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Veröffentlicht am 20.07.2020

Netter Auftakt mit kleinen Schwächen

Leuchtturmnächte
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Ich kenne bisher die Reihe rund um die Blossom Street von der Autorin und einige Romane, die im Bezug zur Blossom Street stehen. Sabine und Andrea haben hingegen die Rose-Harbour-Reihe gelesen.
Die neue ...


Ich kenne bisher die Reihe rund um die Blossom Street von der Autorin und einige Romane, die im Bezug zur Blossom Street stehen. Sabine und Andrea haben hingegen die Rose-Harbour-Reihe gelesen.
Die neue Cedar Cove Reihe ist hingegen gar nicht wirklich neu, sondern erst neu übersetzt worden. Bei Goodreads habe ich herausgefunden, dass die ersten Bände von 2013-2015 als TV Serie mit Andie MacDowell ausgestrahlt wurden....

Wenn man zu Debbie Macomber greift, weiß man auch, was einem erwartet. Zwischen ernsten Weltkriegsbiografien oder spannenden Thrillern muss ich hin und wieder zu leichterer Lektüre greifen und da ist man mit den Büchern der Autorin meistens gut beraten. Nicht alle sind gleich stark, aber das ist auch bei anderen Autoren nichts anderes.

Bei der neuen Cedar Cove Reihe lernen wir, wie auch in der Blossom Street, mehrere Charaktere kennen.
Olivia Lockhart ist die ortsansäßige Richterin des Kleinstädchens Cedar Cove. Sie bekommt den Fall von Ian und Cecilia auf den Tisch, die sich nach einem Jahr Ehe scheiden lassen wollen. Ihre gemeinsame Tochter ist kurz nach der Geburt gestorben, während Ian auf hoher See bei der Marine im Einsatz war. Cecilia fühlte sich im Stich gelassen und die Streitereien nahmen danach zu. Nun will sich das Paar einvernehmlich scheiden lassen. Olivia sieht jedoch noch Hoffnung für die Ehe der Beiden und stimmt der Scheidung nicht zu.
Charlotte ist Olivias Mutter und arbeitet ehrenamtlich in einer Rehaeinrichtung. Dort trifft sie auf Tom, der nach einem Schlaganfall ein Pflegefall ist und kümmert sich um ihn.
Olivias Tochter Justine ist mit einem weit älteren Mann zusammen, der in Cedar Cove keinen besonders guten Ruf inne hat, aber vielen Einwohnern einen Arbeitsplatz gibt. Olivia ist alles andere als glücklich über Justines Partnerwahl und lässt ihr das auch spüren. Auch ihr Sohn James scheint sich von ihr zu entfremden.
Olivias beste Freundein Grace kämpft hingegen um ihre Ehe mit Dan, mit dem sie seit mehr als 25 Jahren verheiratet ist.
Und da ist noch Jack, der zugezogene Journalist, der an Olivia Interesse zeigt.

Die Beschreibungen des kleinen Küstenstädtchens sind wieder absolut lebendig und versprühen sehr viel Charme. Beim Lesen bekommt man das Gefühl sich mitten in Cedar Cove zu befinden und möchte auch am liebsten gleich dort bleiben.
Die Gemeinschaft der Frauen rund um Olivia und ihre Probleme sind Mittelpunkt der Geschichte, aber auch die Handlung um Ian und Cecilia. Ich muss zugeben, dass mir ihre Geschichte am besten gefallen hat. Sie zeigt die Probleme eines Ehepaares auf, die mit dem Tod ihres Kindes zurechtkommen müssen. Trauerbewältigung und die Einsamkeit, die Frauen von Marines verspüren, sind ernstzunehmende Themen, die manche Ehe nicht übersteht.
Aber auch alle anderen Frauen haben ihr Päckchen zu tragen. Die Charaktere sind altersmäßig durchgemischt und sehr facettenreich. Die dargestellten Probleme sind alle mitten aus dem Leben gegriffen und nicht bei allen gibt es ein Happy End.

Leider plätschert die Geschichte zwischendurch etwas dahin und meiner Meinung nach hätten ein paar weniger Figuren dem Roman gut getan. Auch wurden mir manche Ereignisse zum Ende hin zu schnell abgehandelt und ein Handlungsstrang blieb ganz offen....und wird wohl in Teil 2 fortgesetzt. Das ist etwas, was ich nicht so gerne mag....habe ich dabei immer das Gefühl auch den nächsten Band kaufen zu müssen.


Fazit:
Ein netter Beginn der "neuen" Cedar Cove Reihe, die mich noch nicht ganz überzeugt hat, die aber bereits das besondere Feeling und den Charme des Städtchens Cedar Cove verbreitet. Einige kleine Längen und ein paar zu schnell abgehandelte Ereignisse sind Kritikpunkte, jedoch habe ich einige nette Lesestunden verbracht.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Versprach so viel, doch das Potential wurd enicht ausgenutzt

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Ach, was hat sich der Klappentext doch toll angehört! Sechs junge Leute und ein Hund fahren gemeinsam mit einem Boot in den längsten Kanaltunnel Englands und als sie nach zwei Stunden wieder herauskommen ...

Ach, was hat sich der Klappentext doch toll angehört! Sechs junge Leute und ein Hund fahren gemeinsam mit einem Boot in den längsten Kanaltunnel Englands und als sie nach zwei Stunden wieder herauskommen sind fünf davon verschwunden. Nur Matthew, der Tunnelführer, liegt bewusstlos im Boot, daneben der Hund.

Gleich vorweg...ich hatte mir hier wesentlich mehr versprochen! Nach dem Beginn der Lektüre gewinnt die Spannung leider kaum an Fahrt und mir ist es tatsächlich zweimal passiert, dass mir die Augen beim Lesen zufielen! Spricht nicht wirklich für das Buch! So schlecht ist es allerdings nicht...ich war wohl auch etwas übermüdet. Natürlich wollte ich wissen, was hier passiert ist und habe neugierig weitergelesen.
Der Aufbau ist eigentlich gelungen, allerdings hatte ich sehr schnell eine Vermutung, die auch eintraf. Wie das Ganze aber tatsächlich passieren konnte und von statten ging, war mir trotzdem noch immer ein Rätsel.

Den Standedge-Tunnel gibt es wirklich. Er ist der längste Kanaltunnel Großbritanniens und hat eine Länge von 5189 Meter. Er kann nur von einer Seite aus mit einem Narrow Boot befahren werden und ist doch ein perfektes Setting für einen nervenzerreibenden Thriller. Doch es wurde weder richtig spannend, noch gruselig. Allerdings konnten die letzten 80-100 Seiten das Buch noch etwas retten, denn hier nimmt die Geschichte endlich tüchtig an Fahrt auf und verdient das Wort Thriller, das sich vorne am Cover befindet. Auf den englischen originalcover sehrt ihr auch die Bezeichnung "Novel" stehen, was ich passender finde. Ob es allerdings logisch erscheint, sei dahingestellt...

Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen bzw. gibt es aus der Gegenwart Rückblenden. Zum einem, als Robins Ehefrau verschwand, als auch die Zeit vor der Tour durch den Tunnel und danach. Zu Beginn des Buches begleiten wir den Schriftsteller Robin Ferringham, dessen Frau Samantha seit drei Jahren vermisst wird. Als Trauerbewältigung hat er darüber ein Buch geschrieben. Bei einer Signierstunde erhält er einen mysteriösen Anruf von einem jungen Mann, der behauptet mit Samantha gesprochen zu haben und ihn um Hilfe bittet. Er würde ihm mehr Details erzählen, wenn Robin ihn aus dem Gefängnis holen würde, wo er unschuldig einsitzt. Ihm wird vorgeworfen seine fünf Freunde ermordet zu haben, mit denen er einen Ausflug durch den Stansted Tunnel gemacht hat. Nur er ist wieder aufgetaucht, aber er kann sich an nichts mehr erinnern. Robin beginnt nachzuforschen und fällt sehr schnell im kleinen Örtchen Marsden auf. Die Einwohner kommen ihm nicht gerade freundlich entgegen und scheinen die Vorkommnisse lieber zu verschweigen. Da ist ein Fremder der herumnschnüffelt, nicht wirklich willkommen....

Die Charaktere waren nicht wirklich sympathisch und Robin eher der Anti-Held. Die Clique wird einerseits als beliebt beschrieben, aber auf der anderen Seite dringen immer wieder brutale Geschichten durch, die sie als grausam bezeichneten. Für mich eher ein Widerspruch.... Zusätzlich bleiben die Nebencharakter doch etwas blass. Hier hätte der Autor sehr viel mehr ausschöpfen können.
Das Verschwinden der Freunde und dessen Auflösung war mir fast etwas zu unspektakulär bzw. zu kurz behandelt. Es gibt allerdings eine sehr intensive Szene, die mich richtig fesseln konnte und mich mitgenommen hat. Sehr gerne hätte ich mehr davon gehabt. Obwohl das Ende spannend war, gab es einige Logiklücken und es blieben auch ein paar Fragen offen. Richtig überzeugen konnte mich "Der Tunnel" leider nicht.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Chris McGeorge hat einige überraschende Wendungen und neue Erkenntnisse eingebaut, die der Geschichte wieder einen kleinen Push gibt. Auf der anderen Seite blieben für mich einige wenige Punkte offen und werden nicht erklärt.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was ein schnelles lesen ermöglicht.


Fazit:
Der Klappentext verspricht meiner Meinung nach eine etwas andere Geschichte. Daran will ich mich auch nicht wirklich stören, aber der Plot hätte wirklich größeres Potential gehabt. Die Spannung kommt leider viel zu spät, manches ist etwas unlogisch und das Ende zu konstruiert. Lässt sich zwar schnell lesen, aber die großartige Idee wurde damit leider zum verschenkten Potential. Von mir gibt es gerade noch 3 Sterne für diesen "Thriller".

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Drei Frauen, drei Generationen, drei Schicksale

Nebelkinder
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Nebelkinder" - die Kinder von Kriegskindern aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Begriff, den ich noch nicht kannte und mich trotzdem beschreibt, auch wenn ich kein Kriegsenkel bin. Meine Eltern erlebten als ...

Nebelkinder" - die Kinder von Kriegskindern aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Begriff, den ich noch nicht kannte und mich trotzdem beschreibt, auch wenn ich kein Kriegsenkel bin. Meine Eltern erlebten als junge Menschen den Krieg und mein Vater wurde mit 17 Jahren eingezogen. Sie heirateten 1945, als mein Bruder geboren wurde, der ganze 21 Jahre älter ist als ich. Da ich ein großer Nachzügler bin, wusste ich nun nicht, ob ich ebenfalls ein "Nebelkind" bin oder nicht... Umso mehr interessierte mich der Roman von Stefanie Gregg, der sich mit diesem Thema beschäftigt und einige Verhaltensweisen dieser Generation aufzeigt, die sie an ihre Nachkommen unbewusst weitergegeben haben. Mein Dank gilt der Autorin, die mir ihr Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Anhand der Geschichte von Käthe und ihren Töchtern Anastasia und Helene, die aus Breslau flüchten müssen, als die Russen bereits auf Vormarsch sind, erleben wir die letzten Monate des Krieges mit. Doch der Roman erzählt nicht nur von dieser Flucht, sondern von Käthes Leben zuvor, von Ana, die in München ansäßig wird und von ihrer Tochter Lillth, die vor einer großen Entscheidung steht.
In vielen Sätzen und Handlungsweisen erkannte ich in Ana auch meine Mutter wieder. Eine Generation, für die nach dem Krieg Sicherheit vor Liebe kam und die den Wunsch hatten, dass es ihren Kindern einmal besser gehen sollte...allerdings zu ihren eigenen Bedingungen.
Großes Thema ist ebenfalls das Schweigen über die Zeit während des Krieges und die Unfähigkeit Gefühle weiterzugeben...einem zu umarmen oder zu sagen, dass man sein Kind liebt. Auch Lilith leidet darunter und ist beziehungsunfähig geworden. Als sie vor einer wichtigen Entscheidung steht, versucht ihre Mutter Ana(stasia) ihr endlich mehr über die Zeit der Flucht und des Wiederaufbaus zu erzählen. Gemeinsam fahren sie nach Breslau und als Leser erfährt man durch nicht immer chronologischen Rückblicke in die Vergangenheit was damals passierte....

Drei Frauen, drei Generartionen und drei Schicksale. Käthe kommt aus guten Haus und wird früh verheiratet. Doch sie hasst ihren um Jahre älteren Mann und verliebt sich in Ludwig. Sie setzt alles daran eine Scheidung durchzubekommen, was zu dieser Zeit gleichbleibend mit Verlust des Ansehens und dem Ausschluss aus der Gesellschaft einherging. Mit Ludwig hat sie den Mann ihres Lebens gefunden, der allerdings auch anderen Frauen nicht abgeneigt ist. Als der Krieg beginnt und er eingezogen wird, versucht Käthe mit Ana und Lenchen über die Runden zu kommen, muss aber kurz vor Kriegsende fliehen. Auf dieser Reise passiert so einiges, was Käthe und ihre Töchter für immer verändern wird.

Die Erzählungen darüber sind grausam und doch Teil dieser schrecklichen Zeit und jeden Krieges. Ganz besonders erschüttert hat mich ein Brief an Käthe von ihrer Freundin Agnes, die in Breslau geblieben ist und durch die Rote Armee Schreckliches erdulden musste. Man fragt sich, wie ein Mensch jemals über diese Grausamkeiten hinwegkommen kann... ich denke gar nicht. Auch Käthe erlebt ein Trauma, das besonders Anas Leben nachhaltig verändert, denn auch in der Nachkriegszeit in München liegt die ganze Verantwortung auf ihren Schultern. Die depressive Käthe kümmert sich um nichts und Ana muss sich nicht nur um Lebensmittelmarken kümmern, sondern auch um Leni, die zu rebellieren beginnt.
Erst durch den Besuch in Breslau und Anas Erzählungen beginnt sich die Mutter-Tochter Beziehung etwas zu lockern und die Zusammenhänge zwischen den Generationen werden sichtbar. Ein Roman, der uns Kriegskinder und Kriegsenkel einiges zum Nachdenken aufgibt.

Charaktere:
Für Käthe empfand ich nicht wirklich Sympathie, auch wenn sie vor der Flucht eine starke Frau war, die Durchsetzungsvermögen hatte und bereits ihrer Zeit voraus war. Doch mit Kriegsende hat sie sich in Depressionen verloren und alles auf die Schultern ihrer Tochter geladen.Ich mag es nicht, wenn Erwachsene Kinder zwingen die Verantwortung zu übernehmen, die eigentlich ihnen zusteht.

Ana(stasia) wird durch die Flucht und das Verhalten ihrer Mutter schneller erwachsen, als ihr lieb ist. Sie trägt das Gewicht der traumatisierten Käthe auf ihren Schultern und muss die Versorgung ihrer kleinen, rebellischen Schwester übernehmen. Für Ana steht fortan Sicherheit an erster Stelle, was sich auch auf ihre Männerwahl auswirkt, aber auch in der Beziehung zu ihrer Tochter Lilith, die kaum von Wärme geprägt ist.

Robert ist Lilith's große Liebe, doch der kann sich nicht binden und heiratet später eine andere. Trotzdem kommt er immer wieder zu Lilith zurück und bittet sie eines Tages seinen unehelichen Sohn aufzunehmen. Die Mutter sei gestorben und seine Frau weigert sich Aaron ein Zuhause zu geben. Lilith ist vor den Kopf gestoßen. Ihre Mutter, die ihr nie große Gefühle gezeigt hat, bittet sie dem Kind eine Chance zu geben...

Schreibstil:
Stefanie Gregg erzählt sehr einfühlsam und eindringlich, aber auch teilweise sehr poetisch - trotz des schwierigen Themas. Der Roman ist Teil ihrer eigenen Familengeschichte.
Ich habe mit den Frauen mitgelitten, trotzdem kam ich ihnen nicht immer wirklich nahe. Obwohl ich bei der erwachsenen Ana viele Ähnlichkeiten zu meiner eigenen Mutter fand, waren mir alle drei Frauen nicht so wirklich sympathisch, was man bei der Charakterdarstellung oben auch rauslesen kann.

In einem erklärenden Nachwort erzählt die Autorin mehr über den Begriff "Nebelkinder" und warum dieses Buch entstand.

Fazit:
Ein berührendes Portrait einer Generation von Frauen, die Schlimmes durchmachen mussten und deren Erlebnisse bis heute in ihren Nachkommen nachhallen, den sogenannten "Nebelkindern". Ein Buch für ein besseres Verständnis, das noch lange nachwirkt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ich träume vom Malen und dann male ich meinen Traum

Wie sagt man ich liebe dich
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Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, ...

Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, buchtechnisch wieder nach Lissabon zu reisen.

Claudia Winter hat mit ihrem neuen Roman "Wie sagt man ich liebe dich" eine wunderschöne Geschichte rund um die gehörlose Maelys und ihre Tante Valérie geschrieben, die gemeinsam in Paris leben. Maelys kommt aus der Bretagne und studiert Kunst an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris. Zurzeit hat sie ihr Studium unterbrochen, um auf dem Montmarte Touristen zu portraitieren. Sie benötigt ein Einkommen, da sich ihre Tante den Arm gebrochen hat und sich die Mietforderungen und die unbezahlten Rechnungen bereits stapeln. Eines Tages spricht sie ein Mann an und bittet sie von seinem Großvater ein Portrait zu malen. Dieser wohnt allerdings in Lissabon. Maelys ahnt nicht, dass dieser besagte Großvater seinen Enkel António extra nach Paris geschickt hat, um Maelys anzuwerben. Er hat die junge Frau bei seinem Weihnachtseinkäufen in Paris gesehen. Der senfgelbe Mantel und die Ähnlichkeit mit seiner großen Liebe haben ihn nicht ruhen lassen. Obwohl Maelys anfangs zögert, greift sie doch auf das Angebot zurück, da sie dringend Geld braucht. Sie fordert jedoch, dass sie ihre Tante Valérie in die portugiesische Hauptstadt mitnehmen darf und ahnt nicht, welche Folgen dies haben wird....

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Im Vergangenheitsstrang befinden wir uns im Jahr 1966. Die junge Valérie Durant hatte schon immer den Traum eines Tages nach Paris zu gehen und die schillernde Hauptstadt Frankreichs kennenzulernen. Sie will nicht in der Bretagne versauern und auch keinen Ehemann, den ihr Vater bereits eifrig auszusuchen scheint. Nur mit einem kleinen Koffer bricht sie nach Paris auf. Sie heuert als Zimmermädchen in einem Hotel an und setzt sich für die Frauenrechte in den 1960igern ein....
Während ihrer Zeit in Lissabon beginnt Maely die Notzhefte ihrer Tante zu lesen und lernt eine ganz andere Frau kennen, als diejenige, die sie heute kennt.

Liest man den Inhalt der Geschichte hat man doch so einige Vorahnungen, wie es in diesem Genre eben der Fall ist. Doch Claudia Winter gelingt es mehrere überraschende Wendungen einzubauen und auch die Spannung immer auf hohem Level zu halten. Besonders gefallen hat mir jedoch der wundervolle bildhafte Schreibstil. Ich hatte den Montmarte vor Augen mit den vielen Künstlern, hörte den Fado in den engen Gässchen Lissabons und hatte Lust auf die leckeren Blätterteigtörtchen mit Vanillecreme, die ich letztes Jahr genossen habe.
Zusätzlich war ich von der sehr selbstbewussten und flotten Valérie fasziniert, die nicht so schnell aufgibt - komme, was wolle. Sie sezte sich für Frauenrechte ein und spielte gleichzeitig mit ihrer Erotik und ihrem Charme.

Maelys hingegen ist eher ruhig und sagt, was sie sich denkt. Sie ist eine gute Beobachterin, liebt die Welt der Farben und die Schönheit in der Kunst. Von ihr war ich von Beginn an verzaubert.
Wunderbar fand ich, dass die Autorin diesmal eine gehörlose Protagonistin gewählt hat. Sie ist selbst Tochter von gehörlosen Eltern und hat all ihre Kenntnis in ihrem Roman miteingebracht. Die Beeinträchtigung steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Romans, sondern ist Teil von Maely Welt.

António ist ein sympathischer Geschäftsmann, der sich allerdings als Hotelbesitzer nicht wirklich wohl fühlt. Mit seinem Charme bezirzt er die Frauen und hat eine Affäre mit seiner Rezeptionistin. Er liebt seinen Großvater und führt ohne Bedenken seinen Plan aus Maelys nach Lissabon zu holen...die bald darauf sein Herz stiehlt.

Jeder dieser drei Protagonisten erzählt abwechselnd aus seiner Perspektive. Als Leser kann man sich somit ausgezeichnet in die Gedanken- und Gefühlswelt hineinfühlen. Die Autorin verknüpft die beiden Handlungsstränge aus der Vergangenheit und der Gegenwart perfekt. Ich konnte nicht wirklich sagen, welche Lebensgeschichte mir besser gefallen hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen und zwei sehr unterschiedliche Liebesgeschichten, die mich jede auf ihre Art bezaubern konnte.

Im Anhang gibt es einige landestypischen Rezepte und ein Glossar mit portugiesischen Begriffen.

Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Besonders gefallen haben mir die bildhaften Orts- und Landschaftsbeschreibungen. Leicht und doch intensiv, verspielt und verträumt, aber auch mit Tiefe. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Konnte mich nicht erreichen

Rückkehr nach Birkenau
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Eigentlich fällt es mir immer sehr schwer Lebensgeschichten zu bewerten, vorallem wenn es sich um eigene Erzählungen während des Krieges und Aufenthalte im KZ handelt. Oftmals bewerte ich sie gar nicht ...

Eigentlich fällt es mir immer sehr schwer Lebensgeschichten zu bewerten, vorallem wenn es sich um eigene Erzählungen während des Krieges und Aufenthalte im KZ handelt. Oftmals bewerte ich sie gar nicht oder wenn ich es besonders lesenswert finde mit 5 Sternen (wie zum Beispiel "Überleben - Der Gürtel des Walter Fantl)
Hier möchte ich nicht die schlimme Zeit, die Ginette Kolinka in Birkenau verbringen musste beurteilen, sondern generell den Aufbau und die Vermarktung der Geschichte - deshalb gibt es auch nur 2 Sterne von mir.

Es beginnt mit dem Preis/Leistungsverhältnis und das ist schon mal mein größter Kritikpunkt! Das Hardcover kostet 18,50 Euro und hat ganze 124 Seiten. Diese Seiten sind in großer Schrift. Die Anfänge und Enden der Kapitel sind oftmals nur eine halbe Seite beschrieben! Wenn man das zusammenzählt kommt man auf höchstens 90 Seiten in eher kleinerem Format mit großer Schrift.

Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte im Schnelldurchlauf erzählt wird und am Ende nicht viel in Erinnerung bleibt.

Die Sprache ist sehr einfach und der Rückblicke wird nicht in der richtigen zeitlichen Reihenfolge erzählt. Liegt es rein an der Übersetzung? Ich weiß es nicht, denke allerdings, dass die Sprache generell sehr einfach gehalten wurde, da Ginette Kolinka immer wieder betont, dass sie nicht besonders sei. Dies soll jetzt keinerlei Kritikpunkt sein, aber etwas Überarbeitung wäre gut gewesen.
Die Geschichte ist sachlich gehalten, was wenig Emotionen zulässt. Jedoch ist es oftmals bei biografischen Erzählungen dieser Art besser die schrecklichen Erlebnisse sachlicher zu übermitteln.

Ginette Kolinka lässt mit ihrer Rückkehr nach Birkenau kaum Einblicke in ihre Gefühlswelt. Durch den emotionslosen und hölzernen Schreibstil, sowie der Kürze des Romans, konnte die Erzählung kaum Emotionen bei mir wecken. Er hinterließ bei mir den Eindruck einer nüchternen geschichtlichen Erzählung, was ich sehr, sehr schade finde. Ich habe bereits viele Bücher dieser Art gelesen und konnte mich bisher noch nie so schlecht in die Erzählung einfinden.


Fazit:
Eine wichtige Lektüre #gegendasvergessen, jedoch kamen bei mir durch die Kürze der Erzählung und dem hölzernen sachlichen Schreibstil nur sehr wenige Emotionen auf. Die Geschichte einer Zeitzeugin, die bei mir bisher die wenigsten Emotionen hinterlassen hat. Sehr, sehr schade!

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