Toller zweiter Band, der für mich aber nicht ganz an den Auftakt herankommt
Grandhotel Schwarzenberg – Rückkehr nach Bad ReichenhallWas hat mich der erste Teil dieser Trilogie geflasht. Einmal etwas ganz anderes hinter den Buchdeckeln, als ich erwartet hatte. Mit Teil 2 befinden wir uns wieder in Bad Reichenhall und schließen direkt ...
Was hat mich der erste Teil dieser Trilogie geflasht. Einmal etwas ganz anderes hinter den Buchdeckeln, als ich erwartet hatte. Mit Teil 2 befinden wir uns wieder in Bad Reichenhall und schließen direkt an das Ende von "Der Weg des Schicksals" an.
1911. Das große Ereignis - die Eröffnung des Grandhotels Schwarzenberg - steht an. Anna ist noch immer fassunglos, dass Michael als reicher Geschäftsmann aus Amerika nach Bad Reichenhall zurückgekehrt ist. Anna, die von Michael nach seiner Abreise nur zwei Briefe erhalten hat, ist mittlerweile die Frau des Bürgermeisters und Mutter des vierjährigen Karli. Sein Auftauchen bringt sie jedoch in einen großen Konflikt, denn sie empfindet noch immer sehr viel für ihre Jugendliebe. Anna fragt sich vorallem, worum er sich nicht mehr gemeldet hat. ...und Michael fragt sich ähnliches...
Der mitreißende und eingängige Schreibstil hat mich sofort wieder in die Geschichte versinken lassen. Diesmal hat es aber die Autorin nicht ganz geschafft, mich vollkommen zu überzeugen, wie im ersten Teil. Die Zeitspanne von sechzehn Jahren ergibt kleine Zeitsprünge, die aber trotz der nur 304 Seiten viel Inhalt wiedergeben. Eigentlich ist es unfassbar, wie viel auf diesen wenigen Seiten passiert.
Die Figuren entwickeln sich alle weiter, wobei auch neue Charaktere der Geschichte Schwung verleihen. Michaels Gefühle, sein Schmerz und sein Ärger, konnte ich richtig spüren. Karlis späteres Verhältnis zu seiner Mutter stellt die Autorin sehr lebendig dar. Aber auch die Familie von Feil kommt nicht zu kurz und spielt weiterhin eine große Rolle. Leonhard Achleitner zeigt jedoch neue Seiten von sich. Manchmal hatte ich das Gefühl eine ganz andere Person vor mir zu haben, als im ersten Teil. Die Richtung, die er einschlägt, fand ich nicht ganz stimmig zu seiner Person in der Vergangenheit, auch wenn einige unrühmliche Seiten von damals aufgedeckt wurden. Das ist einer der Kritikpunkte an diesem zweiten Teil. Ebenso konnte ich manche Entscheidungen von Anna nicht richtig nachvollziehen. Im Großen und Ganzen ist es aber Kritik auf höchstem Niveau.
Die historischen Fakten, wie der Beginn des Ersten Weltkrieges und der Zerfall des Kaiserreiches, werden perfekt in die fiktive Handlung eingeflochten. Der Krieg spielt zwar eine Rolle, aber wir Leser bleiben in Bad Reichenhall und erleben keine Kampfhandlungen. In dieser schweren Zeit verändert sich auch das Stadtbild des Kurortes. Der Tourismus und das Kurleben erleben einen Stillstand, in der Saline gibt es kaum mehr Männer, die der Arbeit nachgehen können. Dieses Zeitgefühl hat Sophie Oliver perfekt getroffen. Der bildhafte und flüssige Schreibstil ließ mich zusätzlich wieder durch die Geschichte fliegen. Ich freue mich schon auf den Abschlussband Ende Mai.
Fazit:
Der zweite Band der Reihe kann meiner Meinung nach nicht ganz mit dem ersten mithalten, jedoch reihen sich wieder auf wenigen Seiten sehr viele spannende Ereignisse, bei denen sich das Mitfiebern lohnt. Ich freue mich schon auf den Abschlussband dieser wunderbaren Trilogie.