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Veröffentlicht am 14.11.2021

Wo bleibt Mr. Right?

Drei Dates
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Nachdem mir der erste Teil dieser Reihe um die drei Mädels Ruby, Pen und Maisie so gut gefallen hat und ich sogar mit 5 Sternen bewretet habe, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Teil von Franziksa ...

Nachdem mir der erste Teil dieser Reihe um die drei Mädels Ruby, Pen und Maisie so gut gefallen hat und ich sogar mit 5 Sternen bewretet habe, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Teil von Franziksa Erhard.

Im zweiten Band ist Pen unsere Hauptprotagonistin. Die stylische junge Frau arbeitet in einer schicken Boutique in London und berät mit viel Selbstbewusstein ihre Kund:innen. Glück im (Spiel) Beruf, Pech in der Liebe...wer kennt diesen Spruch nicht? Und bei Pen trifft er genau ins Schwarze. Deswegen fasst sie einen Neujahrvorsatz: Jeder Mann, der für sie von Interesse ist, muss erst einmal drei Dates hinter sich bringen, bis er in die engere Auswahl für eine wirkliche Beziehung kommt. Leider bleibt Pen trotz ihres Vorsatzes ihrem "Beuteschema" treu: Ein Mann, der sich um sein Äußeres bemüht und eine Kreditkarte ohne Limit besitzt. Wenn er sich außerdem wohltätig engagiert und sie in Zukunft Charity-Events nicht nur besuchen, sondern auch selbst welche organisieren könnte, wäre das perfekt.
Schon in der Silvesternacht lernt Pen den attraktiven Alec kennen und ist knapp davor ihren Vorsatz zu brechen. Alec hat alles, was sie sich unter ihrem Traummann vorstellt - doch wäre Alec der Haupttreffer, wäre der Roman wohl auch schon wieder aus =)

Der Beginn hat mir diesmal ein paar Schwierigkeiten bereitet. Hier kam genau das auf, was ich an Liebesromanen nicht mag...zu viel Kitsch. Mit Alec schwebt Pen zuerst im siebenten Himmel und mir wurde die gegenseitige Schwärmerei bald zu viel. Außerdem beschlich mich ein leieses Gefühl, was mit Alec eventuell nicht stimmen könnte und hatte recht.
Danach aber war ich wieder im Flow und hatte äußerst amüsante Lesestunden. Es war auch schön Maisie, Ruby und Beau wieder zu treffen. Die Figuren sind äußerst lebendig dargestellt, haben ihre Fehler und "menscheln" ganz einfach. Ihre Gefühle und Sehnsüchte sind authentisch dargestellt und als Leser wünscht man sich eine von ihnen zu sein und Ruby, Pen oder Maisie als Freundin zu haben.
Trotzdem hatte ich diesmal ein bisschen Probleme mit unserer Hauptprotagonistin. Pen, die ich im ersten Teil noch sehr sympathisch fand, war mir lange Zeit viel zu oberflächlich. Für sie zählte nur gutes Aussehen und eine goldene Kreditkarte. Ich musste manchmal wirklich voller Enttäuschung den Kopf über sie schütteln und hoffte, dass sie irgendwann ihre Oberflächlickeit ablegt. Wie Pen ihre Meinung dann doch noch ändert und endlich den passenden Mann findet, dass müsst ihr selber lesen.

Fazit:
Wieder ein äußerst amüsanter und emotionaler Roman, der mich perfekt unterhalten hat, aber für mich nicht ganz an den ersten Band heranreicht. Nun freue ich mich auf den dritten Band um Maisei und bin schon sehr gespannt, was wir mit ihr erleben werden.

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Veröffentlicht am 12.11.2021

Sehr brutal, aber für alte Thrillerhasen zu konstruiert

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Der Thriller ist mir damals bei Instragram aufgefallen und hat mich sofort gecatcht. Für Zartbeseitete ist Chris Meyres Buch nichts, denn nicht nur im Titel geht es blutig zu. Der Blutkünstler foltert ...

Der Thriller ist mir damals bei Instragram aufgefallen und hat mich sofort gecatcht. Für Zartbeseitete ist Chris Meyres Buch nichts, denn nicht nur im Titel geht es blutig zu. Der Blutkünstler foltert seine Opfer lange und ausgiebig, bevor er ihre Körper benutzt um sein eigenes Kunstwerk zu schaffen. Die Taten werden sehr detailliert beschrieben und der Leser wird dabei nicht geschont.
Wer Chris Carter oder Andreas Gruber liest, wird jedoch keine Schwierigkeiten haben. Eine Triggerwarnung möchte ich aber dennoch betreffend Gewalt an Kindern aussprechen.

Mit dem Profiler Tom Bachmann holt sich der BKA einen erfahrenen Mann ins Team, der auch der "Seelenleser" genannt weil, weil er sich besonders gut in die Köpfe von Serienmördern einlesen kann. Tom ist ein etwas spezieller Charakter. Er hat in seiner Kindheit selbst schreckliche Dinge erlebt, die ihn als Erwachsener nicht gerade liebenswert machen. Er ist eher unsympathisch und ein Einzelgänger. Dass er mit der Sondereinheit des BKA, zu dem Ira Sokolov, Nina Brinkhaus und Philipp Herbst gehören, zusammen arbeiten soll, schmeckt ihm nicht immer.

Die Geschichte besteht eigentlich aus drei Handlungssträngen, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Schnell wird einem klar, dass man es hier nicht nur mit einem Psychopaten zu tun hat, sondern mit zwei. Zusätzlich gibt es noch einen weiteren Handlungsstrang aus der Vergangenheit. Dadurch erhält man ausführliche Einblicke in die Geschichte und bekommt einige Rückschlüsse, vorallem zu Tom Bachmann. Erst ganz am Ende werden die Handlungsstränge zusammengeführt und alles wird aufgelöst.

Der Thriller ist ein echter Pageturner und beginnt stark, flach jedoch im Mitteltel etwas ab. Die kurzen Kapitel regen dazu an immer noch schnell ein weiteres Kapitel zu lesen. Der Schreibsil ist knackig, kurzweilig und fesselnd.
Meine Kritikpunkte sind eher dahingehend, dass nicht nur der Name des Autors, sondern auch einiges aus dem Inhalt an das berühmte amerikanische Vorbild erinnert. Einiges erscheint mir sehr konstruiert und mit Tom Bachmann haben wir auch keinen wirklichen Sympathieträger als Hauptprotagonisten. Auch Andreas Gruber's Maarten S. Sneijder ist kein wirklich sympathischer Mann, doch dieser hat Charisma und man mag ihn trotz all seiner Fehler. Bei Tom Bachmann ist das nicht der Fall.
Trotzdem liest man mit angehaltenen Atem und verschlingt die Seiten...ein Fitzek Syndrom. Und all diese aufgezählten Punkte machen es mir immer schwerer einen Thriller gut zu bewerten. Meistens ist er spannend und fesselt, doch vieles wirkt konstruiert. Die Ermittler sind immer traumatisiert oder Alkoholiker...vom Leben zerstört. Mir fehlt hier das Neue oder einfach einmal wieder ein Thriller, der nicht auf diese Schiene aufsteigt oder ein Abklatsch eines anderen ist. Oftmals ist auch das Ende viel zu actionlastig und unglaubwürdig.

Alles in allem hat mir "Der Blutkünstler vorallem zu Beginn sehr gut gefallen, ist dann abgeflacht und hat mich im Endeffekt auch nicht besser unterhalten können, als die Bücher, die man momentan im Regal dieses Genres findet. Was richtig Neues oder Innovatives findet man nicht. Sicherlich kann man das Rad nicht immer neu erfinden, aber man sollte sich nach wenigen Wochen doch noch an die Geschichte erinnern können...was ich hier nur mehr in Bruchstücke kann....

Fazit:
Ein brutaler Thriller und ein Pageturner, der zu Beginn fesselt, aber mich trotzdem nicht völlig überzeugen konnte. Zu viele Ähnlichkeiten zu bereits bekannten Ermittllern bzw. gab es für mich keine neuen innovativen Ideen. Mich kann in letzter Zeit kaum mehr ein Thriller richtig überzeugen, weil man das Gefühl hat immer ähnliches zu lesen. Wer allerdings nicht so viele Thriller liest und sich auch vor ziemlich brutalen Szenen nicht scheut, dem kann ich das Buch jedoch empfehlen!

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Packende Geschichte

Blut und Schokolade
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Der Autor ist für mich noch unbekannt, weil ich ja nicht wirklich oft Jugendbücher lese. Zu Beginn lernen wir die 18-jährige Manal kennen, die in der Chocolaterie Wegebrecht & Söhne in Berlin aushilft. ...

Der Autor ist für mich noch unbekannt, weil ich ja nicht wirklich oft Jugendbücher lese. Zu Beginn lernen wir die 18-jährige Manal kennen, die in der Chocolaterie Wegebrecht & Söhne in Berlin aushilft. Nach dem Abitur steht sie nun vor einer neuen Herausforderung und weiß nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Als sie einen Brief ihres Onkels erhält, der in Côte d'Ivoir (Elfenbeinküste) lebt, überlegt sie mehr über ihre afrikanischen Wurzeln zu erfahren und fliegt an die Westküste Afrikas.
Als sich Manal auf der kleinen Farm ihrer Verwandten umsieht, entfernt sie sich zu weit und stößt auf eine eingezäunte Kakao-Plantage. Dort müssen Kinder unter unmenschlichen Bedingungen schwer arbeiten. Durch den Zaun kann sie mit Issa, der nur ein Bein hat, kurz sprechen...

In einem zweiten Strang lernen wir Issa besser kennen. Er kommt aus Mali und ist auf der Suche nach seinem kleinen Bruder Yaya. Sein Weg hat ihn zur Plantage von Monsieur Youssouf geführt. Doch die Kinder, die dort arbeiten, sind nicht freiwillig vor Ort und Issa kann Yaya nur rausholen, wenn er sich selbst in die Höhle des Löwen begibt. Manal trifft auf Issa und versucht ihm und den Kindern zu helfen. Doch so einfach, wie sie sich das vorstellt ist es nicht. Hier gelten keine europäischen Gesetze und hinter den einheimischen Sklaventreibern stehen mächtige Konzerne....

Der Autor erzählt seine Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Manal und Issa. Zusätzlich gibt es kleine Rückblicke auf die Vorfahren von Manal's Mutter, die als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden. Diese Nebenhandlung ist vorallem zum Ende hin sehr aufschlussreich. Beängstigend sind die Parallelen zur Geschichte aus der Gegenwart.

Die Beschreibung des Lebens auf der Kakao Plantage, sowie die furchtbare Situation der Kinder, die unter unmenschlichen Bedingungen dort arbeiten müssen, wird sehr lebendig geschildert. Nicht immer ist die brutale Vorgehensweise der Plantagenbesitzer einfach zu lesen. Man leidet mit den Kindern mit, die man alle mit der Zeit sehr ins Herz schließt. Die einzelnen Charaktere sind sehr authentisch gezeichnet und man hat das Gefühl sie alle näher zu kennen. Die Furcht und die Angst ist in jeder Zeile spürbar.
Der Schreibstil ist detailliert, emotional und bildhaft. Einzig die Liebe zwischen Issa und Manal konnte ich nicht wirklich spüren.

Peer Martin fesselt mit einer sehr eindringlichen Geschichte, die uns Europäern aufzeigen soll, wie die Einheimischen in der Dritten Welt oftmals ausgebeutet werden, damit wir Kaffee oder Kakao genießen können. Der Autor zeigt uns die Auswirkungen auf die Umwelt durch die Abholzung der Kakaobäume auf und geht ebenso auf die Preisbildung und dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt ein. Nicht einmal das Fair Trade Logo bedeutet, dass wirklich nach Fair Trade Richtlinien gehandelt wird.

Ich bin ein Schokoholic - aber bei der Erzählung bleibt auch mir die Schokolade im Hals stecken und ich bin mir sicher, dass so mancher von uns nach dieser Lektüre mehr über den eigenen Schokoladenkonsum nachdenken wird. Man sollte sich noch genauer informieren, wo die Schokolade oder der Kakao herkommt, ob auch wirklich Fair Trade drinnen steckt und welche Schokolade man ohne Bedenken kaufen kann.

Fazit:
Ein Jugendbuch, das zwar fiktiv ist, aber sehr zum Nachdenken anregt. Derartige Lebensbedinungen/ Ausbeutungen können überall in der Dritten Welt vorkommen. Eine packende Geschichte, die mich sehr berührt hat und die ich gerne weiter empfehle (nicht nur für Jugendliche!)

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Liebe geht durch den Magen

Der Pfeiler der Gerechtigkeit
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Die ist bereits mein dritter historischer Roman der Autorin, die in diesem Genre unter dem Pseudonym Johanna von Wild veröffentlicht.

Wir befinden uns diesmal im 16. Jahrhundert in Würzburg, wo der 13jährige ...

Die ist bereits mein dritter historischer Roman der Autorin, die in diesem Genre unter dem Pseudonym Johanna von Wild veröffentlicht.

Wir befinden uns diesmal im 16. Jahrhundert in Würzburg, wo der 13jährige Simon als Sohn des Steinmetz Gebhard Reber lebt. Als dieser stirbt, muss er seinen Wunsch in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, ad acta legen. Seine Mutter verkauft das Haus und heiratet den Bäckermeister Melchior, um die Kinder durchzubringen. Doch Melchior verprasst das Erbe von Simon und sein Sohn Wulf ist voller Neid zerfressen. Er macht Simon das Leben schwer, der von Melchior wie ein Knecht behandelt wird. Statt kunstvoll den Stein zu behauen, muss er Brote backen und sich mit Wulf auseinandersetzen, der ihm immer wieder Fallen stellt, die zur Folge haben, dass er vom Stiefvaters geschlagen wird. Als er sich in die Apothekertochter Julia verliebt, bäckt er ihr einen süßen Zopf, der jedoch irrtümlich an den neuen Fürstbischof Julius Echter gerät. Dieser erinnert ihn an das Brot, das er als Kind zuhause von der Magd bekommen hat, wenn er Kummer hatte. Sie nannte es Seelenbrot, weil es mit Liebe gebacken war. Doch wer den Zopf wirklich gebacken hat, erfährt Julius erst Jahre später, denn Simon gerät in Gefahr undverlässt Würzburg. Er wird nach Venedig geschickt, wo er bei der Familie Tardelli seine Lehre weiterführen darf.

In Venedig erkennt Zuckerbäcker Francesco Tardelli sehr schnell die Begabung von Simon. Er beginnt immer kunstvollere Gebäckstücke und Torten herzustellen und wird ein gefragter Zuckerbäcker. Doch Simon kann Würzburg und Julia nicht vergessen und kehrt nach einigen Jahren als Meister seines Fachs zurück, wo auch der Fürstbischof Julius Echter auf ihn aufmerksam wird. Wulf hat seinen Hass auf Simon in dieser Zeit allerdings weiter genährt und versucht ihm zu schaden, wo er nur kann....

Die Autorin verknüpft auf geschickte Weise das (fiktive) Leben von Simon Reber mit dem (historisch belegten) des Fürstbischofs Julius Echter. Während Simon in Venedig die Kunst der Zuckerbäckerei erlernt und die Pest über die Lagunenstadt hereinbricht, bemüht sich Julius um den Bau einer Universität und eines Hospitals für die ärmere Bevölkerung. Wir erhalten tolle Einblicke in die damaligen Lebensumstände, dem Religionskonflikt, sowie den Gebräuchen der Zünfte. Lebendiger Geschichtsunterricht, der einem an die Seiten fesselt.

Nachdem mich "Der Getreue des Herzogs" nicht ganz so überzeugen konnte, wie "Die Erleuchtung der Welt", ist der neue historische Roman von Johanna von Wild wieder absolut gelungen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und habe mit Simon mitgefiebert und mich über all die Ungerechtigkeiten ihm gegenüber geärgert.
Der Spannungsbogen ist ansteigend. Man kann die Geschichte kaum aus der Hand legen. Nur zum Ende hin gibt es noch einen Vorfall, der mir etwas "too much" war und der nicht unbedingt hätte so sein müssen - aber das ist Geschmackssache.
Schreibstil:
Johanna von Wild schreibt sehr bildgewaltig und atmosphärisch. Man taucht beim Lesen direkt in die Zeit ein und hat die Örtlichkeiten bildlich vor Augen. Die Autorin hat wieder sehr intensiv recherchiert und die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Figuren sind lebendig und nicht immer schwarz-weiß gezeichnet. Sie haben Ecken und Kanten. Die Handlung ist aus verschiedenen Sichtweisen und Erzählsträngen aufgebaut und fügt sich zum Ende zu einem Ganzen zusammen.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis, am Ende werden die historisch belegten Personen gelistet und es gibt auch eine Zeittafel. Im Inneren des Buchumschlages befindet sich die historische Abbildung der fürstlichen Residenz.
Dem Gmeiner Verlag muss ich gratulieren, denn das Cover passt hervorragend zu den Vorgängerromanen und hat sofort Wiedererkennungswert.

Fazit:
Ein packender historischer Roman aus dem 16. jahrhundert, der Spannung und Unterhaltng garantiert. Überraschende Wendungen, facettenreiche Figuren und ein interessanter Blick zurück in die Zeit des 16. Jahrhunderts ergeben wieder einen tollen historischen Roman der Autorin, der ich sicher "treu bleiben" werde. Ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Ein Ratgber, den ich allen betroffenen Frauen ans Herz legen kann

Endometriose - Die unterschätzte Krankheit
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Endo- was? Viele Frauen wissen auch heute kaum etwas über diese chronische Krankheit, die schwerwiegende Folgen haben kann. Bei Endometriose siedelt gutartiges Gewebe aus der Gebärmutterschleimhaut und ...

Endo- was? Viele Frauen wissen auch heute kaum etwas über diese chronische Krankheit, die schwerwiegende Folgen haben kann. Bei Endometriose siedelt gutartiges Gewebe aus der Gebärmutterschleimhaut und den Gebärmuttermuskelzellen außerhalb der Gebärmutterhöhle an. Dies führt zu großer Beeinträchtigung vieler Organe und bereitet zudem oft sehr starke Schmerzen.

Ich bin Endometriose bereits vor 30 Jahren begegnet, denn ich bin selbst betroffen. Deshalb habe ich mich für das Sachbuch "Endometriose - Die unterschätze Krankheit" von Prof. Dr. Sylvia Mechsner bei Lovelybooks beworben. Ich wollte noch mehr Hintergrundinformationen, erfahren was seit meiner eigenen Diagnose geändert hat und mich mit anderen austauschen.

Prof. Dr. Sylvia Mechnser befasst sich seit rund 20 Jahren an der Charité mit der Erforschung der Krankheit und es ist noch lange kein Ende in Sicht. Viele Auswirkungen sind noch immer unbekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass alleine rund zwei Millionen Frauen in Deutschland davon betroffen sind. Da viele von ihnen einen langen Leidensweg haben, bis die Krankheit überhaupt erkannt wird, geht man von einer hohen Dunkelziffer aus.

Der Ratgeber ist in sieben Teilabschnitten geteilt. Zuerst wird die Krankheit und ihre verschiedenen Arten vorgestellt. Das größte Problem ist dabei, dass es relativ lange dauert bis Endometriose überhaupt erkannt wird. Nach dem Lesen des ersten Abschnittes, weiß die Leserin mehr über die verschiedenen Formen der Krankheit und lernt sie besser zu verstehen. Es wird erklärt, welche Arten von Schmerzbehandlung es gibt und wo man Hilfe bekommt. Da jede Frau andere Symptome hat, ist es besonders schwierig, für alle von ihnen die besten Lösungen zu finden. Die Autorin geht auf die verschiedene Diagnosemöglichkeiten ein und schließt auch alternative Therapieformen keineswegs aus.

Natürlich wird auch auf die Kinderwunschbehandlung eingegangen, die durch Endometriose empfindlich gestört ist und oftmals erst in dieser Lebensphase erkannt wird. Häufig haben die Frauen Beschwerden, die nichts mit den weiblichen Organen zu tun haben, denn Endometriose kann sich sowohl in die Bauchwand, die Blase oder auch im Darm verbreiten und führt dort zu Schmerzen. Ein Besuch beim Gynäkologen ist damit zumeist nicht der erste Weg, den die Patientin einschlagt.
Heute gibt es bereits Endometriosezentren, die ich auf jeden Fall weiter empfehle. Bei uns in Österreich wird Endometriose leider noch immer nicht als Krankheit anerkannt, was ich wirklich schlimm finde. Eine gänzliche Heilung gibt es nicht und diese unterschätze Krankheit beeinträchtigt das Leben jeder betroffenen Frau massiv.

Prof. Dr. Sylvia Mechsner hat in ihrem Sachbuch sehr viele Themen angesprochen und das für und wieder verschiedenen Therapiemöglichkeiten abgewogen. Manchmal fand ich die vielen medizinischen Fachbegriffe etwas zu viel, auch wenn man sich bereits mit dem Thema beschäftigt hat. Trotzdem ist dieser Ratgeber für Laien im Endeffekt genauso verständlich und aufklärend. Was mir bei der Leserunde jedoch gefehlt hat, war der Austausch mit der Autorin selbst.

Nach dieser Lektüre kann ich für mich vermerken, dass ich in diesen 30 Jahren alles richtig gemacht habe und ich Gott sei Dank schon damals an einen kompetenten Arzt geraten bin. Nach der ersten Diagnose wurde mir nämlich zuerst von einem anderen Arzt keine Hilfe angeboten. Dieser hat mich mit einem lapidaren Satz, dass man nichts machen kann und ich den Kinderwunsch ad acta legen muss, einfach stehen gelassen. Deshalb appeliere ich an alle Betroffenen: Gebt nicht auf!

Fazit:
Ein Ratgeber, den ich allen betroffenen Frauen ans Herz legen kann. Kompetente Aufklärung, fundierte Einblicke in die Thematik und eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten und Behandlungsmethoden - all das findet man auf diesen 224 Seiten und noch viel mehr.

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