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Veröffentlicht am 19.08.2020

That don't impress me much

This Is (Not) a Love Song
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Wie sehr hatte ich mich auf diesen Roman gefreut, von dem ich mir viel Musik und eine nette Liebesgeschichte im Musikbusiness erwartet habe. Leider hat die Geschichte weder Tiefgang, noch konnte sie mich ...

Wie sehr hatte ich mich auf diesen Roman gefreut, von dem ich mir viel Musik und eine nette Liebesgeschichte im Musikbusiness erwartet habe. Leider hat die Geschichte weder Tiefgang, noch konnte sie mich überzeugen. Einzig die erwähnte Musik konnte mein Herz ein bisschen höher schlagen lassen.

Als Zoe dreizehn Jahre alt ist verliebt sie sich in ihren besten Freund und Nachbarn Simon. Obwohl er kurze Zeit später mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten zog, blieben die beiden, trotz der Entfernung, Freunde. Nun ist Simon frisch geschieden und wieder zurück in London. Zoe erhofft sich endlich mit Simon zusammenzukommen, denn in der Liebe hatte sie bisher wenig Glück. Ihr Bruder Pete steht hingegen kurz vor seiner Hochzeit mit der süßen Alice.
Da scheint Zoe auch beruflich das Glück zu verlassen.....die Chefredakteurin des Kultmusik-Magazins "Re:Sound" muss um ihren und den ihrer Kollegen kämpfen.. Die Auflagenzahlen sind stark gesunken und das Magazin wurde von neuen Besitzern übernommen. Diese drängen mehr populare Musik aufzunehmen und verweisen auf ein Interview mit der angesagten Boyband Hands Down. Zoe ist schockiert, denn "Re:Sound" schreibt über Qualiätsmusik und ist kein 08/15 Teenie-Magazin, die es sowieso haufenweise gibt. Um die Zahlen wieder anzuheben versucht Zoe ein Interview mit der berühmten Sängerin Marcy Tyler zu bekommen, die seit ihrer Jugend ihr Idol ist. Doch Marcie hat seit zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht und versteckt sich vor der Presse. PR-Manager Nick, der Zugang zu Marcie hat, schlägt ein Treffen mit ihr vor, aber nur wenn Zoe noch mehr über die Boygroup Hands Down berichtet, dessen neuer Manager er geworden ist. Zoe findet deren Musik schrecklich und unpassend für ihr Magazin. Doch vielleicht könnte sie mit diesem Deal "Re:Sound" endlich damit aus den roten Zahlen bringen?

Als erfolgreiche Chefredakteurin erschien mir Zoe viel zu unstet, kindisch und teilweise auch unglaubwürdig. Das Interview, das sie mit Marcie führen möchte, ist der eigentliche rote Faden der Geschichte, wird aber so oft wiedergekaut, dass es mit der Zeit nur mehr nervig war. Zusätzlich hatte die Story für mich keine richtige Botschaft und drehte sich oftmals im Kreis. Mir fehlte es an Spannung und auch an Wohlfühlmomenten. Mich hat nicht gestört, dass die Liebesgeschichte eher im Hintergrund verläuft, aber ich bin mir sicher, dass sich einige Leser beim Lesen des klappentextes etwas anderes erwartet haben. Da mich aber auch die Dreiecksgeshcichte so überhaupt nicht abholen konnte, kann ich dazu leider auch nichts Positives sagen. Einzig die Musikkomponente war toll herausgearbeitet.

Die Charaktere blieben blass oder konnten mich einfach nicht abholen. Auch mit Zoe wurde ich nicht so richtig warm und Simon und vorallem Nick waren mir viel zu blass. Von Beiden erfuhr man mehr über ihr tolles Äußeres, als über ihre inneren Qualitäten. Ich konnte zu keinem irgendeine Verbindung aufbauen. Mit den Nebenfiguren ging es mir nicht wirklich besser.

Der im Klappentext beworbene griechische Anteil à la Big Fat Greet Wedding war nicht wirklich ausgprägt. Ich fühlte mich zwar in ihrer Familie wohl und das gute griechische Essen, das dabei immer erwähnt wurde, ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber sonst erfuhr man nicht wirklich viel typisches griechisches.
Ich hatte bei dieser Geschichte immer das Gefühl nur an der Oberfläche zu schwimmen und keinerlei Tiefgründiges zu erfassen, obwohl nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war und die Geschichte selbst auch Themen wie Drogenkonsum, Alkoholismus, Tod und Erfolgsdruck ansprach. Allerdings alles nur ein bisschen und ohne weiter darauf einzugehen. Sicherlich ist das Buch eher ein Feel good Roman, aber auch in diesem Genre war er für mich nicht erfolgreich.

Gefallen haben mir die Songtitel über den einzelnen Kapitel. Ich hatte jederzeit die Melodie des Liedes im Ohr, das genannt wurde. Es passte auch weitgehend zum Inhalt des folgenden Kapitels. Generell mochte ich den musikalischen Aspekt, der auch der grund war, warum der Roman auf meiner Wunschliste landete. Das war aber leider auch schon alles...


Fazit:
Der Roman, der ganz oben auf meiner Wunschliste stand, konnte mich leider nicht überzeugen. Eine dünne Story und flache Charaktere vermochten mich nicht ans Buch zu fesseln. Einzig das Musikthema war gelungen und mit den Songtiteln als Kapitelüberschriften hatte ich immer einen Ohrwurm. Das war aber zu wenig und deswegen kann ich den Roman leider nicht weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Wo Rauch ist, ist auch Feuer

Dort, wo die Feuer brennen
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Der neue Roman von Astrid Töpfner entführt den Leser diesmal nach Spanien, dort wo die gebürtige Schweizerin selbst seit 2005 lebt.
Die 28jährige Soledad arbeitet bei einer Eventagentur in Berlin. Sie ...

Der neue Roman von Astrid Töpfner entführt den Leser diesmal nach Spanien, dort wo die gebürtige Schweizerin selbst seit 2005 lebt.
Die 28jährige Soledad arbeitet bei einer Eventagentur in Berlin. Sie ist ein Workaholic und steht kurz vor einer Beförderung. Ihre Vergangenheit in Spanien hat sie hinter sich gelassen und versucht sie zu verdrängen. Die Nächte verbringt sie in Bars und Clubs. Mithilfe von Pillen und Energydrinks putscht sie sich Tag für Tag und Nacht für Nacht auf um all den Anforderungen gewachsen zu sein und nicht zu grübeln. Ihr Verlobter kann ihre Selbstzerstörung nicht mehr länger mitansehen und verlässt sie. Kurz vor der heiß ersehnten Beförderung knockt sie ein Unfall aus. Im Krankenhaus kann sie nicht zu den geliebten Aufputschmitteln greifen und zu Hause langweilt sie sich. Kurzfristig bucht sie einen Flug in ihre Heimat und versucht sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch nicht alle sind begeistert Soledad wiederzusehen....

Dies ist mein dritter Roman der Autorin. Immer wieder begeistert sie mich mit ihrem wundervollen Schreibstil, der einem in ihre Geschichte vollkommen eintauchen lässt. Mit "Wo die Feuer brennen" hat sie diesmal einen sehr atmosphärischen und wieder wahnsinnig bildhaften Roman geschrieben, der in die Tiefe geht. Nur in der Mitte hatte ich einen kleinen Hänger, aber ich denke ich war zu sehr abgelenkt und konnte mich zu wenig auf die Geschichte konzentrieren. Beim Weiterlesen war ich dann so im Flow, dass ich das Buch in einem Rutsch ausgelesen habe.

Neben dem Hauptstrang in der Gegenwart gibt es auch immer wieder Rückblenden ins Jahr 1992 und Soledads Jugend. Man lernt ihre Eltern und Geschwister kennen, sowie ihre kleine Freundesclique. Ein weiterer Erzählstrang berichtet aus dem Jahr 1970 und der jungen Eva.
Die oftmals melancholische Stimmung im Roman drückt auch Soledads Wahrnehmung in ihrer Heimat aus. Sie fühlt sich schuldig und kann sich trotzdem nicht daran erinnern, was damals eigentlich passiert ist und was der Grund war, dass die Spanien fluchtartig verlassen und ein neues Leben in Berlin angefangen hat. Ihre Verdrängung und ihr Selbstschutz lahmen sie und trotzdem versucht sie der Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Intrigen, Hass, Eifersucht und Liebe sind die Hauptthemen. Die verschiedenen Emotionen werden dem Leser nahe gebracht.
Mehr möchte ich nicht verraten, denn genau die Aufdeckung von Sols Vergangenheit und die Erzählkunst der Autorin machen diesen Roman aus.

Schreibstil:
Astrid Töpfner schreibt ausdrucksstark, gefühlvoll und fesselnd. Ihre großartige Sprache und das Können die Figuren und die Landschaften so bildhaft vor meinem inneren Auge darzustellen ist großartig.Die Figuren sind lebendig und mitten aus dem Leben gegriffen. Die Nebenfiguren bleiben lange Zeit undurchschaubar und man fragt sich beim Lesen wer hier mehr über die Hintergründe Bescheid weiß.... Wer verheimlicht etwas? Und warum fühlt sich Soledad schuldig?

Fazit:
Eine tiefgründige Geschichte über Verlust und Schuldgefühle, wie einige kleine Begebenheiten zu einem Großen werden und innerhalb kurzer Zeit ein ganzes Leben verändern können. Eine wunderschöne melancholische Story, die ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Sollte jeder lesen!

Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
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Erst vor kurzem habe ich zum Thema gegendasvergessen eine Biografie einer französichen Jüdin gelesen, die mich - sehr zu meinen Bedauern - überhaupt nicht erreichen konnte. Bei dem oben genannten Titel ...

Erst vor kurzem habe ich zum Thema

gegendasvergessen eine Biografie einer französichen Jüdin gelesen, die mich - sehr zu meinen Bedauern - überhaupt nicht erreichen konnte. Bei dem oben genannten Titel war ich sehr skeptisch, denn für mich hörte er sich reißerische und unglaubwürdige an. So richtig sprach er mich nicht an. Trotzdem war ich neugierig und nahm mir die biografische Erzählung aus der Bücherei mit. Und was soll ich sagen? Dieser biografische Roman sollte wirklich von so vielen Menschen, wie möglich gelesen werden! Es ist ein unheimlich ergreifendes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann!

Jeremy Dronfield hat diese Geschichte basierend auf den geheimen Tagebüchern des jüdischen KFZ Häftlings Gustav Kleinmann und seinem Sohn aufgeschrieben. Zusätzlich führte er Gespräche mit Fritz und Kurt, die die Aufzeichnungen des Vaters vervollständigten.
Bisher haben mich zu diesem Thema vorallem "Das Lachen und der Tod" von Pieter Webeling und "Überleben - Der Gürtel des Walter Fantl" von Gerhard Zeilinger am meisten beeindruckt. Nun reiht sich "Der Junge, der seinen Vater nach Ausschwitz folgte" zu meinen Favoriten ein.

Bevor allerdings Vater und Sohn ins titelgebende Ausschwitz kommen, begleiten wir die beiden noch einige Zeit zuvor. Gustav Kleinmann gehört nicht zu den vermögenden Juden, sondern besitzt eine Polstererwerkstatt in Wien. Er lebt mit seiner Frau Tini, sowie den Töchtern Edith und Herta und den beiden Söhnen Fritz und Kurt, in der Leopoldstadt, dem 2. Bezirk der Bundeshauptstadt, unweit des Praters. Es ist 1938 und für die Kleinmanns und alle anderen Juden in Wien ändert sich alles, als Hitler in Österreich einmarschiert. Es dauert nicht lange bis Gustav und Fritz von der Gestapo abgeholt werden. Sie sind eine der Ersten, die nach Buchenwald kommen, wo sie mithelfen müssen das KZ aufzubauen. Dort sind sie nicht nur von anderen Juden umgeben, sondern auch von Roma, Sinti und anderen Menschen, die für den "deutschen Volkskörper" entbehrlich sind, darunter auch viele politisch anders Gesinnte, Homosexuelle, Priester, Polen oder Vorbestrafte.

Tini versucht unterdessen in Wien alles, um ihre ihre Familie vor einer Deportation zu bewahren. Sie hofft auch noch für Gustav und Fritz, denn noch hieß es zu dieser Zeit, dass auch bereits Juden, die im Arbeitslager sind, mit einer Ausreisegenehmigung das Land verlassen dürfen. Doch wie so viele haben die Kleinmanns vorerst kein Glück. Doch dann erhält Edith für Großbritannien und anschließénd der kleine Kurt eine Ausreisgenehmigung für die USA. Tini und Herta werden hingegen von der Gestapo abgeholt. Für Gustav und Fritz ist Buchenwald noch lange nicht Endstation. Bei einer der Selektierungen soll Gustav nach Ausschwitz kommen. Fritz meldet sich daraufhin freiwillig, damit sie zusammen bleiben und sich gegenseitig unterstützen können. Aber auch Ausschwitz ist nicht die Endstation und schlussendlich werden die Beiden doch noch unfreiwillig getrennt. Ich habe mit Gustav und Fritz mitgelitten und Todesängste ausgestanden. Obwohl ich bereits sehr viele Romane und Biografien zum Thema gelesen, habe ich auch diesmal wieder etwas Neues erfahren.

Jeremy Dronfield hat seinen biografischen Roman nicht wie viele Autoren bei der Deportierung begonnen, sondern er lässt uns anfangs mit den Kleinmanns in Wien den Alltag miterleben und langsam den Umschwung erkennen. Durch den Einmarsch in Österreich passiert die systematische Ausrottung der Juden zwar schneller, als zuvor in Deutschland, wo sich die NSDAP nach und nach etablierte und langsam ihre Grausamkeiten gegen die Juden begannen. Trotzdem spürt man auch immer wieder die Hoffnung der Menschen, dass es nicht so schlimm werden kann, durch die Zeilen. Nach der Deportation verbringen Gustav und Fritz lange Zeit in Buchenwald. Sie erleben ein Martyrium sondergleichen, aber lernen auch, wie man im Lager am Besten überleben kann. Gustav beginnt sein kleines Tagebuch, in das er manchmal schnell ein paar Zeilen notieren kann, die nun die Grundlage für dieses Buch sind. Und Buchenwald ist erst der Anfang ihrer leidensgeschichte.
Trotz der vielen furchtbaren Dinge, die Menschen Menschen immer wieder antun, all den Schrecken und Grausamkeiten spürt man den Zusammenhalt und die Unterstützung zwischen Vater und Sohn, sowie zu einzelnen Lagerinsassen. Das Beide all diese Greueltaten überlebt haben, grenzt an ein Wunder.

Das enthaltene Bildmaterial lässt den Leser noch mehr Anteil nehmen am Schicksal der Familie Kleinmnann. Sie geben den Menschen ein Gesicht.
Für mich gehört "Der Junge, der seinen Vater nach Ausschwitz folgte" zu den besten Büchern, die

gegendasvergessen geschrieben wurden.


Fazit:
Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. Eine Geschichte, die sich nie wieder wiederholen darf. Ein Zeitzeugnis. welches von Jeremy Dronfield grandios und einfühlsam umgesetzt wurde und in meinen Gedächtnis haften bleiben wird. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Absolute Leseempfehlung!

Fly, Baby, fly!
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Die österreichische Autorin Sophie Edenberg hatte mich gefragt, ob ich ihren Roman gerne lesen und rezensieren würde. Ich habe in die Leseprobe reingelesen und danach sofort zugesagt und es wirklich nicht ...

Die österreichische Autorin Sophie Edenberg hatte mich gefragt, ob ich ihren Roman gerne lesen und rezensieren würde. Ich habe in die Leseprobe reingelesen und danach sofort zugesagt und es wirklich nicht bereut. Was für eine tolle und spannende Geschichte!

Die Handlung hat mich von Beginn an sofort gefangen genommen. Wir erleben mit Lea ihren schweren Autounfall und wie sie ohne Erinnerung an die letzten dreizehn Jahre im Krankenhaus erwacht. Ihre letzte Erinnerung ist der Abschlussball an ihrer Schule, den sie gemeinsam mit ihrem Freund Christopher besucht hat. Lea möchte direkt an die Zeit ihrer Erinnerung im Jahr 1999 anschließen, doch das ist nicht möglich. Mit keinem ihrer früheren Freunde, sowie mit den Eltern pflegte sie noch Kontakt. Ihren Mann Christopher, den sie scheinbar geheiratet und mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat, hat sie vor mehr als drei Jahren verlassen. Lea ist geschockt und voller Schuldgefühle. Sie ist fest entschlossen ihren Mann und ihre Tochter zurückzugewinnen, der mittlerweile mit seiner ehemaligen besten Freundin Anna liiert ist.

Dies ist einer der selten Romane, bei dem ich sogar das Liebesdreieck nicht furchtbar fand. Sophia Edenberg erzählt mitreißend und tiefgründig. Die Charaktere bestechen durch Vielschichtigkeit und sind mitten aus dem Leben gegriffen. Sie haben Ecken und Kanten und sind alles andere als perfekt.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Lea, Anna und Christopher erzählt. Zusätzlich gibt es Rückblenden in die Jahre 1999 und 2006, während die Gegenwart im Jahr 2019 und Anfang 2020 spielt.
Die Charaktere sind sehr realitättsnah und vielschichtig dargestellt. Keine der Figuren ist perfekt, sondern alle haben Ecken und Kanten. Durch Rückblenden werden die Geheimnisse aus Leas Vergangenheit langsam schichtweise aufgedeckt. Dadurch wird die Spannung erhöht. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden sehr eingehend dargestellt und ich konnte mich teilweise gut in beide Frauen hineinversetzen. Auch wenn Lea nicht unbedingt ein Sympathieträger ist, konnte ich ihre Verzweiflung wegen ihrer Amnesie verstehen. Ich war neugierig, was hinter Leas Kontaktabbruch steckte, beobachtete mit Anna, wie sich Christoph plötzlich veränderte, nachdem er Lea wieder getroffen hat und fühlte ihren Kummer.

Die beiden Frauen sind sehr unterschiedlich. Während Lea vor ihrem Unfall nur vor Selbstvertrauen strotze und der es auch danach nicht wirklich an Selbstwertgefühl mangelte, muss sich Anna erst selbst wertschätzen lernen. Christophs Entwicklung überraschte mich allerdings am meisten.
Jeder der Figuren entwickelt sich in ihrem eigenen Tempo weiter. Es gibt keine plötzlich 180 Grad Wendung, sondern eine realistische Entwicklungder Charaktere bzw. deren Aufdeckung.

Zum Ende hin gibt es eine überraschende Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die Idee dahinter ist von der Autorin großartig umgesetzt worden und ist sehr schlüssig. Für mich stimmt hier einfach alles. Und nun höre ich auf zu schwärmen und sage nur: Liest selbst!

Fazit:
"Fly, Baby fly" sticht aus diesen 08/15 Geschichten heraus, wie eine Orchidee zwischen Unkraut. Ein Roman, wie man ihn öfters gerne lesen möchte und doch so selten findet. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Spannende Lesestunden

Die Sündenbraut
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Es war mal wieder Zeit für einen "richtigen" historischen Roman, sprich einem Buch, das wirklich vor langer Zeit spielt. Das passt "Die Sündenbraut" perfekt. Von der Autorin habe ich bereits den Debütroman ...

Es war mal wieder Zeit für einen "richtigen" historischen Roman, sprich einem Buch, das wirklich vor langer Zeit spielt. Das passt "Die Sündenbraut" perfekt. Von der Autorin habe ich bereits den Debütroman "Die Klosterbraut" gelesen, welchen ich wirklich sehr gut fand.

Wir befinden uns im 13. Jahrhundert im Rheinland. Fenja ist eine Waise und lebt bei ihrer Ziehmutter Runhild. Die beiden sind heilkundig und ziehen von Ort zu Ort. Außerdem sind sie sogenannte "Sündenesserinnen" (Menschen, die bei ihrem Tod keine letzte Ölung erhalten, werden von ihren Sünden nicht erlöst. Die Sündenesserinnen nehmen diese Sünden auf sich und befreien so den Toten von den Sünden)
Fenja ahnt nicht, dass sie bereits einige Zeit verfolgt werden. Als Runhild ermordet wird, ist sie auf sich alleine gestellt. Sie schwebt in großer Gefahr, denn ihr Verfolger hat den Auftrag auch sie zu ermorden. Runhild hat ihr nie das Geheimnis ihrer Herkunft verraten. Fenja bleibt nur ein Tuch mit einem eingestickten Wappen und Runhilds letzte Worte, sowie ihre Warnung vor den Zisterziensern. Auf ihren weiteren Weg trifft sie auf Ritter Gerald, der inkognito als Handwerker verkleidet für Kaiser Friedrich einen Auftrag erledigen soll. Er scheint das Wappen auf dem Tuch zu erkennen und bietet Fenja Hilfe an. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in Richtung Norden, nichts ahnend, dass ihnen der Mörder von Runhild noch immer auf den Fersen ist....

Wie schon bei der Klosterbraut flog ich auch hier nur so durch die Seiten. Die Geschichte lässt sich leicht lesen und hat jede Menge Spannungspotenzial. Die Flucht von Fenja vor ihrem Mörder und Geralds Auftrag für den Kaiser ergeben einen tollen Plot.
Fenja ist eine starke Protagonistin, die Ziele vor Augen hat und nicht vorschnell aufgibt. Sie möchte auf jeden Fall mehr über ihre Herkunft erfahren, egal welche Hindernisse ihr auch im Wege stehen.
Auch Gerald hält vorerst an seinem kaiserlichen Auftrag. Er stellt diesem aber immer mehr in Frage. Beide Figuren entwickeln sich weiter, sind aber eindeutig nur als Sympathieträger aufgebaut.

Manuela Schörghofer hat sich mit der Zeit, die sie beschreibt, sehr genau auseinandergesetzt. Man merkt ihre gute Recherche. Diese dunkle Zeit, die sehr vom Aberglauben und der Allmacht der Kirche abhängig ist, wurde sehr lebendig dargestellt.
Die unerwartete Überraschung am Ende ist sehr gut gelungen und gibt der Geschichte noch einen zusätzlichen Höhepunkt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, der damaligen Zeit angepasst und sehr bildhaft. Die Dialoge zwischen Fenja und Gerald sind oftmals voller Humor. Die Figuren bis hin zu den Nebencharakteren konnte ich mir gut vorstellen. Besonders mochte ich den Alchemisten Achatus, ein wirklich ein schräger Vogel. Auch den tierischen Freund, Fenjas Hund Rufus, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Manche Charaktere sind etwas zu wenig facettenreich.
Zu Beginn des Buches gibt es eine Landkarte, ein Personen- und Ortsverzeichnis und ein Glossar.

Fazit:
Ein historischer Roman, der im 13. Jahrhundert angesiedelt ist und mir spannende Lesestunden beschert hat. Der Debütroman der Autorin hat mir einen Ticken besser gefallen, aber auch "Die Sündenbraut" ist wieder eine gelungene Geschichte mit einer starken Protagonistin.

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