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Veröffentlicht am 09.12.2020

Wunderschöner Weihnachtsroman

Das Winterkarussell
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Was für ein wunderschöner Weihnachtsroman! Anna Liebig, alias Linda Winterberg oder Nicole Steyer ist dieses Jahr eine ganz besonders herzerwärmende Geschichte gelungen, die mich am zweiten Adventsonntag ...

Was für ein wunderschöner Weihnachtsroman! Anna Liebig, alias Linda Winterberg oder Nicole Steyer ist dieses Jahr eine ganz besonders herzerwärmende Geschichte gelungen, die mich am zweiten Adventsonntag verzaubert hat. Wenn es dieses Jahr schon nicht möglich ist Adventmärkte zu besuchen, so möchte ich das wenigstens buchtechnisch machen. Deshalb habe ich mich auf den Weihnachtsmarkt in Frankfurt begeben und konnte durch jede Zeile diese besondere Atmosphäre spüren, habe Apfelwein getrunken und Zuckerwatte genascht.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen und zwar in den Jahren 1990 und 1938. In der Gegenwart der neunziger Jahre lernen wir die 15jährige Antonia kennen, die vor Jahren ihren Vater an Krebs verloren hat. Zu Beginn des Romans verunglückt auch ihre Mutter tödlich. Antonia ist plötzlich Vollwaise und muss ins Jugendheim. Sie verliert nach und nach den Kontakt zu ihrer besten Freundin Judith und fühlt sich so verlassen, wie noch nie in ihrem Leben. Als einziger Verwandter wird ihr Großvater Otto gefunden, den sie nie kennengelert hat. Der mürrische alte Mann lebt in einem verschlafenen Ort im Taunus und wusste weder von der Existenz seiner Tochter, noch seiner Enkelin. Der alte Griesgram hat in seiner Scheune ein altes Karussell stehen, das er liebevoll "sein altes Mädchen" nennt. Es ist sein Ein und Alles und hält ihn noch am Leben. Als junger Mann war er Schausteller und tingelte mit seinem Vater und Bruder Gustav von Ort zu Ort. In der Adventzeit standen sie jedes Jahr auf dem Römerberg in Frankfurt, wo er die große Liebe seines Lebens kennenlernte...seine schönste Zeit, mit der er großteils nur gute Erinnerungen verbindet, aber auch Schmerz. Während er als Schausteller von Stadt zu Stadt zog und im Wohnwagen wohnte, kam seine Angebetete aus den noblen Villenviertels Frankfurts. Keine gute Voraussetzung...
Antonia hofft durch ihren Großvater endlich wieder eine Familie zu bekommen, doch die Annäherung erweist sich als schwierig. Ihren Schmerz und ihre Einsamkeit spürt man durch die Zeilen. Als Antonia auf das Karussell stößt, dringt sie langsam zu ihrem Großvater durch. Langsam öffnen sich beide und geben einander Halt und Zuversicht.
Antonia ist eine starke Protagonistin, die manchmal etwas älter erscheint als ihre 15 Jahre. Sie wächst einem sofort ans Herz. Aber auch Otto versteht man immer besser, nachdem man seine Geschichte besser kennen lernt. Mit Gerda haben wir einen weiteren tollen Charakter, der frischen Wind in die Geschichte bringt.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt. Otto war nicht immer ein griesgrämiger alter Mann und seine Geschichte hat mich gepackt, durchwegs gefesselt und ein warmes Gefühl in meinem Herzen hinterlassen. Die warmherzige und nostalgische Atmosphäre im Buch hat mir wahnsinng gut gefallen. Aber auch die Story in der Gegenwart, sprich der Neunziger Jahre, mochte ich sehr. Es war wohltuend wieder einmal ein Buch zu lesen, das ohne Handy usw. auskommt. Es wirkt "stiller" und passt einfach perfekt zur Geschichte. Einzig das Ende hätte noch zwanzigSeiten mehr vertragen...es ging fast ein wenig zu schnell...

Wer "Für immer Weihnachten" von der Autorin unter dem Pseudonym Linda Winterberg gelesen hat, trifft auch einen alten Bekannten wieder. Der Leierkastenmann mit seinem Eselchen hat in der Geschichte zwei Kurzauftritte.

Weihnachtsromane dieser Art findet man selten und "Das Winterkarussel" wid immer einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal und in meinem Herzen haben.

Fazit:
Einer der schönsten Weihnachtsromane, den ich bisher gelesen habe. Berührend, nostaligisch und mit einer eher ungewöhnlichen Handlung...perfekt für schöne Stunden im Lesesessel oder auf der Couch mit Plätzchen und einer heißen Schokolade...große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Ein Silberstreif am Horizont

Gut Greifenau - Silberstreif
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Als großer Fan der Reihe habe ich mich natürlich sehr auf einen weiteren Band gefreut, der mit dem sechsten Band im August 2021 das Finale einläutet...leider! Ich glaube, ich könnte hier ewig weiterlesen! ...

Als großer Fan der Reihe habe ich mich natürlich sehr auf einen weiteren Band gefreut, der mit dem sechsten Band im August 2021 das Finale einläutet...leider! Ich glaube, ich könnte hier ewig weiterlesen! Einzig den letzten, vierten Band, fand ich ein bisschen schwächer, aber Band fünf ist wieder großartig!

Noch immer kämpfen die Deutschen um eine stabile Republik. Die Hyperinflation bringt auch die Bewohner auf Gut Greifenau in eine schwierige Sitution, obwohl es den Menschen am Land noch besser, als in der Stadt geht. Viele Menschen verlieren ihr gesamtes Hab und Gut. Es gibt aber auch Gewinner, wie die Urbans, die ihr Vermögen noch vergrößern. Konstantin nimmt trotz Vorbehalte die finanzielle Hilfe seinen Schwagers Julius Urban an, um Greifenau zu retten. Auch Rebecca hat einige Ideen, um das Gut vor dem finanziellen Ruin zu schützen. Langsam sehen die beiden einen Silberstreif am Horizont.
Rebeccas Eltern und ihre Schwester Karoline können nicht mehr zurück nach Berlin und leben noch immer bei Konstantin und Rebecca. Sie fühlen sich nutzlos und wollen der Tochter und dem Schwiegersohn nicht zur Last fallen. Doch mit ihren Aktionen bringen sie Chaos ins Leben der Dienstboten.
Katharina kann sich endlich ihren Traum vom Medizinstudium erfüllen, während Alexander noch immer als Pianist Kinofilme musikalisch begleitet. Doch der Tonfilm ist von den USA auf den Weg nach Europa und er ahnt, dass sein Job bald nicht mehr gebraucht wird.
Aber auch unter den Bediensteten bringt die instabile Politik und Zukunft Deutschlands einige Veränderungen mit sich. Wiebke vermisst Eugen und erkennt langsam, dass es ein Fehler war ihn nach Amerika gehen zu lassen. Bertha nimmt diesmal einen größeren Teil in der Handlung ein und bringt interessante neue Aspekte in die Geschichte. Leah Rosenthal, eine sympathische junge Frau, ist der Neuzugang auf dem Gut. Mit der neuen Dorflehrerin Luise Tetzlaff scheint allerdings keine wirklich Besserung eingetreten zu sein, nachdem Karl Matthis endlich in Rente gegangen ist. Rebecca benötigt jedoch einige Zeit bis sie hinter das wahre Gesicht der neuen Lehrerin blickt...
Ida und Albert sind glücklich, als sich Nachwuchs einstellt. Auch Rebecca erwartet wieder ein Kind und Nikolaus wandelt auf Freiersfüßen. Seine Angebetete muss natürlich Geld haben und von Adel sein....ganz wie es Mutter Feodora wünscht. Beide sind noch immer in der alten Kaiserzeit verhaftet und wollen den politischen Umschwung nicht anerkennen.

Langweilig wird es auf den 544 Seiten nie. Hanna Caspian gelingt es wieder hervorragend alle gesellschaftlichen Schichten und historische Begebenheiten miteinander zu vereinen. In jedem Strang fiebert man mit einem oder mehreren Figuren mit. Mittlerweile sind mir (fast) alle sehr ans Herz gewachsen.
Die politische Situation zu dieser Zeit wird sehr bildhaft dargestellt. Man versteht die Unsicherheit der Menschen, die sich nach dem Großen Krieg, dem Zerfall der Monarchie und der Inflation endlich Stabilität wünschen. Man bemerkt auch das langsame Aufkommen der Nationalsozialisten, die hier noch eine kleine Rolle spielen und von anderen Parteien übertrumpft werden. Wenn man liest, was damals alles vermieden hätte werden können, wenn man das Wissen von heute hätte...
Doch die Menschen suchen nach Schuldigen der Misere und finden sie in den Juden, den Homosexuellen, den Kommunisten und Sozialisten usw. Manchmal habe ich doch die eine oder andere Ähnlichkeit zur heutigen Zeit gesehen, was mir etwas Angst macht.
Auch neue Errungenschaften in der Landwirtschaft und im Haushalt werden angesprochen. Konstantin bemüht sich auch um elektrischen Strom für das Gut, wobei er allerdings den Zuspruch der anderen Gutsbetreiber benötigt. Nicht alle sind so aufgeschlossen wie er...

Es waren wieder kurzweilige Lesestunden, die mich auf Gut Greifenau haben verweilen lassen. Die Seiten fliegen immer nur so dahin und obwohl man es zuvor kaum erwarten kann den neuen Band der Reihe zu lesen, ist man viel zu schnell durch.

Fazit:
Mit dem fünften Band hat Hanna Caspian wieder eine großartige Fortsetzung geschaffen, die mich gefesselt und voller Ungeduld auf den finalen sechsten Band hinfiebern lässt. Eine tolle Reihe, die diese Zeit, sowie das Leben aller Gesellschaftsschichten, bildhaft darzustellen vermag. Ich kann gar nicht genug davon bekommen!

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Habe abgebrochen

Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh
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Dies ist der zweite Teil der Heimat-Saga.

Nun habe ich aber den zweiten Teil bei Seite 256 abgebrochen. Es kommt selten genug vor, aber da es kein Rezensionsexemplar ist und ich das Buch aus der Bücherei ...

Dies ist der zweite Teil der Heimat-Saga.

Nun habe ich aber den zweiten Teil bei Seite 256 abgebrochen. Es kommt selten genug vor, aber da es kein Rezensionsexemplar ist und ich das Buch aus der Bücherei geliehen hatte, habe ich mich dazu durchgerungen. Ich habe mich gestern einfach nur mehr durch die Seiten gequält...und das soll es nicht sein.
Die Story setzt dort an, wo Teil Eins endet und führt uns nach Russland. Über den Ortswechsel habe ich mich sehr gefreut. Die begabte Kathi und ihre besondere Schwester Franzi werden nach Moskau gebracht. Kathi wird allerdings nicht an die Uni gebracht, sondern wie eine Kriegsgefangene behandelt.

Danach wird es immer unglaubwürdiger, mystischer und langatmiger. Ich habe begonnen querzulesen, aber es half alles nichts. Plötzlich befinden sich alle Teile der Familie in Russland. Die Mutter ist eine ehemalige russische Spionin, der Vater ist im Kriegsgefangenenlager und plötzlich haben alle russischen militärischen Befehlshaber Interesse an Laurenz Sadler und den Mädchen. Spione, Doppelspione und jede Menge verwirrende russische Namen machen es nicht wirklich leichter. Zusätzlich bleiben die Figuren sehr an der Oberfläche. Immer wieder tauchen wir viel zu oft in Franzis Welt von Zwergen, Rübezahl, Bienen und geflügelten Autos ein....wozu diese an den Haaren herbeigezogenen Elemente. Ich habe auch so verstdanen, dass Franzi anders ist, aber müssen wir die Story aus ihrer Sicht lesen? Alles klingt einfach nur noch obskur und ich fragte mich, ob ich hier eine Fantasystory oder einen historischen Roman lese.
Ich habe bei Seite 256 abgebrochen - tut mir leid! Ich wollte es wirklich mögen! Macht euch aber bitte selbst ein Bild, wenn ihr das Buch lesen möchtet.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Spannender Fall um Cybermobbing

Kalte Liebe
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Dies ist mein dritter Krimi rund um das Bielefelder KK11, aber bereits der fünfte Teil. Wie die von mir gelesenen Vorgänger ist auch dieser Fall wieder äußerst spannend und ich war sofort wieder in der ...

Dies ist mein dritter Krimi rund um das Bielefelder KK11, aber bereits der fünfte Teil. Wie die von mir gelesenen Vorgänger ist auch dieser Fall wieder äußerst spannend und ich war sofort wieder in der Geschichte. Kommissarin Nina Tschöke freut sich auf ihren Urlaub, als ihr Team einen brutalen Mädchenmord auf den Tisch bekommt.
Im Teutoburger Wald wird die Leiche der erst 15jährigen Charlotte gefunden. Nina tritt ihren Urlaub nicht an und beginnt mit dem neu hinzugekommene Kollegen Roman Nolte und ihrem Team zu ermitteln. Bald stellt sich heraus, dass Charlotte in der Schule gemobbt wurde und sich seit einigen Monaten völlig zurückgezogen hat. In ihrem Chatverlauf in einem Forum findet die Polizei schockierende Nachrichten. Und auch ihr WhatsApp Verlauf zeigt einige interessante Spuren.
Was verbirgt das Lehrerehepaar Schoppe? Was ist tatsächlich zu Silvester passiert, dass sich Charlotte danach vollkommen abgekapselt hat? Und wer gehört noch zur Gruppe der Schulmobber rund um Vincent, den Großkotz der Klasse, der besonders rücksichtslos ist?

Das fragt sich nicht nur der Leser und das Ermittlerteam, sondern auch Charlottes Mutter Margarete, die seit dem Tod ihrer Tochter auf Rache sinnt. Die Frau ist vollkommen fertig und beginnt nachzuforschen.... Schon bald hat sie mehr Informtionen als die Polizei gesammelt und beginnt eine Rachefeldzug.

Die Handlung ist komplex und es gibt allerlei ungeahnte Wendungen. Das Tempo ist hoch und man fiebert mit jeder Seite immer mehr mit. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der Verzweiflung und der Gefühlswelt der Mutter von Charlotte. Man versteht, dass sie Selbstjustiz üben will, aber gleichzeitig möchte man sie schütteln und sie warnen. Oftmals blieb mir fast das Herz stehen bei ihren Aktionen. Aber auch Nina kommt diesmal in eine sehr brenzlige Situation, die sie in Lebensgefahr bringt.
Einzig der Verdacht, wer hinter dem Verbrechen stecken könnte, kam mir zu früh.

Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Lebendige Dialoge und einen Fúnken Humor beleben die Handlung. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, haben alle Ecken und Kanten und werden nach jedem weiteren Band immer mehr zu Freunden des Lesers.

Fazit:
Ein spannender Pageturner mit einem sehr aktuellen Hintergrund und einer komplexen Handlung. Das Ermittlerteam rund um Nina Tschöke und Dominik Domeyer gefällt mir immer besser. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und finde die Reihe absolut gelungen.

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Kampf für das Recht um Frauenbildung

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
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Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren ...

Im zweiten Teil der Reihe rund um das Juliusspital in Würzburg begleiten wir als Leser die Enkeltochter von Viviana Winkelmann-Staupitz, die bereits im ersten Band darum kämpfte als Frau Medizin studieren zu dürfen. Fünfzig Jahre später hat sich kaum etwas geändert und noch immer ist es für Frauen in Bayern unmöglich Ärztin zu werden.

Henrike Hertz, die Enkelin von Viviana, hat auch vorerst gar nicht vor in die Fußstapfen der Großmutter zu treten. Doch als ihre Mutter mit Magenproblemen ins Juliusspital eingeliefert wird, lernt sie die Wärterin Anna Gärtlein kennen. Diese führt sie in die Welt der "menschlicheren Menschen" ein - zu den Patienten in die Irrenanstalt. Henrike ist fasziniert von den seelenkranken Menschen und möchte ihnen helfen. Sie beginnt heimlich als Reserve-Wärterin zu arbeiten und träumt davon beim vielgerühmten Professor Rieger studieren zu dürfen und zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Doch in Bayern besteht noch immer das Immatrikulationsverbot für Frauen - wie schon damals bei ihrer Großmutter. Zusätzlich ist da noch der französiche Medizinstudent Jean-Pierre, der Henrikes Herz erobert....

Zu Beginn tat ich mich etwas schwer und konnte nicht richtig in die Geschichte finden. Zu viele Wiederholungen aus Band Eins, die aufgegriffen wurden und zu detaillierte Ausführungen über das Leben bei Henrike zu Hause, haben mich schnell ermüdet. Erst nach dem ersten Drittel fand ich richtig in den Roman und konnte mich die Handlung gefangen nehmen. Henrike ist genauso mutig wie ihre Großmutter und kämpft in der männerdominierenden Welt um einen Platz in den Hörsälen. Während Viviane Henrike unterstützt, ist ihr Vater Anton-Oskar ein Mann der alten Schule. Er sucht indessen fleißig einen geeigneten Heiratskandidaten und kann selbstständige Frauen nicht ausstehen.

Berlin hat zu dieser Zeit Würzburg den Rang als Medizinhochburg abgelaufen. Durch die Erfindung der X-Strahlen durch Professor Wilhelm Conrad Röntgen erlebt das Juliusspital wieder einen Aufschwung. Doch dann behauptet Philipp Lenard, er sei eigentlich der Erfinder der "Zauberstrahlen".
Neben Conrad Röntgen sind weitere historische Persönlichkeiten in den Roman miteingeflossen. Die fiktive Handlung wird mit den historischen Begebenheiten geschickt verwoben.
Die beiden Autorinnen haben sich in diesem Roman aber nicht nur mit der "Affäre Röntgen" genauestens beschäftigt, sondern auch die Frauenrechte stehen wiederum im Mittelpunkt.

Es gibt einen Einblick in die Irrenanstalten von damals, wobei wir im Juliusspital in der Abteilung, die Henrike betreut, die leichteren Fälle vorgesetzt bekommen. Die medizinischen Ansätze wurden wieder sehr detailliert und genau beschrieben. Durch Wärterin Anna Gärtlein lernen wir auch das Würzburger Arbeiterviertel Grombühl kennen. Die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit sind sehr anschaulich dargestellt. Der Kampf um die Rechte der Frauen führt auch Henrike weiter, bis die Tuberkulose über Würzburg hereinbricht....
So richtig anders ist Teil zwei nicht, denn vieles wiederholt sich von Großmutter auf Enkelin. Deswegen fehlte es mir manchmal an Spannung und den Charme des ersten Bandes. Einzig das Ende ist abweichend.

Schreibstil:
Claudia und Nadja Beinert schreiben sehr detailverliebt und haben in ihre Dilogie viele medizinische Begriffe genauestens erklärt. Das ist einerseits spannend (wie der Kampf um die Erfindung der Röntgenstrahlen), führt aber bisweilen zu Längen.
Die Geschichte wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Emotionen der einzelnen Figuren werden sehr lebendig wiedergegeben.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis und am Ende ein informatives Nachwort der beiden Autorinnen. Der Roman ist in drei Teile: Mit Angst, mit Hoffnung und mit Mut, aufgeteilt.

Fazit:
Ähnlich gestrickt wie Teil Eins konnte mich "Arztin in stürmischen Zeiten" nicht ganz so abholen, wie der Vorgängerband. Es dauert etwas bis die Handlung in Fahrt kommt...einige Seiten weniger hätte ich gut gefunden. Danach wird es aber wieder interessant und spannend. Für medizinhistorische Leser empfehle ich die Dilogie gerne weiter!

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