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Veröffentlicht am 17.10.2021

Wo ist Lukas?

Narbenherz
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Nach "Leichenblume" folgt nun der zweite Band rund um die Investigativ Journalistin Heloise Kaldan und Kommissar Erik Schäfer.
Auch diesmal ist der Start in die Geschichte direkt. Im Prolog beobachtet ...

Nach "Leichenblume" folgt nun der zweite Band rund um die Investigativ Journalistin Heloise Kaldan und Kommissar Erik Schäfer.
Auch diesmal ist der Start in die Geschichte direkt. Im Prolog beobachtet ein Unbekannter, wie jemand einen leblosen Körper über ein Brückengeländer hebt und diesen in den Fluss fallen lässt. So ist man von den ersten Seiten an gefeselt und rätselt, was sich hier wohl ereignet hat.

Kurze Zeit später wird der 10jährige Lukas Bjerre vermisst. Heloise befindet sich gerade beim Arzt, als der Gynäkologe einen Anruf von der Polizei erhält, dass sein Sohn spurlos verschwunden ist. Heloises Interesse ist geweckt. Durch ihre Freundin Gerda Bendix, eine Militärpsychologin, kommt sie noch näher an den Fall heran, denn Gerdas Tochter Lulu ist eine Schulkameradin des verschwundenen Lukas. Vor der Schule trifft sie auch auf Erik Schäfer, der im Fall ermittelt....

Nach einem verhältnismäßig ruhigen Einstieg, gewinnt die Handlung im weiteren Verlauf zunehmend an Fahrt. Anne Mette Hancock führt außerdem zu Beginn jede Menge Figuren ein. Man lernt die Eltern des Jungen, einige Lehrer und Erzieher kennen, Eltern von Mitschüler und einem Verkäufer im Supermarkt...
Die Autorin legt gekonnt viele Fährten und gibt jede Menge Raum für Spekulationen. So wächst auch die Zahl der Verdächtigen. Der Polizei hingegen läuft die Zeit davon, denn die meisten Informationen können nur mühsam zusammengetragen werden oder führen ins Leere. Sie treten und bei den winterlichen Temperaturen in Dänemark scheint es unmöglich den Jungen noch lebend zu finden.

In diesem zweiten Band bekommt auch Heloises Privatleben etwas mehr Raum. Sie steht vor einer schweren Entscheidung und weiß nicht, was sie tun soll. Dabei hat sie nicht immer meine Sympathie gewonnen. Auch nach diesem zweiten Band bin ich unschlüssig, ob ich die Journalistin mag oder nicht.
Die Zusammenarbeit zwischen Heloise und Schäfer bleibt eher im Hintergrund, denn eigentlich hätte Schäfer zur Auflösung Heloise nicht wirklich gebraucht. Das Zusammenspiel der beiden hat mir etwas gefehlt, denn beide versuchen eher im Alleingang den Fall zu lösen.
Ein weiteres Thema sind traumatisierte Kriegsheimkehrer, die in Afghanistan stationiert waren.

Die Autorin hat auch in diesem Fall wieder eine nicht alltäglich "Besonderheit" herausgepickt. War es im ersten Band "Amorphophallus titanum", die Leichenblume, die einen sehr speziellen Geruch verströmt, ist es diesmal die "Pareidolie", ein Phänomen in Mustern Gesichter zu erkennen. Das gefällt mir wirklich gut, denn viele Thriller haben nicht mehr viel Neues zu bieten.
Alle Protagonisten wirken durchwegs authentisch. Der Thriller ist kurzweilig und vielschichtig. Die unterschwellige Spannung baut sich immer mehr auf. Das Ende schockiert, ist aber in sich stimmig. Nun bin ich schon auf den dritten Fall gespannt, der am 26. Januar erscheinen wird.


Fazit:
Auch der zweite Band um die Journalistin Heloise Kaldan und Kommissar Erik Schäfer hat mir wieder gut gefallen. Die Autorin setzt gekonnt falsche Fährten und hält damit die Spannung aufrecht. Ebenso hat sie sich auch diesmal wieder einem ungewöhnlichen Thema gewidmet. Ich bin nun schon sehr auf den dritten Band der Reihe gespannt.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

KOnnte mich leider nicht wirklich überzeugen

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
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Von Ulrike Renk habe ich bereits die Seidenstadt Reihe und ihre Australien-Saga mit Begeisterung gelesen. Nun startet die Autorin eine neue Reihe, deren erster Band mich leider nicht richtig fesseln konnte.

Ulrike ...

Von Ulrike Renk habe ich bereits die Seidenstadt Reihe und ihre Australien-Saga mit Begeisterung gelesen. Nun startet die Autorin eine neue Reihe, deren erster Band mich leider nicht richtig fesseln konnte.

Ulrike Renk erzählt die Geschichte um Paula Oppenheimer, die wir von Kindesbeinen an begleiten. Als älteste Tochter wächst sie gemeinsam mit ihren drei Geschwistern wohlbehütet am Rande Berlins auf. Uhr Bruder Franz ist ihr "Seelenbruder", zu dem sie eine ganz besonders enge Beziehung hat. Der Vater ist Prediger und Lehrer einer jüdischen Reformgemeinde. Trotzdem fehlt es der Familie an Geld. Daher bieten die Oppenheimers wenige Räume ihres Hauses zur Untermiete an. Als Paula von einem Untermieter belästigt wird, zieht die Familie die Konsequenzen. Kurze Zeit später bietet die kinderlose Schwester von Paulas Mutter, Tante Auguste, der Familie an Paula zu sich als Gesellschafterin zu holen. Sie möchte die junge Frau fördern und unterstützen.

Bis dahin hat mir der Roman noch ganz gut gefallen, der in erster Linie Paulas Lebensweg aufzeigt. Die zarte Liebesgeschichte, bei der Paula zuerst vordergründig Muse ist, kommt erst im letzten Drittel zum tragen. Ich mochte auch Tante Auguste, die der talentierten Pianistin eine so große Chance bietet. Sie fördert Paula ungemein und fordert sie immer wieder auf ihren eigenen Kopf zu benutzen. Jedes Jahr nimmt sie die oft kränkelnde Paula mit an die Ostsee, wo Auguste ein Häuschen in Ahrenshoop mietet und wo sich Paula erholen soll. Die Meerluft tut ihr gut. Paula schreibt viele Briefe und spielt Klavier.
Ab diesen Abschnitt wird es leider langweilig und nachdem Paula Richard Demel kennenlernt, wird es teilweise ermüdend, aber auch sehr aufwühlend. Wie diese gegensätzlichen Emotionen passen? Tja, Richard ist ein Narzisst und weiß sich in Szene zu setzen. Dabei nutzt er die Menschen aus, wo er nur kann. Wie er Paula behandelt, hat mich ganz besonders im letzten Drittel so derartig zornig gemacht, dass ich das Buch am liebsten an die Wand geschmissen hätte!
Man muss hier der Autorin applaudieren, dass sie mir trotz der sich ziehenden Handlung, solche starken Emotionen herauslocken konnte.

Die detailreichen Schilderungen zeigen ein authentisches Bild der damaligen Zeit. Ulrikes Renk's Schreibstil ist wie immer sehr lebendig und eindringlich. Ihr letzter Roman hat von mir 5 Sterne bekommen...
In "Eine Familie in Berlin" kommt dieser Schreibstil auch zum Tragen, dennoch finde ich, dass man mindestens 1/3 der Geschichte hätte kürzen können. Vieles wiederholt sich oder bringt die Geschichte nicht weiter. Die zahlreichen Briefe, die zwar historisch belegt sind und Authentizität verleihen sollen, wirken ermüdend und verstärken die Längen im Roman. Mich hat leider dieses poetische Gesülze darin, überhaupt nicht angesprochen. Ich weiß, dass zu dieser Zeit anders korrespondiert wurde und es oftmals die einzige Gelegenheit war den zukünftigen Mann besser kennenzulernen, aber hier verleiht es der Geschichte einfach nur zähe Längen. Ich hätte mir mehr Spannung und Tempo gewünscht.

Erst zum Ende hin fand ich die Handlung etwas spannender, was allerdings den Roman auch nicht mehr retten konnte. Dementsprechen lange habe ich auch für diese Rezension benötigt. Mir tut es unendlich leid, dass ich den Roman nicht besser bewerten kann, denn ich habe bisher alle Bücher der Autorin sehr gerne gelesern.

Fazit:
Das war diesmal leider gar nicht mein Buch, obwohl ich sonst die Romane von Ulrike Renk wirklich liebe. Zu viele Längen und Wiederholungen machten es mir schwer in die Geshcichte zu finden und anzukommen. Auch mit den Hauptprotagonisten wurde ich nicht wirklich warm. Trotz der hervorragenden Recherche der Autorin kann ich keine wirkliche Leseempfehlung abgeben. Es tut mir wirklich leid!

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Vom guten Freund zum Liebhaber?

Plätzchen gesucht, Liebe gefunden
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Jedes Jahr freue ich mich auf den Weihnachts/Hunderoman von Petra Schier, der für mich die Vor-Weihnachtszeit einläutet. Seit 2019 erscheint jedoch der Großteil der Weihnachtsromane schon im September. ...

Jedes Jahr freue ich mich auf den Weihnachts/Hunderoman von Petra Schier, der für mich die Vor-Weihnachtszeit einläutet. Seit 2019 erscheint jedoch der Großteil der Weihnachtsromane schon im September. Ich habe keine Ahnung, warum die Verlage schon im Spätsommer damit beginnen. Mir ist es auf jeden Fall viel zu früh!
Doch nun sind die Temperaturen bei uns ganz schön gefallen und es ist teilweise schon frostig...da greife ich gerne zu einem Weihnachtsroman. Petra Schiers Romane sind dabei immer die ersten, die ich lese.

Es handelt sich hier zwar um eine Reihe, aber jeder Roman ist in sich abgeschlossen und kann auch alleinstehend gelesen werden. Aufgebaut sind die Geschichten immer ähnlich, doch mittlerweile habe ich die Familie Sternbach und ihre vierbeinigen Fellknäuel alle lieb gewonnen - genauso wie die Szenen mit dem Weihnachtsmann und den Elfen. Ganz besonders mag ich den Besuch des Adventmarktes mit dem altmodischen Weihnachtskarussel, das in jedem Roman seine ganz besondere Wirkung hat und nicht nur mich verzaubert.

Diesmal begleiten wir Ricarda und Frank. Ricarda und ihr Zwillingsbruder Patrick sind seit der Schulzeit mit Frank befreundet. Die Drei sind ein richtiges Kleeblatt. Frank geht jedoch nach dem Abi für sein Studium ins Ausland. Nach langer Zeit kehrt Frank nun zurück in die Heimat, um die Anwaltskanzlei seines Vater zu übernehmen. Zusätzlich soll er sich um die Pudeldame Naila kümmern, die sein verstorbener Großvater zu sich geholt hatte und nun ein neues Plätzchen sucht.
Ricarda hasst Romantik und glaubt nicht an die Liebe, obwohl sie seit ihrer Teenagerzeit in Frank verliebt ist. Als er ins Ausland ging, hat er ihr damit unwissentlich das Herz gebrochen. Dabei ahnt Ricrada nicht, dass auch Frank schon sehr lange Gefühle für sie hat. Doch beste Freunde können kein Liebespaar werden. Ricarda ist überzeugt davon, dass damit auch die Freundschaft zerstört werden würde und dies will sie auf keinen Fall riskieren.

Naila ist eine etwas exentrische Pudeldame. Sie ist sehr wasserscheu und eher auf Ricarda fixiert, als auf ihr neues Herrchen Frank. So hat der Weihnachtsmann und seine Elfen ein leichtes Spiel...so denkt er sich...
Doch dem ist nicht so, denn Ricarda hat schon vor Jahren eine Schutzmauer um sich herum gebaut, die auch Frank nicht durchdringen kann.

Die winterliche und romantische Stimmung fängt Petra Schier wieder wunderbar ein. Auch mein Nicht-Romantiker-Herz schlägt bei diesen süßen Weihnachtsromanen mit einem Schuss Erotik immer höher. Die angesprochenen erotischen Szenen sind diesmal aber kaum erwähnenswert, denn diesmal entwickelt sich die wiederaufkommende Liebe sehr langsam und zart. Das Hauptaugenmerk liegt vorallem auf dem fehlenden Vertrauen...etwas, dass Ricarda nicht aufbauen kann. Neben humorvollen Szenen bekommt der Leser aber auch ernste Themen, sowie einen Schuss Romantik serviert. Petra Schier kennt dabei das genau Mischverhältnis dieses Cocktails sehr gut.

Der Schreibstil ist lebendig, herzlich, intensiv und emotional. Die Dialoge sind spritzig und bringen mich immer zum schmunzeln. Die Figuren sind facettenreich und sprühen voller Leben. Die Gedanken von Naila sind wie üblich in kursiver Schrift abgedruckt.
Der Roman ist wieder in 25 Kapitel aufgeteilt und am Ende gibt es diesmal köstliche Rezepte.

Fazit:
Jedes Jahr freue ich mich in der Vorweihnachtszeit auf den neuen Hunderoman von Petra Schier. Ich fühle mich bei den Sternbachs schon richtig heimisch und freue mich immer auf ein Wiedersehen. Auch diesmal habe ich die Portion Hunde- und Liebesglück sehr genossen und hatte schöne Lesestunden.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Die Anfänge des Teehauses Ronnefeldt

Die Teehändlerin
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Ich bin zwar eine begeisterte Kaffeetrinkerin, aber Romane über die Entstehung von Tee oder wie er nach Europa kam, finde ich mega interessant.

In "Die Teehändlerin" erlaubt uns Susanne Popp einen kleinen ...

Ich bin zwar eine begeisterte Kaffeetrinkerin, aber Romane über die Entstehung von Tee oder wie er nach Europa kam, finde ich mega interessant.

In "Die Teehändlerin" erlaubt uns Susanne Popp einen kleinen Einblick in das frühe 19. Jahrhundert nach Frankfurt. Dort besitzt Tobias Ronnefeldt einen kleinen Tee- und Kolonialwarenhandel. Seine Frau Friederike ist abermals schwanger, als er nach China zu einer Expedition und Forschungsreise über Teeanbau aufbricht. Kurz vor seiner Abfahrt erleidet sein Prokuist einen schweren Unfall, der ihn auf längere Zeit arbeitsunfähig macht. Kurzfristig stellt Tobias einen Mann ein, dem Friederike jedoch nicht traut, weil sie ihn von früher kennt.

Susanne Popp nimmt uns mit in das Frankfurt im frühen 19. Jahrhundert und zeigt die vielen gesellschaftlichen Zwänge der Frauen auf. Friederike interessiert sich sehr für das Teegeschäft, ist jedoch als Frau an die Konventionen gebunden. Es wird nicht gern gesehen, dass sie während der Abwesenheit ihres Ehemannes im Geschäft steht oder neue Ideen einbringt. Selbst ihre Schwester sieht es als "unnatürlich" an, denn Geschäfte führt nun einmal nur der Mann. Die Frau gehört ins Haus zu den Kindern. Doch Friederike kommt den Prokuristen auf die Schliche und es gelingt ihr ihn mit Hilfe ihres Schwagers Nicolaus loszuwerden.

Für die erste Hälfte benötigte ich etwas mehr Zeit, um in die Geschichte zu finden. Kleine Längen schlichen sich während des Lesens ein und einige Begebenheiten fand ich zu ausschweifend erzählt. Doch ab der Mitte - ab dem Zeitpunkt - als wir auch einen kleinen Blick nach China werfen dürfen, hatte mich der Roman endlich gepackt.

Die Autorin zeigt nicht nur, wie schwierig es damals war, mehr über den Teeanbau zu erfahren, sondern setzt sich auch mit dem damaligen Frauenbild auseinander. Gesellschaftspolitische Themen werden ebenfalls angesprochen. Der große Zwist zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen wird immer wieder aufgegriffen, aber auch politische Interessen, wie die Idee einer Republik, werden thematisiert.

Die Entwicklung Friederikes zu einer selbstbewussteren und im Rahmen dieser Zeit selbstständigeren Frau wird von der Autorin gelungen dargestellt.

Das Thema Tee kam mir hingegen viel zu kurz. Dies ist auch ein Kritikpunkt vieler Leser, die ebenfalls an der Leserunde bei Lovelybooks teilnahmen.

Zum Ende gab es leider auch noch einige offene Stränge, die hoffentlich im zweiten Band aufgeklärt werden.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Mit Tobias wurde ich allerdings nicht ganz warm.
Die Autorin lässt die Protagonisten aus verschiedenen Erzählperspektiven erzählen. So erhalten wir auch Einblicke in Tobias Gedanken, wie auch in die von Friederikes Schwester Käthchen, Julius Mertens oder Paul Birkholz.
Am Beginn der Klappbroschur gibt eine Karte des alten Frankfurts und ein Personenverzeichnis. Am Ende findet man nochmals eine Art Ahnengalerie. Beigefügt ist auch ein Lesezeichen, was ich richtig toll fand.

Im Nachwort erklärt die Autorin welche Themen und Figuren ihrer Fantasie entsprungen sind und welche tatsächlich mit der Geschichte der Familie Ronnefeldt verbunden sind.

Fazit:
Mit dem ersten Drittel habe ich mich etwas schwer getan, denn der Roman hatte für mich doch einige Längen. Danach fand ich gut in die Geschichte und habe die Anfänge der Familie Ronnefeldt gerne gelesen. Gewünscht hätte ich mir allerdings etwas mehr Tee-Content. Für den Auftakt einer Familiensaga okay, aber für mich gibt es noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Glänzender Abschluss der Trilogie

Die Hafenschwester (3)
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In einer kleinen, aber feinen Leserunde mit der lieben Sabine von Buchmomente und mit der Autorin Melanie Metzenthin, die uns netter Weise wieder begleitet hat, haben wir diesen dritten und leider letzten ...

In einer kleinen, aber feinen Leserunde mit der lieben Sabine von Buchmomente und mit der Autorin Melanie Metzenthin, die uns netter Weise wieder begleitet hat, haben wir diesen dritten und leider letzten Teil der Reihe gelesen. Vielen lieben Dank Melanie für die wiederholte tolle und sehr informative Begleitung!

Im letzten Band der Reihe begleiten wir die ehemalige Hafenschwester Martha ab dem Jahr 1923 während der Weimarer Republik bis hin zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit der Zeit verlagert sich der Fokus auf die Kinder von Paul und Martha, die sehr unterschiedlich sind. Damit wird die Handlung noch runder und interessanter.
Ich war wieder sofort mitten im Geschehen, obwohl ich den zweiten Band vor einiger Zeit gelesen habe. 1923 ist das Jahr der Weltwirtschaftskrise und der Hyperinflation. Die Menschen schleppen die Geldscheine in Koffern zum Einkaufen. Das Geld, das Martha und Paul für ihren ältesten Sohn Rudi gespart haben, ist genauso verloren, wie weitere Ersparnisse. Das macht ihnen gewaltiges Kopfzerbrechen, obwohl es ihnen im Vergleich zu anderen Menschen noch ganz gut geht, denn Marthas Arbeit ist nach wie vor gefragt. Paul hingegen muss um seinen Job bangen, da die Werft immer weniger abwirft.
Rudi gibt seinen Eltern ebenfalls so einige Sorgen auf. Das Jus-Studium, das er nach dem Abitur beginnt, ist nicht so wirklich seines, obwohl er unbedingt Anwalt werden wollte. Zusätzlich fühlt er sich ungeliebt und sucht Zuflucht in Frauengeschichten. Davon wird ihm eine zum Verhängnis...
Ein ganz besonderer Charakter ist Alfred. Ihm ist schon früh klar, dass er zur Polizei gehen will und er findet in Henny schon bald die Frau fürs Leben.
Ella, die Jüngste der Studt-Kinder, möchte in die Fußstapfen der Mutter treten und Medizin studieren.
Doch alle drei Kinder müssen sich mit der Erfüllung ihrer Träume gedulden, als die NSDAP immer mehr an Macht gewinnt. ...

Die Spannung beginnt sich langsam aufzubauen und schraubt sich immer mehr in die Höhe. Vorallem zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, der Bombardierung Hamburgs und Fredi's gefährliche Mission halten den Leser in Atem. Melanie Metzenthin schafft es wieder großartig uns Martha und ihre Familie näher zu bringen und mit diesem letzten Band den Abschied noch schwerer zu machen. Ich war zu jedem Zeitpunkt mitten drinnen und habe mit Martha gebangt, mit Ella mitgefühlt und geweint, Fredi bewundert und über Rudi immer wieder den Kopf geschüttelt. Vorallem Ella habe ich bedauert, die immer wieder zurückstecken muss.

Heinrich und Li Meng spielen ebenfalls wieder eine große Rolle, ebenso wie ihre Kinder Arthur und Lilli. Dabei wird vorallem Lilli im Laufe der Zeit eine sehr wichtige Figur.

Henny, Fredi's Frau, macht meiner Meinung nach den größten Wandel durch. Von der naiven 16jährigen, die perfekt in das zukünftige Frauenbild der Nazis passt, wandelt sie sich zu einer richtig toughen Frau, die Stärke zeigt und ihre Familie beschützt - komme, was wolle.

Fredi ist eindeutig der Charakter, der das Herz des Lesers erobert. Ihm gilt meine volle Bewunderung! In der Mordkommission gewinnt die SA immer mehr an Macht. Fredi muss der Partei beitreten, bleibt sich aber selbst treu und versucht sich nicht verdächtig zu machen. Als Leser erhält man einen sehr detaillierten Einblick, wie der Polizeiapparat von der SA und der SS durchsetzt wird und die unliebsamen Gegner erntfernt werden. Ein sehr gefährliches Spiel!

Die Charaktere entwickeln sich alle im Laufe der Geschichte weiter und bleiben facettenreich und authentisch. Sie sind liebevoll gestaltet und man hat das Gefühl alle persönlich zu kennen. Die Entwicklung von Rudi, Fredi und Ella, aber auch von Martha und Paul, wird durch die gesellschaftlichen Umstände und politischen Zwänge beeinflusst. Als Leser erlebt man diese hautnah mit.

Es ist schade, dass die doch etwas lange Zeitspanne von mehr als zwanzig Jahren in einem Band komprimiert werden musste. Einige Hintergründe sind dadurch nur kurz angeschnitten oder erwähnt.

Fazit:
Ein wunderbarer Abschluss dieser Trilogie, bei dem diesmal die Kinder der Hafenschwester Martha im Mittelpunkt stehen. Melanie Metzenthin überzeugt wieder mit einem exzellent recherchiertem historischen Hintergrund und verwebt ihre Familiengeschichte zu einem spannenden Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Von mir gibt es für die gesamte Reihe eine Leseempfehlung!

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