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Veröffentlicht am 20.08.2021

Polizeireporterin sucht Mörder ihres Kollegen

Der tote Journalist
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Auf Instagram suchte die Autorin Hanna Paulsen Bloggerinnen für ihren Krimi "Der tote Journalist". Die Inhaltsbeschreibung hat mich angesprochen und so ist ihr Krimi-Debüt bei mir eingezogen. Und ich kann ...

Auf Instagram suchte die Autorin Hanna Paulsen Bloggerinnen für ihren Krimi "Der tote Journalist". Die Inhaltsbeschreibung hat mich angesprochen und so ist ihr Krimi-Debüt bei mir eingezogen. Und ich kann sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, denn der Start dieser neuen Reihe um eine Polizeireporterin hat mir sehr gut gefallen.

Gesa Jansen steht geschockt vor dem Haus, in dem ihr Kollege Uwe Stolter ermordet wurde. Der angesagte Polizeireporter war einer der besten in Hamburg und ihr Vorbild. Nun ist er tot und Gesa nimmt sich vor den Täter zu finden und den Fall aufzuklären. Ihre Chefin lässt allerdings ziemlich schnell durchblicken, dass sie von Gesa erwartet den Fall noch vor der Polizei aufzuklären und der lokalen Tageszeitung die Titelstory zu liefern. Für Trauer bleibt nicht viel Zeit, denn zuerst zählen die Verkaufszahlen und erst dann der Mensch. Björn, der ihr als neuer Partner zugeschanzt wird, steht bei der Chefredakteurin auf der Abschussliste. Er kommt aus dem Kulturressort und ist deshalb Gesa keine große Hilfe. Doch dann findet Gesa Stolters verschlüsseltes Notizbuch mit Uwes letzten Recherchen.....

Ich war von der ersten Seite an mitten im Geschehen und von der Story gefesselt. Gesa ist eine sympathische junge Frau, die durch den Tod ihres Kollegen aus der Bahn geworfen wird, obwohl sie als ehemalige Kriegreporterin schon einiges hinter sich hat. In kleinen Rückblenden erfahren wir etwas über diese Zeit in Syrien, die durch das Verschwinden ihres Partners und Lebensgefährten tiefe Spuren hinterlassen hat. Auch nach fünf Jahren hat sie damit nicht abgeschlossen. Die Autorin gibt uns allerdings nur kleine Hinweise und ich bin schon sehr gespannt, was wir in zukünftigen Büchern der Reihe darüber noch erfahren werden.
Aber zurück zur eigentlich Story, denn der rätselhafte Tod von Uwe Stoltner wirft viele Fragen auf.

Das Zusammenspiel der beiden Reporter hat mir sehr gut gefallen. Man merkt deutlich, wie Björn immer mehr in sein neues Ressort hineinwächst und wie die beiden immer besser zusammenarbeiten, obwohl sie doch so unterschiedliche Charaktere sind. Die Figuren sind authentisch und ich konnte vorallem Gesa's Problem mit ihre Größe verstehen. Auch ich bin knapp unter 1m 60cm und stehe oftmals vor Hürden, die auch Gesa in der Geschichte passieren. Björn hat ein Künstlerherz und fühlt sich in seinem alten Ressort viel wohler. Er lebt für die klassische Musik und das Theater und kann anfangs mit der etwas rüderen Art im neuen Ressort wenig anfangen. Doch er lernt schnell....
Auch die Nebencharaktere sind sehr lebendig dargestellt. Der langsame und raffinierte Aufbau der Geschichte ist absolut gelungen. Die Abläufe in der Redaktion wurden sehr bildlich und greifbar dargestellt. Man bemerkt, dass die Autorin aus ihren eigenen Erfahrungen als Journalistin schöpfen kann. Das Hamburger Lokalkolorit kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Der Fall ist von Anfang an spannend. Hanna Paulsen konnte mich mit überraschenden Wendungen in die Irre führen und liefert am Ende eine schlüssige Auflösung. So soll Krimi sein!

Fazit:
Ein gelungenes Krimi-Debüt und ein spannender Reihenauftakt, der mir sehr gut gefallen hat. Die vielschichtigen und interessante Figuren und Einblicke in die Welt des Journalismus konnten mich überzeugen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Benzin im Blut

Mord auf der Rennstrecke
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Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das ...

Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das eine oder andere Rennen ebenfalls mitverfolgt. Eine Zeitlang habe ich sogar jeden zweiten Sonntag mit meinem Mann vor dem TV gesessen und begeistert zugesehen. Ich war auch selbst einmal bei einem Renntag in Zeltweg dabei. Vor etwa 7-8 Jahren ist mein Interesse aber so weit abgeflaut, dass ich mir manchmal nur mehr den Start ansehe...oder gar nicht schaue. Trotzdem hat ein Formel 1 Krimi sofort mein Interesse geweckt.

Dabei wusste ich allerdings nicht, dass es sich hier bereits um den elften Fall von Commissaire Lucie Girard handelt. Wirkliche Einstiegsprobleme hatte ich allerdings damit nicht, denn dieser Krimi ist der erste, der in Monte Carlo, dem Stadtbezirk des Fürstentums Monaco spielt.

1974. Das Formel 1 Rennwochenende steht vor der Tür. Im Rennstall Lotus stehen die Zeichen auf Sturm, denn die neuen und noch sehr unausgereiften Bremsen kommen nicht bei jedem Fahrer gut an. Vorallem der Frontman des Lotus Teams, Graham Stone, hat große Schwierigkeiten damit. Als er beim freien Training verunglückt, ist Feuer auf dem Dach. Auch die vorangegangenen Streitereien zwischen Stone und den Mechanikern zeigt von einem nicht gerade guten Klima im Lotus Team.

Franc Sarasin, zuständiger Commissair für Sicherheit am Ring, soll ermitteln. Wegen seiner etwas ruppigen Art kommt er jedoch nicht so gut an. Deshalb beschließt Angie Trockel, ehemaliges Au-Pair von Commissaire Lucie Girard, diese um Hilfe zu bitten. Angie hat im Zug nach Nizza einen Mechaniker kennengelernt, der ihr vorschlägt am Rennwochende als Grid Girl in Monte Carlo zu arbeiten. Angie ist von der Idee begeistert und heuert beim Lotus Team an, bevor sie ihr Studium in Nizza wieder aufnimmt. Die Commissaire fährt auch sofort nach Monaco und bietet Franc Sarasin ihre Mithilfe an. Es muss geklärt werden, ob es ein Unfall war oder ob die Bremsen manipuliert wurden. Als der Chefkonstrukteur, Alistar McDermin, tot aus dem Hafen gefischt wird, ist klar, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen müssen....

„Entweder werde ich bei Lotus Weltmeister, oder ich sterbe“
© Jochen Rindt 1970

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Formel 1. Damals, wie heute, regiert das Geld. Die Rennställe sind abhängig von ihren Geldgebern und die Fahrer von ihren Rennställen. Umso mehr Sponsoren, umso bessere Autos können die Teams bauen. Es ist ein beschwerlicher Weg an die Spitze, die die Spitzenteams und -fahrer natürlich halten wollen.

"Mord auf der Rennstrecke" ist bereits der elfte Krimi von Luc Winger, jedoch mein erster des Autors. Die Atmosphäre am Circuit konnte der Autor sehr gut einfangen. Ich hatte das Gefühl direkt dabei zu sein und hörte die dröhnenden Motoren im Kopf. Viele technische Details werden hier zur Sprache gebracht. Für Nicht-Formel-1-Kenner sind diese sehr aufschlussreich und einfach erklärt. Trotzdem waren mir die Ausführungen zu trocken und oftmals erschienen mir diese wie ein Auszug aus Wikipedia. Auch andere Ereignisse wurden sehr sperrig und trocken erzählt. Erst zum Ende hin hatte ich das Gefühl in einem Krimi angekommen zu sein. Es kommt erst lamgsam Spannung auf und schlussendlich überschlagen sich die Ereignisse. Die Auflösung war mir hingegen schon viel zu früh klar.

Obwohl der Autor zu Beginn erwähnt, dass alle handelndenen Personen erfunden sind, erkennt der Formel 1 Fan sofort wer sich hinter den Namen Graham (Hill) Stone, Ronnie (Peterson) Anderson oder Nick (Niki Lauda) Gauda verbirgt. Einige Details wurden vom Autor eingebaut, die es 1974 bei einem Grand Prix Rennen noch nicht gab, wie zum Beispiel das Safety Car. Da kann ich aber ein Auge zudrücken, denn "Mord auf der Rennstrecke" ist ja ein fiktiver Krimi und kein Sachbuch über die Formel 1.

Fazit:
Ein Krimi im Dunst der Formel 1, der den Leser hinter die Kulissen blicken lässt. Das Thema hat mir gut gefallen, aber der Krimihandlung an sich fehlte es immens an Spannung. Auch der Schreibstil konnte mich nicht richtig überzeugen. Trotzdem war es interessant einmal einen Krimi rund um dröhende Motoren und der Schicki-Micki Gesellschaft von Monaco zu lesen.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Politgipfel in Altaussee

Letzter Knödel
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Ich lese eigentlich kaum mehr Regionalkrimis, aber die Altaussee Krimis um Franz Gasperlmaier müssen einfach sein. Der liebenswerte und ziemlich verpeilte Postenkommandant gibt dieser Reihe ganz einfach ...

Ich lese eigentlich kaum mehr Regionalkrimis, aber die Altaussee Krimis um Franz Gasperlmaier müssen einfach sein. Der liebenswerte und ziemlich verpeilte Postenkommandant gibt dieser Reihe ganz einfach das gewisse Etwas.

In seinem neunten Fall läuft Gasperlmaier zur Höchstform auf. Für gewöhnlich lässt Franz der Frau Doktor Kohlross den Vortritt, doch diesmal werden die Beiden zu einem eingespielten Team.
In Altaussee ist die Hölle los. Es wimmelt nur so von russischen Geschäftsleuten, diversen Politikern und Promis, die alle zum Polit-Gipfel ins schöne Salzkammergut gekommen sind. Sogar der österreichische Präsident ist anwesend. Gasperlmaier wird auf seinem Posten allerdings zum Statisten degradiert, denn auf seinem Sessel sitzt Major Teufl, der über den Polit-Gipfel wacht.
Als im Festzelt eine tote Frau gefunden wird, ist die Kacke am Dampfen, denn eine Tote unmittelbar im Umkreis der Ehrengäste, ist unzumutbar! Bald erhärtet sich der Verdacht, dass die als Köchin im Cateringzelt angestellte Frau gar keine Köchin war und zusätzlich einen falschen Namen benutzt hat. Ist sie etwa eine Spionin? Oder hat sie etwas mit den krummen Machenschaften im Gastronomiebereich zu tun, die Gasperlamier und sein Team entdeckt? Und was hat die Führungsriege einer nationalsozialistischen Partei mit den Russen zu tun, die sich heimlich in einer Almhütte treffen?

Zusätzlich zu den Aufregungen beim Politgipfel überrascht Gaspermaiers Tochter Katharina ihre Eltern mit einem Outing und ihrer neuen Liebe. Sie hat ihre Freundin mitgebracht, die als Journalistin arbeitet. Stefanie wird für ihre Zeitung einige Promis interviewen. Kaum hat sich Gasperlmaier an den neuen Gedanken gewöhnt eine Schwiegertochter zu bekommen, ist diese plötzlich verschwunden und ein weiterer Toter wird gefunden...

Der letzte Fall, der für mich zu viele Längen hatte, hat mir leider weniger gut gefallen. Diesmal hat Herbert Dutzler jedoch einen wahrlich spannenden Regionalkrimi geschrieben, der voller überraschender Wendungen steckt. Die Spannungskurve bleibt relativ hoch, auch wenn diese Reihe normaler Weise eher ruhiger und gemütlicher daherkommt. Davon merkt man diesmal weniger, auch wenn die gewohnten Besuche in der Gastwirtschaft natürlich nicht fehlen dürfen.

Herbert Dutzler schreibt gewohnt humorvoll und mit viel Lokalkolorit. Man muss sich einfach beim Franz und seinem Team wohlfühlen. Natürlich darf auch der Humor nicht zu kurz kommen. Gewohnt bildgewaltig wird die Gegend rund um Altausse beschrieben. Das Lokalkolorit ist hier immer wieder top! Die Charaktere sind wieder sehr gelungen ausgearbeitet und der Franz wächst diesmal über sich selbst hinaus. Wie das? Dass müsst ihr selbst lesen!

Der Autor spart aber auch nicht mit problematischen Themen und geht mit dem Zeitgeist. Andeutungen auf reale Persönlichkeiten aus der Politik und der Promi-Gesellschaft bereiteten mir besonderen Lesespaß. Wenn man mit den österreichischen Verhältnissen ein wenig vertraut ist, hat man schnell bestimmte Gesichter vor Augen - aber Achtung: Personen und Handlung sind frei erfunden!

Fazit:
Ein toller neunter Fall, der mir sehr gut gefallen hat. Ich habe mich wunderbar unterhalten und mitgerätselt. Spannung, Lokalkolorit und ein Gasperlmaier, der diesmal über sich selbst hinauswächst - was will man mehr?

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Eisgenuss für Zwischendurch - leider nicht mehr

Der Eissalon
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Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel ...

Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel mit ihrem Lehrer hat zur Folge, dass sie von der Schule verwiesen wird. Karina traut sich daraufhin nicht nach Hause und mietet sich bei Kriegswitwe Erika ein kleines Zimmer. Sie möchte nicht nach Koblenz zurückkehren ohne vorher einen passenden Job vorweisen zu können. Zu dieser Zeit war es alles andere als selbstverständlich als Frau arbeiten zu dürfen und nicht verheiratet zu werden, um schließlich als Hausfrau und Mutter für Mann und Kinder zu sorgen. Karina möchte selbst etwas auf die Beine stellen und schlägt, nachdem sie Monate als Telefonistin gearbeitet hat, dem zweiten Mieter bei Witwe Erika eine Idee vor. Ricardo ist Halbitaliener und mobiler Eisverkäufer und Karina verguckt sich etwas in den zehn Jahre älteren Mann. Ihre Idee einen Eissalon zu eröffnen, der die neue Sehnsucht der Deutschen nach Italien und dem Meer, stillen soll, weist Ricardo erst zurück.Doch Karina hat sich ihre Idee gut überlegt und einen Plan gemacht, dem er schlussendlich nichts entgegenzusetzen hat. Die Beiden eröffnen eine Eisdiele, die bald guten Anklang findet. Doch eines Tages steht Karinas Vater vor der Tür...

Der Roman beginnt mit dem Rausschmiss aus der Schule und wir lernen eine etwas verwöhnte junge Frau kennen, die sich von ihrem Wunsch Restaurantfachfrau zu werden, nicht so schnell abbringen lässt. Die Ungerechtigkeit, dass Karina als Flittchen abgestempelt wird und die Schule verlassen muss, ihr Lehrer aber mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen hat und weiter unterrichten kann, wird sehr klar dargestellt. Leider gibt es auch noch heute ähnlich gelagerte Fälle in der Berufswelt, die aufzeigt, dass wir noch lange keine Gleichberechtigung haben.

Die Autorin bietet dem Leser einen guten Einblick in die Konventionen nach Kriegsende in der Bundesrepublik. Die Frauen werden, nachdem sie während des Krieges ihren Mann gestanden haben, wieder zurück in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt. Das Rollenbild der Frau und die Aufbruchstimmung nach den harten Kriegsjahren und dem Wiederaufbau wird sehr gut eingefangen. Mit der Kriegswitwe Erika und der verheirateten Franziska, die von ihrem Mann verlassen wurde und die sich mit den beiden gemeinsamen Kindern alleine durchbringen muss, lernen wir zwei weitere sehr starke Frauen kennen, die gegen das Rollenbild der Frau ankämpfen müssen. Erika, Ricardo, Karina und Franziska werden im Laufe der Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft, die die neue Aufbruchsstimmung gut widerspiegeln.

Leider dümpelt die Geschichte nach einem interssanten Start später nur mehr vor sich hin. Karina blieb mir irgendwie zu blass und manchmal fand ich ihr Verhalten auch unglaubwürdig.
Ricardo ist ein ernsthafter Mann, der während des Krieges als Halbitalianer zwischen den Fronten stand und ein Geheimnis mit sich trägt. So ganz "erobern" konnte er mich auch nicht.
Einzig Kriegwitwe Erika fand ich sehr gut charakterisiert. Sie ist warmherzig, fürsorglich und bietet ihren Untermietern Familienanschluss. Auch sie kämpft gegen die üblichen Konventionen, denn Erika hat sich in einem jungen Mann in ihrem Haus verliebt, der fast zwanzig Jahre jünger ist. Ihre Zweifel und Gefühle werden sehr authentisch dargestellt. Die leise Anbahnung zwischen Erika und Henryk, dem jungen polnischen Studenten, der am Bau arbeitet um sein Studium zu finanzieren, hat mir sehr gut gefallen. Sie ist nicht übereilt und authentisch. Die Vorurteile gegenüber Ausländern, dem "Itaker" und dem "Polaken", wird ebenfalls kritisch beäugt und hat noch genauso Bezug zur heutigen Gesellschaft und ihrer Intoleranz.

Der damalige Zeitgeist wird sehr gut eingefangen, aber der titelgebende Eissalon spielt leider nur eine untergeordnete Rolle. Es wird zwar viel über Eis und dessen Herstellung gesprochen, doch die Einblicke in die Eisdiele und ihre Besucher sind eher oberflächlich.

Für mich war es eine nette Geschichte, die jedoch ohne Höhen und Tiefen erzählt wird. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, jedoch fehlte mir das gewisse Etwas. Der Inhalt wurde dem wunderschönen Cover leider nicht gerecht.

Fazit:
Eine Geschichte für Zwischendurch, der es leider an Höhen und Tiefen fehlt. Einzig die gesellschaftskritischen Elemente sind die große Stärke des Romans, der mich zwar unterhalten, aber ziemlich sicher keinen bleibenden Eindruck hinterlassne hat. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Spannende Fortsetzung

Das Grand Hotel - Die mit dem Feuer spielen
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Nachdem mir der erste Band des Grand Hotels auf Binz von Caren Benedikt/Ellin Carsta/Petra Mattfeld sehr gut gefallen hat, war ich schon sehr auf den zweiten Band gespannt.
Bernadette von Plesow ist nach ...

Nachdem mir der erste Band des Grand Hotels auf Binz von Caren Benedikt/Ellin Carsta/Petra Mattfeld sehr gut gefallen hat, war ich schon sehr auf den zweiten Band gespannt.
Bernadette von Plesow ist nach dem Tod ihres Sohnes Alexander in ihrer Trauer gefangen. Sie hat ihren Kampfgeist verloren und es fällt ihr alles andere als leicht, sich wieder dem Hotel zu widmen. Zusätzlich bereitet ihr ihre Schwiegertochter Margrit Schwierigkeiten, die aus Geltungssucht eine gefährliche Verbindung eingeht. Als plötzlich eines Tages ein fremder Mann auftaucht, fürchtet Bernadette von Plessow um ein Familiengeheimnis, das ihr aller Leben zerstören könnte.

In diesem zweiten Band gibt es einige Veränderungen. Jospehine wird endlich erwachsen und versucht ihre Mutter zu unterstützen. Constantin führt weiterhin seine kriminellen Machenschaften durch und schwört Rache für den Tod seines Bruders. Neben seinem Hotel kauft er sich ins Boxgewerbe ein, um den Mörder von Alexander aus der Reserve zu locken. Doch die deutschen Ringvereine werden immer unerbittlicher und Constantin lässt sich auf eine gefährliches Spiel ein.
Diesmal erleben wir ihn aber auch von seiner weicheren Seite, die er gut zu verstecken weiß. Doch er kann niemanden, außer seinem treuen Freund Gerd Nolte, wirklich trauen...
Die größte Weiterentwicklung sehe ich bei Marie. Das ehemalige Zimmermädchen der Plessows schlägt einen neuen Weg ein und wird zu einer selbstbewussten jungen Frau. Sie steigt zur Rezeptionistin im Astor in Berlin auf, doch ihre selbst gewählte Entscheidung ist nicht ungefährlich. Die Figuren sind facettenreich und lebendig.

Caren Benedikt konnte mich auch mit "Die mit dem Feuer spielen" wieder absolut fesseln. Der Wechsel zwischen den beiden Locations in Binz und Berlin gefiel mir gut. Im lärmenden und rauhen Berlin ticken die Uhren anders, als im ruhigen Binz. Doch auch dorthin verirren sich ab und zu auch undurchsichtige Figuren.
Atmosphärisch dicht erzählt Caren Benedikt ihre Familiensaga und lässt uns in Binz entlang der Promenade spazieren und dem Klängen des Akkordeonspielers lauschen. Dieser nimmt diesmal eine etwas größere Rolle, als im ersten Band, ein.
Überraschende Wendungen und eine unterschwellige Spannung machen die Geschichte wieder zu einem Pageturner. Die Handlung wird aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, auch aus der von Nebenfiguren. Der zusätzlich bildhafte und detaillierte, sowie der Zeit angepasste Schreibstil der Autorin, weiß zu fesseln. Es gibt zwar einige Rückblenden aus dem ersten Teil, doch würde ich jedem empfehlen den Vorgängerband zuerst zu lesen.

Fazit:
Eine spannende Fortsetzung der Familiensaga, die zu fesseln weiß. Der Auftaktband hat mir eine Spur besser gefallen, aber das ist "jammern" auf hohem Niveau. Beide Teile konnten mich fesseln und haben mir packende Lesestunden bereitet. Ich empfehle diese Familiensaga mit leicht kriminellen Touch gerne weiter.

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