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Veröffentlicht am 02.09.2022

Als Polizeiärztin in Berlin der Zwanzigerjahre

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Die 30-jährige Magda Fuchs entschließt sich nach dem Tod ihres Mannes zu einem Neuanfang. Sie verlässt ihre Heimat um als Polizeiärztin in Berlin zu arbeiten. Doch die Hauptstadt ist nicht nur schillernde ...

Die 30-jährige Magda Fuchs entschließt sich nach dem Tod ihres Mannes zu einem Neuanfang. Sie verlässt ihre Heimat um als Polizeiärztin in Berlin zu arbeiten. Doch die Hauptstadt ist nicht nur schillernde Metropole, sondern auch ein Ort voller Leid und Elend, denn der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe haben Spuren hinterlassen.

Bei ihrem ersten Einsatz wird Magda mit genau diesem Leid konfrontiert. In einem der Elendviertel wird sie zu einem Mord an einer Frau gerrufen. Die einzige Zeugin ist die sechsjährige Tochter. Ihr kleiner Bruder ist hingegen spurlos verschwunden. Gemeinsam mit der ruppigen Fürsorgerin Ina und dem engagierten jungen Kommissar Kuno Mehring kommt Magda bald einem schrecklichen Verbrechen auf die Spur….

Der Roman wird aus zwei verschiedenen Sichten erzählt. Die Hauptfigur ist Magda. Sie leidet noch am ungeklärten Mord an ihrem Mann. In der Hauptstadt findet sie eine Unterkunft in einer Pension, deren Besitzerin einige Zimmer untervermietet. Eines dieser Räume bewohnt die Journalistin Erika Hausner, die auch als Polizeireporterein arbeitet, sowie die Tochter des Hauses Celia von Liebenau. Aus ihrer Sicht lesen wir ebenfalls. Als Celias Vater stirbt, möchte ihre Mutter sie so schnell wie möglich verheiraten, doch Celia möchte Medizin studieren und in die Fußstapfen ihres vaters treten.
Celia ist anfangs die verwöhnte Arzttochter, die von ihrer kaltherzigen Mutter in eine unerwünschte Ehe mit einem älteren Mann gedrängt wird. Statt Medizin zu studieren, erlebt sie die Ehehölle und wird plötzlich des Mordes beschuldigt.

Magda kämpft hingegen gegen den Kinderhandel und als Polizeiärztin gegen ihre männlichen Widersacher, die sie nicht ernst nehmen. Zu ihren Aufgaben zählt es Prostituierte im Frauengefängnis zu untersuchen und ihnen bei Gewaltverbrechen medizinisch beizustehen. Als Gynäkologin ist sie für die Ärmsten der Armen eine große Hilfe.

Die Charaktere sind bis in die kleinsten Nebenfiguren lebendig beschrieben. Neben Magda und Celia spielen die Juristin Ruth Jessen, die Sozialarbeiterin Ina Dietrich und Doris Kaufmann eine Rolle. Letztere kommt als etwas naives junges Mädchen in die Hauptstadt und möchte Schauspielerin werden. Sie bewohnt ebenfalls ein Zimmer in der Pension, wo Magda untergekommen ist. Eine wichtiger Rolle spielt noch der engagierte junge Kommissar Kuno Mehring, der Magda unterstützt.

Die Handlung ist sehr komplex und wunderbar ausgearbeitet. Die Spannung bleibt bis zum Ende hin aufrecht. Die Stimmung der Metropole Berlin ist hervorragend eingefangen und erscheint manchmal etwas düster.
Der Schreibstil ist flüssig und einnehmend. Man bemerkt bei keiner Zeile, dass es sich hier um ein Autoren-Duo handelt.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, sowie eine Kurzbeschreibung der sechs wichtigsten Frauen der Geschichte.

Fazit:
Ein toller Reihenauftakt dieser Trilogie, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Das turbulente Ende schließt mit einem Cliffhanger - deshalb gleich Band 2 besorgen!

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Hätte gerne noch mehr davon gelesen

Die Toten von Fleat House
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Viele von uns waren letztes Jahr schockiert, als uns die traurige Nachricht erreichte, dasss Lucinda Riley an Krebs verstorben ist. Wie schade, dass wir nun keine weiteren Bücher der Autorin mehr lesen ...

Viele von uns waren letztes Jahr schockiert, als uns die traurige Nachricht erreichte, dasss Lucinda Riley an Krebs verstorben ist. Wie schade, dass wir nun keine weiteren Bücher der Autorin mehr lesen können. Lucinda Rileys Sohn hat jedoch ein altes Manuskript dieses Krimis aus dem Jahre 2006 aus der Schublade geholt und nach dem Tod seiner Mutter veröffentlicht. Bereits "Der Liebesbrief" aus der Feder der Autorin, der eindeutig eher ein Spannungsroman mit Krimi-Elementen war, hat mir sehr gut gefallen und mich mehr überzeugt, als ihre "Sieben Schwestern" Reihe. Umso gespannter war ich nun auf dieses ältere Werk der Autorin.

Detective Jazmine Hunter, genannte Jazz, hat sich ins beschauliche Norfolk in ein altes Cottage zurückgezogen. Nach der Trennung von Patrick, ihrem Mann und Kollegen bei Scotland Yard, hat sie ihren Dienst in London quittiert. Doch kaum in ihrem neuen Zuhause in Norfolk angekommen, bittet sie ihr ehemaliger Chef, sich einen Todesfall in der Umgebung näher anzusehen. Im elitären Internat St.Stephens wird der 18jährige Charlie Cavendish tot aufgefunden. Man geht zuerst von einem epileptischen Anfall aus, doch bald erhärtet sich der Verdacht, dass es doch kein tragischer Unfall war. Kurze Zeit später gibt es einen weiteren Todesfall und Jazz beginnt mit ihrem Team der Sache nachzugehen. Bald findet sie heraus, dass der Tote im Internat ziemlich gefürchtet war. Er mobbte für sein Leben gern schwächere Schüler. Der Direktor der Schule will jedoch so wenig wie möglich aufhebens um den Todesfall, denn schließlich steht der gute Ruf der Schule auf dem Spiel. Auch Lehrer, wie Schüler, haben Angst, dass man ihren persönlichen Geheimnissen auf die Schliche kommt. Je tiefer jedoch Jazz und ihr Team gräbt, umso mehr Ungereimtheiten tauchen auf. Bis Jazz erkennt, dass die Antowrt in der Vergangenheit liegt, dauert es einige Zeit...

Wer britische Krimis liebt, der wird sicher Gefallen an "Die Toten von Fleat House" finden. Ich fühlte mich von Beginn an sehr wohl in Norfolk. Die Landschaftsbeschreibungen des Gebietes im Osten Großbritanniens, das rauhe Wetter und die einladenen Cottages sind sehr bildhaft beschrieben, ebenso wie die düstere Atmosphäre in St.Stephens. Einzig bei den Figuren meinte es die Autorin zu Beginn etwas zu gut. Sie hat jede Menge Charaktere eingebaut, bei denen man etwas Zeit braucht, um sie richtig zuzuordnen. Doch danach hatte ich keinerlei Probleme mehr. Dafür gibt es auch viele Verdächtige, denn die Charaktere sind sehr vielschichtig und manche haben Geheimnisse, die sie nicht offenbaren möchten.
Jazz fand ich sehr sympathisch und ich hätte gerne noch weitere Krimis mit ihr als Hauptermittlerin gelesen. In der zweiten Hälfte rückte jedoch ihr Privatleben etwas zu sehr in den Vordergrund. Trotzdem bleibt die Spannung aufrecht und die Ermittlungsarbeit im Fokus.

Wie bei ihren letzten Romanen geht Lucinda Riley auch diesmal etwas sehr ins Detail, was die Story nicht immer weiter brachte. Zum Schluss laufen alle Fäden zusammen und ergeben ein stimmiges Ende.
Wer gerne miträtselt kommt auf seine Kosten, denn Riley fischt nicht plötzlich einen Täter hervor, der vorher nie in Erscheinung getreten ist, wie es so manche Thrillerautoren handhaben. Ich hatte selbst zwei Figuren in Verdacht, die ich verdächtigte und lag mit einer davon richtig.

Fazit:
Ein britischer Krimi mit viel Atmosphäre und Ermittlungsarbeit. Mir gefällt Lucinda Riley in diesem Genre teilweise besser, was sie auch schon bei "Der Liebesbrief" gezeigt hat. Sehr schade, dass wir mit Jazmine "Jazz" Hunter nicht weiterermitteln können. Ich bin mir sicher, ich hätte diese Reihe gemocht!

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Neuanfang in Kroatien

Die Insel der Herzen
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Sommerromane über eines der Lieblings-Urlaubsziele der Österreicher sind eher selten. Der Kroatien Roman von Julie Caplin aus ihrer "Romantic Escape Reihe" wurde ja vom Rowohlt Verlag nicht ins Deutsche ...

Sommerromane über eines der Lieblings-Urlaubsziele der Österreicher sind eher selten. Der Kroatien Roman von Julie Caplin aus ihrer "Romantic Escape Reihe" wurde ja vom Rowohlt Verlag nicht ins Deutsche übersetzt, was ich bis heute nicht verstehen kann.
Mit "Die Insel der Herzen" von Isabella Broom durfte ich endlich auch buchtechnische nach Kroatien auf die Insel Hvar reisen.
Davor sind wir aber noch kurz in Großbritannien, wo Kate gerade ihren 30. Geburtstag feiert. Sie möchte ihrem Verlobten James bei ihrer Geburtstagfeier einen Heiratsantrag machen, der jedoch gewaltig schief geht. Es folgt die Trennung - doch es kommt noch schlimmer! Ein Gast hat das Spektakel mitgefilmt und kurze Zeit später wird der Film zum Quotenhit im Internet und Kate zum Gespött. Sie verlässt daraufhin tief gekränkt das Land und versteckt sich bei ihrem Bruder Toby, der auf der Insel Hvar mit seinem Partner Fillipo lebt und demnächst ein Gästehaus eröffnen möchte. Kate platzt mitten in die Renovierungsarbeiten und wird durch die handwerkliche Arbeit etwas abgelenkt. Außerdem findet sie Gefallen am Dekorieren. Eine große Hilfe ist auch Alex, Tischler und Freund von James, der auf einem Boot vor der Insel lebt. Der junge Mann mit Dreadlocks und Vollbart ist so gar nicht Kates Typ, aber ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Er hört ihr zu und nimmt sie ernst. Kate vertraut ihm ihre wahren Sorgen und den Grund der Trennung von James an. Alex selbst ist ebenfalls sehr geheimnisvoll und zurückhaltend. Während sich die Beiden immer mehr anfreunden, hofft Kate indessen immer noch darauf, dass James sie vermisst....

Nach dem turbulenten Start beginnt die Handlung bald stark abzuflachen. Wir begleiten Kate nach Kroatien und lernen mit ihr die Gegend kennen. Wandern, Schwimmen und Bootsausflüge stehen auf dem Programm und die Handlung schreitet kaum voran. Dafür sind die bildhaften Beschreibungen der Landschaft wirklich atemberaubend. Da ich selbst schon in Kroatien Urlaub gemacht habe, konnte ich mir alles noch viel lebendiger vorstellen.

Kate tat mir zu Beginn richtig leid, denn ihr wurde wirklich übel mitgespielt. Doch mit der Zeit begann sie mich wirklich zu nerven. Sie wollte nicht akzeptieren, dass James ihr den Laufpass gegeben hat und versinkt immer wieder in Selbstmitleid. Das Gejammere wurde mit der Zeit echt zu viel. Erst als Kate Fotos ihrer Deko-Ideen auf Instagram postet und sie unerwartet viele positive Rückmeldungen erhält, findet sie aus ihrem Selbstmitleid heraus. Sie erhält sogar weitere Angebote für Renovierungen und überlegt, ob dies ihr zukünftiger beruflicher Weg sein könnte.
Auch Alex hat allen Grund sich hinter seiner Haarpracht auf seinem Kopf zu verstecken. Er versucht seine wahre Identität zu verschleiern und scheint vor etwas oder jemand auf der Flucht zu sein.

Die meiste Zeit macht es Spaß mit Kate die Insel zu erkunden und ihre Verwandlung mitzuerleben. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, auch wenn die Hauptfigur zu Beginn ziemlich nervig ist. Doch es gibt auch einige Längen und die Handlungs plätschert einfach nur so vor sich hin.
Nicht gefallen hat mir, dass die Autorin das wichtigste Thema warum James Kate verlassen hat, nur streift. Es ist schwerwiegend und wird von Isabelle Broom viel zu oberflächlich behandelt.

Fazit:
Ein netter und unterhaltsamer Sommerroman, der einige Klischees bedient und Längen hat, jedoch sehr schöne Landschaftsbeschreibungen bietet. Perfekt zum Wegträumen, wenn man selbst nicht in den Urlaub fahren kann. Die ernsteren Themen wurden hingegen von der Autorin nur angeschnitten und für mich zu oberflächlich behandelt, auch wenn es ein sommerlicher Wohlfühlroman sein soll.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Das Geheimnis um Schillers Schädel

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
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Dieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach ...

Dieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach als Print.
Für Fantasyleser ist T.S. Orgel sicherlich ein Begriff - für mich war es das erste Buch des Autorenduos Tom und Stephan Orgel.

Februar 1830 in Frankfurt am Main. Die Bürger der Stadt feiern in den Sälen des Senckenberg Museum ausgelassen Fastnacht. Während sich die Faschingsnarren amüsieren, geschieht im Untergeschoß des Museums ein brutaler Raubüberfall. Die junge Millicent Wohl wird Zeugin des Übergiffs auf ihren älteren Kollegen und sieht einen Mann mit dem Schädel Friedrich Schillers fliehen. Milli nimmt wagemutig die Verfolgung des Diebes auf - leider erfolglos. Die hiesige Polizei agiert ziemlich lasch. Sie ist nicht wirklich interessiert, den für sie unwichtigen Diebstahl aufzuklären, doch Milli lässt der Raub keine Ruhe. Der Schädel ist eine Leihgabe des berühmten Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe an das Museum, der seinen Adlatus Abaris zu Milli schickt. Gemeinsam sollen sie den Schädel von Friedrich Schiller wiederbeschaffen und Millicent ahnt nicht, dass dieser Auftrag sie zu Geheimgesellschaften, Sagengestalten und einem Zirkus führen wird....

Was für eine coole Geschichte! Das Autorenduo erzählt mit sehr viel Humor und bildhaften Beschreibungen des historischen Frankfurts eine spannende mystische Geschichte. Schillers Dichterfreund Goethe ist zu dieser Zeit ein alter grantelnder Mann, der sich inkognito in Frankfurt aufhält. Mit seinem geheimnisvollen Adlatus Abaris, der Milli unterstützen soll und dem Kutscher Heinrich begeben wir uns als Leser auf eine spannende Verfolgungsjagd. Was zu Beginn nach einem kleinen und vorallem rätselhaften Überfall ausgesehen hat, entpuppt sich sehr schnell zu weitaus Größerem.

Der Spannungsbogen wird von Beginn an mit dem Raubüberfall und dem mystischen Verschwinden des Schädels von Friedrich Schiller hervorragend aufgebaut.
Die Charakterbildung der Figuren ist absolut gelungen. Sie wurden mit viel Liebe ins Detail beschrieben. Mit Millicent haben wir eine äußerst liebenswerte, anfangs noch schüchterne, jedoch mit der Zeit eine sehr emanzipierte junge Frau als Hauptfigur. Sie ist mutig und intelligent. Ihr zur Seite steht der geheimnisvolle und undurchschaubare Abaris, der ihr immer wieder in brenzligen Situationen zu Hilfe kommt. Kutscher Heinrich vervollständigt das interessante Trio.
Von Goethe erhalten wir ein sehr interessantes Bild. Der vor sich hin grantelnde alte Mann mit anhaltenden Zahnschmerzen geht seiner Wirtin ziemlich auf die Nerven und doch ist er der Schlüssel zum Geheimnis rund um Geheimbünde und Verschwörungen.
Einen ebenfalls großen Teil nimmt das "fahrende Volk" ein, wobei das Autorenduo auf die noch bis heute andauernden Vorurteile und unseren Umgang mit Minderheiten eingeht. Wer die Gegenspieler sind und was es mit dem Schädel auf sich hat, wird erst im Laufe des Buchs erklärt, wobei es am Ende zu einem tollen Showdown kommt.

Besonders gefallen hat mir der Erzählstil. Der versteckte Humor zwischen den Zeilen, die Anspielungen auf Werke der beiden Dichtergrößen und der Hauch an Mystik, der für mich als Nicht-Fantasy-Leserin genau richtig war. Die bildhaften Beschreibungen von Frankfurt und der Umgebung sind ebenfalls gelungen.

Die Geschichte um den Raub ist am Ende zwar abgeschlossen, jedoch gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf ein hoffentlich weiteres Abenteuer mit Millicent. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Fazit:
Ein historischer Roman mit einem Hauch Mystik und Abenteuer, der mich sehr gut unterhalten hat. Die humorvollen Dialoge und die facettenreichen Charaktere haben die Lesefreude noch gesteigert. Doch auch das Düstere und Geheimnisvolle kommt nicht zu kurz. Für mich als kaum Fantasy-Leser hatte diese Geschichte die perfekte Mischung. Eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Kein Thriller, aber ein raffinierter Spannungsroman

Der Plan – Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
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Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, ...

Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, wie mit ihrem Debüt. Das beginnt schon damit, dass ich die Geschichte nicht als Thriller bezeichnen würde, sondern eher als Spannungsroman. Der Plot ist allerdings toll gewählt und konnte mich überzeugen.

Zwei Frauen spielen auch in "Der Plan" die vorherrschende Rolle. Meg Williams ist eine Trickbetrügerin, die sich jedoch der Gerechtigkeit verschrieben hat. Sie schleicht sich in das Leben von skrupellosen Männern, die sich auf Kosten von Frauen bereichern und bringt diese um ihr Geld und ihren Ruf. Ein Mann steht jedoch ganz vorne auf ihrer Liste und zwar derjenige, der ihr Leben zerstört hat.

Als Gegenspielerin haben wir Kat, eine Investigativjournalistin. Sie ist Meg bereits seit zehn Jahren auf den Fersen. Endlich hat sich ihre Ausdauer gelohnt, denn sie hat ihre Gegnerin aufgespürt, was gar nicht so einfach ist...denn Meg ändert ihren Namen und ihren Aufenthaltsort nach jedem gelungen Coup. Kat gibt Meg die Schuld an einem schlimmen Vorkommnis, das ihr Leben zerstört hat. Auch sie möchte Vergeltung, Meg überführen und eine Story darüber schreiben....

Beide Frauen treffen bereits auf den ersten Seiten aufeinander und versuchen sich in das Leben der anderen einzuschleichen. Beide glauben, sie würden die andere manipulieren und austricksen, ohne dass diese es merkt.
Die Charaktere sind zu Beginn nicht wirklich sympathisch, werden aber mit der Zeit und mit Hinblick auf ihre Vergangenheit immer interessanter. Während Kat's Motivation rein persönlich ist, entwickelt Meg im Lauf ihrer Trickbetrügerkarriere eine Art Robin-Hood-Syndrom und hilft im Zuge auch anderen Frauen, die von Männern betrogen worden sind. So beginnt man bald die Täterin zu verstehen und mit ihr zu symapthisieren...

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Meg und Kat in der Ich-Perspektive erzählt. Julie Clark beherrscht diese Art Spannung aufzubauen perfekt. Schon in "Der Tausch" ist ihr das hervorragend gelungen.
Man erfährt nach und nach, wie Meg zur Meisterin der Täuschung wurde und welcher Schicksalsschlag hinter ihren Manipulationen steckt. Sie ist intelligent und ihre manipulative Fähigkeiten als Trickbetrügerin sind wirklich erstaunlich. Trotz ihrer kriminellen Energie konnte ich sie mit der Zeit nur bewundern.
Die Männer sind in der Geschichte Nebenfiguren. Sie sind meistens die Opfer und eher einfach gestrickt. Das fand ich ziemlich amüsant ;)..aber auch unglaubwürdig und übertrieben.

Der Schreibstil von Julie Clark ist fesselnd, dynamisch und bildhaft. Die Spannungskurve steigt kontinuierlich und überraschende Wendungen heben den Spannungslevel weiter an. Trotzdem gibt es auch einige eher langatmigere Sequenzen, vorallem wenn es um Geschäfte und deren genauen Abläufe geht oder es zu sehr ins Politische schwenkt. Es gibt auch einige zu viele glückliche Zufälle.... Das Ende ist überraschend und stimmig.

Etwas schade fand ich, dass die Figur Kristen nicht genauer beleuchtet wurde, schließlich spielt sie für Megs Rache eine große Rolle. Hier hätte ich gerne noch mehr Hintergründe erfahren.

Fazit:
Kein Thriller, aber ein dynamischer Spannungsroman, der mich unterhalten hat. Die unblutige Geschichte ist gut aufgebaut und birgt ein spannendes Katz- und-Maus-Spiel. Kritikpunkte sind die zu vielen glücklichen Zufälle und einige doch zu sehr konstruierten Handlungen. Trotzdem konnte mich auch "Der Plan" gut unterhalten.

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