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Veröffentlicht am 12.06.2020

Interessant, aber etwas too much

Die Spionin
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"Für die Nazis ist sie die meistgesuchte Person Frankreichs, ein gefürchtetes Phantom, auf dessen Kopf fünf Millionen Francs ausgesetzt sind. Ihr Name ist Nancy Wake - und sie kämpft für die Liebe".

Mit ...

"Für die Nazis ist sie die meistgesuchte Person Frankreichs, ein gefürchtetes Phantom, auf dessen Kopf fünf Millionen Francs ausgesetzt sind. Ihr Name ist Nancy Wake - und sie kämpft für die Liebe".

Mit den oben genannten Sätzen wirbt der Verlag für die Geschichte der 1912 in Neuseeland geborenen Nancy Wake, die im Zweiten Weltkrieg für den britischen Geheimdienst als Spionin in Frankreich gegen die Deutschen kämpfte.

Unter dem Pseudonym Imogen Kealey schrieben der amerikanische Drehbuchator Darby Kealey und die britische Autorin Imogen Robertson über die faszinierende Persönlichkeit, die die Deutschen "Die weiße Maus" nannten und die unter dem Codename Hélène agierte.

In Marseille heiratet sie 1939 den französischen Unternehmer Henri Fiocca, ihre große Liebe. Bereits zu dieser Zeit half sie erfolgreich im Widerstand mit, der von Henri mitfinanziert wird. Auf den Kopf der "weißen Maus" werden von den Deutschen daraufhin 5 Millionen Franc ausgesetzt. Sie schicken den intelligenten und kompromisslosen Major Böhm als neuen Kommandanten in den Süden Frankreichs um den gefürchteten Spion zu fangen. Und dieser findet bald heraus, wer hinter der weißen Maus stecken könnte. Er lässt Nancy's Mann verhaften, woraufhin diese nach Großbritannien flieht. Dort lässt sie sich als Geheimagentin ausbilden. Anschließend kehrt sie zurück in die Auverne und kämpft mit den Partisanen für ein freies Frankreich.

Fakten werden mit fiktiven Elementen verwoben und machen den Roman zu einem spannenden "Spionagekrimi", der allerdings ein bisschen den Touch eines actionreichen Agentenfilmes hat. Nancy wird dabei zu Superwoman und oftmals hatte ich das Gefühl, dass die beiden Autoren etwas zu sehr übertreiben. Man merkt einfach, dass ein amerikanischer Drehbuchautor am Werk war, der die Geschichte bereits filmreif geschrieben hat. Auch die Sprache ist dem angepasst: sehr dialoglastig und manchmal etwas derb. Damit will ich aber die Taten von Nancy Wake nicht schmälern, denn sie muss eine sehr toughe und starke Persönlichkeit gewesen sein, die sich für Frankreich, das nicht etwa ihr Heimatland war, einsetzte. Sie kämpfte vorallem gegen Hitler und seine Schergen.

Trotz alldem lässt sich der Roman gut lesen und vorallem in der zweiten Hälfte flog ich durch die Seiten.

Die Handlung wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei die von Nancy den Hauptteil einnimmt. Zusätzlich erleben wir die Ereignisse noch aus der Sicht ihres Mannes Henri und dem deutschen Major Markus Friedrich Böhm, ihrem ärgsten Feind.

Wirklich sympathisch war mir die Hauptprotagonistin leider nicht, auch wenn ich ihren Einsatz sehr bewundere. Mehr Empfinden fand ich für Major Böhm, der nichts anderes als Hass in mir auslöste. Er ist eine fiktive Figur und steht stellvertretend für die Gräuel der Gestapo.

Die Beschreibung der Umgebung ist sehr bildhaft und ich hatte immer eine perfekte Szene vor meinen Augen.

Am Ende des Romans geben die Autoren mehr Infos über Wahrheit und Fiktion in ihrem Roman preis. Hier zeigt sich, dass doch einige zeitliche und personelle Änderungen vorgenommen worden sind, was ich schade finde. Die Karte von Frankreich im Inneren des hinteren Buchdeckels fand ich sehr hilfreich.

Fazit:
Ein spannender Roman, der wahre und fiktive Begebenheiten erzählt. Allerdings erschien mir hier Nancy Wake oftmals wie eine Art Superwoman. Man merkt deutlich, dass ein amerikanischer Drehbuchautor die Hände mit im Spiel hat. Ansonsten aber eine interessante Geschichte über eine wahrlich großartige Frau, die den Kampf gegen Hitler und seine Schergen aufnimmt.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Vom Autor Armando Lucas Correa habe ich bereits seinen Roman "Das Erbe der Rosenthals" gelesen. Obwohl ich diesen mit noch vier Sternen bewertet habe, wurde ich bereits in diesem Buch mit dem Schreibstil ...

Vom Autor Armando Lucas Correa habe ich bereits seinen Roman "Das Erbe der Rosenthals" gelesen. Obwohl ich diesen mit noch vier Sternen bewertet habe, wurde ich bereits in diesem Buch mit dem Schreibstil des Autors nicht ganz warm, der sehr nüchtern und sachlich ist. Leider konnte ich diesmal zu den Figuren überhaupt keine Bindung aufbauen, obwohl mich das Thema - wie ihr wisst - immens interessiert.
Aber beginnen wir von vorne....

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart mit einem Anruf den Elise Duval entgegennimmt. Die Anruferin war vor kurzem auf Kuba und hat für Elise eine kleine Holzkiste mit Fotos und Briefen, die sie ihr gerne übergeben möchte, mitgebracht. Als die Box persönlich übergeben wird, bricht Elise zusammen und muss ins Krankenhaus gebracht werden.
Danach schwenken wir in die Vergangenheit. Die jüdische Familie Sternberg wohnt in Berlin, als der Buchladen von Amanda Sternberg geplündert und die Bücher verbrannt werden. Ihr Mann Julius ist Kardiologe und wird in seiner Arztpraxis verhaftet. Er hatte jedoch Vorsorge getroffen und für seine beiden Töchter Viera und Lina Tickets für eine Schiffspassage nach Kuba ergattert, wo sie bei einem Onkel unterkommen sollen. Amanda kann sich allerdings nicht von beiden Töchtern trennen und vertraut die ältere Tochter Viera einem alleinreisenden Ehepaar an. Sie flieht mit der erst dreijährigen Lina nach Frankreich in den kleinen Ort Oradour-sur-Glane, wo sie von Bekannten aufgenommen werden. Doch der Krieg geht seinen Verlauf und die Deutschen überrennen Frankreich. Amanda und Lina befinden sich erneut in Gefahr....

Leider konnte mich die Geschichte nicht wirklich mitnehmen. Ich habe schon sehr viele Geschichten rund um den Zweiten Weltkrieg gelesen, die mich zum größten Teil immer sehr ergrifen haben. Hier nimmt bereits der sehr nüchterne Schreibstil viele Emotionen weg. Dies habe ich bereits im Vorgängerroman bemängelt. Der Autor erzählt seine Geschichte zuerst aus der Perspektive von Amanda und wechselt später zu Lina, die noch ein Kind ist. Beim Lesen erkennt man jedoch im Schreibstil keinerlei Unterschied.
Die Geschichte rund um Lina und Viera ist fiktiv, doch die Weigerung die St. Louis anlegen zu lassen und der grausame Überfall auf das Dorf Oradour-sur-Glane sind leider wahre Begebenheiten.

Was mir aber bei "Die verlorenen Töchter der Sternbergs" gar nicht gefallen hat, waren die oftmals angerissenen Handlungsstränge, die teilweise nicht weiter ausgeführt wurden. Mir war zum Beispiel klar, dass die St. Louis in Kuba nicht anlegen bzw. nur ganz wenige Flüchtlinge an Land gehen durften, da es das Thema seines letzten Romans war. Man kann allerdings nicht annehmen, dass alle Leser, die "Die verlorene Tochter der Sternbergs" lesen, auch seinen Vorgängerroman gelesen haben oder durch anderswertige Leküre davon Kenntnis haben. Diese Umstände wurden erst ziemlich spät und in wenigen Sätzen theamtisiert. Das Schicksal von Viera wurde in einem Satz abgehandelt, der Rest ihres Lebens blieb im Dunkeln, obwohl sie doch eine der beiden Schwestern war, um die sich die Geschichte letztendlich gedreht hat.

Auch die Kriegsgeschehnisse wurden mir teilweise zu einseitig beschrieben. Ich will jetzt nichts beschönigen, aber es war immer nur von den bösen Nazis die Rede. Dass die deutsche Armee auch aus normalen Soldaten bestand, die ebenso kämpften, wie jene aus anderen Ländern, ging völlig unter. Zusätzlich vermisste ich mehr Hintergründe zur Rolle Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges, als auch zu den Widerstandskämpfern, zu denen auch Pater Marcel gehörte. Auch dies wurde nur angerissen. Gut für mich, dass ich erst vor kurzem einen ganzen Roman darüber gelesen habe und somit etwas mehr Hintergrundwissen hatte.
Zusätzlich konnte ich Amandas Verhalten trotz ihrer schwierigen Lage überhaupt nicht nachvollziehen, vorallem ihre Lethargie, die sie in Frankreich überfiel. Zuerst war ihr Lina so wichtig, dass sie Viara alleine aufs Schiff schickt und dann kümmerte sie sich überhaupt nicht um ihre Tochter und überließ alles Claire, der Frau, bei der sie unterkamen.
Generell blieben die Charaktere sehr blass und farblos. Ausnahmen waren nur die Köchin Marie-Louise, Pater Marcel und Danielle, die Tochther von Claire, die mir einfach nur leid tat.

Die Passagen zu Beginn und am Ende aus der Gegenwart sind sehr nichtssagend und hätten genauso weggelassen werden können. Der Roman handelt schlussendlich von Müttern und ihren Kindern und den schweren Entscheidungen, die oftmals getroffen werden müssen, um diese zu schützen.


Fazit:
Leider blieb dieser Roman sehr hinter meinen Erwartungen zurück und konnte mich nicht wirklich mitnehmen. Der Schreibstil ist zu sachlich und es fehlen wichtige Hintergrundinformationen. Das war leider nichts! Da mich schon sein letztes Buch nicht ganz überzeugen konnte, werde ich weitere Bücher des Autors nicht mehr zur Hand nehmen. Schade!

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Gibt es eine zweite Chance?

Wer, wenn nicht wir
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Ich liebe die Romane von Barbara Leciejewski, die mich bisher immer begeistern konnte. Auch ihr neuer Roman "Wer, wenn nicht wir" hat mich wieder großartig unterhalten und mich doch so über das eine oder ...

Ich liebe die Romane von Barbara Leciejewski, die mich bisher immer begeistern konnte. Auch ihr neuer Roman "Wer, wenn nicht wir" hat mich wieder großartig unterhalten und mich doch so über das eine oder andere in menem Leben nachdenken lassen - bin ich doch selbst schon mehr als zwanzig Jahre verheiratet.

Viola und Florian sind seit ihrer Schulzeit ein Paar und seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet. In den letzten Jahren haben sie sich allerdings verloren und jeder geht seinen eigenen Weg. Während Viola ihre Karriere als Orchestermusikerin der Familie zuliebe aufgegeben hat und seitdem als Musikschullehrerin Kindern Klarinette spielen beibringt, hat sich Florian zum leitenden Oberarzt in der Unfallchirurgie hochgearbeitet. Er liebt seinen Job, der sehr herausfordernd ist. Ignoranz, Desinteresse und fehlende Kommunikation schleichen sich in die Beziehung ein und nachdem die Kinder fast erwachsen sind, beschließen Viola und Florian sich einvernehmlich zu trennen. Die Freunde und Verwandten sind entsetzt. Trennung und Auszug verlaufen probemlos. Doch da gibt es noch den Sommerurlaub auf Rhodos, den Florian vor längerer Zeit "zum Sonderpreis" gebucht hat - den man nicht stornieren kann. Und so treten sie die Reise ins wunderschöne Griechenland getrennt an....

Barbara Leciejwski beschreibt die Eheroutine sehr realistisch. Die Stimmung und die Verlorenheit der Protagonisten wird sehr gefühlvoll beschrieben. Während beide in der Tretmühle des täglichen Lebens und den Anforderungen anderer feststecken, verlieren sie sich und treiben auseinander. Man fühlt mit Viola und Florian mit, die Auswegslosigkeit ist durch die Zeilen spürbar. Nur im Urlaub, wenn man aus der Routine aussteigt, hat man oftmals eine andere Sicht auf das Leben. So ergeht es auch Viola und Florian. Das Doppelzimmer wurde in zwei Einzelzimmer umgebucht und auch die Ankunftszeiten auf Rhodos sind unterschiedlich. So checken sie als in Trennung lebend als Doktor Quandt und Frau Janiki im Hotel ein und erleben sehr bald die ersten Annäherungsversuche anderer Singles, die auf Urlaubsflirts aus sind. Wie beide darauf reagieren hat die Autorin mit sehr viel Humor und einem Augenzwinkern gekonnt dargestellt. A-Typische Charaktere, die wohl jeder kennt, geben dem Roman seine Würze.

Gerne habe ich bei der Lektüre an meinem Urlaub auf Rhodos zurückgedacht. Viele bekannte Plätze und die typische griechische Gastfreundschaft haben mich träumen lassen. Die malerische Landschaft wird bildhaft dargestellt. Besonders gefreut habe ich mich auf die Beschreibung vom Tal des Schmetterlinge, welches ich damals leider nicht besuchen konnte. Und genau dort passiert in der Geschichte auch etwas Bezauberndes, das den Ausgang des Buches beeinflusst. Als Leser hofft man die ganze Zeit darauf, dass Viola und Florian wieder zusammenkommen. Doch lässt sich dieser Bruch noch kitten?

Die Geschichte ist auf keiner Weise vorhersehbar, denn Barbara Leciejewski hat jede Menge überraschende Wendungen eingebaut, die oftmals eine unerwarte Richtung einnehmen.
Die Dialoge sind spritzig und oftmals kommt auch der schwarze Humor durch. Durch die wechselnde Erzählperspektive erhält der Leser genaue Einblicke in die Gefühlswelt der Figuren. Auch die Nebencharaktere sind sehr lebendig beschrieben. Manche von ihnen sind sehr A-typisch, doch jeder der bereits Pauschalurlaub gemacht hat weiß, dass diese Figuren im wirklichen Leben zu finden sind.

Diese Geschichte der Autorin ist anders, als ihre vorherigen Bücher, doch auch "Wer, wenn nicht wir" habe ich sehr gerne gelesen. Sie ist vorallem für Paare, die schon seit einiger Zeit verheiratet sind zu empfehlen. Viele werden sich in einigen Situationen wiedererkennen.

Fazit:
Eine sehr realistische Erzählung über das Ende einer Ehe und einer eventuell neuen Chance. Das sommerliche Flair auf Rhodos erweckt Sehnsucht nach Urlaub. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und freue mich auf weitere Lektüre der Autorin.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Eine verbotene Liebe

Die Lilienbraut
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Voller Vorfreude habe ich bereits auf den neuen Roman von Teresa Simon gewartet. Bisher habe ich alle ihre Bücher verschlungen. Auch der neue Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wie bereits die Vorgänger.

Im ...

Voller Vorfreude habe ich bereits auf den neuen Roman von Teresa Simon gewartet. Bisher habe ich alle ihre Bücher verschlungen. Auch der neue Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wie bereits die Vorgänger.

Im Gegenwartsstrang sind wir in Köln 2019. Die junge Niederländerin Liv hat eine schmerzhafte Trennung hinter sich. Da kommt ihr das Erbe ihrer verstorben Tante Wimmi gerade recht, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Gemeinsam mit ihrem Sohn Thijs zieht sie von Holland nach Deutschland, denn die Erbschaft erhält sie nur, wenn sie nach Köln zieht. Im hippen Stadtteil Ehrenfeld eröffnet sie ihr kleines Duftparadies. Mit Duftseminaren möchte sie Interessenten anlocken. Ihr Ziel sind persönliche Duftkreationen für ihre Kundinnen. Ihr anfänglicher Erfolg scheint einigen Menschen jedoch nicht wirklich zu gefallen und schon bald muss sie sich mit feigen Attacken auf ihr Geschäft auseinandersetzen....

In der Vergangenheit lernen wir Nellie kennen, die als Bürokraft bei 4711 arbeitet. Chefparfumeur Luuk van Geelen entdeckt, dass Nellie "eine Nase" ist und Duftessenzen eines Parfums erkennen kann. Er gibt ihr die Chance als seine Assistentin mehr über Düfte zu lernen und eigene Ideen und Kreationen herzustellen. Als der Krieg ausbricht benötigen die Menschen eher Lebensmittel als Duftkreationen und die Arbeitsplätze bei 4711 werden immer weniger. Zusätzlich muss sich Nellie Sorgen um ihren jüngeren Bruder machen und selbst leidet sie an einer unerreichbaren Liebe, die keine Zukunft haben kann....

Durch den lebendigen Schreibstil der Autorin ist man sofort mitten im Geschehen. Teresa Simon hat sich diesmal etwas intensiver mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt. Die Bombennächte in Köln werden sehr lebendig und eindringlich beschrieben. Ich habe mit Nellie und ihrer Familie gebangt, konnte den Hunger und das Leid durch die Zeilen spüren.

In beiden Zeitsträngen erfährt man mehr über die verschiedenen Methoden der Duftherstellung, was ich faszinierend fand. Als Leser erfährt man hier viel Neues und Interessantes.

Die facettenreichen Charaktere hat man schnell ins Herz geschlossen. Liv ist eine sympathische Frau, die sich liebevoll um ihren Sohn kümmert, vor Ideen nur so sprüht und trotz Anfeindungen nicht so schnell die Flinte ins Korn wirft. Nouria, die ihr im Laden zur Hand geht, sprüht vor Leben und ist die geborene Verkäuferin. Ihre Familie geht ihr über alles, auch wenn sie mit den alten Traditionen nicht viel anfangen kann und rebelliert. Besonders ins Herz geschlossen habe ich den kleinen Thijs mit seinem Kuscheltier Pinki.
Nellie ist eine offene, aber ein bisschen naive junge Frau, die auch während des Krieges, dem Elend und der Not nicht so schnell aufgibt. Sie sorgt sich besonders wegen ihres Bruders Martin, der sich den sogenannten Edelweiß-Piraten anschließt und sich in Gefahr begibt. Aber auch ihre beste Freundin Greta schlägt im Krieg Wege ein, die Nellie nicht gutheißen kann.
Auch wenn man nicht immer mit den Schicksalen einiger Figuren zufrieden ist, weil sie uns während der Geschichte verlassen müssen, habe ich mit ihnen gebangt, gezittert und gehofft...
Während die verbotene Liebe von Nellie im Vergangenheitsstrang einen großen Teil einnimmt und mich sehr berühren konnte, war mir der Love Interest in der Gegenwart weder richtig sympathisch, noch konnte ich die aufkeimende Liebe zwischen den Beiden fühlen.

Lange fragt man sich wie die beiden Frauenschicksale zusammen hängen könnten. Ein paar Vermutungen hatte ich, die auch eintrafen. Bei einigen hatte ich wiederum überhaupt keine Ahnung. Teresa Simon ist es perfekt gelungen zum Schluss alle losen Enden zusammenzuführen. Es bleiben keinerlei Fragen offen. Gerne empfehle ich "Die Lilienbraut" weiter.

Am Ende findet man ein historische Nachwort zur Firma 4711 und erfährt mehr über die Edelweißpiraten und die Bombardierungen Kölns. Auch die gewohnten Rezepte, die man in jedem Buch der Autorin finden kann, dürfen nicht fehlen. Diesmal sind es Speisen aus der Kölner Region.

Fazit:
Eine duftende Reise in das Köln von damals und heute. Zwei starken Frauenfiguren, die man schnell ins Herz schließt und ein Familiengeheimnis, das beide verbindet. Wieder eine gelungene Story von Teresa Simon, die ich gerne gelesen habe, aber nicht an mein Lieblingsbuch der Autorin herankommt.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Die Legende vom großen Bären

Der Schattengrizzly der Rocky Mountains
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Die Bücher von Natascha Birovljev über die Willow Ranch in den Rocky Mountains sind Herzensbücher für mich geworden. Aktuell habe ich nun den dritten Band beendet und kann es gar nicht erwarten das nächste ...

Die Bücher von Natascha Birovljev über die Willow Ranch in den Rocky Mountains sind Herzensbücher für mich geworden. Aktuell habe ich nun den dritten Band beendet und kann es gar nicht erwarten das nächste Buch in den Händen zu halten. Leider dauert es nun wieder ein Jahr...

Man kann Band 3 sicher auch alleinstehend lesen, doch habe ich in der Leserunde bemerkt, dass Einsteiger zu Beginn kleine Schwierigkeiten mit den Figuren haben, weil doch schon viele Hintergrundinfos zu den einzelnen Charakteren fehlten. Deswegen rate ich mit Band 1 zu beginnen!

Wie schon in den vorherigen Bänden wird im Prolog eine Indianerlegende erzählt. Diesmal geht es um den großen Bären am Firmament und seinen Jägern. Danach steigen wir direkt ein. Lee und Nick, die Eigentümer der Willow Ranch, sind sich noch immer nicht einig, wie die (finanzielle) Zukunft aussehen soll. Nick möchte mit den Plänen von Lee, ein Gästehaus zu eröffnen und Reittouren anzubieten, nichts zu tun haben. Er setzt rein auf die Pferdezucht. Daraufhin bietet Lee's Ehefrau Naira ihre Hilfe für die erste Zeit an. Lee's Schwester Lyla, die sich nach der Trennung von Nick eine Auszeit genommen hat, kehrt aus dem Yukon zurück. Auch sie steckt in einem Zwiespalt, was ihre Zukunft betrifft. Noch immer sucht sie nach weiteren Antworten zu ihren indianischen Wurzeln. Um sie auf andere Gedanken zu bringen und weil er Hilfe nötig hat, bietet ihr Lee die Leitung der Wildtierstation an. Dabei soll ihr Woodwind, der Bruder von Lonefather Jones, zur Hand gehen. Nach einem Gefängnisaufenthalt tauchte dieser plötzlich bei seinem Bruder unerwartet auf. Der Traumfänger-Knüpfer wollte eigentlich erneut auf Wanderschaft gehen, doch mit der Rückkehr seines Bruders kommt auch die Vergangenheit zurück, die ein Versprechen einfordert. Zusätzlich verwirren ihn seine Gefühle für Lyla immer mehr...

Woodwind kommt als neuer Charakter hinzu, der undurchsichtig bleibt und für so einige Spekulationen herhalten muss. Dorothy und ihre Tochter Sam, die auf der Ranch einen Neuanfang versuchen, bereichern ebenfalls als Neuankömmlinge die Geschichte. Sam wächst dem Leser sehr schnell ans Herz. Sie ist ein naturverbundenes Mädchen, die Pferde über alles liebt und sich schnell auf der Ranch einlebt. Doch schon bald kommen dunkle Wolken über die Willow Ranch. Ein Teil der First Natives, wie die Indianer genannt werden, stellen sich gegen Lee's Idee Ausritte in die Rocky Mountains anzubieten. Woodwinds etwas dubiose Aktivitäten lassen ebenfalls Ärger wittern und ein weiterer Neuankömmling hegt ebenfalls dunkle Pläne. Wohlbekannte Nebenfiguren, wie Tante Jeanne, Eric oder Lylas Freundin Sarah dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Im Mittelpunkt steht diesmal Lyla. Sie ist jedoch nicht immer im Zentrum der Geschichte. In weiteren Handlungssträngen begeben wir uns auch in die Berge. Rund um geheimnisvolle Bärenspuren, langen Ausritten in der Natur oder Vorfällen in der Wildtierstation, kommt es auch zu Schicksalsschlägen und Auseinandersetzungen. Es wird spannend, aber auch sehr emotional.

Die bildhafte Beschreibung der atemberaubenden Naturlandschaft in den kanadischen Rocky Mountains beherrschen auch diesen dritten Band der Reihe rund um die Willow Ranch und ihren Bewohnern. Mystik und das geheimnisvolle Flair rund um die Indianerlegenden und das Leben mit der Natur sind immer wieder Bestandteil in den einzelnen Büchern, ebenso wie die Tierwelt.
Wie gewohnt baut die Autorin die Geschichte langsam auf. Für manche dauert es diesmal vielleicht etwas zu lange bis es spannend wird, doch für Nichtkenner der Reihe finde ich es positiv die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren zuerst intensiver kennenzulernen, indem man ihre Gedanken und Zweifel mitverfolgen kann. Man spürt ihre Sorgen und Ängste, aber auch Neid und Eifersucht durch die Zeilen. Es geht um Mut, Zusammenhalt und den Weg zu sich selbst.
Der spannende Showdown am Ende lässt einem den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Jedoch gibt es diesmal auch ein etwas emotionales Ende, das mir Tränen in die Augen trieb - was bei mir sehr selten vorkommt.

Man merkt einfach mit jeder Zeile die Liebe der Autorin zu ihrer neuen Wahlheimat. Ich freue mich schon auf einen weiteren Band.

Fazit:
Die Autorin überzeugt auch im dritten Teil mit atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen, mystischen Indianerlegenden und erzählt in gewohnter fesselnden Art vom Schicksal der Bewohner und Freunde der Willow Ranch.

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