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Veröffentlicht am 20.05.2020

Leichte historische Kost, die mich nicht ganz überzeugen konnte

Der Offizier der Kaiserin
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Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, ...

Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, Paula Wessely oder Magda Schneider in Buchform zu lesen, auch wenn die Zeit eine ganz andere ist, nämlich 1898. Der Altwiener Dialekt, die Kaisertreue und die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Der Schauplatz ist Schloss Hof in Niederösterreich, das Größte der sechs Marchfeldschlösser. Vor Jahren war die Sommerresidenz der Habsburger oft besucht und ein Schmuckstück, doch mittlerweile hausen die Ratten im Gebäude. Der Glanz der k.u.k. Zeit beginnt allerdings nicht nur im Schloss zu bröckeln, denn der Kaiser ist alt, Kronprinz Rudolf hat Selbstmord begangen, Kaiserin Sisi wird noch im selben Jahr ermordet und Thronfolger Franz Ferdinand ist nicht sonderlich beliebt bei den Bürgern.
Nun steht das 50. Jubiläum des Kaiser an und man überlegt, ob die ehemalige Sommerresidenz weiter benutzt werden soll. Im umliegenden Dorf Groißenbrunn herrscht Aufruhr, denn endlich scheint wieder etwas Leben in die Region zu kommen und wieder Geld zu fließen. Eine Dragonereinheit ist die Vorhut, auch Kaiserin Sisi soll demnächst auf einen Kurzbesuch vorbeikommen.
Irmi, die Tochter eine Näherin und eines Kommunisten, wird ins Schloss geholt um zu putzen und die Ratten zu vernichten und zu entsorgen. Ihre beste Freundin Rosi ist die Tochter eines Wirtsehepaares, die das einzige Gasthaus im Ort führen. Während Rosi mit beiden Beinen auf dem Boden steht, träumt Irmi von den schmucken Dragonern in ihren Uniformen und himmelt Kaiserin Sisi an. Als ihr dessen Hauptmann, Tomas Andic, schöne Augen macht, ist sie ihre Jungfräulichkeit schneller los, als sie bis drei zählen kann. Der Schock ist groß, als am nächsten Morgen der Geliebte mit einer Kugel im Körper im anliegenden Wald liegt.
Daraufhin kommt Polizeiagent Johann Pospischil und sein Assistent Frisch von Wien nach Großenbrunn, um den Mord aufzuklären....

Die Autorin hat einen sehr leichten Schreibstil und erzählt mit viel Lokalkolorit. Allerdings hat sie mir etwas zu viel künstlerische Freiheit in ihre historischen Begebenheiten eingebaut.
Die Auflösung des Kriminalfalles erfolgt durch Fingerabdruckvergleiche. Diese Methode, die Daktyloskopie, gab es 1898 noch nicht und wurde erstmals 1902 eingeführt, war noch in den Kinderschuhehn und wurde 1911 patentiert.
Zusätzlich irrt eine Frau mit Kopftuch im Präsidium herum, die angeblich die Beweisstücke aus der Aservatenkammer stiehlt. Wie kommt diese in die Aservatenkammer? Und wer war sie? Das konnte mir auch die Autorin auf meine Frage hin nicht erklären. Es hieß nur: Das bleibt ein Geheimnis (O-Ton Christine Neumeyer bei der Leserunde und meiner Nachfrage) Wow! Sehr aufschlussreich! Gingen alle Krimis und Thriller so zu Ende würde ich keinen mehr lesen! Eine logische Erklärung ist wohl das Mindeste!
Bei der elektrischen Klingel drücke ich hingegen ein Auge zu, die bei der Autorin hinter einem Löwenkopf versteckt ist, denn es gab schon "elektrische" Klingeln...als Glockenzug oder ähnlichem. Privathaushalte nutzen Strom allerdings erst ab 1920 und dann auch nur die Menschen, die sich das leisten konnten. Für mich ein weiterer Teil schlechter Recherche. Insgesamt gesehen sind das nicht nur einer, sondern mehrere Faux-pas!

Aber es gibt auch Positives zu vermerken. Atmosphäre, Lokalkolorit und Charaktere sind gelungen und führen den Leser direkt in die alte k.u.k. Monarchie der damaligen Zeit. Man wandert durch Wien und erlebt die langsame Unzufriedenheit der Bevölkerung mit. Manche müssen sogenannte Bettgänger aufnehmen, um die Miete und ihr Essen bezahlen zu können. Die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Deswegen vergebe ich noch 3 Sterne, denn atmosphärisch fand ich dieseZeit sehr gut dargestellt.

Am Ende gibt es noch ein Glossar des Wiener und Alt-Wiener Dialektes, sowie ein Aufzeichnung der historisch belegten Figuren.

Fazit:
Für Leserinnen, die eher leichte Kost mögen und sich nicht daran stören, dass Geschichte nicht immer historisch korrekt wiedergegeben wird. Sonst sehr atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Ein bisschen schwächer als die Vorgänger

Gut Greifenau - Goldsturm
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Was war ich überrascht, als ich vor einiger Zeit lesen konnte, dass die Trilogie rund um Gut Greifenau und seine Bewohner nun doch nicht zu Ende ist. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, denn mir sind die ...

Was war ich überrascht, als ich vor einiger Zeit lesen konnte, dass die Trilogie rund um Gut Greifenau und seine Bewohner nun doch nicht zu Ende ist. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, denn mir sind die Figuren alle sehr ans Herz gewachsen.

Nachdem der Kaiser gestürzt ist, bewegen wir uns nun in der Weimarer Republik und den nicht immer so goldenen Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, wie sie oftmals dargestelllt werden. Diese Zeit steht eher unter keinem guten Stern. Die Reparationszahlungen bringen auch die Reicheren ins Schwitzen, die außerdem unter der Abschaffung ihrer Standesprivilegien "leiden". Die Folgen sind allerdings für alle Bürger dramatisch, denn es kommt zur Hyperinflation. Armut und Hunger begleiten die Menschen in Deutschland, denn selbst ein Stück Brot kostet Millionen von Mark. Jeden Tag verfällt das Geld schneller und auch Konstantin weiß nicht, wie er das Gut noch halten soll. Ohne einen Erben wird es noch schlimmer, denn Nicolaus und Feodora benötigen Geld und wollen Greifenau....doch Konstantin hat bereits Probleme die Dienstboten zu halten...

Die Geschichte umfasst diesmal den Zeitraum von 1919 bis 1923 und wird wie gewohnt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wir begleiten sowohl die Herrschaften, als auch die Dienstboten und erleben mit ihnen jede Menge Schicksalsschläge, aber auch wunderbare Momente.
Konstantin versucht alles Mögliche, um das Gut zusammenzuhalten, während Katharina seit der Heirat mit dem Unternehmersohn Julius Urban im Luxus schwelgt. Der Aufschwung der Fabriken und der Industrie ermöglicht einigen Wenigen Geld anzuhäufen, während der Großteil des Volkes hungert. Rebecca und Feodora sind sich noch immer spinnefeind, während Nicolaus auch in der neuen deutschen Republik an seiner Kaisertreue festhält. Alexander schwebt hingegen in der Welt der Musik und studiert weiterhin erfolgreich.
Im Dienstbotentrakt muss ebenfalls gespart werden und Caspers, der obere Hausdiener, muss damit leben gemeinsam mit Ottilie Schott die Aufgaben einer Hausdame zu übernehmen oder seinen Platz auf dem Gut zu verlieren. Albert wurde hingegen zum Gutsverwalter befördert. Um seine wahre Herkunft weiß jedoch nur Ida, die seine Frau geworden ist und mit der Witwe des ehemaligen Gutsverwalters große Probleme hat. Eugen sieht seine Zukunft mit Wiebke, doch sieht sie das ebenso?

Hanna Caspian hat die historischen Begebenheiten wieder sehr lebendig mit ihrer fiktiven Geschichte rund um die ehemalige Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn verbunden. Die Charaktere sind lebendig und mir schon seit dem ersten Band zu lieben Freunden geworden. Alle Figuren entwickeln sich weiter...bis auf Feodora, die noch immer nicht glauben kann, dass die Neureichen nun das Sagen haben und der verarmte Adel nichts mehr zu melden hat.
Hinzu kommen die realistischen Beschreibungen des Verfalles des Geldes. Man bekommt immer weniger Lebensmittel und auch das Tauschgeschäft, wie ein Huhn gegen Schuhe, ist bald nicht mehr möglich. Die schlimmen Nöte der Menschen, vorallem in der Großstadt, sind sehr realistisch beschrieben. Man erlebt hier Geschichte hautnah mit.

Die ersten drei Bände der Reihe haben mich absolut überzeugt und haben alle von mir 5 Sterne bekommen. Band 4 "Goldsturm" hatte für mich jedoch ein paar Längen. Besonders in der ersten Hälfte konnte mich die Geschichte, trotz der geliebten Figuren, nicht ganz abholen. Auch die Zeitsprünge waren mir diesmal oftmals zu groß. Mehrfach wurden interessante Themen zu schnell abgehandelt, während es bei anderen Passagen zu kleinen Längen kam. Trotzdem bin ich schon sehr auf den nächsten Band gespannt und freue mich, dass es mit Gut Greifenau nochmals weitergehen wird.

Fazit:
Band 4 finde ich leider etwas schwächer, als die Trilogie zuvor, die von mir mit Begeisterung gelesen wurde. "Goldsturm" hat einige kleine Längen, aber verspricht historische Kost vom Feinsten. Die liebgewonnenen Charaktere entwickeln sich weiter, jedoch schweift die Autorin oftmals zu sehr aus. Trotzdem kann ich Band 5 kaum erwarten...

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Das Geheimnis der Taukreuze

Der Tote im Fiaker
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Nun ist bereits der zehnte Band um die quirlige Journalistin Sarah Pauli aus der Feder von Beate Maxian erschienen. Gott sei Dank gibt es noch jede Menge Wiener Schauplätze, die die Autorin in ihrer Reihe ...

Nun ist bereits der zehnte Band um die quirlige Journalistin Sarah Pauli aus der Feder von Beate Maxian erschienen. Gott sei Dank gibt es noch jede Menge Wiener Schauplätze, die die Autorin in ihrer Reihe verwenden kann, denn ich habe noch lange nicht genug von Sarah Pauli und dem Team des Wiener Boten.

Konnte mich der letzte Fall im Hotel Sacher nicht so ganz überzeugen, fand ich "Der Tote im Fiaker" wieder spannender und voller überraschender Wendungen.
Gleich zu Beginn wird Sarah zur Chefredakteurin befördert, darf aber weiter an ihrer geliebten Chronik schreiben. Als an einigen Orten in Wien immer wieder aufgesprühte Kreuze auftauchen, spekuliert Sarah noch, ob hier ein Sprayer unterwegs ist oder die Symbole, über die sie erst vor kurzem in der Chronik des Wiener Boten geschrieben hat, eine größere Bedeutung haben. Kurze Zeit später wird ein Toter im Fiaker neben dem Kreuzsymbol, einem Taukreuz, aufgefunden und Sarah ist für Kommissar Stein die erste Anlaufstelle. Der Täter schickt diesmal die Polizei quer durch Wien, denn er hinterlässt beim ersten Toten ein Kryptogram, das Sarah auflösen soll. Eine Schnitzeljagd quer durch Wien beginnt....

Während in den letzten Büchern immer eine Sehenswürdigkeit Wiens im titelgebenden Vordergrund steht, ist es diesmal die gesamte Innenstadt, die Schauplatz für den nächsten Mord sein könnte. Denn der Täter spielt mit Sarah und schickt ihr kryptische Nachrichten, genauso wie Nummernrätsel. Beate Maxian versteht es dabei wieder perfekt Wien ins rechte Licht zu setzen und den Leser von einem wunderschönen Schauplatz zum nächsten zu führen. Man ist nicht außen vor, sondern mitten drin und atmet den besonderen Charme der Stadt ein. Beate Maxian schreibt wieder mit viel Lokalkolorit.
Dabei kommen natürlich auch die mystischen Elemente nicht zu kurz. Sarahs Spürnase führt sie in die richtigen Ecken Wiens. Kommissar Stein würde diesmal ohne sie ganz schön alt aussehen ;)
Aber nicht nur Kryptologie, sondern auch Erbschleicherei und Internetbetrug durch Love-Scamming sind Themen, die die Autorin diesmal aufgegriffen hat. Vorallem über Love-Scamming (Liebesbetrüger mit gefälschten Profilen, die sich finanzielle Zuwendung erschleichen) habe ich bisher noch keinen Krimi gelesen - ein wirklich anregendes Thema!
Interessante und unerwartete Wendungen machen den Fall von Beginn an spannend und am Ende erscheint alles logisch und nachvollziehbar.

Fazit:
Der zehnte Fall der eigenwilligen "Ermittlerin" Sarah Pauli hat mir wieder besser gefallen und hat einige sehr spezielle und interessante Themen, die mich durch den Krimi haben fliegen lassen. Mit viel Lokalkolorit, spannenden Wendungen und Wiener Charme hat mir auch dieser Teil wieder gut gefallen.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Mimis Weg in die Zukunft

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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1911. Mimi hat Laichingen den Rücken gekehrt und geht wieder als Wanderfotografin auf Wanderschaft. Diesmal ist sie aber nicht alleine unterwegs, denn Anton Schaufeler hat sich ihr angeschlossen. Als Gastwirtssohn ...

1911. Mimi hat Laichingen den Rücken gekehrt und geht wieder als Wanderfotografin auf Wanderschaft. Diesmal ist sie aber nicht alleine unterwegs, denn Anton Schaufeler hat sich ihr angeschlossen. Als Gastwirtssohn findet er schnell Arbeit, wenn Mimi ihre Aufträge abarbeitet. Doch die Zeiten haben sich geändert und immer mehr Menschen fotografieren selbst. Auch die Ateliers können sich kaum mehr einen Wanderfotografen leisten. Anton sprüht allerdings nur so vor Ideen und arbeitet als Händler auf Wochenmärkten. Es gelingt ihm mit Mimis Fotografien einen florierenden Postkartenhandel zu betreiben. Doch bald steht Mimi vor einer weiteren Entscheidung, denn das Geld reicht nicht aus. Was soll sie zukünftig machen, wenn der Beruf des Wanderfotografen ausstirbt?
Auf ihrer Suche nach Arbeit landen die beiden in Berlin, wo Mimi für Kataloge und Plakate fotografiert und Anton in einer Bar aushilft.
Alexander studiert noch immer Kunst in Stuttgart und wird von Mylo, einem seiner Professoren, gefördert. Mit seinem neuen Künstlernamen "Pion" (Pfau) wird Alexander langsam bekannt und gibt seine erste Vernissage....

Obwohl es etwas länger gedauert hat, bis wir wieder über Mimi Reventlow lesen durften, war ich sofort wieder in der Geschichte und durfte Mimi auf ihren Wegen folgen, die sie schlussendlich wieder auf die Schäbisch Alb führen. Doch bis es dahin kommt haben Anton und Mimi einige turbulente Monate hinter sich.
Statt der Weberei widmet sich die Autorin diesmal der Schafzucht. Bernadette Furtwängler, die Mimi kurz in Band 1 kennengelernt hat und ihr auch in Band 2 über den Weg gelaufen ist, hat sich nach einer geplatzten Verlobung in Münsingen niedergelassen und die Schafzucht ihres Vaters übernommen. Doch ihr Herz schlägt nicht für die Tiere und um den Hof abzusichern, denkt sie an eine Vernunftehe mit Wolfram, einem Schäferkollegen. Was Mimi mit Bernadette zusammenführt, müsst ihr allerdings selbst lesen. Und was Mimi und Anton in Münsingen planen, ebenfalls....

Bernadette ist nicht die einzige Figur, die wir als Leserin derr Romane von Petra Durst-Bening wiedertreffen dürfen. Kurz trifft Mimi auf Clara, der Naturkosmetikerin vom Bodensee (aus "Bella Clara") und in Berlin hilft ihr Josefine, die wir aus "Solange die Welt noch schläft" kennen (mein Lieblingsbuch der Autorin!) an weitere Aufträge zu kommen. Ich liebe es altbekannte Figuren in einem Roman wiederzutreffen.
Generell sind die Charaktere sehr liebevoll ausgearbeitet. Anton entwickelt sich vom "Lausbub", der nur Flausen im Kopf hat, zu einem engagierten jungen Mann, der das richtige Gespür für gute Geschäfte hat. Alexander wird zwar langsam berühmt, aber ist furchtbar einsam. Durch Mylo, den ich im letzten Band sehr sympathisch fand, der mir aber nun viel zu einnehmend wird, geht Alexander in eine Richtung, die mir nicht wirklich gefällt. Mimi ist die Einzige, die sich nicht wirklich weiter entwickelt, obwohl sie sich weiterhin nicht unterkriegen lässt. Sie überlässt jedoch die Führung Anton und kommt mir diesmal etwas zurückhaltender vor. Trotzdem wird das Thema der Gleichberechtigung wieder angesprochen und mit Mimi und ihren Unternehmer-Freundinnen erhält es auch ein Gesicht.
Mit Bernadette wurde ich nicht ganz warm, aber sie hat ja noch im kommenden Band Chancen mein Herz doch noch zu erobern ;)

Zum Ende hin gibt es wieder einen kleinen Cliffhanger, der die Spannung bis zum nächsten Band aufrecht hält. Am liebsten hätte ich gleich weitergelesen....

Schreibstil:
Was soll ich noch zum Schreibstil der Autorin nach etwa 15 gelesenen Büchern von ihr sagen? Das sagt doch bereits alles, auch wenn mich nicht jedes Buch gleichermaßen fasziniert hat.
Petra Durst-Benning gelingt es jedoch immer mich von der ersten Seite an zu fesseln und mich mit den Charakteren mitfiebern zu lassen, egal ob historisch oder in der Gegenwart.

Fazit:
Es war schön Mimi auf ihren weiteren Weg zu begleiten. Mir hat der dritte Teil der Reihe "Die Welt von morgen" wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, dass es noch zwei weitere Bücher zur Reihe geben wird.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Spannende Reise in die Bronzezeit

Die Kinder von Nebra
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Ulf Schiewe's historische Romane sind spannend und sehr abwechslungsreich. Jedes Buch spielt in einer anderen Epoche. Zuletzt hat mich der Autor ins Jahr 1918 nach Sarejevo geführt, wo ich die letzten ...

Ulf Schiewe's historische Romane sind spannend und sehr abwechslungsreich. Jedes Buch spielt in einer anderen Epoche. Zuletzt hat mich der Autor ins Jahr 1918 nach Sarejevo geführt, wo ich die letzten Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand verfolgen durfte. (Der Attentäter)

Diesmal ist er gleich 4000 Jahre zurückgegangen, nämlich in die Bronzezeit und ich war mir gar nicht sicher, ob diese Zeit etwas für mich ist. Außerdem stelle ich es mir unvorstellbar schwer vor über dieser Zeit zu recherchieren. Mit der Himmelsscheibe von Nebra, die 1999 gefunden wurde und seit 2002 im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu bestaunen ist, hat Schiewe seinen Plot für diesen Roman gefunden.

Ich muss zugeben, dass ich mich zu Beginn ein bisschen schwer damit tat in die Geschichte zu finden. Die ungewohnten Namen und die sehr detaillierte Beschreibung ließen meine Gedanken oftmals abschweifen. Doch ich denke, dass lag an meiner eigenen Unkonzentriertheit, denn kaum las ich länger am Stück, war ich von der Geschichte gefesselt und danach wirklich schnell durch.
Mit der jungen Rana hat Ulf Schiewe eine selbstbewusste, aber auch eigensinnige Protagonistin erschaffen. Sie ist anders als die anderen Mädchen und denkt viel nach. Sie ist die Tochter von Herdis, einer Priesterin der Göttin Destarte, und soll ihre Nachfolgerin werden. Rana ist unsicher, ob sie in die großen Fußstapfen ihrer Mutter treten kann. Doch ein Überfall auf sie im Wald ändert ihre Meinung. Arrak, der Sohn des Fürsten Orkon, und zwei seiner Freunde überfallen Rana, die durch die Hilfe zweier Elben gerettet wird. Orkon und Arrak, die Hakon, den Gott der Unterwelt huldigen, verbreiten Angst und Schrecken beim Volk. Die Edlen des Landes trauen sich nicht sich gegen Orkon und seinen Clan aufzulehnen, um die Götter nicht zu erzürnen.

Ranas Vater Utrik ist Schmied und arbeitet an einer ganz besonderen Bronzescheibe. Bei seinen Reisen in den Süden hörte er unglaubliche Geschichten über den Sternenhimmel und wie sich die Tage im Jahr genauer einteilen lassen. Dieses Geheimnis möchte er mithilfe seines Sohnen Arni auf dieser Scheibe festhalten. Eines Tages erscheint Rana die Göttin Destarte im Traum und ermutigt sie sich gegen die dunkle Herrschaft von Orkon zu stellen. Mithilfe der Himmelsscheibe und der Göttin des Lichts schwört Rana Orkon und Arrak zu Fall zu bringen...

Ulf Schiewe stützt sich bei seinem Roman auf die Erkenntnisse über die Himmelsscheibe von Nebra. Dabei verwebt er die wenigen Kenntnisse aus dieser Zeit mit einer fiktiven Geschichte und erzählt wie es damals hätte sein können. Dadurch entsteht ein vielfältiges Bild dieser Zeit, die der Autor sehr spannend darstellt. Die Sitten und Gebräuche, wie auch die damaligen Götter und Herrscher wurden lebendig dargestellt.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und die Location sehr detailliert dargestellt. Obwohl der Roman vor 4000 Jahren spielt, hatte ich alles vor Augen - man hat richtige Bilder im Kopf - und ich war oftmals überrascht, wie weit entwickelt diese Menschen bereits waren. Die echte Himmelsscheibe, die in Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden wurde und heute im Museum zu bewundern ist, zeigt die Kunstfertigkeit der Menschen von damals auf.

Schreibstil:
Ulf Schiewe erzählt uns die Geschichte um die Himmelsscheibe in Präsens, die eine ganz besondere Nähe zu den handelnden Personen schafft. Die Sprache ist neutral, denn eine der Zeit angepasste Sprache wäre wohl nicht zu lesen gewesen ;)
Der Autor hat bei diesem Roman sehr viel Recherchearbeit geleistet. Er erzählt gewohnt detailliert, aber sehr lebendig und bildgewaltig.

Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und edel. Zu Beginn und am Ende gibt es eine Karte der Region aus der damaligen Zeit. Ein Lesebändchen vervollständigt das Erscheinungsbild.
Zusätzlich befindet sich ein Nachwort des Autors und ein Glossar.

Fazit:
Ein wunderbares und facettenreiches Werk über eine Zeit, die uns völlig unbekannt ist und die vom Autor bildgewaltig und spannend erzählt wird. Obwohl ich anfangs dachte, dass diese Zeit nicht wirklich etwas für mich ist, hat mich das Buch gefesselt und mir wunderbare Lesestunden beschert. Ulf Schiewe ist damit zu einem meiner Lieblingsautoren im historischen Genre aufgestiegen

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