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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2020

Ein Hospital für Arm und Reich

Das Hospital der Hoffnung
3

Als ich vor Jahren in Barcelona war, habe ich das Hospital de la Santa Creu i Sant Pau leider nur kurz gesehen, aber es ist mir in Erinnerung geblieben, wie eigentlich alle wundervollen Gebäude dieser ...

Als ich vor Jahren in Barcelona war, habe ich das Hospital de la Santa Creu i Sant Pau leider nur kurz gesehen, aber es ist mir in Erinnerung geblieben, wie eigentlich alle wundervollen Gebäude dieser tollen Stadt.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich bei der Lesejury diesen Roman entdeckt habe, der sich auch um den Bau dieses Gebäudes dreht.
Wir befinden uns im Jahre 1892 und im Prolog wird ein Säugling in die Babyklappe des Krankenhauses gelegt. Beigelegt ist eine Holzschatulle mit einer Fotografie eines kleinen Jungen auf einem Pappmachépferdchen Der männliche Säugling wird Lluis genannt. Er wächst bei seiner Amme Dolors auf, die ihn gemeinsam mit ihrer Tochter Maria aufzieht. Als Lluis sieben jahre alt ist, kann Dolors jedoch nicht mehr für ihn sorgen und er muss zurück ins Kinderheim. Dort entdeckt man Jahre später seine zeichnerischen Fähigkeiten. Ein berühmter Bildhauer nimmt ihn daraufin als Lehrling auf, während Dolors und Maria im Haushalt von Doktor Darius Rovira eine Anstellung als Köchin und Hausmädchen finden. Maria träumt davon Krankenschwester zu werden, die Tochter des Hauses, Aurora, möchte Medizin studieren, wie ihr Bruder Llorenc......

Das erste Drittel hat mir sehr gut gefallen. Wir lernen Lluis, seine Milchschwester Maria, aber auch Aurora und Llorenc aus dem Arzthaushalt der Riveras kennen. Die Autorin greift mit den vier Charakteren einige Themen wie die Bildhauerei, die Medizin und auch die Homosexualität auf. Leider werden aber alle Themen nur an der Oberfläche behandelt. Der große rote Faden im Buch ist und bleibt der jahrelange Bau des Hospitals, wobei es zum Ende hin noch politisch wird. Mir wurden es mit der Zeit zu viele Details und ausufernde Beschreibungen rund um den Bau und die Zusammenführung des Neubaus mit dem alten Hospital. Viel lieber hätte ich mit den Charakteren an der Errichtung des Hospitals teilgenommen, was die Geschichte lebendiger gemacht hätte. Zusätzlich gibt es viele Figuren und willkürliche Zeitsprünge, die das Lesen erschweren.

Der Schreibstil ist etwas sachlich und konnte mich nicht richtig packen....einzig auf den etwa ersten 100 Seiten fieberte ich mit den Charakteren mit.

In der Mitte hatte ich das Gefühl nicht weiter voran zukommen. Es gab etliche Längen. Die Autorin hat sich meiner Meinung nach zu vielen Themen angenommen und alle nur an der Oberfläche gekratzt. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich aber vorallem in den Einzelheiten betreffend dem Bau des Krankenhauses verlor, die Charaktere und ihre Schicksale dadurch an Substanz verloren. Zusätzlich gab es einige Zeitsprünge, die weder gekenntzeichnet, noch richtig ersichtlich waren. Oftmals wollte ich mehr über eine Figur erfahren, doch die Autorin fand nur einige kurze Sätze dazu...wie zum Beispiel zu Auroras Medizinstudium, das im Klappentext so groß angekündigt wurde. Es gab keinerlei Probleme mit dem Vater, noch wurde genauer beschrieben, dass sie zu den ersten weiblichen Medizinstudentinnen gehörte und welche Probleme sich damit ergaben. In wenigen kurzen Sätze war dies abgehandelt.
Zum Ende hin nehmen die politischen Ereignisse mehr Raum ein, was ich wiederum spannend fand. Man weiß viel zu wenig über den Bürgerkrieg in Spanien und den Wunsch Kataloniens eigenständig zu sein. Das Problem ist bis heute nicht gelöst und somit auch noch immer aktuell.


Fazit:
Ein historischer Roman, der viel Augenmerk auf den Bau des Hospitals und später auch auf die politischen Unruhen legt. Dabei kommen die Charaktere etwas zu kurz und bleiben an der Oberfläche. Zu detaillierte Beschreibungen rund um die Entstehung des Hospitals erzeugen leider einige Längen. Ein Roman, der mich etwas zwiespältig zurück lässt.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Leider nicht meine Reihe

Riviera - Der Weg in die Freiheit
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Vor kurzem habe ich Band 1 der Dilogie gelesen. Band 2 schließt direkt an das Ende des ersten Bandes an, deshalb würde ich allen empfehlen mit "Der Traum vom Meer" zu beginnen.

Der Zeitraum des zweiten ...

Vor kurzem habe ich Band 1 der Dilogie gelesen. Band 2 schließt direkt an das Ende des ersten Bandes an, deshalb würde ich allen empfehlen mit "Der Traum vom Meer" zu beginnen.

Der Zeitraum des zweiten Bandes umfasst nun die Jahre 1938 bis 1945.
Salome ist zurück in Deutschland. Unter der deutschen Wehrmacht hat das Reisebüro von Arthur Hochbetrieb, denn es werden Reisen "auf den Spuren Hitlers" nach Italien angeboten. Während ihr Vater mit den Nazis zusammen arbeitet, nutzt Salome ihre Funktion als Reiseleiterin um Juden ins Ausland zu schmuggeln. Doch auch in Italien ist die jüdische Bevölkerung bald nicht mehr sicher, denn Mussolini schließt sich mit Hitler zusammen. Deshalb versucht Salome die Flüchltinge übers Mittelmeer nach Frankreich zu schmuggeln. Bei einer Überfahrt trifft sie wieder auf Felix, der im Widerstand aktiv ist. Gemeinsam versuchen sie den Flüchtlingen zu helfen und diese in Sicherheit zu bringen. Auch in seinem Hotel, das er mit Ornella führt, bringt er Flüchtlinge unter. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird die Lage für Salome immer gefährlicher, vorallem als sich auch die Franzosen an der Verfolgung der Juden beteiligen...

Julia Kröhn hat in ihrem zweiten Band der Riviera Diloge nun mehr politische Ereignisse in die Dreiecksgeschichte zwischen Felix, Salome und Ornella einfließen lassen. "Der Weg in die Freiheit" ist weitaus ereignisreicher. Der Kampf im Widerstand und die prekäre Lage der Bevölkerung, sowie der Flüchtlinge wird zum Mittelpunkt, was mir wesetlich besser gefallen hat. Trotzdem nimmt auch die Dreiecksgeschichte wieder genug Raum ein. Sie blieb mir im zweiten Band genauso unverständlich, wie schon in Band Eins.

Die Charaktere sind leider noch immer nicht sympathischer geworden, haben aber an Tiefe zugelegt. Salome ist reifer geworden und widmet sich vorallem den Flüchtlingen. Auch Felix und Ornella haben sich weiterentwickelt, auch wenn ich im Endeffekt keinen der drei Protagonisten mochte oder verstehen konnte.
Gefallen hat mir die bildhafte Beschreibung der Gegend rund um die französische Stadt Menton.

Besonders hervorheben möchte ich die sehr aktive Teilnahme der Autorin bei der Leserunde zu beiden Bänden. Sie hat vieles genau erklärt und auch unsere Schwieirgkeiten mit den Charakteren als Anlass genommen uns diese näher zu bringen.

Fazit:
Band zwei "Der Weg in die Freiheit" hat mir besser gefallen, als der erste Band. Trotzdem konnte mich die Dilogie nicht wirklich einnehmen. Ich haderte mit den Charakteren, mit der Dreiecksgeschichthe und im ersten Band mit den Längen im Buch. Meine Reihe war das leider nicht...sehr schade!

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Spannende Lesestunden um die Nonne Fidelitas

Hexenglut
1

"Hexenglut" ist der zweite Band der Reihe um die Nonne Fidelitas. Ich kannte Band 1 nicht, hatte jedoch keinerlei Einstiegsprobleme. Ich kenne die Autorin allerdings von ihren Krimis, die sie gemeinsam ...

"Hexenglut" ist der zweite Band der Reihe um die Nonne Fidelitas. Ich kannte Band 1 nicht, hatte jedoch keinerlei Einstiegsprobleme. Ich kenne die Autorin allerdings von ihren Krimis, die sie gemeinsam mit Ingrid Zellner schreibt und liebe ihren Schreibstil.

Der Tuchhändler Vinzenz Stöcklin wird auf der Heimfahrt von Wegelagerern überfallen und verletzt. Im naheliegenden klsoter frauenalb wird er gesund gepflegt. Bevor er sich auf den Rückweg nach Freiburg macht, bittet er um die Begleitung der kräuterkundigen Nonne Fidelitas, die seine schwerkranke Frau Regula heilen soll. Fidelitas begleitet den Tuchhändler in die Stadt Freiburg. Ihr gelingt es tatsächlich seine Frau gesund zu pflegen. Doch während ihres Aufenthaltes kommt es im Hause Stöcklin zu zwei mysteriösen Todesfällen und Fidelitas wird der Hexerei beschuldigt. Man steckt sie in den Christoffelturm und will sie unter Folter zu einem Geständnis zwingen.
Viktoria, die Tochter des Tuchhändlers, soll mit Martin Danner, Erbe eines wohlhabenden Tuchhändlers, verheiratet werden. Sie liebt jedoch seinen jüngeren Bruder Jörg, ein Uhrmachergeselle ohne nenneswerte Mitgift. Für Viktorias Großmutter Gundi kommt der verarmte Bruder nicht in Frage. Doch Viktoria kämpft um ihre Liebe, genauso wie um Fidelitas, deren Unschuld sie beweisen möchte....

Von Beginn an fesselt dieser historische Roman, der mit Krimielementen spielt. Nicht umsonst schreibt die Autorin auch zeitgenössische Krimis.
Die lebendige und intensive Erzählweise und die zeitlich angepasste Sprache haben mich durch das Buch fliegen lassen. Die bildhaften Beschreibungen und Schilderungen zur Hexenverfolgung, sowie die angewandten Foltermethoden haben mir Gänsehaut beschert. Was bin ich froh, dass diese Zeit vorüber ist....auch wenn man heutzutage mit Cyber-Mobbing Menschen genauso denunzieren kann.

Simone Dorra gibt dem Leser im letzten Drittel ausnahmsweise Hinweise zum Täter, was jedoch die Spannung nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil! Die Autorin meinte in der Leserunde, dass es nicht nur heißt den Mörder zu finden, sondern auch mitzuerleben, wie er entdeckt und überführt wird. Das hatte zur Folge, dass der Spannungsbogen zum Ende hin nochmals beträchtlich ansteigt und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, bevor ich nicht wusste, wie es ausgeht.

Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort, das ich ziemlich interessant fand. Dabei wird angesprochen, dass es tatsächlich Nonnen gab, die der Hexerei beschuldigt und auch hingerichtet wurden. Grauenhaft!

Fazit:
Ein historischer Roman mit Krimianteil, der mir sehr spannende Lesestunden brachte. Ich hoffe auf ein weiteres Lesevergnügen mit der Nonne Fidelitas...

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Flucht aus der Heimat

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Ich habe bereits einige Bücher von Theresia Graw gelesen, doch mit "So weit die Störche ziehen" hat sie sich etwas abseits ihres normalen Genres versucht und es ist ihr hervorragend gelungen.
Inspiriert ...

Ich habe bereits einige Bücher von Theresia Graw gelesen, doch mit "So weit die Störche ziehen" hat sie sich etwas abseits ihres normalen Genres versucht und es ist ihr hervorragend gelungen.
Inspiriert durch die eigene Familiengeschichte hat die Autorin diese mit fiktiven Elementen verbunden und einen Roman erschaffen, der mich von der ersten Zeile an gepackt hat.

Wir befinden uns im Jahr 1939 im malerischen Ostpreußen. Dora Twardy ist gerade sechzehn Jahre alt geworden und lebt auf einem Pferdegestüt. Sie liebt das Reiten und seit kurzem auch den besten Freund ihres Bruders Hans, Wilhelm von Lengendorff. Als der Krieg ausbricht ist in Ostpreußen noch nicht wirklich viel davon zu bemerken. Nachdem Dora die Schule beendet hat, schickt ihre Mutter sie nach Königsberg zu ihrem Onkel, dessen Frau verstorben ist. Sie soll seinen Haushalt führen und sich um die Kinder kümmern. Dora ist alles andere als begeistert, denn sie möchte ihr Leben genießen, reiten, tanzen und sich mit Wilhelm verloben. Ihre Gedanken drehen sich ausschließlich um Kleider, ihr Aussehen und die Liebe. Sie ist temperamentvoll und unbekümmert. Und genau in dieser Zeit lernt sie den unkonventionellen Fotografen Curt kennen, der ihr ein bisschen das gewünschte Leben nach Königsberg bringt. Als auch ihr Vater in den Krieg ziehen muss, muss Dora zurück aufs Land und sich mit dem neuen Verwalter auseinandersetzen, den ihr Vater eingesetzt hat. Mit der Zeit bekommt auch das Leben auf dem Gutshof Risse. Die Wehrmacht holt sich die Rassepferde. Ihr Vater, der Verlobte und ihr Bruder kämpfen an der Front....jeder mit anderen Erwartungen. Und irgendwann erreicht die Front auch Ostpreußen und der Krieg schlägt mit voller Härte zu. Die Twardys müssen ihre Heimat verlassen und alles zurücklassen....

Theresia Graws Eltern stammen aus Ostpreußen und mussten ihre Heimat, wie so viele andere, verlassen. Die Autorin wollte mit diesem Roman stellvertretend an alle Menschen erinnern, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Die Geschichte beginnt ruhig, um sich zu steigern und letztendlich mit dem Höhepunkt des Krieges zu enden. Zu Beginn des Romans war mir Dora noch zu verwöhnt und egoistisch, um mir wirklich sympathisch zu sein. Doch sie muss schnell erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Zuerst in Königsberg und später zuhause auf dem Gut. Ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallenen, auch wenn ich nicht immer alle ihre Entscheidungen gutheißen konnte. Fälschlicher Weise wird im Klappentext davon gesprochen, dass der Vater Dora die Verantwortung über den Hof übergibt...das ist nicht richtig.

Man begleitet aber nicht nur Dora, sondern auch ihre Familie, die Geschwister, die Hausangestellten, Nachbarn und die polnischen Zwangsarbeiter. Bis hin zum kleinsten Nebencharakter sind die Figuren liebevoll gezeichnet und authentisch. Ich hatte jede Figur vor Augen und konnte sie mir einwandfrei vorstellen.
Besonders die zweite Hälfte des Romans hat mich das Buch kaum mehr zur Seite legen lassen. Ist es anfangs noch eher ruhig und hatte ich auch kleine Probleme mit Dora, konnte mich die zweite Hälfte richtig überzeugen. Die Erlebnisse gehen unter die Haut...vorallem die Flucht über das Eis der Ostsee hat mich hat mich wirklich mitgenommen.

Die titelgebenden Störche bindet die Autorin wunderbar in ihre Geschichte mit ein. Sie stehen für die Freiheit, die durch den Krieg verloren geht. Vor wenigen Jahren war ich in Litauen und habe mit großen Augen die Vielzahl an Störche gesehen, die sich entlang der Straße tummelten. Innerhalb weniger Minuten hatte ich 70 Störche gezählt und werde deren Anblick nie vergessen, auch wenn wir in meinem Geburtsort jedes Jahr ein Storchenpaar begrüßen dürfen.

Wer die Reihe um Gut Greifenau mochte, dem wird auch Theresia Graws Roman gefallen. Eine Fortsetzung ist geplant. Darauf freue ich mich bereits....

Schreibstil:
Der poetische Schreibstil lässt den Krieg zu Beginn nicht ganz so grausam erscheinen. Theresia Graw versteht es mit wunderschönen Landschaftsbildern die Gräuel des Krieges oftmals vergessen zu lassen. Trotzallem fiebert man mit den Charakteren mit und ist gefangen in der Erzählung.

Fazit:
Ein beeindruckender und fesselnder Roman über den Verlust der Heimat, über Familienzusammenhalt und die Repressalien gegen die Verlierer des Zweiten Weltkrieges.
Wegen kleinen Startschwierigkeiten vergebe ich 4 1/2 Sterne. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Historischer Zeitreiseroman, der in der Grand Central Station spiel

Mit dir für alle Zeit
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New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen ...

New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen Uhr, ist altmodisch gekleidet und scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Joe spricht sie an und verliebt sich augenblicklich in die hübsche Fremde. Ihr Name ist Nora, sie ist 23, und die Beiden verbringen zusammen einen netten Abend. Als er sie nach Hause begleitet verblasst sie plötzlich und verschwindet vor seinen Augen. Denn Nora ist eigentlich tot. Sie ist 1925 beim schweren Subway-Unglück im Grand Central gestorben und kehrt in manchen Jahren an ihrem Todestag genau dort wieder auf. Dass Nora tot ist erfährt Joe nach einem Telefonat und einigen Nachforschungen. Doch die junge Frau geht ihm nicht aus dem Kopf und so wartet er ein Jahr später am selben Ort wieder auf sie.....

In kurzen Rückblenden wird Noras Leben vor dem Unglück erzählt, genauso wie auch Joes Leben abseits seiner Arbeit im Grand Central. Der rote Faden und der wirkliche Mittelpunkt der Geschichte ist die Grand Central Station, wo sich alles Leben und die Liebe zwischen den beiden abspielt. Den Joe bleibt nicht untätig und versucht herauszubekommen, warum Nora immer am 5. Dezember auftaucht und welche Einflüsse ihr Verschwinden verursachen. Gibt es eine Möglichkeit längere Zeit oder sogar für immer zusammenbleiben zu können?
Es vergehen einige Jahre, doch Joe wartet jedes Jahr am 5. Dezember auf seine Nora. Während sich die Welt weiter dreht, 1939 die Weltsausstellung in New York stattfindet und später die USA in den Zweiten Weltkrieg eintritt, versucht Joe herauszufinden, wie er es anstellen kann, dass Nora für immer bei ihm bleiben kann. Doch während er altert, bleibt Nora immer 23.

Der Roman lebt nicht nur von der Liebesgeschichte, sondern vorallem von der großartigen Atmosphäre am Grand Central, die von dere Autorin wunderbar eingefangen wurde. Obwohl ich noch nie in New York gewesen bin, hatte ich Bilder im Kopf, die mich beim Lesen begleitet haben. Selten habe ich so wunderbar bildhafte Beschreibungen der Umgebung gelesen. Zusätzlich googelte ich auch nach dem Phänomen der Manhattanhenge, bei dem das Licht der untergehenden Sonne in einer geraden Linie durch die Schluchten der Straßen Manhattans fällt. Dieser Zeitpunkt spielt im Roman eine große Rolle, ebenso wie die räumliche Grenze.

Kleine Längen in der Mitte, bei denen ich das Gefühl von Stillstand hatte, haben mich etwas im Leseflow gebremst, aber in der zweiten Hälfte legte sich das wieder.
Die Problematik des beginnenden Altersunterschiedes, die Erklärung warum er mit Nora nicht seine Familie besuchen kann und weitere Ereignisse in Joes Familie, sind schwerwiegende Probleme in der Beziehung der Beiden. Der Autorin gelingt es allerdings nicht zu 100% darauf einzugehen. Die Probleme werden nur oberflächlich angerissen, wie auch die "Lösung", die Lisa Grunwald am Ende anbietet. Ich war sehr neugierig, wie die Autorin diese Geschichte beenden würde und ich bin damit zufrieden. Romantikerinnen werden aber vielleicht mit dem Ende Probleme haben. Alles in allem ein Roman, der mich gut unterhalten und mir sicherlich im Gedächtnis bleiben wird.


Fazit:
Etwas anders als ich erwartet hatte, aber ein sehr atmosphärischer Roman, der vorallem mit seinen bildhaften Beschreibungen glänzt. Kleine Längen in der Mitte und ein Ende, das nicht jedem Leser zusagen wird, lassen mich gelungene 4 Sterne vergeben.

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