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Veröffentlicht am 25.06.2022

Ein weiterer süßer Roman aus der Romantic Escape Reihe

Das kleine Cottage in Irland
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Im siebenten Band der auf Deutsch übersetzten "Romantic Escape Reihe" von Julie Caplin begeben wir uns nach Irland. Dieses Jahr ist das bereits mein dritter literarischer Besuch auf der grünen Insel, was ...

Im siebenten Band der auf Deutsch übersetzten "Romantic Escape Reihe" von Julie Caplin begeben wir uns nach Irland. Dieses Jahr ist das bereits mein dritter literarischer Besuch auf der grünen Insel, was eher selten vorkommt.

Wer den Vorgängerband "Das kleine Chalet in der Schweiz" gelesen hat, "kennt" bereits Hannah, die Schwester der Hauptfigur Mina aus diesem Roman.
Während Mina ein absolutes Kochtalent ist, ist Hannah eine großartige Anwältin, aber kochen kann sie nicht. Aus einer eher spontanen Eingebung (und nicht wie im Klappenetxt angegeben, weil sie nicht mehr Single sein mölchte!) hat sie beschlossen endlich einen Kochkurs zu besuchen, um etwas sattelfester dabei zu werden. Dass sie einen der beliebten und überteuerten Plätze bei der renommierten und bekannten Adrienne Byrne in Killorgally ergattert hat, beeindruckt sie kaum. Sie möchte einfach in diesem sechswöchigen Kurs endlich kochen lernen.
Von Manchester aus fliegt sie nach Dublin und verbringt eine Nacht in einem Hotel, bevor sie mit ihrem Mietauto weiter nach Killorgally fährt. Die eher schüchterne und völlig unromantische Hannah lernt im Hotel den sympathischen Connor kennen und lässt sich völlig untypisch für sie auf ein Abenteuer mit ihm ein.
Am nächsten Morgen reist Hannah weiter und möchte ihren spontanem Flirt vergessen. Doch in Killarny erwartet sie eine Überraschung....

Auch in diesem Band geht es um kulinarische Köstlichkeiten. Doch der Hintergrund ist diesmal ganz anders, als bei Mina und ihren Kuchen und Schokoladen. Die sehr bunt zusammengewürftelten Teilnehmer des Kochkurses sind allesamt sehr facettenreiche Charaktere: Meredith, die liebenswerte Witwe, die sich um Hannah annimmt, die schnöselige und streitbare Fliss, der ruhige und hilfsbereite Alan, der nicht auf den Mund gefallene und gelangweilte Jason, die liebenswürdige Izzy und die Starköchin Adrienne selbst, die die Truppe zusammenhält und immer dort auftaucht, wo man sie gerade nicht vermutet. Ich habe sie alle rasch liebgewonnen. Sie sind eigentlich "das Tüpfelchen auf dem i" in diesem Roman und geben der Geschichte jede Menge Charme.

Interessant fand ich auch, wie Adrienne die Truppe ins Landleben miteinbezieht. Alle Teilnehmer der Kochgruppe bekommen unterschiedliche Aufgaben zugeteilt, um die Lebensmittel vor Ort schätzen zu lernen. Hannah soll sich um die Hühner kümmern, während andere die Schweine und Kühe übernehmen oder den Kräutergarten pflegen.
Hannah selbst kam bei mir etwas widersprüchlich an. Beim ersten Zusammentreffen mit Connor fand ich ihr Verhalten absolut nicht zu ihrem vorher beschrieben Charakter passend und unrealistisch. Mit der Zeit fand ich Hannah dann doch noch sympathisch und nett.
Conor hingegen kaufte ich die ihm zugeschriebene Rolle als charismatischer Hottie sofort ab und fand sein Verhalten manchmal zwar etwas vorschnell, aber durchaus glaubwürdig.

Das Irland-Feeling wird ebenso wunderbar vermittelt. Caplin beschreibt die Landschaft rund um die irische Grafschaft Kerry mit ihrer wildromantischen Steilküste und den grünen Wiesen und Hügeln perfekt. Pub-Besuche mit irischer Musik und Whiskey, sowie bildhafte Beschreibungen einiger Ausflugsziele im Ring of Kerry und das liebevoll beschriebene Cottage runden diese perfekt ab.

Ein sehr charmanter Irlandroman aus der Romantic Escape Reihe, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich würde mich wirklich freuen, wenn der Rowohlt Verlag auch den eigentlichen fünften Band, der in Kroatien spielt, übersetzen würde.


Fazit:
Der Ausflug nach Irland war amüsant und verbreitete Wohlfühlatmosphäre. Ich habe die Lesezeit genossen und freue mich, dass es noch einen weiteren Band geben wird, der in Schottland spielt. Allerdings erscheint dieser erst im November auf Englisch und ist winterlich angehaucht. Da werden wir wohl noch länger darauf warten müssen. In der Zwischenzeit ist man mit "Das kleine Cottage in Irland" gut beraten.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Entwickelt einen Sog

Der Buchhändler
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Entweder hat mich dieser Thriller gerade zum richtigen Zeitpunkt erwischt oder ich habe wirklich seit langer Zeit wieder ein sehr gutes Buch aus diesem Genre in den Händen gehabt, welches mich überzeugen ...

Entweder hat mich dieser Thriller gerade zum richtigen Zeitpunkt erwischt oder ich habe wirklich seit langer Zeit wieder ein sehr gutes Buch aus diesem Genre in den Händen gehabt, welches mich überzeugen konnte.

Petra Johann ist für mich eine noch unbekannte Autorin, obwohl ich ihren Vorgänger "Die Frau vom Strand" hier auf dem SuB liegen habe. Das wird demnächst geändert!
Im Prolog liest man voller Entsetzten, wie ein Mann brutal gefoltert wird und dem Tod bereits nahe ist.
Danach geht es eher gemächtlich weiter und wir lernen den Buchhändler Erik Lange kennen. Er lebt seit kurzem von seiner Frau und Tochter getrennt, hat seine Heimatstadt verlassen und sucht einen Neuanfang. In der bayrischen Kleinstadt Neukirchen hat er eine neue Heimat gefunden und übernimmt eine renommierte Buchhandlung. Erik findet neue Freunde und wird Mitglied des Volleyballclubs. Man weiß, er hat eine Tochter, die ihm sehr fehlt und mit ihrer Mutter in einer anderen Stadt lebt, doch der Kontakt scheint schwierig zu sein. Als jedoch eines Tages die neunjährige Theresa, genannt Tessi, in aller Früh spurlos verschwindet, ändert sich die freundschaftliche Atmosphäre sehr schnell. Eine Suchmannschaft wird zusammengetrommelt und die Polizei verständigt. Hauptkommissarin Judith Plattner, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag nie wieder eine Ermittlung leiten wollte, übernimmt gemeinsam mit der jungen und engagierten Polizistin Pia Meyer den Fall. Die beiden suchen im Umfeld des Mädchens nach dem mutmaßlichen Täter - und plötzlich steht auch der neu Zugezogene im Visier. Und dann macht jemand eine Entdeckung – mit fatalen Folgen..

Während der Thriller mit einem blutigen Prolog beginnt, entschleunigt die Autorin danach und punktet anschließend mit eher psychologische Spannung. Die Geschichte wird sowohl aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Erik, als auch von einem neutralen Erzähler erzählt.
Die Autorin nimmt sich viel Zeit die Charaktere vorzustellen, die Szenerie aufzubauen und das Kleinstadtleben zu beschreiben. Man könnte sogar sagen, es plätschert zu Beginn etwas dahin. Doch mit jeder Stunde, die vergeht und das Mädchen verschwunden bleibt, erhöht sich die Spannung.

Erik steht zwar im Fokus des Thrillers, ist aber nicht die einzige Hauptfigur des Romans. Ich fand es sehr interessant die Figuren mit all ihren Facetten und unterschiedlichen Charakteren kennenzulernen. Sind viele zu Beginn noch hilfsbereit und halten zusammen, ändert sich die Dynamik bald. Die Atmosphäre in der Kleinstadt beginnt sich zu ändern. Misstrauen kommt auf, welches durch Gerüchte und Lügen verbreitet wird und die zuvor friedliche Stimmung schlägt bald in eine gewaltbereite um, bis jeder jeden verdächtigt. Puzzlestein um Puzzlestein wird zusammengesetzt. Doch das sich ergebene Bild wird plötzlich durch eine unvorhergesehene Wendung wieder völlig neu gruppiert und so steuern wir immer mehr und mehr auf eine Katastrophe zu....denn nichts ist, wie es scheint!

Trotz des eher leisen Thrills entwickelte die Story für mich einen gewaltigen Sog und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Ich hatte einen leisen Verdacht, der auch in die richtige Richtung ging, mich aber trotzdem völlig überraschte.
Die eingebauten Themen, wie Selbstjustiz und Pädophilie sind heftig und gesellschaftskritisch.
Das Ende ging mir dann fast zu schnell und es bleibt eine kleine Frage offen. Nachdem mich aber der leise Thriller sonst wirklich überzeugt hat, gibt es von mir trotzdem fünf Sterne.

Fazit:
Ein leiser Thriller, der sich langsam aufbaut und das beginnende Misstrauen in einer Kleinstadt perfekt vermittelt. Spannend, mit sensiblen Themen und einem Sog, den ich mich nicht entziehen konnte. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Ein Sommer, wie kein anderer

Der Papierpalast
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Auf den Roman, der mir noch unbekannten Autorin Miranda Cowley Heller, wurde ich durch mehr und mehr Bilder und Rezensionen auf Instagram aufmerksam. Nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte, ...

Auf den Roman, der mir noch unbekannten Autorin Miranda Cowley Heller, wurde ich durch mehr und mehr Bilder und Rezensionen auf Instagram aufmerksam. Nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte, klettere "Der Papierpalast" gleich auf meine Wunschliste. Umso mehr freute ich mich, als ich das Buch ganz neu in meiner Bücherei entdeckte. Natürlich kam es gleich mit nach Hause.

Eleonor, genannt Elle, verbringt ihre Sommer am liebsten mit ihrer ganzen Familie im Ferienhaus in den Black Woods, in der Nähe des Atlantiks bei Cape Cod. Dort hat sie schon ihre Kindheit, gemeinsam mit ihrer Schwester Anna und dem zwei Jahre jüngeren Nachbarsjungen Jonas, verbracht. Die verfallenen Holzhütten, in denen die Familie noch heute den Sommer über wohnt, hat sie liebevoll "den Papierpalast" genannt. Ein kleiner idyllischer Teich ist der Mittelpunkt. Doch der Papierpalast ist auch Zeuge einer komplizierten und verlustreichen Familiengeschichte. Hier hat sich Elle das erste Mal verliebt - in Jonas, den Nachbarjungen. Als sie diesen Sommer wieder mit ihrem Ehemann Peter und ihren drei Kindern anreist, ist jedoch plötzlich alles anders. Elle hatte eine leidenschaftliche Nacht mit Jonas, den sie ihr ganzes Leben lang nicht vergessen konnte. Nun steht sie vor der Frage, mit welchen der beiden Männer sie ihre weitere Zukunft verbringen möchte....

Als Rahmenhandlung für ihren Roman nimmt Miranda Cowley Heller nur einen einzigen Tag. Dabei erfahren wir in Rückblenden von Elle’s Kindheit, die geschickt mit der Gegenwart verwoben wird. Der Autorin gelingt ein komplexes, bedrückendes, aber auch sehr eindringliches Porträt einer komplizierten Familie. Die Entwicklung der Frauen - Elle, Wallace und Anna - und ihre Beziehung zueinander zählt für mich zu den Stärken des Romans. Die Geschichte wechselt immer zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Trotzdem handelt es sich hier nicht um die im Klappentext suggerierte sommerliche Strandlektüre, denn der Roman schreckt nicht vor harten Themen, wie sexuellem Missbrauch und Gewalt zurück. Romantische Gefühle wurden, vorallem durch die sehr oft verwendete rüde und ordinäre Sprache bei erotischen Szenen, im Keim erstickt. Zusätzlich bin ich kein Freund von Dreiecksbeziehungen.
Besonders im Vergangenheitsstrang, der die Kindheit von Elle und Anna erzählt, erfahren wir von einigen traumatischen Erlebnissen, die eine Triggerwarnung benötigt hätten.

Ein Highlight sind die wunderschönen, detailreichen und bildstarken Beschreibungen der Landschaft. Die Tier- und Pflanzenwelt wird sehr lebendig und stimmungsvoll beschrieben. Der Scheibstil ist sowohl poetisch, als auch bei einigen Szenen etwas explizit.
Die Hype um die Geschichte kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mir hat der Roman gut gefallen, aber er rangiert bei mir eher im Mittelfeld bzw. sticht nicht wirklich unter anderen ähnlichen Romanen hervor.

Für mich blieb das Ende leider offen, welches Raum für Interpretation und Spekulation lässt. Einige Buchblogger empfanden dies nicht so, doch mich verwirrte vorallem der letzte Absatz so sehr, dass ich nach dem letzten Satz nicht wusste, wie Elle sich entschied. Darüber bin ich doch etwas enttäuscht, denn ich mag offene Enden nicht.

P:S.: Wenn jemand von euch das Buch gelesen hat, schreibt mir bitte eine PN. Ich würde gerne über das Ende diskutieren.


Fazit:
Der Roman ist definitiv keine leichte Kost und auch keine leichte Sommerlektüre. Eine Triggerwarnung fände ich angebracht. Trotzallem hat mich die tiefgründige Geschichte voller Geheimnisse und Lügen teilweise fasziniert. Bei meiner Bewertung bin ich mir diesmal ziemlich unsicher und vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf anderen Portalen aufrunden werde.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Ein Bild der Liebe

Die Liebenden von Nizza
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Der Debütroman der Autorin "Die Bucht der Lupinen" hat mich letztes Jahr mega überrascht! Es wurde auf Anhieb ein fünf Sterne Buch!
"Die Liebenden von Nizza" können dies leider nicht wiederholen, obwohl ...

Der Debütroman der Autorin "Die Bucht der Lupinen" hat mich letztes Jahr mega überrascht! Es wurde auf Anhieb ein fünf Sterne Buch!
"Die Liebenden von Nizza" können dies leider nicht wiederholen, obwohl mich die Geschichte im Vergangenheitstrang sehr beeindruckt hat. Die Gegenwart konnte mich hingegen diesmal nicht so mitnehmen, was vorallem an Romy lag, die für mich irgendwie zu blass blieb.

Johanna Laurin hat auch diesmal wieder einen packenden Roman geschrieben. Im Vergangenheitsstrang lernen wir Charlotte, Francine und Aimée kennen, die im Ersten Weltkrieg als Krankenschwestern in einem Lazarett verwundete Soldaten versorgen. Charlotte lernt dort Henri kennen und lieben. Sie sind das Paar, welches Jahre später auf dem Triptychon "Die Liebenden von Nizza" festgehalten wird, das vom damaligen noch unbekannten Maler Jean Paul Girard gemalt wurde. Seit dem Zweiten Weltkrieg gilt eines der drei Bilder verschollen. Edouard, der Sohn von Charlotte und Henri, versucht dieses Bild wieder in seinen Besitz zu bekommen und engagiert den Anwalt Adam Gold. Dieser wendet sich an die Kunstexpertin Dr. Romy Hauser, die sich nach einem schweren Schicksalsschlag eine Auszeit genommen hat. Doch der Fall beginnt sie zu interessieren und als Adam Gold auch noch vor ihrer Tür steht, sagt sie zu. In Südfrankreich machen sich beide auf die Suche nach dem verschwundenen dritten Bild aus dem Triptychon.

Die Liebesgeschichte um Charlotte und Henri Fauberge, die Eltern des Auftraggebers, und die damit verbundene Entstehung des Gemäldes, wird wunderbar erzählt. Ich konnte den Zauber, der dieses Gemälde verbreitet, richtig spüren.
Als Leser begleiten wir nicht nur Charlotte und Henri von 1915 bis 1944, sondern auch Charlottes Freundinnen Francine und Aimée auf ihren weiteren Lebenswegen, die miteinander verwoben bleiben.
Der Schwerpunkt des Romans liegt bei der französischen Résistance und jeder Form von Kunstraub während des Nazi-Regimes. Dabei lernen wir viele Facetten der Figuren kennen, die in vielen Situationen über sich hinauswachsen. Überleben und Freiheit stehen dabei an erster Stelle.
Im Gegenwartsstrang behandelt die Autorin die mühsame Aufgabe der Rückforderung dieser Kunstwerke, um die Hinterbliebenen zu entschädigen.

Der Vergangenheitsstrang konnte mich richtig fesseln. Charlotte ist ein wahnsinnig starker Charaktert voller Mut, Engagement und Leidenschaft. Ich habe mit ihr mitgefühlt und mitgelitten. Aber auch die anderen Charaktere sind starke Figuren, die in Erinnerung bleiben.
In der Gegenwart konnten mich hingegen Romy und Adam nicht richtig überzeugen. Ich fand kaum Zugang zu ihnen und hätte den Roman auch ohne den Gegenwartsstrang genossen...vielleicht sogar noch mehr.

Schreibstil:
Schon in "Die Buch der Lupinen" hat mich die Autorin mit ihrem einfühlsamen und bildhaften Schreibstil überzeugt. Die Erzählweise der Autorin ist fesselnd und zeigt von exakter Recherche rund um das Thema Raubkunst. Auch die malerischen Landschaftsbeschreibungen der Côte d'Azur sind neben dem schweren Thema rund um die beiden Weltkriege gelungen.

Fazit:
Ein Roman auf zwei Zeitebenen, der mich in der Vergangenheit absolut überzeugen und fesseln konnte. Der Gegenwartsstrang war mir hingegen etwas zu unaufgeregt und blass. Trotzdem eine wunderbare Geschichte mit vielen Facetten und einem interessanten Thema rund um Raubkunst.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Conny von Klarg ermittelt

Schatten über Saint-Tropez
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"Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband einer neuen Reihe rund um die Reisejournalistin Conny von Klarg aus der Feder von Sabine Vöhringer. Damit wechselt sie die Location von München nach Südfrankreich. ...

"Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband einer neuen Reihe rund um die Reisejournalistin Conny von Klarg aus der Feder von Sabine Vöhringer. Damit wechselt sie die Location von München nach Südfrankreich. Im Gegensatz zu Kommissar Tom Perlinger, der in Bayern ermittelt, haben wir es in Saint-Tropez mit keiner Polizistin oder Kommissarin zu tun, sondern mit einer Reisejournalistin, die sich in die Aufklärung eines Mordes stürzt.

Conny von Klarg schreibt seit Neuestem für die "La Voyagette". Sie hat vom Nachrichtenjournalismus in das Ressort Reisen gewechselt und fliegt voller Vorfreude an die Côte d’Azur. Ihre mütterliche Freundin Simonette, die ein mondänes Hotel in Saint-Tropez führt, hat ihr ein Interview versprochem. Conny hat viele Sommer bei Simonette verbracht, die ihr nach dem Tod der Eltern Mutterersatz war. Als sie jedoch im Hotel ankommt, erfährt sie, dass Simonette verhaftet und des Mordes am Milliadär Henri Moreau beschuldigt wurde. Conny kann es nicht fassen! Sie glaubt felsenfest an ihre Unschuld und versucht vor Ort Ermittlungen anzustellen. Als Conny erfährt, dass Simonettes Hotel „La Maison des Pêcheurs“ kurz vor dem Ruin steht, ist sie entsetzt. Und warum schweigt Simonette in der Untersuchungshaft? Ihrem Lebensgefährten Jacques ist es ebenso unerklärlich, warum seine Freundin verdächtigt wird. Als auch noch wertvolle Bilder in seinem Haus gestohlen werden, die Simonette extra bei ihm gelagert hat, um sie vor Diebstahl zu schützen, beginnt auch Jacques zu handeln. Gemeinsam mit Conny versucht er Simonettes Unschuld zu beweisen. Dabei stoßen die beiden auf einige Geheimnisse aus der Vergangenheit. Als noch Connys Exfreund Félix auf den Fall angesetzt wird, der als Kriminalpsychologe mit Simonette sprechen soll, scheint es für ihre mütterliche Freundin sehr ernst zu werden...

Trotz der Verhaftung von Simonette beginnt der Krimi eher langsam und plätschert etwas dahin. Man schaltet fast in den Urlaubsmodus um, denn die landschaftlichen Beschreibungen sind unheimlich inspirierend und wecken das Fernweh. Man spürt den Mistral, riecht den Lavendel, trinkt Pastis und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen...einfach herrlich. Doch dabei rückt der Fall zu Beginn etwas zu viel in den Hintergrund. Es dauert bis richtige Spannung aufkommt und als Leser rätselt man lange Zeit über das Motiv des Mordes und über das Schweigen von Simonette.

Zusätzlich kommen zu Beginn einfach zu viele Personen vor, die es dem Leser schwer machen diese zuzuordnen. Manche davon bleiben nur kleine Randfiguren und sind für die Geschichte nicht wirklich wichtig.
Auch das Verhalten von Conny fand ich manchmal etwas zu riskant und unüberlegt. Zusätzlich verwirren die vielen Rückblenden und Beziehungskonstellationen der Figuren.
Als sehr interessantes Thema empfand ich die Kunstszene, die im Fall eine größere Rolle spielt. Generell ist der Plot komplex und richtig interessant aufgebaut, verliert jedoch durch zu viel drumherum an Spannung. Erst im letzten Drittel zieht der Krimi richtig an und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Schreibstil:
Saine Vöhringer schreibt sehr bildhaft und detailverliebt. Das Flair und der Charme der Gegend wird unwahrscheinlich lebendig dargestellt und man hat das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Dabei lässt die Autorin auch immer wieder kleine französische Sätze oder einzelne Worte einfließen, die man auch ohne Sprachkenntnisse versteht und in der Handlung Sinn ergeben. Da ich selbst Französisch gelernt habe, war es allerdings für mich sowieso kein Problem.

Fazit:
Ein komplexer und vielschichtiger Krimi mit viel französischem Flair, der zu Beginn durch die vielen Figuren und Rückblicke etwas verwirrt und dem Kriminalfall die Spannung nimmt. Doch von Seite zu Seite nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt auf. Das Ende und die Auflösung konnten mich ebenfalls überzeugen.

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