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Veröffentlicht am 13.01.2020

Kommt nicht an die Wien Krimis heran

Unter Wölfen
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Die historischen Wien-Krimis von Alex Beer sind ein absolutes Muss für mich, denn die Reihe um August Emmerich gehört zu meinen Lieblingen. Deswegen war ich schon sehr auf den neuen Stand-alone (?) der ...

Die historischen Wien-Krimis von Alex Beer sind ein absolutes Muss für mich, denn die Reihe um August Emmerich gehört zu meinen Lieblingen. Deswegen war ich schon sehr auf den neuen Stand-alone (?) der Autorin gespannt, der in Nürnberg während des Zweiten Weltkrieges spielt. Gleich vorweg - der Krimi ist ein absoluter Pageturner, aber ich habe auch einige Kritikpunkte.

Wir befinden uns in Nürnberg im März 1942. Isaak Rubinstein, ehemaliger Antiquar, erhält für sich und seine Familie den Deportationsbescheid. Nachdem ihnen bereits alles genommen wurde, fürchtet Isaak nun um das Leben seiner Eltern und Schwestern. Deshalb bittet er seine arische Ex-Freundin Clara um Hilfe. Sie hat Verbindungen zum Widerstand und es gelingt ihr tatsächlich die Familie zu verstecken. Für Isaak hat sie jedoch eine neue Identät besorgt. Er, der belesene Jude, soll in die Rolle des SS-Sonderermittlers Adolf Weissmann schlüpfen und für Clara die Gestapo infiltriren und wichtige Unterlagen für den Widerstand beschaffen. Ein unmögliches Unterfangen! Clara übergibt ihm einen SS-Siegelring, einen gefälschten Ausweis und eine passende Uniform. Um am Leben bleiben zu können, versucht Isaak über seinen Schatten zu springen. Er sieht nicht mehr auf den Boden, sondern blickt seinem Gegenüber in die Augen, tritt selbstbewusst auf und bemerkt sehr schnell, wie sehr Macht korrumpieren kann. So befindet er sich, schneller als ihm lieb ist, im Gestapo-Hauptquartier, mitten unter Wölfen und gibt sich als Adolf Weissmann aus. Der Sonderermittler wurde für die Ermittlungen am Mord an der beliebten Schauspielerin Lotte Lanner angefordert, deren Leiche im Quartier des Sturmführers Gerhard Bade gefunden wurde. Ein Opfer muss her, denn ein Sturmführer der SS kann natürlich nicht der Mörder einer der beliebtesten Schauspielerinnnen des Reiches sein...

Und so begleiten wir Isaak Rubinstein, wie er in die Rolle von Adolf Weissmann schlüpfen muss und einen Mord aufklären soll. Obwohl man durch die Seiten fliegt und wirklich Spannung herrscht, hatte ich vorallem in der zweiten Hälfte das Gefühl in einer sehr unglaubwürdigen Geschichte zu stecken. Man zittert zwar mit Isaak bei jeder brenzligen Situation mit, aber davon sind die eine oder andere doch etwas zu dick aufgetragen. Sicherlich gab es Juden, die sich als Arier ausgaben und sich dahinter verstecken konnten. Der Film "Die Unsichtbaren", der über wahre Schicksale von untergetauchten Juden berichtet, zeigt auf, dass es möglich war den Nazis zu entgehen. Deswegen will ich diese Möglichkeit auch nicht ausschließen. Oftmals spielen auch wir nach außen hin eine Rolle und so wahrt auch Isaak den Schein, immer mit dem Wissen, dass er jederzeit aufzliegen kann. Dieses Gefühl hat Alex Beer tatsächlich sehr gut transportiert. Weissmann und Rubinstein sehen sich zwar ähnlich, sind aber charakterlich sehr verschieden. Und dann gibt es auch noch Bekannte und Freunde von Weissmann, die plötzlich autauchen und Rubinstein in arge Bedrängnis bringen....

Durch den jungen Unterscharführer Rudolf Schmitt, der Isaak als Assistent zur Seite steht, zeigt die Autorin auf, wie gut die braune Maschinerie gearbeitet hat, um junge Menschen zu manipulieren. Rudolf, der noch in der Schule mit einem Juden bestens befreundet war, glaubt anstandslos die Hetze der Nationalsozialisten, obwohl er es doch besser wissen sollte...
Auch heute funktioniert die Manipulation bei jungen Leute genauso, egal ob von der Terrormiliz IS oder bei diversen Sekten.

Vermisst habe ich die grandiose Atmosphäre, die Alex Beer in ihren Wien Krimis wirklich erstklassig wiedergibt. Allerdings ist "Unter Wölfen" nicht so düster, wie ihre August Emmerich Reihe. In diesem Krimi schreibt Beer direkter und nicht so detailliert. Dadurch ist die Handlung temporeicher, die Figuren jedoch nicht ganz so vielschichtig und die Atmosphäre nicht so dicht. Im Mittelpunkt steht das Katz und Maus Spiel der "beiden Parteien". Der Spannungsbogen ist dabei sehr hoch und lässt einem den Krimi kaum aus der Hand legen. Das Ende lässt darauf schließen, dass auch Isaak Rubinstein in Serie gehen könnte...

Fazit:
Alex Beer schreibt in ihrem neuen Roman weniger düster, als in ihren Wien-Krimis aus den 1920-iger Jahren, jedoch sehr temporeich und fesselnd. Trotzdem konnte mich "Unter Wölfen" nicht ganz überzeugen und lässt vorallem in der zweiten Hälfte des Buches etwas vermissen, nämlich Authentizität. Trotzdem hatte ich vorallem fesselnde Lesestunden und bin gespannt, ob Isaak Rubinstein in Serie gehen wird.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Die letzten sieben Tage bis zum Attentat - spannend erzählt

Der Attentäter
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Der Autor schreibt seinen neuen Roman im Präsens. So erlebt man das Geschehen direkt und hautnah mit. "Der Attentäter" ist weder Sachbuch, noch ein biografischer Roman, sondern Ulf Schiewe mischt reale ...

Der Autor schreibt seinen neuen Roman im Präsens. So erlebt man das Geschehen direkt und hautnah mit. "Der Attentäter" ist weder Sachbuch, noch ein biografischer Roman, sondern Ulf Schiewe mischt reale Historie und Fiktion.
In drei verschiedenen Handlungssträngen begleiten wir eine Woche lang den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Familie, wie auch die jungen Attentäter Gravrilo Princip, Nedeljko Čabrinović und Trifun „Trifko“ Grabež, sowie den vom Autor fiktiven Major Rudolf Marković, der beim k. und k. Geheimdienst arbeitet. Obwohl man natürlich weiß, wie der Anschlag auf den Thronfolger und seiner Frau in Sarejevo ausgehen wird, verfolgt man voller Spannung die letzten sieben Tage im Leben von Franz Ferdinand und seiner Sophie. Trotzallem hat man die Hoffnung, dass hier die Geschichte neu geschrieben wird, was natürlich nicht der Fall ist. Man bangt mit den Opfern und hat auch teilweise Mitgefühl mit den Tätern. Diese haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet und trotzdem waren sie mehr oder weniger eher Werkzeuge der "Schwarzen Hand" (nationalistisch-irredentistischer serbischer Geheimbund des frühen 20. Jahrhunderts, der auch mit terroristischen Mitteln für ein Großserbien kämpfte). Dazu kamen noch weitere Umstände, die dem Leser die Charaktere und die Beweggründe etwas näher bringen. Trotzdem darf man dabei nicht vergessen, dass alle Attentäter sich gegen die Habsburger auflehnten und für ein vereintes Großserbien kämpften. Mit dem darauffolgenden Ersten Weltkrieg haben sie sicher nicht gerechnet. Ulf Schiewe bewertet nicht oder zeigt mit den Fingern auf die Attentäter, sondern zeigt auch ihre menschliche Seite, die jugendliche Verblendung und die Hoffnung als Helden in die Geschichte einzugehen.

Krasses Unvermögen war hingegen jede Handlung des Feldzeugmeisters Oskar Potiorek, dem Militär- und Landeschef von Bosnien-Herzegowina. Wie einfach hätte man das Attentat verhindern können! Doch dieser arrogante und inkompetente Mann lernte nicht einmal aus dem Tod des Thronfolgers etwas, sondern gab die Schuld anderen und verursachte in seinem weiteren Leben noch mehr Fehlentscheidungen. Manche historischen Fakten machten mich sprachlos, vorallem weil es in der heutigen Zeit einfach undenkbar wäre so ungeschützt durch die Straßen zu fahren.

Der fiktive Major Rudolf Marković bringt in die Geschichte noch zusätzlich Spannung, da er - leider weitab von der Realität - eine Spur zu den Attentätern aufnimmt und diesen auf den Fersen ist. Mit aller Kraft versucht er die Katastrophe zu verhindern, scheitert jedoch kläglich.

Franz Ferdinand erscheint als Thronfolger kühl und oftmals cholerisch. Das macht ihn bei den Menschen nicht gerade beliebt. Er hat jedoch politisches Gespür und ahnt bereits einen Krieg gegen Serbien. Zu seiner Frau Sophie von Hohenberg und den Kindern ist er jedoch liebevoll und aufgeschlossen. Es war eine Liebesheirat, die Kaiser Franz Joseph nicht wirklich akzeptieren wollte und Sophie als "nicht standesgemäß" abstempelte, obwol sie aus böhmischen Adel stammte. Sophie durfte am Wiener Hof keinerlei repräsentative Auftritte absolvieren und wurde gemieden. In der heutigen Zeit ebenso unverständlich, wo Könige und Prinzen bereits Bürgerliche heiraten dürfen. Doch der alte Kaiser war konservativ und bemerkte auch den aufkommenden Hass zwischen den Menschen im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn nicht....ein wahres Pulverfass.
Im Schloss Artstetten, unweit meiner Heimat, haben Franz Ferdinand und Sophie ihre letzte Ruhestätte in der Familiengruft gefunden.

Schreibstil:
Ulf Schiewe hat hier akribisch recherchiert und sich mit seinen Figuren auseinandergesetzt. Er gibt ihnen ein Gesicht und verleiht ihnen Leben. Er schreibt sehr detailliert und bildhaft.
Das Buch wird als historischer Thriller angepriesen, was ich als Thrillerleser nicht so empfinde. Trotzdem erhöhen rasante Szenenwechsel die Spannung.
Über jeden Kapitel stehen Datum, Zeit und Ort. Im Nachwort erklärt der Autor wie es zum Attentat kommen konnte und was danach passierte. Besonders das Schicksal der Kinder von Franz Ferdinand und Sophie fand ich einfach nur traurig und für Österreich beschämend.
Am Beginn des Romans findet man eine Karte von Sarejevo, am Ende gibt es ein Glossar und ein Personenverzeichnis der historisch belegten und der fiktiven Personen der Geschichte.

Fazit:
Ein packender historischer Roman, der obwohl man den Ausgang kennt, zu fesseln weiß. Die letzten sieben Tage bis zum Attentat am österreichischen Thronfolgerpaar werden aus einer Mischung realer Begebenheiten und einem fiktiven Anteil erzählt und sind eine Geschichtsstunde vom Feinsten.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Ein exzellenter historischer Krimi

Tod in der Speicherstadt
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Obwohl "Tod in der Speicherstadt" bereits der vierte Band rund um Kommissar Hauke Sötje ist, war es für mich mein erster Fall. Ich hatte allerdings keinerlei Probleme so spät in diese Reihe einzusteigen.

Hamburg ...

Obwohl "Tod in der Speicherstadt" bereits der vierte Band rund um Kommissar Hauke Sötje ist, war es für mich mein erster Fall. Ich hatte allerdings keinerlei Probleme so spät in diese Reihe einzusteigen.

Hamburg 1896. Kommissar Hauke Sötje kommt für seinen neuen Fall von Kiel nach Hamburg. Eine Ladung geschmuggelter Kaffee wird auf einem Ewer, der in Brand geriet, gefunden. (Für alle Binnenlandmenschen wie ich einer bin....ein Ewer ist laut Wiki ein Segelschiffsstyp aus Friesland) Zusätzlich gibt es zweit tote Matrosen zu beklagen. Einer der Toten hat einen Siegelring am Finger, der das Wappen der Billingsrodts ziert, einer der reichsten und einflussreichsten Handelsfamilien Hamburgs. Johann, der älteste Sohn, verbrachte längere Zeit in Brasilien und scheint zurückgekehrt zu sein. Hauke überbringt der Familie die Nachricht vom toten Sohn, die allerdings nicht wirklich bestürzt zu sein scheint. Ihm schlägt eine Mauer aus Ablehnung und Schweigen entgegen. Und so kommt Hauke bald an seine Grenzen, denn die Billingrodts sind "unantastbar".
Hamburgs Polizeirat Rocher und auch die Zollbehörde stellt sich, schneller als ihm lieb ist, gegen Haukes Ermittlungen. Während Rocher um seinen Posten als oberster Ermittler Hamburgs fürchtet, ist Zollinspektor Jensen voller Empörung und weist einen Kaffeeschmuggel in der Speicherstadt von sich. Schussendlich stellt er Hauke zum Ermitteln einen "Aufpasser" zur Seite, den jungen Zollanwärter Detlefsen. Dieser ist ein aufgeweckter junger Mann, der gerne von Hauke lernt. Während dieser in der Speicherstadt nach den Kaffeeschmugglern sucht, versucht seine Verlobte Sophie Struwe eine bestimmte junge Frau zu finden. Johann Billingsrodts Mutter hat sie gebeten nach einer rothaarigen Schönheit zu suchen, die ihr Sohn angeblich ehelichen wollte. Sie soll vom Tod Johanns erfahren. Sophie, die gerne ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen, versucht Hauke zu überreden, ihr dabei zu helfen. Söntje ist jedoch zu eingespannt. Schon bald findet Sophie die Spur der Verlobten von Johann Billingrodt, die mehr mit Haukes Fall zu tun hat, als ihr lieb ist und bringt sich damit in große Gefahr....

Währenddessen rumort es im Hamburger Hafen. Der größte Hafenarbeiterstreik Hamburgs steht vor der Tür, doch Hauke weiß davon noch nichts. Er verzweifelt schier an der unüberwindlichen Bürokratie und den Handelsfamilien, die Außenstehende nicht an sich heran lassen. Ein Kaffeeschmuggel scheint unwahrscheinlich und unmöglich. Doch da gibt es einen weiteren Toten...

Der historische Rahmen wurde wunderbar authentisch vermittelt. Die Autorin hat alle Gesellschaftsschichten und Örtlichkeiten Hamburgs miteinbezogen. Angefangen vom verruchtesten Hamburger Viertel St. Pauli über das Gängeviertel, das die Ärmsten der Armen beherbergt, der Speicherstadt mit ihren Kontoren und Händlern bis hin zu den feudalen Villen in den Elbvororten. Ich war im Sommer 2018 in Hamburg und hatte wirklich großes Kopfkino. Man muss sich nur in die Zeit zurückversetzen...bei der atmosphärischen Beschreibung der Autorin ist das kein Problem.
Aber auch die Not der Frauen und die nicht vorhandenen Rechte des weiblichen Geschlechts nimmt sich die Autorin an. Mit ihrer Figur Sophie hat sie eine junge impulsive und selbstbewusste Frau erschaffen, die ein bisschen ihrer Zeit voraus ist und sich gegen das Unrecht gegenüber dem weiblichen Geschlecht auflehnt. Nicht umsonst ist es der Beginn einer Epoche, in der die Frauen begannen ihre Rechte einzufordern.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sichtweise von Hauke und Sophie erzählt. Im letzten Drittel hatte ich mehr das Gefühl, dass es weniger um den Kaffeschmuggel geht, als um die Spur, die Sophie verfolgt. Beide Stränge führen zwar schlussendlich zusammen und ergeben ein großes Ganzes. Das Ende ist logisch und nachvollziehbar.

Cover:
Erwähnen möchte ich noch das wunderschöne Cover, das einen Teil der Speicherstadt zeigt. Auch die Farbgebeung finde ich äußerst gelungen.

Schreibstil:
Anja Marschall erzählt sehr lebendig, bildhaft und detailliert. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Zusätzliches Plattdeutsch vermittelt Lokalkolorit.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig. Neben Hauke und Sophie habe ich den jungen Zollanwärter Hans Detlefsen besonders in Herz geschlossen.

Zu Beginn jedes Kapitels steht ein original Zeitungsartikel aus den damaligen Tageszeitungen. Sie vermitteln ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit.
Am Anfang des Buches gibt es einen historischen Stadtplan der Stadt Hamburg. Am Ende findet man einen Anhang zu wahren Personen und geschichtlichen Ereignissen, sowie ein kleines "Hamburger Sprachlexikon".

Fazit:
Ein exzellenter historischer Krimi, der das Flair des alten Hamburgs widerspiegelt. Viel Lokalkolorit, vielschichtige Charaktere und ein interessanter Kriminalfall machen den besonders atmosphärischen Kriminalfall zu einem spannenden Abenteuer, der den Leser ins späte 19. Jahrhundert entführt.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Spannender fünfter Teil

Die Tote in der Henkersgasse
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Nachdem wir in den Vorgängerbänden Serafina Stadlerin als Begine begleitet haben, ist sie seit der Hochzeit mit dem Stadtmedicus Adalbert Achaz nun Ehefrau und Bürgerin der mittelalterlichen Stadt Freiburg.
Im ...

Nachdem wir in den Vorgängerbänden Serafina Stadlerin als Begine begleitet haben, ist sie seit der Hochzeit mit dem Stadtmedicus Adalbert Achaz nun Ehefrau und Bürgerin der mittelalterlichen Stadt Freiburg.
Im fünften Band der Reihe müssen die Beiden wieder so einige Abenteuer bestehen. Konkurrenzneid und die Furcht, dass die Vergangenheit von Serafina die frisch getrauten Eheleute einholt, hebt zusätzlich zum Mord an einer jungen Frau die Spannung. Die Tote wird in der berüchtigten Henkersgasse, drapiert auf einen Steinhaufen, merkwürdig geschminkt und mit eingeschlagenen Schädel, gefunden. Natürlich kann Serafina wieder nicht die Finger von eigenen Nachforschungen lassen und versucht die Identität der ermordeten Frau herauszufinden, was ihr auch sehr schnell gelingt. Sie ist die junge Ehefrau eines reichen Kaufherren aus einer der Nachbarstädte. Doch wer wollte ihren Tod? Und warum war sie in Freiburg unterwegs?

Während Serafina natürlich wieder herauszufinden versucht, wer hinter dem Mord steckt, widmet sie sich auch ihrer Armenapotheke. Achaz hatte gehofft, sie damit von weiteren unüberlegten Nachforschungen abzulenken, doch diese wird kurzfristig geschlossen. Stadtapotheker Johans setzt alles daran Serafines Armenapotheke für immer zu schließen. Damit will sich Serafina natürlich nicht abfinden! Auf den Weg zum Stadtapotheker begegnet Serafina überraschend ihren älteren Bruder Peter, den sie das letzte Mal vor zwanzig Jahren gesehen hat. Damals hat er sie in einer schlimmen Situation im Stich gelassen. Diesmal ist er es, der Serafina um Hilfe bittet. Dass er nichts Gutes im Schilde führt merkt der Leser, als auch Achaz Hauhälterin Irmla, sehr schnell. Wird Serafina ihm verzeihen und ihm zu Hilfe eilen ?

Mit den Problemen um ihre Armenapotheke, dem plötzlichen Auftauchen ihres Bruders und den Nachforschungen rund um die Tote in der Henkersgasse, hat Serafina jede Menge um die Ohren. Als ihr Bruder Serafina und Achaz erpresst, hängt der Haussegen schief.
Die Spannung baut sich sehr schnell auf und durch den leichten und flüssigen Schreibstil rast man wieder durch die Geschichte.
Die Charaktere sind authentisch und mitten aus dem Leben gegriffen. Serafina ist mir in all den Vorgängerbänden sehr ans Herz gewachsen und auch Adalbert Achaz ist ein Mann mit dem Herz am rechten Fleck. Die kleinen Kabbeleien zwischen den Eheleuten sind liebevoll und amüsant dargestellt. Man spürt das Vertrauen und die Liebe zwischen den Beiden und bangt das eine oder andere Mal um ihr Leben, denn Serafina versteht es wieder meisterlich sich (und diesmal auch Achaz) in Schwierigkeiten zu bringen.

Astrid Fritz gibt in ihrem Roman Einblicke in das mittelalterliche Leben in Freiburg, wobei die Autorin durch großartige Recherche die Hierarchie und Rechtssprechung der Stadt, die Arbeit der Beginen, als auch das damals noch penibel organiserte Bordellwesen, integriert. Man fühlt sich mitten im Geschehen und in der damaligen Zeit.

Man kann diesen Roman alleinstehend lesen, jedoch empfehle ich bei Bänden immer die Reihenfolge einzuhalten. Durch das Lesen der Vorgängerbände lassen sich alle handelnden Figuren verstehen und ihre Entwicklung besser nachvollziehen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist in der Reihe rund um die Begine Serafina leicht und flüssig zu lesen. Wie immer sind die historischen Begebenheiten hervorragend recherchiert, die Sprache ist der Zeit angepasst.
Am Beginn des Buches findet man ein aufschlussreiches Personenverzeichnis. Am Ende gibt es ein Nachwort der Autorin, ein Glossar und eine Auflistung ihrer bereits erschienen historischen Romane.

Fazit:
Ein weiterer gelungener historischer Roman mit Krimielementen rund um die ehemalige Begine Serafina. Lebendige Figuren, ein bildhafter Schreibstil und ein Plot, der immer mehr an Spannung aufbaut ...was will man mehr? Auch für Einsteiger ins historische Genre geeignet!

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Dramatische Fortsetzung

Zeit der Sehnsucht auf Morgan's Hall
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Man sollte unbedingt zuerst Band 1 lesen!

War ich beim ersten Band der Reihe noch etwas zwiegespalten, hat mich Band 2 wirklich positiv überrascht. Emilia Flynn hat in "Zeit der Entscheidung auf Morgan's ...

Man sollte unbedingt zuerst Band 1 lesen!

War ich beim ersten Band der Reihe noch etwas zwiegespalten, hat mich Band 2 wirklich positiv überrascht. Emilia Flynn hat in "Zeit der Entscheidung auf Morgan's Hall" gezeigt, dass es die absolut richtige Entscheidung war, meine Neugierde zu stillen und mich auch für Band 2 zu bewerben. Es war ein tolles Leseerlebnis!

Band 2 geht nahtlos weiter, wo Band 1 aufgehört hat. Nachdem dieser mit einem etwas fiesen Cliffhanger geendet hatte, war ich sehr gespannt, wie es auf der Apfelplantage weitergehen wird. Es bleibt definitiv spannend und als Leser ist man nicht vor der einen oder anderen Überraschung gefeit. Schicksalschläge und Entscheidungen, die wie ein umgefallener Dominostein weitere schwerwiegende Folgen hinterlassen, machen diesen Roman kaum vorhersehbar und der Spannunsgbogen bleibt hoch.
Um nicht zu spoilern kann ich in meiner Rezension nicht gänzlich auf den Inhalt eingehen, aber aus der unsympathischen und stark polarisierenden Isabelle aus dem Vorgängerband wird eine Frau, die sich letztendlich mit ihren Fehlern auseinandersetzt und sich einen Neubeginn wünscht. Indianer Phil ist Isabelle oftmals eine große Hilfe, wie auch das neue Heimatgefühl gegenüber Morgans Hall. Gemeinsam mit John kämpft sie um den Erhalt der Plantage. Dabei nähern sich die Eheleute wieder an und Isabelle wird erneut schwanger. Wird sie diesmal Muttergefühle aufbringen können?

Die Zeitspanne im zweiten Band ist wesentlich kürzer und umfasst die Jahre 1956-1959. Im Mittelpunkt stehen diesmal jedoch Johns und Isabelles gemeinsame Tochter Elizabeth, genannt Lizzy, sowie James, der musikalische Adoptivsohn, der seine Zukunft nicht auf Morgan Hall, sondern als Musikstudent an der Jubilee sieht. John hat jedoch andere Pläne, in denen er weder Lizzy, noch Tristan, seinen Neffen, als Nachfolger von Morgans Hall sieht. Während Tristan zwar auf der Plantage arbeitet, sieht er sich nicht wirklich als Nachfolger. Elizabeth hingegen kann sich kein anderes Leben, als auf Morgans Hall vorstelle. Sie hat eine ganz besondere Verbindung zu diesem Land, wie auch zu James. Doch John hat nicht vor einer Frau sein Land zu vererben. Und James steht zwischen seiner Sehnsucht zur Musik und einer Karriere, als auch seiner Verpflichtung gegenüber seiner Familie, als auch der Verbundenheit gegenüber Lizzy. Eine Bekanntschaft in New York hat für ihn, wie auch für die Familie Folgen. Aber auch der alte Widersacher von John, Clark Harrington, wird nicht müde und versucht weiterhin seine Macht und sein Anwesen zu vergrößern. Natürlich mit dem Blick auf Johns Land...

Die Geschichte bleibt diesmal, mit Ausnahme einiger Sequenzen, die in New York spielen, auf Morgan's Hall. Man spürt den kleinstädtischen Geist der Einwohner und erlebt das damalige Rollenbild, vorallem der Frauen, hautnah mit. Etwas Politik, wie im ersten Band, oder geschichtliche Hintergründe aus dieser Zeit sind leider nicht vorhanden, was ich schade finde.
Die Handlung ist komplex, dramatisch und sehr bildgewaltig. Neben der Familiengeschichte erfährt man etwas mehr über den mystischen Flecken Land, der oberhalb von Morgan Hall liegt und der ein Geheimnis birgt. Emilia Flynn streut bereits einige Hinweise ein, die auf vergangene Ereignisse hindeuten.

Die Charaktere sind vielschichtig und entwickeln sich weiter - nicht alle in eine positive Richtung. Doch genau diese Mischung ist perfekt und vorallem Lizzy habe ich besonders ins Herz geschlossen. Sie hat das Herz auf den rechten Fleck und entwickelt sich vom etwas naiven Mädchen zu einer entschlossenen jungen Frau, die weiß was sie will und auch darum kämpft.

Auch diesmal bleibt das Ende offen, endet aber nicht mit so einem schlimmen Cliffhanger, wie Band 1. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie es mit Morgan Hall und seinen Bewohnern weitergehen wird und freue mich auf die Fortsetzung.

Fazit:
Eine tolle und kurzweilige Fortsetzung, die viel Drama, Spannung und Emotionen birgt. Das bildhafte Setting und die facettenreichen Charaktere geben der Geschichte noch etwas mehr Pfiff. Nun fiebere ich dem nächsten Teil entgegen, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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