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Veröffentlicht am 09.06.2023

Sehr viel Drama

Träume aus Eis
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Franziska Winkler alias Nicole Steyer, Anke Petersen oder Linda Winterberg hat sich den Anfängen des "Eis am Stil" angenommen. In ihrem fiktiven Roman "Träume aus Eis" erzählt sie die Geschichte um das ...

Franziska Winkler alias Nicole Steyer, Anke Petersen oder Linda Winterberg hat sich den Anfängen des "Eis am Stil" angenommen. In ihrem fiktiven Roman "Träume aus Eis" erzählt sie die Geschichte um das erste "Steckerleis" und seinem Erfinder Josef Pankofer.

Gemeinsam mit seiner Frau Erna eröffnet er 1929 in München einen kleinen Eissalon. Um aus der Masse der größeren Kaffeehäuser, die ebenfalls Eis verkaufen, hervorstechen, möchte er etwas Neues und Einzigartiges anbieten. In einer Zeitschrift liest er über das erste Eis am Stil in den USA und bei einer Reise nach Berlin lernt er tatsächlich einer Kollegen kennen, der bereits daran arbeitet. Sein Traum ist es, sein eigenes "Eis am Stil" in München zu verkaufen.

Doch nicht nur der große Konkurrent, das Café Großglockner mit original italienischenem Eis, sondern auch die Weltwirtschaftskrise, dämpfen Josefs Träume. Dann verliebt sich seine Tochter Frieda auch noch in den Sohn des größten Konkurrenten und deren jüngere Schwester Lotte hat mit dem Eissalon so gar nichts am Hut....

Inspiriert ist die Geschichte von Josef Pankofer, der das Eis am Stiel in Deutschland bekannt machte. Die historischen Fakten um sein "Jopa-Eis" sind allerdings dünn gesät. Die Autorin konzentriert sich eher auf die fiktive Familiengeschichte. Dadurch reiht sich dieser Roman in das "Allerlei" anderer leichten, sogenannten "historischen" Familiensagen ein, die sich gerade gut verkaufen. Ich lese diese sehr gerne, aber es gibt hier wirklich sehr große Unterschiede was Authentizität und Historie betrifft.

Gefallen hat mir das Münchner Lokalkolorit. Beim Lesen fühlt man sich direkt vor Ort. Auch der manchmal eingefügte bayrische Dialekt trägt zur Authentizität bei. Interessant waren die Hintergrundinformationen rund um die Eisherstellung, die zu dieser Zeit wirklich ein sehr umständlicher Prozess war!

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Die Geschichte ist sehr kurzweilig geschrieben. Die Figuren sind authentisch. Von manchen hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht, andere sind wiederum sehr ursprünglich und sympathisch, wie Fanny, die Küchenhilfe. Sie ist mir besonders ans Herz gewachsen. Manche Teile der Geschichte leben erst richtig durch ihre Person.
Mit Josef Pankofer hatte ich manchmal Schwierigkeiten. Er ist ein Tüftler und Träumer. Oftmals versinkt er in seiner eigenen Welt und vergisst dabei alles um ihn herum. Seine Sturheit in Bezug auf Frieda und Erich hat mir allerdings nicht gefallen und wirkte mit der Zeit unglaubwürdig.

Was mir weniger gefallen hat, war die Masse an Dramen. Kaum schien es bei den Pankofers bergauf zu gehen, schlägt das Schicksal erneut zu. Vieles wurde mir auch viel zu schnell gelöst.
Ebenso haben sich einige Fehler eingeschlichen. Figuren haben plötzlich andere Namen oder verschiedene Hintergründe. Das darf - meiner Meinung nach - im Lektorat nicht übersehen werden!
Das Cover hat mich hingegen richtig angesprochen und neugierig auf den Roman gemacht.

Fazit:
Ein leicht zu lesender Roman, der sich eher in die Riege "leichte Familiensaga" einreihen lässt und nicht wirklich in die Tiefe geht. Mir waren es vorallem in der zweiten Hälfte zu viele Dramen und Schicksalschläge. Interessant ist die damals noch sehr umständliche Eisherstellung, die den Rahmen der Geschichte bildet.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Nette Geschichte, der es aber an Tiefe fehlt

Die Buchhandlung in der Baker Street
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Bücher über Bücher oder Buchhandlungen sind immer Wunschlistenkandidaten bei uns Bücherwürmern! Deshalb ist mir "Die Buchhandlung in der Baker Street" von Sarah Jio auch sofort aufgefallen.

Valentina ...

Bücher über Bücher oder Buchhandlungen sind immer Wunschlistenkandidaten bei uns Bücherwürmern! Deshalb ist mir "Die Buchhandlung in der Baker Street" von Sarah Jio auch sofort aufgefallen.

Valentina wächst bei ihrem Vater in Seattle auf, nachdem ihre Mutter sie als Zwölfjährige zurückgelassen hat. Sie hat nie eine Erklärung erhalten, warum diese die Familie von einen Tag auf den anderen verließ und hat seitdem keinerlei Kontakt mehr zu ihr. Umso überraschter ist Valentina, als sie nach ihrem Tod deren Buchhandlung in London erbt. Als gelernte Bibliothekarin hat sie die Liebe zu den Büchern von ihrer Mutter Eloise übernommen. Obwohl sie diese zuerst nicht annehmen will, käme ihr nach einer unschönen Scheidung ein Neustart im Leben nicht ungelegen.
Eloise hat für ihre Tochter kurze Nachrichten in Büchern versteckt und für sie eine Schnitzeljagd vorbereitet, die Valentina ihre Mutter näher bringen soll und erklärt, warum sie ohne ein Wort gegangen ist.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten Valentina im Jahr 2013 bei ihrer "Schnitzeljagd", bei der sie nach und nach mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter Eloise erfährt. Dabei schließt sie Freundschaften rund um die Baker Street und erlebt die wunderbare Zusammengehörigkeit der Nachbarn.
Im Vergangenheitsstrang, der mir dem Jahr 1968 beginnt, lernen wir Eloise als junges mittelloses Mädchen aus East End kennen. Gemeinsam mit ihrer Freudin Millie suchen die beiden nach einem gutsituierten Mann. Eloise lernt den Amerikaner Frank kennen, der sie umgarnt. Doch die große Liebe ist es nicht. Diese kommt erst mit Edward....

Der Buchladen als Kulisse für diesen Roman von Sarah Jio hat mich angesprochen. Die heimelige Atmosphäre im "Book Garden" hinterlässt ein angenehmes Wolhfühlgefühl.
Jedoch ist die Geschichte sehr vorhersehbar, zu sehr konstruiert und viele Entscheidungen konnte ich so gar nicht nachvollziehen. Viele Verhaltensweisen von Eloise sind anfangs noch der Zeit geschuldet, doch warum Eloise auch später nicht über Internet Kontakt zu Valentina aufgenommen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich blieb dieser Strang sehr oberflächlich. Erstmals seit langer Zeit fand ich den Part in der Gegenwart interessanter als den Vergangenheitstrang. Das änderte sich jedoch ab der Hälfte des Buches, denn zu viele Zufälle und schnell gelöste Dramen wirkten unglaubwürdig.

Der Schreibstil von Sarah Jio ist allerdings sehr angenehm zu lesen und die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen des Buchladens und der Liebe zu den Büchern ist absolut gelungen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, unerfüllte Liebe, Heimat und Zugehörigkeit. Schade, dass sie sehr an der Oberfläche bleibt.

Fazit:
Eine nette, aber vorhersehbare Geschichte, der es leider an Tiefe fehlt. Buchliebhaber, wie wir, kommen aber dennoch auf ihre Kosten, denn die atmosphärische Beschreibung des "Book Gardens" und die Liebe zu den Büchern wird sehr ansprechend erzählt.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Freitag, der dreizehnte

Tod im Belvedere
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Im dreizehnten Band der Reihe um Sarah Pauli, Chefredakteurin des Wiener Boten, geht es auch in der Handlung sehr oft um die "magische" Zahl 13.
Am Freitag, den 13. wird Sarah Pauli tatsächlich zu einem ...

Im dreizehnten Band der Reihe um Sarah Pauli, Chefredakteurin des Wiener Boten, geht es auch in der Handlung sehr oft um die "magische" Zahl 13.
Am Freitag, den 13. wird Sarah Pauli tatsächlich zu einem Mordfall gerufen. Chefinspektor Martin Stein hat beim Toten eine Visitenkarte von ihr in dessen Taschen gefunden. Der Mann, der mit einem antiken Dolch ermordet wurde, ist Peer Schneider, ein ehemaliger Studienkollege von Sarah. Erst vor wenigen Stunden hat sie ihn nach langer Zeit zufällig wiedergetroffen hat. Und nun liegt er tot vor ihr.

Zusätzlich beunruhigt Liebhaber von wertvoller Kunstgegenständen die Zahl von Einbrüchen in diversen noblen Villen in ganz Österreich. Die reiche Witwe Britta Eckenberg wird ebenfalls Opfer eines Raubüberfalles. Eigentlich sollte sie einige Tage in Kärnten verbringen, hat jedoch ihre Pläne kurzfristig geändert. Sie wird in ihrer Villa niedergeschlagen. Die Beute ist diesmal von verhältnismäßig geringem Wert. Doch einer der geraubten Gegenstände führt zu Kunsthändler Peer Schneider, der nun im Spiegelungsteich des Schlosses Belvedere ermordet aufgefunden wurde.

Diesmal haben wir es wieder mit mehr Aberglauben und Bräuche zu tun und wie bereits erwähnt, spielt Freitag, der 13. im vorliegenden Band eine große Rolle. Sarah ist in ihrem Element, wenn es um kryptische Zeichen und Handlungen geht. Selbst Kommissar Martin Stein hat bereits eingesehen, dass die Chefredakteurin immer wieder eine gute Quelle für seine Ermittlungen ist. Und natürlich stellt auch Sarah wieder ihre eigenen Nachforschungen an.
Der Kreis der Verdächtigen ist wieder groß. Besonders im Umfeld des Kunsthandels, sowie bei den tief verfeindeten Mitgliedern der Familie rund um Britta Eckenberg, findet Sarah viele Motive und Anzeichen für eine etwaigen Mord.

Die Autorin führt den Leser wieder einige Male gekonnt in die Irre und lässt uns diesmal tief hinter die Kulissen der Kunstszene blicken.
Der Schreibstil von Beate Maxian ist gewohnt flüssig und kurzweilig. Die bildhaften Beschreibungen vermitteln viel Wiener Flair und Lokalkolorit. Symbolik und Mystik erhalten in diesem 13. Teil erneut mehr Raum.

Fazit:
Wie von Beate Maxian gewohnt, erhalten wir ein weiteres Mal einen spannenden Krimi mit viel Wiener Flair. Diesmal sind wir in der Kunstszene unterwegs und erfahren, wie es privat mit Sarah und ihrem Lebensgefährten Max weitergeht. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil dieser unterhaltsamen Reihe.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Was ist ein Menschenleben wert?

Die spürst du nicht
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Daniel Glattauers neuer Roman ist gesellschaftskritisch und bewegend. Er regt zum Nachdenken an und hat mich, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, noch lange beschäftigt.

Unsere Hauptpersonen sind ...

Daniel Glattauers neuer Roman ist gesellschaftskritisch und bewegend. Er regt zum Nachdenken an und hat mich, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, noch lange beschäftigt.

Unsere Hauptpersonen sind Melanie und Engelbert Binder, eine Winzerfamilie aus Niederösterreich und ihr neunjährigen Sohn Benjamin, sowie die befreundete Wiener Familie Strobl-Martinek. Elisa ist Nationalratsabgeordnete der Grünen und ihr Mann Oskar, Dozent an der Universität. Sie haben zwei Töchter: Lotte und Sophie Luise. Beide Familien sind gutsituiert und kommen aus der gehobenen Mittelschicht. Gemeinsam machen sie Urlaub in der Toskana. Damit die 14-jährige Sophie Luise gleichaltrige Gesellschaft hat, nehmen die Strobl-Martineks das somalische Flüchtlingsmädchen Aayana mit in den Urlaub, mit der sich ihre Tochter ein bisschen angefreundet hat. Die Grünpolitikerin sieht sich mit diesem Statement schon auf den bereits in Aussicht gestellten Ministerposten. Doch kaum sind die beiden Familien in der Villa angekommen, kommt es zur Katastrophe an der schlussendlich alle zu zerbrechen drohen.....

Die Medien schlachten die Tragödie aus. Man konzentriert sich auf die Strobl-Martineks und lässt die Binders außen vor. Das große Thema ist das somalische Flüchtlingskind und die Grünpolitikerin. Niemand kümmert sich um die zurückgebliebene Flüchtlingsfamilie oder um Sophie-Luise, die sich immer mehr abkapselt und in sich selbst zurückzieht. Die Eltern merken nichts davon. Mutter Elisa ist selbst zu vielen Anfeindungen ausgesetzt und Vater Oskar fühlt sich sowieso nicht verantwortlich für das Drama. Er wollte ja nie, dass Aayana mitkommt...
In einem Internetforum findet Sophie-Luise einen jungen Mann, der sich ihre Probleme anhört und sie versteht. Das Teenagermädchen flüchtet immer mehr in diese Welt und verliebt sich in den Unbekannten. Beim Lesen schrillten bei mir alle Alarmglocken! Das Tüpfelchen auf dem i kommt allerdings noch, denn obwohl die italienische Polizei die beiden österreichischen Familien von jeglicher Schuld frei sprach, meldet sich ein Anwalt bei den beiden Familien und fordert im Namen der Flüchtlingsfamilie Schmerzensgeld in überdurchschnittlicher Höhe ein. Es kommt zu einem juristisches Nachspiel.

Abwechselnd wird aus der Sicht von Mutter Elisa und Tochter Sophie-Luise erzählt. Schon zu Beginn erkennt man, dass die Ehe der Strobl-Martineks nicht gut läuft. Oskar muss ständig seine geistige Überlegenheit mit besserwisserischen Bemerkungen demonstrieren. Elisa hat seit geraumer Zeit einen Liebhaber, der ihr jedoch vor dem Urlaub "abhanden" kommt.
Neben den beiden Sichtweisen streut der Autor auch Kommentare aus den sozialen Netzwerken zu Zeitungsartikel oder Interviews ein. Diese sind unheimlich authentisch, wenn man selbst schon Kommentare zu diversen Begebenheiten gelesen hat. Dadurch lässt sich der Roman sehr kurzweilig lesen.

Glattauer versteht es seinen gesellschaftskritischen Roman mit Wortwitz zu füllen. Obwohl das Thema alles andere als amüsant ist, schafft er es den schweren Stoff immer wieder aufzulockern. Man wird nachdenklich, aber man wird nicht hinuntergezogen. Man befasst sich mit der Thematik und nickt unwillkürlich bei einigen Passagen oder man schüttelt bei anderen wiederum nur unverständlich den Kopf. Vorallem die Scheinheiligkeit und die Ignoranz gewisser Menschen, denen es in Wirklichkeit nur um sich selbst geht, stellt Glattauer meisterlich dar. Manche Charaktere sind gewollt überzeichnet und stereotyp.

Im Verlauf des Romans fragt man sich unweigerlich, warum nicht näher auf die Familie von Aayana eingegangen wird und wie diese mit dem Verlust zurechtkommen. Glattauer hat das nicht ohne Grund getan, denn deren Schicksal geht wirklich unter die Haut und berührt zutiefst und ist doch nur stellvertretend für viele Menschen auf der Flucht, die aus ihrer Heimat vertrieben worden sind.

Fazit:
Daniel Glattauer hat eine Sozialstudie in Romanform geschrieben, deren Botschaft zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und nachhallt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Großartiger Roman um Zivilcourage

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Bettina Storks hat mit ihrem neuen Roman "Das Wunder von Beauvallon" dem Ort Dieulefit und seinen Bewohnern ein weiteres Denkmal gesetzt. Die Einwohner des Ortes versteckten während des Zweiten Weltkrieges ...

Bettina Storks hat mit ihrem neuen Roman "Das Wunder von Beauvallon" dem Ort Dieulefit und seinen Bewohnern ein weiteres Denkmal gesetzt. Die Einwohner des Ortes versteckten während des Zweiten Weltkrieges fast so viele Flüchtlinge, wie es in Dieulefit Bewohner gab. Bis heute ist nicht ganz klar, wie es funktionieren konnte, ohne dass nur einer davon etwas verraten hätte. Ein Ort voller Menschlichkeit und Zivilcourage...
Die Autorin hat ihre fiktive Geschichte rund um das jüdische Mädchen Lily Blum und ihrer arischen Freundin Agnes aus Sulzburg in Südbaden mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben und sie mit den historischen Gegebenheiten verbunden.

1965. Agnes ist Moderatorin beim Freiburger Radiosender. Die Programmschwerpunkte, die sie moderieren darf, handeln von Vereinversammlungen, Kochsendungen und Haushatlstipps. Als ihr Chefredakteur sie mit einer neuen und anspruchsvollen Recherche über "stille Helfer" in den französischen Ort Dieulefit schickt, ist sie fasziniert. Sie sucht seit Jahren vergeblich nach ihrer jüdischen Kinderfreundin Lily Blum, die als neunjähriges Mädchen gemeinsam mit ihrer Familie und anderen Juden aus ihrer Heimatgemeinde Sulzburg deportiert wurde. Könnte Lily in Dieulefit, wo während des Zweiten Weltkrieges mehr als tausend Flüchtlinge Schutz gefunden haben - darunter viele jüdische Kinder - Hilfe gefunden haben? Agnes begibt sich auf eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit …

Bettina Storks gelingt es hervorragend, die historische Ereignisse mit fiktiven Romanfiguren zu verbinden. Auf zwei Zeitebenen erzählt sie uns von Lily's Schicksal ab 1940 und der Suche von Agnes im Jahre 1965, die sie in die südostfranzösische Region Auvergne-Rhône-Alpes führt. Als dritte Perspektive lernen wir Jolie, eine Widerstandskämpferin der Résistance kennen. Sie bringt vorwiegend Kinder aus diversen Lagern nach Dieleufit, wo sie in der Schule Beauvallon untergebracht werden und neue französische Namen erhalten. Das Augenmerk liegt bei den Kindern und den Lehrern der Schule. Das Schicksal der Menschen geht zu Herzen und man fiebert und leidet beim Lesen mit. In Jean-Pierre findet Lily einen Freund fürs Leben. Trotz der schweren Thematik ist der Roman immer hoffungsvoll.

Die Charaktere sind mit viel Feingefühl gezeichnet und wunderbar authentisch dargestellt. Ganz besonders beeindruckt hat mich Jolie, die im Widerstand für "ihre" Kinder kämpft - sich immer bewusst, welche Gefahren sie eingeht. Es gab sehr viele berührende Momente, die mich erschüttert haben, aber auch sehr schöne und hoffnungsvolle Szenen. Bettina Storks hat hier hervorragend recherchiert und mit sehr viel Herzblut eine Geschichte geschrieben, die man nicht so schnell vergisst.

Marguerite Soubeyran, Catherine Krafft und Simone Monnier schufen mit der Schule namens Beauvallon die Grundlage für die Rettung der jüdischen Kinder. Marguerite und Catherine sind an einer Wand hinter der Schule verewigt worden. In der Klappe des Einbandes ist dieses Bild abgebildet und noch weitere Originalaufnahmen der Schule. Am Ende gibt es noch ein Nachwort der Autorin und eine kleine Gegenüberstellung von Wahrheit und Fiktion.

Fazit:
Eine einmalige und berührende Geschichte über die stillen Helden des Zweiten Weltkrieges und einem Dorf, dass geschlossen Menschlichkeit zeigte. Berührend, fesselnd und eindringlich. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!

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