Das Geheimnis um Schillers Schädel
Die Schattensammlerin - Dichter und DämonenDieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach ...
Dieser historische Mysteriekrimi hat mich sofort angesprochen, als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe.
Interessant ist auch der Fakt, dass es die Geschichte zuerst als Hörbuch gab und erst danach als Print.
Für Fantasyleser ist T.S. Orgel sicherlich ein Begriff - für mich war es das erste Buch des Autorenduos Tom und Stephan Orgel.
Februar 1830 in Frankfurt am Main. Die Bürger der Stadt feiern in den Sälen des Senckenberg Museum ausgelassen Fastnacht. Während sich die Faschingsnarren amüsieren, geschieht im Untergeschoß des Museums ein brutaler Raubüberfall. Die junge Millicent Wohl wird Zeugin des Übergiffs auf ihren älteren Kollegen und sieht einen Mann mit dem Schädel Friedrich Schillers fliehen. Milli nimmt wagemutig die Verfolgung des Diebes auf - leider erfolglos. Die hiesige Polizei agiert ziemlich lasch. Sie ist nicht wirklich interessiert, den für sie unwichtigen Diebstahl aufzuklären, doch Milli lässt der Raub keine Ruhe. Der Schädel ist eine Leihgabe des berühmten Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe an das Museum, der seinen Adlatus Abaris zu Milli schickt. Gemeinsam sollen sie den Schädel von Friedrich Schiller wiederbeschaffen und Millicent ahnt nicht, dass dieser Auftrag sie zu Geheimgesellschaften, Sagengestalten und einem Zirkus führen wird....
Was für eine coole Geschichte! Das Autorenduo erzählt mit sehr viel Humor und bildhaften Beschreibungen des historischen Frankfurts eine spannende mystische Geschichte. Schillers Dichterfreund Goethe ist zu dieser Zeit ein alter grantelnder Mann, der sich inkognito in Frankfurt aufhält. Mit seinem geheimnisvollen Adlatus Abaris, der Milli unterstützen soll und dem Kutscher Heinrich begeben wir uns als Leser auf eine spannende Verfolgungsjagd. Was zu Beginn nach einem kleinen und vorallem rätselhaften Überfall ausgesehen hat, entpuppt sich sehr schnell zu weitaus Größerem.
Der Spannungsbogen wird von Beginn an mit dem Raubüberfall und dem mystischen Verschwinden des Schädels von Friedrich Schiller hervorragend aufgebaut.
Die Charakterbildung der Figuren ist absolut gelungen. Sie wurden mit viel Liebe ins Detail beschrieben. Mit Millicent haben wir eine äußerst liebenswerte, anfangs noch schüchterne, jedoch mit der Zeit eine sehr emanzipierte junge Frau als Hauptfigur. Sie ist mutig und intelligent. Ihr zur Seite steht der geheimnisvolle und undurchschaubare Abaris, der ihr immer wieder in brenzligen Situationen zu Hilfe kommt. Kutscher Heinrich vervollständigt das interessante Trio.
Von Goethe erhalten wir ein sehr interessantes Bild. Der vor sich hin grantelnde alte Mann mit anhaltenden Zahnschmerzen geht seiner Wirtin ziemlich auf die Nerven und doch ist er der Schlüssel zum Geheimnis rund um Geheimbünde und Verschwörungen.
Einen ebenfalls großen Teil nimmt das "fahrende Volk" ein, wobei das Autorenduo auf die noch bis heute andauernden Vorurteile und unseren Umgang mit Minderheiten eingeht. Wer die Gegenspieler sind und was es mit dem Schädel auf sich hat, wird erst im Laufe des Buchs erklärt, wobei es am Ende zu einem tollen Showdown kommt.
Besonders gefallen hat mir der Erzählstil. Der versteckte Humor zwischen den Zeilen, die Anspielungen auf Werke der beiden Dichtergrößen und der Hauch an Mystik, der für mich als Nicht-Fantasy-Leserin genau richtig war. Die bildhaften Beschreibungen von Frankfurt und der Umgebung sind ebenfalls gelungen.
Die Geschichte um den Raub ist am Ende zwar abgeschlossen, jedoch gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf ein hoffentlich weiteres Abenteuer mit Millicent. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Fazit:
Ein historischer Roman mit einem Hauch Mystik und Abenteuer, der mich sehr gut unterhalten hat. Die humorvollen Dialoge und die facettenreichen Charaktere haben die Lesefreude noch gesteigert. Doch auch das Düstere und Geheimnisvolle kommt nicht zu kurz. Für mich als kaum Fantasy-Leser hatte diese Geschichte die perfekte Mischung. Eine Leseempfehlung!