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Veröffentlicht am 28.03.2023

Ein kleiner Teil englischer Geschichte

Das Lächeln der Fortuna
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Der zwölfjährige Robin von Waringham fristet sein Dasein in der Klosterschule St.Thomas, nachdem seine Mutter und seine Geschwister, bis auf seine Schwester Agnes, an der Pest gestorben sind. Sein Vater, ...

Der zwölfjährige Robin von Waringham fristet sein Dasein in der Klosterschule St.Thomas, nachdem seine Mutter und seine Geschwister, bis auf seine Schwester Agnes, an der Pest gestorben sind. Sein Vater, Earl of Waringham, ist Ritter und kämpft im hunderjährigen Krieg. Im Kloster erfährt Robin, dass sein Vater gestorben und in Ungnade gefallen ist. Wegen einer Intrige erhält Robin weder den Titel, noch die Ländereien, die ihm eigentlich zustehen. Der Junge ist mittellos und Waise. Nachdem er aus der ungeliebten Klosterschule ausgerissen ist, macht er sich auf den Weg zu seinem ehemaligen Zuhause. In Waringham versucht er als Pferdeknecht unterzukommen, denn Robin hat eine besondere Gabe mit Pferden umzugehen. Ich würde ihn einen Pferdeflüsterer nennen. Der neue Besitzer der Burg und des Gestüts ist Geoffrey Dermond. Er ist ein ehemaliger guter Freund von Robins getötetem Vater, erkennt den Burschen wieder und möchte ihn gerne zum Ritter erziehen. Doch sein verschlagener Sohn Mortimer sieht in Robin den Konkurrenten, den es auszuschalten gilt. Mortimer ist hinterhältig, feige, intrigant und gewissenlos. Zwischen den beiden Jungen entsteht eine lebenslange erbitterte Feindschaft.
Robin kämpft für seine Träume und erregt die Aufmerksamkeit des noch jungen Duke of Lancaster. Er tritt in seine Dienste und findet den Weg zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft...

Der historische Roman bietet alles, was man sich von einem Schmöker erwartet. Der hundertjährige Krieg ist immer allgegenwärtig. Das Spätmittelalter wird sehr gut dargestellt und wir erleben die typischen Machenschaften dieser Zeit: Zwangsehen, die Pest, öffentlichen Hinrichtungen und Aufstände, sowie Ränkespiele in Adelskreisen und Hinterhalte sind immer wieder Teil der Geschichte. Die geschichtlichen Hintergründe sind hervorragend recherchiert und in einer verständlichen und angenehmen Sprache zu Papier gebracht.

Rebecca Gablé hat Robins Geschichte, beginnend vom Knabenalter bis ins Alter, spannend erzählt. Die historischen Begegenheiten rund um den "Schwarzen Prinzen" und dem hundertjährigen Krieg, den Bauernaufständen und den Kampf um den Thron Englands sind perfekt miteingebunden. Der Schreibstil ist sehr detailverliebt und oftmals auch ausschweifend. Über die ziemlich schwarz-weiß gemalten Charaktere muss man manchmal ebenso hinwegsehen.

Die sehr detaillierten und manchmal ermüdenden Gespräche zwischen Robin und seinem Gönner, dem Duke of Lancaster, haben mich allerdings ein bisschen gelangweilt. Die im Laufe der Zeit immer wiederkehrenden gleichen Namen verwirren zusätzlich. Dafür kann allerdings die Autorin nichts, denn wir brauchen nur die Ahnentafel der englischen Könige anzuzusehen und bemerken, dass immer wieder dieselben Vornamen auftauchen. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert...
Eine große Hilfe ist das ellenlage Personenregister am Anfang des Buches, auch wenn es beim erstmaligen Aufklappen den Leser sicherlich erschreckt.

Nicht wirklich lesefördernd bei so einem Schmöker, ist auch das Fehlen von Kapitel. Das fand ich etwas schade! Trotzdem wird es trotz der über die tausend Seiten selten langweilig. Ich habe vorallem den Beginn der Geschichte auf Waringham und die Zeit in Fernbrook genossen. Die Passagen am Hof fand ich hingegen ein bisschen zu sehr ausgeschmückt.

Fazit:
Ein gelungener historischer Roman aus der Zeit der späteren Plantagenets mit kleinen Schwächen. Natürlich werden wir weiterlesen und ich bin schon sehr gespannt, was uns in "Die Hüter der Rose" erwarten wird.

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Toller zweiter Teil

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
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Band zwei der Grenzfall-Reihe "Ihr Schrei in der Nacht" von Anna Schneider knüpft nahtlos an den ersten Band an. Diesmal liegt der Fokus jedoch bei Alex Jahn und ihrem Team in Deutschland.

Kalendarisch ...

Band zwei der Grenzfall-Reihe "Ihr Schrei in der Nacht" von Anna Schneider knüpft nahtlos an den ersten Band an. Diesmal liegt der Fokus jedoch bei Alex Jahn und ihrem Team in Deutschland.

Kalendarisch ist es eigentlich schon Frühling, doch ein Schlechtwettereinbruch bringt wahre Schneemassen ins Karwendelgebirge. Die Medizinstudentin Juliane bricht von München zu ihrem Elternhaus in der Jachaneu auf. Es ist ihr Geburtstag und die Eltern warten auf sie, doch Juliane kommt nie zuhause an. Am selben Abend verschwindet ein Pärchen aus der Umgebung und in Innsbruck zwei Studentinnen aus dem Studentenheim. Alexa will diesmal mehr mit ihrem Kollegen Huber zusammenarbeiten und alles richtig machen. Sie verbeißt sich in den Fall um die verschwundenen jungen Menschen. Krammer hingegen hinterfragt seine Diensttauglichkeit, denn er vermutet einen Widersacher aus einem alten Fall.

Abwechselnd lesen wir aus der Sicht von Alexa oder Krammer. So sind wir immer auf den Laufenden, was die Vermisstenfälle betrifft. Beide Ermittler-Teams arbeiten mit Hochdruck an ihren Fällen und der Verdacht erhärtet sich immer mehr, dass diese zusammenhängen. Doch erst auf den letzten 50 Seiten arbeiten Alexa und Krammer gemeinsam vor Ort. Das fand ich etwas schade. Mir hätte es besser gefallen, wenn die beiden schon früher zusammengearbeitet hätten.

Neben den aktuellen Fällen wird auch die persönliche Geschichte der beiden Ermittler weitererzählt. Alexa rätselt, ob sie in Weilheim bleiben oder sich in München eine Wohnung suchen soll. Bernhard Krammer hingegen zweifelt an seinen Fähigkeiten, ist unsicher und kämpft mit seinen privaten Problemen.

Anna Schneider erzählt wieder sehr spannend und atmosphärisch. Ich bin durch die Schneemassen gegangen, habe das Dröhnen der Musik in der alten Disco vernommen und habe Bernhard Krammers Angst gespürt, die ihm einer seiner alten ungelösten Fälle bereitet. Gelungen sind auch die Einblicke in die Leiden der vermissten Menschen, die in der Dunkelheit ihr persönliches Grauen erleben.
Die Beschreibungen sind sehr bildhaft und lebendig. Die kurzen Kapitel verführen zum immer wieder Weiterlesen, auch wenn die Augen schon langsam zufallen. Überraschende Wendungen haben die Spannung zusätzlich erhöht und mich rätseln lassen, wer der Täter sein könnte. Diesmal habe ich den Entführer jedoch bald enttarnt, was der Spannung aber keinen Abbruch tat.
Ein sehr gelungener Krimi mit zwei tollen Ermittlern!

Fazit:
Mir hat der zweite Teil der Grenzfall Reihe noch besser gefallen, als der erste Band, obwohl hier Alexa mehr im Vordergrund steht und die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Deutschland viel mehr in den Hintergrund rückt. Doch die Fälle sind sehr spannend und gelungen! Ich freue mich jetzt auf Band 3, der bereits hier liegt.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Mord in der Theaterwelt

Böses Licht
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Der zweite Teil der neuen Krimireihe von Ursula Poznanski spielt diesmal am Wiener Burgtheater, welches auch auf dem Cover abgebildet ist.
Der Krimi beginnt dramatisch, denn als im Schlussakt von Shakespeares ...

Der zweite Teil der neuen Krimireihe von Ursula Poznanski spielt diesmal am Wiener Burgtheater, welches auch auf dem Cover abgebildet ist.
Der Krimi beginnt dramatisch, denn als im Schlussakt von Shakespeares "Richard III" der Thron von der Unterbühne nach oben gefahren wird, sitzt eine Leiche darauf. Es ist Ulrich Schreiber, der Gardobier des Theaters, der erstochen wurde. Die Schauspieler sind entsetzt, denn der Mann war allseits beliebt. Niemand kann sich vorstellen, warum man ihn getötet hat. Kurze Zeit später passiert ein weiterer Mord und es betrifft wieder das Burgtheater....

Serafina Plank wird mit ihrem Team zum Tatort gerufen. Außer von ihrem mobbenden Kollegen Oliver wird sie gemocht und unterstützt. Dieser treibt noch immer seine untergriffigen und bösartigen Spielchen mit Fina, die aber mit Hilfe eines Kollegen plötzlich etwas in der Hand hat, dass Oliver verstummen lässt. Doch dann tritt ihre Schwester Calli ins Rampenlicht, die sich mehr als unangemessen gegenüber Fina verhält und auch mich unsagbar nervte. Leicht hat es Fina wirklich nicht...
Dafür ist sie im Job top und kann wiederum zeigen, wie gut sie kombinieren und Hinweise aufspüren kann.

Ursula Poznanski lässt uns Theaterluft schnuppern und bringt die Künstleratmosphöre perfekt ins Spiel. Als Leser fragt man sich unwillkürlich, wer sich bei den Vernehmungen in einer weiteren Rolle befindet und wer nicht. Nicht umsonst beherrschen die Schauspieler die Kunst des Verstellens und Vorspielens nahezu perfekt. Zusätzlich gibt es unter ihnen auch Besetzungsneid, Intrigen, Missgunst und Eifersüchteleien.
Es werden einige Personen und wechselnde Namen (mal Vor-, mal Nachname) eingeführt, die mich zu Beginn ein bisschen verwirrt haben. Mit der Zeit findet man sich aber sehr schnell zurecht.
Umso schwerer sind die Ermittlungen für Fina, die zusätzlich ein Motiv vermissen lassen. Als das Ensemble wegen eines neuen Stückes für die Salzburger Festspiele von Wien nach Salzburg wechseln, gibt es ein Wiedersehen mit Bea und Florin aus Poznanskis älterer Krimireihe, die in Salzburg spielt. Diese Idee fand ich gelungen und ich würde mir weitere Zusammenarbeit auch für die kommenden Krimis wünschen.

Ursula Poznanski erzählt wieder aus verschiedenen Perspektiven. Wir erleben aus erster Sicht mit, wie Fina ermittelt und welche Hürden sie erklimmen muss. Außerdem dürfen wir den Regieassistenten David begleiten, der neu am Burgtheater ist und "Welpe" genannt wird. Er hat zu Beginn noch etwas Probleme sich in der Gruppe der erfahren Schauspieler einzufinden. Zusätzlich erhält auch er anonyme Drohungen.
Weiters haben wir wieder die unbekannte Person und Stimme aus dem off, die wir bereits aus dem ersten Band kennen. Sie spricht den Leser direkt an und bleibt erneut bis zum Ende unerkannt. Die weiteren Nebenfiguren erfüllen durchaus das eine oder andere Klischee, wirken aber authentisch.

Der Schreibstil ist wie immer sehr dialoglastig, modern und lebendig. Poznanski greift wieder einige aktuelle Themen, wie #metoo, Mobbingund auch Stalking auf.
Die Charaktere haben mir diesmal sehr gut gefallen, denn die Figurenbeschreibung ist, meiner Meinung nach, Poznanskis Schwäche.

Fazit:
Ursula Poznanski entführt uns in "Böses Licht" in die Theaterwelt nach Wien und Salzburg. Für mich war der zweite Band besser, als der erste und ich freue mich schon auf weitere Fälle.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Perfide Psychospielchen

Die Haushälterin
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Es ist schon eine Ewigkeit her, seitdem ich ein Buch von Joy Fielding gelesen habe. Vor meiner Bloggerzeit habe ich so einige der Autorin verschlungen. In meinen Blogger-Anfangszeiten habe ich nur mehr ...

Es ist schon eine Ewigkeit her, seitdem ich ein Buch von Joy Fielding gelesen habe. Vor meiner Bloggerzeit habe ich so einige der Autorin verschlungen. In meinen Blogger-Anfangszeiten habe ich nur mehr ein Buch der Autorin rezensiert. Es war allerdings mein bisher letztes, denn ab diesen Zeitpunkt war es vorbei mit den Büchern der Autorin, weil mir die letzten gelesenen Bücher nicht mehr wirklich gefallen haben.
Erst jetzt, zwölf Jahre später, habe ich zu ihrem neuersten Spannungsroman gegriffen. Die Rezensionen waren gut, der Plot sehr interessant und nachdem auch Nicole von "Zeit für neue Genres" sehr positiv über "Die Haushälterin" geschrieben hat, griff ich in der Bücherei zu.

Jodi Bishop lebt in Toronto, Kanada, ist erfolgreiche Maklerin, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und sorgt sich um ihre Eltern. Ihre Mutter leidet an Parkison und ihr betagter Vater wirkt immer öfters überfordert. Ihre Schwester ist eine Egozentrikerin und ihr Mann möchte zu Hause nicht gestört werden, um seinen Roman, an dem er bereits seit zehn Jahren schreibt, zu vollenden. So bleibt alles an Jodi hängen, denn sie ernährt mit ihrem Einkommen die Familie. Als sie immer öfters auch am Abend oder am Wochenende für ihre Kunden da sein soll, wird ihr alles zuviel. Deshalb engagiert sie mit dem Einverständis ihres Vaters und ihrer Schwester Tracy eine Haushälterin für ihre Eltern und scheint mit Elyse einen Glücksgriff gemacht zu haben. Auch die anderen Familienmitglieder sind von Elyse begeistert. Doch mit der Zeit hegt Jodi Zweifel. Ihr Vater verändert sich immer mehr und Jodi ist im Elternhaus plötzlich unerwünscht.....

Der Roman wird aus der Sicht von Jodi erzählt und gleich zu Beginn wird ersichtlich, dass hier einiges nicht stimmt. Elyse erschien mir zu gut, um wahr zu sein. Mit der Zeit verändern sich die Dinge im Haushalt von Jodis Eltern immer mehr. Sie muss sich anmelden, wenn sie ihre Mutter besuchen möchte und letztendlich wird ihr der Zutritt komplett verwehrt. Ich begann zu zweifeln, wurde wie Jodi misstrauisch und nach und nach baut sich ein negatives, bedrohliches Gefühl auf. Was passiert hinter den Türen?

Der Roman beginnt solide, doch die unterschwellige Spannung ist immer vorhanden. Der Aufbau ist gelungen und die subtile und schleichende Manipulation, sowie die perfiden Psychospielchen ließ mir die Haare zu Berge stehen. Die Atmosphäre ist düster und beklemmend.

Wirklich sympathisch ist keine der Figuren in diesem Roman, was mich allerdings nicht wirklich gestört hat. Auch Jodi wirkte auf mich nicht wirklich sympathisch, trotzdem habe ich mit ihr gelitten. Sie ist ein Mensch, der immer nur gibt und nichts zurückbekommt. Im Gegenteil: Sie wird ausgenutzt und heruntergeputzt. Jodi ist ihr Leben lang auf der Suche nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Besonders ihr Vater ist ein richtiges Ekelpaket. Ihre Schwester Tracy wurde immer bevorzugt und kreist nur um sich selbst. Sie nutzt Jodi genauso aus, wie deren Mann. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt und ihr gesagt, sie soll sich von alll diesen negativen Menschen befreien.

Der Schreibstil ist gelungen und lässt sich flüssig lesen. Schließlich haben wir es hier mit einer Autorin zu tun, die schon seit Jahrzehnten für ihre spannende Unterhaltung bekannt ist. Es ist kein Thriller, wie viele andere Leser es erwartet haben. Auf dem Cover steht Roman drauf und dieser hat es in sich. Für mich war es deshalb ein richtig gelungener Spannungsroman. Packend bis zum Schluss! Das Ende überrascht und ist trotzdem stimmig und authentisch.


Fazit:
Joy Fielding hat mit "Die Haushälterin" einen tollen Spannungsroman mit einer düsteren und beklemmenden Atmosphäre geschaffen. Die perfiden Psychospielchen machen die etwas unsympathischen Figuren wett. Ich fand den Spannungsroman sehr gut und auch das Ende ist nicht wie so oft bei Geschichten dieser Art übertrieben, sondern stimmig! Ich werde wieder vermehrt zu Joy Fieldings Büchern greifen.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Falsche Freunde

Freischwimmer
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Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, ...

Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, bei dem sein geliebter Großvater verstorben ist, hat er seinen Halt verloren. Zuhause bekommt er von seiner Familie kaum Zuwendung und er wird mehr und mehr zum Einzelgänger. In der Schule wird der schüchterne Junge gehänselt und findet keine Freunde. Er sehnt sich nach Anerkennung und Zuneigung, die er erst an der Uni erfährt. Doch seine neuen Freunde haben seltsame Ansichten und Donnie gerät in einen Strudel aus Fremdenhass und Gewalt. Er wird zum Mitläufer, der nicht viel hinterfragt, um seine neuen Freunde nicht zu verlieren. Seine Familie bricht mit ihm und erst durch einen unschönen Vorfall, bei dem er Meggie begegnet, beginnt er über seine Freunde nachzudenken. Doch diesen Kreisen entkommt man nicht so rasch. Meggie ist jedoch der Anstoß zum Umdenken. Donnie nimmt seine Strafe an und leistet Sozialstunden in einem Altenheim. Dort trifft er auf Vincent, der ihn so annimmt, wie er ist. Und er lernt eine alte Dame namens Teo kennen, die für Donnie noch wichtig werden wird....

Gabriel Herlich zeichnet mit Donnie einen zutiefst unsicheren jungen Mann. Ich hatte Schwierigkeiten ihn sich mir als 21jährigen vorzustellen, denn er handelt und benimmt sich eher wie ein 16jähriger. Sein Blick auf die Welt ist eindimensional und er hinterfragt kaum. Er ist ein Mitläufer und weicht Konflikten aus.
Zu Beginn der Story ist er nicht wirklich symapthisch und man kann seine Taten nur schwer nachvollziehen. Erst durch die Begegnung mit Meggie, in die er sich verliebt und die aus einer jüdischen Familie stammt, beginnt er sein Verhlaten zu hinterfragen.
Die Figuren sind gut gezeichnet, hätten aber noch etwas mehr Charakter und Tiefe vertragen. Mitgefiebert habe ich trotzdem mit ihnen und es kamen viele verschiedene Gefühle auf: Angst, Panik, Geborgenheit, Hass, Unverständnis und Liebe auf vielen Ebenen.

Dass der Roman 1999 spielt, wird nur wenig ersichtlich. Einzig, dass nicht verwenden von Handys fällt auf. Der Schreibstil ist temporeich und fesselnd. Die Dialoge wirken allerdings manchmal etwas gezwungen, jedoch sind die Beschreibungen sehr bildhaft und plakativ. Als Film könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen!
Den Titel finde ich gelungen, denn Donnie ist ein Freischwimmer...nicht nur im Bezug darauf, dass er nicht schwimmen kann und dies am Ende des Romans lernt, sondern vorallem im Erkennen, dass er den falschen Wege eingeschlagen hat und sich von seinen alten Vorurteilen und Ansichten freischwimmt.

Gabriel Herlich hat in seinem Roman viele Themen aufgegriffen, die er jedoch teilweise nur an der Oberfläche berührt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, vorallem wenn es um die Themen Deportation, Flucht vor den Nazis, unverarbeiteter Nazivergangenheit und Neonazis geht. Der Autor hat jedoch seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Protagonisten gelegt und die Themen nicht richtig in die Tiefe gehen lassen....schade! Trotzdem hat mir der Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe. Da es das Debüt des Autors ist, sehe ich noch Luft nach oben und bin gespannt, was er als nächstes schreiben wird.

Fazit:
Ein temporeicher Coming-of-Age Roman, der viele Themen anschneidet und bei manchen zu wenig in die Tiefe geht. Trotzdem ein gelungene Geschichte, die aufzeigt, wie schnell man an falsche Freunde gerät und die richtige Abbiegung verpasst...

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