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Veröffentlicht am 20.05.2019

Kommt leider nicht an "Zwischen dir und mir das Meer" heran

Der Wind nimmt uns mit
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m Flugzeug nach und von Lissabon hat mir der neue Roman von Katharina Herzog kurzweilige Stunden bereitet. Auch wenn ich nicht in Spanien bzw. den Kanarischen Inseln Urlaub gemacht habe, so hat mich der ...

m Flugzeug nach und von Lissabon hat mir der neue Roman von Katharina Herzog kurzweilige Stunden bereitet. Auch wenn ich nicht in Spanien bzw. den Kanarischen Inseln Urlaub gemacht habe, so hat mich der südländische Charme auch in Lissabon eingeholt. Und die Autorin "kenne" ich ja schon sehr lange, denn ich habe bereits ihre Bücher als Selfpublisher unter ihrem Klarnamen Katrin Koppold gelesen.

In "Der Wind nimmt uns mit" lernen wir Maya kennen, die als Reisebloggerin rund um die Welt chattet. Seit sechs Jahren bleibt sie allerdings der Insel La Gomera fern, wo ihre Adoptivmutter Karoline lebt. Bis heute hat sie dieser nicht verziehen, dass sie ihr nicht die Wahrheit über ihre wahre Herkunft erzählt hat. Als sie durch einen One-Night-Stand schwanger wird, versucht sie den Mann, von dem sie nur den Namen Tobi und einige wenige Details kennt, durch ihren Blog zu finden. Dass er sich auf La Gomera aufhalten soll, zieht Maya kurz die Füße weg, doch dann überwindet sie ihre Ängste und fliegt an jenem Ort, den sie niemals besuchen wollte...
Auf der esoterisch angehauchten Finca de la Luz findet sie erstmals eine Bleibe und lernt die Inselbewohner besser kennen.

Wechselnde Perspektiven lassen uns als Leser nicht nur Maya und Karoline in der Gegenwart kennenlernen, sondern auch Karoline als Studentin in den 1980er Jahren. Die Abschnitte werden durch die jeweiligen Namen und der Jahreszahl (bei Karoline) erkenntlich gemacht. Dabei erfahren wir häppchenweise was vor mehr als 30 Jahren passiert ist und tauchen in Karolines damaliges Leben ein.

Die Beschreibungen der Charaktere und der Insel sind sehr anschaulich. Trotzdem blieben die Figuren leider etwas an der Oberfläche. Manche von ihnen fand ich auch zu überzeichnet.
Karoline nahm mir im Gegenwartspart zu wenig Platz ein und blieb mir fremd. Nur im Rückblick ins Jahr 1983 oder 1984 kam sie mir als Studentin näher. In diesem Abschnitt konnte ich ihre Gefühle und ihre besondere Beziehung zu ihrem Vater sehr gut nachvollziehen.
Maya hingegen fand ich viel zu unreif für ihre 32 Jahre. Vorallem als Reisebloggerin, die durch die Welt reist und vollkommen auf sich alleine gestellt ist, war sie mir zu naiv und zu wankelmütig.

Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen machen Lust die zweitkleinste der Kanarischen Inseln zu besuchen, doch die Darstellung der sehr durchgeknallten Inselbewohner, die noch dem Hippie-Kult frönen, ließ mich etwas davon Abstand nehmen. Trotzdem würde ich gerne einmal den merkwürdigen Gesängen der Gelbschnabelsturmtaucher lauschen, das Künstlerdorf El Guro besuchen oder zur Schweinebucht (das klingt so nach Piraten!) wandern.

Der rote Faden des Romans ist die Selbstfindung ...sich zu "ankern"...und verzeihen zu können.
Die Handlung ist etwas vorhersehbar und ich vermisste im Gegenwartsstrang die Tiefgründigkeit, wie auch etwas mehr Spannung. Trotzdem hat sich die Geschichte wunderbar lesen lassen und sie konnte mich durchgehend unterhalten.
Irritiert war ich durch eine angebliche Schwester von Karoline, die nie mehr erwähnt wird und Karoline später sogar als Einzelkind dargestellt wurde. Fehler wie diese sollten dem Lektorat auffallen!

Schreibstil:
Die Autorin hat einen wunderbareb Schreibstil, der mich schon in ihren anderen Romanen überzeugen konnte und mich in ihren Geschichten versinken lässt. Er ist locker-leicht, lebendig und dialoglastig.

Fazit:
"Der Wind nimmt uns mit" kann leider nicht an "Zwischen dir und mir das Meer" anschließen, das von mir volle fünf Sterne erhalten hat. Der Roman unterhält und ist als leichte Urlaubslektüre wie geschaffen, jedoch wird er wohl eher nur durch das wunderschöne Cover in Erinnerung bleiben. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass Katharina Herzog mit ihrem nächsten Buch wieder an die gewohnte Qualität anschließen kann.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Mehr Familiendrama als Thriller

Die andere Frau
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Ich liebe die Thriller des Autors, doch "Die andere Frau", der elfte Fall von Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mittlerweile in Rente gegangen ist, konnte mich nicht ...

Ich liebe die Thriller des Autors, doch "Die andere Frau", der elfte Fall von Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mittlerweile in Rente gegangen ist, konnte mich nicht wirklich überzeugen. Die Bezeichnung Psychothriller am Cover verdient das Buch auf keinen Fall...leider! Es ist eher ein Familiendrama, denn dieser elfte Teil ist wohl Joe O'Loughlins persönlichster.

Der Einstieg in den Roman ist noch spannend und rasant. Psychologe Joe O'Loughlin erhält die Nachricht vom Überfall auf seinen Vater. Dieser liegt auf der Intensivstation, seine Frau sei bereits bei ihm, wird ihm mitgeteilt. Als Joe jedoch im Krankenhaus ankommt, sitzt eine ihm völlig unbekannte Frau am Bett seines Vaters. Sie erklärt ihm, sie sei die andere Frau. Verständlich, dass Joe erstmals geschockt ist und kein Wort davon glaubt. Als Joe's Schwestern und seine Mutter ans Krankenbett eilen, bricht das Chaos aus...

Dieser elfte Band ist alleine sehr gut lesbar. Den Einstieg fand ich gut gemacht. Er erweckt Neugierde und natürlich will man als Leser wissen, wer diese Frau ist, die behauptet ebenfalls mit Joes Vater verheiratet zu sein. Vorallem aber auch, ob er wirklich ein Doppelleben führte und wer auf ihn eingeschlagen hat.
Joe ist seit "Der Schlafmacher" mit Emma von Sumerset in den Norden Londons gezogen, während Charlie in Oxford studiert. Seine Krankheit macht ihm zu schaffen, aber auch Emmas Verhalten. Sie hat noch immer nicht den Tod ihrer Mutter akzeptiert und verdrängt ihn. Außerdem macht sie Schwierigkeiten in der Schule. Als alleinerziehender Vater und seit dem Überfall auf seinen Vater hat er jede Menge um die Ohren.

Gemeinsam mit seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz versuchen sie den Angreifer zu finden und die Wahrheit über das Doppelleben seines vaters herauszufinden. Joe's Verhältnis zu seinem Vater war immer kühl. Nachdem sich dieser im Koma befindet, deckt Joe ein dunkles Geheimnis nach dem anderen auf. Das perfekte Bild seines Vates kommt dadurch ins Wanken und Joe erfährt Dinge, mit denen er nie gerechnet hätte. Leider stellt sich aber bald Langeweile ein. Die Spannung fehlt, es wird eine These um die andere aufgestellt. Im Vordergrund stehen Charakterstudieen der einzelnen Familienmitglieder und Freunde. Sie nehmen einen großen Platz im Roman ein. Durch den persönlichen Bezug ist Joe's gewohntes rationales Denken als Psychiater zu wenig vorhanden. Vincent Ruiz ist diesmal ebenfalls nur eine Randfigur, was ich schade finde. Erst zum Showdown kommt etwas Spannung auf und alles fügt sich schlüssig zusammen.

Was mich trotzdem abhielt das Buch nicht vorzeitig zu beenden?
Robothams Schreibstil ist kurzweilig und natürlich wollte ich auch wissen, wie es ausgeht. Die Charaktere sind facettenreich und auch die Umgebung bildhaft dargestellt.
Trotzdem hoffe ich, dass der kommende Band wieder mehr Spannung aufweist und das Duo O'Loughlin und Ruiz ein bisschen mehr Power zeigt, wie ich es von den letzten Bänden gewohnt war.


Fazit:
Für mich leider der bis jetzt schwächste Band der Reihe, der mehr Familiendrama als ein Psychothriller ist. Mir fehlte es eindeutig an Spannung und an Robothams packenden Schreibstil. Als Thrillerleser erwarte ich mir einfach mehr.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Neuausgabe eines alten Romans

Nächte, in denen Sturm aufzieht
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Mit "Nächte, in den Sturm aufzieht" wurde nach Jojo Moyes Erfolg wieder einer ihrer alten Romane veröffentlicht. Dass es sich dabei aber um ein Buch handelt, das bereits auf deutsch unter dem Titel "Dem ...

Mit "Nächte, in den Sturm aufzieht" wurde nach Jojo Moyes Erfolg wieder einer ihrer alten Romane veröffentlicht. Dass es sich dabei aber um ein Buch handelt, das bereits auf deutsch unter dem Titel "Dem Himmel so nah" im Jahr 2008 erschienen ist, wusste ich nicht.

Man merkt deutlich, dass es sich um ein früheres Werk der Autorin handelt. Ich bin anfangs sehr schwer in die Geschichte gekommen und habe das Buch immer wieder weggelegt und ein anderes gelesen. Da es aber ein Rezensionsexemplar vom Verlag ist, war es an der Zeit endlich weiterzulesen. Einmal drinnen in der Geschichte lief es dann auch ganz gut, abgesehen von so einigen Längen im Mittelteil. Doch ich konnte endlich mit den Charakteren etwas anfangen und spürte die ganz besondere Atmosphäre von Silver Bay, dem Ort, wo der Roman spielt.

Trotzalledem ist die Handlung nichts wirklich Neues. Der erfolgreiche Geschäftsmann Mike Dormer fliegt von London nach Australien, um sich die genaue Lage eines Ortes anzusehen, an dem die Firma seines zukünftigen Schwiegervaters ein großes Projekt plant. Ein Luxushotel soll im kleinen Örtchen Silver Bay entstehen, doch zuerst möchte Michael sämtliche Risiken vor Ort abwägen. Der Workaholic arbeitet tagein tagaus in einem rieseigen Bürokomplex mitten in London und steht kurz vor der Hochzeit mit der Tochter seinen Chefs. In Silver Bay angekommen fühlt sich Michael anfangs wie ein Fremdkörper. Hier gehen die Uhren noch anders und der ganze Ort lebt von den Touristen die kommen, um die Wale und Delfine zu beobachten. Es ist ein ruhiges Plätzchen und wenn es nach den Einwohnern geht, soll es auch so bleiben. Ein protziges Hotel, das die Wale vertreiben könnte, ist hier unerwünscht, genauso wie die Reichen und Schönen, die dort absteigen sollen. Erst nach einiger Zeit merkt Michael, dass er sich in Silver Bay verändert und dass in seinem alten Leben etwas gefehlt hat....

Liza McCullen lebt im kleinen Hotel ihrer Tante Kathleen, der berühmten "Haifisch-Lady". Sie fährt täglich mit dem Boot hinaus und bietet in der geschützten Bucht rund um Silver Bay Walbeobachtungstouren für Touristen an. Gemeinsam mit ihrer Tochter Hannah versucht sie im kleinen versteckten Ort ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Publicity und Touristenaufläufe kann sie nicht wirklich brauchen, denn sie versucht ihren Aufenthaltsort geheim zu halten. Welches Geheimnis hat sie zu verbergen?

Erzählt wird aus der Ich-Pespektive verschiedenster Charaktere. Hauptfiguren sind Mike Dormer, Liz McCullen, ihre Tochter Hannah und Tante Kathleen. Das verwirrt anfangs sehr, aber mit Fortschreiten des Romanes gewöhnt man sich daran und kam den Charakteren langsam näher. Leider war von der handlung an sich doch so einiges vorhersehbar.

Das Setting in Australien fand ich hingegen sehr bildhaft und lebendig beschrieben. Die Hintergrundinformationen zu den Walbeobachtungen und dem Leben dieser wunderbaren Säugetiere war beeindruckend und sehr interessant. Ein Thema ist hier natürlich auch der Natur- und Tierschutz.
Obwohl ich den Roman teilweise etwas zu ruhig und langatmig fand, fände ich eine Verfilmung des Romanstoffes als gute Idee.

Fazit:
Abgesehen davon, dass dieses Buch bereits unter einem anderen Titel veröffentlicht wurde und somit keine neue Geschichte ist, fand ich leider nur schwer in den Roman. Nach einigen Anläufen klappte es dann und ich begann mich mit den Figuren anzufreunden. Gelungen ist die Beschreibung des Ortes, der Bucht und dem Tierleben, sowie den kauzigen Einwohnern. Trotzdem war mir einiges zu vorhersehbar und zu ausschweifend, um den Wunsch zu haben die Geschichte in einem Rutsch durchzulesen.

Veröffentlicht am 21.04.2019

Auf nach Mallorca!

Das kleine Café am Meer
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Der neue Roman von Anja Saskia Beyer erzählt von drei sehr unterschiedliche Frauen, die auf Mallorca ihr Leben ordnen bzw. einen Neuanfang wagen möchten.

Hannah hat die Nase voll von der oberflächlichen ...

Der neue Roman von Anja Saskia Beyer erzählt von drei sehr unterschiedliche Frauen, die auf Mallorca ihr Leben ordnen bzw. einen Neuanfang wagen möchten.

Hannah hat die Nase voll von der oberflächlichen Modebranche. Der schlecht bezahlte Assistentinnenjob lässt ihr kaum ein Privatleben, was auch ihrem Freund Constantin die Flucht ergreifen ließ. Mit Mitte Dreißig ist sie wieder Single und überlegt ihren Job zu kündigen. Voller Selbstzweifel beschließt Hannah eine kleine Auszeit zu nehmen und ihre Freundin Lucia auf Mallorca zu besuchen, die sie vor kurzem eingeladen hat. In ihrer Kindheit hat Hanna viele Sommer auf der Insel verbracht und sich bereits damals mit Lucia angefreundet. Nun hat die junge Frau vor kurzem ein kleines Café mit Meerblick eröffnet. Um auf andere Gedanken zu kommen und nebenher etwas Geld zu verdienen, möchte Hannah bei Lucias Freund Sam in seiner kleinen Pension aushelfen. Doch das erste Zusammentreffen mit Sam läuft alles andere als gut....

Durch die bildhaften Beschreibungen der Landschaft auf Mallorca war ich sehr schnell gefangen und in meinen Urlaubserinnerungen an die zauberhafte Baleareninsel versunken. Der Duft der Orangen rund um Sóller, sowie die atemberaubende Kulisse des Tramonata Gebirges haben mich bereits bei meinem ersten Besuch der Insel verzaubert. Anja Saskia Beyer zeigt hier das Mallorca etwas abseits des Massentourismus und erzählt in ihrem Roman auch von einem meiner Lieblingsplätze auf der Insel. Man hat sofort den Wunsch die Koffer zu packen und in den Süden zu fliegen. Gekonnt hat die Autorin die landschaftlichen Vorzüge von Mallorca in ihrem Roman verpackt.

Die Geschichte selbst plätscherte jedoch leider etwas vor sich hin. Einzig Greta bringt ab und zu etwas Schwung in die Handlung. Die quirlige Vierzigjährige ist kein Kind von Traurigkeit und trotzallem hat auch sie ihre Probleme. Greta macht sich nur wenige Gedanken um ihr Umfeld und passt perfekt in das mondäne Leben der Modebranche, in dem sich Hannah nicht mehr wohl fühlt.
Sam und Lucia blieben mir beide etwas zu blass. Ihre Sorgen konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Weder Sam, noch Hannah oder Lucia kamen mir besonders nahe. Eine Ausnahme und nette Überraschung war hingegen Lucias Großmutter, die ich sofort ins Herz schloss. Sie zeigt auf, dass man auch noch im Alter Neues wagen kann und sich keine Gedanken darüber machen soll, was andere denken.

Insgesamt wurden mir zu viele Themen angerissen, die teilweise nur oberflächlich weiter verfolgt wurden. Einige Klischees wurden ebenfalls bedient, jedoch weiß man bei einem Liebesroman dieser Art meistens auch, was man bekommt. Somit ist auch die Vorhersehbarkeit entschuldigt. Trotzdem gibt es auch immer wieder Romane in diesem Genre, die mich überraschen und überzeugen können.
"Das kleine Café am Meer" gehört leider nicht wirklich dazu, obwohl es meine Sehnsucht nach Mallorca wieder aufleben lässt und der Roman sicherlich eine nette Strandlektüre ist.

Schreibstil:
Anja Saskia Beyer schreibt leicht und locker. Man kann bei ihrem Roman herrlich entspannen.
Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen fand ich bereits in ihrem Roman "Träume der Province" sehr gelungen. Da ich aber bereits selbst an den Orten war, die sie in ihrem neuen Roman beschreibt, fühlt man sich beim Lesen noch näher am Geschehen.
Mit den Figuren hatte ich allerdings teileweise ein bisschen Probleme, denn sie gingen mir zu wenig in die Tiefe und waren auch nicht wirklich facettenreich.
Am Ende gibt es wieder Rezepte zu landestypischen Gerichten.

Fazit:
Ein leichter Roman, bei dem mir die Charaktere nicht wirklich nahe kamen. Der Plot ist ebenfalls nicht unbedingt etwas Neues, aber die wunderbar beschriebenen Landschaft hat mein Herz höher schlagen lassen. Am liebsten hätte ich meinen Koffer gepackt und wäre nach Mallorca geflogen. Nett für zwischendurch und bestens geeignet als Strandlektüre.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Psychogram eines Mörders

Sein Gelübde
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Der Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er ...

Der Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er bis in die 1980er Jahre. Alle von ihnen durchleben eine schwierige und lieblose Kindheit. Trotzdem schaffen es drei von den vier Jugendlichen sich dem Leben zu stellen und ihre Träume zu erfüllen. Einer davon sieht diese jedoch in Mord: In der Erlösung von einsamen und leidenden Menschen.
Zwei Schwestern, Ingrid und Susanne, wachsen bei ihren lieblosen Eltern auf einem Bauernhof in der Eifel auf. Zwei Jungen, Frank und Jürgen, enden beide im Kinderheim, wo sie ebenso Außenseiter bleiben, wie schon zuvor. Aus den vier werden zwei Familien. Während die Autorin die Jahre bis zum Erwachsen werden beschreibt, werden in kursiver Schrift die Gedanken eines späteren Serienmörders wiedergegeben. Diese lösen eine starke Beklemmung beim Lesen aus.
Mit Raffinesse beginnt Sabine Giesen ein Ratespiel, ohne die Identität des Täters zu lüften. Bis zum Mittelteil hat mich der Krimi, der für mich dem Psychogram eines Mörders ähnelte, gepackt. Doch danach hatte ich immer mehr und mehr das Gefühl, dass sich die Autorin verzettelt. Die letzten Morde und die Handlungen des Mörders waren mir etwas unglaubwürdig dargestellt. Polizeiliche Ermittlungen gibt es kaum. Da sich die Morde über 20 Jahre hinziehen, fragte ich mich oft, was die Polizei eigentlich dagegen unternimmt.
Ebenso verliert sich im Laufe des Krimis der Beweggrund für die Morde kontinuierlich. Das eigentliche Motiv für die Taten ist kaum mehr nachvollziehbar. Die Identität des Täters kristallisiert sich bald heraus und bietet darüber hinaus keine Überraschung mehr. Die erstaunliche Wende zum Schluss hatte ich zudem bereits erahnt. Somit fiel der Überraschungseffekt bei mir gänzlich weg, was ich schade fand. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Krimis gelesen?

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und sehr gut ausgearbeitet. Man taucht in die Tiefen der menschlichen Psyche und in ihre Abgründe ein. Im Vordergrund der zwei Pärchen stehen Frank und Susanne, aber auch die Verbundenheit der beiden Schwestern wird besonders hervorgehoben.Alle entwickeln sich weiter und sind sehr realistisch dargestellt.

Schreibstil:
Die kurzen Kapitel lassen einem schnell durch die Seiten flitzen. Der Schreibstil ist flüssig und vorallem die Charakterstudien haben mich wirklich überzeugt.
Insgesamt ist die Geschichte in sechs Abschnitte geteilt: Heranwachsen, Aufbruch, Zweisamkeit, Alltag, Veränderungen, Erwachen. Diese Überschriften deuten bereits den Lebensverlauf der Protagonisten an.

Fazit:
Ein interessanter Plot, großartige Charakterstudien und ein eiskalter Mörder. Leider verlor sich für mich das Motiv des Täters im Laufe des Krimis. Ebenso fand ich die letzten Morde und Handlungen des Mörders ziemlich unglaubwürdig. Die verblüffende Wendung zum Schluss ist absolut gelungen, konnte mich allerdings nicht mehr überraschen - sehr wohl aber die restlichen Mitleser in der Leserunde. Deswegen sollte sich jeder selbst ein Bild des Krimis von Sabine Giesen machen.