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Veröffentlicht am 12.09.2022

Ruhig und atmosphärisch

Drei Tage im August
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Berlin 1926. Die Hauptstadt fiebert den Olympischen Spielen entgegen und entlang des Prachtboulvards "Unter den Linden" wehen die Hackenkreuzfahnen um die Wette. Die ausländische Touristen versuchen sich ...

Berlin 1926. Die Hauptstadt fiebert den Olympischen Spielen entgegen und entlang des Prachtboulvards "Unter den Linden" wehen die Hackenkreuzfahnen um die Wette. Die ausländische Touristen versuchen sich ein Bild von Berlin unter Hitler zu machen, während sämliche judenfeindliche Aktionen fürkurze Zeit von der Bildfläche verschwunden sind. Die Stadt Berlin zeigt sich zur Olympiade weltoffen. Die internationalen Besucher schwadronieren entlang den Linden und der eine oder andere kehrt in die Chocolaterie Sawade ein.
Verkaufsleiterin und Prokuristin Elfie Wagner führt mit Hingabe das Geschäft und steht dabei auch selbst hinter dem Tresen. Sie lebt für ihre Arbeit und den Duft von Schokolade. Privatleben kennt sie keines, denn sie lebt zurückgezogen und ihr stetiger Begleiter ist die Schwermut. Die lieblose Erziehung ihrer Großmutter hat sie verinnerlicht, die ihr immer wieder vor Augen geführt hat, wie wertlos sie sei. Doch eines Tages bittet sie Madame Conte, die im obersten Stockwerk wohnt und sich regelmäßig mit den feinsten Trüffeln beliefern lässt, zu sich. Sie erzählt ihr ihre Lebensgeschichte, die das Geheimnis des Hauses Sawade enthält.

Wir befinden uns als Leser im Umkreis der Berliner Prachtstraße und verweilen dort ganze drei Tage. Dabei lernen wir einige Menschen kennen, die tagtäglich dort arbeiten oder wohnen. Darunter Madame Conte, die oberhalb der Chocolaterie wohnt und wegen ihres hohen Alters und körperlichen Gebrechen nicht mehr ihre Wohnung verlassen kann. Umsorgt wird die ehemals elegante französische Witwe von ihrer Haushälterin Marie. Ihre Geschichte fand ich sehr interessant und hat mir gut gefallen.
Neben der Chocolaterie befindet sich die Buchhandlung von Franz Marcus. Als Jude spürt er bereits die Repressalien und Übergriffe der Nazis gegen alles jüdische. Soll er Berlin und Deutschland verlassen? Er hat bereits ein Schreiben der Behören erhalten, dass sein Laden einem arischen Nachfolger übergeben werden soll. Auch dem Halbägypter Issa El Hamady, der in Berlin aufgewachsen ist, ergeht es ähnlich. Seine Bar läuft zur Zeit eher schlecht. Von den Menschen wird er bestenfalls geduldet und toleriert, obwohl die Nazis bei ihm als Stammkunden ein- und ausgehen.
Außerdem begleiten wir den jungen Pagen Heiner, der vom Land nach Berlin kommt um seine Ausbildung zu machen, sowie Museumwärter Erwin, der sich wehmütig an die Kunst von Käthe Kollwitz und Max Liebermann erinnert, die als entarte Kunst im Keller verbannt wurde.
Aber auch Leierkastenmann Willi, Blumenmädchen Rosa und Verkäuferin Trude gehören zur kleinen Gemeinschaft mit ihren eigenen Geschichten.

Zu Wort kommen auch die Linden, die über die Veränderungen der letzten Jahre nachdenken. Ihre Erinnerungen werden als kurze Einschübe zwischen den einzelnen Episoden dargestellt. Diese etwas unkonventionelle Sicht hat mir einerseits gefallen, andererseits unterbricht sie immer wieder den Lesefluss.

Als Leser begleitet man die Protagonisten über drei Tage im August. Dabei erhält man einen kleinen Einblick in das Leben von diesen Menschen, sowie deren Sorgen, Ängste, Träume und Hoffnungen.

Der Roman ist sehr ruhig und man muss sich etwas in Geduld üben, bis der Funke überspringt - mir erging es jedenfalls so. Doch danach taucht man in eine Geschichte voller Poesie ein, die atmosphärisch diese Zeit wunderbar einfängt.
Dabei kommt es zu keinen großartigem Spannungsbogen und manche Handlungsstränge verlaufen im Sand und werden nicht auserzählt. Alleine durch die raschen Perspektivwechsel wird man als Leser neugierig, was weiterhin passieren wird. Doch das im Klappentext angekündigte Geheimnis ist nicht wirklich dramtisch. Der Roman lebt hauptsächlich durch die Sprache, die die Ereignisse untermalt.

Die einzelnen Kapitel sind jeweils aus der Sicht einer Person geschrieben und mit Datum und Tageszeit gekenntzeichnet. Der wunderschöne farbige Buchschnitt ist neben dem Cover ein besonderer Hingucker.

Fazit:
Ein sehr leiser Roman, der die besondere Stimmung zur Zeit der Olympiade in Berlin einfängt und mit einer wunderbaren Atmosphäre punktet. Neben dem allgegenwärtigen Geruch von Schokolade, spürt man auch die Ängste und Zweifel der Bewohner der Hauptstadt. Für diesen Roman sollte man den richtigen Zeitpunkt finden, um ihn genießen zu können.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Mysteriöse Todesfälle

Der Märchenkönig
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Im vierten Band rund um Kommissar Tom Perlinger tauchen wir in die Geschichte um den Märchenkönig Ludwig II. von Bayern ein. Historie und Gegenwart hat Sabine Vöhringer wieder großartig verbunden und mich ...

Im vierten Band rund um Kommissar Tom Perlinger tauchen wir in die Geschichte um den Märchenkönig Ludwig II. von Bayern ein. Historie und Gegenwart hat Sabine Vöhringer wieder großartig verbunden und mich neugierig auf die Hintergründe zum Tode von Ludiwg II. gemacht.

Ich empfehle diese Reihe von Beginn an zu lesen, denn die Krimis sind etwas komplex und der Familien- und Bekanntenkreis unseres Hauptkommissars ist groß. Zusätzlich gibt es immer wieder Verbindungen zu den Vorgängerbänden
Als Tom Perlinger stellvertretend für seinen Bruder die Goldene Bürgermedaille in Empfang nehmen soll, wird er zu einem Einsatz in der Nähe gerufen. Unweit des Kaisersaals, wo die Verleihung stattfindet, werden im Köglmühlbach zwei Leichen gefunden. Es handelt sich dabei um den exzentrischen Louis von Schönfeld, der nicht umsonst "Märchenkönig" genannt wird und um seinen Psychiater Siegmund Berg. Die Todesumstände zwischen Louis und dem echten Märchenkönig Ludwig II. sind ähnlich und stellen alle vor ein Rätsel, denn es gibt keine Spuren für ein Gewaltverbrechen. Dass es sich trotzdem um Mord handeln muss, ist allen klar...doch wie hat der Täter gemordet? Und warum?

Während sich Tom immer wieder diese Fragen stellt, treiben ihn auch private Sorgen um. Die Beziehung zu Christl läuft momentan alles andere als gut und der Fall rund um den Brand des Wirtshauses von seinem älteren Halbbruders Max ist noch immer ungeklärt. Deshalb tut ihm Ablenkung gut, auch wenn sich Christl deshalb vernachlässigt fühlt. Sie hat durch den Brand damals nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihren Arbeitsplatz verloren. Gedanken macht sie sich auch über ihren Vater Blasius, der gerade in München weilt und anscheinend in Schwierigkeiten steckt.

Mir dauerte es diesmal etwas zu lange bis der Krimi an Fahrt aufnimmt. Es gibt viele private Verwicklungen und die Ermittlungen laufen auf der Stelle. Erst im letzten Drittel nimmt der Krimi dann sehr an Fahrt auf und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen bis ich die letzte Seite zugeschlagen hatte. Die Parallele zum Tod von Ludwig II. wurde geschickt zum Spannungsaufbau genutzt. Ein fulminantes Ende, das mich mit dem Krimi wieder etwas versöhnt hat.

Schreibstil:
Sabine Vöhringer schreibt sehr bildhaft und detailliert. Lokalkolorit spielt eine große Rolle und trotzdem tritt dabei der Kriminalfall nicht in den Hintergrund.
Klappt man die Broschur auf, findet man einen skizzierten Stadtplan von München mit den markanten Stellen, die in der Geschichte erwähnt werden. Am Ende findet man eine kleine Aufstellung des Ermittlerteams rund um Tom und Jessica, die vorallem für Neueinsteiger wichtig sind.

Fazit:
Ein Krimi, der für mich zu spät an Fahrt aufnahm, aber mit Lokalkolorit und einem sehr interessanten Thema punkten kann. Zusätzlich mag ich das Team rund um Tom und Jessica sehr und bin schon auf den Nachfolgeband gespannt.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Leichter und warmherziger Sommerroman

Vier Frauen und ein Garten voller Glück
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Letztes Jahr habe ich von Lucinde Hutzenlaub "Drei Frauen und ein Sommer" gelesen, das mich sehr gut unterhalten hat. Von ihrem neuen Roman habe ich mir ähnliches erwartet: Wohlfühlroman mit tiefgründigen ...

Letztes Jahr habe ich von Lucinde Hutzenlaub "Drei Frauen und ein Sommer" gelesen, das mich sehr gut unterhalten hat. Von ihrem neuen Roman habe ich mir ähnliches erwartet: Wohlfühlroman mit tiefgründigen Sequenzen. Doch diesmal fehlte es mir etwas an Tiefe...

Im Prolog lernen wir eine jugendliche Juli kennen, die den Heiratsantrag ihres Freundes Erik ablehnt. Die Landschaftsgärtnerin fühlt sich noch nicht reif für die Ehe und sucht ihr Glück in der weiten Welt. Als persönliche Assistentin eines exzentrischen Opernsängers ist sie immer auf Achse. Erst als ihre Mutter Polly erste Anzeichen einer beginnenden Demenz zeigt, erwägt sie nach Jahren eine kurze Auszeit zu nehmen. Im Haus von Martha, deren verwunschenen Garten Juli vor langer Zeit angelegt hat, soll Polly in Zukunft mit Martha und Lissi in einer WG wohnen. Die drei rüstigen älteren Damen sehen allerdings bald ein, dass sie etwas Hilfe benötigen. daraufhin schaltet Juli ein ein Inserat, um eine Haushaltshilfe zu finden, die ihnen unter die Arme greift. Mit Nicola Kramer hat sie die perfekte Person gefunden und auch die drei Ladies sind begeistert....

Lucinde Hutzenlaubs neuer Roman ist leichte Sommerlektüre mit einer Prise Humor. Dieser zieht sich durch die ganze Erzählung und hat mich beim Lesen gut unterhalten. Trotzdem habe ich auch einige Kritikpunkte.
Die Figuren sind von der Autorin sehr lebendig und realistisch gezeichnet worden. Nicht alle sind sofort sympathisch, sondern haben auch ihre Macken und Eigenheiten.
Juli, unsere Hauptprotagonistin, benimmt sich im Laufe des Romans in manchen Situationen nicht wie eine Frau mittleren Alters, sondern wie ein Teeanger. Deswegen hat sie von mir weniger Sympathiepunkte erhalten. Auf der anderen Seite hat mir Juli aber auch richtig leid getan, wenn ihr exzentrischer und egoistischer Arbeitgeber, der Opernsänger Sascha Jakov, mit Anforderungen und Wünsche antanzte, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.
Nicola hingegen ist ein richtiger Schatz. Seine Geduld ist bemerkenswert und sein Einsatz bei den "Golden Girls" einfach bezaubernd. Seinen Hund Miles habe ich ebenfalls sofort ins Herz geschlossen.
Die drei älteren WG-Damen sind Originale, bei denen man selbst gerne einziehen möchte. Nur Martha hat öfters den Stinkstifel raushängen lassen und eine Aktion von ihr hat mir ebenfalls nicht gefallen. Von den lustigen Ladies hätte ich gerne noch mehr gelesen, während das Hin und Her zwischen Juli und Nic und ihre Arbeit für mich zu viel Raum einnimmt.

Den Humor von Lucinde Hutzenlaub fand ich auch letztes Jahr in "Drei Frauen und ein Sommer", wie auch in den beiden Sachbüchern "Ich dachte sie ziehen nie aus" und "Ich dachte älter werden dauert länger", die sie gemeinsam mit Heike Abidi geschrieben hat, einfach großartig. Auch diesmal kommt dieser wieder zu tragen und hat mich gut unterhalten. Jedoch ließ die Kommunikation zwischen den einzelnen Figuren manchmal sehr zu wünschen übrig. Wie oft habe ich mir gedacht: Bitte sprecht doch endlich miteinander! Andererseits wäre diese Geschichte dann auch viel zu schneller zu Ende, als von Leser und Autorin erwünscht.

Die Umgebung von München und Stuttgart wird sehr bildhaft beschrieben. Dabei habe auch ich mich in den traumhaften Garten von Marta und in den kleinen Kater Elvis verliebt. Die Bezüge zur Musikwelt haben mich genauso überzeugt.

Am Beginn des Romans gibt es ein kleines Personenverzeichnis mit Charakterbeschreibungen, welches ich sehr gelungen finde!

Fazit:
Ein leichter und warmherziger Sommerroman mit viel Herz und Humor, der für mich nicht ganz an die letzte Geschichte der Autorin herankommt. Zum Abschalten und genießen - war nett, aber auch nicht mehr.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Komplex und temporeich

Die Spur − Er wird dich finden
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Jan Becks dritter Thriller schließt perfekt an die beiden Vorgänger an, was Spannung und Ideenreichtum betrifft.
Man kann "Die Spur" auch unabhängig von den beiden Vorgängern lesen, weil die Fälle alle ...

Jan Becks dritter Thriller schließt perfekt an die beiden Vorgänger an, was Spannung und Ideenreichtum betrifft.
Man kann "Die Spur" auch unabhängig von den beiden Vorgängern lesen, weil die Fälle alle abgeschlossen sind. Die ganz besondere Zusammenhänge und die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern ist jedoch etwas komplex. Wer die Super-Recogniserin Inga Björk und Ex-Cobra Mitglied Christian Brand allerdings schon kennt, kann einige Handlungsweisen besser verstehen.
Diesmal haben es die Beiden mit einer europaweiten Mordserie zu tun. Der erste Tote wird in Salzburg gefunden. Die goldene Statue am Domplatz entpuppt sich plötzlich als eine männliche Leiche, die präpariert wurde. Und sie ist nicht die Letzte....

Christian Brand ist zu Europol gewechselt und lebt nicht mehr in Wien, sondern in Den Haag. Er malt wieder und findet langsam wieder zu sich selbst zurück, auch wenn ihm die gemeinsamen Ermittlungen mit Inga fehlen. Doch das ändert sich schneller, als ihm lieb ist, als es innerhalb kurzer Zeit zwei Leichen gibt, die in zwei verschiedenen Städten als Skulpturen aufgestellt wurden. Die Identität der Opfer ist zunächst unklar. Es finden sich keine Zusammenhänge zwischen den Taten, außer dieselbe Handschrift des Täters. Gemeinsam mit Inga wird Christian mit den ungewöhnlichen Morden betraut und gerät selbst in den Fokus der Ermittlungen...

Die Fälle sind diesmal länderübergreifend. Wir befinden uns in Österreich, Italien, der Niederlande, Portugal, Frankreich, Deutschland und Schweden. Die Schauplätze wechseln sehr schnell und die Zusammenhänge zwischen den Morden bleiben lange Zeit unklar. Erst durch Rückblenden wird nach und nach ersichtlich, dass die Auflösung in der Vergangenheit liegen muss. Jan Beck entführt den Leser in diesem Handlungsstrang an eine Elite Schule für Hochbegabte in Bologna. Besonders interessant fand ich dabei den Erzählstrang rund um die begnadete Musikerin Amelie Leclerc.

Der Fokus liegt diesmal eher beim Hintergrund der grausamen Morde, als bei den Opfern selbst, wie in den beiden Vorgängern. Die Grausamkeiten der Morde wird ebenfalls nicht mehr so detailliert beschrieben. Kurze Kapitel und schnelle Szenenwechsel erhöhen das Tempo und die Spannung.
Die rasch wechselnden Erzählperspektiven verwirren zu Beginn etwas, denn wie lernen kurz nacheinander viele Figuren kennen, ohne zu wissen, wie wichtig sie für den Fortlauf des Thrillers sind. Doch bald lässt sich ein Muster erkennen und es kristallisiert sich heraus, wer nur eine kleine Nebenrolle hat und wer wichtig für die Handlung ist. Jan Beck hat seine komplexe Story geschickt aufgebaut.
Warum also 4 statt 5 Sterne? Das Ende!
Es wurden zwar alle Zusammenhänge erklärt, jedoch wirkt es für mich etwas konstruiert und flach im Vergleich zur restlichen Thrillerhandlung.

Fazit
Wieder ein absoluter Pageturner, der für mich nicht ganz an die beiden Vorgänger herankommt. Die Geschichte ist komplex, temporeich und spannend. Nur das Ende war mir etwas zu flach, weshalb ich vier von fünf Sternen vergebe.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Spannender Thriller mit Ekelgarantie

Die Blutliste
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Fünf Jahre hat es gedauert bis uns Rainer Löffler wieder gemeinsam mit Martin Abel einen Mord aufklären lässt. Der Fallanalytiker, der genauso heißt wie mein Arbeitskollege =), hat wieder eine schwere ...

Fünf Jahre hat es gedauert bis uns Rainer Löffler wieder gemeinsam mit Martin Abel einen Mord aufklären lässt. Der Fallanalytiker, der genauso heißt wie mein Arbeitskollege =), hat wieder eine schwere Aufgabe vor sich. Und es sei vorab gewarnt: Hier wird es extrem eklig und brutal.

Friedhofswärter Jan Willner macht eine grausige Entdeckung: Das Grab der neunzehnjährigen Sonja Maurer wurde geschändet und ihre Leiche entfernt. Statt der jungen toten Frau liegt eine stark zugerichtete männliche Leiche auf dem leeren Sarg. Die Kölner Polizei holt sich Fallanalytiker Martin Abel zu Hilfe, denn dies scheint kein "normales Gewaltverbrechen" zu sein. Dem Toten fehlen die Gesichtshaut und seine Hände. Eine Identifizierung ist deshalb schwierig. Abel stellt sich auch die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen der verschwunden Toten, die ebenfalls ermordet wurde, gibt oder ob die Leiche des Mannes willkürlich in dieses Grab gelegt wurde. Schon bald bekommt er darauf eine Antwort, den man findet eine zweite schlimm zugerichtete Leiche, die in ein fremdes Grab gelegt wurde....

Rasant und grausam beginnt dieser vierte Teil rund um den Fallanalytiker Martin Abel. Die Spannung ist von Beginn an hoch, genauso wie das Gewaltpotenzial. Kein Thriller für schwache Nerven! Löffler beschreibt detailliert die Foltermethoden und Morde an den Opfern. Dabei kann einem auch schon mal übel werden. Trotz des Grauens beim Lesen klebt man an den Seiten, denn der Autor versteht es großartig Spannung aufzubauen und falsche Fährten zu legen. Man kann sich nur schwer der Geschichte entziehen.

Dass dieser Fall auch mit der traumatischen Vergangenheit unseres Fallanalytikers zusammenhängt, bringt weitere Spannungselemente in die Geschichte. Auch wenn ich es sonst nicht mag, wenn wir einen eher kaputten Ermittler haben, mag ich Abel und kann seine Trauer und oftmals auch seine Handlungen verstehen. Ein großes Plus ist auch die Hilfe von Doris Stange, eine resolute Polizistin, die schon im letzten Fall eine wichtige Rolle für Martin Abel spielte.

Wie bereits bei "Der Näher" hat Rainer Löffler wieder einige Rückblenden in die Vergangenheit des Mörders eingebaut. Diese erfolgen allerdings erst später und lassen Rückschlüsse auf sein Verhalten zu. Dabei eröffnen sich menschliche Abgründe....

Im Nachwort erklärt der Autor, wie er auf die Idee dieses Thrillers gekommen ist und wer ihn dazu inspiriert hat, dieses Buch zu schreiben.

Einzig ein Detail hat mir nicht gefallen und deshalb gibt es auch keine volle Punktezahl. Die Geschichte rund um den Wolf fand ich zu übertrieben und nicht wirklich nötig. Aber das ist auch schon meckern auf hohem Niveau!

Fazit
Ein raffinierter Thriller für Hartgesottene, der von der ersten bis zur letzten Seite Spannung bietet. Ein Mörder, der sich an mittelalterlichen Foltermethoden erprobt und ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit unseres Fallanaltikers, welches diesem Fall noch eine extra Portion Würze gibt, ergeben einen tollen Plot. Von mir gibt es eine Empfehlung für Liebhaber von harten Thrillern mit Ekelgarantie!

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