Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2020

Spannender dritter Fall für Tom Perlinger

Karl Valentin ist tot
0

"Karl Valentin ist tot" ist der dritte Band der Reihe rund um den Münchner Hauptkommissar Tom Perlinger und sein Team. Obwohl ich selbst bei Band 2 eingestiegen bin, empfehle ich diese Reihe von Beginn ...

"Karl Valentin ist tot" ist der dritte Band der Reihe rund um den Münchner Hauptkommissar Tom Perlinger und sein Team. Obwohl ich selbst bei Band 2 eingestiegen bin, empfehle ich diese Reihe von Beginn an zu lesen, denn die Krimis sind etwas komplex und der Familien- und Bekanntenkreis unseres Hauptkommissars groß. Zusätzlich gibt es immer wieder Verbindungen zu den Vorgängerbänden.

Am Karl Valentin Gymnasium im Zentrum Münchens bricht spätnachts ein Feuer aus. Der Kellerbrand kann dank der Aufmerksamkeit des Hausmeisters, der die Feuerwehr alamiert, bald gelöscht werden. Doch für eine der Lehrerinnen kommt jede Hilfe zu spät. Hauptkommissar Tom Perlinger wird zur Fundstätte gerufen. Bald stellt er fest, dass eine weitere Lehrerin vermisst wird und die Tote, die stellvertretende Direktorin Marianne Eichstädt, nicht durch das Feuer umgekommen ist. Je länger Tom und Jessica ermitteln, umso durchsichtiger wird der Fall. Außerdem stoßen die beiden auf enormen Leistungsdruck am Vorzeige-Gymnasum, der bereits zwei Selbstmordversuche unter den Schüler ausgelöst haben dürfte. Einer davon ist Fabian Brühl. Am Beispiel seines Vaters und einer weiteren Familie wird klar dargestellt, wie der Leistungsdruck sowohl Kinder, als auch deren Eltern zerstören kann.
Während Tom und Jessica das Umfeld der Lehrer und Schüler durchleuchten, scheint auch ein alter Bekannter von Tom seine Finger im Spiel zu haben. Der russische Oligarch und Immobilienspekulant Ivan Maslov, sein schlimmster Gegner, hat ebenfalls wieder mitzumischen. Zusätzlich taucht Toms ehemaliger Freund Class wieder auf.
Die Münchner Polizei hat es mit einem äußerst ausgeklügelten Kriminalfall zu tun. Geschickt eingebunden sind die Hintergrundinformationen zum titelgebenden Karl Valentin: Münchner Original, Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent. Seine Zitate werden immer wieder mit dem Geschehen verflochten und erinnern an das Münchner Urgestein.

Die zahlreichen Figuren haben Wiedererkennungswert und besitzen oftmals unverwechselbare Charakterzüge. Einige davon sind auch Tatverdächtig. Das Privatleben der Ermittler wird perfekt in die Krimihandlung miteingebaut. Für mich ist das Gleichgewicht zwischen dem Kriminalfall und dem Privatleben ausgewogen. Zusätzlich zeigt die Autorin auch das Problem des heutigen Leistungsdrucks bei Kindern auf, sowie Pädagogen, die sich zwar so nennen, aber keinerlei Empathie haben und nur nach Macht und Anerkennung streben. Als es eine weitere vermisste Person gibt, kommt Tom an seine Grenzen.
Der Spannungsbogen bleibt durchgehend hoch und man kann den Krimi nur sehr schwer aus der Hand legen.

Die Münchner Altstadt ist wieder eine perfekte Krimikulisse, die Sabine Vöhringfer sehr lebendig und bildhaft in Szene gesetzt hat. Kein Wunder! Lebt sie doch selbst in der bayrischen Metropole. Trotzdem muss die Umsetzung funktionieren und diese hat Sabine Vöhringer großartig gemeistert. Ich freue mich schon auf den Folgeband!

Schreibstil:
Sabine Vöhringer schreibt sehr bildhaft, detailliert und mit einem Schuss Humor. Besonders gefallen haben mir ihre Beschreibungen der unverwechselbaren Charaktere. Lokalkolorit wird hochgehalten und trotzdem tritt dabei der Kriminalfall nicht in den Hintergrund.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenregister und einen skizzierten Stadtplan von München.

Fazit:
Ein komplexer und vielschichtiger Münchenkrimi, der sowohl Spannung, als auch Lokalkolorit bietet. Vielschichtige Charaktere, eine bildhafte und lebendige Beschreibung des Settings und ein spannender Fall runden diesen dritten Band der Reihe perfekt ab. Ich freue mich schon auf den nächsten Kriminalfall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

Die doch nicht so goldenen Zwanziger

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
0

Das Grand Hotel ist Caren Benedikts neuester Roman und hat mich wirklich mehr als überzeugt! Ich habe schon viele Familiensagen und ähnliche Geschichten gelesen, aber Caren Benedict gelang es, mich mit ...

Das Grand Hotel ist Caren Benedikts neuester Roman und hat mich wirklich mehr als überzeugt! Ich habe schon viele Familiensagen und ähnliche Geschichten gelesen, aber Caren Benedict gelang es, mich mit ihrer Erzählung immer wieder neu zu überraschen, sowie mich bei einigen Wendungen fassungslos zurückzulassen.
Sie bringt in diese Familiensaga etwas mehr Kriminalität und Brutalität hinein, als ich bei Romanen dieser Art gewohnt bin. Dies fand ich aber richtig gut und mochte auch das zwielichtige Flair von Berlin in den 1920iger Jahren.

Der Roman spielt nicht nur in Binz auf Rügen, wo das Grand Hotel der Familie von Plesow steht, sondern auch in Berlin. Dort führt Constantin, der jüngere Sohn der von Plesow's, sein eigenes Hotel, das Astor, sowie ein Varieté. Die Schauplätze könnten gegensätzlicher nicht sein. Das sündige und verruchte Berlin und Binz auf Rügen, ein Ort für Erholungssuchende und gut betuchte Hotelgäste.
Das Grand Hotel wird nach dem Tod ihres Mannes von Bernadette von Plesow mit strenger Hand geführt. Ihr ältester Sohn Alexander ist Geschäftsführer, hat aber nicht wirklich viel zu sagen.
Die Geschichte hat mich von Anfang an in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Bernadette trägt ein Geheimnis mit sich, das ihre Existenz und die der ganzen Familie zerstören könnte. Dieses schwebt die ganzen 528 Seiten wie ein Damoklesschwert über der Geschichte und nimmt mal mehr und mal weniger Platz ein.

Auch die Folgen des Ersten Weltkrieges werden ungeschönt dargestellt. Die Klassenunterschiede, Armut, Ausbeutung und Bandenkriege sind ebenso Teil des Romans, wie Familiengeheimnisse, Intrigen und das Streben nach Macht. Einzig die politischen Hintergründe kommen etwas zu kurz, werden aber angerissen.

Bernadette ist ein äußerst vielschichtiger und faszinierender Charakter. Sie ist zielstrebig und setzt ihre Macht ein, wo sie nur kann. Das Hotel ist für sie das Wichtigste und dafür tut sie alles. Sie war mir anfangs nicht wirklich sympathisch, aber mit der Zeit entdeckte ich auch ihre guten Seiten und verstand einige ihrer Handlungen - wenn auch nicht alle.
Alexander war mir hingegen zu still und angepasst, zu snobistisch und wankelmütig. Gemeinsam mit seiner snobistischen Frau Mathilde und den Zwillingen, lebt er im Nebenhaus.
Constantin hat Charme, aber hinter seiner freundlichen Maske steckt ein unbarmherziger Mann, der keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Einzig für seine Schwester Josephine scheint er ein Herz zu haben und beschützt sie vor der Unterwelt in Berlin, wo er zu den ganz Großen gehört.
Josephine selbst ist verzogen und fühlt sich alleingelassen. Sie kann nicht wirklich etwas mit sich anfangen und sucht nach sich selbst. Ihren Weg muss sie allerdings erst finden.
Einen größeren Anteil in der Story nimmt auch Marie, eines der Zimmermädchen im Grand Hotel, ein. Sie stellt die untere Schicht dar. Durch eine schlimme Erfahrung entwickelt sich Marie vom schüchternen Zimmermädchen zu einer selbstbewussten Frau, die weiß was sie will.

Das Flair dieser Zeit und die Unterschiede zwischen Binz und Berlin werden sehr gut dargestellt. Die Figuren kommen mehr oder weniger aus allen Schichten. Es gibt überraschende Wendungen, schockierende Ereignisse, sowie Mord, Bandenkriminalität und Korruption.
Dieser erste Band des Grand Hotels mit dem Untertitel "Die nach den Sternen greifen" konnte mich mit einer wirklich vielschichtigen Geschichte überraschen. Ich warte sehnsüchtig auf den Folgeband.

Schreibstil:
Caren Benedict schreibt sehr bildhaft, detailliert und der Zeit angepasst. Die Autorin bringt so einige Überraschungen und viel Abwechslung in den Roman.
Die Geschichte wird aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, auch aus der von Nebencharakteren. Die Figuren sind vielschichtig angelegt und manche durchschaut man nicht gleich auf den ersten Blick. Der Großteil entwickelt sich weiter und zeigt auch andere Seiten von sich.
Am Anfang jedes Kapitels stehen Zitate der einzelenen Charaktere.

Fazit:
Ein vielschichtiger historischer Roman, der einige Elemente eines Krimis mitbringt, sowie ein spannendenes Familiengeheimnis beinhaltet. Ein gelungener Auftakt dieser neuen Reihe mit viel Spannung und Dramatik. Leider dauert es noch ein ganzes Jahr bis der zweite Band erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2020

Spannende und temporeiche Fortsetzung

Die Maske der Schuld
0

Voller Spannung und Vorfreude habe ich auf den zweiten Band der Reihe rund um LKA-Ermittler Richard Schwarz gewartet. Und ich kann gleich vorab sagen....der neue Thriller steht Band 1 um nichts nach. Spannung ...

Voller Spannung und Vorfreude habe ich auf den zweiten Band der Reihe rund um LKA-Ermittler Richard Schwarz gewartet. Und ich kann gleich vorab sagen....der neue Thriller steht Band 1 um nichts nach. Spannung pur!

Diesmal spielt der Thriller nur in Österreich, denn Richards Ziehschwester Sarah gastiert mit dem Zirkus in Wien. Endlich kann er wieder etwas mehr Zeit mit ihr und seinen Nichten verbringen. Allerdings nervt ihn Gerichtspsychiaterin Theres Lend mit immer wiederkehrenden Anrufen um einen verschwundenen Bekannten, der dieselbe Selbsthilfegruppe wie Theres besucht. Fast zur selben Zeit wird eine unbekannte männliche Leiche aus der Donau gefischt. Der Tote gibt Richard und seinem Kollegen Paul so einige Rätsel auf. Gerichtsmedizinerin Emiliy berichtet den Ermittlern, dass der Mann im Rollstuhl ein seltsames Loch im Kopf hat, das nach einer verpfutschen OP aussieht. Doch in keinem Krankenhaus wurde so eine Operation durchgeführt....

Von Beginn an ist man, wie schon im ersten Band, sofort in der temporeichen Geschichte gefangen. Jennifer B. Wind erzählt aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen. Dabei kommt auch wieder Richards Vergangenheit nicht zu kurz. Er hat endlich die Hoffnung, dass der Mord an seiner Mutter nochmals aufgerollt und als Cold Case bearbeitet wird. Immer wieder kommen nun wieder Erinnerungen an die Vergangenheit und an den Tod der Mutter hoch.
In kurzen Kapiteln in kursiver Schrift erhalten wir Leser einen Einblick in die kranke Psyche des Täters. In einem weiteren Strang begleiten wir eine an MS erkrankte Frau bei ihrer Reha. Dieser Strang wirft lange Fragen auf, verbindet sich aber am Ende - genauso wie alle anderen Handlungsstränge - zu einem perfekten Ganzen. Die Spannung ist durchgängig hoch und man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Zusätzlich wird ein Blick auf die Pharmaindustrie geboten, die einem nachdenklich macht. Auch das Thema Tierschutz und das Zirkussterben wird wieder aufgegriffen, welches bereits im ersten Band Aktualität hatte.

Die Figuren sind vielschichtig, lebendig und facettenreich. Alle Charaktere haben Ecken und Kanten. Richard ist für mich ein sehr sympathischer und charismatischer Ermittler, der noch immer nicht von den Ereignissen seiner Vergangenheit losgekommen ist. Sarah hat auch in diesem Teil ein größeres Problem, rückt aber mehr in den Hintergrund und ist vorallem für hren Ziehbruder die erste Anlauftselle.
Theres möchte sich, mit der im ersten Band gestellten Diagnose, nicht zufrieden geben und konsultiert weitere Ärzte und Scharlatane bis sie in dieser dubiosen Selbsthilfegruppe landet. Und Paul, Richards attraktiver Kollege, ist ihm ein guter Freund und drückt schon mal ein Auge zu, wenn es um privates geht.

Jennifer B. Wind überrascht immer wieder mit großartigen Wendungen. Den Täter habe ich allerdings ziemlich schnell erraten...doch dieser ist nur ein Teil der Ermittlungen, denn dieser Thriller ist vielschichtig. Erst ganz am Ende setzt sich Puzzlestück um Puzzlestück zu einem Ganzen zusammen...wobei...ein Stückchen fehlt und der kleine Cliffhanger am Ende lässt auf einen weiteren spannenden dritten Band hoffen, der noch dieses Jahr erscheinen soll. Darauf freue ich mich schon!

Schreibstil:
Jennifer B. Wind schreibt temporeich, dialoglastig und bildgewaltig. Neben den Schauplätzen in Wien konnte ich mir nur allzugut die Probleme der schwerkranken Menschen in der Selbsthilfegruppe und während der Reha vorstellen. Das verursachte oftmals ein sehr beklemmendes Gefühl. Aber es gibt auch sehr humorvolle Stellen, die der Geschichte das Grauen nehmen.
Die Kapitel sind kurz gehalten. Am Ende des Buches gibt es Adressen und Anlaufstellen in Österreich und Deutschland für Menschen, die an MS (Multiple Sklerose) erkrankt sind.

Fazit:
Spannend und temporeich geht es auch im zweiten Band rund um den charismatischen und untypischen Ermittler Richard Schwarz weiter. Jennifer B. Wind hat neben dem vielschichtigen Thriller auch einige wichtige Themen mit in den Kriminalfall eingebaut, die der Geschichte noch mehr Authentizität verleiht. Leseempfehlung für Thrillerfans! (aber mit Band 1 beginnen!)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2020

Zum Träumen, aber trotzdem mit Tiefgang

Hibiskustage
0

Manchmal braucht man einen Roman wie diesen, um Abtauchen und Träumen zu können und die Welt um sich herum zu vergessen. Wer auf das himmliche Cover guckt, weiß wohin wir uns bei "Hibiskustage" begeben: ...

Manchmal braucht man einen Roman wie diesen, um Abtauchen und Träumen zu können und die Welt um sich herum zu vergessen. Wer auf das himmliche Cover guckt, weiß wohin wir uns bei "Hibiskustage" begeben: auf eine wunderschöne Insel unter Palmen. Genau dorthin, nämlich auf Hawaii, werden auch Mel, Kerstin und Sarah von ihrer Freundin Izzy eingeladen, die demnächst ihren 40. Geburtstag feiert.

Die vier Frauen waren während der Schulzeit beste Freundinnen, doch mit der Zeit ist jede von ihnen ihren eigenen Weg gegangen. Izzy ist in den USA eine bekannte Moderatorin, Mel lebt an der Ostseeküste, ist verheiratet, hat zwei Kinder und vermietet Ferienhäuser. Kerstin ist Sterneköchin, arbeitet aber unter ihrem Niveau bei ihrem verheirateten Geliebten in der Küche und Sarah, die in London lebt, gibt an Anwältin zu sein, sitzt aber in einem Großraumbüro einer Anwaltskanzlei und arbeitet als Bürokraft. So hat sich jede von ihnen kleine Geheimnisse erhalten, die sie nicht über ihren gemeinsamen Freundinnen Chat "44-ever" kommunizieren. Erst zögern die drei Frauen noch, doch dann reisen sie nach Hawaii um Izzy und die anderen wiederzusehen. Jede versucht den Schein zu wahren, doch nach und nach kommen die kleinen Lügen bzw. Verschleierungen ans Licht.

Abwechselnd lesen wir aus der Sicht von Mel, Sarah und Kerstin, die allesamt auf das Eintreffen von Izzy warten. Die vier Frauen sind sehr unterschiedlich. Jede hat ihr eigenes Päckchen zu tragen. Die gemeinsame Zeit in Izzys Haus verändert sie alle auf eigene Weise und zeigt auf, was im Leben wirklich wichtig ist. Langsam öffnen sie sich wieder und helfen einander den Blick auf das Wesentliche wiederzufinden. Dabei erfahren sie nicht nur fröhliche, sondern auch schmerzliche Momente.

Vom Plot her hatte ich eine gewisse Ahnung, wohin es gehen könnte, aber vornehmlich deswegen, weil ich einmal eine sehr ähnliche Geschichte gelesen habe, die auf den Fidschi-Inseln spielte träumSonst wäre ich wahrscheinlich nicht so bald auf das Geheimnis von Izzy gekommen.

Die lebendige und mitreißende Geschichte fühlt sich wie ein kleiner Kurzurlaub an, den wir im Moment im wahren Leben nicht antreten können. Deswegen empfehle ich allen sich mit "Hibiskustage" aus den Alltag wegzuträumen....aber Vorsicht: Es gibt auch Taschentuchalarm!

Die Charaktere und deren Entwicklung werden von der Autorin sehr gut dargestellt. Ich habe mit den vier Freundinnen mitgelitten, mitgeweint und mich mitgefreut. Alle entwickeln sich weiter und die alte Verbundenheit stellt sich am Ende wieder ein.

Die Landschaftsbeschreibungen, das Inselfeeling und die Bräuche der Einwohner sind so wunderbar dargestellt, dass man am liebsten sofort den Koffer packen würde. Die Meeresschildkröten, die in der Bucht schwimmen und aussehen wie alte Damen mit Kopftuch; Sarahs Surfversuche, die schlussendlich ihre Liebe zum Meer entdeckt oder die wunderschönen Hibiskuspflanzen in Izzys Garten, sowie die einheimischen Speisen aus dem Food-Truck von Mike, zeigen die Besonderheiten des Settings auf. Es gibt so viele wunderbare und magische Momente in diesem Roman, dass man den Zauber der Geschichte einfach nur genießen muss.

Die einzige Kritik, die ich an dieser wunderbaren Geschichte habe, ist die am Ende durchgeführte (verbotene!) Wanderung auf den Haiku Stairs (cirka 3.920 Stufen), auch genannt "Stairway to Heaven", auf die Bergspitze. Diese Strecke, die sich fast über 5 Stunden zieht, ist wegen großer Gefahr gesperrt. Sabine Lay lässt ihre Protagonistinnen aber trotz Lebensgefahr hinaufwandern. Solche Ansätze finde ich in einem Buch bedenklich, denn wir hier in Österreich haben jedes Jahr mit unvernünftigen Wanderern und Bergsteigern zu kämpfen, die mit ihren unzureichenden Equipment oder bei Schlechtwetter das Leben der hiesigen Bergretter gefährden. Deswegen finde ich diese Idee der Autorin nicht gut gewählt.

Der Rest der Geschichte hat mich aber verzaubert und ich kann diesen mitreißenden Roman nur weiterempfehlen.

Fazit:
In Zeiten wie diesen kann man mit diesem Buch zu einem faszinierenden Ort voller Magie reisen und mit den Figuren Hawaii erkunden. Wundervolle Bilder, die die Schönheit der Insel aufzeigen, entstehen beim Lesen im Kopf, aber auch die Werte von Freundschaft und Zusammenhalt bringen Tiefe in die Geschichte.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diesen Seelenwärmer!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2020

Die magische Lichtung

Sternenblütenträume
0

"Sternenblütenträume" ist der vierte Roman der Autorin, der im Heyne Verlag erscheint und mein drittes Buch von ihr. Leider empfinde ich es als das bisher schwächste. Während mich "Hortensiensommer" und ...

"Sternenblütenträume" ist der vierte Roman der Autorin, der im Heyne Verlag erscheint und mein drittes Buch von ihr. Leider empfinde ich es als das bisher schwächste. Während mich "Hortensiensommer" und "Novemberschokolade" sehr gut unterhalten haben, hatte ich hier kleine Probleme mit dem viel zu vielen Missverständnissen, die einfach nicht aufgelöst wurden. Aber der Reihe nach....

Nina ist nach der Trennung von ihrem Freund wieder bei ihren Eltern eingezogen und arbeitet bei ihrem Vater im Fotogeschäft. Sie hat sich jedoch auf Hochzeitsfotografie spezialisiert und hat damit Erfolg. Nun braucht sie nur noch eine neue Wohnung, damit sie von zuhause wieder ausziehen kann.
Bei einer ihrer Joggingrunden entdeckt sie eine traumhafte Lichtung im Wald. Ihr fotografisches Auge ist entzückt und während sie überlegt, wie sie die mystische Wirkung am besten einfangen kannt, steht plötzlich ein Mann vor ihr. Es ist der Schulsozialarbeiter und Übergangsmanager Felix, der genauso verzaubert von Nina ist, wie von diesem magischen Moment. Zwischen den beiden funkt es gewaltig und die Lichtung wird ihr weiterer Treffpunkt. Doch das Glück währt nicht lange, denn zwischen den Beiden steht ein grausames Geheimnis....

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Dabei wechselt diese zwischen Nina und Felix. Damit haben wir einen guten Einblick in ihre Gefühlswelten. Das Geheimnis, welches die beiden auseinander bringt, hat mich überrascht und wurde von der Autorin gut gewählt. Der spätere Verlauf nach dem Zerwürfnis war mir dann allerdings zu sehr konstruiert und hinausgezogen. Das Hin und Her zwischen den beiden Verliebten ab diesen Zeitpunkt fand ich oftmals einfach nur mehr nervig. Es gab keine Kommunikation zwischen Nina und Felix mehr, die Probleme wurden aber immer größer und wären mit einem kurzen Gespräch aus der Welt geschafft worden. Das geht natürlich in einem Roman nicht, denn dann wäre die Geschichte auch schon wieder erzählt - das ist mir schon klar. Trotzdem war mir Vieles einfach zu aufgebauscht. Ich verstehe, dass es Zeit braucht bis es zum Happy End kommt, aber zu sehr hinausgezogen sollte es dann auch nicht sein.

Die bildhafte Beschreibung der Umgebung und vorallem der Waldlichtung fand ich hingegen wunderschön und sehr lebendig erzählt. Ich hatte die Landschaft vor Augen und konnte die Blumen riechen.
Gefallen hat mir auch die Beschreibung von Felix Job als Übergangsmanager, sowie seine Wandlung vom ehemaligen reichen Vatersöhnchen in der Bankbranche zu einem sozial engagierten jungen Mann. Er hilft sozialschwachen Kindern und denjenigen, die noch keine Auswahl betreffend ihres weiteren Berufsweges getroffen haben. So lernen wir auch Marlon kennen, der im Fotostudio bei Nina und ihren Vater schnuppern und sich etwas Praxis holen darf. Diese Idee fand ich wirklich gelungen und auch mal etwas ganz Neues. Themen wie diese werden in Büchern oftmals viel zu wenig angesprochen, was ich schade finde.
Auch Nina verfolgte ich gerne bei ihren Shootings während diverser Hochzeitsfeierlichkeiten.

Die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten sind gut gezeichnet, agieren aber nicht immer stimmig. Sie entwickeln sich weiter und lernen aus ihren Fehlern. Die Nebencharaktere fand ich hingegen etwas zu schwarz-weiß gemalt und das Ende ein bisschen zu viel des Guten. Trotzdem ein netter Roman, der einige interessante neue Themen aufgreift und sich mit Vertrauen, Schuld und Vergebung aufseinandersetzt.

Schreibstil:
Ulrike Sosnitza schreibt einfühlsam und lebendig, sowie sehr dialoglastig. Die bildhaften Beschreibungen der Pflanzen, Blumen und auch der Landschaft sind wunderbar eingefangen und haben der Geschichte etwas Besonderes verliehen.
Das Cover ist, wie bereits die drei Vorgänger, ein absoluter Traum und einfach "zum Anbeißen"!

Fazit:
Ein Roman, der einerseits neue interessante Themen aufgreift, auf der anderen Seite aber manchmal zu gewollt mit dem Missverständnis der beiden Hauptprotagonisten spielt. Insgesamt hat mich die Geschichte gut unterhalten, kommt aber an die beiden anderen Romane der Autorin, die ich gelesen habe, nicht heran. Dreieinhalb Sterne...gutes Buch, aber Durchschnitt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere