Falsche Freunde
FreischwimmerDer Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, ...
Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, bei dem sein geliebter Großvater verstorben ist, hat er seinen Halt verloren. Zuhause bekommt er von seiner Familie kaum Zuwendung und er wird mehr und mehr zum Einzelgänger. In der Schule wird der schüchterne Junge gehänselt und findet keine Freunde. Er sehnt sich nach Anerkennung und Zuneigung, die er erst an der Uni erfährt. Doch seine neuen Freunde haben seltsame Ansichten und Donnie gerät in einen Strudel aus Fremdenhass und Gewalt. Er wird zum Mitläufer, der nicht viel hinterfragt, um seine neuen Freunde nicht zu verlieren. Seine Familie bricht mit ihm und erst durch einen unschönen Vorfall, bei dem er Meggie begegnet, beginnt er über seine Freunde nachzudenken. Doch diesen Kreisen entkommt man nicht so rasch. Meggie ist jedoch der Anstoß zum Umdenken. Donnie nimmt seine Strafe an und leistet Sozialstunden in einem Altenheim. Dort trifft er auf Vincent, der ihn so annimmt, wie er ist. Und er lernt eine alte Dame namens Teo kennen, die für Donnie noch wichtig werden wird....
Gabriel Herlich zeichnet mit Donnie einen zutiefst unsicheren jungen Mann. Ich hatte Schwierigkeiten ihn sich mir als 21jährigen vorzustellen, denn er handelt und benimmt sich eher wie ein 16jähriger. Sein Blick auf die Welt ist eindimensional und er hinterfragt kaum. Er ist ein Mitläufer und weicht Konflikten aus.
Zu Beginn der Story ist er nicht wirklich symapthisch und man kann seine Taten nur schwer nachvollziehen. Erst durch die Begegnung mit Meggie, in die er sich verliebt und die aus einer jüdischen Familie stammt, beginnt er sein Verhlaten zu hinterfragen.
Die Figuren sind gut gezeichnet, hätten aber noch etwas mehr Charakter und Tiefe vertragen. Mitgefiebert habe ich trotzdem mit ihnen und es kamen viele verschiedene Gefühle auf: Angst, Panik, Geborgenheit, Hass, Unverständnis und Liebe auf vielen Ebenen.
Dass der Roman 1999 spielt, wird nur wenig ersichtlich. Einzig, dass nicht verwenden von Handys fällt auf. Der Schreibstil ist temporeich und fesselnd. Die Dialoge wirken allerdings manchmal etwas gezwungen, jedoch sind die Beschreibungen sehr bildhaft und plakativ. Als Film könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen!
Den Titel finde ich gelungen, denn Donnie ist ein Freischwimmer...nicht nur im Bezug darauf, dass er nicht schwimmen kann und dies am Ende des Romans lernt, sondern vorallem im Erkennen, dass er den falschen Wege eingeschlagen hat und sich von seinen alten Vorurteilen und Ansichten freischwimmt.
Gabriel Herlich hat in seinem Roman viele Themen aufgegriffen, die er jedoch teilweise nur an der Oberfläche berührt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, vorallem wenn es um die Themen Deportation, Flucht vor den Nazis, unverarbeiteter Nazivergangenheit und Neonazis geht. Der Autor hat jedoch seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Protagonisten gelegt und die Themen nicht richtig in die Tiefe gehen lassen....schade! Trotzdem hat mir der Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe. Da es das Debüt des Autors ist, sehe ich noch Luft nach oben und bin gespannt, was er als nächstes schreiben wird.
Fazit:
Ein temporeicher Coming-of-Age Roman, der viele Themen anschneidet und bei manchen zu wenig in die Tiefe geht. Trotzdem ein gelungene Geschichte, die aufzeigt, wie schnell man an falsche Freunde gerät und die richtige Abbiegung verpasst...