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Veröffentlicht am 18.02.2017

Spannend und für mich der beste Teil der Reihe

Böser Samstag
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Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja ...

Nachdem diese Reihe von Nicci French einige Höhen und Tiefen hatte, ist der sechste Band wieder absolut gelungen. In "Böser Samstag" dreht sich alles um einen alten Fall. Eigentlich will sich Frieda ja aus der Polizeiarbeit raushalten, aber ein alter Bekannter fordert von ihr einen Gefallen ein. Dabei geht es um einen Mord an der eigenen Familie, den vor 13 Jahren die damals 18jährige Hannah Doherty, begannen haben soll. Als Frieda die Frau in der Psychatrie besucht, ist sie entsetzt über den Zustand der Patientin. Sie wird misshandelt, mit Medikamente ruhig gestellt und wie ein Tier gehalten. Doch die Ärzte der Klinik und die Polizei sind sich einig: Die junge Frau sei psychisch gestört, gewalttätig und sicher die Täterin von damals. Frieda möchte den Fall neu aufrollen, doch die Polizei weigert sich und so handelt Frieda mal wieder auf eigene Faust. Karlsson kann ihr diesmal nicht dabei helfen, denn er liegt mit einem gebrochenem Fuß zuhause. Deshalb stellt er Frieda seine Kollegin Yvette zur Seite, die alles andere als erfreut ist. Frieda betritt bei ihrer Recherche gefährliches Terrain. Auch ihre alten Gegner, Polizeipräsident Crawford und Friedas größter Widersacher, Professor Hal Bradshow, sind nicht erfreut über ihre Schnüffeleien.

Gewohnt ruhig, wie die Bücher des Autorenpaares Nicci Gerard und Sean French sind, bleibt die Spannung im sechsten Band auf einem höheren Level als zuletzt. Die Doherty's erscheinen anfangs nach außen hin wie eine normale Familie, doch hinter der Fassade verbergen alle Familienmitglieder etwas - mit Ausnahme des kleinen Bruders von Hannah.
Der Leser macht sich gemeinsam mit Frieda Klein auf die Suche nach alten Beweismitteln und Unstimmigkeiten. Dabei helfen ihr ihre Nichte Chloe, Josef und auch Chloe's Exfreund Jack, der zurzeit in einer Sinnkrise steckt....

Wie auch schon in den Vorgängerromanen bemerkt, wirkt diese Reihe nicht wie ein Thriller, sondern wie ein klassischer englischer Krimi auf mich. Das stört keineswegs, denn auch die Protagonistin ist eine eher unkonventionelle Hobbydetektivin, die mit ihrem Bauchgefühl meistens richtig liegt. Mir ist Dr. Frieda Klein mittlerweile ans Herz gewachsen. Auch die atmosphärischen Beschreibungen von London finde ich immer wieder großartig. Wenn Frieda nachts durch die Straßen Londons wandert, hat das einen mystischen Touch. Trotzdem folgt der Leser gerne ihren Schritten und lernt die Stadt an der Themse einmal aus anderen Blickwinkeln kennen.
Auch unser alter bekannter Dean Reeve spielt wieder eine Rolle und Nicci French wartet am Ende des Buches mit einem echten Schockmoment auf!

Die Auflösung des Kriminalfalles finde ich nicht hundertprozentig gelungen, deswegen vergebe ich vier Sterne, obwohl "Böser Samstag" diesmal mit viel mehr Spannung aufwarten kann, als die letzten Bücher der Reihe.

Schreibstil:
Das Autorenpaar hat einen sehr ruhigen und detaillierten Schreibstil, mit dem sie eine besondere Atmosphäre in ihren Büchern aufbauen. Sicherlich trägt auch die wunderbare Beschreibung Londons dazu bei, ebenso wie die gut gezeichneten Charaktere, die ich mittlerweile alle liebgewonnen habe.

Fazit:
Der sechste Fall der Reihe wartet mit einer spannenden Geschichte und einem Schockmoment ganz am Ende auf. Für mich neben dem ersten Band das beste Buch der Reihe. Ich freue mich schon auf Band sieben und hoffe auf ein spannendes Finale.

Veröffentlicht am 16.02.2017

Die Hoffnung ging nicht auf

Wer Hoffnung sät
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Vor wenigen Monaten habe ich von Chris Fabry "Junikäfer, flieg" gelesen, das mich wirklich begeistern konnte. Deshalb freute ich mich auf den neuen Roman des Autors. Leider ließ mich "Wer Hoffnung sät" ...

Vor wenigen Monaten habe ich von Chris Fabry "Junikäfer, flieg" gelesen, das mich wirklich begeistern konnte. Deshalb freute ich mich auf den neuen Roman des Autors. Leider ließ mich "Wer Hoffnung sät" ziemlich ratlos und verwirrt zurück.

Der Einstieg in die Geschichte war für mich - im Vergleich zu den meisten meiner Mitleser - problemlos. Es gab zwar einige Personen, die jeweils aus ihrer Sicht erzählten, aber ich konnte sie sehr schnell einordnen. Einen Bezug konnte ich jedoch nur zu Will aufbauen, der nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und in seine Heimatstadt Dogwood zurückkehrt. Dort wird er allerdings alles andere als liebevoll aufgenommen. Im Gegenteil: Es beginnt eine regelrechte Hetzjagd auf den berüchtigten Schwerverbrecher, wie er im Buch genannt wird. Da begannen meine Probleme mit der Geschichte.
Denn dies ist bereits mein zweiter Roman aus amerikanischer Feder, der als Ausgangspunkt einen Autounfall unter Alkoholeinfluss hat, bei dem entweder Insassen oder Fußgänger getötet werden. Ich will das Ganze auf KEINEN Fall verharmlosen, aber was in diesen beiden Romanen an falscher Moral bis hin zur Menschenjagd dargestellt wird, ist in meinen Augen nichts weiter als die Doppelmoral eines Volkes, das zuhause Waffen hortet, kleine Kinder den Umgang damit lernen, die Waffen sogar zur Schule mitnehmen und wo die Todesstrafe noch heute eingesetzt wird! Es macht mich sprachlos!

Aber zurück zum Buch.....natürlich geht es hier um Schuld und Sühne, und um Vergebung durch Gott...nicht unbedingt durch die Menschen. Und es geht um Liebe - um die alles verzeihende Liebe. Karin ist Wills Traumfrau und das einzige Ziel vor Augen, das ihn die zwölf Jahre Gefägnis überstehen hat lassen. Doch seine große Liebe ist mit einem Pastor verheiratet und hat drei Kinder. Ihr Leben scheint jedoch nicht glücklich zu sein, denn es plagen sie Schlaflosigkeit und Schuldgefühle. Ruthie, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, ist ihr eine gute Freundin, die versucht in die Vergangenheit Karins vorzudringen und ihr Hilfe anzubieten.
Will ist ein sehr symapthischer, gutmütiger und ehrlicher Mann, der sofort meine Sympathie hatte. Er stellt sich seiner Verantwortung und auch der Gemeinde, die ihm nur Hass entgegenbringt.

Der Schreibstil des Autors lässt sich sehr gut lesen. Trotzdem konnte ich in seinem neuen Roman nicht mit den Figuren mitfühlen. Einzig Will und Eddy riefen heftige (zwar unterschiedliche) Emotionen in mir wach. Der Rest der Charaktere blieb verschwommen und blass. Auch die Beziehung zwischen Karin und Will konnte mich nicht überzeugen. Die Rückblenden in die Vergangenheit vermittelten mir eine eher einseitige Verliebtheit. Durch die immer wiederkehrenden Zeittsprünge, oft auch während eines Kapitels, ist die Geschichte manchmal etwas verwirrend. Die Rückblenden in die 1980er Jahre sind jedoch meist stimmig und auch markiert. Gefallen haben mir auch die kleinen Weiseheiten, die der Autor einstreut.
Einige wunderbare Aussprüche habe ich mir notiert, wie diesen hier:

„Im Grunde ist das Leben ein Tanz über eine Wiese voller Kuhfladen. Die meisten Menschen betreten die Wiese gar nicht erst. Sie gehen aussen herum und tun so, als hätten sie sie überquert.“ - Seite 103

Das Ende ist rasant und ich war schon sehr gespannt, wie der Autor die Auflösung präsentieren würde. Mit überraschenden Wendungen konnte er mich wirklich verblüffen. Die Auflösung ist letztendlich okay, aber für mich war sie nicht komplett logisch und das allerletzte Kapitel ließ mich ziemlich verwirrt zurück.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Auch die Lebensweisheiten des Autors, die ab und an eingestreut werden, fand ich passend. Der christliche Aspekt hat diesmal einen größeren Stellenwert, als bei "Junikäfer, flieg".
Leider fand ich die Charaktere mit Ausnahme von Will ziemlich blass. Mir blieben sie fremd. Der Roman wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Es gibt einzelne Kapitel von Will, Karin, Ruthie, Bobby Ray und Danny Boyd, die alle aus ihrer Sicht in der ersten Person erzählt werden.

Fazit:
Der neue Roman des Autors konnte mich leider nicht überzeugen. Die Auflösung fand ich nicht ganz logisch, das letzte Kapitel ließ mich total verwirrt zurück. Auch die Charaktere - mit Ausnahme von Will - blieben zu blass. Für mich ist "Wer Hoffnung sät" leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Bäume sind Leben

Der Ruf der Bäume
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Dieser ruhige Roman der Bestsellerautorin Tracy Chevalier ("Das Mädchen mit dem Perlohrring", "Zwei bemerkenswerte Frauen") entfaltet sich erst so richtig, wie das Aroma bei einem Biss in einem Apfel. ...

Dieser ruhige Roman der Bestsellerautorin Tracy Chevalier ("Das Mädchen mit dem Perlohrring", "Zwei bemerkenswerte Frauen") entfaltet sich erst so richtig, wie das Aroma bei einem Biss in einem Apfel. Denn die Geschichte wirkt frühestens nach dem zuklappen des Buches so richtig nach....

Es ist das Jahr 1838 und die Staaten sind noch jung. James und Sadie Goodenough brechen Richtung Westen auf, um eine neue Heimat zu suchen. Doch schon beim Black Swamp in Ohio ist ihre Reise zu Ende, denn das morastige Land stoppt ihr weiterkommen. Eher unfreiwillig beginnen sie in den Sümpfen ihre Farm zu bauen und Apfelbäume zu setzen, denn das Gesetz besagt, dass jeder neue Siedler mindestens 50 Obstbäume pflanzen muss. James, der von eine Apfelplantage wie bei seinen Eltern träumt, möchte süße Tafeläpfel anpflanzen, während Sadie Mostäpfel bevorzugt. Dieses Thema wird zum ewigen Streitpunkt der Beiden, der sich auch durch die Hälfte des Romans zieht.

Anfangs fiel es mir nicht so leicht Seite um Seite über Äpfelsorten, dem Pflanzen und Veredeln zu lesen, denn James liebt seine Bäume und das unwirtliche Land macht es den Goodenoughs nicht gerade leicht. Das jährliche Sumpffieber rafft von zehn Kindern, die Sadie gebiert, fünf hinweg. Ihren Kummer ertränkt sie immer mehr im selbstgebrauten Apfelschnaps. Schläge und Züchtigungen an den Kindern, sowie Bosheiten von Sadie ihrem Mann gegenüber, stehen an der Tagesordnung. Die Familie zerfällt immer mehr. Einzig Robert liebt die Apfelbäume genauso wie sein Vater. Gemeinsam mit der sanften Martha versuchen sie die Familie zusammenzuhalten. Aber auch sie werden sie getrennt, als die Familie auf gewaltsamer Weise auseinanderbricht.....

Ein Zitat auf Seite 105 zeigt wie mühsam und ereignislos das Leben der Goodenoughs in Black Swamp abläuft:
"Das Leben war oft nur eine Wiederholung derselben Bewegungen in einer anderen Reihenfolge, je nach Tag und Ort"

Während man zu Beginn der Geschichte den verzweifelten Kampf einer Familie erlebt, die nichts weiter möchte, als sich den Landstrich auf dem sie leben, untertan zu machen und über die Runden zu kommen, stoppt die Handlung plötzlich und der Leser erlebt die Jahre 1840-1856 in einer Art Zeitraffer. Robert hat sich auf den Weg in den Westen gemacht und schreibt jedes Jahr rund um Silvester einen Brief nach Hause. So erfährt man in kurzen Rückblicken, dass Robert, getrieben durch die Suche nach seinen Wurzeln, in Kalifornien das erste Mal Gerüchte über Mammutbäume hört. Er folgt den Ruf der Redwoods, den riesigen Bäumen in Calaveras Grove...

Dieser Teil, der aus der Sicht von Robert erzählt wird, hielt mich gefangen und der Zauber der Mammutbäume ging auch auf mich über. Der junge Mann ist ein sehr sympathischer Charakter, der jedoch ein Getriebener ist. Er ist ewig auf der Suche und fühlt nur innere Ruhe bei seinen Bäumen. Robert tut sich schwer mit Nähe und den Menschen. Doch mit William Lobbs, einem englischen Pflanzensammler, findet er eine verwandte Seele. Gemeinsam sammeln sie Samen und Setzlinge, um diese in die egnlische Heimat von William Lobbs zu schicken....

Tracy Chevalier erzählt hier eine melancholische Geschichte über eine Familie, die an den Anforderungen der Gegend und ihren Träumen zerbricht. Dies ist die Zeit der ersten Besiedlungen und dem Goldrausch. Dieser spielt hier ebenfalls eine Rolle, allerdings eine kleine. Chevalier nimmt sich eindeutig der Natur, besonders den Bäumen, an und bringt uns im ersten teil die Apfelbäume und danach die Mamutbäume näher.
Das Drama rund um die Goodenoughs wühlt auf und dem Leser wird erst nach Beenden des Buches so richtig klar, welche interessante Geschichte die Autorin hier geschaffen hat, die noch lange nachwirkt.

Schreibstil:
Tracy Chevalier ist eine Meisterin der leisen Töne. Ihre Romane sind ruhig und vermitteln zwischen den Zeilen doch so viel. Der Aufbau der Geschichte irritiert zu Beginn etwas, vorallem als man an der Stelle mit den Briefen von Robert kommt, jedoch passen diese Passagen perfekt in den Roman. Die Beschreibungen sind lebendig und bildhaft. Ich konnte mir das karge Land. das Sumpfgebiet und auch die Mammutbäume in Kaliforninen sehr lebhaft vorstellen.

Am Beginn des Buches ist eine Karte der vereinigten Staaten anno 1850 zu finden. Auf den letzten Seiten finden sich noch eine Auflistung historisch belegter Personen wie William Lobbs und Johnny Appleseeds.


Fazit:
Ein ruhiger, einfühlsamer, aber auch melancholischer und rauer Roman, der über das schwere Leben der ersten Planwagensiedler im beginnenden 19. Jahrhundert erzählt und sich erst so richtig entfaltet, nachdem man das Buch zugeklappt hat. Wunderschön!

Veröffentlicht am 09.02.2017

Abenteuer auf hoher See

Der Korsar und das Mädchen
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USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers ...

USA 1814. Die Amerikaner führen den zweiten Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Zu dieser unruhigen Zeit schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter Emily und Catherine übers Meer in die alte Welt. Stafford, der englisch-spanisch stämmige Schiffseigentümer der "Santiago de Cuba", ist der Verlobte von Emily, und soll die beiden Frauen gut über den Atlantik bringen. Catherine soll ihre Schwester begleiten, denn auch für sie interessiert sich der Sohn eines englischen Lords, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hat. Wegen des andauernden Krieges fährt Stafford unter spanischer Flagge, jedoch gibt es Informationen, dass er amerikanische Kriegsgefangene nach England bringen will. Diesen Gerüchten soll der junge Leutnant zur See, Lennart Montiniere, auf den Grund gehen. Mit seiner Korvette "Silver Eagle" ist er auf geheimer Mission unterwegs und als sich Stafford weigert ihn an Deck zu empfangen, kapert Lennart das Schiff mit Emily, Catherine und dem Sklavenjungen First an Board. Catherine, die auf der Plantage wie ein Junge aufgezogen wurde und gemeinsam mit First fechten und reiten lernte, verkleidet sich als Junge und nennt sich Cato. Für die beiden Frauen wird es eine sehr stürmische Fahrt....

Als österreichische Landratte hatte ich anfänglich ziemliche Schwierigkeiten all die Begriffe, die mit dem Segeln und dem Schiff zu tun haben, zu verstehen. Die Autorin hat jedoch am Ende des Buches in einem Glossar viele dieser für mich unbekannten Ausdrücke erklärt. Ebenfalls ist eine Abbildung eines Segelschiffes mit den dazugehörigen Bezeichnungen zu finden. Dies erleichtert doch das Lesen ungemein.
Da ich erst vor kurzem den Piratenroman "Joli Rouge" gelesen habe, fühlte ich mich auf dem Meer schnell wieder wohl und verfolgte voller Spannung die abenteuerliche Fahrt der "Silver Eagle" samt seiner Mannschaft. Mit den Männern an Deck wurde man schnell vertraut und auch Emily und Cato finden ihren Platz. Während Catherine zuerst in der Schiffsküche schikaniert wird, darf sie später an Deck und wird bald unverzichtbares Mannschaftsmitglied. Oben in der Takelage fühlt sie sich wohl und so hat sie bald den Spitznamen "Äffchen" des Commanders. Lennart findet immer mehr Gefallen an dem flinken Jungen, der ihn immer mehr verwirrt. Catherine geht in ihrer Rolle als Schiffsjunge total auf und genießt alle Freiheiten. Doch auch sie fühlt sich immer mehr zu Lennart hingezogen....

Die bildhafte Darstellung des Lebens auf dem Schiff, die harte Arbeit und die totale Auslieferung der Männer an die Wetterlage, erzeugt eine sehr atmosphärische Stimmung. Und trotz der rauhen See bleibt auch die Romantik nicht auf der Strecke.
In der Mitte der Geschichte schlichen sich einige kleine Längen ein, da sich die Handlung etwas wiederholte bis einige unvorhersehbare Wendungen auftreten und die Spannungskurve wieder ansteigt. Besonders am Ende in Großbritannien gibt es einen Showdown, der die Seiten nur so dahinfliegen lassen und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Gut gefallen hat mir die Wandlung von Emily. Die zarte Südstaaten-Lady, die das komplette Gegenteil von der wilden Catherine ist, tritt aus ihren Schatten und hat bald eine ernstzunehmdene Aufgabe auf dem Schiff. Auch First fühlt sich auf der "Silver Eagle" wohl und hat als Beschützer ein Auge auf die beiden Frauen. Sämtliche Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und lebendig. Man schließt sie schnell ins Herz und fiebert mit ihnen mit. Das einzige "Negative" bei den Figuren ist die doch sehr ausgeprägte "schwarz/weiß Malerei". Es gibt bei den Charakteren kaum Grauschattierungen: entweder sie sind gut oder böse. Das ist schade!

Schreibstil:
Dies ist nicht mein erster Roman von Elisabeth Büchle und wird auch nicht mein Letzter sein ;) Der Schreibstil ist sehr flüssig und liest sich einfach wunderbar. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, der besonders mit scherzhaften Dialogen punktet. Die große Stärke sind die einzelnen Charaktere, die die Autorin zwar einseitig (gut/böse), aber sehr detailliert und lebendig zeichnet. Sie entwickeln sich weiter und treten oftmals aus ihrem Schatten.
Zu Beginn gibt es noch zwei Personenverzeichnisse (historische Personen und die Mannschaft der Silver Eagle) zur besseren Orientierung.

Fazit:
Ein atmosphärischer Abenteuerroman mit einer Prise Romantik und Spannung, interessantem historischen Hintergrund und einen Einblick in die Welt der Seefahrer. Ein wunderbares Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 07.02.2017

Hinter alten Mauern lauert der Tod

Das Hospital
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In Berlin liegt eine brütende Hitze über der Stadt, als aus der Spree eine weibliche Leiche gefischt wird. Dem Opfer wurden die Lippen entfernt. Als Albert seine Lebensgefährtin Christine Lenéve von einer ...

In Berlin liegt eine brütende Hitze über der Stadt, als aus der Spree eine weibliche Leiche gefischt wird. Dem Opfer wurden die Lippen entfernt. Als Albert seine Lebensgefährtin Christine Lenéve von einer Auslandsreise vom Flughafen abholt, entdeckt er auf der Titelseite das Foto der Toten. Es ist seine frühere Kollegin und Freundin Nana. Beide arbeiteten verdeckt als Hacker im Untergrund, bevor Albert als Wirtschaftsredakteur zu einem Fernsehsender wechselte. Nana hatte sich besonders auf Pharmakonzerne eingeschossen, wobei ihr jedes Mittel recht war. Gemeinsam mit Christine und Benno, dem aktuellen Freund von Nana, versuchen sie dem Mörder auf die Spur zu kommen. Sie rechnen jedoch nicht mit einem eiskalten Serienkiller, der ein ganz besonderes Tötungsritual verfolgt....

Verschiedene Handlungsstränge machen es zu Beginn nicht ganz einfach in die Geschichte zu finden. Mit der ermittelnden Journalistin Christine Lenéve hatte ich bereits in "Federspiel" ein paar Probleme, was sich auch nicht im zweiten Teil geändert hat. Die Journalistin polarisiert und ist absolut kein Sympathieträger. Ihre teilweise sehr unüberlegten Alleingänge machen die Mörderjagd zwar spannender, ließen mich aber sehr oft den Kopf schütteln. Christine ist spontan, furcht- und kompromisslos. Sie handelt oft ohne zu denken und ist dabei auf der anderen Seite sehr intelligent und durchdacht. Eine Frau mit Widersprüchen!

Oliver Ménard zeichnet hier einen sehr eigenwilligen Charakter, der mit uns Lesern spielt und nicht um Sympathiepunkte bettelt. Das bereits in "Federspeil" angedeutete Problem von Christine wird auch in Teil 2 nicht gelöst, jedoch erfahren wir ein paar neue Einzelheiten zum Tod ihres Vater.
Als Gegenpart ist der ruhige Albert einfach perfekt. Bevor er handelt, überlegt er dreimal. Dass es trotzdem auch hier zu Reibereien kommen kann, ist jedoch aufgesetzt.
Unser Ermittler in den Mordfällen, Kommissar Tobias Dom, bleibt dem ganzen Roman über nur eine Randfigur und bekam seine Auftritte nur zu Beginn und am Ende des Thrillers. Christine ist und bleibt auch in Teil 2 die führende Kraft.

Oliver Ménard kann definitiv schreiben! Seine beiden Thriller leben von seinem detailverliebten und flüssigen Schreibstil. Wortwitz und Tempo lassen einem durch die Seiten fliegen. Nicht verschweigen sollte man allerdings einige brutale Grausamkeiten, die dieser Thriller ebenso beinhaltet. Die Auflösung ist logisch und alle Puzzlesteinchen ergänzen sich zu einem schlüssigem Gesamtbild.

Schreibstil:
Auch der zweite Thriller des Autors glänzt vorallem durch seinen mitreißenden Schreibstil, der sprachlich sehr gelungen und sogar leicht literarisch angehaucht ist. Von Beginn an gibt es einen hohen Spannungslevel, der allerdings nicht immer gehalten werden kann.
Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt: "Sieben", "Eisiges Herz" und "Das Blut der Väter". Erzählt wird in der dritten Person aus der Sicht von Christine. Es gibt aber auch Einblicke in die Psyche des Mörders, die besonders spannend sind.

Fazit:
"Das Hospital" ist ein mitreißender und rasanter Thriller, der sich nicht hinter seinem Debüt verstecken muss. Der große Pluspunkt ist eindeutig der grandiose Schreibstil des Autors. Gerne gebe ich wieder 4 1/2 Sterne und freue mich schon auf die Fortsetzung.