Schonungsloser Thriller
Stigma (Milosevic und Frey ermitteln 1)Unter dem Pseudonym Lea Adam schrieben Regina Denk und Lisa Bitzer einen schonungslosen Thriller, der unter die Haut geht. Zu Recht gibt es am Beginn des Buches eine Triggerwarnung. Und wer sich noch immer ...
Unter dem Pseudonym Lea Adam schrieben Regina Denk und Lisa Bitzer einen schonungslosen Thriller, der unter die Haut geht. Zu Recht gibt es am Beginn des Buches eine Triggerwarnung. Und wer sich noch immer nicht sicher ist, ob er das Buch lesen soll, der kann einfach in die ersten Seiten reinlesen, die ein sehr genaues Bild über den weiteren Verlauf des Thrillers geben.
Unsere beiden Ermittler Jagoda "Milo" Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey werden mit einem außergewöhnlichen Mordfall konfrontiert, der viele Rätsel aufgibt. Der Tote im Stadtpark hat eine mit Kabelbinder fixierte Mülltüte über dem Kopf, daneben liegen seine herausgetrennten Augen. Der Mann mit dem durchschnittlichen Namen Michael Schmidt scheint ein ebenso durchschnittliches Leben geführt zu haben. Doch dann häufen sich die Indizien, dass es Übergriffe auf Frauen gab. Als ein zweiter Toter mit Müllsack über dem Kopf und abgeschnittenen Ohren gefunden wird, ist klar, dass hier ein Serientäter mordet und man in die Richtung von Sexualstraftaten ermitteln muss.
Der Thriller beschäftigt sich mit einem Thema, bei dem sich für Frauen seit Jahrzehnten, nein Jahrhunderten, nichts geändert hat! Übergriffige Männer, lückenhafte Strafverfolgung, unzureichende Bestrafung und die Angst vor Anzeigen und selbst bloß gestellt zu werden. Immer wieder wird das Opfer wie der eigentliche Täter behandelt. Hat man die Situation nicht regelrecht herausgefordert? Mit Blicken, zu kurzen Röcken oder ganz einfach, weil man eine Frau ist?
Ich muss zugeben, dass wohl niemand in der Leserunde Mitleid mit den ermordeten Männern hatte, nachdem man mehr über diese erfahren hat. Sie sind immer wieder durch das System geschlüpft und nie zur Verantwortung gezogen wurden. Selbstjustiz und Rache ist der durchgängige rote Faden in "Stigma".
Für die beiden Ermittler erweisen sich die Nachforschungen jedoch als schwierig. Milo und Vince sind sehr gegensätzlich und doch ergänzen sie sich perfekt. Milo ist keine einfache Person und der Leser erfährt viel über ihre familiären Hintergründe und auch warum sie gegenüber ihrem Team wenig über sich selbst Preis gibt. Vince hingegen ist offen und meistens gut gelaunt. Nicht immer kommen seine Späßchen bei Milo an. Wenn jedoch Hilfe benötigt wird, ist er sofort zur Stelle.
Als Milo selbst Drohungen bekommt, verhält sie sich äußert unprofessionell. Diese Handlungsweise konnte ich absolut nicht verstehen und ist ein kleiner Kritikpunkt meinerseits.
Zwischen den Kapiteln befinden sich eigene kurze Passagen von Frauen, denen Gewalt angetan wird. Diese Szenen sind so anschaulich, das man den Schmerz und die Angst der Opfer fast körperlich spürt.
Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist flüssig, die Sprache manchmal etwas derb und dialoglastig. Die Spannungskurve wird konsequent hoch gehalten und man fliegt nur so durch die Seiten.
Für mich war es ein regelrechter Pageturner, den ich innerhalb von kurzer Zeit durchgesuchtet habe. Trotzdem sind es im Endeffekt keine 5 Sterne geworden, da mir dafür irgendetwas gefehlt hat und auch die Richtung, in der sich der/die Täter befinden, bald klar war. Zusätzlich fand ich noch ein paar kleine Fehler, die dem Lektorat nicht aufgefallen sind.
Fazit:
Ein schonungsloser Psychothriller, der unter die Haut geht und sich sehr spannend liest. Keine leichte Kost!