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Veröffentlicht am 05.10.2022

Ballett und Highschool

So federleicht wie meine Träume
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Nachdem mir "Goldmädchen" von Jennifer Iocopelli sehr gut gefallen hat, war ich neugierig auf eine neuen Jugendroman, der sich mit dem Genre "Sport" (hier Ballett) befasst.
Der Klappentext hat mich neugierig ...

Nachdem mir "Goldmädchen" von Jennifer Iocopelli sehr gut gefallen hat, war ich neugierig auf eine neuen Jugendroman, der sich mit dem Genre "Sport" (hier Ballett) befasst.
Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und die Leseprobe hat mir gut gefallen. Im Großen und Ganzen ist diese Geschichte jedoch mehr Highschool Roman mit einer etwas eigenwilligen Protagonistin.

Alinas Leben ist das Ballett. Seit ihrer Kindheit will sie nichts anderes als eine berühmte Ballett-Tänzerin werden. Tatsächlich gehört sie zu den Besten und bekommt eine Einladung zur Sommerakademie der weltweit berühmten Ballettkompanie ABT. Als sie sich jedoch einen komplexen Bruch ihres Beines zuzieht ist es das Ende ihrer zukunftsträchtigen Karriere. Verständlicher Weise bricht für die Siebenzehnjährige die Welt zusammen. Acht Monate später findet sie sich an der Highschool wieder, die sie wegen ihrer Begabung immer nur stundenweise besucht hat. Körperlich ist ihr Bein wieder genesen, auch wenn sie nie wieder professionelles Ballett tanzen kann. Die seelischen Qualen sind jedoch noch nicht verheilt. Sie ist davon überzeugt, nie mehr wieder glücklich sein zu können. Der Anschluss fällt Alina schwer, bis sie sich mit Margot und ihren Freunden Jude und Ethan anfreundet. Margot überredet sie am Schulmusical teilzunehmen, was ihr mit der Zeit immer mehr Spaß macht. Und auch Jude kommt ihrem Herzen immer näher...

Die Geschichte wird aus Alinas Sicht erzählt. Die Autorin gibt viele Einblicke in die Gefühle und Gedanken Alinas und dennoch ist sie ist keine richtige Synpathieträgerin. Ihre Gedanken kreisen ausschließlich um sich selbst und was sie alles verloren hat. Dass sie mit ihrem Leben hadert, weil sich ihre Zukunft in Nichts aufgelöst hat, konnte ich verstehen. Es muss sehr schwer sein, alle seine Träume begraben zu müssen. Dennoch verhält sich Alina nicht wirklich fair ihren Freunden und vorallem ihrer jüngeren Schwester Josie gegenüber. Sie ertrinkt in Selbstmitleid und beantwortet seit ihrem Unfall die Nachrichten ihrer besten Freundin Colleen nicht mehr. Alina macht es ihren Mitschülern nicht einfach sie zu mögen. Bis sie erkennt, dass es auch kleinere Ziele gibt, die einem Freude bereiten können.

Der Autorin gelingt es gut das Thema Erwachsen werden, mit Konflikten umzugehen oder auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen, einzugehen.
Der Wandel ging mir dann allerdings etwas zu abrupt und erscheint mir deshalb etwas unglaubwürdig. Die kleine Lovestory nimmt viel Raum ein, entwickelt sich aber langsam - eine typische Highschool-Romanze. Jude ist jedoch ein sehr symapthischer Junger, der Alina gut tut. Die Gespräche, die die beiden führen sind einfühlsam und zeigen viel über Alinas Charakter und Judes Probleme. Auch er hat sein Päckchen zu tragen.
Die stimmige Chemie zwischen den Beiden konnte ich etwas fühlen, doch mehr war es nicht.

Der Schreibstil ist lebendig und modern. Man bemerkt nicht, dass es sich hier um einen Debütroamn handelt. Die Figuren verhalten sich altersgerecht. Alina entwickelt sich im Laufe des Romans, was mir sehr gut gefallen hat. Neben dem Thema des Verkraften von Schickslasschlägen, greift die Autorin auch das Thema Rassismus im Ballett auf. Dieses Thema hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Das Happy End auf allen Ebenen war mir dann aber fast zu viel.

Fazit:
Ein Jugendroman, der mich nicht ganz überzeugen konnte, aber als Debütroman einige wichtige Themen anspricht. Sonst war es mir zu viel Highschool-Feeling und eine Hauptprotagonistin, die nicht alle Sympathiepunkte von mir bekommt. Für jüngere Leser aber sicher eine geeignete Lektüre, die Spaß macht und auch Tiefe hat.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

...wird in Kürze tot aufgefunden

Stille blutet
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Eine neue Thriller-Reihe von Ursula Poznanski....darauf war ich wirklich gespannt. Eigentlich wollte ich die ersten Rezensionen abwarten, aber als mich der Knaur Verlag fragte, ob ich das Buch lesen und ...

Eine neue Thriller-Reihe von Ursula Poznanski....darauf war ich wirklich gespannt. Eigentlich wollte ich die ersten Rezensionen abwarten, aber als mich der Knaur Verlag fragte, ob ich das Buch lesen und rezensieren will, habe ich sofort zugesagt. Ich lese die österreichische Autorin sehr gerne, aber nur wenige Bücher waren bei mir Highlights (Erebos 1 und 2, die Eleria Trilogie). Ihre letzte Thriller Reihe habe ich gar nicht gelesen, aber ihre erste schon...um es kurz zu machen: "Stille blutet" hat mir gut gefallen, es ist ebenfalls kein Highlight, aber ich werde auf jeden Fall weiterlesen.

Themenmäßig hat die Autorin wieder zugeschlagen. Sie hat immer wieder sehr zeitgemäße Plots, die sich oftmals mit den Sozialen Medien (Fake-News, Mobbing) beschäftigen. Unter dem Hashtag #inkürzetot kündigt die ehrgeizige Nachrichtensprecherin Nadine Just ihren eigenen Tod an. Die ziemlich unbeliebte junge Frau wird nur kurze Zeit später tot aufgefunden. Als ihr Ex-Freund Tibor Glaser nach der Ankündigung in das Studio eilt, gerät er selbst in Verdacht. Aus Neugier, wer Nadine getötet haben könnte, versucht er die Hintergründe zu erforschen und verstrickt sich immer mehr in den Fall. Als ein weiterer Toter, der wie Nadine seinen Tod ankündigte, aufgefunden wird, häuft sich die Beweislast gegen Tibor. Kriminalhauptkommissar Oliver Homburg hat seinen Täter bereits gefunden. Seine junge neue Kollegin Fina Plank ist jedoch nicht wirklich seiner Meinung, obwohl sich die unglaubwürdigen Zufälle und Vorkommnisse häufen und Tibor immer involviert zu sein scheint...

Ursula Poznanski erzählt ihren Thriller aus verschiedenen Perspektiven: Im Prolog noch aus der Sicht von Nadine Just, danach wechselt sie zwischen Fina Plank, Tibor Glaser und einer Person, die den Leser direkt anspricht und eine weitere undurchsichtige Rolle neben dem/die Täter einnimmt. Ein Trittbrettfahrer? Diese Figur bleibt bis zum Ende hin unbekannt, aber sher interessant.

Die Ermittlungen gestalten sich nach dem spannenden Einstieg etwas zäh. Es scheint keine Verknüpfungspunkte zwischen den Opfern zu geben. Dadurch entstehen auf einige kleine Längen im Mittelteil.
Der Schreibstil ist wie immer sehr dialoglastig, modern und lebendig. Vermisst habe ich allerdings den typischen Wiener Charme und Umgebungsbeschreibungen. Der Thriller hätte genauso gut in einer anderen Großstadt spielen können....schade! Auch die Figuren sind etwas klischeehaft geraten. Dafür zeigt uns die Autorin wieder auf, wie stark Medien uns alle beeinflussen können.

Tibors Verhaltensweise konnte ich nicht immer nachvollziehen. Warum er die Sache nicht auf sich beruhen lassen kann und nacheinander in jede Fall tappt, ließ mich immer wieder ungläubig den Kopf schütteln. Am liebsten würde man laut schreien und ihn von der nächsten völlig unsinnigen Reaktion abhalten. Man spürt jedoch als Leser auch den starken Druck, dem Tibor ausgeliefert ist. Seine Verzweiflung hat mich nicht kalt gelassen.

Serafina Plank, genannt Fina, ist eine sympathische und kluge Ermittlerin, die es als einzige Frau im Team sehr schwer hat. Vorallem ihr neuer Partner in crime, Oliver Homburg, verhält sich völlig unangemessen ihr gegenüber. Seine untergriffigen Witze und Beleidigungen sind nicht nur frauenfeindlich und unkollegial, sondern auch völlig unplatziert. Seine Mobberei hat mich richtig wütend gemacht, denn Fina scheint im Privatleben zusätzlich Probleme zu haben. Jedoch mochte ich es sehr, dass sie im Laufe des Buches immer mehr an Selbstvertauen gewinnt. Auf jeden Fall hat sie noch genügend Potential sich in den weiteren Bänden zu einer tollen Protagonistin zu entwickeln.

Trotz einiger Schwächen habe ich das Buch schnell durchgesuchtet und fleißig mitgerätselt. Für mich war es jedoch mehr Krimi als Thriller und das Ende konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Weiterlesen möchte ich jedoch auf jeden Fall.

Fazit:
Die Reihe hat noch Luft nach oben, aber ich bin mir sicher, dass wir hier mit Fina Plank eine ganz besondere Ermittlerin haben, die großes Potential hat. Was die Autorin daraus machen wird, werden wir in Zukunft sehen/lesen.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Der bisher beste Krimi der Reihe

Raue Havel
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Wow, bisher habe ich alle fünf Havel-Krimis von Tim Pieper großartig gefunden, doch mit "Raue Havel" steigert sich der Autor nochmals. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse zu den Vorgängerbänden ...

Wow, bisher habe ich alle fünf Havel-Krimis von Tim Pieper großartig gefunden, doch mit "Raue Havel" steigert sich der Autor nochmals. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse zu den Vorgängerbänden lesen, denn jeder Band ist abgeschlossen. Trotzdem finde ich es immer besser, wenn sie der Reihe nach gelesen werden, weil man die Entwicklung der Protagonisten besser nachvollziehen kann.

Schon der Prolog aus dem Jahre 1946 in der russischen Besetzungszone lässt mich sehr erschüttert zurück. Einige Schüler aus Potsdam schwänzen den Russischunterricht und gehen lieber Fußball spielen....absolut nachvollziehbar. Wer von uns hat nicht mindestens einmal eine Schulstunde geschwänzt? Doch für diese Jungs bedeutet dies den Tod! Sie werden verhaftet, vor ein russisches Militärgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Einzig der Jüngste wird mit 20 Jahren Gulag bestraft.

In der Gegenwart werden in einem alten Bootshaus an der Havel drei menschliche Skelette gefunden. Vom neuen Besitzer des Hauses erfährt Toni, dass sich deswegen eine Journalistin bei ihm gemeldet hat. Kurze Zeit später wird diese ermordet aufgefunden. Sie recherchierte über einen Spionagefall aus dem Jahre 1949. Bald wird klar, dass die junge Frau gezielt getötet wurde. Was hat sie nach all den Jahren herausgefunden, dass noch heute jemanden dazu veranlasst sie deshalb zu töten?

In der Vergangenheit wird eine junge Frau von einem britischen Agenten angeworben. Sie soll einen russischen Dolmetscher aus dem "Militärstädtchen Nr. 7" herausschleusen. Im Gegenzug soll sie einen Platz an einer Uni in Großbritannien bekommen, wo sie ihren Traum erfüllen und Physik studieren kann.

Auf zwei Zeitebenen erzählt Tim Pieper einen spannenden und fesselnden Krimi. Es geht um Spionage, Geheimdienste und Vergangenheitsbewältigung. Während Toni und sein Team versuchen den Mord an der Journalistin aufzuklären, bekommen sie es mit mächtigen Gegnern zu tun. Schlussendlich werden sie vom Fall abgezogen. Doch Toni gibt nicht so schnell auf, denn er bemerkt fast zu spät, dass es bei diesem Fall eine persönliche Verbindung zu seiner Familie gibt. Ganz besonders hat mir diesmal Phong gefallen, der über sich hinauswächst. Mehr möchte ich nicht zum Inhalt sagen, denn ihr müsst diese fantastische Geschichte selbst lesen, die zum Ende hin überzeugend aufgelöst wird.

Tim Pieper hat mit "Raue Havel" seinen bisher besten Krimi geschrieben. Er hat sich diesmal an einem wahren Spionagefall angelehnt und im Nachwort erwähnt er, wo man mehr über das Militärstädtchen Nr. 7 und die geheimdienstlichen Aktivtäten zur Zeit des Kalten Krieges erfahren kann: An der Gedenkstätte in der Leistikowstraße.

Fazit:
Ein packender Krimi mit dem sich der Autor diesmal selbst übertroffen hat. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und volle 5 Sterne! Und wer die ganze reihe noch nicht kennt, sollte definitiv zugreifen!

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Rabenschwarze Todesreihe

Salzburgrache
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Nun sind wir schon beim zehnten Band der Reihe rund um Kommissar Martin Merana angelangt.

Am Fuße der Festung Hohensalzburg wird ein Toter gefunden. Zur Zeit findet in der Mozartstadt ein Wettbewerb statt, ...

Nun sind wir schon beim zehnten Band der Reihe rund um Kommissar Martin Merana angelangt.

Am Fuße der Festung Hohensalzburg wird ein Toter gefunden. Zur Zeit findet in der Mozartstadt ein Wettbewerb statt, bei dem ein neues Werbekonzept für die Salzburger Burgen- und Schlösserlandschaft entwickelt werden soll. Kris Keiler war einer dieser kreativen Köpfe und er hatte gute Chancen für seine Agentur den Sieg zu holen. Doch nun liegt er am Fuße der Festung. Wurde er von einem Konkurrenten getötet? Doch kurze Zeit später wird auf Burg Moosham ein weiterer Toter gefunden. Diesmal ist es der Schlossverwalter. Liegt das Mordmotiv doch wo anders?

Nach dem rasanten Start wird der Krimi eher gemächlich. Baumann greift zu seiner bekannten Mischung aus Krimi und Stadtführer. Man spaziert durch die Mozartstadt, die der Autor von seiner schönsten Seite zeigt. Weitere Schausplätze sind diesmal neben der Festung auch Burg Hohenwerfen und Schloss Moosham.

Die Ermittlungsarbeit kommt nur langsam voran. Was steckt hinter den beiden Morden? Spielt dabei eine Gruppe von Historiker eine Rolle, die sich gegen die Vermarktung der Burgen im Salzburger Land stellen? Als die Ermittler jedoch entdecken, dass der Tote auch für die FFB, die Freiheit-für-Bürger-Partei tätig ist, bekommt der Fall eine neue Dimension.

Kritik muss ich diesmal allerdings an dem Versuch des Autors üben, seine politische Meinung offensichtlich miteinzubringen. Baumann hat mit der FFB eine Art Bürgwehr eingebaut, bei der es sich wohl um eine Anspielung auf die Coronamaßnahmen-Gegner handelt. Ich habe zwar ähnliche Ansichten wie der Autor, finde aber politische Äußerungen unangebracht und vorallem sollte sie nicht einseitig und mit dem erhobenen Zeigefinger vorkommen. Als Leser erwarte ich mir eine neutrale Meinung.

Mittlerweile habe ich auch mit den vielen Überfällen auf Merana zu kämpfen. Unser Kommissar wird in fast jedem Fall von irgendjemand niedergeschlagen oder jemand aus seinem nahen Umkreis wird getötet. Das ist eindeutig zu viel des Guten!
Irgendwie hatte ich bei diesem Teil das Gefühl, dass sich die Reihe langsam totläuft.

Fazit:
Nicht der beste Krimi der Reihe, aber trotzdem ein MUSS für diejenigen, die diese Reihe gerne lesen.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Jung, blond, tot im historischen Berlin 1856

Ein Fremder hier zu Lande
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"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten ...

"Ein Fremder hier zu Lande" ist der zweite Teil der historischen Krimireihe von Ralph Knobelsdorf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, jedoch bauen die Lebensumstände und Entwicklungen der Protagonisten aufeinander auf. Zusätzlich gibt es ein Geheimnis um einen schlimmen Vorfall ind Wilhelms Kindheit, der seine und die Nachbarsfamilie zu Feinden werden ließ.

März 1856. Nachdem Polizeipräsident Hinkeldey bei einem Duell getötet wurde, bangen Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Ernst Vorweg um ihre besondere Stellung im Brliner Polizeiapparat. Die polizeilichen Umstrukturierungen, die danach folgen, machen es den beiden Kollegen nicht einfach. Sie haben eben einen neuen brisanten Mordfall zu lösen. Der Täter ermordet junge, blonde Frauen und markiert sie mit Schnitten am Oberschenkel. Der aktuelle Mord an einer jungen Frau aus gutem Hause weist neben derselben Tötungsart durch Strangulation, dieselben Einkerbungen auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die vorherigen Opfer alle Prostituierte waren. Warum wich der Mörder plötzlich von seinem Schema ab?

War mir Band Eins noch zu spannungsarm und erinnerte mich eher an einen historischen Roman mit Krimianteil, ist dieser zweite Band wesentlich fesselnder und ereignisreicher. Obwohl der Autor wieder viel über die Gesellschaftsformen der damaligen Zeit und über die starren preußischen Strukturen im Polizeiapparat erzählt, hat der Krimi mehr Dynamik.
Der unbekannte Täter kommt immer wieder zu Wort, ohne seine Identität aufzudecken. Er spielt mit der Polizei ein perfides Katz- und Maus-Spiel. Ich mag es, wenn man als Leser in den Kopf des Mörders blicken darf.
Neben den Ermittlungen rund um den Serienmörder sind die privaten Umstände von Wilhelm und Marie ebenfalls Thema. Dadurch wird der Fall oftmals etwas ausgebremst. Jedoch nimmt dieser nach einigen unerwarteten Wendungen zum Ende hin deutlich an Fahrt auf und ich habe den letzten Abschnitt in einem Zug durchgelesen.

Der Autor erzählt sehr bildhaft und detailreich. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Ralph Knobelsdorf fängt die Atmosphäre und das Lebensgefühl der damaligen Zeit perfekt ein. Man fühlt sich mitten im Geschehen und erhält interessante Einblicke in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Die damaligen politischen Verhältnisse sind geschickt in die Geschichte eingeflossen und ergeben ein rundum gelungenes Bild dieser Zeit. Auch die Figuren sind, bis hin zu den Nebenfiguren, facettenreich dargestellt und sorgen für Abwechslung Wilhelms Schwester Anna, wie auch seine Pensionswirtin Frau Brencke mit Kater Kuno, sind mir dabei besonders ans Herz gewachsen.

In einem ausführlichen Nachwort klärt der Autor über historische und fiktive Figuren, sowie Begebenheiten, auf. Auf der Coverinnenseite (vorne und hinten) befindet sich eine sogenannte Standes Liste.

Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung der historischen Krimireihe. Mir hat dieser zweite Band um einiges besser als der Vorgänger gefallen. Der Autor erzählt sehr detailliert und bringt dem Leser die besondere Atmosphäre des preußischen Berlins zur Anfangszeit der Kriminalpolizei näher. Nun freue ich mich schon auf einen (hoffentlich) weiteren Band der Reihe.

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