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Veröffentlicht am 31.07.2022

Das war leider nichts

Fuchsmädchen
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Schwedische oder generell skandinavische Thriller sind immer so eine Sache. Sie können richtig gut sein oder genau das Gegenteil. Schwierig wird es fast immer bei den Figuren und das gilt auch für "Fuchsmädchen". ...

Schwedische oder generell skandinavische Thriller sind immer so eine Sache. Sie können richtig gut sein oder genau das Gegenteil. Schwierig wird es fast immer bei den Figuren und das gilt auch für "Fuchsmädchen". Man hat das Gefühl, dass in Schweden fast nur kaputte Menschen leben. Da ich das Land erst vor wenigen Wochen besucht habe, kann ich das kaum behaupten. Natürlich sieht man nicht hinter die Fassade jedes Menschens, aber mich nervt es wirklich schon eine Weile, dass es bei den skandinavischen Thrillern nur kaputte Ermittler gibt. Viel zu selten gibt es Ausnahmen. Bei diesem Thriller leider nicht.

Als bei einem verlassenen Kalksteinbruch die Leiche eines jungen Mädchen gefunden wird, steht für die Polizei schnell fest, dass es Selbstmord war. Im Wasser wird jedoch eine Fuchsmaske gefunden, die Rätsel aufgibt. Kurze Zeit später wird eine weitere Leiche entdeckt. Eine ältere Frau wurde in ihrem Haus brutal ermordet, vom gehbehinderten Mann fehlt jede Spur. Die kreuzförmige Wunde am Hals und ein weiterer Hinweis auf Tiermasken lassen die beiden Ermittlerinnen Sanna Berling und Eir Pedersen stutzen. Sie befürchten, dass die erste Tote keinen Selbstmord begangen hat und sich ein Serienmörder auf der Insel herumtreibt....

Eigentlich ist die Idee mit den Masken und ihrer Bedeutung dahinter gelungen. Auch der eigentliche Hintergrund zu den Todesfällen ist interessant, jedoch ist die Umsetzung schlecht.
Sprachlich ist der Thriller in Ordnung. Man braucht bei einer Geschichte in diesem Genre keine hochtrabenden oder poetischen Sätze. Der Thriller liest sich gut, auch wenn er lange Zeit benötigt um endlich in Fahrt zu kommen. Es gibt etliche Längen und die Spannungskurve fällt zeitweise sehr ab.
Die Autorin beschreibt zwar einige sehr blutige Details, jedoch lebt ein Thriller nicht nur davon. Es gibt Gewaltexzesse bei Kindern und viel Wind um die sieben Todsünden, doch im Großen und Ganzen wirkt der Fall viel zu konstruiert und plakativ. Auch die Auflösung überzeugt nicht.

Es hapert aber nicht nur am Fall selbst, sondern auch an den beiden Ermittlerinnen. Sanna Berling, die Polizistin vor Ort, wohnt in einer alten Garage, ist tablettenabhängig und trauert um Mann und Kind, die vor zehn Jahren Opfer einer Brandkatastrophe wurden. Ihre neu zugeordnete Kollegin Eir Pedersen ist gewaltbereit und wurde strafversetzt, denn sie verliert leicht ihre Selbstbeherrschung. Ihre drogenabhängige Schwester wohnt kurzfristig bei ihr, um die sich Eir kümmert. Außer diesen offensichtlichen Fakten bleiben die beiden Figuren jedoch oberflächlich und blass. Von den geworbenen "starken Frauen" ist weit und breit keine Spur! Und vorallem - wer lässt eine schwer traumatisierte Polizistin in den Außendienst zurück?
Auch die Nebenfiguren sind alles andere als Sympathieträger. Es wimmelt von unfähigen Müttern, Sexualstraftätern, Psychotikerinnen und religiösen Fanatikern. Ich brauche nicht immer sympathische Charaktere, aber wenn es nur davon wimmelt, wird es für mich anstrengend.

Zusätzlich wird die Insel alles andere als fremdenverkehrstauglich beschrieben. Kälte, Einöde und Dunkelheit sind die Hauptattribute des Settings. Die düstere Atmosphäre wird dadurch noch verstärkt.

Für mich war dieser Thriller leider eine Enttäuschung, obwohl die Autorin für "Fuchsmädchen" mit dem Crime Award nominiert wurde. Ich empfehle euch selbst ein Bild zu machen, wenn ihr skandinavische Thriller mögt. Wenn ihr dem schwedischen Krimi/Thriller sowieso skeptisch gegenübersteht, dann rate ich dazu die Finger davon zu lassen.

Fazit:
Für mich war dieser Thriller leider nichts. Maria Grund hat Langeweile mit brutalen Szenen gekoppelt, die Figuren sind alles andere als Sympathieträger und die Auflösung überzeugt ebenfalls nicht. Ich werde die Reihe nicht weiterverfolgen!

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Fortsetzung der von Bahlow Saga

Die Rückkehr zum Horizont
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Den ersten Band "Der Traum vom Horizont" habe ich 2016 gelesen und war damals wirklich begeistert. Die Autorin hat sich Zeit genommen mit ihrer Fortsetzung, die nach sechs Jahren nun dieses Jahr erschienen ...

Den ersten Band "Der Traum vom Horizont" habe ich 2016 gelesen und war damals wirklich begeistert. Die Autorin hat sich Zeit genommen mit ihrer Fortsetzung, die nach sechs Jahren nun dieses Jahr erschienen ist. Gleichzeitig gab es auch ein Cover-Relounch für den ersten Band, damit die beiden Bände zusammenpassen. Glücklich bin ich damit nicht, denn ich fand das Cover des damaligen ersten Bandes schöner und außerdem habe ich jetzt zwei unterschiedliche Bücher im Regal...hm, der innere Monk schreit hier ganz laut. Kennt ihr das auch?

Wir schreiben das Jahr 1925. In "Die Rückkehr zum Horizont" begleiten wir die Schwestern Helene und Martha, ehemalige von Bahlows, die nach Samoa reisen. In Deutschland sieht Helenes Ehemann Siegfried keine Zukunft mehr und stellt einen Antrag in die Südsee zurückkehren zu dürfen, nachdem die deutsche durch die neuseeländische Verwaltung der Insel abgelöst wurde. Vorallem dank Aumoe, der ein Halbblut ist, wird diese genehmigt. Helene ist alles andere als glücklich, denn sie verbindet nur schlimme Erinnerungen an ihre Zeit auf Samoa, während Martha überglücklich ist, mit ihren beiden Söhnen Aumoe und Paul in "die Heimat" zurückkehren zu dürfen. Auf Samoa angekommen, fällt die Begrüßung des neuseeländischen Bevölkerung nicht gerade herzlich aus. Sehr schnell merkt die deutsche Familie, dass sie nicht willkommen sind. Unwissentlich wird ihnen die ehemalige Plantage Tamalele, die damals ihre Eltern betrieben haben, zugeteilt.

Während Helene und Martha um ihr Glück kämpfen und sich eine neue Heimat aufbauen möchten, entwickeln sich ihre Kinder unterschiedlich. Helenes Sohn Hans, der Deutschland nie verlassen wollte, muss hart arbeiten, während Aumoe seinen Vater aufsucht und die Plantage verlässt. Gertrud und Emilie, die beiden Töchter von Helene, müssen ebenfalls mithelfen, denn die chinesischen Zwangsarbeiter sind nicht immer gewillt hart zu arbeiten. Eine große Hilfe ist Jack Riddel, der neuseeländische Verwalter.
Mit steigenden Alter der Kinder werden die Konflikte untereinander immer größer. Vorallem die Frauen sind wieder gefordert, während die Männer ihre Kämpfe ausfechten und Hass die Familie zu entzweien droht.
Ebenso brodelt es auf der Insel, denn die Neuseeländer wollen die Einwohner nicht anerkennen und beginnen sie immer mehr zu unterdrücken. Auch den Deutschen werden immer mehr Steine in den Weg gelegt und die Stimmung auf der Insel ist mehr als angespannt.

Alexandra Fischer hat das Problem der Inselbevölkerung, ihre Unterdrückung und die politischen Probleme zwischen den Deutschen und Neuseeländern sehr lebendig dargestellt. Historische Ereignisse werden gut in die Handlung eingewoben, damalige Lebensumstände sowie die Kultur und die Unterdrückung der Samoaner sehr gut dargestellt. In der Mitte des Romans überwogen für mich allerdings die politischen Quereleien zu sehr und es kamen ein paar Längen auf.

Die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und entwickeln sich weiter, wenn auch nicht alle in eine positive Richtung.
Der Schreibstil ist wie immer bei Alexandra Fischer sehr bildhaft und lebendig. Auch das Leben auf Samoa und die wunderschöne Inselwelt wird authentisch und ausdrucksstark beschrieben. Diesmal legt die Autorin aber den Fokus mehr auf den geschichtlichen und politischen Hintergrund.

Das Buch ist wunderschön gestaltet. Die Kapitelanfänge sind durch ganzseitige Hintergrundbilder hervorgehoben. Zu Beginn des Romans gibt es eine Landkarte mit den beiden Inseln Samoas, die nach dem Ersten Weltkrieg Neuseeland und der USA zugeteilt wurden. Ebenfalls gibt es noch eine kurze Einführung zu den geschichtlichen Hintergründen betreffend der Übernahme nach dem großen Krieg.

Fazit:
Die Fortsetzung einer spannenden Familiensaga in der farbenprächitgen Kulisse von Samoa. Für mich war dieser zweite Teil etwas schwächer als Band 1. Das Ende lässt auf einen dritten Band hoffen, denn nicht alle Handlungsstränge wurden aufgelöst.

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Tödliche Heilmittel

Die versteckte Apotheke
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Ich muss zugeben, dass ich mir mit meiner Rezension sehr schwer tue. Die Geschichte hat mich auf den ersten 200 Seiten richtig geflasht und ich war mir sicher hier ein weiteres 5 Sterne Buch in meinen ...

Ich muss zugeben, dass ich mir mit meiner Rezension sehr schwer tue. Die Geschichte hat mich auf den ersten 200 Seiten richtig geflasht und ich war mir sicher hier ein weiteres 5 Sterne Buch in meinen Händen zu halten. Doch leider konnte die Autorin die Spannung nicht durchgehend aufrecht halten. Ich hatte plötzlich keine Mühe mehr das Buch kurz zur Seite zu legen und das Ende war mir etwas zu konstruiert. Trotzdem lässt sich die Geschichte sehr flüssig lesen und ich habe mich wirklich gut unterhalten. Nur nach dem fulminanten Beginn war ich etwas enttäuscht. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, weil man sich ganz einfach wünscht, dass die Geschichte genauso spannenend und interessant weitergeht....

London 1792. Als Leser lernt man zuerst Nella kennen, die Apothekerin aus dem Klappentext, die sich nach dem frühen Tod ihrer Mutter und einer unglücklichen Liebe zwar weiter den geliebten Kräutern widmet, jedoch auf andere Weise. Während ihre Mutter in ihrer Apotheke Arzneien herstellte, um Kranke zu heilen oder deren Leid zu mildern, hat sich Nella auf die dunkle Seite begeben. Wer kennt sie nicht, die Pflanzen, die in der richtigen Dosierung verabreicht, statt hilfreich plötzlich tödlich sind? Genau damit handelt Nella. Hinter einer gut getarnten Adresse bereitet sie genau diese Form von Arzneien zu. Es sind Giftmischungen für Frauen, die sich vor übergriffigen Dienstgebern, untreuen Ehemännern oder geldgierigen Brüdern schützen wollen und diese ins Jenseits befördern. Dabei hält sich Nella an zwei Regeln. Regel Nummer Eins: Einer Frau darf niemals Leid zufügt werden. Regel Nummer Zwei: Jede ihrer Kundinnen wird in ihrem Tagebuch verewigt, um sie für die Nachwelt "unsterblich" werden zu lassen.
Als eines Tages das zwölfjährige Dienstmädchen Eliza in Nellas Apotheke auftaucht, setzt sich ein gefährliche Abfolge von Ereignissen in Gang, in deren Folge Nella gezwungener Maßen gegen ihre eigene Regel verstoßen muss.....und so nimmt das Unglück seinen Lauf.

Zweihundert Jahre später findet die Amerikanerin Caroline bei einem "mudlarking" (im Flussschlamm nach Wertgegenständen suchen) eine Phiole mit einer seltsamen Gravur. Um sich von ihren Eheproblemen abzulenken, stürzt sie sich auf die Recherche zur Herkunft ihres Fundes und stößt auf die Giftmischerin aus dem 18. Jahrhundert. Gemeinsam mit einer Bibliothekarin sucht Caroline hinter das Geheimnis ihres Fundes zu kommen...

Erzählt wird die Story aus drei unterschiedlichen Sichtweisen und zwar aus der von Nella, der zwölfjährigen Eliza und Caroline. Der Perspektivenwechsel treibt das Lesetempo voran. Die Figuren sind nicht vollkommen umd machen Fehler und genau das macht sie auch glaubwürdig und sympathisch.
Zu Nella und Eliza fand ich sofort Zugang. Die Autorin hat die düstere Atmosphäre von London im späten 18. Jahrhundert wunderbar eingefangen. Durch den altertümlichen Stadtplan, der auch in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, können wir den Figuren durchs alte London folgen und der alte Apothekerschwur auf der ersten Seite stimmt den Leser bestens auf die Geschichte ein.

Bei Caroline tat ich mich hingegen etwas schwerer. Fand ich ihre Neugierde anfangs noch spannend, waren mir ihre Nachforschungen teilweise etwas zu weit hergeholt. Mir fiel es schwer zu glauben, dass eine Touristin innerhalb kürzester Zeit die versteckte Location findet, die zweihundert Jahre lang unentdeckt geblieben ist. Ihre Recherche verlief für mich ebenfalls viel zu glatt. Außerdem fragt man sich, ob die Machenschaften der Apothekerin nicht schon viel früher hätte auffliegen müssen. Und zu Ende hin hat die Autorin einen überraschenden Plottwist im Vergangenheitsteil eingebaut, der für mich leider nur unglaubwürdig wirkt.

Am Ende des Romans gibt es interessante Zusatzinformationen zu Nellas Giftapotheke und den unterschiedlichem Gebrauch von Kräutern, Pflanzen oder Käfern.

Noch ein Wort zum Buch hinter dem Umschlag. Das Hardcover ist innen genauso wundervoll bedruckt wie das abnehmbare Cover. Auf lilafarbenen und blauen Untergrund findet man die Blumen vom Cover wieder - ein wahres Schmuckstück!

Fazit:
Der Debütroman von Sarah Penner begann wirklich extrem stark und verfing sich danach leider etwas in Unglaubwürdigkeiten. Wem dies nicht stört, der wird hier einen aufregenden Roman auf zwei Zeitebenen mit einem Hauch Magie vorfinden, der auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.
Den nächsten Roman der Autorin werde ich auf jeden Fall lesen und ich bin schon gespannt, welchem Thema sie sich widmen wird.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Der Duft der Kirschblüten
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Gerade habe ich mir nochmals die Kurzbeschreibung durchgelesen, bevor ich mit meiner Rezension beginne, und bin gleich auf einige Spoiler und Unwahrheiten gestoßen. Das ist sehr schade! Immer wieder verraten ...

Gerade habe ich mir nochmals die Kurzbeschreibung durchgelesen, bevor ich mit meiner Rezension beginne, und bin gleich auf einige Spoiler und Unwahrheiten gestoßen. Das ist sehr schade! Immer wieder verraten Klappentexte zu viel oder erzählen Ereignisse, die erst sehr spät im Buch vorkommen.

Die junge Clara Winterfeld lebt mit ihrer Familie in Berlin. Das Teehaus, das ihr Vater führt, ist für Clara ein wunderbarer Ort, der ihre Liebe zu Tee und ihre Träume von fernen Ländern erfüllt. Als die Teehandlung nach einem Wasserrohrbruch in finanzielle Schwierigkeiten gerät und ihr Vater immer kränklicher wird, bietet Claras Kinderfreund Franz ihr die Ehe an. Unsicher, ob sie seinem Werben nachgeben soll, verlangt sie von Franz noch Bedenkzeit. Doch der junge ungestüme Mann verbreitet bereits die Nachricht, dass sie heiraten werden und Claras Familie benötigt finanzielle Hilfe, die Franz Familie anbietet. Clara träumt jedoch von Freiheit und dem japanischen Teehändler Akeno, der vor kurzem bei ihrer Familie vorstellig war. Die gemeinsame Liebe zum Tee verbindet sie, doch Akeno geht wieder zurück nach Japan....

Auf den ersten Seiten lernen wir Clara und ihre Familie besser kennen. Ihre Mutter Adele, die von einer gewissen Traurigkeit umgeben ist, ihre lebenslustige und hübsche Schwester Netty, ihr verschwenderischer Bruder August, der als Offizier beim Heer dient und der kränkelnde Vater, der an Demenz leidet.
Clara ist die Einzige in der Familie, die wie ihr Vater die Liebe zum Tee in sich spürt. Doch als Frau kann sie das Teegeschäft nicht übernehmen. Nach der Heirat mit Franz, der sie lieber als präsentative Ehefrau und Mutter sieht, wird Clara immer unglücklicher. Sie sehnt sich nach Akeno und Franz wird immer besitzergreifender....

Ich hatte ein paar Probleme mit der Liebesgeschichte zwischen Clara und Akeno, die doch viel Raum einnimmt. Der Briefkontakt zwischen den Beiden wird zwar erwähnt, jedoch erfährt man als Leser kaum etwas darüber. Auch die Verliebtheit oder Liebe zwischen den Beiden konnte ich überhaupt nicht spüren. Das Ganze wirkte für mich deshalb etwas unrealistisch.
In der Mitte empfand ich so einige Längen und zum Ende hin wurde manches immer konstruierter. Natürlich bleiben auch einige Dinge offen, denn es handelt sich hier um eine Saga (was ich vorher nicht wirklich bemerkt hatte). Zum Schluss gibt es noch eine kleine Leseprobe der Fortsetzung "Im Land der Kirschblüten".

Gut gelungen ist der Autorin hingegen die Darstellung der Charaktere. Clara hat eine erfrischende unkonventionelle Art an sich und macht im Laufe der Handlung noch eine tolle Entwicklung durch. Franz wird im Laufe des Buches immer unsympathischer und meine Abneigung gegen ihn wuchs und wuchs. Auch Adele wandelt sich zu einer stärkeren Frau und steht immer mehr zu ihrem vorher gut gehüteten Geheimnis.
Die anschauliche Beschreibung der verschiedenen Teesorten, der Gerüche und Geschmacksrichtungen, sowie Einblicke in die japanische Teekultur, haben mir ebenfalls gut gefallen.

Im Großen und Ganzen hat mich der Roman aber nur teilweise gut unterhalten und ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lesen werde.

Fazit:
Der erste Band dieser Saga konnte mich nicht ganz überzeugen - vorallem die Liebesgeschichte zwischen Clara und Akeno konnte ich überhaupt nicht fühlen. Dagegen sind die Beschreibungen der verschiedenen Teesorten gelungen, wie auch die Charakterdarstellung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lesen werde und denke eher nicht...

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Sommer der Veränderung

Hard Land
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Ich liebe Bücher, die in den Achziger Jahren spielen und mich an meine eigene Jugend erinnern. Benedict Wells hat dieses Gefühl, mich in dieser Zeit wiederzufinden, sehr gut umgesetzt, obwohl die Geschichte ...

Ich liebe Bücher, die in den Achziger Jahren spielen und mich an meine eigene Jugend erinnern. Benedict Wells hat dieses Gefühl, mich in dieser Zeit wiederzufinden, sehr gut umgesetzt, obwohl die Geschichte in den USA spielt und er selbst erst 1984 geboren wurde.
Letztes Jahr habe ich von Ewald Arenz "Ein großer Sommer" gelesen, das ebenfalls ein Comining-of-Age Roman ist und in den Achzigern spielt. Für mich ebenfalls ein 5 Sterne Buch.

Sam ist ein schüchterner 15jähriger Junge, dessen bester Freund vor kurzem mit seiner Familie aus der aussterbenden Kleinstadt Grady weggezogen ist. Seit der größte Arbeitgeber die Produktionsstätte verlegt hat, verlassen die Einwohner nach und nach den Ort in Missouri. Durch die Schließung der Firma ist auch Sam's Vater arbeitslos geworden. Seine schwerkranke Mutter arbeitet weiterhin in ihrer Buchhandlung. Die Ferien soll Sam bei seinen Kousins verbringen, was dieser ablehnt. In der Not sucht er sich einen Ferialjob im einzigen Kino, wo er auf Kristie, die Tochter des Kinobesitzers, Cameron und "Hightower" trifft. Alle drei sind älter als Sam und haben die Schule beendet. Im Herbst wechseln sie aufs College und werden Grady verlassen.
Sam ahnt noch nicht, dass dieser Sommer für ihn immer in Erinnerung bleiben wird und das nicht nur, weil seine Mutter sterben wird. Das ist kein Spoiler, denn diese Tatsache wird bereits im ersten Satz des Buches erzählt.

Wir begleiten Sam durch den Sommer. Es sind elf Wochen, die er mit seinen neuen Freunden verbringt, seinen ersten Ferialjob hat und sich zum ersten Mal verliebt.
Sam ist ein Außenseiter und seit sein einziger Freund Grady verlassen hat, ziemlich einsam. Zu seinem arbeitslosen Vater hat er keinen wirklichen Zugang, seine ältere Schwester hat die Kleinstadt schon als junges Mädchen verlassen und seine Mutter ist schwerkrank. Sam war mir von Beginn an sympathisch. Er steht genau an der Schwelle zum Erwachsen werden und erlebt einen unvergesslichen Sommer, der nicht nur positives für ihn bringt, ihn aber reifen lässt. Durch den Zuspruch seiner neu gewonnen Freunde findet er etwas Abwechslung und kommt mehr aus sich heraus. Seine Gedanken kreisen nicht immer nur um seine kranke Mutter, sondern auch um Freundschaft, erste Liebe und Abenteuer. Die Entwicklung von Sam ist wunderbar beschrieben und spannend zu lesen. Trotz einiger schwerer Themen schimmert in Wells Roman immer wieder Lebensfreude, Hoffnung und Optimismus durch.

Für mich sind Kirstie, Cameron und "Hightower" doch etwas klischeehaft geworden. Kirstie ist ein etwas ausgeflipptes junges Mädchen, das immer wieder ihre Grenzen austestet. Film-Nerd Cameron hat Angst vor seinem Coming-out und "Hightower" ist zwar der lokale Sport-Star, aber schwarz. Somit hat Wells auch das momentan vielbesprochene Thema LGBTQ in seinen Roman mit eingebaut.
Hier kommt neben dieser etwas kleinen negativ angehauchten Einschätzung auch mein einziger Kritikpunkt. Das Ende. Ich fand es etwas zu unglaubwürdig und kitschig und wäre mit einem anderen Schlusspunkt besser zurechtgekommen. Aber das ist natürlich Ansichtssache und verändert auch meine Bewertung nicht.

Interessant fand ich, wie Wells das Spiel mit dem Roman im Roman verwendet hat. In der Kleinstadt gibt es einen berühmten Autor, dessen Buch „Hard Land“ regelmäßig alle Schüler lesen müssen und trotzdem nicht verstehen. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und der Begriff Coming-of-Age wird direkt im Buch erklärt.

Besonders gefreut habe ich mich natürlich auf das Achziger Jahre Feeling und das Kino. Ich bin selbst ein Kino-Fan und habe meine Jugend in diesem Jahrzehnt verbracht. Die Musik von Billy Idol, INXS und ELO begleiteten auch mich durch diese Zeit, genauso wie Marty McFly aus "Zurück in die Zukunft".

Fazit:
Ein wundervoller Roman über das Erwachsenwerden, authentisch und ruhig erzählt. Benedict Wells lässt die Achziger Jahre wieder auferstehen und den Leser elf Wochen lang Sam während eines wichtigen Lebensabschnittes begleiten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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