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Veröffentlicht am 05.03.2020

Kulinarischer zweiter Band, der Lust auf Italien macht

Die Schwestern der Villa Fiore 2
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Im zweiten Band rund um die Familie Massinelli in der wunderschönen Toskana, oder richtiger in der Rufina gelegen, erfahren wir mehr über die zweite Schwester, Bianca. Nachdem wir im ersten Band Giuila ...

Im zweiten Band rund um die Familie Massinelli in der wunderschönen Toskana, oder richtiger in der Rufina gelegen, erfahren wir mehr über die zweite Schwester, Bianca. Nachdem wir im ersten Band Giuila näher kennen lernen durften und viel über den biologischen Weinbau erfahren durften, dreht sich nun alles um das "Fiore" und seinen kulinarischen Köstlichkeiten. Bianca lebt für ihr Restaurant, wo sie täglich wunderbare und leckere Kreationen herstellt. Längst ist es kein Geheimtipp mehr, sondern allgemein anerkannt. Bianca kocht nach traditionellen Rezepten ihrer Nonna und verwendet nur saisonale Produkte. Kurz bevor sich ein Tester ankündigt, der für ein Reisemagazin schreibt, kündigt der Chefkoch und verlässt über Nacht das Anwesen. Als ein Gast einspringt, der sich als der berühmte Starkoch Nando Branconi entpuppt, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein - doch das täuscht....

Kaum angefangen zu lesen, tauchte ich schnell wieder in die Geschichte der Familie Massinelli ein. Gleich zu Beginn gibt es eine Rückblende zum verhängnisvollen Tag an dem Bianca einen schlimmen Unfall hatte. Als sie mit ihrer Vespa auf dem Heimweg ist, wird sie von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Der Fahrer begeht Fahrerflucht! Noch heute hat Bianca Alpträume und muss mit dem gesundheitlichen Folgen leben. Ihr Oberschenkel ist vernarbt und tägliche Schmerzen am Bein begleiten sie seit Jahren. Die einst fröhliche junge Frau hat sich total zurückgezogen und lebt seitdem nur für ihr Restaurant.

Mit Bianca hat Constanze Wilken eine sehr sympathische Figur erschaffen, die man sofort ins Herz schließt. Ihr Selbstwertgefühl hat seit dem Unfall stark gelitten. Die unsichere junge Frau sucht bei Misserfolgen immer nur die Schuld bei sich selbst. Trotzdem ist sie eine Kämpferin geblieben. Doch die Arbeit im Restaurant wird ihr langsam zu viel und der Verdacht, dass ein Mitarbeiter Sabotage betreibt, erhärtet sich.
Im Vergleich zu Giulia, die das Problem hatte, ihren Platz in der Familie zu finden, kann Bianca nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen. Dadurch verbaut sie sich viele Chancen, vorallem in der Liebe.
Nando ist ein sympathischer Mann, der aus dem Olymp des Kochhimmels geflüchtet ist, nachdem ihm die Lust am Kochen verloren gegangen ist. In der High-Society Welt fühlt er sich nicht wirklich wohl...kommt er doch aus einem der schlimmsten Viertel Neapels. Man bekommt einige interessante Einblicke in seine familiären Verhätnisse. Nando ist ein sehr netter Mann, der mir aber fast "zu perfekt" war.
Besonders berührt haben mich die Rückblenden aus dem Leben von Nonna Teresa. Wir kommen ihrem Geheimnis in Teil zwei etwas näher, nachdem wir schon im ersten Band ein klein bisschen daran teilhaben durften.

Die Atmosphäre rund um die Villa Fiore und das Weingut wurde wieder wunderbar dargestellt. Das Setting im italienischen Hügelland verbreitet ein richtiges Wohlgefühl und lässt das Urlauberherz höher schlagen. In diesem Teil fand ich das typische italienische Flair und die Zusammengehörigkeit der Familie etwas besser herausgehoben, als in Teil Eins. Auch das ksötliche Essen lässt einem beim Lesen das Wasser im Mund zusamenlaufen.
Spannend fand ich die Suche nach dem Unfallverursacher. Die Lösung betreffend den Sabotageaktionen war mir hingegen fast zu unspektakulär. Aber es handelt sich hier ja auch um keinen Krimi, sondern um einen Roman ;).

Schreibstil:
Der kurzweilige Schreibstil liest sich wunderbar flüssig. Charaktere und Landschaft wurden mit viel Liebe zum Detail beschrieben und konnten mich mitnehmen. Einige Kapitel werden nicht nur aus der Sicht von Bianca, sondern auch aus Nandos Sicht erzählt. Die Kapitel sind kurz gehalten und verleiten dazu, noch schnell eine weiteres Kapitel zu lesen...
Am Ende gibt es noch das Rezept zur "Torta della Notta".

Fazit:
Der zweite Band rund um die Villa Fiore und der Familie Massinelli konnte mich noch mehr überzeugen, als der Auftaktband. Authentische Charaktere und die wunderbare bildhafte Beschreibung der Landschaft, sowie die Köstlichkeiten aus Biancas Küche machen dieses Buch zu einem Wohlfühlroman, der Sehnsucht nach Italien weckt.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Leichte historische Kost

Die Tochter der Bettlerin
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Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter ...

Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter der Bettlerin" der Fall. Zuerst möchte ich aber noch kurz auf die wichtigsten Punkte zum Roman eingehen.
Mittelpunkt der Geschichte ist Anna, ein junges Mädchen, das in ärmlichsten Verhältnissen im Jahr 1747 in Berlin aufwächst. Ihre alkoholkranke Mutter will sie in die Prostitution zwingen, weil sie selbst kaum mehr genug zum Überleben einnimmt. Anna flüchtet und hat erstmal Glück, denn sie landet als Magd im Haushalt der zu Trenck. Sie verliebt sich in Friedrich, einem strammen Offizier der königlichen Leibgarde und ältesten Sohn der Familie. Dieser nutzt ihre Verliebtheit aus, um seiner Angebeteten, Prinzessin Amalie, die Schwester von König Friedriich II., Nachrichten zukommen zu lassen. Die Liebesbeziehung der beiden wird verraten und Trenck, der des Königs Liebling war, wandert ins Gefängnis. Anna verliert ihre Stellung und findet sich auf der Straße wieder, wo ihr nichts Gutes widerfährt. Als letzte Lösung verkleidet sie sich als Mann und meldet sich bei der preußischen Armee...

Dies ist nicht der erste historische Roman, den ich lese, wo sich eine Frau als Mann verkleidet, um an ihre Ziele zu kommen. Anna hat die irrwitzige Idee Trenck zu befreien, aber vorallem braucht sie etwas zu Essen, um nicht zu verhungern. Für sie ist ein Platz in der preußischen Armee der rettende Anker. Glaubwürdig erscheint mir dies nicht wirklich, aber daran will ich mich jetzt nicht echauffieren...das hat auch nichts mit meiner Bewertung zu tun. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen als Frau auf engsten Raum, inmitten von einer Horde Soldaten, nicht aufzufallen. Vorallem, als Anna auch noch schwanger ist...

Bemängeln muss ich allerdings die zu vielen Zufälle und der etwas konstruierte Aufbau, auch wenn historische Fakten mit der fiktiven Handlung verwoben wurden. Die Autorin hat nämlich die Memoiren von Freiherr Friedrich von Trenck als Inspiration genommen, der Zeit seines Lebens ein sehr von sich eingenommener und überzeugter Mann gewesen sein muss und sich nicht wirklich viel aus anderen Menschen machte...nicht einmal aus seiner großen Liebe Amalie, die im Roman die zweite starke weibliche Rolle spielt. Die Figuren sind lebenig und bildhaft dargestellt. Annas Entscheidungen konnte ich jedoch die meiste Zeit überhaupt nicht verstehen. Sie ist sehr naiv, was ich etwas unglaubwürdig finde. Als Straßenmädchen, das vom Betteln lebt, erfährt sie doch schon früh, wie es auf der Straße zugeht. Eine emotionale Bindung konnte ich zu den Figuren ebenfalls nicht wirklich aufbauen. Die Geschichte habe ich eher von außen verfolgt.
Gefallen hat mir der Einblick in das damalige gesellschaftliche Leben bei Hofe, das Kriegsgeschehen, die politische Lage zwischen Preußen und Österreich, sowie in die Ausbildung bei der Armee.

Der Roman bietet sehr kurzweilige historische Unterhaltung. Mich zieht es in letzter Zeit mehr zu authentischen historischen Geschichten, die vorallem weniger Kitsch und mehr Tiefgang beinhalten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass ich hier doch etwas enttäuscht vom Roman war.
Wer gerne nicht so anspruchsvolle historische Kost bevorzugt oder Leserinnen, die gerne ins Genre einsteigen und nicht gleich von zu viel Historie überschüttet werden möchten, denen kann ich den Roman trotzdem empfehlen. Er unterhält....aber leider nicht mehr.

Schreibstil:
Die bildhafte, oftmals melodramatische und detaillierte Beschreibung der Autorin lässt sich immer wieder wunderbar lesen. Die historischen Fakten werden mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten. Der Schreibstil ist der Zeit angepasst. Am Ende gibt ein ausführliches Personenverzeichnis, das historische und fiktive Figuren trennt und anführt.

Fazit:
Ein historischer Roman ohne Tiefgang, den ich eher Einsteiger ins Genre empfehlen würde, die nicht mit sehr anspruchsvoller historische Kost starten möchten. Obwohl historische Fakten mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten werden, gibt es zu viele Zufälle und zu viel Drama. Ich habe schon einge sehr gute Romane der Autorin gelesen, aber leider gehört "Die Tochter der Bettlerin" nicht dazu. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Schöne Urlaubslektüre, aber nicht mehr

Die Bücherinsel
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Hauptprotagonistin im zweiten Band der Reihe rund um die Inselbuchhandlung ist Sandra, die wir bereits in "Die kleine Inselbuchhandlung" kennen gelernt haben.
Sie lebt seit fünf Jahren auf der Insel und ...

Hauptprotagonistin im zweiten Band der Reihe rund um die Inselbuchhandlung ist Sandra, die wir bereits in "Die kleine Inselbuchhandlung" kennen gelernt haben.
Sie lebt seit fünf Jahren auf der Insel und ist bereits ein festes Mitglied der kleinen Inselgemeinschaft. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Putzfrau auf einer Fähre und genießt das Leben direkt am Meer. Einzig die Inhaberin der Buchhandlung weiß, dass Sandra Analphabetin ist. Als Kind von Schaustellern mit laufenden Wohnsitzwechsel hat sie ungenügend lesen und schreiben gelernt. Ihr ganzes Leben hat sich Sandrea immer irgendwie durchgeschummelt und ist bis jetzt ganz gut damit durchgekommen. Seitdem sie die Eltern und die Schaustellerei verlassen hat, lebt sie auf der nordfriesischen Insel und hat sich in die wunderschöne Natur verliebt. Sooft wie möglich ist sie im Freien unterwegs und genießt das Meer, die Dünen und das Watt. Nebenbei hat sie sich auch in die Menschen auf der Insel ein kleines bisschen verliebt.
Obwohl Sandra nicht lesen und schreiben kann, liebt sie alle möglichen Geschichten, die sie als Hörbücher konsumiert. In ihrem Kopf denkt sie sich immer wieder selbst Erzählungen aus. Als sich in Gretas Buchhandlung der Lesekreis trifft, gesellt sich Sandra dazu und liest angeblich aus einem Buch vor, das niemand kennt. Sie erzählt allerdings ihre eigene Geschichte, die sie auswendig im Kopf gespeichert hat und rechnet nicht damit, dass die Anderen von ihren Zeilen begeistert sind. Sie wird eingeladen weiter beim Lesekreis mitzumachen, doch ihr Analphabetismus hindert sie daran. Gleichzeitig gefällt ihr der neue Grundschullehrer Björn, der neu zum Lesekreis dazugestoßen ist. Als sie ihn an ihrer Lieblingsstelle in den Dünen trifft und sie einen netten Nachmittag zusammen verbringen, verliebt sich Sandra in Björn. Doch wie lange kann sie ihr Geheimnis vor ihm bewahren? Meistens lässt such die Vergangenheit nicht für immer verbergen...

Janne Mommsen Bücher lese ich immer wieder gerne. Seine Naturbeschreibungen sind sehr bildhaft und stimmungsvoll. Sie laden zum Träumen ein. Die Insel und das Inselleben wird wieder sehr atmosphärisch beschrieben. Man fühlt sich einfach wohl bei diesem Setting und kann die Seele baumeln lassen. Kein anderer versteht es die Naturlandschaften diverser Nordseeinseln besser zu beschreiben als Janne Mommsen.
Durch den flüssigen und locker-leichten Schreibstil findet man sofort in die Geschichte, in der der Autor das Thema des Analphabetismus aufnimmt. Man erfährt wie fantasievoll Menschen, die nicht lesen und schreiben können, andere täuschen können. Ich stelle es mir allerdings wirklich ermüdend vor mit diesem Problem leben zu müssen. Seitdem ich eine Lesebrille tragen muss, bemerke ich immer wieder wie oft ich Dinge ohne Brille nicht entziffern kann. Gar nicht lesen zu können, kann ich mir gar nicht vorstellen....

Leider gibt es aber auch einige Kritkpunkte. Bereits seine letzten beiden Romane konnten mich nicht mehr ganz überzeugen. Trotzdem habe ich mir auch den zweiten Band der Inselbuchhandlung "Die Bücherinsel" zugelegt. Die Fortsetzung fällt aber leider noch ein bisschen schwächer aus.
Sandra ist zwar eine sehr sympathische Protagonistin, die mit allerlei Tricks ihren Analphabetismus zu verbergen weiß, sich aber oftmals nicht wie eine Frau in ihrem Alter verhält. Ihre Energie, ihre tolle Beobachtungsgabe und ihr Tatendrang haben mir aber sehr gut gefallen. Sandra versteht es trotz ihres Handicaps mit Optimismus durchs Leben zu gehen.
Die weiteren Figuren bleiben allerdings sehr an der Oberfläche, vorallem diejenigen, die in diesem zweiten Band ganz neu dazugekommen sind.
Die Liebesgeschichte zwischen Sandra und Björn konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Hier fühlte ich keinerlei kribbeln und kein Band zwischen den Beiden. Obwohl ich es nicht gerne kitschig mag, hätte man hier etwas mehr daraus machen können.

Ich weiß, dass es Janne Mommsen besser kann und hoffe sehr, dass seine weiteren Romane wieder an "Zwischen den Bäumen das Meer" (mein Lieblingsbuch) oder "Friesensommer" anschließen können.

Fazit:
Ein sehr leichter unterhaltsamer Roman - am besten als Urlaubslektüre geeignet - der stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen beinhaltet. Leider bleibt die eigentliche Geschichte sehr an der Oberfläche, jedoch verzaubert das Inselflair und das Thema Bücher einen Buchliebhaber sehr schnell. Wer gerne träumt und sich nicht an einer wenig tiefgehenden Geschichte stößt, hat hier die perfekte Lektüre gefunden.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Ein Geflecht aus Lügen, Betrug und Kiregsverbrechen...top Krimi!

Der rote Judas
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Dieser historische Krimi ist mein erstes Buch von Thomas Ziebula, aber sicherlich nicht mein letztes!
Mit der Figur des Paul Stainer, der nach Kriegsende 1920 aus der französischen Kriegsgefangenschaft ...

Dieser historische Krimi ist mein erstes Buch von Thomas Ziebula, aber sicherlich nicht mein letztes!
Mit der Figur des Paul Stainer, der nach Kriegsende 1920 aus der französischen Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurückkehrt, hat der Autor einen sympathischen Protagonisten erschaffen von dem ich gerne noch mehr lesen möchte.
Paul Stainer wird nach seiner Rückkehr sofort wieder in den Polizeidienst gestellt und sogar zum Leiter der Kriminalpolizei befördert. Umso mehr versucht er seine seelischen Wunden, die er aus dem krieg mitgebracht hat, zu verbergen. Alpträume quälen ihn fast jede Nacht und seine Frau Edith ist in der Zwischenzeit mit einem anderen Mann liiert. Im Präsidium trifft er außerdem auf einen Arzt, bei dem er im Lazarett in Behandlung war und der ihn jederzeit verraten könnte.
Kaum wieder im Dienst wird Stainer zu einem Toten gerufen. Schnell erkennt er, dass es sich hier nicht um Selbstmord, sondern um Mord handelt. Bald darauf wird er zu einem ähnlich ermordeten Opfer gerufen, bei dem er ein interessantes Foto und einen Brief findet, dessen Spuren nach Dinant in Belgien führen...

Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkrigen spielen. Diese Zeitspanne hat spezielle für dieses Genre viel Potential.
Zu Beginn gibt es sehr viele Figuren und ich benötigte etwas Zeit diese zuzuordnen. Doch schon bald fand ich mich gut zurecht und konnte den Krimi kaum mehr aus der Hand legen.
Die Charaktere sind bis in die kleinsten Nebenfiguren hin sehr lebendig und detalliert dargestellt. Fine und Rosa sind sehr taffe Frauen, die sich für das einsetzen, was ihnen wichtig ist. Beide müssen nach dem Tod ihres Mannes über die Runden kommen. Max Heiland ist Kleinganove, der neben seinen Boxwettkämpfen auch kleine Einbrüche unternimmt, um seine Familie versorgt zu wissen. Trotzdem hat er das Herz auf dem rechten Fleck. Stainer selbst ist loyal und lässt sich weder einschüchtern, noch erpressen. Er steht für Recht und Ordnung und handelt auch dementsprechend. Sein ihm zugeteilter Kommissaranwärter Junghaus steht ebenso loyal hinter ihm, im Gegensatz zu seinem weiteren Kollegen Heinze. Auch die restlichen Nebenfiguren sind lebensnah gezeichnet.

Das Thema, das Thomas Ziebula verfolgt, ist bis heute eines, das größtenteils noch immer gerne verschwiegen wird: Menschenrechtsverletzungen und Greuel an unschuldigen Menschen. Er befasst sich aber genauso mit den psychischen Auswirkungen des Krieges. Auch die Trostlosigkeit und die Unsicherheit der Menschen nach dem Versailler Friedensvertrag, den sogenannten "Schandfrieden", wird anschaulich beschrieben. Nach dem Ende des Krieges ist der ersehnte Frieden nicht eingekehrt. Die Spannung zwischen den Roten und den Nationalisten ist explosiv und Stainer versucht zwischen all den verschiedenen Lagern seinen Mörder zu finden. Dazu muss er in wirklich grausame menschliche Abgründe vordringen....

Der Erzählstil ist angenehm, die Geschichte wird fesselnd erzählt. Überraschende Wendungen erhöhen die Spannung. Der Autor zögert auch nicht mit geliebten Figuren alles andere als zimperlich umzugehen...

Nach meiner geliebten Reihe rund um August Emmerich von Alex Beer, die zur selben Zeit in Wien spielt, habe ich nun eine weitere Krimireihe für mich entdeckt, die ich auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Ich bin begeistert!

Fazit:
Ein absolut gelungener historischer Krimi, den ich auf jeden Fall weiter empfehle! Thomas Ziebula versteht es die Atmosphäre der Nachkriegszeit und der Weimarer Republik großartig festzuhalten. Dazu kommt das Geflecht aus Lügen, Betrug und Kriegsverbrechen, die für Spannung sorgen. Top!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Berlin im Dezember 1918. Der Krieg ist zwar offiziell vorüber, doch in Berlin herrscht noch immer Willkür. Kaiser Wilhelm II. wurde verjagt, die Monarchie ist Geschichte. Die Novemberrevolution spaltet ...

Berlin im Dezember 1918. Der Krieg ist zwar offiziell vorüber, doch in Berlin herrscht noch immer Willkür. Kaiser Wilhelm II. wurde verjagt, die Monarchie ist Geschichte. Die Novemberrevolution spaltet die Menschen. Die politische Lage ist noch immer prekär. Anarchie und Chaos beherrschen die Straßen und jeden Moment kann es zur Eskalation kommen. Die Welt ist in Umbruch - und genau hier setzt der Roman von Elke Schneefuss an...

Zu dieser Zeit lernen wir drei Frauen kennen: Vera, Hanna und Fritzi.
Während Vera in Berlin wohnt und sich um ihre kränkelnden Mutter kümmert, kehrt ihr Bruder Georg aus dem großen Krieg zurück. Er ist jedoch verblendet und will die Niederlage der Monarchie nicht akzeptieren. Georg führt einen Freikorps, die Sozialisten aufspüren. Dabei quartiert er seine Männer in der ehemaligen Schneiderwerkstatt seines verstorbenen Vaters ein, die Vera eigentlich wieder eröffnen wollte. Damit bringt Georg seine Mutter und Schwester in große Gefahr.

Fritzi kommt aus einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein. Sie sucht ihren Verlobten Benno, um ihn von ihrer gemeinsamen Tochter Christel zu erzählen. Er ist nach Kriegsende nicht zurückgekehrt. Sie vermutet ihn bei seinem Cousin Wolfgang. Fritzi will ihn zurückholen und ihn endlich auffordern sie zu heiraten.

Hanna ist die gutbürgerliche Tochter eines Fabrikbesitzers. Sie wurde im Krieg als Hilfskrankenschwester ausgebildet und möchte nun eine richtige Ausbildung als Krankenschwester machen. Doch ihre Mutter möchte sie gut verheiratet wissen. Sie weiß jedoch nicht, dass sich Hanna nichts aus Männern macht und sich in ihre Freundin Cora verliebt hat. Die beiden Frauen planen eine gemeinsame Zukunft.

Der interessante Klappentext und die Frage der Autorin, ob ich gerne ihre Geschichte lesen möchte, hatte mich schnell überzeugt. Das Schicksal dreier Frauen in einer sehr schwierigen Zeit....genau mein Beuteschema. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt und der Roman konnte mich nicht wirklich überzeugen.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Vera, Fritzi und Hanna erzählt.
Ich wurde mit keiner der drei Frauen wirklich warm. Oftmals fehlte es mir an Emotionen. Jede von ihnen kämpft zwar für ihre Träume, erscheinen dabei manchmal etwas naiv und haben wenig Erfolg. In der Folge wirkt die Geschichte oftmals etwas bedrückend. Das hätte mich weniger gestört, wenn die Handlung nicht nur so dahingeplätschert wäre. So richtig kommt diese nicht in Schwung bzw. trat sie mir zu oft auf der Stelle. Manchmal verirrt sich die Autorin in Nebensächlichkeiten, die eigentlich für den weitern Geschichtsverlauf keine Bedeutung haben. Diese politisch sehr explosive Zeit hätte immens Potenzial, was allerdings nur teilweise erfüllt wurde.

Aber ich will nicht nur meckern. Trotzalledem liest sich die Story angenehm und flüssig. Obwohl es kleine Längen gibt, wollte ich immer wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil ist detailliert und oftmals dialoglastig. Die Charaktere der drei Frauen sind authentisch und auch lebendig, obwohl ich nicht wirklich mit ihnen mitfühlen konnte. Hingegen kommen die jungen Männer nicht wirklich gut weg ;)

Warum man im Titel von den drei Frauen vom Alexanderplatz spricht, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Weder wohnen sie dort, noch kennen sich die drei Frauen. Im Endeffekt stehen sich nur einmal Vera und Fritzi gegenüber....sonst kreuzt sich der Weg von Hanna, Vera und Fritz aber nicht.
Das Ende ist etwas kurz geraten und wird mit einem Ehestands- und Handelsregister abgeschlossen, in dem wir Leser Antworten bekommen, wie das Schicksal der Figuren weiter geht.
Ich habe leider das Gefühl, dass mir der Roman nicht wirklich in Erinnerung bleiben wird. Schade!

Fazit:
Ein historischer Roman, der in Berlin der Nachkriegszeit spielt und von drei Frauenschicksalen erzählt, die zu dieser Zeit versuchen ihre Träume und Wünsche zu verwirklichen. Leider fehlte es mir etwas an Spannung und auch die Charaktere blieben mir zu blass.

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