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Veröffentlicht am 30.07.2021

Der Kaiser ist tot, es lebe der Kaiser

Kaiserjagd
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Bad Ischl, die Sommerresidenz des ehemaligen Kaisers Franz Josef war eines meiner ersten Urlaubsziele als junges Mädchen...lang, lang ist's her.
Bei Lovelybooks ist mir das Cover ins Auge gestochen und ...

Bad Ischl, die Sommerresidenz des ehemaligen Kaisers Franz Josef war eines meiner ersten Urlaubsziele als junges Mädchen...lang, lang ist's her.
Bei Lovelybooks ist mir das Cover ins Auge gestochen und da ich heuer vermehrt österreichische Autoren lesen möchte, habe ich mich beworben und hatte Glück. Es war kein Problem im dritten Teil einzusteigen, auch wenn ich Reihen bevorzugt mit Band Eins beginne. Zusätzliche Hilfe bot ein Personenregister am Anfang des Buches.

In Bad Ischl soll ein Film über Sissis Lieblingstochter Marie Valerie gedreht werden. Doch nach den ersten Drehtagen findet man den Darsteller von Kaiser Franz Josef, Wolfgang Jarisch, tot vor dem Kaiserdenkmal. Der Frauenliebling war ein bekannter und erfolgreicher Schauspieler und hat sich erst vor kurzem ein Haus in Bad Ischl gekauft.

Verdächtige gibt es mehr als genug: die Filmcrew, ehemalige Geliebte, Neider usw. Man rätselt als Leser intensiv mit und findet schnell Figuren, denen man den Mord zutraut. Doch die Autorin streut geschickt falsche Fährten aus und überrascht mit Wendungen, die man nicht voraus gesehen hat. Materna ist ein überlegter und ruhiger Ermittler, der immer wieder von seiner Lebensgefährtin Josi, einer Psychologin, Mithilfe erhält. Darüber ist er allerdings weniger erfreut, denn diese haben Josi bereits einmal in Lebensgefahr gebracht. Der Leser erhält ebenfalls einige persönliche Einblicke in Maternas Privatleben, in dem auch noch seine bereits erwachsene Tochter Isabel eine Rolle spielt.

Die Nebenfiguren sind sehr bildhaft gezeichnet. Jenna Theiss spielt hier gerne mit einigen Klischees. Manche Charaktere sind etwas überzeichnet, wie Rechtsanwalt Ronacher, genannt Graf Bobby, der gerne seine Leidenschaft für den Adel auslebt und glaubt ein illegitimer Nachfahre eines Habsburgers zu sein. Rosie, Ehefrau von Inspektor Heininger, die im Haushalt von Wolfgang Jarisch hilft, entgeht hingegen nichts. Sie tratscht sehr gerne, ziert sich aber oftmals gegenüber der Polizei auzusagen. Klatschreporterin Tanja Moll hingegen jagt jeder noch so kleinen Spur hinterher. Die Eigenheiten von uns Österreichern werden oft sehr plastisch dargestellt und haben mich öfters zum Schmunzeln gebracht.
Neben dem Humor ist auch das Lokalkolorit immer vorhanden. Der klassische Kurort und ehemalige Sommerresidenz des Kaisers wird liebevoll und bildhaft beschrieben. Die Bergwelt rundherum lockt Wanderbegeisterte in hohe Lagen oder Naschkatzen wie ich, begleiten Materna zum berühmten Café Zauner, um einen großen Braunen zu trinken und einen Zaunerstollen zu schnabulieren.

Die Auflösung ist gelungen, wobei die Autorin noch eine kleine Überraschung in petto hat. Wer dem österreichiscen Dialekt nicht mächtig ist, findet hinten noch ein Glossar.

Fazit:
Ein spannender und unterhaltsamer Regionalkrimi mit viel österreichischem Lokalkolorit und einem kleinen, aber vergnüglichen Blick zurück in die Kaiserzeit. Ich habe den Krimi sehr gerne gelesen und empfehle ihn für Regional-Krimiliebhaber weiter.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Die vier Plagen

Das Jahr der Hexen
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Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine ...

Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine Bücher bekannt, die eher in die Horror Richtung gehen. "Das Jahr der Hexen" ist als Thriller betitelt - das ist er aber auf keinen Fall! Wo würde ich die Geschichte einordnen? Schwierig würde ich sagen, aber eher zwischen Mystik, leichten Horror und Fantasy mit einem dystopischen Hauch.

Leider hat die Geschichte meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Wir alle hatten große Probleme uns die Welt, in der die Story spielt, vorzustellen. Imanuelle lebt in Bethel, einem von der Außenwelt abgeschnittenen Ort. Dort herrscht der allmächtige oberste Prophet, der polygam lebt, und seine Apostel. Die Religion und die gemeinsamen Rituale spielen eine große Rolle, vorallem aber die Gebote, die besonders für die weiblichen Einwohner von Bethel gelten. Die Bewohner dürfen die Gemeinde nicht verlassen. In Sichtweite sind die dunklen Wälder, in denen die bösen Hexen lauern. Von Beginn an hatte ich das Gefühl hier eine Sektengemeinschaft vor mir zu haben.
Die 17jährige Immanuelle Moore fühlt sich von den dunklen Wäldern magisch angezogen. Schon seit ihrer Geburt ist sie anders, als die jungen Mädchen im Dorf. Ihre Mutter hat sich mit einem Hexer eingelassen. Immanuelle wächst als Waise bei ihrer Großmutter Martha auf und ist Schäferin. Ihr Vater starb am Scheiterhaufen, ihre Mutter bei ihrer Geburt.
Eines Tages entwischt ihr ihr Widder Judas in den Wald und Immanuelle folgt ihm, um ihn wieder einzufangen. Sie trifft tatsächlich auf zwei der vier Hexen, Jael und Mercy. Von ihnen erhält die junge Frau das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter Miriam. Daraufhin brechen diverse Plagen über Bethel herein und Immanuelle wird beschuldigt, diese herbei geführt zu haben....

Die Handlung wird aus der Sicht von Immanuelle geschildert. Sie lebt gottesfürchtig und dennoch fühlt sie sich nicht richtig wohl. Die Grundstimmung ist düster. Besonders erschreckend ist die sehr frauenverachtende und puritanische Gesellschaft. Missbrauch, Unterdrückung und Folter sind an der Tagesordnung. Die Unterwerfung der Frauen ist allgegenwärtig und hat mich oftmals sehr zornig gemacht. Immanuelle wird zusätzlich durch ihre dunklere Hautfarbe und ihre Abstammung geächtet. Einzig Ezra, der Sohn des Propheten, freundet sich mit ihr an und unterstützt sie in vielen Bereichen.

Der Schreibstil war zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch fand ich danach schnell in die Geschichte, die sich gut lesen ließ. Man muss der jungen amerkanischen Autorin auch zugute halte, dass es ihr Debütroman ist. Dafür hat sie einen großartigen Aufbau um die Handlung geschaffen und sich scheinbar viele Gedanken zum Plot gemacht. Trotzdem konnte ich nicht mit Immanuelle mitfühlen. Ich war kein Teil der Story, sondern fühlte mich außen vor. Kaum begann ein Strang spannend zu werden, war er auch schon wieder abgehandelt. Obwohl die Geschichte teilweise interessant war und mir auch Neues brachte, blickte ich eher von außen auf die Handlung. Mir hat nicht nur der räumliche Aspekt gefehlt, sondern vorallem die Zeit. Es gibt sowohl dystopische Züge, als auch fast mittelalterliche. Es gibt keinen Strom, aber Gewehre. Die Gemeinschaft ist sektenähnlich, die Familien leben teilweise ärmlich. Es lässt sich somit keine Zeitspanne festlegen und auch die Hexen kamen mir zu kurz.

Die Geschichte ist in vier Teile aufgeteilt: Blut, Pestilenz, Finsternis und Gemetzel. Über den Kapitel stehen verschiedene Zitate. Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und wirkt edel. Es hat ein glänzendes Hardcover in Lederoptik inklusive Lesebändchen.


Fazit:
Ein düsterer Roman, der jedoch nicht ganz das erfüllt, was ich mir erwartet hatte. Obwohl ich fantasievoll bin, konnte ich mir weder die Umgebung, noch die Zeit in der die Geschichte spielt, vorstellen. Ich befand mich immer außerhalb der Handlung und nahm nicht wirklich am Geschehen teil. Für einen Debütroman finde ich den Roman aber nicht schlecht und finde besonders den aufwendigen Aufbau des Plots wirklich gelungen. Man wird von Alexis Henderson sicherlich noch hören...äh..lesen.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Hat leider seine Längen

Fräulein Gold: Der Himmel über der Stadt
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Im dritten Band um Hulda Gold, der Hebamme aus Berlin, begleiten wir sie zu ihrer neuen Arbeitsstätte, der Frauenklinik Berlin-Mitte. Ihr neuer Job bedeutet für sie eine große Umstellung, denn in der Artilleriestraße ...

Im dritten Band um Hulda Gold, der Hebamme aus Berlin, begleiten wir sie zu ihrer neuen Arbeitsstätte, der Frauenklinik Berlin-Mitte. Ihr neuer Job bedeutet für sie eine große Umstellung, denn in der Artilleriestraße gehen die Uhren anders. Die Hebammen sind nicht direkt bei der Geburt dabei, wie es Hulda gewohnt ist, sondern sie müssen die Gebärende kurz vor der Niederkunft verlassen und die Ärzte, samt ihren Schülern, übernehmen. Hulda gefällt das gar nicht, denn sie fühlt sich vorallem dem schönsten Augenblick beraubt: der Geburt.
Als es immer wieder zu tragischen Todesfällen nach Geburten kommt, bei denen die Frauen verbluten, regt sich ein schlimmer Verdacht bei Hulda.
Zusätzlich belastet sie die Beziehung zu Karl. Der Kommissar greift immer öfter zur Flasche und hat Angst sich endlich der Vergangenheit zu stellen. Die Beziehung steht daraufhin auf der Kippe...

Anne Stern bringt uns die Zeit rund um die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wieder sehr nahe. Der Charme von Berlin und der bereits spürbare politische Umschwung wird sehr atmosphärisch dargestellt. Lokalkolorit ist immer vorhanden und Berlin als Stadt wird zur zweiten Hauptprotagonistin.
Leider fehlte mir diesmal aber die Spannung. Vorallem in der Mitte bilden sich doch einige Längen. Huldas Arbeitsalltag wird sehr detailliert beschrieben und wiederholt sich des öfteren. Die Ungereimtheiten in der Klinik kommen erst richtig im letzten Drittel zu tragen. Auch Karls neuerster Fall wird nur angerissen und verläuft später im Sand. Zeitungsverkäufer Bert, mit seinem Kiosk am Winterfeldplatz, der immer ein offenes Ohr für Hulda hat, bekommt hingegen etwas mehr Platz in der Geschichte, ebenso wie Huldas Vermieterin Margaret Wunderlich. Hulda finde ich wieder genauso reizend, wie schon in den Vorgängerbänden. Sie liebt ihre Eigenständigkeit und lebt ihre Neugierde aus, die sie wieder in Schwierigkeiten bringt. Gleichzeitig ist sie immer für ihre Freunde da und hat in ihrem Beruf ihre Erfüllung gefunden....nur in der Liebe, da klappt es nicht wirklich.
Die einzelnen Figuren sind wieder bis hin zum kleinsten Nebencharakter sehr lebendig und liebevoll ausgearbeitet. Ich hatte alle sehr bildhaft vor Augen und schloss diejenigen, denen ich nun schon zum dritten Mal begegnete mehr oder weniger ins Herz..
Auch wenn Geschehnisse aus den Vorgängerbänden erwähnt werden, empfehle ich doch immer wieder die Bücher der Reihe nach zu lesen.

Auf der Innenklappe der Broschur befindet sich wieder ein Plan von Berlin aus dem Jahr 1924. Die Aufmachung des Buches finde ich wieder absolut gelungen.

Fehlte mir schon in den Vorgängerbänden die Krimihandlung, die immer angekündigt wurde, spielt sie in diesem dritten Band fast überhaupt keine Rolle mehr. Ich hätte damit kein Problem, wenn die Reihe nicht als historische Krimireihe angekündigt wird. In diesem Band fehlte mir jedoch auch als Roman die Spannung. Das finde ich sehr schade! Deshalb gibt es diesmal "nur" 3 Sterne von mir.

Fazit:
Für mich der bisher schwächste Band der Reihe, der einige Längen aufweist und meine Erwartungen nur teilweise erfüllt hat. Für Leser, die bereits die ersten beiden Teile gelesen haben, natürlich trotzdem ein Must Read. Ich hoffe nun auf einen fesselnden vierten Band der im November erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Tolles Debüt mit überraschenden Ende

Ich will dir nah sein
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Schon der Klappentext dieses Psychothrillers hat meine Neugierde geweckt. Zusätzlich finde ich Geschichten um Stalker relativ gruselig, wo mir schon der Gedanke daran Gänsehaut bereitet.

Lester Sharp ...

Schon der Klappentext dieses Psychothrillers hat meine Neugierde geweckt. Zusätzlich finde ich Geschichten um Stalker relativ gruselig, wo mir schon der Gedanke daran Gänsehaut bereitet.

Lester Sharp arbeitet im Fundbüro in London und katalogisiert verloren gegangene Gegenstände. Er hat kaum Freunde und ist ein Einzelgänger, aber er interessiert sich für seine Fundstücke und für die Menschen dahinter. Seine neue Nachbarin Erin erweckt in ihm den Wunsch sie näher kennenzulernen. Die Profitänzerin erinnert ihn an Shannon, eine andere Frau, die er kannte und die nicht mehr lebt. Erin fühlt sich zunehmend von ihrem Nachbar bedroht und ahnt nicht, wie nah ihr Lester bereits ist.....

Die Geschichte baut sich langsam und unterschwellig auf. Es dauert einige Zeit bis ich empfand einen Psychothriller zu lesen, obwohl ich immer öfter das Gefühl hatte, dass auf den nächsten Seiten etwas Schlimmes passieren muss. Die krankhafte Fixierung auf Erin und die gestörte Wahrnehmung von Lester hat mir sehr schnell die zu erwartende Gänsehaut beschert. Wie jeder Stalker interpretiert er jede Geste falsch und steigert sich in sein abartiges Denken immer mehr hinein. Seine Gedanken, die der Leser verfolgt, haben mich abgestoßen. Man merkt sehr schnell, dass von Lester eine Gefahr ausgeht, die sehr realistisch dargestellt wird. Damit steigert sich die bedrohliche Atmosphäre immer mehr. Zusätzlich gibt es Rückblenden in Lesters Vergangenheit, die mehr aus seinem Leben aufdecken.

Wir erleben aber auch die Gedankenwelt von Erin mit und die eines Wohnungsmaklers, der Erin die Wohnung vermittelt hat. Das komplette Zusammenspiel dieser Komponenten lassen den Psychothriller zu einem gelungenem Ganzen verschmelzen.

Am Ende hält die Autorin eine große Überraschung für den Leser bereit. Ich hatte zwar einen Showdown erwartet, aber in einer völlig anderen Richtung. Es passiert mir nur noch selten, dass mich ein Thrillerautor:in überraschen kann, aber Sarah Nisi ist es gelungen! Chapeau!

Fazit:
Ein Psychothriller, der sich langsam aufbaut, eine bedrohliche Atmosphäre in sich birgt und mit einem wirklich überraschenden Ende punkten kann. Ich habe die Geschichte gerne gelesen und werde die Autorin weiterhin im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

SwingTime in Sankt Pauli

Letzter Tanz auf Sankt Pauli
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"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona ...

"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona noch eine eigenständige Stadt. Im Stadthaus waren sowohl die Kriminalpolizei, die Gestapo und die SS untergebracht, jedoch getrennte Behörden, die nicht zusammen gearbeitet haben.
Kriminalkommissar Hannes Krell hat alle Hände voll zu tun, als er einen Todesfall in St. Pauli untersuchen muss. Kurze Zeit später bekommt er von seinem Vorgesetzten den Befehl den Mordfall nicht weiterzuverfolgen. Krell nimmt dies anfangs nicht wirklich ernst, denn für ihn muss ein Mord aufgeklärt werden. Doch nach einer gröberen Verwarnung erkennt er, dass mehr dahinterstecken muss. Doch so schnell gibt Krell nicht auf....

In zwei verschiedenen Handlungssträngen erfahren wir jeweils mehr über Hannes Krell, wie auch über seine Tochter Jette. Beide lehnen sich gegen das System auf - jeder auf seine Weise. Man spürt die angespannte Atmosphäre dieser Zeit durch die Zeilen. Auch Krells Gewissensbisse und der Wunsch nach Gerechtigkeit, der durch das System behindert wird, ist jederzeit greifbar.
Der Kriminalfall erscheint mir trotzdem mehr als Rahmenhandlung, denn das Familienleben von Krell nimmt sehr viel von der Handlung ein. Vorallem begleiten wir seine Tochter Jette durch ihren Alltag: Schulleben, BDM Nachmittage, die erste große Liebe: ihr neuer Schulkollege Christian. Durch ihn lernt sie die neuartige Swing-Musik kennen und lieben. Doch diese ist verboten und wird als entartete Musik beschimpft. Selbst die Gestapo wird auf die Jugendlichen in Tanzbars angesetzt - dabei wollen die jungen Leute einfach nur Spaß haben und tanzen. Auch Jette kommt dadurch in größere Schwierigkeiten. Der linientreue Nazilehrer in Jettes Klasse ahndet jedes kleinste Detail gegen das Deutschtum und bringt Christian und Georg in große Schwierigkeiten. Krells Chef Tessow lässt ihn hingegen bespitzeln...

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet, wobei mir Jette, Christian und Georg näher kamen, als Krell. Trotz seiner Zweifel am System und seinem Tun, das sehr gut vermittelt wird, konnte ich mich erst zum Ende hin richtig für ihn erwärmen. Der Autor stellt diese schwierige Zeit während des Krieges sehr authentisch dar. Als Leser reflektiert man sehr genau, wie eingeschränkt man damals in seinem Tun und Handeln war, auch wenn man gegen das Nazitum rebellierte. Man spürt Hoffnungslosigkeit, aber trotzdem auch Optimismus. Claudius Grönert hat mit viel Lokalkolorit das Hamburg aus den 1940iger Jahren dargestellt, was ihm äußert gut gelungen ist.

Das Ende lässt noch einige Fragen für eine Fortsetzung offen. Der Roman ist jedoch trotzdem so abgeschlossen, dass es auch für mich passt, die offene Enden nicht mag.

Fazit:
Ein Mix aus historischen Krimi und Roman, der die Zeit während des Weltkrieges sehr authentisch und mit viel Atmosphäre wiedergibt. Swing-Musik und die Ermitllungen in St.Pauli bleiben als roter Faden vom Anfang bis zum Ende erhalten. Ich empfehle dieses Werk sehr gern weiter!

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