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Veröffentlicht am 09.09.2023

Zurück in Amalfi

Die Zitronenblüten von Amalfi (Kleine Läden in Amalfi 3)
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Nachdem ich vor kurzem die ersten beiden Bände der "Kleine Läden in Amalfi" Reihe von Roberta Gregorio verschlungen habe, geht es nochmals an dieses wunderschöne Plätzchen Erde. Diesmal steht von den drei ...

Nachdem ich vor kurzem die ersten beiden Bände der "Kleine Läden in Amalfi" Reihe von Roberta Gregorio verschlungen habe, geht es nochmals an dieses wunderschöne Plätzchen Erde. Diesmal steht von den drei Freundinnen Diletta im Mittelpunkt, die den Zitronenladen in Amalfi führt.

Kleine Triggerwarnung vorab: Es geht um unerfüllten Kinderwunsch.
Als Einzige der drei Freundinnen ist Diletta schon länger mit Ezio verheiratet und die beiden wünschen sich seit einiger Zeit Nachwuchs. Doch dieser will sich nicht einstellen. Nach einer Fehlgeburt fällt Diletta in ein tiefes Loch und Ezio und sie sprechen immer weniger miteinander. Keiner der Beiden kann sich dem Anderen öffnen und die erste größere Ehekrise hält Einzug.
Als der charmante Mike in Dilettas Lädchen kommt und sich für den Kauf einer Zitronenplantage interessiert, knistert es von Beginn an zwischen den Beiden. Diletta hilft ihm nur zu gerne, um sich von ihren Problemen abzulenken, doch Mike hat noch einen anderen Grund, der ihn nach Amalfi geführt hat. Diesen verschweigt er jedoch...

Roberta Gregorio führt uns wieder an die traumhafte Amalfiküste. Doch diesmal hat der Wohlfühlroman ein tiefergehendes Thema, welches ein bisschen die Leichtigkeit aus der Geschichte nimmt.
Trotzallem ist es wieder schön auf die drei Freundinnen zu treffen und zu erfahren, wie es Livia und Carolina weiter ergangen ist. Die Freundschaft, die durch Livias Schwangerschaft, zwischen ihr und Diletta fast in die Brüche gegangen ist, ist wieder intakt und die drei sind wieder eine Herz und eine Seele. Trotzdem erzählt Diletta den Beiden nicht von den verwirrenden Gefühlen, die sie Mike gegenüber hegt. Den Charme, den der Brite versprüht und die Sprachlosigkeit, die sich in ihrer Ehe mit Ezio ausgebreitet hat, lässt sie ihre Beziehung überdenken und fürht sie in Versuchung.
In einem Vergangenheitsstrang erfahren wir, wie Diletta und Ezio damals ein Paar geworden sind. Umso besser versteht man den Konflikt, in dem die beiden stecken und hofft, dass sie eine Lösung finden.

Die Schönheit dieser traumhaften Region wurde von der Autorin wieder wunderbar eingefangen und wie schon in den Vorgängerbänden bekommt man sofort Lust die Koffer zu packen und Richtung Süden aufzubrechen. Nicht nur die Landschaft, sondern auch die italienischen Köstlichkeiten der Amalfiküste werden sehr bildhaft dargestellt.
Auch die Figuren sind wieder - bis zum kleinsten Nebencharakter - sehr liebevoll gezeichnet. Da es sich bereits um den dritten Band der Reihe handelt, fühlt man sich teilweise wie ein Teil der kleinen Familie. Man kennt viele der Charaktere und möchte am liebsten noch länger in Amalfi verweilen.

Wie bei den anderen beiden Romanen stehen über jedem Kapitel wieder tolle Sprüche, die zum kommenden Inhalt passen.
Wie sich Diletta schlussendlich entscheidet, müsst ihr jedoch selbst lesen!

Fazit:
Die "Kleine Läden in Amalfi" Bände sind wunderbare Wohlfühlromane mit einem einmaligen und traumhaften Setting. Diesem dritten Teil fehlt es jedoch ein bisschen an Leichtigkeit, denn er behandelt ein Thema, welches sehr zum Nachdenken anregt. "Die Zitronenblüten von Amalfi" ist trotzdem wieder eine tolle Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Band Eins um die Eismanufaktur bleibt aber mein Favorit.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Turbulente Jahre

Die Reporterin - Worte der Wahrheit
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Nachdem Band 1 mit einem Cliffhanger geendet hat, war ich gespannt, wie es mit Malou weitergehen wird. Und schon nach den ersten Zeilen war mir klar, dass Band 2 nahtlos an den Vorgänger anschließt. Man ...

Nachdem Band 1 mit einem Cliffhanger geendet hat, war ich gespannt, wie es mit Malou weitergehen wird. Und schon nach den ersten Zeilen war mir klar, dass Band 2 nahtlos an den Vorgänger anschließt. Man trifft auf alte Bekannte und ist schnell wieder mitten im Geschehen.

Mit der Geburt von Töchterchen Leonie erkennt Malou bald, dass es nicht so einfach ist Beruf und Kind zu vereinbaren. Ihre Sorgen und Nöte kann sicher auch noch heute jede Mutter nachvollziehen, trotz einiger (kleiner) Verbesserungen auf diesem Gebiet. Mit Hilfe von Freunden und Verwandten schafft sie den Spagat zwischen beruf und Muttersein. Doch ein schlimmer Schicksalsschlag holt sie kurze Zeit später ein.
Das Angebot, die Biografie von Zarah Leander zu schreiben, hilft ihr wieder auf die Beine zu kommen und sich ihrer Tochter und auch dem Beruf zu widmen. Sie zieht dafür kurzerhand in ein altes Bauernhaus auf dem Lande, wo sie an der Biografie arbeitet und gleichzeitig Leonie bei sich haben kann. Doch ihr Boss möchte sie so bald wie möglich wieder in der Redaktion sehen...

Wie schon im ersten Band ist die Story rund um Malou und ihr Job als Society Reporterin wieder fesselnd erzählt. Diesmal begleiten wir sie durch die Jahre 1965-1969. Der damalige Zeitgeist wurde von Teresa Simon wieder grandios eingefangen. Diesmal dürfen wir gemeinsam mit Malou so spannende Persönlichkeiten wie Romy Schneider, Newcomer Roy Black, Zarah Leander, Heinz Rühmann, Dietmar Schönherr, Esther Ofarim oder Mick Jagger von den Rolling Stones interviewen.
Große Aufregung gibt es bei der Aufführung des Musicals "Haare" und der Eröffnung der ersten Großraumdisco in München. Die Zeit in den 1960igern ist von Umwälzungen geprägt. Die Jugend möchte nicht mehr so leben, wie ihre Eltern und es wird gegen den Vietnamkrieg demonstriert. Friede und Freiheit sind nicht nur Schlagworte.
Neben dem Promiklatsch werden deswegen auch auch politische Themen angesprochen. Die damaligen Studentenunruhen und der unerwünschte Besuch des persischen Schahs Mohammea Reza Pahlawi sind nur einige politische Vorkommnisse in dieser doch unruhigen Zeit des Kalten Krieges. Die kommende Mondlandung wird auch noch erwähnt, bevor dieser zweite Teil leider auch schon wieder zu Ende geht.

Die Figuren sind alle wieder sehr liebevoll und lebendig gezeichnet. Neben Malou dürfen wir auch einige Nebencharaktere auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten. Ihre beste Freundin Roxy überrascht Malou mit einem neuen Mann und einer neuen Karriere, Onkel Julius und ihr bester Freund und Kollege Samy stehen Malou in vielen Situationen bei und das Verhältnis zu ihren Eltern scheint sich auch endlich zu verbessern.

Der lebendige und gefühlvolle Schreibstil lässt einem wieder nur so durch die Seiten rasen und man ist viel zu schnell durch die Geschichte durch.
Der Roman enthält eine Playlist der erwähnten Musiktitel (die ich beim Lesen immer im Ohr hatte) und zwei wundervolle Gedichte von Frida Kahlo und Mascha Kaléko

Fazit:
Der Nachfolgeband schließt nahtlos an Band 1 an und konnte mich genauso begeistern. Teresa Simon fängt den Zeitgeist und die gesellschaftlichen Veränderungen der Sechziger Jahre wunderbar ein und lässt einem durch den lebendigen Schreibstil direkt daran teilhaben. Eine Leseempfehlung für diese großartige Dilogie!

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Humor mit Tiefgang

Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert
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Erst vor kurzem habe ich einen Roman von Heike Abidi gelesen und nun darf es auch schon der nächste sein.
Mit Floriane lernen wir eine sehr sympathische Frau kennen, die eben ihren fünfzigen Geburtstag ...

Erst vor kurzem habe ich einen Roman von Heike Abidi gelesen und nun darf es auch schon der nächste sein.
Mit Floriane lernen wir eine sehr sympathische Frau kennen, die eben ihren fünfzigen Geburtstag gefeiert hat und sich am nächsten Tag in einem "neuen" Leben wiederfindet. Ihr Mann Wenzel hat nämlich nur ihre Geburtstagsfeier abgewartet, um ihr am Tag danach zu erklären, dass er nach 25 Jahren Ehe genug von ihr hat und er seine Zukunft mit einer faltenfreien Dreißigjährigen sieht. Floriane soll innerhalb einer Stunde "sein" Haus verlassen und alles packen, was ihr wichtig erscheint.
Floriane ist wie vor dem Kopf gestoßen und übernachtet zuerst in einer Art Dachkammer des Hotels, wo sie als Hotelmanagerin arbeitet. Doch der Hiobs-Botschaften nicht genug: Am nächsten Tag wird sie ins Büro ihrer neuen Chefs zitiert und entlassen. Das Personal des Hotels soll "jünger und hipper" werden und trotz jahrelanger Kenntnisse in der Branche werden sie und einige ihrer langjährigen Kollegen und Freunde mit einer Abfindung "abgestoßen".
Wohin nun ohne Wohnung und Job? Kurzfristig kommt Floriane bei ihrer 80-jährigen Tante Ilse unter, die für drei Monate nach Gran Canaria fliegt, um dort zu "überwintern".
Gemeinsam mit ihren Freunden aus dem Hotel versucht Floriane eine Lösung zu finden, wie ihr aller Leben weitergehen soll. Bald schon öffnen sich für die anderen Türen, doch Floriane ist entweder zu alt oder zu überqualifiziert. Nach einem gemeinsamen "Brainstorming" wird die Idee zu "Ich bin ganz Ohr" geboren, einem Service-Portal für professionelles Zuhören. Umso überraschter ist Floriane, als sie nur kurze Zeit später schon ihre ersten Anmeldungen hat....

Bereits die ersten Seiten des Romans haben mich so aufgeregt, dass ich gemeinsam mit Floriane um Fassung ringen musste! Da kommt dieser arrogante Ehemann daher und schmeißt sie aus "seinem" Haus, nachdem sie 25 Jahre lang neben ihren Vollzeitjob ihrem Wenzel alles abgenommen hat und lässt ihr eine Stunde Zeit zu packen! Und dann die Ansage der beiden Chefs, dass Florianes Alter die Präsenz ihrer Credibility schwächt...boah!
Umso mehr hat mich gefreut, wie Floriane und ihre Freundinnen nicht untätig bleiben und zeigen, was alles in ihnen steckt. Auch ab Fünfzig hat das Leben noch allerhand zu bieten und hält auch (positive) Überraschungen bereit.

Heike Abidi hat mich mit ihrer mitreißenden Art zu schreiben und den liebevoll gezeichneten Figuren auch diesmal sofort wieder überzeugt. Humorvolle Dialoge und Situationen lassen einem mit einem Schmunzeln in die Geschichte versinken und öfters kurz auflachen. Dabei werden trotz des Humors auch ernste Themen wie Alter und Einsamkeit, Verlust und fehlende Anerkennung angesprochen.
Gefallen hat mir ebenfalls, dass wir am Schicksal der Figuren teilhaben dürfen, die Floriane kontaktieren, damit sie ihnen zuhört.

Die Gedanken und Gefühle der Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Mit Rena hat Floriane, neben ihrer Clique vom Hotel, eine ganz wunderbare Freundin, an ihrer Seite. Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich aber ihre lebenslustige und extravagante Tante Ilse, die aufzeigt, dass man auch mit Achtzig noch Spaß am Leben haben kann. Und dann ist da noch der gutaussehende Nachbar Gustav, der jedoch einen äußerst dubiosen Job zu haben scheint....
Aber lest doch selbst....!

Fazit:
Heike Abidi hat wieder aufgezeigt, dass man auch ernstere Themen mit viel Humor zu einer wundervollen Geschichte verpacken kann, die mitten aus dem Leben gegriffen ist! Gelungen!

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Ein Roman über Abschiednehmen und Freundschaft

Die Bücherjägerin
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Sarah lebt seit dem Tod ihrer geliebten Tante Amalia, die sie und ihre Schwester Milena aufgezogen hat, in deren alten Villa in Köln, inmitten von alten Büchern. Ihre einzige Gesellschaft sind Amalias ...

Sarah lebt seit dem Tod ihrer geliebten Tante Amalia, die sie und ihre Schwester Milena aufgezogen hat, in deren alten Villa in Köln, inmitten von alten Büchern. Ihre einzige Gesellschaft sind Amalias Schildkröten Bonnie und Clyde. Sie ist Restauratorin von Büchern und alten Karten.
Die Einsamkeit stört sie nicht, denn am wohlsten fühlt sich Sarah inmitten ihrer Bücher. Beim Umgang mit anderen Menschen hat sie hingegen Schwierigkeiten. Sarah besitzt die Fähigkeit nicht, Gefühle anhand des Gesichtsausdrucks zu erkennen. Sie kann Emotionen anderer schlecht zuordnen und selbst auch nicht zeigen. Mit dem Tod ihrer geliebten Tante kommt sie nur schwer zurecht. Außerdem hat sie ihr jede Menge Schulden hinterlassen und Sarah hat keine Ahnung, wie sie zu Geld kommen soll.

Eines Tages steht der Bibliothekar Benjamin Ballantyne von der British Library in London vor ihrer Tür und erklärt, dass ihn Tante Amalia vor ihrem Tod kontaktiert hätte. Sie wäre dem fehlenden Kartenstück der "Tabula Peutingeriana" auf der Spur gewesen. Dieser verschollene Teil der mitteralterlichen Straßenkarte wird schon seit Jahrhunderten erfolglos gesucht. Sarah kann nicht glauben, dass gerade Amalia darauf gestoßen sein soll. Nur zögerlich willigt sie ein, gemeinsam mit Ben, den verschollenen Teil der Karte zu suchen. Nach der Durchsicht von Amalias Unterlagen machen sie sich auf den Weg nach Frankreich, wo sie Jean, Amalias französischen Freund und ebenfalls Bücherjäger, um Unterstützung bitten wollen...

Ich liebe Romane, in denen Bücher im Mittelpunkt stehen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass mir erstmalig der DuMont Verlag dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Während wir gemeinsam mit Sarah, Ben und den beiden Schildkröten auf die Reise nach Frankreich und anschließend nach Großbrtitannien aufbrechen, erfahren wir in kleinen Rückblicken mehr aus der Vergangenheit von Amalia und den beiden Schwestern, die als Kinder zu ihr gezogen sind.

Sarah war mir von Beginn an sympathisch. Sie lebt in ihrer eigenen Welt der Bücher und hat leicht autistische Züge. Sie tut sich schwer mit anderen Menschen - umso größer ist ihre Liebe zu den Geschichten. Schon als Kind hat sich Sarah nach dem Tod ihrer Eltern in die fiktive Welt geflüchtet. Ihre Entwicklung in der Geschichte hat mir gefallen.
Ihre Schwester Milena ist das ganze Gegenteil von ihr und inzwischen verheiratet und hat zwei Jungen. Milena wurde in der Schule nie gemobbt und hatte jede Menge Freunde. Trotzdem war sie eifersüchtig auf die ganz besondere Beziehung zwischen Tante Amalia und Sarah. Als Erwachsene haben sich die Schwestern nicht mehr viel zu sagen und müssen erst wieder zusammenfinden.

Ben ist ein Nerd. Für ihn sollen besondere Exponate für die Nachwelt in der Nationalbibliothek hinterlassen werden und nicht in priavten Haushalten "verschollen". Die Jagd privater Sammler nach antiquarischen Büchern und alten landkarten kann er nicht verstehen.
Auf der gemeinsamen Reise lernen wir ihn besser kennen und erfahren mehr über seine Kindheit und Familie.

Tanta Amalia war mein Lieblingscharakter. Sie ist eine etwas verrückte und selbstbewusste Frau, die das Herz auf den rechten Fleck hat. Sie hat immer ein offenes Ohr und ist für andere da. Nur auf der Jagd nach bestimmten Büchern und Antiquitäten kann sie zur gefürchteten "Jägerin" werden, die schon mal zu illegalen Handlungen greifen kann.

Obwohl die Geschichte nicht ganz das war, was ich mir vorgestellt hatte, habe ich sie sehr gerne gelesen. Sie regt zum Nachdenken an, die Sprache ist wunderschön und das Thema Buch kommt auch nicht zu kurz. Es ist eher eine leise Geschichte über Familie und Verlust.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Er ist poetisch, melodisch und tiefgründig, aber auch humorvoll. Man findet in der Geschichte so viele wunderbare Sätze, die ich alle am liebsten sofort markiert hätte. Auch die Schauplätze in Frankreich und Großbritannien sind sehr bidlhaft beschrieben.
Neben Verlust und Trauerarbeit hat die Autorin noch einige andere Themen, wie Diversität, Rasissmus und Diskriminierung miteingebunden. Zusätzlich hat sie sich der Genderschreibweise bedient, was etwas gewöhnungsbedürftig war. Im Nachwort geht die Autorin darauf näher ein.

Fazit:
Eine tiefgründige und eher leise Geschichte, die etwas anders ist, als ich dachte. Trotzdem hat sie mir gut gefallen und ich kann den Roman all denjenigen empfehlen, die keinen Abenteuerroman suchen, sondern eine leise und emotionale Erzählung übers Abschiednehmen und einen Neuanfang.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Atmosphärischer Genre-Mix

Wilde Jagd
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Die Bücher von René Freund habe ich bisher alle gelesen und gemocht. Sie sind sehr unterschiedlich, regen jedoch immer zum Nachdenken an. Leise Zwischentöne und versteckter Humor sind die Essenz von René ...

Die Bücher von René Freund habe ich bisher alle gelesen und gemocht. Sie sind sehr unterschiedlich, regen jedoch immer zum Nachdenken an. Leise Zwischentöne und versteckter Humor sind die Essenz von René Freunds Romanen.

Beim Einstieg in sein neues Buch habe ich mich diesmal allerdings ein bisschen schwer getan, was sich aber bald geändert hat und ich mich mit Quintus, einem kauzigen Philosophieprofessor angfreundet, habe. Dieser steckt in einer Art Lebenskrise. Seine Frau brauchte Abstand zur gemeinsamen Ehe und forscht im Amazonas und Tochter Katja spricht momentan nicht mit ihm. Auf ihren Hund "Machtnix" soll er allerdings schon aufpassen, während das Töchterlein ein Auslandssemester in Kanada absolviert. Quintus zieht in sein Elternhaus in Stein am Gebirge ein, wo ihm buchstäblich die Decke auf dem Kopf fällt. Das Haus ist mehr als renovierungsbedürftig und das Dach im schlechten Zustand. Auch die Einwohner seines ehemaligen Heimatortes sind im fremd geworden

Beim einem Spaziergang trifft er auf Evelina, der slowakischen Pflegerin seines Nachbarns Herwig Zillner, dessen Familie halb Stein am Gebirge gehört. Evelina ist erst vor kurzem zu den Zillners gekommen und erzählt Quintus, dass ihre Vorgängerin Angelika spurlos verschwunden ist. Niemand würde sie suchen, noch gibt es eine Vermisstenanzeige. Evelina glaubt an ein Verbrechen und hat Angst. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was passiert ist und treten dabei wohl jemand gehörig auf die Zehen....

René Freund hat diesmal einen Genre-Mix aus Krimi, Gesellschaftskritik und Vergangenheitsbewältigung in seinem neuen Roman gepackt. Was anfangs für mich etwas zu viel dahinplätscherte, steigerte sich mit jeder Seite und hat meine Neugier schnell angefacht. Was ist mit Angelika, der Vorgängerin von Evelina wirklich passiert? Was wissen die Einwohner von Stein am Gebirge? Wer will Quintus Nachforschungen boykottieren und droht ihm sogar?
Die Atmosphäre in dem kleinen österreichischen Ort ist wirklich hervorragend wiedergegeben. Die Mauer des Schweigens ist groß. Die Situationen, in die sich Quintus hineinmanövriert, sind herrlich skurill. Es dauert einige Zeit bis er einen Tipp bekommt, der jedoch wegen seinem alkoholbeeinträchtigten Zustand erst nach einer Weile zu ihm durchdringt. Dieses Ereignis lässt ihm den Vorsatz fassen, keinen Alkohol mehr zu trinken. Dadurch bekommt der eher analytisch veranlagte Professor sein Leben endlich wieder mehr oder weniger in den Griff. Neben der Suche nach Angelika, beginnt er sein Elternhaus wieder etwas in Form und seine Ehe in rechte Lot zu bringen. Überraschende Wendungen und jede Menge Verdächtige machen die Suche nach Angelika ereignisreich und turbulent.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Quintus in der Ich-Form erzählt. Sprachlich ist René Freunds Werk wirklich gelungen. Ich liebe seinen schwarzen Humor und die Gesellschaftskritik, die hier mitschwingt. Die pointierten Dialoge sind gelungen.

Die Charaktere sind sehr stark gezeichnet, haben Ecken und Kanten. Qunitus hat zu Beginn ein großes Alkoholproblem, dem er sich erst im Laufe der Geschichte stellt. Es dauert deshalb etwas, bis er beginnt sein Leben zu hinterfragen und er sich richtig auf die Spurensuche begeben kann. Evelina ist ein starker Charakter, der weiß, was sie will. Sie gibt Quintus immer wieder den erfoderlichen Schubs, den er braucht. Außerdem scheint sie übersinnliche Fähigkeiten zu haben. Aber auch die Nebenfiguren sind sehr bildhaft gezeichnet und sind direkt aus dem Leben.
Die Auflösung am Ende ist überraschend und schockiert.

Fazit:
"Wilde Jagd" ist ein atmosphärischer Genre-Mix mit Anspruch, den René Freund diesmal veröffentlicht hat. Ein weiterer gelungener Roman des Autors, der es versteht, tiefgründige Themen als humorvolle Erzählung aufs Papier zu bringen. Eine Geschichte, die in Erinnerung bleibt!

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