Berührende Geschichte
Nur ein einziger TanzDie Mitfünfzigerin Rike ist Übersetzerin und hat eben ihr Buchprojekt beendet, als sie ihr Lebensgefährte verlässt, um sich eine "Auszeit" zu gönnen. Ihre Freundin Edina rät ihr Urlaub zu nehmen, um auf ...
Die Mitfünfzigerin Rike ist Übersetzerin und hat eben ihr Buchprojekt beendet, als sie ihr Lebensgefährte verlässt, um sich eine "Auszeit" zu gönnen. Ihre Freundin Edina rät ihr Urlaub zu nehmen, um auf andere Gedanken zu kommen. Während Rike Broschüren über die Bretagne wälzt, erreicht sie ein Brief aus Amsterdam. Der ihr unbekannte Absender Hendrik Rhee hat die Todesanzeige ihrer Mutter entdeckt, nach der er jahrelang gesucht hat. Sie sei seine große Liebe gewesen und er würde sich über eine Kontaktaufnahme freuen. Rike ist aufgewühlt, denn sein Name sagt ihr nichts. Nach einem Telefonat mit Hendrik beschließt sie jedoch zu ihm nach Amsterdam zu fahren, obwohl diese Stadt Kindheitserinnerungen erweckt, die sie lieber vergessen möchte.
In Amsterdam angekommen lernt sie den rüstigen 92jährigen Hendrik kennen, der in einer Senioren-WG mit seinen Jugendfreunden Greet und Karel wohnt. Seine "Cisca", wie er Rikes Mutter liebevoll nannte, ist ihm immer gegenwärtig. Und so erfährt Rike Dinge über ihre Mutter, die sie nie für möglich gehalten hätte.
Aber sie kämpft auch mit ihren eigenen Erinnerungen, die sie tief in sich verschlossen hat, wie der plötzliche Umzug von Amsterdam nach Süddeutschland, der für sie und ihre Mutter nicht einfach war. Nach und nach fügt sich Puzzlesteinchen um Puzzlesteinchen zu einem Ganzen zusammen und die Antworten auf Rikes Fragen werden beantwortet. Dabei lernt sie, wie stark die Vergangenheit ihr Leben beeinflusst hat und gewinnt wunderbare neue Freunde...
Wir begleiten Rike auf diese Reise in die Vergangenheit ihrer Mutter und auch in ihre eigene. Diese erzählt die Autorin sehr emotional und mit viel Liebe. Es gibt Höhen und Tiefen, überraschende Wendungen und auch bittersüße Szenen, die aber nicht ins Kitschige abdriften.
Die Figuren sind bis hins zum kleinsten Nebencharakter liebevoll gezeichnet und sind Menschen, wie du und ich. Ich habe mich sofort mit Rike identidfizieren können - nicht nur, weil ich im selben Alter bin.
Auch Amsterdam wird sehr bildhaft beschrieben und wurde vor meinen Augen lebendig.
Im Nachwort erzählt Hermien Stellmacher die Entstehungsgeschichte zu diesem Roman, der auch autobiographisches einschließt.
Fazit:
Ein zauberhafter Roman über verpasste Chancen, der sehr berührt. Das Cover ist zwar schön, aber erweckt eher den Eindruck einer leichteren Geschichte. Hier gibt es jedoch jede Menge Tiefgang und wunderbare Zitate. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!