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Veröffentlicht am 09.07.2021

Vom Kapitän zum Kommissar

Feuer in der Hafenstadt
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"Feuer in der Hafenstadt" ist die Neuauflage von "Fortunas Schatten", das 2012 im Dryas Verlag erschienen ist. Nachdem die anderen drei Bände im Emons Verlag veröffentlich wurden, wurde der erste Band ...

"Feuer in der Hafenstadt" ist die Neuauflage von "Fortunas Schatten", das 2012 im Dryas Verlag erschienen ist. Nachdem die anderen drei Bände im Emons Verlag veröffentlich wurden, wurde der erste Band nun covertechnisch "angepasst" und überarbeitet.
Ich habe letztes Jahr den vierten Band "Tod in der Speicherstadt" gelesen und war neugierig, wie Kapitän Hauke Sötje zum Kommissar wurde....

1894. Bei einem Schiffsunglück hat Kapitän Hauke Sötje alles verloren: sein Schiff, seine gesamte Mannschaft und schlussendlich auch seine Zulassung als Kapitän. Er ist der einzige Überlebende und wurde schlussendlich vom Gericht freigesprochen. Doch ein Kapitän verlässt nicht sein Schiff und seine Mannschaft. Bevor er seinem Leben ein Ende setzen möchte, muss er herausfinden, wer ihn in die Falle gelockt und sein Schiff in die Luft gesprengt hat. Außerdem hat er noch einen ganz bestimmten Weg, der ihn nach Glückstadt führt. Dort gerät er zufällig in einem Mordfall, der die Existenz der neu gegründeten Heringsfischerei AG bedroht. Ein gelegter Brand in der Möbelfabrik Struwe deutet ebenfalls auf eine Verschwöring hin. Hauke wird von Graf von Lahn als verdeckter Ermittler eingesetzt und gerät dabei selbst in Verdacht.

Hauke hat nichts zu verlieren und so nimmt er die Anweisung des Grafe an. Sophie, die Tochter des Möbelfabrikanten, verliert mit dem Brand ihre Existenz und ist außerdem den Anfeindungen der Glückstädter Bürger ausgesetzt. Gemeinsam mit Hauke versucht sie die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, der als Betrüger gebrandmarkt wurde. Die Nachforschungen von Hauke werden jedoch von der hiesigen Polizei nicht goutiert. Sophie und er geraten immer wieder in gefährliche Situationen und man weiß nicht wirklich, wer es gut mit ihnen meint oder ihnen Steine in den Weg legt. Intrigen und Spionage machen es Hauke schwer die Drahzieher zu finden. Die Verdächtigen häufen sich und als Leser muss man immer wieder seinen Verdacht relativieren.
Zu dieser Zeit versucht Deutschland seine Flotte auszubauen und sich gegen die Engländer zu behaupten. Glückstadt scheint eine der aufstrebenden Hafenstädte zu werden. Doch die Konkurrenz schläft nicht....

Schreibstil:
Der Schreibsil ist bildhaft und detailliert. Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Sicht von Hauke und Sophie. Die Charaktere sind gut gezeichnet und vorallem Sophie ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ich habe sie bereits im vierten Band besser kennengelernt und mochte damals schon ihre impulsive und selbstbewusste Art. Sie ist ihrer Zeit voraus und möchte kein Anhängsel eines Mannes sein.
Hauke fühlt sich trotz seines Freispruchs schuldig und möchte sich reinwaschen, wobei er sich selbst die Schuld am Tode seiner Mannschaft nicht verzeihen kann. Er liebt die Gerechtigkeit und ist ein wortkarger Mann.
Über jedem Kapitel steht ein Ausschnit aus der damaligen Zeitung "Glücksstädter Fortuna". Der historische Rahmen wurde wunderbar authentisch vermittelt. Anja Marschall hat fundiert recherchiert und bringt uns Leser die damalige Zeit nahe. Die Autorin hat alle Gesellschaftsschichten und Örtlichkeiten miteinbezogen.

Fazit:
Ein sehr interessanter Start der Reihe, der den Werdegang von Hauke Sötje vom Kapitän zum Kommissar erklärt. Das Alltagsleben dieser Zeit wird wunderbar authentisch vermittelt. In der Mitte fehlte es dem Krimi etwas an Spannung. Ich empfehle die Reihe aber sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Max Bischoff in neuer Rolle

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
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Zu den Thrillern von Arno Strobel greife ich immer wieder gerne, auch wenn es eigentlich keine fünf Sterne Bücher für mich sind. Sie unterhalten mich fast immer mit einem relativ hohem Tempo und Spannungsbogen ...

Zu den Thrillern von Arno Strobel greife ich immer wieder gerne, auch wenn es eigentlich keine fünf Sterne Bücher für mich sind. Sie unterhalten mich fast immer mit einem relativ hohem Tempo und Spannungsbogen und kurzweiliger Handlung.

Für Max Bischoff beginnt ein neues Kapitel in seinem Leben. Die Zeit beim KK1 ist vorüber. Der Fallanalytiker unterrichtet als Dozent an der Polizeihochschule in Köln. Nach einer Vorlesung bittet ihn der Vater von Leni, die vor sechs Jahren verschwunden ist, den Fall neu aufzurollen. Erst vor kurzem wurden wieder zwei Mädchen nach demselben Schema entführt und Lenis Vater denkt, dass der Täter wieder aktiv geworden ist. Max lehnt seine Hilfe vorerst ab, doch sowohl der alte, als auch die neuen Fälle lassen ihm keine Ruhe. Als plötzlich Lenis Schultasche und ein Püppchen nach dieser langen Zeit im Elternhaus auftauchen, begibt Max sich auf die Spur des Täters. Dabei stößt er auf den Widerstand der Kölner Ermittler, vorallem beim leitenden Kommissar Bernd Menkhoff...

Nachdem plötzlich Lenis Sachen nach sechs Jahren unversehrt wieder auftauchen, lassen gruselige Tonbandaufzeichnungen und alte Skelette die Spannung noch weiter ansteigen. Von Leni fehlt jedoch weiterhin jede Spur. Überraschende Wendungen bringen neue Verdächtige ins Spiel und man rätselt gerne mit. Welches Ausmaß die alten, wie auch die neuen Fälle nehmen, habe ich allerdings nicht erwartet. Max ermittelt in allen Richtungen und erhält schlussendlich doch noch Unterstützung vom ermittelnden Kölner Kommissar.

Ich habe die Reihe rund um Max Bischoff als polizeilicher Fallanalytiker nicht gelesen, was mir allerdings keinerlei Probleme bereitete. Man findet sehr schnell in die Geschichte, wobei die kurzen Kapitel und der fesselnde Schreibstil von Arno Strobel viel dazu beiträgt. Die Perspektivwechsel aus der Sicht von Max Bischoff, Bernd Menkhoff, den namentlich unbekannten Täter, sowie weitere Einblicke in die Gedanken eines jungen Mädchens, erhöhen die Spannung.
Die Charaktere blieben mir manchmal jedoch etwas zu sehr an der Oberfläche. Hier hätte ich mir eine etwas differenzierte Beschreibung gewünscht und keine klischeehafte Rollenverteilung. Auch die Auflösung ging mir einen Hauch zu schnell. Trotzdem war der Thriller spannend und hat mir manchmal etwas Gänsehaut beschert.

Vielleicht wäre eine Triggerwarnung zu Beginn sinnvoll, doch ich denke wer Thriller liest, weiß worauf er sich einlässt.

Fazit:
Arno Strobel gelingt es in seiner neuen Reihe um Max Bischoff auch Lesern, die den Ermittler noch nicht kennen, diesen schmackhaft zu machen. Ein spannender und temporeicher Thriller, der die Abgründe der menschlichen Psyche aufzeigt.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Die Schönheiten Japans

Der kleine Teeladen in Tokio
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Julie Caplin entführt in ihrer "Romantic Escape Reihe" den Leser in jedem Band in ein anderes Land. Ich habe bisher nur den ersten und vierten Band der Reihe gelesen, die in Kopenhagen und auf Island spielen. ...

Julie Caplin entführt in ihrer "Romantic Escape Reihe" den Leser in jedem Band in ein anderes Land. Ich habe bisher nur den ersten und vierten Band der Reihe gelesen, die in Kopenhagen und auf Island spielen. Dabei gefiel mir das Thema Hygge in Dänemark sehr gut, der Islandband eher weniger. Leider wurde der im Orginal fünfte Band, der in Kroatien spielt, (noch) nicht übersetzt und scheint leider auch nicht übersetzt zu werden. Deswegen sind wir nun von Island direkt in Tokio gelandet.

Fiona ist eine junge und begabte Fotografin, die ein Stipendium erhalten hat und nach Tokio reisen darf. Ihr wird für diese zwei Wochen der japanische Professor Araki als Mentor zur Seite gestellt. Dieser fällt jedoch kurzfristig durch einen Todesfall in der Familie aus. Als Ersatz soll der englische Fotograf Gabriel Burnett einspringen. Gabe ist für Fiona kein Unbekannter, denn sie hatte ihn in einem Fotografiekurs als Lehrer. Nicht nur ihre Kommilitionen haben für den feschen Gabe geschwärmt, sondern auch Fiona. Zehn Jahre später steht sie wieder vor ihm. Burnett erkennt sie nicht wieder und hat auch absolut keine Lust seine Tage mit Fiona zu verbringen und ihr als Mentor zur Seite zu stehen. Fiona ist genervt und enttäuscht. Sie möchte lernen und benötigt Hilfe, denn ihre Bilder sollen nach ihrer Rückkehr in London in einer Galerie ausgestellt werden und unter einem ganz besonderem Motto stehen...

Natürlich ist von Anfang an klar, wie die (Liebes-)Geschichte ausgehen wird, trotzdem hat mir dieser Band der Reihe wirklich gut gefallen. Ich bin auch kein Japan-Fan, aber Julie Caplin vermittelt die Besonderheiten und den Charme dieses Landes auf ganz besondere Art - praktisch durch die Linse. Gabe ist gelangweilt von seinem Leben und sehr von sich und seiner Kunst eingenommen. Auf der anderen Seite hat er allerdings das Gefühl sein Auge für Besonderheiten verloren zu haben, seit seine Muse ihm das Herz gebrochen hat. Er hat keine Lust mehr das gewisse Etwas in einem Foto zu finden, sondern fotografiert lieber berühmte Persönlichkeiten ohne Herzblut. So ist er auch eher genert, dass er für Professor Araki einspringen soll und verhält sich dementsprechend...

Die Beschreibungen der ganz besonderen Momente, die Fiona einfangen möchte, sind sehr bildhaft beschrieben. Das Kirschblütenfest oder Mount Fuji, zwei typische japanische Touristenattraktione, werden atmosphärisch und stimmungsvoll wiedergegeben. Aber auch unweit berühmter Plätze gelingt es Julie Caplin das Flair "des Landes der aufgehenden Sonne" so zu beschreiben, dass man am liebsten sofort die Koffer packen würde. Die Unterschiede zwischen der geschäftigen Großstadt Tokio und den Gärten und Schreinen in der Natur werden sehr augenfällig dargestellt. Gekleidet im Kimono erlebt Fiona eine Teezeremonie mit und lernt das Wabi Sabi kennen. Dieses Konzept der Wahrnehmung von Schönheit stellt den roten Faden der Geschichte dar. Die Liebesgeschichte steht dabei eher im Hintergrund und das Erleben von Japan und seiner Menschen im Vordergrund - genau das, hat mir an der Geschichte ganz besonders gefallen.

Fionas Gastfamilie besteht aus drei Frauen: Großmutter und Teemeisterin Haruka, ihrer Tochter Setsuko, der der Teeladen gehört und der Teenietochter Mayu. Vorallem Haruka begeistert mit ihrer Weisheit und Klugheit. Sie und Gabe sind befreundet, doch Haruka sieht seine Verblendung und den Schmerz, den er noch immer in sich trägt. Mayu ist sehr erfrischend und ein richtiger Teenie. Sie rebelliert gegen ihre Mutter und Großmutter und trotzdem sind beide Frauen für sie große Vorbilder. Sie zeigt Fiona ein ganz anderes Japan abseits der Touristenpfade.
Fiona selbst mangelt es an Selbstvertrauen. Ihre sehr einnehmende und manipulative Mutter macht es ihr nicht leicht.
Gabe hingegen war zu Beginn ein richtiger Kotzbrocken, der sein Lebensziel aus den Augen verloren hat. Bis er erkennt, dass er im Leben eine andere Richtung einschlagen muss, ist es fast zu spät.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leicht und locker. Vorallem punktet Caplin durch die sehr bildhaften Beschreibungen des jeweiligen Landes in ihrer Reihe. Das Überspitzte, das ich im letzten Band nicht wirklich mochte, fehlt diesmal. Für mich ein großer Pluspunkt!

Die Innenseite des Buches ist liebevoll gestaltet, Es befindet sich eine Karte mit einem Ausschnitt von Tokio und den Plätzen, die Fiona besucht, darin.


Fazit:
Dieser Teil der Romantic Escape Reihe hat mir gut gefallen, denn Julie Caplin vermittelt den Charme und das Flair von Japan und der japanischen Kultur perfekt. Zusätzlich fand ich es gut, dass die Liebesgeschichte eher im Hintergrund stand und mehr auf die Wahrnehmung der Schönheit, dem Wabi Sabi, wert gelegt wurde. Für mich bisher das beste Buch der Reihe.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Großartiger Roman auf zwei Zeitebenen

Die Bucht der Lupinen
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Schon lange habe ich keinen Roman mehr aus diesem Genre gelesen, der mich in allen Bereichen so überzeugt hat. Zusätzlich ist diese Geschichte auf zwei Zeitebenen ein Debütroman! Kaum zu glauben!
Meistens ...

Schon lange habe ich keinen Roman mehr aus diesem Genre gelesen, der mich in allen Bereichen so überzeugt hat. Zusätzlich ist diese Geschichte auf zwei Zeitebenen ein Debütroman! Kaum zu glauben!
Meistens bevorzuge ich ja bei Erzählungen mit zwei Zeitsträngen den Vergangenheitsstrang. Doch diesmal konnten mich beide Zeiten gefangen nehmen und ich habe die 480 Seiten im Nu inhaliert.

Im Prolog lernen wir Louise kennen, die in ihrem Haus in Seaborough, Neufundland, an ihr Leben zurückdenkt, denn ihr bleibt nicht mehr viel Zeit...
Nach ihrem Tod reisen ihre drei Enkelinnen Judith, Anna und Greta aus Deutschland, ihrer ehemaligen Heimat, an. Sie sollen das Haus entrümpeln, um es für einen Verkauf vorzubereiten. Zusätzlich muss die Trauerfeier organisiert werden, bis ihre Mutter Helene ebenfalls in Kanada ankommen wird. Zwischen Helene und Louise bestand seit Jahren keine gute Beziehung. Beide Frauen verweigern die Aussage, wenn es um die Vergangenheit von Louise geht. Das Schweigen lastet auf den Enkelinnen, besonders auf Anna, die eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Großmutter hatte. Viele gute Kindheitserinnerungen verbinden die jungen Frauen mit ihrer Oma und doch war die Entfernung so groß, dass sie sie viel zu wenig besucht haben. Als Anna beim Aufräumen alte Fotos und ein Tagebuch findet, möchte sie mehr über die Vergangenheit ihrer Oma wissen. Es lässt ihr keine Ruhe, dass Louise und ihre Mutter so ein Geheimnis daraus machten.

Louise ist gemeinsam mit ihrer Schwester Hannah in Hamburg als Tochter eines jüdischen Arztes aufgewachsen. Wir schreiben das Jahr 1935 und wir alle wissen, was auf die Familie in den nächsten Jahren zukommen wird. Und diese Geschichte, die den Leser in diese dunkle Zeit zurückführt und man auf den nächsten Seiten lesen wird, geht wahnsinnig zu Herzen und berührt sehr. Ich bin komplett abgetaucht in diese Zeit voller Gefahren für Louise, die in Carl, den Sohn eines Fabriksbesitzers, ihre große Liebe findet. Doch sein Vater ist Mitglied der SS, der die Verfolgung der Juden mit voller Kraft unterstützt. Doch Louise gibt die Hoffnung nie auf...

Aber auch der Handlungsstrang in der Gegenwart hat mir sehr gut gefallen. Vorallem die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen haben in meinem Kopf sofort atemberaubende Bilder dieser rauen Gegend hervorgerufen. Gelungen sind auch die sehr unterschiedlichen Charaktere der Schwestern, die mir alle drei sehr ans Herz gewachsen sind. Die temperamentvolle Greta und die liebenswerte Anna mochte ich noch um einen Ticken mehr, als die ehrgeizige Judith. Auf Anna warten in Neufundland noch einige Veränderungen, die ihr Leben auf den Kopf stellen werden. Doch auch Judith und Greta müssen ihren Weg finden und sich über sich selbst klar werden...

Abwechselnd erzählt Johanna Laurin die Geschichte von Lou(ise) und ihren Enkelinnen auf zwei Zeitebenen. Dabei überrascht die Autorin den Leser immer wieder mit ungeahnten Wendungen. In dieser Geschichte ist nichts vorhersehbar und die Spannung immer vorhanden. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe die letzten Seiten mit Wehmut gelesen.

Der Schreibstil ist fesselnd, einnehmend und bildhaft. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und ich konnte mich in alle wunderbar einfühlen. Ich habe mit ihnen gebangt, geweint, gelacht und gezittert. Die Erzählweise der Autorin ist brilliant und zeigt ebenso von exakter Recherche.

Ein absolutes Lesehighlight, mit dem ich so überhaupt nicht gerechnet hatte. Eine grandiose Geschichte, die mich auf allen Ebenen begeistert hat. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!

Fazit:
Ein großartiger Roman mit Tiefgang und einer sehr berührenden Story, die wunderbar erzählt wird. Ich kann es nicht glauben, dass es sich hier wirklich um einen Debütroman handelt. Wunderbar erzählt auf zwei Zeitebenen, die mich beide gleichermaßen begeistern konnten. Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Ein etwas anderes Date

Das Vierzehn-Tage-Date
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Hört sich der Klappentext nicht schon großartig an?
Ich wollte eigentlich keine Bücher, die Corona mehr oder weniger zum Thema haben lesen, aber da ich René Freund bereits als Autor kenne, wusste ich sofort, ...

Hört sich der Klappentext nicht schon großartig an?
Ich wollte eigentlich keine Bücher, die Corona mehr oder weniger zum Thema haben lesen, aber da ich René Freund bereits als Autor kenne, wusste ich sofort, dass ich diese Geschichte lesen will. Schon bei seinem letzten Roman "Swinging Bells" habe ich oftmals so gelacht und auch hier schreibt René Freund wieder herrlich pointiert.

Corinna und David treffen sich zu einem Date, nachdem sie bei Tinder ein Match geworden sind. Doch schon nach den ersten paar Sekunden, als Corinna verspätet durch David's Wohnungstür kommt, wissen die Beiden, dass dieses Treffen das erste und letzte sein wird. Corinna, die nach außen hin Coole, aber sehr verunsicherte junge Frau sieht in dem Lehrer David, nicht gerade ihren Traummann. Sie ist Chaotin, trinkt gerne, raucht wie ein Schlot und drückt sich nicht sehr gewählt aus, wenn man so sagen kann. David ist Pendant, Veganer und eigentlich in seine Kollegin Mercedes verliebt. Der eher schüchterne Musiklehrer und die verkappte Kellnerin haben nur eine gemeinsame Liebe: die Musik.
Nach einer gemeinsamen Nacht, an die sich Corinna allerdings nicht mehr erinnern kann, beschließen die Beiden sich nicht mehr zu sehen. Doch dann bekommen sie den Anruf vom Pizzalieferanten, der in dem Lokal arbeitet, wo normaler Weise auch Corinna kellnert, dass er Corona positiv ist. D.h. für David und Corinna zwei weitere Wochen Gemeinsamkeit....

Ich glaube man braucht gar nicht viel Fantasie, um sich diese Situation vorszustellen. René Freund schreibt zwar wieder nur auf 160 Seiten seine Geschichte, doch diese steckt voller Witz und Situationskomik. Man merkt allerdings, nun nach mehr als einem Jahr Corona der Geschichte an, dass sie zu Beginn der Epidemie geschrieben wurde. Das Klatschen für die Coronahelden, die Jagd auf Toilettenpapier und der Beginn des ersten Lockdowns sind noch neu.
Bei zwei so unterschiedlichen Charakteren und den begrenzten Räumlichkeiten fliegen bald die Fetzen. Die Geschichte könnte auch sehr gut als Theatherstück funktionieren, denn sie beschränkt sich auf die vier Wände von Davids Wohnung. Dabei lernen sich die Beiden immer besser kennen und bemerken schnell, dass hinter der jeweiligen Fassade ein sehr unsicherer Mensch steckt. René Freund spielt damit indirekt auch auf die Scheinwelt auf diversen Social-Media Plattformen an.
Die Corona Situation wird vom Autor ohne den erhobenen Finger erzählt. Er geht sowohl auf Verschwörungstheorien ein, als auch auf die politischen Auswirkungen. Er beleuchte die Situation von allen Seiten, was ich gelungen finde.

Die Figur von Corinna war mir nicht wirklich sympathisch und Davod hätte ich gerne öfters mal in den Allerwertesten getreten, aber gerade diese Konstellation macht dieses Vierzehn-Tage Date zu dem, was René Freund geschaffen hat: eine witzige Geschichte, die unterhält und bei der man sich selbst gedanken macht, wie man sich selbst verhalten hätte. Zum Ende hin gibt es noch eine kleine Überraschung des Autors betreffend der Namen der Protagonisten, die ich absolut gelungen fand und ihm zu dieser Pointe gratulieren muss!

Ob aus den Beiden am Ende doch noch ein Paar wird, verrate ich euch nicht. Das müsst ihr schon selber lesen!

Fazit:
Ein Roman mit witziger Situationskomik, der trotz des Pandemie-Themas unterhält. Wie immer eine gelungene Geschichte des Autors, der es versteht auch trotz so manchen tiefgründigen Thema eine humorvolle Erzählung aufs Papier zu bringen.

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