und die Ausgrenzung, die diese Menschen erleben, hat die Autorin wunderbar beschrieben. Auch das "Kuriosenkabinett" von Lorenz, bei dem Mathis Zuflucht gefunden hat, kann man sich bildhaft vorstellen. Er behandelt die armen Menschen, die teilweise sogar von ihren eigenen Familien ausgestoßen wurden, weil sie kleinwüchsig oder als siamesische Zwillinge geboren wurden, schlimmer als Tiere und zeigt wie grausam Menschen gegenüber andersartig aussehenden Menschen waren. Das hat sich sicher nicht bis heute geändert, doch war diese Zurschaustellung und Erniedrigung damals noch viel schlimmer. Auch der Aberglaube hatte einen fixen Platz in dieser Zeit und so wird der Mohr Mathis immer wieder mit dem Teufel und der Hölle in Verbindung gebracht.
Gut beschrieben wird auch das Leben der Antoniter - der Unterschied zwischen den geldgierigen Kirchenmännern, die selbst noch Kranken das letzte Hemd ausziehen, und dem freundlichen Laienbruder Adam, der seinen Glauben so lebt, wie es sein sollte - durch Nächstenliebe. Er ist es auch, der Suni und Mathis immer wieder hilft und unter die Arme greift.

Leider war der Handlungsablauf diesmal an vielen Stellen sehr ähnlich. Magdalene ist auf der Flucht, es gibt einen Unfall oder einen Überfall und sie entkommt gerade noch. Dies wiederholt sich des öfteren und wirkt beim x-ten Male etwas unglaubwürdig. Die Zufälle häufen sich, was aber nicht zu Lasten der Spannung geht. Die tiefe Freundschaft zwischen Suni und Mathis wirkte für mich allerdings manchmal etwas unglaubwürdig. Zu dieser Zeit wäre eine Liebe zwischen Schwarz und Weiß nie möglich gewesen.
Die Zerissenheit von Magdalene, die die ersten sechs Jahre als Adelige aufgezogen wurde, aber danach die Freiheit der Roma erlebt, wird von der Autorin hingegen sehr eingehend und überzeugend beschrieben. Ist sie Suni oder Magdalene? Diese Frage wird sich die junge Frau bis zum Ende stellen...

Die historischen Romane der Autorin sind immer ein absolutes Muss für mich, denn Nicole Steyer bringt in ihren Büchern immer wieder andere Themen zur Sprache, die absolut fasznierend sind. Hier sind es die Roma oder die Andersartigkeit der Menschen. In "Der Fluch der Sommervögel" widmete sie sich der Zeichenkunst und dem Studium der Schmetterlinge. Auch Aberglaube spielt in ihren Romanen immer eine große Rolle.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Nicole Steyer ist sehr einnehmend, lässt sich sehr gut lesen und lässt Bilder im Kopf entstehen. Die Autorin hat großartig recherchiert und ein bleibendes Bild der Roma mit ihren Eigenheiten gemalt. Im Nachwort gibt es noch einen kleinen Einblick zur Recherche über die Roma, ebenso gibt es noch eine Aufzählung historischer Persönlichkeiten und Hintergründe zum Buch.

Fazit:
Ein bildgewaltiger historischer Roman über das Thema Andersartigkeit und Diskriminierung von Menschen, verpackt in einer Geschichte voller Intrigen, Mord, Aberglaube, Zerrissenheit, aber auch Hoffnung und Freundschaft. Toll recherchiert, aber mit kleinen Schwächen.

Veröffentlicht am 14.07.2017

Fulminater Auftakt der Sturmzeiten Trilogie

Geschrieben im Wind
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Die Sturmzeiten Tetralogie wurde im Mai 2017 vom Francke Verlag neu verlegt und ich finde die neuen Cover sehen richtig toll aus und passen auch sehr gut zusammen.

Im ersten Teil "Geschrieben im Wind" ...

Die Sturmzeiten Tetralogie wurde im Mai 2017 vom Francke Verlag neu verlegt und ich finde die neuen Cover sehen richtig toll aus und passen auch sehr gut zusammen.

Im ersten Teil "Geschrieben im Wind" machen wir die Bekanntschaft der Familie des mächtigen Zeitungsmoguls Keagan Hayes, welcher als irischer Einwanderer in die Staaten kam. Er arbeitete sich zur Nummer Eins in Kalifornien hoch, doch trotz seines Erfolges ist er ein verbitterter und herzloser Mann: ein Tyrann. Sein Wunsch nach einem Sohn wurde ihm nie erfüllt und so hat er seinen drei Töchtern einfach Jungennamen gegeben: Cameron, Blair und Jackie. Das Versagen keinen männlichen Erben vorzeigen zu können, lässt er nicht nur seinen Töchtern, sondern auch seiner eher stillen Ehefrau Cecilia spüren, die sich Stärke im Glauben holt.
Die drei Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein. Cameron, die Älteste, tritt in die Fußstapfen des Vaters und ihre Liebe gehört ebenfalls dem Journalismus. Als ihr Vater ihr immer weniger Anerkennung in der Firma zukommen lässt und ihr Steine in den Weg legt, verlässt sie die väterliche Firma und geht zu Keagans größten Konkurrenten. Dort erhält sie endlich die erhoffte Chance als Auslandskorrespondentin zuerst nach Europa und dann nach Russland zu gehen und direkt von den Kriegsschauplätzen zu berichten. Denn es ist das Jahr 1941 und die Deutschen stehen vor Moskaus Türen....
Blair hingegen möchte Schauspielerin werden und kämpft genauso verbissen für ein bisschen Anerkennung ihres Vaters wie Cameron und Jackie. Dabei gerät sie aber immer tiefer in den Sumpf Hollywoods und die große Schauspielkarriere bleibt aus. Als sie schließlich in einer Bar als Nachtclubsängerin landet und sich ihr Vater ebenfalls von ihr lossagt, verfällt sie immer mehr dem Alkohol...
Jackie ist die Ruhigste der Schwestern und studiert noch. Sie ist sehr gläubig und setzt sich für andere Menschen ein. So hilft sie auch Blair immer wieder aus der Patsche und freundet sich mit ihrem Mitstudenten Sam, einem Amerikaner mit japanischen Wurzeln, an. Wer etwas von der Geschichte Amerikas während des Zweiten Weltkrieges kennt, weiß was diese Freundschaft bedeutet....

Diese Tetralogie hat mich bereits mit dem ersten Band, der in der Zeit von Februar bis Dezember 1941 spielt, "eingefangen". Das Leben der Familie Hayes und diese abgrundtiefe Kälte des Vaters gegenüber seines eigen Fleisch und Blut hat mich zutiefst berührt. "Kotzbrocken" ist noch ein viel zu harmloses Wort für diesen herzlosen Tyrann, der seine Familie nach und nach von sich stößt.
Obwohl die Geschichte von allen Familienmitgliedern erzählt, steht Cameron in diesem Band im Mittelpunkt. Sie ist dem Vater noch am ähnlichsten und leidet doch am allermeisten. Durch die fehlende Anerkennung und Liebe hat auch sie eine Mauer um ihr Herz aufgebaut und geht keine tiefe Beziehung zu Männer ein. Mit ihrem Kollegen Johnny verbindet sie aber eine tiefe Freundschaft. Ihre Liebe zu Russland entstand durch die einzige Zeit, die sie ihrem Vater ein klein bisschen näher gebracht hat, als er selbst in Russland als Journalist tätig war und Cameron ab und zu mitgenommen hat.
Vom Weltkrieg ist zu diesem Zeitpunkt in den Staaten kaum etwas zu bemerken. Das Leben der Amerikaner geht noch den gewohnten Lauf. Nur die Medien rücken die Geschnisse ins Blickfeld, doch der Krieg ist weit weg. Cameron versucht die Lage in Russland ihren Landsmännern zu übermitteln, doch die straffe Zensur macht ihr einen Strich durch die Rechnung....

Blair gibt sich nach außen hin stark und ist doch unheimlich weich. Sie gibt sich für alles die Schuld und als sie endlich glaubt den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, stößt auch sie als Buße den einzigen Menschen von sich, den sie liebt.

Jackie spielt im ersten Teil eine noch kleine Rolle und fällt vorallem als Vermittlerin und ruhigste Schwester auf. Sie spielt noch nach den Regeln des Vaters und scheint auch gegen seine Hartherzigkeit mehr immun zu sein, als ihre beiden Schwestern. Doch auch sie kommt eines Tages an dem Punkt, sich von ihm loszusagen..

Judith Pella zeigt in ihrer Geschichte auch unangenehme Seiten der Amerikaner, wie zum Beispiel den Rassismus auf, der auch heute noch ein Thema ist. Die Kriegsschauplätze werden sehr bildhaft beschrieben und auch die Eigenart der Russen und ihre Liebe zum Vaterland wird sehr authentisch erzählt.
Besonders gut hat mir die Passage gefallen, als Cameron im Krankenhaus Kriegsverletzte aus Russland und Deutschland interviewt, und deutlich wurde, wie wenig sich das eigentlich Fußvolk unterscheidet. Einfache Soldaten, die sich nur nach ihrer Familie sehnen und keinen Sinn im Krieg sehen....egal auf welcher Seite sie stehen. Dieser Teil hat mich sehr berührt.

Schreibstil:
Die Autorin besitzt die Fähigkeit von Beginn an den Leser zu fesseln. Man taucht sehr schnell in diese interessante Familiengeschichte ein, deren über 500 Seiten, die leider sehr klein gedruckt und dicht beschrieben sind, trotzdem schnell gelesen sind. Man mag nämlich das Buch gar nicht mehr zur Seite lesen, sondern möchte einfach wissen, wie es weitergeht. Auch die Beschreibung der Figuren ist Judith Palla großartig gelungen. Vielleicht sind einige auch ein wenig klischeehaft, aber alleine meine Gefühle gegen Keagan Hayes haben mein Blut während des Lesens in Wallung gebracht!


Fazit:
Ein fulminater und interessanter Auftakt einer Tetralogie um Krieg, Hoffnung, Rassismus, Glaube, Familie und Träume, der mich von Beginna an fesseln konnte. Ich bin schon sehr auf die nachfolgenden Bände gespannt und freue mich auf ein Wiedersehen mit Cameron, Blair und Jackie.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Ein Food Truck namens Nancy

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Nach fast einem Jahr durfte ich wieder auf die Gezeiteninsel nach Mount Polbearne reisen und mit Polly, Huckle und meinem Lieblingsvogel Neil Zeit verbringen.
Schnell tauchte ich wieder in der Geschichte ...

Nach fast einem Jahr durfte ich wieder auf die Gezeiteninsel nach Mount Polbearne reisen und mit Polly, Huckle und meinem Lieblingsvogel Neil Zeit verbringen.
Schnell tauchte ich wieder in der Geschichte ein, doch obwohl mich der Schreibstil von Jenny Colgan schon im ersten Buch überzeugen konnte, sprang der Funken diesmal nicht ganz über.

Polly hat sich in Mount Polbearne gut eingelebt und ist mit Huckle und Neil in den Leuchtturm eingezogen. Alles scheint perfekt zu laufen bis Mrs Manse, die Vermieterin der Bäckerei, stirbt. Nachfolger wird ihr Neffe Malcolm, der Pollys Ideen von gutem Backwerk nicht teilt und stattdessen effizient und billig arbeiten möchte. In Plastik verpackte Eclairs und Brötchen mit Ablaufdatum bis zum Nimmerleinstag sind da nur einige Ideen, die er umsetzten will. Es dauert nicht lange bis sich Malcolm und Polly in die Haare kriegen und sie schlussendlich kündigt. Bald sind Pollys Geldreserven aufgebraucht, der Leuchtturm gehört saniert und der Kauf eines Food Trucks verschlingt das letzte Pfund. Huckle will Polly helfen und geht zurück in die Staaten, um mehr Geld zu verdienen und sie zu unterstützen. Er versucht der Freundin seines Bruders Dubose auf der Farm unter die Arme zu greifen, die sein kleiner Bruder mit der ganzen Arbeit einfach hängen gelassen hat und stattdessen in der Weltgeschichte herumfährt. Zu guter Letzt taucht auch noch die Witwe von Tarnie in Mount Polbearne auf....

Polly war mir im ersten Buch sehr sympathisch. Leider konnte ich in diesem Band keine großartige Entwicklung bei ihr feststellen - im Gegenteil! Nachdem sie von Malcolm nur schikaniert wird und er alles versucht, dass sie mit ihren Backwaren keinen Fuß mehr auf die Insel setzen kann, wirkt Polly hilflos und verschüchtert. Wo bleibt die starke Frau aus dem ersten Band?
Polly kam mir im ersten Teil stärker vor und hatte mehr Durchsetzungsvermögen. Gegenüber von Malcolm ist sie so eingeschüchtert, dass es sogar mir, die sich auch nur schwer durchsetzen kann, zu bunt wurde. Sooo nett kann man doch gar nicht sein, dass man sich all diese Schikanen gefallen lässt! Polly versinkt in Selbstmitleid. Sie vermisst Huckle und Neil, den sie auf Anraten von Tierarzt Patrik wieder in die Papageienkolonie gebracht hat. Bis sie aus ihrer Lethargie erwacht, haben sich einige Längen in die Geschichte eingeschlichen.
Leider verliert auch Huckle an Sympathie. Er ist eigentlich ein netter Typ, doch die Beweggründe noch länger in seiner Heimat zu bleiben, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Nicht nur die Entfernung, sondern auch die Unvernunft der Beiden, alles zu beschönigen und die Probleme nicht anzusprechen, beginnt sie immer weiter auseinander zu bringen. Der Kitschfaktor, der im ersten Band fehlte, kommt diesmal doch ein bisschen zum tragen.

Der Charme des ersten Teiles kann sich leider nur teilweise durchsetzen. Die Geschichte wirkt manchmal etwas plump und einige Dinge kennen wir schon aus Band Eins. Trotzdem kommt gerade an diesem Punkt, wo sich Pollys Schicksal wiederholt, wieder mehr Schwung in die Handlung. Einige unvorhersehbare Wendungen und die tolle Beschreibung des Lebens auf der Gezeiteninsel konnten ebenfalls punkten.
Ich werde sicherlich auch noch den dritten Band der Reihe rund um Polly, Huckle und Neil lesen, der in der Weihnachtszeit spielen wird.

Noch ein Tipp:
Man sollte zuerst "Die kleine Bäckerei am Strandweg" lesen, sonst könnte man mit den vielen Personen und deren Schicksale etwas überfordert sein!

Schreibstil:
Auch schon in Band 1 konnte mich Jenny Colgans flüssiger und sehr bildhafter Schreibstil überzeugen. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt und zu Beginn jedes Kapitels ist ein Leuchtturm abgebildet.
Die vielen facettenreichen Nebencharaktere bereichern den Roman und natürlich ist Neil, der Papageientaucher, wieder der Liebling aller, auch wenn er diesmal nicht so

Fazit:
Leider reicht Band 2 nicht an die süße Geschichte aus dem Vorjahr heran. Sie wirkt diesmal etwas plumper und kitschiger, aber für alle Freunde von Polly, Huckle und Neil liest sich auch "Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg" nett und lädt zum Entspannen ein.