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Veröffentlicht am 31.01.2019

Rasanter Start in die neue Reihe

Die Sünden aus der Vergangenheit
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Die im Francke Verlag erschienene Alaskan Courage Reihe von Dani Pettrey hat mich sehr gut unterhalten. Sie ist eine Mixtur aus Krimi, christlichen Roman und Abenteuerroman und lässt sich schwer in ein ...

Die im Francke Verlag erschienene Alaskan Courage Reihe von Dani Pettrey hat mich sehr gut unterhalten. Sie ist eine Mixtur aus Krimi, christlichen Roman und Abenteuerroman und lässt sich schwer in ein Genre pressen. Die landschaftlichen Beschreibungen von Alaska und die spannende Handlung hat mich damals überzeugt. Deswegen war ich schon sehr auf ihre neue Serie gespannt.

Mit ihrem ersten Band "Die Sünden aus der Vergangenheit" lässt uns die Autorin nicht lange warten und katapultiert den Leser bereits im Prolog mitten ins Geschehen.
Parkranger Griffin McCray überrascht zwei Grabräuber bei den historischen Schlachtfeldern von Gattysburg. Dabei wird eine Leiche gefunden, die erst relativ kurz unter der Erde liegt. Die forensische Anthropologin Dr. Finley Scott wird um Hilfe gebeten. Doch der Täter setzt alles daran die Identifizierung der Toten zu verhindern, die allen Anschein nach von einem professionellen Scharfschützen hingerichtet wurde. Das ruft Declan Gray vom FBI und auch Parker Mitchell, Freunde von Griffin, auf den Plan. Ihre gemeinsame Vergangenheit ist allerdings durch zwei schwere Verluste gekenntzeichnet und hat die Männerfreundschaft schwer beeinträchtigt. Gemeinsam versuchen die drei Männer und Finley die Identität der Toten herauszufinden und den Täter zu finden.

Zu Beginn tat ich mir bei der Zuordnung der vielen Namen etwas schwer. Oftmals hatte ich das Gefühl keinen ersten Band in meinen Händen zu halten, da die Autorin sehr oft Geschehnisse aus der Vergangenheit der beiden Hauptprotagonisten erwähnte. Das ist zwar nichts Ungewöhnliches und im gewissen Rahmen okay, auch wenn es ein Nachfolgeband wäre. Ich hatte jedoch manchmal das Gefühl etwas versäumt zu haben, obwohl es keinen Vorband gibt. Einige Erlebnisse aus der Vergangenheit der beiden Hauptprotagonisten Griffin und Finley wurden noch in diesem Band aufgeklärt, viele aber nicht. Hier hoffe ich auf die Folgeteile dieser neuen Reihe.

Wie schon bei ihrer Alaskan Courage Reihe spielt auch hier der Zusammenhalt zwischen den einzelnen Figuren eine große Rolle. Waren es in den anderen Büchern vorallem die Familienmitglieder, sind es hier die Freunde, die trotz der großen Verluste zusammenhalten und füreinander da sind. Alle treten bedingungslos für den anderen ein.
Die Charaktere sind sehr authentisch und lebensnah gezeichnet. Alle haben eine etwas schwierige Vergangenheit hinter sich und sind aufrichtige Menschen. Griffin hat seinen ehemaligen Beruf hinter sich gelassen und hat seitdem einen richtigen Schutzwall um sich gebaut. Er lässt niemand an sich ran. Finley ist eine toughe Frau, die eine traumatische Erfahrung hinter sich hat. Declan und Parker haben das Herz auf den rechten Fleck. Zwischen Griffin und Parker gibt es jedoch eine Sache aus der Vergangenheit, die noch nicht bereinigt ist. Mit Avery und Kate kommen noch zwei weitere weibliche Charaktere hinzu, die hier noch eine Nebenrolle spielen, aber wahrscheinlich in den kommenden Büchern mehr in den Vordergrund treten.

Obwohl Dani Pettreys Bücher im christlichen Francke Verlag erscheinen, spielt der Glaube zwar immer wieder eine Rolle, steht aber nicht im Vordergrund. Er wird vorallem durch Gebete und Gedanken der beiden Hauptprotagonisten ausgedrückt, sowie deren Zuversicht, dass alles gut werden wird. Dies tut der Spannung aber keinen Abbruch. Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Griffin und Finley fand ich wieder perfekt und lockert die Krimihandlung etwas auf - wird aber nicht zu kitschig oder überlagernd. Nach und nach setzen sich alle Puzzleteile zusammen und ergeben zum Ende eine interessante Auflösung, auf die ich nie gekommen wäre. Der Titel ist auf jeden Fall Programm.
Den Spannungslevel fand ich diesmal höher, denn der Krimi ist wirklich temporeich. Dafür waren es mir aber zu wenige Seiten und manchmal zu wenige Informationen.

Schreibstil:
Der gewohnt flüssige und sehr temporeiche Schreibstil lässt einem das Buch schwer aus der Hand legen. Durch die wiederholten Perspektivwechsel lernt der Leser auch die anderen Charaktere besser kennen, die wahrscheinlich in den kommenden Büchern der Reihe abwechselnd die Hauptprotagonuisten sein werden. Doch auch ein Blick hinter die Stirn des Täters lässt uns die Autorin blicken...
Viele überraschende Wendungen und falsche Fährten steigern die Spannung und lassen den Leser lange im Dunkeln tappen. Bildreiche Landschaftsbeschreibungen, wie die in Alaska spielende Vorreihe, habe ich in diesem Reihenauftakt leider vermisst.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten.


Fazit:
Wieder ein sehr temporeicher Krimi voller Spannung, bei dem ich jedoch des öfteren das Gefühl hatte, dass mir einige Informationen fehlten. Ein paar mehr Seiten hätten dem Auftakt der neuen Reihe gut getan, ebenso wie eine nicht ganz so schnelle Einführung in die Charaktere.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Seelenverwandte

Wo wir uns finden
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In Nicholas Sparks neuesten Roman geht es um Hope. Die 36jährige nimmt sich eine kleine Auszeit im Strandhaus ihrer Eltern. Ihr Vater ist schwer erkrankt und nun soll das Cottage in Sunset Beach verkauft ...

In Nicholas Sparks neuesten Roman geht es um Hope. Die 36jährige nimmt sich eine kleine Auszeit im Strandhaus ihrer Eltern. Ihr Vater ist schwer erkrankt und nun soll das Cottage in Sunset Beach verkauft werden. Hope verbindet damit viele Erinnerungen an ihre Kindheit und räumt wehmütig auf, um den Verkauf bald abschließen zu können. Außerdem ist sie das Wochenende zur Hochzeit ihrer besten Freundin eingeladen, zu der sie alleine anreist. Ihr Freund John verbringt das Wochenende lieber mit seinen Kumpels in LA. und Hope muss sich so einige Gedanken über ihre langjährige Beziehung machen. Als ihr kleiner Hund ausreißt und sie schon befürchtet, dass er von einem Auto angefahren wurde, bringt ihn ihr der 42jährige Tru unverletzt zurück. Er kommt aus Simbabwe und arbeitet als Safari Guide. Tru ist in die USA gekommen, um zum ersten Mal im Leben seinen leiblichen Vater zu treffen. Die Beiden freunden sich an und verbringen immer mehr Stunden miteinander. Hope öffnet Tru ihr Herz. Innerhalb von wenigen Tagen entwickelt sich zwischen den Beiden eine ganz besondere Beziehung, die sie am Ende der Woche vor eine schwierige Entscheidung stellt. Soll Hope nach all den Jahren auf ein gemeinsames Leben mit John hoffen, der sie nicht mehr wirklich glücklich macht? Oder soll sie sich für Tru entscheiden, der jedoch eigene Pläne hat und sich ein Leben außerhalb von Afrika schwer vorstellen kann? Und es gibt noch ein weiteres Problem, welches für Hope zukunftsbestimmend ist...

Auf den ersten Seiten erzählt Nicholas Sparks in einem Vorwort, wie er die Idee zur Entstehungsgeschichte seines neuen Romanes hatte. Inspiriert hat ihn eine besondere Begebenheit in North Carolina: der Briefkasten "Kindred Spirits" - Seelenverwandte, der an einem abgelegenen Strandabschnitt steht und dazu einlädt Briefe, Gedanken oder Wünsche in schriftllicher Form zu hinterlassen. Jeder der vorbei kommt, kann sich ähnlich einem Bücherschrank, etwas herausnehmen und hineinlegen oder einfach nur ein bisschen stöbern. Mein Herz hat sofort höher geschlagen, denn ich liebe es seit meiner Kindheit Briefe zu schreiben. Dieser Briefkasten spielt in "Wo wir uns finden" einen wichtige Rolle.

Die Charaktere sind sympathisch und haben Ecken und Kanten. Sowohl Tru, als auch Hope, haben schon einige Erlebnisse in ihrem Leben hinter sich und stehen nun vor einer neuen Herausforderung. Es ist ein Buch der lesen Töne, das von der Atmosphöre lebt. Wie gewohnt gibt es ein Auf und Ab der Gefühle.

Tru ist ein Naturmensch und Abenteurer. Er liebt seine Heimat Simbabwe. Seine offene und ehrliche Art, sowie sein sympathisches Wesen hat mich sofort für ihn eingenommen.
Hope ist ein Familienmensch und wünscht sich nichts mehr als eine große Familie. Die Krankheit ihres Vaters macht ihr zu schaffen, genauso wie Josh eher abwartende Haltung gegenüber einer gemeinsamem Zukunft. Sie wirkte in manchen Situationen etwas unsicher auf mich.

Die malerischen Landschaftsbeschreibungen sind gelungen und sehr bildhaft dargestellt, egal ob in North Carolina oder in Simbabwe. Hier hat der Autor wieder sein Händchen für bewiesen

Nicholas Sparks letzter Roman, den ich gelesen habe, nämlich "Seit du bei mir bist" hat viele seiner Fans enttäuscht. Mit "Wo wir uns finden" ist er wieder fast der Alte - aber nur fast. Im letzten Drittel gibt es einen großen Zeitsprung von 20 Jahren, was an sich für mich kein Problem ist. Jedoch wird diese Zeit in einer Art Erzählung wiedergegeben. Es sind Lebenserinnerungen, die der Geschichte etwas die Atmosphäre nehmen, obwohl dieser Abschnitt eigentlich der emotionalste wäre. Deswegen gibt es gerade noch 4 Sterne von mir.

Fazit:
Irgendwie ein typischer Sparks und wieder doch nicht. Dem letzten Drittel fehlt es ein bisschen an Atmosphäre. Die Idee des Briefkastens fand ich wunderschön, die Charakter sind lebendig gezeichnet und die malerischen Landschaften toll beschrieben....ein Wohlfühlroman mit Taschentuchalarm!

Veröffentlicht am 04.01.2019

Das Leben von Charlotte de Rohan-Rochefort

Die Rose des Herzogs
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Die historischen Romane von Marita Spang gehören immer wieder zu meinen absoluten Highlights in diesem Genre. Die starken Frauenfiguren, die die Autorin in ihren Romanen vorstellt und die ausgezeichnete ...

Die historischen Romane von Marita Spang gehören immer wieder zu meinen absoluten Highlights in diesem Genre. Die starken Frauenfiguren, die die Autorin in ihren Romanen vorstellt und die ausgezeichnete Recherche, bereichern alle ihre Histo-Romane.
"Die Rose des Herzogs" hat bei mir diesmal allerdings keine 5 Sterne geschafft, ist aber trotzdem ein wunderbares Buch, welches ich allen Liebhabern von anspruchsvollen historischen Romanen ans Herz lege. Grund für meine Bewertung ist sicherlich auch, dass die Erzählung etwas Zeit benötigt, bevor sie richtig in Schwung kommt.

In ihrem neuen Roman widmet sie sich dem Schicksal von Charlotte de Rohan-Rochefort. Ausgehend vom historischen Hintergrund dieser Zeit, der Französischen Revolution, erzählt sie die Lebensgeschichte dieser starken, aber leider fast unbekannten Frau. Historische Figuren und Begebenheiten werden dabei gekonnt mit fiktiven Geschichten verbunden. Die Umbrüche und Wirren dieser Zeit werden sehr bildhaft und authentisch erzählt.
Charlotte de Rohan-Rochefort ereilt das Schicksal vieler Adeligen beim Ausbruch der Revolution. Gemeinsam mit ihrem Vater, Bruder und Großonkel, Kardinal Louis René Eduard von Rohan-Guéméne, flieht sie ins Exil nach Ettenheim am Rhein, welches zu seiner Diözese gehört. Dort finden sich viele Emigranten, die ebenso vorerst Zuflucht finden.
Zuvor erleben wir die Aufstände in Paris, den Sturm auf die Bastille und den Tod von Charlottes Verlobten, der bei den September Massakern ums Leben kommt. Daraufhin schließt sie einen Pakt: Charlotte will sich nie wieder verlieben. Doch sie hat nicht mit der Hartnäckigkeit des jungen Louis Antoine, Herzog von Enghien, gerechnet. Erst Jahre später erlaubt sich Charlotte eine neue Liebe, doch Louis Antoines Onkel setzt alles daran diese zu verhindern....

Charlottes Geschichte wird im Rückblick erzählt. Im Prolog finden wir sie auf ihrem Sterbebett vor, wo Charlotte an ihre große Liebe und an ihr tragisches, aber ereignisreiches Leben, denkt. Danach wird der Roman in fünf Abschnitte mit den Überschriften Vincent, Ettenheim, Louis-Antoine, falcher Verdacht und Niedertracht geteilt. Nach jedem dieser Abschnitte kehrt der Leser in die Gegenwart an Charlottes Sterbelager zurück.

Marita Spang erzählt Geschichte spannend und lebendig. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Man begibt sich mit Louis Antoine aufs Schlachtfeld und erkennt wie sinnlos dieses Morden unter den eigenen Landsmännern eigentlich ist. Interessiert verfolgt man den Aufstieg Napoleons, wobei die Autorin hier mehr Gewicht auf die Gegner des Korsen, den Royalisten, legt. Denn Louis Antoine ist in erster Linie Soldat und für ihn gelten die Ideale der Royalisten in der Armee Condé. Seine inneren Kämpfe, die er gegen sich selbst führt, werden sehr deutlich. Aber auch seine Sturheit und die Vehemenz seiner idealistischen Einstellung tritt deutlich hervor.
Charlotte ist eine sympathische Frau, die keinerlei Standesdünkel hat und auch zupacken kann, wenn es sein muss. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und kämpft um ihre Liebe. Sie ist klug, mutig und versucht das Beste aus ihrem Leben im Exil zu machen. Erwähnenswert ist auch noch die Dogge Mohiloff, die mir sehr ans Herz gewachsen ist und eine besondere Rolle im Roman spielt.

Trotz der Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Louis Antoine ist dieser Roman weit entfertn von einem kitschigen Histoschinken, sondern vermittelt vorallem spannende Zeitgeschichte und erzählt über tragische Leben einer starken Frau.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin besticht durch Authentizität und Atmosphäre. Die hervoragenden Recherche ist auf jeder Seite zu erkennen. Ihr Schreibstil ist der Zeit angemessen, lässt sich aber wie immer flüssig lesen. Zu Beginn benötigte ich trotzdem eine Weile, um mich zurechtzufinden. Hier fehlte es noch etwas an Spannung bzw. fragte ich mich noch wohin die Geschichte eigentlich will. Das änderte sich allerdings rasch und die fast 700 Seiten waren wieder sehr schnell inhaliert.

Am Beginn des Buches befindet sich ein Personenregister und zwei Landkarten. Am Ende gibt es eine Zeittafel und einige Worte der Autorin betreffend Wahrheit und Fiktion zu ihrer Geschichte über Charlotte de Rohan-Rochefort.

Fazit:
Wieder ein hervorragender historischer Roman der Autorin, der über das Schicksal der Emigranten nach dem Ausbruch der Französischen Revolution und ganz besonders über Charlotte de Rohan-Rochefort erzählt. Hier wird Geschichte lebendig und spannend erzählt. Für mich kam der Roman allerdings nicht ganz an "Blut und Seide" heran.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Komplexer historischer Krimi a la Babylon Berlin

Herbststurm
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Seitdem ich von Alex Beer "Der zweite Reiter" und die Serie "Babylon Berlin" gesehen habe, die auf dem Roman von Volker Kutscher basiert, liebe ich historische Krimis, die zwischen den 20-iger und 30-iger ...

Seitdem ich von Alex Beer "Der zweite Reiter" und die Serie "Babylon Berlin" gesehen habe, die auf dem Roman von Volker Kutscher basiert, liebe ich historische Krimis, die zwischen den 20-iger und 30-iger Jahre des letzten Jahrhunderts spielen. Egal, ob Wien, Berlin oder (wie in "Herbststurm" von Angelika Felenda) München der Handlungsort ist, die historischen Begebenheiten sind natürlich ähnlich. Und so habe ich mich ohne Vorwissen der ersten beiden Bände in den dritten Fall von Kommissar Reitmayer gestürzt...

Man kann diesen Krimi auch als Stand alone lesen, jedoch fehlte mir manchmal doch ein bisschen das Wissen der Vorgänger, vorallem aus dem privaten Bereich. Punkto Kriminalfall war es aber egal. Auch dieser historische Krimi lebt von der Atmosphäre der Zwanziger Jahre.

Die Inflation lässt Rechtsanwalt Sepp Leitner einen eher ungewöhnlichen Fall annehmen. Eine russische Emigrantin beauftragt ihn ihre verschwundene Tochter zu finden. Die Anzahlung in Dollar kann Sepp wirklich brauchen, denn die Mark verliert täglich an Wert. Als Anwalt sind ihm zwar mehr oder weniger die Hände gebunden, deswegen engagiert er einen Detektiv, der kurze Zeit später tot aufgefunden wird.

Im zweiten Handlungsstrang ermittelt Kommissar Reitmayer und sein junger Assistent Rattler am Mord zweier junger Männer. Beide waren einst Mitglieder eines Freikorps und wurden mit einer russischen Kriegswaffe erschossen. Die Ermittlungen gestalten sich deswegen relativ schwierig. Die Beziehungen des rechten Bundes "Treu-Oberland" geht bis in die höchsten politischen Etagen. Auch Reitmeyer verspürt einen rechten Druck bei der politischen Polizei und fühlt sich oftmals bei seinen Ermittlungen behindert. Doch er bleibt seinen Idealen treu. Sein Assistent Korbinian Rattler lernt hingegen im Laufe der Ermittlungen eine geheimnisvolle Baltin kennen, die ihm den Kopf verdreht. Dadurch steht er Reitmeyer nicht immer zu 100% zur Verfügung. Schon bald merken Leitner und Reitmayer, dass sie im selben Umkreis ermitteln.....

Der Auftrag, die verschwundene Russin zu finden, gerät im Laufe des Buches immer mehr in den Hintergrund. Auch andere eher lose Handlungsstränge werden nur kurz angerissen oder verlaufen wieder im Sand. Das fand ich schade, denn dadurch entstand etwas Verwirrung und die Geschichte wurde künstlich etwas in die Länge gezogen. Auf der anderen Seite hat die Autorin den Leser damit ganz schön oft aufs Glatteis geführt und man rätselte bis zum Ende mit, wer und was eigentlich hinter diesen Mordfällen stecken könnte.

Jedoch gelingt es Angelika Felenda perfekt die Atmosphäre dieser Zeit widerzuspiegeln. Die steigende Arbeitslosigkeit und der große Unterschied zwischen Arm und Reich, sowie die Not der Kriegsheimkehrer, die an den Folgen des großen Krieges leiden, lassen die Menschen nach Neuorientierungen suchen. Rechte Bünde werden immer populärer und selbst beim Lesen hat man Schwierigkeiten alle Bünde richtig zuzuordnen. Das Chaos und die Orientierungslosigkeit zwischen den beiden Weltkriegen wird sehr gut spürbar. Man muss hier doch sehr konzentriert lesen, doch der geschichtliche Hintergrund ist wirklich gelungen. Das Ende ist stimmig und alle offenen Fragen wurden geklärt.

Schreibstil:
Angelika Felendas Schreibstil ist intensiv, detailverliebt und sehr bildhaft. Die geschichtlichen Hintergründe sind hervorragend in den Krimi miteingewoben und die Atmosphäre wird wunderbar vermittelt.
Die Figuren sind bis zum letzten Nebencharakter sehr gut gezeichnet. Die Handlung selbst ist sehr komplex und hat mehrere Handlungsstränge.

Fazit:
Ein sehr komplexer Krimi, der die politische Atmosphäre und das Leben der Menschen in den 1922er Jahren großartig einfängt. Einige Dinge waren mir allerdings zu detailliert und einige Handlungsfäden verliefen im Sand. Trotzalledem mochte ich die Stimmung im Buch und kann ihn an Liebhaber historischer Krimis weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Ein gut gehütetes Familiengeheimnis

Das Geheimnis der letzten Schäferin
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Da ich die Bücher von Beate Maxian lese, ohne mir den Klappentext vorher durchzulesen, bin ich bei ihrem neuen Roman eigentlich (wegen Titel und Cover) von einem historischen Roman ausgegangen. Dies ist ...

Da ich die Bücher von Beate Maxian lese, ohne mir den Klappentext vorher durchzulesen, bin ich bei ihrem neuen Roman eigentlich (wegen Titel und Cover) von einem historischen Roman ausgegangen. Dies ist jedoch nicht der Fall! Es handelt sich um eine Geschichte, die in der Gegenwart spielt, bei der es jedoch Rückblenden in die Vergangenheit gibt. Diese beginnen erst nach den ersten hundert Seiten, werden danach aber raumfüllender. Ich habe den Roman nun dem Genre "Familiensaga" zugeordnet, denn unsere Hauptprotagonistin Nina kommt hier einem alten Familiengeheimnis auf die Spur.

Nina führt ein gehobenes Lokal in Salzburg und hat zusätzlich eine TV-Kochshow. Um die Einschaltzahlen zu pushen, soll sie gemeinsam mit ihrem deutschen Konkurrenten Julian Leroy auftreten. Sie hasst den arroganten Charmeur, der sich der bodenständigen Küche verschrieben hat. Doch das Thema "Küche anno dazumal" reizt Nina und ihr Manager lässt ihr sowieso keine Wahl. Just in dem bayrischen Dorf, wo Ninas geliebte Großmutter Lieselotte einst aufgewachsen ist, soll auf einem alten Bauernhof gedreht werden. Der alte Vinz, der seine Küche zur Verfügung stellt, hat sich bald in Ninas Herz geschlichen. Nach und nach erfährt sie durch ihn auch mehr über das damalige Leben ihrer Großmutter, welche durch die Erkrankung ihres Vaters als Schäferin einspringen musste. Liesel liebt seit ihrer Kindheit die Schafe und ist mit Leib und Seele Schäferin, ein Beruf, den eigentlich nur Männer ausüben. Mit der wandernden Herde hat sie auch die Möglichkeit ihre heimliche Liebe zu treffen, dessen Eltern, sowohl den größten Einfluss, als auch Bauernhof des Dorfes besitzen. Da kommt ein einfaches Bauernmädel natürlich nicht als zukünftige Schwiegertochter in Frage und die Großbäuerin tut auch alles dafür, dies zu vermeiden. Trotzdem möchte Lieselotte ihren Traum als Wanderschäferin verwirklichen, jedoch hält sich bis heute das Gerücht, dass sie damals das Dorf fluchtartig verlassen musste......

Die Liebesgschichte in der Gegenwart ist schon ab den ersten Seiten vorhersehbar. Deswegen möchte ich aber keine Sterne abziehen, denn es gibt mehr als genug Romane, wo man schon beim Durchlesen des Klappentextes weiß, dass die beiden Protagonisten zusammenkommen werden. (Hier verrate ich wirklich nichts Unvorhersehbares)
Der Erzählstrang aus der Vergangenheit rund um Lieselotte, Ninas Großmutter und letzte Wanderschäferin, hat mir gut gefallen. Er enthält viele Details über die Almwirtschaft, dem Leben als Schäferin und der Dörfler. Die damalige Tratscherei hat sich bis heute nicht geändert und auch die Dorfkonstellationen sind heute noch ähnlich, aber natürlich nicht mehr so streng.

Nina und Lieselotte standen sich Zeit ihres Lebens sehr nahe und ihre Oma ist auch diejenige, die Nina zum Kochen brachte. Das Kulinarische kommt hier nicht zu kurz. Hungrig sollte man sich nicht an die Lektüre setzen, denn egal, ob österreichische oder bayrische Spezialitäten...es läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Auch das Lokalkolorit wird groß geschrieben und die österreichische Küche, sowie die verschiedenen Regionen rund um Salzburg und Wien werden sehr liebevoll beschrieben.

Der Spannungsbogen hätte hingegen etwas straffer sein können und das angesprochene Familiengeheimnis noch etwas mehr ausgeführt. Während einige Seiten mit eher unwichtigen Detailes gefüllt wurden, wird die Auflösung meiner Meinung nach etwas zu schnell abgehandelt. Trotzdem hat mich der Roman von der ersten Seite an gut unterhalten.

Schreibstil:
Wie gewohnt schreibt Beate Maxian auch in ihrem neuen Roman sehr bildhaft und mit viel Lokalkolorit. Beim Kochen der Gerichte lief mir regelmäßig das Wasser im Mund zusammen, aber auch die Beschreibungen der Landschaft ist wieder äußert gelungen. Ich hatte immer wieder lebhafte Bilder im Kopf. Auch die Charaktere, vorallem Lieselotte, wurden sehr facettenreich und liebevoll dargestellt.

Fazit:
Eine Mixtour aus viel Kulinarik, einem Familiengeheimnis, Schafen und dem Dorfleben von damals, das die Autorin mit einer TV-Kochshow rund um zwei ehrgeizige Sterneköche vereint hat. Atmosphärisch, viel Lokalkolorit und gut zu lesen, aber teilweise plätschert die Geschichte zu viel vor sich hin. Für Feinschmecker aber zu empfehlen...