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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2017

Ein Neuanfang

Unter dem Mitternachtsmond
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"Unter dem Mitternachtsmond" ist die Fortsetzung von "Unter dem Polarlicht" und "Unter dem Sternenhimmel", kann jedoch ohne Probleme eigenständig gelesen werden. Jeder Band hat andere Protagonisten und ...

"Unter dem Mitternachtsmond" ist die Fortsetzung von "Unter dem Polarlicht" und "Unter dem Sternenhimmel", kann jedoch ohne Probleme eigenständig gelesen werden. Jeder Band hat andere Protagonisten und jede Geschichte ist individuell anzusehen. Trotzdem ist es nett bekannte Gesichter aus den Vorgängerbänden wiederzutreffen.

Auch Elisabeth Büchles dritter Weihnachtsroman überzeugt wieder mit viel Gefühl und winterlichem Flair. Der bereits betagte Waldemar lebt auf einem abgelegenen Hof im Schwarzwald, wo er sich ziemlich einsam fühlt. Deswegen entschließt er sich zwei Mieter für je eine Wohneinheit bei sich einzuquartieren. Für Debora hat er sich schon vor einiger Zeit entschieden. Die junge Frau hat ihre Wohneinheit selbst restauriert und sich ein Kunstatelier im Westflügel eingerichtet. Sie will die Vergangenheit hinter sich lassen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. In der zweiten freien Wohneinheit zieht der junge Witwer Patrick mit seinem 7jährigen Sohn Leo ein. Seine Frau starb bei einem Verkehrsunfall. Auch er sucht nach einem Neuanfang. Patricks Angst noch jemanden zu verlieren, den er liebt, zeigt sich an seine Überfürsorge gegenüber Leo. Er lässt seinen Sohn kaum aus den Augen und würde ihn am liebsten in Watte packen. Patrick weiß trotzdem, dass er ihn mit der Zeit immer mehr loslassen muss. Doch das ist alles andere als einfach....
Die eher unkonventionelle Debora mit ihren Dreadlocks ist das komplette Gegenteil vom eher "spießigen" Patrick, der am liebsten alles durchgeplant hat. Das führt natürlich bald zu Spannungen, denn Leos Vater hat einige Vorbehalte gegenüber der chaotischen Debora. Den Schrott, den sie ausstellt, findet er alles andere als kunstvoll. Und was macht Debora jede Nacht um Mitternacht im Garten? Doch Leo hat die Nachbarin bereits in sein Herz geschlossen und verbringt viel Zeit mit ihr. Er ist ein aufgeweckter Junge, der sich für alles interessiert und sehr aufgeschlossen ist. Man muss ihn einfach gern haben....

Elisabeth Büchle erzählt in "Unter dem Mitternachtsmond" eine herzerwärmende Geschichte rund um ein ungleiches Paar, das sich erst zusammenraufen und die Vergangenheit loslassen muss. Beide Hauptprotagonisten haben eine schwere Zeit hinter sich und versuchen diese hinter sich zu lassen. Doch die Narben sind noch nicht wirklich verheilt...
Die Autorin erzählt sehr einfühlsam von den Problemen der Beiden. Sicherlich weiß man von Anfang an, wie die Geschichte ausgehen wird, aber das WIE ist bei einem Liebesroman immer ausschlaggebend. Und das hat die Autorin wieder perfekt hinbekommen. Es gibt einige kleine Überraschungen und Wendungen, einiges an Romantik, etwas Humor und eine besinnliche Grundstimmung zur Weihhnachtszeit. Auch das weihnachtliche Randthema darf nicht fehlen. Diesmal geht es um die Geschichte der Weihnachtskrippe.

Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildgewaltig und während des Lesens konnte ich es gar nicht mehr erwarten, dass auch hier bald der Winter mit viel Schnee einkehren wird.
Leider hat der Roman nur 224 Seiten, die sehr schnell weggelesen sind. Man wünscht sich noch länger im verschneiten Gutshaus im Schwarzwald zu verweilen. Am Ende gibt es noch ein Rezept des Apfel-Zimt-Punsches.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Elisabeth Büchle ist sehr einfühlsam, lebendig und atmosphärisch. Die Kapitel sind kurz gehalten und passen perfekt zu den leider nur 224 Seiten des Romans. Die Charaktere sind liebevoll beschrieben und mitten aus dem Leben gegriffen. Auch der christliche Aspekt wurde wieder angesprochen, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Fazit :
Eine wunderschöne und atmosphärische Wintergeschichte mit einer besinnlichen Grundstimmung, die schon auf die Weihnachtszeit einstimmt. Mit einem Apfel-Zimt-Punsch, eingemummt in eine Decke, vergisst man für einige Zeit die Welt um sich herum und taucht ein in eine kleine, aber feine Geschichte, die ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Ein spannender Riley

Der verbotene Liebesbrief
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"Der verbotene Liebesbrief" ist eine Neuauflage eines der ersten Bücher von Lucinda Riley, das sie unter dem Pseudonym Lucinda Edmonds geschrieben hat. Im Jahr 2000 wurde das Buch mit dem Titel "Seeing ...

"Der verbotene Liebesbrief" ist eine Neuauflage eines der ersten Bücher von Lucinda Riley, das sie unter dem Pseudonym Lucinda Edmonds geschrieben hat. Im Jahr 2000 wurde das Buch mit dem Titel "Seeing Double" veröffentlicht. Nun wurde der Roman nochmals überarbeitet. Nächstes Jahr wird er nochmals im Englischen mit dem Titel "The Love Letter" und natürlich mit den Namen Lucinda Riley am Cover, erscheinen. (Quelle: Goodreads)

Im Vergleich zu ihren letzten Romanen bewegt sich Lucinda Riley hier nicht wie gewohnt auf zwei Zeiteben, sondern bleibt in der Gegenwart, die in den 90ern spielt.
Im Zentrum des Geschehens steht Sir James Harrison, ein berühmter Schauspieler, der zu Beginn des Romanes stirbt (kein Spoiler!). Seine Enkelin Zoe hat ihn liebevoll gepflegt und ist auch in seine beruflichen Fußstapfen getreten. Sie steht am Anfang einer großen Karriere als Schauspielerin. Zoe hat jedoch einen unehelichen Sohn, dessen Erzeuger sie beharrlich verschweigt.

Joanna Haslam ist Journalistin und soll für die Zeitung, für die sie arbeitet, von den Begräbnisfeierlichkeiten berichten. Bei der Trauerfeier erleidet eine ältere Dame, die neben ihr Platz genommen hat, einen Schwächeanfall und Joanna begleitet sie darauhin nach Hause. Sie erzählt Joanna eine ziemlich haarsträubende Geschichte von einer verbotenen Liebe. Joanna nimmt dies vorerst nicht ernst, doch als sie einige Tage später mysteriöse Dokumente von dieser Dame namens Rose erhält, wird ihre Neugierde geweckt. Als sie Rose besuchen möchte, ist diese plötzlich verstorben. War es ein natürlicher Tod? Und was hat es mit den Dokumenten und den dubiosen Liebesbrief auf sich?

Lucinda Riley's "neuer alter" Roman ist absolut fesselnd und hat einen hohen Spannungslevel. Die 700 Seiten flogen nur so dahin. In der gemeinsamen Blogger-Leserunde hat es noch viel mehr Spaß gemacht, da wir alle zusammen wirklich viel gerätselt haben, welches Geheimnis hinter diesem ominösen Brief stecken könnte. Der Roman erinnert mehr an einem Krimi oder einem Romantic Thriller, als den üblichen Romanen der Autorin. Das kann einige Riley Fans etwas irritieren, die sich mehr Liebesgeschichte und/oder die zwei Zeitebenen wünschen. Ich war allerdings von dieser anderen Seite der Autorin begeistert und für einen Roman, den sie bereits vor 17 Jahren geschrieben hat, fand ich "Der verbotene Liebesbrief" wirklich großartig. Die dunklen Machenschaften und Verbrechen im Dunstkreis der vier Protagonisten sind sehr überzeugend und fesselnd dargestellt.
Auch der Einstieg und die ersten fünfhundert Seiten konnten mich begeistern, ebenso der hohe Spannungslevel. Danach hatte ich allerdings das Gefühl, dass bis auf das Geheimnis die Geschichte nun erzählt sei. Ich fragte mich, was die Autorin die nächsten zweihundert Seiten noch alles einbringen möchte. Die Auflösung war für mich okay und konnte teilweise auch noch überraschen. Das Ende fand ich dann allerdings etwas zu dick aufgetragen und zu unglaubwürdig. Deswegen muss ich leider einen Stern abziehen.

Neben Joanna und Zoe, spielen auch Simon und Marcus eine große Rolle. Simon ist Joannas bester Freund, der im Dienste der Krone steht. Zoe's Bruder Marcus ist das Enfant terrible in der Familie, der sich ziemlich erfolglos als Regisseur versucht. Liebeleien und sein Hang zum Alkohol lassen ihn auch mehr Geld ausgeben, als er eigentlich besitzt.
Bei einigen Charakteren fehlte es noch etwas an Tiefe, wobei aber die Bösewichte absolut überzeugen konnten. Die beiden Liebesgeschichten konnten mich nicht wirklich überzeugen, was ich schade fand.

Schreibstil:
Obwohl der Roman bereits im Jahr 2000 erschienen ist, war Lucinda Rileys Schreibstil schon damals bildhaft und fesselnd. Die Geschichte liest sich absolut flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten. Das Miträtseln macht sehr viel Spaß und die Autorin hat hier ein tolles Puzzle erschaffen, das sich erst nach und nach zusammensetzt. Die Buchabschnitte sind mit Figuren aus einem Schachspiel benannt und darunter steht eine kleine Beschreibung der Schachfigur und eventueller Züge. Da ich leider kein Schach spiele, ist mir die Bedeutung dieser Erklärungen nicht wirklich geläufig.


Fazit :
Ein etwas anderer Riley, der mit viel Spannung und überraschenden Wendungen punkten kann und absolut fesselt. Das Ende war mir dann allerdings zu überspitzt und unglaubwürdig, sodass ich keine 5 Sterne vergeben kann. Trotzdem ein absolutes Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Eine wunderbare Reihe, die ich jeden empfehlen kann

Heimat meines Herzens
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Sturmzeitentetralogie befinden wir uns in der Nachkriegszeit. Wie schon in den Vorgängerbänden schließen die Bücher lückenlos aneinander ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Sturmzeitentetralogie befinden wir uns in der Nachkriegszeit. Wie schon in den Vorgängerbänden schließen die Bücher lückenlos aneinander an.

Alle drei Hayes-Schwestern sind in die USA zurückgekehrt und versuchen ihr Leben wieder aufzunehmen. Blair und Gary leben in Washington, nachdem Gary eine Festanstellung im Pentagon erhalten hat. In ihrem Leben fehlt es an nichts, außer an Kindern. Doch der ersehnte Nachwuchs stellt sich nicht ein.

Cameron feiert ihren ersten Hochzeitstag alleine, ebenso Alex. Ihre Ausreise- bzw. Einreisebewilligungen werden immer wieder abgelehnt. Dazu trägt auch die neue Spannung zwischen den beiden Supermächten bei, die immer größer wird. Die Aussichten auf eine gemeinsame Zukunft sehen düster aus....

Jackie sollte sich langsam wieder nach einem Partner umsehen, ist die Meinung ihrer Mutter und auch ihrer Schwiegermutter. Doch die Amerikaner sehen in den Japanern noch immer ihre Feinde und das fremdländische Aussehen ihrer Tochter ist nicht unbedingt ein Vorteil. Doch Jackie ist auch noch nicht bereit einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen und die potentiellen Bewerber tragen auch nicht wirklich dazu bei, sich neu zu verlieben.

Alex erhält in der Zwischenzeit ein verlockendes Angebot, um endlich an eine Ausreisebewilligung zu kommen und lässt sich auf einen Deal mit einem zwielichtigen US-Geheimagent ein. Doch Alex Unternehmungen bleiben nicht unentdeckt und er wird festgenommen. Sein Schicksal ist somit besiegelt....
Als Cameron diese Neuigkeit erfährt, setzt sie alles daran endlich nach Russland zu gelangen und Alex herauszuholen. Das "wie" ist ihr noch ein Rätsel, aber sie muss einfach vor Ort bei ihrem Mann sein. Durch eine unverhoffte Hilfe bekommt sie die langersehnten Papiere und reist sofort nach Moskau. Blair und Gary lassen sich in die Botschaft nach Moskau versetzen, um Cameron beizustehen und auch Jackie hat sich dazu entschieden Cameron zu helfen. Überraschender Weise erhält auch sie eine Einreisebewilligung und geht nach Moskau. Diese "Zufälligkeit", dass plötzlich alle drei Schwestern einreisen dürfen, nachdem Cameron vorher jahrelang erfolglos darum gekämpft hat, war mir etwas zu unrealistisch. Dies stellt aber das einzige Manko am Buch dar.

In Russland treffen wir auf einige alte Bekannte und bangen mit Cameron und ihren Schwestern um das Leben von Alex. Aber auch Semjon kommt wieder ins Spiel und bringt noch mehr Schwung in die Geschichte, genauso wie zwei plötzliche Verehrer von Jackie.

Der Großteil des Romans spielt diesmal in Moskau. Der Autorin gelingt es wieder meisterhaft die Zeit des Kalten Krieges zwischen Amerika und der Sowjetunion darzustellen. Die Hoffnung, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Normalität wieder einkehrt, zerschlägt sich sehr rasch. Cameron entdeckt schnell, dass die Spitzeleien und die Überwachung noch härter durchgeführt werden, als bei ihrem letzten Besuch. So sieht sie anfangs auch überhaupt keine Chancen an Alex ranzukommen.

Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft. Die Figuren sind mir schon im ersten Band ans Herz gewachsen und sind so real und liebenswert, dass ich nun einen richtigen Abschiedsschmerz verspüre, diese nun gehen zu lassen. Zum Abschluss der Tetralogie rund um die Hayes-Töchter kann ich nur sagen, dass ich diese Reihe jedem empfehle, der Familiensagen, die im Zweiten Weltkrieg spielen, liebt. Die Bücher sollten aber unbedingt der Reihe nach gelesen werden!

Cover:
Wie ein Filmplakat der Fünfziger Jahre....das ist mein erster Gedanke, wenn ich mir das Originalcover so ansehe. Nie würde ich zu diesem Buch greifen! Was natürlich sehr schade wäre...
Allerdings passt es auch genau zu den drei Vorgängerbänden, die ein ähnliches Cover zu bieten haben. Rechts in der Mitte wird Bezug auf den inhaftierten Alex genommen. Warum allerdings ein Dampfer darauf aufgebildet ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Die drei Frauen sind mit Flugzeug und der Eisenbahn nach Russland gereist.

Fazit:
Ein krönender Abschluss der Tetralogie rund um die Hayes Töchter, der mich insgesamt total überzeugt hat. Natürlich ist nicht jeder Band der Reihe gleich stark, aber ich habe die 5 Sterne immer sehr gerne vergeben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich von dieser Reihe, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Das Geheimnis des blauen Medaillons

Das blaue Medaillon
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Venedig 1676: Die 21jährige Alessa wurde von ihrem Großvater in der Kunst des Diebstahls ausgebildet. Als junge Meisterdiebin klettert sie, behände wie eine Katze, auf den Dächern Venedigs umher, um durchs ...

Venedig 1676: Die 21jährige Alessa wurde von ihrem Großvater in der Kunst des Diebstahls ausgebildet. Als junge Meisterdiebin klettert sie, behände wie eine Katze, auf den Dächern Venedigs umher, um durchs Fenster in fremde Gemächer einzusteigen. Auf dem Sterbebett erzählt ihre Tante Zenobia, eine Schauspielerin, Alessa ein Geheimnis. Ihre Eltern wurden ermordet, weil sie bei einem Einbruch kompromittierende Dokumente gefunden haben. Ein blaues Medaillon, das Zenobia Alessa aushändigt, ist der Schlüssel zum Versteck. Doch Alessa hat kaum Zeit sich Gedanken darüber zu machen, denn kurz darauf wird ihr Großvater ermordet und der Auftragsmörder ist der jungen Frau bereits auf den Fersen. Alessa schließt sich einem Wandertheater an, die auf dem Weg nach Deutschland an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg sind. Dort will Alessa auch ihren einzig noch verbliebenen Verwandten aufsuchen, den unehelichen Sohn von Zenobia und Herzog Georg Wilhelm...

Ich bewarb mich bei der Lesejury für ein Manuskript des Romans von Martha Sophie Marcus, nachdem mich die Leseprobe sofort begeistern konnte. Hier schrie alles nach einem historischen Abenteuerroman und einer wirklich außergewöhnlichen Protagonistin. Irgendwie hatte ich den Film von Alfred Hitchcock mit Grace Kelly und Gray Grant aus den Fünfziger Jahren im Hinterkopf. Auch hier klettert ein Juwelendieb auf den Dächern und Hausfassaden von Nizza herum....
Doch bei "Das blaue Medaillon" befinden wir uns natürlich nicht im Zwanzigsten, sondern im Siebzehnten Jahrhundert. Das bemerkt man auch sehr schnell, wenn man sich mit Alessa und der Schauspieltruppe nach Celle aufmacht. Am Hof des Herzogs erlebt man das höfische Leben hautnah mit: Intrigen, Katz- und Mausspielchen, Liebeleien und Machtdemonstrationen. Natürlich durfte auch eine kleine Liebesgeschichte nicht fehlen...die von meiner Seite her aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Besonders im Mittelteil hatte ich Probleme an der Geschichte dranzubleiben. Nach der Ankunft der Schauspieltruppe am herzoglichen Hof zog sich die Handlung etwas und ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten. Erst im letzten Drittel kam wieder etwas mehr Spannung auf, wobei mir die Auflösung rund um das Geheimnis dann wiederum fast zu schnell vonstatten ging.

Die Charaktere waren teilweise sehr lebendig dargestellt, andere wiederum treten nur kurz auf und bleiben farblos, wie Alessas Cousin. Besonders am Herzen lag mit der kleine Flori, hingegen fand ich Arthur etwas eindimensional. Auf jeden Fall bereicherten die vielen Figuren und Charaktere die Geschichte. Unsere Hauptprotagonistin Alessa hat das Herz am richtigen Fleck. Obwohl sie von Kind auf lernte zu stehlen, ist sie aufrichtig und ziemlich tough. Manche Aktionen, die die Autorin der jungen Frau auf dem Leib schrieb, fand ich jedoch etwas zu übertrieben und unglaubwürdig. Das Ende rund um das Geheimnis fand ich dann etwas zu schnell abgefertigt.

Mich konnte die Geschichte leider nicht gänzlich packen. Trotz der Kritikpunkte ist es ein etwas anderer historischer Roman, der in der Leserunde sehr gut ankam und von meinen Mitlesern großteils besser aufgenommen wurde, als von mir. Deswegen empfehle ich euch selbst ein Bild davon zu machen, denn Gott sei Dank sind Geschmäcker verschieden...

Schreibstil:
Ich kenne die Autorin bereits von einem Roman aus der Gegenwartsliteratur und war schon gespannt auf meinen ersten historischen Roman von Martha Sophie Marcus. Auch hier ist der Schreibstil genauso flüssig und lebendig. Vorallem die Gepflogenheiten und Sitten der damaligen Zeit, sowie die bildhafte Darstellung der Schauplätze sind absolut gelungen. Obwohl das Setting perfekt ins 17. jahrhundert passt, war mir der Schreibstil etwas zu "modern"für einen historischen Roman.

Die historischen Hintergründe wurden von der Autorin sehr gut recherchiert. Sie hat in ihrem Roman historische Persönlichkeiten und fiktive Figuren zu einer abenteuerlichen Geschichte verbunden.
Am Ende der Geschichte findet man ein Verzeichnis der mitwirkendenen historischer Personen.

Fazit :
Ein historischer Abenteuerroman mit einer ungewöhnlichen Hauptprotagonistin. Für mich war der Mittelteil leider etwas zu langatmig und das Ende zu schnell abgehandelt. Trotzdem bot der Roman nette Unterhaltung - nicht mehr und nicht weniger.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 30.09.2017

Die Reihe rund um die Salbenmacherin wird immer besser..

Die Salbenmacherin und die Hure
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Wer gerne historisch liest, dem kann ich diese Reihe von Herzen empfehlen! Aber Achtung: Man merkt, dass Silvia Stolzenburg auch Krimis und Thriller schreibt!

Im Sommer 1409 leiden die Einwohner Nürnbergs ...

Wer gerne historisch liest, dem kann ich diese Reihe von Herzen empfehlen! Aber Achtung: Man merkt, dass Silvia Stolzenburg auch Krimis und Thriller schreibt!

Im Sommer 1409 leiden die Einwohner Nürnbergs nicht nur unter der drückenden Hitze, sondern auch unter einem rätselhaften Fieber. Salbenmacherin Olivera und ihr Mann Götz, der Stadtapotekarius, haben deswegen alle Hände voll zu tun. Die Stimmung ist bereits gereizt, als man an den Ufern der Pegnitz eine ausgeweidete, kopflose Leiche ohne Hände findet. Fortan leben die Bürger der Stadt in Angst und Schrecken. Sie sind der Meinung, dass nur ein Dämon den Toten so grausamen zugerichtet haben kann. Als jemand einen Werwolf im nahen Wald gesehen haben will, kippt die Stimmung völlig. Bald ist ein Opfer gefunden und zum Tode verurteilt. Olivera und Götz sind von der Unschuld des Mannes überzeugt, der Pöbel und die Stadtwache allerdings sind anderer Meinung. Doch auch nach dem Tod des Verurteilten geht das Morden weiter....

Wie schon im Vorgängerband ist der Prolog wieder äußerst grausam. Auch Band 3 der Salbenmacherin ist nicht wirklich etwas für schwache Nerven.
Olivera und Götz haben sich in Nürnberg eingelebt. Als Stadtapothekarius ist Götz ein angesehenes Ratsmitglied. Auch Olivera hilft im Spital aus und bereitet zuhause ihre Salben und Schönheitsmittelchen zu. Das Paar hat außerdem den ehemaligen Betteljungen Jona zu sich genommen, der Götz in der Apotheke hilft. Doch auch in dieser Stadt ist Olivera mit ihren fundierten medizinischen Kenntnissen dem Medicus ein Dorn im Auge. Da sie ein Kind erwartet und ihr nicht alle gutgesinnt sind, tritt sie diesmal ein bisschen in den Hintergrund. Hingegen spielen Jona und sein Freund Casper diesmal eine größere Rolle, denn beide Jungen stürzen sich voller anfänglichem Übermut in die Aufgabe den Werwolf zu fangen. Im Hurenhaus lernen wir die beiden Hübschlerinnen Gerlind und Eva kennen, die ebenfalls eine große Rolle in diesem dritten Band spielen....

Die Handlung ist vielschichtig und kurzweilig. Glaube, Quacksalberei und der aufkommende Aberglaube (Dämonen, Werwölfe, Hexen....) spielen neben der eigentlichen Handlung eine große Rolle. Abwechselnd begleiten wir Olivera, Gerlind oder Jona und erleben hautnah mit, wie "der Werwolf" immer brutaler und gefährlicher wird. Mit überraschenden Wendungen hält die Autorin die Spannungskurve gewohnt hoch. Kaum hat man zu lesen angefangen, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Aber nicht nur die Spannung, sondern auch die düstere und teilweise sehr raue Stimmung versetzt den Leser einige Male in Furcht und Schrecken...vorallem, wenn man bei diversen Folterungen "direkt mit dabei ist" oder man Jona und Casper in den düsteren Wald folgt...
Das Ende ist schlüssig, aber diesmal hat uns die Autorin zum Abschluss einen Cliffhanger dagelassen...

Mich begeistert die Reihe rund um die Salbenmacherin Olivera immer mehr und mit Silvia Stolzenburg habe ich generell eine Autorin gefunden, deren historischen Romane, Krimis und Thriller ich absolut empfehlen kann!

Schreibstil:
Silvia Stolzenburg schreibt flüssig, spannend und sehr anschaulich. Die sehr bildhafte Beschreibung der mitteralterlichen Stadt Nürnberg und seiner Bürger, sowie die interessanten medizinischen Erklärungen rund um heilende Tinkturen und Mittelchen, sind wieder absolut gelungen. Die Autorin hat wieder perfekt recherchiert. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.
Die Charaktere sind Menschen wie du und ich und besitzen Tiefe. Sie sind nicht nur gut oder böse (bis auf den Werwolf natürlich ;)....sondern haben auch menschliche Fehler, Ecken und Kanten.
Und ich muss sagen ich bin froh, dass ich heute beim Friseur für meine Nachblondierung nur zwei Stunden sitze und nicht wie damals ganze zwei Tage (!) mit einem Mittel auf dem Kopf herumlaufen muss :)

Fazit :
Auch der dritte Band rund um die Salbenmacherin Olivera und ihrem Mann Götz konnte mich wieder absolut fesseln. Ein rundum gelungener historischer Roman mit Krimielementen, großartiger bildhafter Beschreibung und Recherche und Spannung von der ersten Seite an. Eine Lesempfehlung! (aber bitte beginnt mit Band 1!)