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Veröffentlicht am 21.08.2022

Das Geheimnis um Schillers Schädel

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
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Dieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach ...

Dieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach als Print.
Für Fantasyleser ist T.S. Orgel sicherlich ein Begriff - für mich war es das erste Buch des Autorenduos Tom und Stephan Orgel.

Februar 1830 in Frankfurt am Main. Die Bürger der Stadt feiern in den Sälen des Senckenberg Museum ausgelassen Fastnacht. Während sich die Faschingsnarren amüsieren, geschieht im Untergeschoß des Museums ein brutaler Raubüberfall. Die junge Millicent Wohl wird Zeugin des Übergiffs auf ihren älteren Kollegen und sieht einen Mann mit dem Schädel Friedrich Schillers fliehen. Milli nimmt wagemutig die Verfolgung des Diebes auf - leider erfolglos. Die hiesige Polizei agiert ziemlich lasch. Sie ist nicht wirklich interessiert, den für sie unwichtigen Diebstahl aufzuklären, doch Milli lässt der Raub keine Ruhe. Der Schädel ist eine Leihgabe des berühmten Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe an das Museum, der seinen Adlatus Abaris zu Milli schickt. Gemeinsam sollen sie den Schädel von Friedrich Schiller wiederbeschaffen und Millicent ahnt nicht, dass dieser Auftrag sie zu Geheimgesellschaften, Sagengestalten und einem Zirkus führen wird....

Was für eine coole Geschichte! Das Autorenduo erzählt mit sehr viel Humor und bildhaften Beschreibungen des historischen Frankfurts eine spannende mystische Geschichte. Schillers Dichterfreund Goethe ist zu dieser Zeit ein alter grantelnder Mann, der sich inkognito in Frankfurt aufhält. Mit seinem geheimnisvollen Adlatus Abaris, der Milli unterstützen soll und dem Kutscher Heinrich begeben wir uns als Leser auf eine spannende Verfolgungsjagd. Was zu Beginn nach einem kleinen und vorallem rätselhaften Überfall ausgesehen hat, entpuppt sich sehr schnell zu weitaus Größerem.

Der Spannungsbogen wird von Beginn an mit dem Raubüberfall und dem mystischen Verschwinden des Schädels von Friedrich Schiller hervorragend aufgebaut.
Die Charakterbildung der Figuren ist absolut gelungen. Sie wurden mit viel Liebe ins Detail beschrieben. Mit Millicent haben wir eine äußerst liebenswerte, anfangs noch schüchterne, jedoch mit der Zeit eine sehr emanzipierte junge Frau als Hauptfigur. Sie ist mutig und intelligent. Ihr zur Seite steht der geheimnisvolle und undurchschaubare Abaris, der ihr immer wieder in brenzligen Situationen zu Hilfe kommt. Kutscher Heinrich vervollständigt das interessante Trio.
Von Goethe erhalten wir ein sehr interessantes Bild. Der vor sich hin grantelnde alte Mann mit anhaltenden Zahnschmerzen geht seiner Wirtin ziemlich auf die Nerven und doch ist er der Schlüssel zum Geheimnis rund um Geheimbünde und Verschwörungen.
Einen ebenfalls großen Teil nimmt das "fahrende Volk" ein, wobei das Autorenduo auf die noch bis heute andauernden Vorurteile und unseren Umgang mit Minderheiten eingeht. Wer die Gegenspieler sind und was es mit dem Schädel auf sich hat, wird erst im Laufe des Buchs erklärt, wobei es am Ende zu einem tollen Showdown kommt.

Besonders gefallen hat mir der Erzählstil. Der versteckte Humor zwischen den Zeilen, die Anspielungen auf Werke der beiden Dichtergrößen und der Hauch an Mystik, der für mich als Nicht-Fantasy-Leserin genau richtig war. Die bildhaften Beschreibungen von Frankfurt und der Umgebung sind ebenfalls gelungen.

Die Geschichte um den Raub ist am Ende zwar abgeschlossen, jedoch gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf ein hoffentlich weiteres Abenteuer mit Millicent. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Fazit:
Ein historischer Roman mit einem Hauch Mystik und Abenteuer, der mich sehr gut unterhalten hat. Die humorvollen Dialoge und die facettenreichen Charaktere haben die Lesefreude noch gesteigert. Doch auch das Düstere und Geheimnisvolle kommt nicht zu kurz. Für mich als kaum Fantasy-Leser hatte diese Geschichte die perfekte Mischung. Eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Kein Thriller, aber ein raffinierter Spannungsroman

Der Plan – Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
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Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, ...

Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, wie mit ihrem Debüt. Das beginnt schon damit, dass ich die Geschichte nicht als Thriller bezeichnen würde, sondern eher als Spannungsroman. Der Plot ist allerdings toll gewählt und konnte mich überzeugen.

Zwei Frauen spielen auch in "Der Plan" die vorherrschende Rolle. Meg Williams ist eine Trickbetrügerin, die sich jedoch der Gerechtigkeit verschrieben hat. Sie schleicht sich in das Leben von skrupellosen Männern, die sich auf Kosten von Frauen bereichern und bringt diese um ihr Geld und ihren Ruf. Ein Mann steht jedoch ganz vorne auf ihrer Liste und zwar derjenige, der ihr Leben zerstört hat.

Als Gegenspielerin haben wir Kat, eine Investigativjournalistin. Sie ist Meg bereits seit zehn Jahren auf den Fersen. Endlich hat sich ihre Ausdauer gelohnt, denn sie hat ihre Gegnerin aufgespürt, was gar nicht so einfach ist...denn Meg ändert ihren Namen und ihren Aufenthaltsort nach jedem gelungen Coup. Kat gibt Meg die Schuld an einem schlimmen Vorkommnis, das ihr Leben zerstört hat. Auch sie möchte Vergeltung, Meg überführen und eine Story darüber schreiben....

Beide Frauen treffen bereits auf den ersten Seiten aufeinander und versuchen sich in das Leben der anderen einzuschleichen. Beide glauben, sie würden die andere manipulieren und austricksen, ohne dass diese es merkt.
Die Charaktere sind zu Beginn nicht wirklich sympathisch, werden aber mit der Zeit und mit Hinblick auf ihre Vergangenheit immer interessanter. Während Kat's Motivation rein persönlich ist, entwickelt Meg im Lauf ihrer Trickbetrügerkarriere eine Art Robin-Hood-Syndrom und hilft im Zuge auch anderen Frauen, die von Männern betrogen worden sind. So beginnt man bald die Täterin zu verstehen und mit ihr zu symapthisieren...

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Meg und Kat in der Ich-Perspektive erzählt. Julie Clark beherrscht diese Art Spannung aufzubauen perfekt. Schon in "Der Tausch" ist ihr das hervorragend gelungen.
Man erfährt nach und nach, wie Meg zur Meisterin der Täuschung wurde und welcher Schicksalsschlag hinter ihren Manipulationen steckt. Sie ist intelligent und ihre manipulative Fähigkeiten als Trickbetrügerin sind wirklich erstaunlich. Trotz ihrer kriminellen Energie konnte ich sie mit der Zeit nur bewundern.
Die Männer sind in der Geschichte Nebenfiguren. Sie sind meistens die Opfer und eher einfach gestrickt. Das fand ich ziemlich amüsant ;)..aber auch unglaubwürdig und übertrieben.

Der Schreibstil von Julie Clark ist fesselnd, dynamisch und bildhaft. Die Spannungskurve steigt kontinuierlich und überraschende Wendungen heben den Spannungslevel weiter an. Trotzdem gibt es auch einige eher langatmigere Sequenzen, vorallem wenn es um Geschäfte und deren genauen Abläufe geht oder es zu sehr ins Politische schwenkt. Es gibt auch einige zu viele glückliche Zufälle.... Das Ende ist überraschend und stimmig.

Etwas schade fand ich, dass die Figur Kristen nicht genauer beleuchtet wurde, schließlich spielt sie für Megs Rache eine große Rolle. Hier hätte ich gerne noch mehr Hintergründe erfahren.

Fazit:
Kein Thriller, aber ein dynamischer Spannungsroman, der mich unterhalten hat. Die unblutige Geschichte ist gut aufgebaut und birgt ein spannendes Katz- und-Maus-Spiel. Kritikpunkte sind die zu vielen glücklichen Zufälle und einige doch zu sehr konstruierten Handlungen. Trotzdem konnte mich auch "Der Plan" gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Sehr klischeehaft und seicht

Zitronenduft und zarte Küsse
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Wann, wenn nicht jetzt, ist die richtige Zeit für einen leichten Sommerroman?
"Zitronenduft und zarte Küsse" habe ich vor einiger Zeit gewonnen und weil ich buchtechnisch erst in Italien war, bin ich gleich ...

Wann, wenn nicht jetzt, ist die richtige Zeit für einen leichten Sommerroman?
"Zitronenduft und zarte Küsse" habe ich vor einiger Zeit gewonnen und weil ich buchtechnisch erst in Italien war, bin ich gleich nochmals hingereist. Diesmal geht es an den Gardasee - ein beliebtes Reiseziel vieler Österreicher.

Kim hat seit vier Jahren ein Verhältnis mit ihrem Chef. Nun steht der gemeinsame Urlaub vor der Tür und Kim wartet darauf, dass Dieter endlich seine Frau verlässt und ihre Beziehung öffentlich macht. Die große Firmenfeier soll dazu genutzt werden. Doch der Schock ist groß, als er stattdessen mit seiner Frau den gemeinsamen Nachwuchs ankündigt. Den bereits gebuchten Urlaub am Gardasee tritt Kim daraufhin aus Trotz alleine an und ertrinkt in ihrem Liebeskummer. Die warmherzige Antonella versucht ihr die Tage in der Pension so gut es geht zu versüßen - und das im wahrsten Sinne des Wortes mit allerlei leckeren italienischen Gerichten. Und der Surflehrer Luca sieht eigentlich auch zum Anbeißen an...

Bei Romanen wie diesen, weiß man schon von der ersten Seite an, wie sie ausgehen werden und was man bekommt. Ab und zu brauche ich so eine Geschichte zwischen meinen Thrillern oder historischen Romanen, aber etwas Stil sollten sie trotzdem haben.
Der erste Teil dieser Reihe, die sich "Liebe am Gardasee" nennt, ist jedoch sehr, sehr leichte Kost und zudem sehr klischeehaft. Zusätzlich fehlte mir das Knistern zwischen den beiden Love Interests Kim und Luca. Luca ist Surflehrer und kommt aus meiner Heimat Österreich...hm. Schilehrer wäre für mich top gewesen, aber Surflehrer? Okay, es gibt auch sicher tolle Surfer hier, aber wenn schon Klischee, dann bitte einen feurigen dunkelhaarigen Italiener....

Die Tage am Gardasee plätschern dahin...als Leser bekommt man einige Sehenswürdigkeiten rund um den Gardasee präsentiert. Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen haben mir allerdings sehr gefallen und am liebsten hätte ich gleich meinen Koffer gepackt und wäre selbst nach Limone gefahren. Dramatisch soll es wohl werden, als Kims Chef mit seiner Frau auftaucht. Doch genauso schnell, wie er erscheint, verschwindet er auch wieder.

Die Geschichte selbst bietet somit nicht wirklich etwas Neues, lässt sich aber gut lesen. Die Figuren sind meiner Meinung etwas überzeichnet. Mit Kim selbst wurde ich nicht ganz warm. Ich empfand sie sehr oft als nervig und naiv. Gefallen hat mir hingegen das homosexuelle Pärchen Ernesto und Clement. Die Beiden sind einfach großartig und geben der Geschichte etwas Würze. Die warmherzige Antonella, die die Pension führt, war mir etwas zu übertrieben. Welche Besitzerin eines kleinen Hotels oder einer Pension stellt sich für ihre Gäste als Kummertante zur Verfügung oder sucht für sie passende Partner? Da kann ich leider nur mit den Augen rollen... Ins Herz geschlossen habe ich hingegen Antonellas roten Kater Barbarossa. Er erinnerte mich oft an meine beiden roten Katerchen.

Fazit:
Ein sehr leichte Sommergeschichte, die mir öfters Augenrollen beschert hat. Die Landschaft um den Gardasee wurde hingegen sehr bildhaft beschrieben und weckt Urlaubsträume. Wer sich nicht daran stört, dass dieser Roman sehr klischeehaft und seicht ist und nur etwas Leichtes zum Abschalten sucht, der kann hier zugreifen. Sonst würde ich eher davon abraten. Es gibt genug bessere Sommerromane....

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Kann man unabhängig zu Band 1 lesen

Villa Fortuna
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Vor zwei Jahren habe ich von der Autorin Antonia Riepp ihren Roman "Belmonte" vorablesen dürfen und war begeistert. Dass daraus eine Trilogie entstehen wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. ...

Vor zwei Jahren habe ich von der Autorin Antonia Riepp ihren Roman "Belmonte" vorablesen dürfen und war begeistert. Dass daraus eine Trilogie entstehen wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Letztes Jahr habe ich dann "Villa Fortuna" gelesen und momentan lese ich den dritten Teil "Santo Fiore". Deshalb ist es auch an der Zeit endlich die Rezension zum Vorgänger zu posten.

Ganz so begeistern wie "Belmonte" konnte mich der zweite Band nicht, aber im Großen und Ganzen hat mir der Roman wieder gut gefallen. Vorallem hat er ein Thema, das mich immer wieder interessiert.
Wir sind auch diesmal wieder in Italien. Die Deutsche Johanna Burger lebt zurückgezogen in den italienischen Bergen, wo sie ein einfaches und beschauliches, ganz der Natur verbundenes Leben führt. Gemeinsam mit ihren fünf Hunden genießt sie die Abgeschiedenheit und schützt sich mit ihrer Schrotflinte vor ungebetenen Besuchern. Doch eines Tages steht der 44-jährige Michael Doyle vor ihr. Er lässt sich nicht einschüchtern und behauptet Johanna wäre seine Mutter und die Geburtsurkunde, die er vorzeigt, würde dies beweisen. Doch Johanna streitet die Mutterschaft vehement ab, bietet ihm aber an, eine Weile zu bleiben, wenn er sich im Haus nützlich macht. Nach und nach fasst Johanna Vertrauen zu ihrem Besucher, der bald ein Auge auf Flavia wirft, die im Lebensmittelladen in Belmonte arbeitet...

Nach und nach erfährt der Leser mehr aus der Vergangenheit von Johanna. Wir gehen zurück in die Siebziger und Achziger Jahre, als Johanna als junges Mädchen ungewollt schwanger und von ihrer Mutter in ein katholisches Entbindungsheim im Allgäu geteckt wird. Diese Heime für "gefallene Mädchen" sind ein Thema, das mir immer wieder die Haare zu Berge stehen lässt. Jedes Mal bin ich einfach nur schockiert, was diese jungen Mädchen durchmachen mussten und vorallem, dass es diese Heime noch vor fünfzig oder sechzig Jahren gab. Man befindet sich nicht im Neunzehnten, sondern im Zwanzigsten Jahrhundert und oftmals lesen sich die Erzählungen wie aus einem Thriller oder Horrorroman.
Auch Johanna erlebt in dieser Zeit Grausames und muss auf Druck ihrer Familie das Kind zur Adoption frei geben. Dieses traumatische Ereignis begleitet Johanna ihr ganzes Leben und verbindet sie auf schicksalshafte Weise mit Gabriella Moretti.....

Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mit Johanna gehen wir zurück in die Jahre 1974-1976, sowie ins Jahr 2006. Durch Kapitelüberschriften mit Orts- und Zeitangaben kann man den einzelnen Handlungssträngen und Zeiten problemlos folgen.

Trotz des schweren Themas ist „Villa Fortuna“ ein unterhaltsamer Roman, bei dem eine feine Prise Humor die Geschichte auflockert. Zusätzlich bringt uns Antonia Riepp, in wunderbar lebendigen und sehr bildhaften Beschreibungen, die Gegend rund um Belmonte näher und lässt uns am Leben im beschaulichen Dorf und ihren temperamentvollen Bewohnern teilhaben. Sie überrascht auch mit unerwarteten Wendungen, die die Geschichte nicht vorhersehbar machen, auch wenn man nach einer bestimmten Zeitspanne denkt, man weiß wie es weitergeh wird....falsch gedacht!

Obwohl "Villa Fortuna" zur Reihe gehört hat die Autorin einen anderen Weg in ihrer Trilogie gewählt. Für ihre Nachfolgebände hat sie nicht eine Figur oder Familie gewählt, sondern erzählt die Geschichte der Region, der Landschaft und den Menschen, die dort wohnen. Irgendwie sind aber trotzdem viele miteiander bekannt oder verwandt und so trifft man immer wieder auf bekannte Figuren, die an anderer Stelle bereits erwähnt wurden oder deren Schicksal wir bereits kennen. So sind auch die beiden Romane "Belmonte" und "Villa Fortuna" extrem unterschiedlich und kann sie unabhängig voneinander lesen.

Fazit:
Ein intensiver Roman, der mir gut gefallen hat und ein sehr bewegendes Thema hat. Trotzdem mochte ich den ersten Band der Trilogie lieber, auch wenn er etwas leichtere Kost war.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Das Wiener Geheimnis

Die Schwestern vom See
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Lilli Beck hat mich bisher mit ihren Romanen sehr beeindruckt. Vorallem ihren letzten "Wenn die Hoffnung erwacht" fand ich großartig. Von "Die Schwestern am See" erwartete ich mir ähnliches, jedoch ist ...

Lilli Beck hat mich bisher mit ihren Romanen sehr beeindruckt. Vorallem ihren letzten "Wenn die Hoffnung erwacht" fand ich großartig. Von "Die Schwestern am See" erwartete ich mir ähnliches, jedoch ist diese Geschichte nicht mit ihrem letzten Roman vergleichbar.
Uns erwartet nämlich eine sommerlich, leichte Geschichte. Es gibt zwar wieder einige Kapitel in der Vergangenheit, die sogar in Wien spielen, was mir ganz besonders gut gefallen hat, aber der Fokus liegt diesmal in der Gegenwart.

Wir befinden uns in Auerbach am Bodensee. Der Gründer der familiengeführten Pension und des Cafés "Tortenhimmel", Max König, ist verstorben. Die Torten- und Gebäckkreationen, die Max in Erinnerung an seine Lehrzeit im Hotel Sacher in Wien mitgebracht hat, sind in der ganzen Umgebung bekannt und die Pension immer gut besucht. Doch jemand scheint der Familie übel mitspielen zu wollen, denn eine anonyme Anzeige bringt den Familienbetrieb in Verruf und die Lebensmittelinspektion ins Haus....

Im Mittelpunkt des Romans stehen die drei Schwestern mit den blumigen Namen Viola, Iris und Rose. Sie sind die Enkelinnen des verstorbenen Gründers und allesamt sehr symapthische junge Frauen. Neben Großvater Max im Vergangenheitsstrang begleiten wir aber vorallem Iris, die älteste Tochter von Herbert und Florence König.
Im Prolog steht sie kurz vor der Hochzeit mit dem Hotelierssohn Christian Bonhoff. In Zukunft wird sie im Hotel ihres zukünftigen Ehemanns in Köln mitarbeiten. In der Nacht vor Iris Hochzeit schwören sich die Schwestern immer füreinander da zu sein. Drei Jahre später steckt die Ehe von Iris und Christian in einer Ehekrise. Iris wünscht sich nichts sehnsüchtiger als ein Kind, doch bisher hat es noch nicht geklappt. Mit der ausbleibenden Schwangerschaft häufen sich die Streitigkeiten zwischen den Ehepartnern. Ein großer Krach und der Tod von ihrem Großvater Max, lässt Iris zurück nach Auerbach reisen. In der Zwischenzeit leitet, nach einem Herzinfarkt ihres Vaters Herbert, ihre Schwester Rose die Familienpension. Viola, die jüngste Schwester, ist in die Fußstapfen ihres Großvaters geschlüpft und eine preisgekrönte Konditormeisterin geworden.
Am Tag der Beerdigung finden die Familienmitglieder im Zimmer des Großvaters einen ominösen Brief und ein Foto, welche an der Vergangenheit von Max König einige Zweifel aufkommen lassen....

Der erste Abschnitt des Romans hat mich etwas enttäuscht. Trotz der teilweise schwierigen Themen kam mir einiges zu oberflächlich und zu locker-leicht daher. Von den Romanen der Autorin bin ich etwas anderes gewöhnt. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung wurde die Geschichte etwas facettenreicher und tiefgründiger. Mit einem Ereignis hat mich die Autorin hingegen regelrecht geschockt.

Die Figuren wurden liebevoll gezeichnet. Die drei Schwestern sind sympathische junge Frauen. Ihre verschiedenen Persönlichkeiten machen sie zu interessanten Charakteren. Die Probleme von Iris konnte ich sehr gut nachvollziehen. Das Verhalten von Christian fand ich teilweise grenzwertig und er hat keinerlei Sympathiepunkte von mir bekommen.
Besonders hervorgehoben wird auch der Familienzusammenhalt im Hause König. Tante Annemarie ist eine sehr vielschichtige und etwas ausgeflippte Person, die für die drei Schwestern immer da ist. Die Eltern der drei Schwestern, Herbert und Florence, bleiben hingegen etwas blass. Zum Dahinschmelzen waren die beschriebenen Tortenkreationen, die Viola in ihrem "Tortenhimmel" herstellt.

Die Rückblenden in die Fünfziger Jahre in Wien mochte ich sehr, auch wenn es mir zum Schluss hin etwas zu kitschig wurde. Den Charme unserer Hauptstadt hat Lilli Beck sehr gut eingefangen und ich fühlte mich sofort heimisch. Generell mochte ich die bildhaften Beschreibungen der Landschaft rund um den Bodensee und der Wiener Innenstadt.

Dass es sich bei "Die Schwestern vom See" um einen Reihenauftakt handelt, ist mir erst durch die angehängte Leseprobe klar geworden. Ich finde es schade, dass es nun auch diesem Genre bald keine Einzelbücher mehr gibt.

Fazit:
Ein charmanter und leicht lesbarer Familienroman, der sich perfekt für die Sommertage eignet. Für mich konnte der Reihenauftakt des Sommerromans nicht an die anderen Bücher der Autorin heranreichen, was wohl am Genre liegt. Trotzdem hat er micht gut unterhalten.

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