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Veröffentlicht am 07.12.2021

München in der Nachkriegszeit

Die letzte Schuld
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Dies ist der zweite Teil der Reihe rund um Kommisar-Anwärter Emil Graf und der Journalistin Billa von Löwenfeld.
Auch diesmal treffen die beiden am Tatort aufeinander, als Billa quasi über eine Leiche ...

Dies ist der zweite Teil der Reihe rund um Kommisar-Anwärter Emil Graf und der Journalistin Billa von Löwenfeld.
Auch diesmal treffen die beiden am Tatort aufeinander, als Billa quasi über eine Leiche stolpert. Emil ist überrascht sie wiederzusehen. Kurz nach dem letzten Fall ist Billa mit ihrer Mutter Lilo plötzlich nach Amerika verschwunden. Billa recherchiert im Moment im Auftrag der Amis wegen angeblich falsch ausgestellten Persilscheinen für ehemalige NS-Anhänger. Viel zu viele wollen sich von der braunen Vergangenheit freikaufen. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Billa und ihre Freundin Lydia erkunden daraufhin die Siedlung am Nordrand der Stadt und treffen auf einem ehemaligen Blockwart, der im Haus der Kunst arbeitet. Dorthin führt auch eine Spur, die Emil verfolgt. Unter den Amerikanern ist nationalsozialistische Kunst begehrt und wird zu horrenden Preisen gekauft. Und im Haus der Kunst wird auch fleißig damit gehandelt.

Heidi Rehn hat wieder einen komplexe Geschichte erschaffen, die abwechselnd aus der Sicht von Billa und Emil erzählt wird. Die Nachkriegsatmosphäre hat Heidi Rehn wieder perfekt dargestellt. Der Unterschied der einzelnen Stadtteile wird sehr bilhaft beschrieben. Während einige davon furchtbar zerbombt sind, sind in einzelnen Vierteln viele pompöse Villen unbeschadet. Die Stadt München verändert sich bereits, doch vieles liegt noch im Argen. Zusätzlich habe ich diesmal viele neue Informationen zu dieser Zeit erhalten, obwohl ich so viel in dieser Zeitspanne lese. Auch die Atmosphäre in der Nordrand Siedlung wird perfekt aufgegriffen. Das Thema der Entnazifizierung und der Umgang der mit Nazi-Kunst zu dieser Zeit hat dem Krimi einen besonderen Touch verliehen..

Emil ist in der Zwischenzeit etwas mehr in seinem Beruf angekommen, allerdings quält ihm die Schuld als Mittläufer noch immer. Sein Bruder Fritz bekommt diesmal eine wichtigere Rolle zugeteilt. Mir gefällt es auch, wie die Emils Vorgesetzter Joe und Billa's Chauffeur Sam auch im zweiten Teil wieder mit in die Handlung einbezogen werden. Der deutsch-amerikanische Austausch funktioniert hier sehr gut.

Der Fall ist spannend und ich habe die ganze Zeit über mitgerätselt, wer und was hinter dem Mord stecken könnte. Die historischen Zusammenhänge sind perfekt recherchiert worden. Das Ende kam mir dann jedoch ein bisschen zu plötzlich. Es wirkte für mich zu schnell und überhastet.

Fazit:
Auch der zweite Teil des historischen Krimis um Emil Graf und Billa von Löwenstein hat mir wieder gut gefallen und mir außerdem neue Informationen zur Nachkriegszeit geliefert. Ich hoffe die Reihe wird noch fortgesetzt!

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Veröffentlicht am 06.12.2021

War leider nicht ganz mein Buch

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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Seit meine Tochter sich für ihr Master Studium die Universität in Jönköping ausgesucht hat, versuche ich noch mehr Bücher zu inhalieren, die in Schweden spielen. Da kam mir der biografische Roman von Charlotte ...

Seit meine Tochter sich für ihr Master Studium die Universität in Jönköping ausgesucht hat, versuche ich noch mehr Bücher zu inhalieren, die in Schweden spielen. Da kam mir der biografische Roman von Charlotte von Feyerabend über das Leben der Schriftstellerin Selma Lagerlöf gerade recht.
Bei uns ist die Autorin, die 1858 geboren wurde, eigentlich nur durch ihr Werk über "Nils Holgersson" bekannt. Viele haben sicherlich auch die Zeichentrickserie im Fernsehen gesehen. Doch hinter Selma Lagerlöf steckt eine sehr willensstarke und unerschrockene Frau, die schon sehr früh empanzipiert war.

Selma wuchs auf einem Gutshof in Mårbacka in Südschweden auf, der später verkauft werden musste. Selma schwor sich ihr Leben lang, ihr Elternhaus wieder zurückzukaufen. Sie wurde Lehrerin und schrieb anfangs noch neben ihrer Anstellung. 1895 machte sie jedoch ihre Liebe zur Schriftstellerei zum Beruf. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur. Dies ist umso bemerkenswerter, da zu ihrer Zeit Frauen als Schriftstellerinnen noch nicht anerkannt wurden. Selbst ihre Freundin Sophie schrieb anfangs unter einem männlichen Pseudoynm.

Charlotte von Feyerabend hat in ihrer Romanbiografie sehr detailliert und in poetischer Sprache über das Leben von Selma Lagerlöf geschrieben. Sie lässt auch Originalbriefe der Schriftstellerin mit einfließen. Diese lassen den biografischen Roman noch persönlicher erscheinen, bringen aber auch einige Längen in die Geschichte.

Fasziniert hat mich an ihr, dass sie zu dieser Zeit wirklich sehr emanzipiert aufgetreten ist. Sie unternahm viele Reisen und liebte zwei Frauen gleichzeitig: Valborg und Sophie. Sophie war ihre Reisebegleiterin und mit ihr verband sie eine tiefe und innige Freundschaft, die anscheinend aber ohne körperlichen Kontakt auskam (von Sophies Seite her erwünscht). Mit Valborg hatte Selma allerdings auch eine Liebesbeziehung. Außerdem war ihr Valborg eine große Hilfe beim Redigieren von Manuskripten und Erledigen ihrer Korrespondenz. Die Eifersucht zwischen den beiden "rivalisierenden" Frauen war zeitlebens gegeben und war erst nach dem Tod von Sophie vom Tisch.

Das bei uns bekannteste Werk um die wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen entstand im Auftrag des schwedischen Volksschullehrerverbandes, der sich ein Schul-Lesebuch für Kinder wünschte, in dem die Verschiedenheit der schwedischen Landschaft und ihren Einwohnern, sowie Sagen und Bräuche den Kindern vermittelt werden sollte.
Eine interessante Begebenheit ist auch, dass Selma angeboten wurde einen Jungen aufzunehmen, der zufällig denselben Namen wie ihre Romanfigur Nils Holgersson hatte. Nils wurde tatsächlich ihr Pflegesohn, hatte jedoch kaum Interesse an Literatur und arbeitete lieber mit seinen Händen.

Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und die Informationen sind sehr informativ. Sie zeigt Selma Lagerlöf von ihrer persönlichen Seite und lässt uns an ihren Wünschen und Sehnsüchten teilhaben. Es kommen aber teilweise auch sehr große Zeitsprünge vor, während andere Passagen sehr lange und ausführlich behandelt werden. Für mich waren vorallem die Reisen, die Selma in ihrer Heimat Schweden unternahm, vorallem diejenige in den Norden des Landes, sehr interessant.
Trotzdem konnte mich die Geschichte um Selma Lagerlöf nicht ganz abholen. Ich hatte Einstiegsschwierigkeiten und des öfteren auch Probleme dranzubleiben.

Auf der Innenseite der Broschur befindet sich sowohl vorne, als auch hinten, eine Karte von Schweden...einmal der Süden mit einem Teil Dänemarks und einmal den Norden, den Selma besuchte um mehr über die Samen zu erfahren.

Fazit:
Selma Lagerlöf führte ein spannendes Leben, das von Charlotte von Feyerabend mit viel Einfühlungsvermögen und Detaillliebe erzählt wird. Manchmal ließ mich der etwas zu ausschweifende Erzählstil jedoch von der Geschichte gedanklich abschweifen. Trotzdem ist dieser biografische Roman ein interessantes Werk über eine willenstarke und emanzipierte Frau, über die wir hier im deutschsprachigen Raum viel zu wenig wissen.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Stimmt nachdenklich

Wenn ich wiederkomme
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Von Marco Bolzano habe ich letztes Jahr "Ich bleibe hier" gelesen, das mich sehr beeindruckt hat und mir manchmal immer noch im Kopf herumspukt. Ich denke, dass wird auch bei seinem neuen Roman nicht anders ...

Von Marco Bolzano habe ich letztes Jahr "Ich bleibe hier" gelesen, das mich sehr beeindruckt hat und mir manchmal immer noch im Kopf herumspukt. Ich denke, dass wird auch bei seinem neuen Roman nicht anders sein, denn diesmal hat er sich einen allgegenwärtigen Problem angenommen: Frauen, die ihre Heimat verlassen, um als Pflegekraft in einem westlichen Land zu arbeiten.

Meine Mutter, die 2015 schwer erkrankte, wollte auf keinen Fall in ein Pflegeheim. Ich war Vollzeit arbeiten und wohnte nicht mehr in meinem Elternhaus. Meine Geschwister sprangen ab und zu ein, jede Woche war auch ich bei ihr...doch das genügte nicht mehr. Deshalb haben wir uns untereinander beraten und haben uns auf eine 24-Stunden-Hilfe geeinigt. Eine inländische Pflegekraft war nicht bezahlbar, obwohl meine Mutter eine höhere Pension bekommen hat, als ich jemals bisher verdient habe. So griffen wir auf eine inländische Organisation zurück, die Pflegekräfte aus Rumänien zur Verfügung stellte. Anders als im Roman, wo diese nur einmal im Jahr nach Hause fahren konnten, was ich wirklich grausam finde, haben sich immer die zwei selben Pflegerinnen bei meiner Mutter nach vier Wochen abgewechselt. So war eine vier Wochen hier und dann vier Wochen zuhause. Das finde ich als eine gute Lösung und stehe auch dahinter...

Marco Balzano stellt uns hier aber ein anderes System vor, das anscheinend in Italien herrscht und das mich wirklich entsetzt hat. In seinem Roman lernen wir die Familie Matei kennen, die in Radeni, einem kleinen rumänischen Dorf lebt. Der Vater geht unregelmäßig seiner Arbeit nach und trinkt. Seine Frau Daniela ergreift daraufhin die Initiative und verschwindet von einem Tag auf den anderen ohne ein Wort zu sagen. Sie steigt in denselben Bus, wie viele Frauen aus ihrem Dorf, der sie nach Mailand bringt, denn sie muss für den Unterhalt ihrer Kinder sorgen. In der italienischen Metropole erwartet sie ein Mensch, dem sie als Pflegekraft Tag und Nacht zur Verfügung stehen muss. Das Geld, das sie verdient, spart und überweist sie an ihre beiden Kinder Manuel und Angelica, damit sie eine bessere Ausbildung erhalten. Sie rechnet nicht damit, dass der Vater ebenfalls die Familie verlässt. Der erst zwölfjährige Manuel bleibt bei seinen Grßeltern, während Angelica bereits ein Studium in der Stadt begonnen hat.
Den ersten Teil erleben wir aus der Sicht von Manuel, der in der Schule nicht mehr klarkommt und seine Mutter sehr vermisst. Durch einen Schulwechsel findet er sich noch weniger zurecht und findet keinen Anschluss. Seine innere Zerissenheit und die Einsamkeit konnte ich sehr gut spüren. Aus Hilflosigkeit wird jedoch bald Zorn seiner Mutter gegenüber. Als plötzlich der Großvater stirbt, verliert Manuel seinen letzten Halt....

Im zweiten Teil erleben wir mit Daniela, wie es ihr in Mailand ergeht. Sie schuftet Tag und Nacht, gönnt sich selbst nichts und ernet im Endeffekt nur Zorn und Unverständnis. Sie vermisst ihre Kinder und versucht trotzallem das Beste herauszuholen.
Auch aus der Sicht von Angelica erfährt der Leser noch einige zusätzliche Informationen, die mich aber nicht so sehr berüht haben, wie die von Manuel und Daniela. Bei ihr erkennt man, dass sie besser mit der Situation zurecht kommt. Auch wenn sie ihre Mutter anklagt, steht sie schon mehr auf ihren eigenen Füßen und kann auch ihre Studium dank ihrer Mutter fortsetzen.

Marco Balzano urteilt hier nicht. Der Leser erhält durch die verschiedenen Sichtweisen ein sehr authentisches Bild. Der Autor zeigt beide Seiten dieser schlimmen Situation auf und man fühlt sowohl mit Manuel, als auch mit Daniela mit. Mutter und Sohn sind gefangen in ihrer Situation und sehen keinen Ausweg.
Etwas aufgestoßen ist mir, dass der Vater dabei ziemlich gut weg kommt, obwohl er nicht den Kindern zuliebe die Familie verlassen hat, sondern aus egoistischen Gründen. Die Mutter jedoch wird "angeklagt"...nicht vom Autor, aber von ihren Kindern und der Dorfgemeinsaschaft.

Die Thematik ist nicht einfach und ich muss zugeben, dass ich die italienische Variante furchtbar finde. Mit der, die wir bei meiner Mutter hatten, komme ich aber auch noch heute zurecht. Es gibt auch viele Väter, die wochenlang im Ausland arbeiten, was aber nicht hinterfragt und einfach akzeptiert wird.
Ich finde es trotzdem vom Autor richtig dieses Thema aufgegriffen zu haben. Die entsprechende Gesellschaftskritik ist vorhanden, aber ganz besonders zeigt Balzano auf, wie traumatisch eine derartige Lebensweise für beide Seiten ist.

Im Nachwort erklärt der Autor, dass er mit betroffenen Frauen und Kinder gesprochen har, die das gleiche oder ein ähnliches Schicksal erfahren hatten. Daraus hat er seine eigene Geschichte rund um die Familie Matei erschaffen.


Fazit:
Marco Balzano hat mich auch mit seinem neuen Roman wieder sehr aufgewühlt. Das Thema, das er hier anspricht ist eines, welches in Zukunft noch relevanter werden wird. In "Wenn ich wiederkomme" möchte er darauf aufmerksam machen und diesen Frauen eine Stimme geben. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.12.2021

Lässt mich zwiegespalten zurück

Ein Baum wächst in Brooklyn
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Der Einstieg fiel mir sehr schwer. Hätte ich nicht gemeinsam mit Livia gelesen, hätte ich das Buch wieder zur Seite gelegt, so wie Jamie. Ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten, denn Betty Smith ...

Der Einstieg fiel mir sehr schwer. Hätte ich nicht gemeinsam mit Livia gelesen, hätte ich das Buch wieder zur Seite gelegt, so wie Jamie. Ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten, denn Betty Smith schreibt sehr detailverliebt und ausschweifend. Doch so schnell gab ich nicht auf und das war gut so!
Wir lernen die elfjährige Francie kennen, die in ärmlichen Verhältnissen in Brooklyn aufwächst. Nach diesen ersten 72 Seiten hatte ich trotzdem das Gefühl nicht wirklich mehr über das Mädchen erfahren zu haben.
Im zweiten Abschnitt fand ich dann endlich in die Geschichte. In einem Rückblick erfahren wir mehr über Katies deutschstämmige Einwandererfamilie und wie sich Francies Eltern Katie Rommely und Johnny Nolan kennenlernen. Die bildhaft erzählten Hintergründe und die sehr gute Beschreibung der beiden Charaktere haben mich in ihre Geschichte abtauchen lassen und ich hatte ein perfektes Bild der Figuren vor meinen Augen. Das Leben holt die beiden Turteltäubchen nach der Hochzeit sehr rasch ein. Katie wird schwanger und Johnny arbeitet als singender Kellner. Als Francie zur Welt kommt, ist Johnny nicht aufzufinden. Sein unregelmäßiges Einkommen und sein eher unruhiger Geist helfen nicht dazu bei regelmäßig Essen auf den Tisch zu bekommen. Johnny ist einen Tag himmelhoch jauchzend und am nächsten zu Tode betrübt. Die fehlende Perspektive und die unterschiedlichen Charaktere lassen schnell erkennen, dass sich die große Liebe bald abnützen wird. Katie weiß, dass sie zwar einen hübschen und liebenswerten Mann geheiratet hat, der aber charakterschwach ist und zum Trinker wird. Knapp ein Jahr nach Francie kommt Cornelius, genannt Neeley, zur Welt und es bleibt an Katie für die Beiden zu sorgen....

Betty Smith wurde 1944 mit diesem Roman für den Pulitzer Preis nominiert. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es der Autorin gelungen ist, ein hervorragendes Zeitbild der damaligen Lebensumstände zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Brooklyn darzustellen. Dazu hilft sicher auch, dass sie selbst zu dieser Zeit in diesem Teil New Yorks aufgewachsen ist. Sie versteht es aber auch hervorragend die Träume und Wünsche, Gedanken und Gefühle der Nolans wiederzugeben. Aus Francie wird ein Bücherwurm, der es an Freunden fehlt. Sie ist eine Außenseiterin, die bald die fixe Idee hat, einmal eine große Schriftstellerin zu werden. Neeley ähnelt äußerlich seinem Vater und hat keinerlei Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Er hat den Charme von Johnny geerbt und ihm fliegt auch das Herz seiner Mutter zu. Katie ist streng und oftmals auch etwas unfair ihrer Erstgeborenen gegenüber. Sie will aus ihren Kindern anständige Menschen machen und legt dabei sehr viel Wert auf Bildung. Sie erkennt, dass diese der Schlüssel für ein besseres Leben ist. Doch Bildung kostet Geld.

Während Francie eine sehr gute Schülerin ist, erledigt Neeley nur das Notwendigste. Francie erfährt jedoch keinerlei Rückhalt und oftmals hatte ich das Gefühl sie aufmuntern und in die Arme nehmen zu müssen. Von ihr wird erwartet, dass sie auf viele Dinge verzichtet, denn sie sei stark genug. Die Stimmung des Buches fand ich häufig als erdrückend und wehmütig. Dann aber gab es auch wieder einge skurille Situationen, bei denen ich den Kopf schütteln, aber auch lauthals auflachen musste. Besonders Sissy, die Tante von Francie, die nie Lesen und Schreiben gelernt hat, und dennoch die Emanzipierteste von allen Rommelys ist, sorgt für Lacher. Trotzdem versucht auch sie für Francie und Neeley die Wichtigkeit von Büchern und Bildung zu vermitteln.

Die Charaktere sind sehr lebendig und äußert gelungen dargestellt. Ich finde, dass diese sehr anschauliche Darstellung der Figuren genau den Charme des Romanes ausmachen. Man fühlt sich inmitten der Nolans und erlebt alle guten und schlechten Zeiten hautnah mit.
Doch dann kam der letzte Abschnitt und dieser hat mich, genauso wie der Anfang, enttäuscht. Das Ende ist ein klein bisschen offen gelassen und das bei über 600 Seiten. Einiges wird nicht auserzählt, was ich sehr schade fand. Und wer mich kennt, der weiß auch, dass ein halb offenes Ende mich rasend macht und deshalb auch meine Bewertung herabschraubt. Sorry!


Fazit:
Ein Roman, den ich unbedingt lieben wollte, der mich aber etwas zwiespältig zurück lässt. Die Geschichte wird mir sicherlich in Erinnerung bleiben, denn die Autorin hat das Leben der Nolans sehr eindringlich und lebendig erzählt. Vorallem der Anfang war mir aber zu ausschweifend und das Ende hat michetwas enttäuscht zurück gelassen. Dazwischen fand ich eine oftmals zu Herzen gehende Geschichte, die mir trotzallem gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Für mich der bisher beste Band der Reihe

Das kleine Chalet in der Schweiz
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Nachdem der eigentliche fünfte Band der "Romantic Escape Reihe", der in Kroatioen spielt, leider nicht ins Deutsche übersetzt wurde (ich frage mich noch immer WARUM?), sind wir nun von Japan direkt in ...

Nachdem der eigentliche fünfte Band der "Romantic Escape Reihe", der in Kroatioen spielt, leider nicht ins Deutsche übersetzt wurde (ich frage mich noch immer WARUM?), sind wir nun von Japan direkt in der Schweiz gelandet. Auf diesen neuen Roman war ich schon sehr gespannt, denn in vielen Dingen ähnelt die Schweiz auch meinem Heimatland Österreich - auf jeden Fall was das Schifahren und die Berge betrifft. Diese beiden Themen sind in dieser Geschichte reichlich vorhanden. Doch woran denkt man noch, wenn das Wort Schweiz fällt? Schokolade und Käse.

Ich muss zugeben, dass ich etwas skeptisch war und befürchtet habe, dass Julie Caplin genauso wenig Ahnung vom Schifahren hat, wie Karen Swan, die in ihrem Buch "Winterküsse im Schnee" so viel Unsinn geschrieben hat, dass ich wirklich entsetzt war! Noch heute kann ich nur den Kopf darüber schütteln! (vorallem auch betreffend des Lektorates) Vorweg kann ich aber sagen, dass Julie Caplin alles richtig gemacht hat und sich auskennt bzw. richtig recherchiert hat. Einzig bei der Übersetzung habe ich mich über den Ausdruck "Abfahrtski laufen" gewundert. Das sagt bei uns niemand....man geht einfach Schilaufen. Sonst ist der neue Roman von Julie Caplin aber äußert gelungen.

Mina ist eine quirlige und lebenlustige junge Frau, der es auch an Spontanität nicht mangelt. Sie liebt es, wenn sie ihre Freunde einladen und bekochen kann. Bei einer dieser Einladungen macht sie ihrem Freund Simon einen Heiratsantrag. Dies endet allerdings in einem Fiakso. Mina nimmt sich daraufhin im Job eine kleine Auszeit und flüchtet. Sie besucht endlich ihre Patentante Amelie in der Schweiz, die sie schon so oft eingeladen hat. Diese besitzt eine kuschelige Pension, in der sie nur ausgesuchte Gäste hat. Einer davon ist Luke, den Mina schon im Zug kennengelernt hat und der ihr sofort sympathisch ist. Doch der junge Mann ist ähnlich spontan wie sie und Mina hat sich geschworen, endlich erwachsen zu werden und das Leben ernster anzugehen. Außerdem hat sie gerade eine Beziehung hinter sich.... Doch Luke gibt nicht so schnell auf, lernt ihr das Langlaufen und erzählt ihr viel über die Schweiz, was die Beiden näher bringt.
Mina fühlt sich bei ihrer Tante wohl und stellt schon bald neue Kuchen- und Tortenkreationen her. Dabei entdeckt sie, dass sie nicht nur ihre Liebe zu Simon in England gelassen hat, sondern auch die zu ihrem Beruf als Testköchin.....

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leicht und locker. Vorallem punktet Caplin durch die sehr bildhaften Beschreibungen des jeweiligen Landes ihrer Romantic Escape Reihe. Die Innenseite des Buches ist liebevoll gestaltet. Darin befindet sich eine Karte der Schweiz mit den verschiedenen Stationen, die Mina besucht. Am Ende befindet sich ein Rezept für eine Basler Kirsch-Torte.

Die Charaktere sind individuell und lebendig, wie auch sympathisch. Die heimelige Atmosphäre im Chalet strahlt einfach nur Gemütlichkeit aus und bei den Köstlichkeiten, die den Besuchern kredenzt werden, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Julie Caplin schafft es aber auch die wunderschöne Landschaft und das winterlieche Ambiente in den Bergen wundervoll darzustellen. Ich bin ja ein Winterkind und beim Lesen wäre ich selbst am liebsten sofort in meine Schiausrüstung geschlüpft und hätte den nächsten Schilift/Gondel den Berg rauf genommen.
Die Ausflüge in die Welt der Käseproduktion oder in die Schokoladenfabrik sind noch weitere Zuckerl, die mich begeistern konnten.
Aber auch eine Spur Nachdenklichkeit mixt die Autorin in ihr Geheimrezept, das der Geschichte noch einen Hauch Tiefgang beschert. Auch die Dramatik kam nicht zu kurz und das Ende war dann wieder richtig was fürs Herz.
"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist vorallem ein Wohlfühlroman, der mich diesmal auf eine wunderbare Reise in unser Nachbarland, die Schweiz, mitgenommen hat. Besonders jetzt in der Winter- und Weihnachtszeit kann ich das Buch empfehlen.


Fazit:
Für mich der bisher beste Band der "Romantic Escape Reihe" von Julie Caplin, der mit viel Atmosphäre und winterlichem Ambiente glänzt. Auch die lokalen Köstlichkeiten werden sehr anschaulich beschrieben. Einziger Nachteil: Ich hatte beim Lesen laufend Lust auf Schokolade und Torten.
Nun freue ich mich auf den weiteren Band, der in Irland spielen und im Juni 2022 erscheinen wird.

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