Frostige Rache
FrostgrabNach zehn Jahren treffen sich Milla, Curtis, Dale, Brent und Heather in einer Lodge in den französischen Alpen. Seit einem bestimmten Tag haben sich die fünf Briten nicht mehr getroffen. Damals passierte ...
Nach zehn Jahren treffen sich Milla, Curtis, Dale, Brent und Heather in einer Lodge in den französischen Alpen. Seit einem bestimmten Tag haben sich die fünf Briten nicht mehr getroffen. Damals passierte beim Training ein schrecklicher Unfall. Zeitgleich verschwand eine der Teilnehmerinnen spurlos, was auch das Ende der Freundschaft und für manchen von ihnen auch das Ende der Snowboardkarriere war.
Die verblieben Mitglieder der Clique sind der Einladung nur widerstrebend gefolgt, denn jeder von ihnen möchte mehr oder weniger mit der Vergangenheit abschließen. Innerhalb kurzer Zeit brechen die Rivalitäten wieder hervor. Das Misstrauen wird stärker, als plötzlich die abgegeben Handys verschwinden, der Strom ausfällt und damit auch die Seilbahn ins Tal unbrauchbar wird. Bald bemerken sie, dass sie die Einzigen auf dem Berg sind und jemand nach ihrem Leben trachtet.....
Alice Reynolds hat in ihrem Debüt auf einen altbekannten Plot zurückgegriffen, der in letzter Zeit wieder sehr beliebt zu sein scheint. Arno Strobel hat mit Offline, Lucy Foley mit Neuschnee, Jonas Winner mit Die Party oder mein persönlicher Favorit Christof Gasser mit Blutlauenen einen ähnlichen Ausgangspunkt geschaffen: Eine bestimmte Anzahl von Menschen eingeschlossen, ohne Hilfsmittel und ein Mörder unter ihnen......und das Spiel kann beginnen.
Bei Frostgrab sind, die auf der Skihütte eingeschlossenen Personen, Snowboarder, die sich normaler Weise in der Halfpipe am Wohlsten fühlen. Obwohl ich selbst begeisterte Schifahrerin bin, kann ich mit den Begriffen dieser Sportart nicht wirklich viel anfangen. Diese kommen im Vergangenheitsstrang doch gehäuft vor und entweder googelt man danach oder liest einfach drüber. Meiner Meinung nach war es etwas zu viel des Guten und hat der Geschichte etwas Spannung genommen. Doch die eigentliche Frage des Thrillers ist: "Wer hat Milla und den Rest der damaligen Clique eingeladen und warum?"
Die Autorin wechselt kapitelweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Zum Schluss hin ergänzen sich die beiden Handlungsstränge und geben das Geheimnis preis. Als Leser erfährt man im Vergangenheitsstrang mehr über die damalige Gruppendynamik und den Kampfgeist der Extremsportler. Vorallem die Ich-Erzählerin Milla und Curtis Schwester Saskia sind sehr ehrgeizig und kämpfen mit allen Mitteln um den Platz in der Mannschaft für die Weltmeisterschaft. Dabei schreckt vorallem Saskia vor nichts zurück und greift des Öfteren auch zu unzulässigen Mitteln. Als sie spurlos verschwindet hat jeder der Clique ein mögliches Motiv.
Durch die wechselnden Zeitebenen und dem häppchenweise Aufdecken von Infomationen hat der Thriller Spannungspotential, obwohl es im Mittelteil doch auch einige Längen gibt. Als Leser rätselt man gerne mit und fragt sich, was damals passiert sein könnte und wer nun hinter den unheimlichen Vorgängen in der isolierten Bergstation steckt.
Leider kommt aber auch dieser Thriller am Ende nicht ohne Übertreibungen aus. Was hier schwer verletzte Personen noch alles leisten, grenzt an ein Wunder.
Die Figuren sind hingegen gut ausgearbeitet und jeder Charakter ist individuell gestaltet. Richtige Sympathieträger sind sie allerdings nicht. Die Kapitel sind kurz und veranlassen einem immer wieder weiterzulesen. Die Landschaftsbeschreibungen und die einsame Bergwelt wird sehr lebendig beschrieben und auch die Kälte spürt man richtig durch die Zeilen hindurch.
Fazit:
Wer sich nicht an den (zu)vielen Snowboard-Begriffen stört und am Ende ein Auge zudrückt, wenn schwer Verletzte Unmögliches leisten, hat einen spannenden "Whodunit" Krimi/Thriller vor sich. Für ein Debüt gelungen, aber noch mit kleinen Schwächen. Ich vergebe noch vier Sterne.