Wohlfühlroman mit Tiefgang in der Stadt der Liebe
Sommerzauber in ParisSchon bei den letzten beiden Romanen von Sarah Morgan habe ich festgestellt, dass die Autorin eine etwas andere Richtung einschlägt und sie etwas "erwachsener" schreibt. Die Themen werden ernster und sind ...
Schon bei den letzten beiden Romanen von Sarah Morgan habe ich festgestellt, dass die Autorin eine etwas andere Richtung einschlägt und sie etwas "erwachsener" schreibt. Die Themen werden ernster und sind nicht mehr reine Liebesromane.
Mit "Sommerzauber in Paris" hat die Autorin Figuren erschaffen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und vor einer großen Herausforderung stehen.
Zuerst lernen wir Grace kennen, deren Mann David ihr am 25. Hochzeitstag erklärt, dass er sie wegen einer anderen Frau verlassen wird. Grace kann e snicht fassen und ist vor dem Kopf gestoßen. Sie verkriecht sich voller Trauer in ihrem Zuhause. Zusätzlich hasst Grace Veränderungen, denn Ordnung und Routine gehören zu 100% zu ihrer Welt.
Während David zu seiner jungen Liebe zieht und Töchterchen Sophie demnächst ausziehen wird, um ihren Collegeabschluss in einem anderen Bundesstaat zu machen, sieht sich Grace mutterseelenallein zuhause in Conneticut sitzen. Außerdem ist da noch der romantische Urlaub in der Stadt der Liebe, den Grace für sich und David zur Silberhochzeit gebucht hat. Töchterchen Sophie und Graces Großmutter Mimi, bei der Grace aufgewachsen ist und die in einer Seniorenresidenz wohnt, überreden sie den Urlaub trotzdem anzutreten. Mimi bittet sie noch den kleinen Buchladen "Le Petit Livre" an der Seine zu besuchen und ihr ein Foto davon zu schicken, denn mit dem Buchladen verbindet sie eine ganz besondere Erinnerung. Sie ist in Paris geboren und aufgewachsen und war einst eine gefeierte Tänzerin.
Danach lernt der Leser die 18jährige Audrey aus London kennen. Sie kommt aus einer zerrütteten Familie und steht vor ihren Abschlussprüfungen. Die Legasthenikerin will endlich dem Leben mit ihrer alkoholkranken Mutter entkommen. Als diese plant wieder zu heiraten, hofft Audrey endlich einen Neuanfang wagen zu können. Sie spart schon längere Zeit auf eine Reise nach Paris. Obwohl sie Schwierigkeiten mit dem Lesen hat und kein Wort Französisch spricht, bewirbt sie sich als Aushilfe in einem Buchladen. Maßgebend ist dabei die kleine Wohnung oberhalb der Buchhandlung, wo sie wohnen könnte. Audreys Freundin schreibt ihr im perfekten Französisch die Bewerbung und schon bald macht sich das Mädchen hoffnungsvoll auf in die Stadt der Liebe und Mode....
Wie die beiden Frauen in Paris aufeinander treffen, hat Sarah Morgan sehr gut gelöst. Trotz des Altersunterschiedes werden sie Freundinnen, die sich gegenseitig Mut machen und unterstützen. Die komplett durchorganisierte Grace, die dem Zufall keine Chance geben möchte, und die verstörte Audrey ohne Selbstvertrauen, ergänzen sich perfekt. Bald schon lernen sie gegenseitig voneinander. Während Grace Audrey die französische Sprache lernt und Audrey ihr aufzeigt, dass man auch ohne einem strukturierten Plan den Tag verbringen kann, öffnen sich beide gegenüber der Anderen und lernen sich selbst besser kennen. Audrey lernt endlich, dass sie sich auf jemand anderen verlassen kann und nicht nur auf sich selbst und Grace lernt loszulassen und das Leben etwas lockerer zu sehen.
Die Entwicklung der beiden Charaktere ist der Autorin sehr gut gelungen. Beide finden langsam zu sich selbst. Außerdem zeigt Sarah Morgan auf, dass wahre Freundschaft kein Alter kennt. Zusätzlich hat sie wieder dem Thema Mütter und Töchter Raum gewidmet.
Das französische Flair und die Stadt Paris hat Sarah Morgan wundervoll eingefangen. Man begleitet beim Lesen die beiden Frauen durch die Straßen der französischen Hauptstadt und lauscht verzaubert dem Klavierkonzert von Graces erster großer Liebe Philippe.
Zur Stadt der Liebe gehört auch ein bisschen Romantik. Die ist ebenso vorhanden, aber gut dosiert. Eine Überdosierung an Vorhersehbarkeit und zu viel Kitsch mag ich ja nicht, aber hier passt alles wunderbar. Bis kurz vor dem Ende wusste ich nicht, wie die Geschichte für die beiden Frauen ausgehen wird. Einzig betreffend der Buchhandlung und einem bestimmten Besucher war mir schon vorher klar, was hier dahinterstecken könnte.
Schreibstil:
Der lebendige Schreibstil macht die Geschichte kurzweilig, die abwechselnd aus der Sicht von Grace und Audrey erzählt wird. Später kommen auch noch kleine Einblicke aus der Sicht von Mimi ins Spiel. Eine kleine Prise Humor findet man trotz der Ernsthaftigkeit des Themas immer wieder.
Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und entwickeln sich weiter. Ich habe beide Frauen sehr schnell ins Herz geschlossen.
Fazit:
Wieder ein wunderbarer Roman aus der Feder von Sarah Morgan, der aufzeigt, dass wahre Freundschaft kein Alter kennt. Der Charme und der Flair der französischen Hauptstadt wurde großartig darstellt und die Entwicklung der beiden Charaktere ist ebenso gelungen. Ein Wohlfühlroman mit Tiefgang, den ich sehr gerne gelesen habe.