Spannender Justizkrimi
EisenbergAndreas Föhr ist einigen Lesern bereits bekannt, denn er schreibt äußerst erfolgreich Regionalkrimis. Mit "Eisenberg" bleibt er dem Krimi-Genre erhalten, nutzt allerdings sein Studium und seinen früheren ...
Andreas Föhr ist einigen Lesern bereits bekannt, denn er schreibt äußerst erfolgreich Regionalkrimis. Mit "Eisenberg" bleibt er dem Krimi-Genre erhalten, nutzt allerdings sein Studium und seinen früheren Job als Jurist. Mit der Anwältin Dr. Rachel Eisenberg hat er eine neue Figur geschaffen, die ihm äußerst gelungen ist. Frisch geschieden von Exmann Sascha, mit dem sie jedoch weiterhin die gemeinsame Kanzlei für Strafverteidigung führt, nimmt die Top-Anwältin nur mehr Prestigefälle an. Als sie jedoch eher zufällig das Mandat eines Obdachlosen bekommt, der einen brutalen Frauenmord begangen haben soll, schlägt die Vergangenheit zu. Der Angeklagte ist ihr ehemaliger Jugendfreund, den sie fast geheiratet hätte: Physiker Heiko Gerlach. Die Chancen stehen für ihn nicht sehr gut, nachdem er vor Jahren geschieden wurde und seinen Job verloren hat und seitdem auf der Straße lebt. Auch die Aussagen belasten Gerlach schwer. Rachel findet jedoch sehr schnell einige Ungereimtheiten in der Anklageschrift und setzt alles daran ihren damaligen Freund zu helfen.
Die Tote ist eine junge Frau, die erst kürzlich für ihr Studium nach München gezogen ist. Sie hatte kaum Kontakt zu ihren Mitstudenten und auch nicht zur WG-Mitbewohnerin. Erst der Hinweis, dass sie der Spur einer Albanierin gefolgt ist, die illegal in Deutschland einreisen wollte und deren Spur sich kurz nach der bayrischen Grenze verliert, gibt neue Ansatzpunkte.
Rachel Eisenberg, die neue Hauptprotagonistin, war mir zu Beginn des Krimis etwas unsympathisch. Ihre anfangs hochnäsige und arrogante Art und die Attitüden einer "Staranwältin", die nur für gutes Geld arbeitet, kamen erschreckend durch. Doch mit der Zeit wurde sie immer "normaler" und kämpfte nebenbei ihre eigenen Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter und dem Exmann, an dem sie doch noch hängt. Beruflich möchte sie alles geben und schreckt auch vor illegalen Mitteln nicht zurück.
Die Geschichte rund um den Heiko Gerlach und der parallel laufenden Handlung um eine junge Albanerin, die sich auf der Flucht befand und die spurlos verschwunden ist, wird packend erzählt. Als Leser rätselt man die ganze Zeit mit, wie der Mord an der jungen Frau und der Erzählstrang der illegal eingereisten Albanierin zusammenhängen könnten.
Da der Autor eine juristische Ausbildung vorweisen kann und jahrelang als Rechtsanwalt praktizierte, gibt es auch spannende Einblicke in die Welt der Staatsanwälte und der Verteidigung. Erst zum Ende hin laufen die beiden Handlungsstränge ineinander und ergeben ein sinnvolles Ganzes. Dazwischen gibt es einige überraschende Wendungen und ganz am Ende hin ein sehr überraschendes und actionreiches Finale, das eher an einen Thriller erinnerte.
Ich würde mich sehr über eine Reihe rund um Strafverteidigerin Dr. Rachel Eisenberg freuen!
Schreibstil:
Andreas Föhr schreibt äußerst spannend und flüssig, ansprechend und setzt in diesem Krimi sein Wissen als ehemaliger Jurist gekonnt ein.
Die Charaktere sind sehr gelungen beschrieben, lebendig und authentisch. Die Story entwickelt sich eher langsam und der Spannunsgbogen steigt kontinuierlich an. Ein klein bisschen kommt auch der Humor durch, den wir aus seinen Regionalkrimis kennen.
Fazit :
Ein überaus spannender Justizkrimi, der hoffentlich der Beginn einer Reihe rund um Strafverteidigerin Dr. Rachel Eisenberg sein wird. Kontinuierlicher Spannungsaufbau zweier parallel laufenden Handlungsstränge, die mit einem überraschend explosiven Finale enden! Gefällt mir!