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Veröffentlicht am 14.05.2021

Die Botanikerin

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern (Die Gärtnerin von Kew Gardens 1)
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Diese Reihe habe ich schon vor einiger Zeit bei einigen Bloggerinnen gesehen und als unsere Bücherei diese angekauft hat, habe ich mir sofort diesen ersten Band "Blaue Astern" der englischen Gärtnerin ...

Diese Reihe habe ich schon vor einiger Zeit bei einigen Bloggerinnen gesehen und als unsere Bücherei diese angekauft hat, habe ich mir sofort diesen ersten Band "Blaue Astern" der englischen Gärtnerin Trilogie mitgenommen.

Charlotte Windley liebt Blumen und Pflanzen über alles. Ihr Großvater war ein bekannter Botaniker. Ihr größter Wunsch ist es in der prächtigen Parkanlage von Kew Gardens in die Fußstapfen ihres Großvaters zu treten, dort als Botanikerin zu arbeiten und als Forschungsreisende neue Pflanzen zu erkunden. Nachdem sie ihr Botanik-Studium abgeschlossen hat, bei dem sie ihre lieberalen Eltern immer unterstützt haben, scheint ihr Ziel nahe zu sein. Doch auf Kew Gardens werden seit Kriegsende die Frauen wieder systematisch von den Männern verdrängt und dürfen bald nur mehr als Illustratorinnen arbeiten. Doch so schnell gibt Charlotte nicht auf. Gemeinsam mit ihrem Freund Dennis steht sie kurz vor dem Ziel tatsächlich bei einer Expedition dabei sein zu dürfen.

Als ihr Vater unerwartet stirbt, steht ihre kranke Mutter mit den Geschwistern plötzlich alleine da. Die große Hoffnung steckt im ältesten Sohn Robert, der in die Fußstapfen des Vaters treten soll und bereits in der Endphase seines Medizinstudiums steckt. Er soll die Gemeinschaftsordination in London mit dem Partner seines Vater übernehmen. Doch da passiert ein fürchterlicher Unfall, der die Existenz der Windleys bedroht....

Charlotte ist eine zielstrebige und selbstbewusste junge Frau, die sich von den Konventionen der damaligen Zeit nicht abschrecken lässt. Natürlich hilft ihr dabei der Status, in dem sie hineingeboren wurde, wie auch die wichtige Rolle ihres Großvaters als Botaniker in Kew Gardens. Mit Dennis hat sie einen Seelenverwandten gefunden, der ihre Liebe zu den Pflanzen teilt. Als der gebürtige Deutsche Victor Bromberg, ein aufstrebender Papierfabrikant, Charlotte den Hof macht, ist sie zuerst geschmeichelt. Doch schon bald muss sie sich zwischen Dennis und Victor entscheiden. Charlottes Zwiespalt sich für ihre Familie oder die Karriere zu entscheiden wird sehr gut dargestellt und ist in anderer Form auch heute noch ein Thema.

Martina Sahler erzählt abwechselnd aus verschiedenen Sichtweisen. Die Pflanzenwelt spielt dabei eine sehr große Rolle und ich durfte viele neue Begriffe kennenlernen. Man wandelt mit der Hauptprotaginistin durch die farbenprächtige Gartenanlage und vielfältige Pflanzenwelt. Kew Gardens ist einer der ältesten botanischen Gärten der Welt, berühmt für seine Artenvielfalt und unzähligen Themengewächshäuser.
Genauso liebevoll sind die Figuren von der Autorin gezeichnet worden. Robert, Frauenheld und kleiner Snob, wird plötzlich aus seiner Komfortzone gerissen und wird zum mürrischen, in Selbstmitleid versinkenden Bruder, bei dem sich weiterhin nur alles um sich selbst dreht. Debbie, das Nesthäckchen, schert sich um keinerlei Konventionen und macht was ihr Spaß macht. Nur Charlotte sorgt sich um die an Parkinson erkrankte Mutter und die verbleibende Zukunft ohne den geliebten Vater. Dennis ist ein Mann, bei dem sich alles nur um die Pflanzenwelt dreht, und der sich der realen Welt etwas verschließt. Victor versucht englischer zu werden, als mancher Engländer, und ist ein wahrer Geschäftsmann, Er liebt Charlotte aufrichtig.

Charlotte ist ihrer Zeit voraus und vertritt auf keinen Fall die Durchschnittsfrau dieser Epoche. Frauen als Wissenschaftlerinnen oder die sich hinters Steuer eines Automobils setzen sind Ausnahmen, haben aber den Weg für weitere Generationen von Frauen geebnet. Auch wenn Romane, wie dieser, im Moment nur so hervorsprießen, sollten wir auch daran denken, dass diese Frauen Vorreiter waren. Wie die Herren der Schöpfung über uns Frauen damals dachten, darf man ebenso aus einigen Passagen erfahren...und dies ist kein Roman, sondern die Wahrheit, die auch heute teilweise noch verbreitet ist.

Fazit:
Die Story ist kurzweilig und lässt sich flüssig lesen. Einige Wendungen sind vorhersehbar, aber trotzdem unterhält der Roman in weiten Bereichen und hat mir vergnügliche Lesestunden bereitet. Den Folgeband habe ich ebenfalls schon gelesen und werde ihn demnächst rezensieren.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein Sommer ohne Becca

Sommerleuchten am See
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Auch im neuen Roman von Sarah Morgan steht die Familie im Vordergrund - wie schon in ihrem letzten Büchern. Für mich sind sie "erwachsener" und tiefgründiger - trotz der Beibehaltung der quitschbunten ...

Auch im neuen Roman von Sarah Morgan steht die Familie im Vordergrund - wie schon in ihrem letzten Büchern. Für mich sind sie "erwachsener" und tiefgründiger - trotz der Beibehaltung der quitschbunten Cover, die oftmals eine locker leichte Liebesgeschichte suggerieren. Die "neuen" Familienromane entsprechen mehr meinem Geschmack, als ihre romantischen Geschichten und so hat mir auch "Sommerleuchten am See" sehr gut gefallen.

Die Schauplätze sind diesmal New York und die Gegend rund um den Lake District in der Grafschaft Cumbria in Großbritannien. Bevor wir uns an den malerischen Lake District begeben, lernen wir Floristin Flora in New York City kennen. Sie wurde bereits früh Vollwaise und lebte bei ihrer Tante, die sie jedoch ohne Liebe aufzog. Von klein auf fühlt sich Flora ungeliebt und versucht alles den Menschen in ihrer Umgebung zu gefallen. Flora weicht jeden Konflikt aus und lebt neben ihrem geliebten Floristenjob ziemlich einsam. Als sie den Witwer Jack kennenlernt, scheint sich ihr Leben von Grund auf zu ändern. Doch Jack's Exfrau Becca scheint eine unerreichbare Frau gewesen zu sein: bildhübsch, erfolgreich, reich und beliebt. Und dann gibt es noch die zwei Töchter von Jack: Izzy und Molly, die sehr unter dem Verlust der Mutter leiden. Izzy bemüht sich die Familie zusammenzuhalten und versucht sich unentbehrlich zu machen. Sie fühlt sich außerdem von Flora bedroht und setzt alles daran der neuen Liebe ihres Vaters zu zeigen, dass sie unerwünscht ist. Jack sieht ihre Verzweiflung nicht und ist seit längerer Zeit erstmals wieder glücklich. Als Jack Flora auch noch zum Jahresurlaub an den Lake District einlädt, wo die Familie alljährlich bei Beccas Freundin Clare die Ferien verbringt, droht die Stimmung zu kippen. Auch Clare ist erstmal skeptisch gegenüber Jacks neuen Liebe, doch sowohl sie, als auch Izzy hüten bezüglich Becca ein Geheimnis, das sie nicht preisgeben möchten....

"Sommerleuchten am See" ist ein tiefgründiger und feinfühliger Sommerroman, der sich mit den Themen Trauerbewältigung, Patchwork-Familien, Freundschaften und Neubeginn auseinandersetzt. Der lebendige Schreibstil macht die Geschichte kurzweilig. Wie von der Autorin gewohnt, erzählt sie die Handlung aus verschiedenen Sichtweisen. Abwechselnd erfahren wir als Leser mehr über die Gefühlswelt von Flora, Clare und Izzy. Sarah Morgan erzählt sehr gefühlvoll und man kann sich in alle Charaktere wunderbar einfühlen. Diese sind sehr sehr lebendig und vorallem auch authentisch dargestellt.
Man versteht sowohl die rebellische Izzy, die an der Erinnerung ihrer Mutter festhalten möchte, obwohl sie Flora sympathisch findet, als auch Flora, die sich endlich geliebt fühlt und sich insgeheim immer eine Familie gewünscht hat. Aber auch mit Clare, deren Freundschaft zu Becca früher sehr eng war, jedoch im Laufe der Jahre aber immer mehr auseinander driftete, konnte ich mitfühlen. Sie hadert mit dem Geheimnis, das sie für Becca hüten soll. Jack ist ein sehr liebevoller Mann, der Flora auf Händen trägt, aber auch sehr oft ins Fettnäpfchen tritt und blind für Izzys Spitzen gegen Flora ist. Die kleine Molly schließt man sehr schnell ins Herz. Sie ist die Einzige, die unvoreingenommen an Flora herangeht.
Becca schwebt über allen und wir erfahren im Laufe der Geschichte noch das eine oder andere Geheimnis über sie. Flora muss immer wieder dem Vergleich standhalten und nur die Liebe zu Jack gibt ihr die Kraft zu um ihn und die Kinder zu kämpfen. Sie besitzt sehr viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Bis sich das Happy End ankündigt, müssen Jack, Flora, Clare und Izzy noch jede Menge lernen und sich der Wahrheit stellen.


Fazit:
Wieder ein wunderbarer und tiefgründiger Familienroman von Sarah Morgan, der sich hinter einem quitschbunten Cover versteckt und eine leichte Sommergeschichte vermuten lässt. Die Themen Trauerbewältigung, Patchwork-Familie, Geheimnisse und Freundschaften, sowie ein Neubeginn treten in den Mittelpunkt. Die letzten Romane der Autorin sind "erwachsner" geworden und gefallen mir um einiges besser, als ihre romantischen Geschichten.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Flug Nummer 2977

Der Morgen davor und das Leben danach
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Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den ...

Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den Rücken läuft und über das ich gerne lesen wollte. Auch die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen und deshalb habe ich mich gefreut, dass ich für die Vorab-Leserunde bei Lovelybooks ausgewählt wurde.

Ich fange diesmal nicht von vorne, sondern mit dem Nachwort der Autorin an, das mich fasziniert hat. Sie hat acht Jahre an diesem Buch gearbeitet und hat die beiden Flugzeugkatastrophen des Fluges 771 der Afriqiyah Airways von Südafrika nach Libyien, bei dem ein 9jähriger niederländische Junge der einzige Überlebende war und den Absturz der Air France Maschine Flug Nr. 447 von Buenos Aires nach Paris zur Inspiration für ihre Geschichte genommen.
Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, musste ich googeln und war entsetzt über die Vorkommnisse, die zum Absturz der Air France führten. Das Gespräch des Piloten und des Co-Piloten wird im Roman wiedergegeben und man kann es auch auf Wikipädia nachlesen. Ich muss zugeben, dass ich mir nun noch mehr Gedanken mache, wenn ich mich in die nächste Maschine setzen werde - wann immer das auch sein wird.

Die Autorin erzählt im Wechsel beginnend vom Morgen des Abfluges und dem Leben von Edward nach dem Absturz. Den deutschen Titel finde ich daher sehr gut gewählt.
In der Gegenwart begleiten wir Edward auf seinem Weg zurück ins Leben. Seine Tante und sein Onkel geben ihm ein neues Zuhause, aber haben selbst Probleme mit dem Tod ihrer Angehörigen umzugehen. Einen besonderen Platz nimmt Shay ein. Sie ist gleichaltrig und das Nachbarmädchen. Ihr Umgang mit Edward war genau richtig und hat ihm in dieser schweren Zeit sehr viel geholfen.
Zu Beginn war ich etwas irritiert, dass einige Passagiere des Fluges sehr genau beschrieben wurden und mir eigentlich Edward und seine Familie (Vater, Mutter und Bruder Jordan) viel zu kurz kam. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte wird klar, warum die Autorin diese Art der Erzählung gewählt hat. Trotzdem gefiel mir genau deswegen die zweite Hälfte etwas besser, als sich der Fokus mehr auf Edward richtete und auch sein Umgang mit der Trauer etwas mehr Raum erhielt. Für mich hätte dies schon früher sein sollen und die Mitreisenden, denen viel Platz eingeräumt wird, hätten mehr im Hintergrund bleiben sollen. Zusätzlich fand ich die Beschreibung dieser ausgewählten Passagiere oftmals als sehr exaltiert...typisch amerikanisch, finde ich. Edward war zwar die zentrale Figur, kommt meiner Meinung aber als Person zu kurz. Man erfährt zu wenig über seine Gefühle und Gedanken auf seinen langen Weg zurück ins normale Leben.

Sehr gut gefallen und sehr genau recherchiert hat Ann Napolitano die letzten Begebenheiten kurz vor dem Absturz. Durch das bereits bekannte Ende wächst das Unbehagen beim Lesen potentiell an und ließ mich an meinen Fingernägeln knabbern.

Die Übersetzung war leider nicht immer glücklich. Es gab so einige Fehler und auch komisch klingende Sätze, die dem Lektorrat auffallen hätten müssen. Richtig gestört habe ich mich aber nicht daran...da habe ich schon andere Fehler in Büchern erlebt, die ich weniger akzeptieren konnte. Trotzdem haben diese Grammtik- und Rechtschreibfehler ab und zu den Lesefluss unterbrochen.


Fazit:
Ein sehr interessantes Thema, das die Autorin nur teilweise so vermitteln konnte, wie es ich es mir gewünscht hätte. Etwas mehr tiefgründiger Inhalt und den Fokus auf Edward und seine Gefühle hätten mir besser gefallen. Obwohl ich Mitleid mit Edward empfand, kam er mir nicht richtig nahe. Trotzdem eine interessante Lektüre zu einem nicht alltäglichen Thema.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Das war leider gar nicht meins - schade!

Was von Dora blieb
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Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich ...

Dieser Roman, der sich unter anderen mit der Geschichte der Kriegsenkel beschäftigt, war mir bereits in der Vorschau aufgefallen und ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. Bei Lovelybooks hatte ich Glück und durfte den Roman in einer Leserunde lesen.
Leider fand ich schon zu Beginn kaum in die Geschichte, was ich sehr bedaure, weil das Buch eigentlich genau in mein Genre passt.

Überhaupt nicht identifizieren konnte ich mich mit Isa, der Enkelin, die sich auf Spurensuche macht. Isa erzählt aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Sie hat sich vor kurzem von ihrem Mann getrennt und steckt in einer Sinnkrise. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter am Bodensee händigt ihr diese einen Koffer mit alten Briefen und Tagebüchern ihrer Großmutter aus. Dabei ist ihr Gustav, ein etwas dubioser Mann, den sie kennenlernt, eine Hilfe. Warum diese Figur in die Geschichte eingeführt wurde und was er bezweckte, ist mir noch immer nicht klar, außer dass er Isa einige Tipps betreffend der Nachforschungen gab.
Der Gegenwartsstrang konnte mich so überhaupt nicht überzeugen. Isa blieb mir völlig fremd und die Erzählung ihrer Suche war unglaublich langweilig.

Der Vergangenheitsstrang, der in der dritten Person erzählt wird, gefiel mir wesentlich besser, konnte mich aber auch nicht überzeugen. Besonders hervorgehoben wurde die Kinder- und Jugendzeit von Dora, als sie die extravagante Maritz kennenlernt. Gemeinsm mit Frantek, Doras Freund aus Kindertagen, beginnen die drei ein Kunststudium am Bauhaus des Ruhrgebietes in den 1920iger Jahren. Die Zeitsprünge sind groß, denn die nächsten Szenen aus Doras Leben befassen sich mit dem Kennenlernen mit dem wesentlich älteren Max, den sie nach einer unglüchlichen Liebe heiratet. Er ist Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. In den folgenden Szenen erfahren wir mehr über Doras Sohne Rudolf und Gottfried, Isas Vater, der später an einer der berüchtigten Napola Schulen unterrichtet wird. Aus Gottfrieds Zeit bei der Napola und danach erzählt der dritte Abschnitt des Romans, den ich am spannendsten fand.
Während man diese Fragmente aus Doras Leben erfährt, bleibt der Bezug zum Naziregime komplett unklar. Als Leser erhält man nur Bruchteile. Dabei verliert sich die Autorin oftmals in Kleinigkeiten, erzählt bis ins Detail von Nichtigkeiten, lässt jedoch das Wichtigste außen vor. Man erhält keinerlei Einblicke in Doras Denken und Fühlen während des Kriegens. Dabei schickten Max und Dora ihren Sohn in eine Napola Schule und die I.G. Farben hatte ebenfalls einiges mit den Nazis zu tun. Gerade der Bezug zum Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Kinder und Enkelkinder wären für mich das Interessanteste am Roman gewesen. Oder wollte die Autorin damit die Sprachlosigkeit dieser Generation aufzeigen? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.

Beide Frauen entwickeln sich im Laufe der Geschichte kaum weiter und verharren in ihrem konventionellen Rollenbild, auch wenn Dora kurz versucht aus dieser Rolle zu schlüpfen.
Meine Gedanken schweiften beim Lesen immer wieder ab und ich begann teilweise Seiten zu überfliegen und hatte trotzdem nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Die Sprache der Autorin ist sehr detailverliebt, die Formulieren sind oftmals sehr poetisch. Das hat mir gut gefallen - allerdings beschreibt sie Szenen, die total unwichtig sind, wie einen Waldspaziergang bis ins kleinste Detail, aber über die Gedanken und Gefühle von Dora während des Zweiten Weltkrieges erfährt man kaum etwas. Dora erschien mir als eine kalte Frau, die ihre Söhne ziemlich lieblos erzog. Genaueres kann ich aber zur Geschichte nicht wirklich sagen, denn die bleibt derartig an der Oberfläche, dass ich mich am Ende selbst frage, was eigentlich von Dora blieb? Mir fällt dazu nicht wirklich etwas ein...

Fazit:
Das war leider gar nicht meins! Sprachlich zwar teilweise sehr anspruchsvoll, aber inhaltlich bewegt sich dieser Roman nur an der Oberfläche. Man weiß am Ende nicht sehr viel mehr, als zu Beginn. Die Bilder von Dora ergeben kein Ganzes und bleiben Blitzlichter in einer doch so ereignisreichen Zeit. Die Story hätte so viel mehr Potenzial gehabt. Schade!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

20 tolle Kurzgeschichthen

Glück hat einen langsamen Takt
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Ich habe zu diesem Buch gegriffen, obwohl ich kein Kurzgeschichtenfan bin, weil ich die Bücher von Mechthild Borrmann wirklich sehr gerne lese. Ihre Geschichten sind immer wieder etwas ganz Besonderes. ...

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, obwohl ich kein Kurzgeschichtenfan bin, weil ich die Bücher von Mechthild Borrmann wirklich sehr gerne lese. Ihre Geschichten sind immer wieder etwas ganz Besonderes. Dabei kommt ihre Spitzfindigkeit bei diesen "short stories" ebenfalls sehr zum Ausdruck.

In dieser Kurzgeschichtensammlung erzählt die Autorin zwanzig sehr vielfältige Geschichten, die eine große Themenvielfalt aufweisen. Sie beschreibt Momente des Glücks, der Trauer, des Verständnisses oder lässt den Leser die Verzweiflung des Protagonisten spüren. Jede einzelne erzählung hat mich mehr oder weniger bezaubert und eingenommen, nachdenklich oder traurig zurückgelassen. Manchmal blitzt der unterschwellige schwarze Humor durch, sowie die Subtiliät ihrer Gedanken. Es sind Momentaufnahmen eines Lebens, ohne das Handeln der Figuren zu bewerten oder in Frage zu stellen.

Herauspicken möchte ich die Geschichte um die Wirtin Elisabeth Gräser, und ihrer besten Freundin Lore. Hier lernen wir zwei Frauen kennen, die aufzeigen, was wirkliche Freundschaft bedeutet.
Nachdenklich gestimmt hat mich auch der Brief einer Mutter an ihren Sohn, der als verurteilter Mörder im Gefängnis sitzt. Spielt die Erziehung wirklich eine Rolle oder kommen Mörder bereits zur Welt?
Schockiert hat mich das Schicksal einer jungen und blitzgescheiten Ukrainerin, die als Au-Pair in den Westen kommt und nicht die vermeintliche Familie vorfindet, in deren Haushalt sie kommen soll....
Geschmunzelt habe ich über die Geschichte eines Ehepaares, das sich jedes Jahr ihren Weihnachtsbaum im Topf nach Hause holt, um diesen später im Garten einzupflanzen. Nach Jahrzehnten ähnelt dieser mehr einem Wald und keinerlei Sonnenlicht dringt mehr ins Haus. Doch auch nach vielen Bitten der Ehefrau bleibt ihr Mann seiner Tradition treu...doch diese weiß sich zu helfen...

Fazit:
Die große Themenvielfalt der Kurzgeschichten und die Fragmente aus dem Leben verschiedener Menschen haben mir gut gefallen. Ein Buch, das man auch gut verschenken kann und vielleicht den einen oder anderen neuen Leser für die Autorin gewinnen kann.

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