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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2017

Bleibt weiterhin spannend

Die Wege der Macht
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Gleich zu Beginn löst sich der fiese Cliffhanger aus dem letzten Band der Reihe auf und wir alle atmen wohl erleichtert durch, dass nicht wirklich etwas Schlimmes passiert ist. So ist man auch schnell ...

Gleich zu Beginn löst sich der fiese Cliffhanger aus dem letzten Band der Reihe auf und wir alle atmen wohl erleichtert durch, dass nicht wirklich etwas Schlimmes passiert ist. So ist man auch schnell wieder mitten in der Geschichte und hofft und bangt mit den Barringtons und Cliftons fast weitere 600 Seiten lang...
Band 5 spielt in den Jahren von 1964 bis 1970 und leider gibt es auch diesmal wieder einige Zeitsprünge, die aber nicht so eklatant wie im letzten Band sind.
Gefallen hat mir am fünften Teil, dass Harry wieder etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt, auch wenn er sich meiner Meinung nach in Russland teilweise sehr naiv benimmt. Er setzt sich als Präsident des englischen PEN-Zentrums für den russischen Autor Anatoli Babakov ein, der zu einer Strafe von 20 Jahren in Sibirien verurteilt wurde, weil er eine verboten Biografie über Stalin geschrieben hat. Harry setzt alles daran, das einzige noch existierende Exemplar zu finden und zu veröffentlichen. Jeffrey Archer versucht hier die Ära Breschnew nach Stalin zu skizzieren, was ich jedoch ein bisschen zu aufgesetzt fand.
Emma hat diesmal massive Probleme ihre Vorherrschaft bei Barrington halten zu können und Giles steht in diesem Band vor neuen Herausforderungen. Auch Sebastian hat mit einigen Problemen und Hindernissen zu kämpfen, während er versucht einen Fuß in den Vorstand einer Bank zu bekommen. Das Leben der Barringtons und Cliftons bleibt ein Wechselbad der Gefühle und genau das macht die Famliengeschichte auch weiterhin so spannend. Man weiß nie, was man als Nächstes von Jeffrey Archer vorgesetzt bekommt.

Einige Längen kamen eher dort auf, wo der Autor ähnliche Muster wie aus den Vorgängerbänden verwendet, wie die neuerliche Wahl um einen Sitz im Parlament, bei der Giles wiederum gegen seinen Erzfeind Fisher antreten muss. So sind auch die Bösewichte in "Die Wege der Macht" altbekannt und es kommen kaum neue Figuren hinzu. Auch bei den "Gutmenschen" ist dies der Fall, die sich nicht wirklich weiterentwickeln. Trotz alledem weiß der Autor wieder zu fesseln und man kann auch diesmal das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist mitreißend und lässt sich wie gewohnt flüssig lesen.
Der gewohnte Cliffhanger ist auch wieder vorhanden, doch diesmal nicht ganz so drastisch wie in den beiden letzten Büchern.


Fazit :
Eine weiterhin spannende und dramatische Familiensaga, die richtig süchtig macht. Positiv fand ich, dass Harry diesmal wieder mehr im Mittelpunkt stand und alle Familienmitglieder vor neuen Herausforderungen standen. Und nun heißt es wieder warten bis September....

Veröffentlicht am 02.05.2017

Nichts für Zartbesaitete

Der Näher
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Fallanalytiker Martin Abel ist mir bereits aus Rainer Löfflers ersten Buch der Reihe "Blutsommer" bekannt. "Blutdämmerung", Band 2, steht allerdings noch in meinem SuB Regal, als ich bei der Lesejury Glück ...

Fallanalytiker Martin Abel ist mir bereits aus Rainer Löfflers ersten Buch der Reihe "Blutsommer" bekannt. "Blutdämmerung", Band 2, steht allerdings noch in meinem SuB Regal, als ich bei der Lesejury Glück hatte und Band 3, "Der Näher", als Manuskript gewonnen habe. Somit kann man auch ohne Probleme mit dem Näher einsteigen oder wie ich Band 2 auslassen. Natürlich ist es aber immer vom Vorteil die Reihenfolge einzuhalten.

Der Beginn des Thrillers fesselte mich sofort. Eine Joggerin wird von einem Mann verfolgt und stürzt bei ihrer Flucht in eine Grube. Die Entdeckung, die sie dort macht, lässt nicht nur ihr das Blut gefrieren!
Kurze Zeit später wird Fallanalytiker Martin Abel vom LKA Baden-Württemberg nach Gummersbach geholt. In einer Erdspalte wurde die Leiche einer Frau mit ihrem Neugeborenen entdeckt. In der Kreisstadt sind außerdem in den letzten Monaten zwei schwangere Frauen verschwunden. Was zu Beginn nach einem Routinefall aussieht, wird jedoch bald zu einer atemlosen Jagd. Während die Gummersbacher Polizei nur sehr langsam auf Trab kommt, taucht plötzlich eine der beiden vermissten Frauen wieder auf. Abel sieht sofort einen Zusammenhang zwischen der Toten und den vermissten Frauen und ist sich sicher, dass hier ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Dadurch erhält er etwas Einblick in die Psyche des Täters, die sehr verstörend ist.
Auch der Leser wird hier nicht verschont, denn während den Ermittlungen hat Rainer Löffer immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit des Mörders eingebaut. Diese fängt bei seiner Kindheit an und hat sogar mir als Thrillerleserin, der nichts so schnell zu viel wird, richtigen Ekel verursacht. Größtenteils hing es aber auch mit den Grausamkeiten an Tieren zusammen, wo ich richtig zartbesaitet bin und die ich überhaupt nicht haben kann. Ich muss zugeben, dass ich eine bestimmte Stelle der Tierquälerei bewusst nicht gelesen habe. Diese Misshandlungen, die der Näher zuvor an Tieren ausprobiert, führt er als Erwachsener bei schwangeren Frauen durch. Seine wirren Vorstellungen verursachen ein Grauen im Kopf des Lesers und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt....

Löffler beschreibt diese Szenarien sehr detailliert, deshalb ist dieser Thriller absolut nichts für Zartbesaitete!
Der hohe Ekelfaktor bleibt aber nicht dauerhaft bestehen und so kann man zwischendurch etwas Luft holen und die Gummersdbacher Polizei bei den eher dürftigen Ermittlungen erleben. Einzig Doris Stange, eine resolute Polizistin, hilft Abel mehr über die verschwundenen Frauen herauszufinden, während der erste Hauptkommissar Thomas Borchert und sein restliches Team eher an Ehestreitereien glauben, denn alle Frauen haben Abschiedsbriefe an ihre Männer hinterlassen.

Trotz des Grauens beim Lesen klebt man an den Seiten, denn der Autor versteht es großartig Spannung aufzubauen und falsche Fährten zu legen. Keiner der Mitleser in der Leserunde hatte auch nur die leiseste Ahnung, wer der tatsächliche Killer war und wir waren alle sehr überrascht.
Leider kann ich trotzdem keine fünf Sterne geben, denn besonders zum Ende hin, gab es für mich einige unglaubwürdige Vorkommnisse, die mir weder logisch, noch realistisch durchführbar erschienen. Leider kann ich hier nicht genauer darauf eingehen, sonst würde ich spoilern, aber die beiden Szenen mit der Säure und danach mit dem Beton sind einfach zu unwahrscheinlich, dass sie so funktionieren würden....

Diese Effekthascherei führt leider besonders am Ende, dem großen Showdown, zu einigen für mich zu unrealistischen Szenen.


Schreibstil:
Der Autor schreibt fesselnd, kurzweilig und dialoglastig. Man kann sich der Geschichte kaum entziehen. Dabei schreibt Löffler aber auch sehr detailliert, weshalb das Grauen hier noch greifbarer wird. Die handelnden Personen sind alle in der 3. Person beschrieben.
Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an, wobei es am Ende zu einem großen Showdown kommt.

Fazit
Ein Thriller für Hartgesottene, der rasant und spannend geschrieben ist. Leider gab es für mich aber zwei Szenen, die ich zu überzogen und unrealistisch fand. Deshalb 4 Sterne und eine Empfehlung für Liebhaber von harten Thrillern mit Ekelgarant!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 26.04.2017

Es geht um Hundertstelsekunden

Abfahrt in den Tod
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Als ich sah, dass ein Buch von Marc Girardelli veröffentlicht wurde, musste ich als Österreicherin und Fan des Alpinen Schilaufes natürlich sofort zuschlagen und es kaufen. So lag es auch schon lesebereit ...

Als ich sah, dass ein Buch von Marc Girardelli veröffentlicht wurde, musste ich als Österreicherin und Fan des Alpinen Schilaufes natürlich sofort zuschlagen und es kaufen. So lag es auch schon lesebereit bei mir zuhause, als es zu diesem Krimi aus dem Emons Verlag eine Leserunde bei Lovelybooks gab und mich dort anschloss. Denn die beiden Autoren begleiteten die Leserunde und hey....wann kann ich mal mit einem fünffachen Weltmeister plaudern? Zu Beginn gab es auch noch ein Grußwort von Hansi Hinterseer :) ....wer es nicht weiß...Hansi war früher Schirennläufer, bevor er zu singen begann!

Michaela Grünig und Marc Girardelli gewähren mit ihrem Krimi "Abfahrt in den Tod" dem Leser einen Blick hinter die Kulissen des Schiweltcup. Die wirklich atemberaubende Beschreibung der letzten Sekunden vor dem Start und während eines Abfahrtslaufes auf den schwierigsten Hängen der Welt, wie Wengen und Kitzbühel, haben mich von Beginn an gefesselt.
Marc Gassmann, ein erfolgreicher Rennläufer, hat nach einer schweren Verletzung sein Ziel nicht aus den Augen verloren und will noch einmal die große Kristallkugel holen. Der sympathische Schweizer liegt am Lauberhorn bereits in Führung, als ihm etwas am Nacken und Rücken streift und er ganz knapp das Rennen verliert. Entsetzen macht sich breit, als man eine Drohne findet, die nur Sekunden hinter Marc auf die Piste gestürzt ist. Zuerst wird von einem Unfall ausgegangen, doch dann wird ein Sprengsatz an der Drohne gefunden und die Kantonspolizei wird hinzugezogen. Ausgerechnet Kantonspolizistin Andrea Brunner, Marcs Exfreundin, soll den Fall leiten. Da Andrea unbedingt zur Kripo wechseln möchte, kann sie den ihr befohlenen Personenschutz an Marc nicht ablehnen, auch wenn Ehemann Daniel, Marcs ehemaliger Freund aus Kindertagen, alles andere als begeistert ist.....

Mit viel Spannung und rasanten Einblicken in die Welt des Schisports erzählt das Autorenpaar nicht nur von bedrohlichen Dohnenangriffen, sondern auch von Sportwetten, Sponsorenkämpfe und Doping. Außerdem erhielt Marc Drohbriefe, von denen die Polizei erst nach dem Vorfall bei der Abfahrt erfährt. Wer bedroht den erfolgreichen Sportler und wer hat es auf Marcs Leben abgesehen?
Das habe ich mich auch gefragt und Seite um Seite verschlungen! So schnell wie möglich wollte ich des Rätsels Lösung finden.....
Der Plot rund um den Alpinen Schiweltcup ist auch für Wintersport-Uninteressierte sehr kurzweilig geschrieben und die Geschichte rundherum sehr vielschichtig. Auch die Ermittlungsarbeit nimmt einen wichtigen Teil davon ein und lässt auch einen Blick auf Andrea's Privatleben werfen.
Gekonnt haben Grünig und Girardelli noch einige überraschende Wendungen, die den Leser auf falsche Spuren führen, eingebaut. Und dann gibt es auch noch kurze Einschübe eines Unbekannten, der seine Gedanken in sehr düsteren Worten mit dem Leser teilt. Der Spannungsbogen beginnt langsam zu steigen und endet mit einen logischen Finale, das mich zufrieden die letzte Seite zuklappen ließ.

Schreibstil:
Hier hat sich ein tolles Team gefunden! Das Buch lässt sich richtig flüssig lesen und man ist mitten im Geschehen. Die Beschreibungen sind sehr anschaulich und man hat das Gefühl gemeinsam mit dem Rennläufer auf der Abfahrtsstrecke zu sein. Die Charaktere sind alle sehr authentisch und mitten aus dem Leben gegriffen.

Fazit:
Ein faszinierender und unblutiger Krimi aus der Welt des Alpinen Schizirkus, der mich fesselte und überzeugen konnte. Hier hat sich ein neues Dreamteam gefunden! Ich hoffe sehr auf weitere Fälle mit Andrea Brunner und empfehle "Abfahrt in den Tod" gerne weiter.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Die Unberührbare

Der Himmel über Ceylon
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Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde ...

Als großer Fan von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, wanderte dieses Buch sehr schnell in mein Körbchen, als ich es vor ein paar Monaten bei Weltbild gesehen habe. Als es nun bei Lovelybooks eine Leserunde zum Ebook gab, habe ich die Chance genutzt mein Buch vom SuB zu holen und gemeinsam mit der Autorin mitzulesen.

Durch meine allererste englischsprachige Brieffreundin, die eben von dieser Insel im Indischen Ozean kommt, stammt meine Liebe zu Sri Lanka. Und so tauchte ich sehr schnell in die Geschichte rund um die wunderschöne Anjali, eine junge Teepflückerin, ein.
Unsere Protagonistin ist eine Dalit - eine Unberührbare aus der untersten Kaste des hinduistischen Glaubens. Gemeinsam mit ihrer Mutter Sita ist sie Teepflückerin in Nurwara Eliya, dem Hochland im Zentrum der Insel. Doch Anjali träumt von einem besseren Leben. Als sie im Tempel den Göttern Speisen darbringt und betet, lernt sie den Engländer Tom kennen. Durch ihn erhält sie tatsächlich die Chance bei einer englischen Familie in Colombo in der Küche zu arbeiten. Aber selbst ihre eigenen Landsleute stellen sich gegen das Mädchen, die daraufhin eine furchtbare Zeit durchmachen muss.....

Das Cover deutet eher auf einen romantischen Landscape-Roman hin, dies ist aber keineswegs der Fall! Bereits nach dem ersten Drittel war ich zutiefst erschüttert von Anjalis Schicksal. Vorallem wenn man sich vor Augen führt, dass dieses Kastendenken und der gesellschaftliche Unterschied in den 60-iger Jahren, also vor etwas mehr als 50 Jahren, stattfand und nicht vor einem Jahrhundert oder mehr.

Linda Cuir hat die Faszination und die landschaftliche Schönheit der Insel perfekt eingefangen. Aber auch die Probleme, die vorallem noch im Norden von Sri Lanka herrschen, wurden von der Autorin durchgehend miteinbezogen. Die Standesdünkel der Engländer, die sich teilweise noch immer als die Herrscher aus der Kolonialzeit ansehen, werden hier sehr genau aufgezeigt. Aber auch die Menschen, die zwischen den Kulturen keinen Unterschied machen, wie Sir Geoffrey und der Fotograf Fred, bleiben nicht unerwähnt und spielen im Roman größerer Rollen.

Anjali ist eine sehr starke junge Frau, die mit jedem Rückschlag über sich hinauszuwachsen scheint. Zum Ende hin waren mir allerdings ihre Fähigkeiten, die sie alle innerhalb kurzer Zeit erlernt und beherrscht, zu viel. Da wäre ja jeder Mensch der jahrelang etwas lernt ein Trottel im Vergleich zu Anjali, die zwar sehr kreativ und schön ist, aber alles aus dem kleinen Finger zu beuteln scheint. Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem wundervollen Roman, der mich sehr bewegt hat.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional und bildgewaltig. Die Beschreibungen der exotischen und farbenfrohen Landschaft Sri Lankas und im Vergleich der Gegensatz der armen und ausgenutzen Landbevölkerung, hat Linda Cuir grandios gemeistert. Sie verwendet hier keineswegs den erhobenen Zeigefinger, sondern weist mit viel Gespür auf die noch immer schlimme Situation in Sri Lanka - auch nach Beendigung des Bürgerkrieges - hin.
Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Anjali konnte ich nicht immer verstehen, aber ihre innere Kraft war bemerkenswert.

Fazit:
Ein Roman, der uns die Perle des Indischen Ozeans, das heutige Sri Lanka, von beiden Seiten zeigt. Einerseits die landschaftliche Schönheit und auf der anderen Seite die ärmlichen Verhältnisse der Tamilen, einer heutzutage kleinen Minderheit, der größtenteils buddhistischen Bevölkerung. Eine bewegende und emotionale Geschichte rund um eine junge starke Frau. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 20.04.2017

An der Nordseeküste

Seeluft macht glücklich
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Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen ...

Wenn ein neuer Roman von Janne Mommsen veröffentlicht wird, regt sich bei mir sofort der Wunsch diese Geschichte unbedingt lesen zu wollen. Wie ich schon in meiner Rezension zum letzten Buch "Zwischen den Bäumen das Meer" geschrieben habe, versteht es kein anderer Autor die Schönheit und das Flair der Nordsee so bildhaft rüberzubringen. Und so ist es auch wieder in "Seeluft macht glücklich". Am liebsten würde ich die Koffer packen und in den Norden aufbrechen....so ein Inseltrip ist schon lange mein Wunschtraum. Bis er Wirklichkeit wird, versinke ich in Janne Mommsen Geschichten....

Im aktuellen Buch geht es um einen Wohnungstausch. Jasmin aus Köln, Verwaltungsbeamte im Katholischen Krankenhaus, steht kurz vor dem Burn Out und bekommt drei Wochen Zwangsurlaub verschrieben. Neben ihrem Job hatte sie kaum Freizeit und ihre beste Freundin Alina lebt im Ausland. Als es in ihrem Bad auch noch zu einem Wasserrohrbruch kommt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Koffer zu packen. Doch wohin? Da fällt ihr die Lösung ein: Als Fünfzehnjährige verbrachte sie sechs Wochen wegen Asthmabeschwerden auf der Nordseeinsel Föhr und so bricht Jasmin kurzfristig Richtung Nordfriesland auf. Bei der Zimmersuche lernt sie zufällig Thore kennen, der eben die Verlobungsfeier seiner Exfreundin Keike organisiert hat und die ihm ziemlich auf den Magen geschlagen hat. Am liebsten würde er die Insel für einige Zeit verlassen und seinen Kopf frei machen. So beschließen die Beiden ihre Wohnungen zu tauschen und erhalten in ihrer neuen Umgebung einen etwas anderen Blickwinkel auf ihr altes Leben.....

Mit Jasmin und Thore hat er diesmal zwei sehr verschiedene Hauptprotagonisten erschaffen, die Beide vor einem neuen Lebensabschnitt stehen. Thore hat genug vom Inselleben und vorallem schmerzt ihn die Verlobung seiner Exfreundin Keike mehr, als er eigentlich wahrhaben will. Der sonst lebenslustige Mann möchte einfach nur weg und sein Leben verändern. Dazu hat er in Köln jede Menge Gelegenheit. Durch seine Aufgeschlossenheit anderen Menschen gegenüber, schließt er schnell neue Freundschaften. Als ihm Ralf, ein katholischer Pfarrer und guter Freund von Jasmin, einen Job im Krankenhaus anbietet, ist Thore anfangs skeptisch. Doch schon bald erkennt er, welch tolle Chance ihm geboten wird. Durch diesen Job beginnt Thore sich und seine Mitmenschen besser kennzulernen. In diesen Abschnitten bekommt der Roman auch etwas Tiefe und regt zum Nachdenken an, was mir besonders gut gefallen hat.

Jasmin hat zuerst Anfangsschwierigkeiten auf Föhr. Sie igelt sich ein und ist so erschöpft, dass sie einfach mal ausspannt. Doch langsam beginnen sich ihre Lebensgeister zu regen und sie erkundet nach und nach die Insel. Dabei trifft sie auf allerlei kuriose Menschen, wie Inga, die sich um die Population von Föhr kümmert oder auch auf Thore's Freunde Jens und Lars, zwei Sonnyboys, knackig und braungebrannt....
Sehr unterhaltsam erzählt Janne Mommsen wie die Beiden sich in ihrer neuen Umgebung langsam anpassen, Freunde finden und sogar überlegen für immer in ihrer neuen Heimat zu bleiben.

Gewohnt witzig und trotzdem mit einigen sehr nachdenklichen Abschnitten versehen, bringt mir Janne Mommsen in seinem Romanen Norddeutschland näher, was gar nicht so einfach ist. Trotzdem gelingt es dem Autor in jedem seiner Bücher und ich kann es gar nicht erwarten wieder etwas Neues von ihm zu lesen.
Leider kam für mich das Ende in "Seeluft macht glücklich" etwas zu schnell und überhastet. Hier hätten dem Roman ein paar Seiten mehr gut getan, um mich restlos zufrieden zurückzulassen.

Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und locker, der Grundton ist heiter. Es ist die richtige Lektüre für den Frühling oder Sommer bzw. für eine zukünftige Urlaubsplanung ;) Die Insel und das Inselleben wird so lebendig dargestellt, dass man am Liebsten sofort die Koffer packen würde. Man spürt durch jede Zeile die Liebe des Autors zu seiner Heimat.
Durch den Perspektivenwechsel, in dem einmal aus Thores und ein anderes Mal aus Jasmins Sicht erzählt wird, erhalten wir tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt. Die Kapitel sind kurz und man ist fast zu schnell durch die Geschichte durch....

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, der einem bereits an den Sommerurlaub denken lässt. Unterhaltsam, locker und mit viel Nordseeflair....lässt die Seele baumeln!