Berührend und wundervoller Erzählstil
SchokoladentageAuf den neuen Roman von Gabriele Diechler habe ich schon sehnsüchtig gewartet und war etwas enttäuscht, dass ich ihn nicht für die Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe. Das liegt aber vorallem daran, ...
Auf den neuen Roman von Gabriele Diechler habe ich schon sehnsüchtig gewartet und war etwas enttäuscht, dass ich ihn nicht für die Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe. Das liegt aber vorallem daran, dass ich von meiner letzten Leserunde mit der Autorin so begeistert war, dass ich unbedingt wieder dabei sein wollte. Deshalb habe ich mir auch sofort das Buch gekauft, um wieder in den Genuss von Gabriele Diechlers wahnsinnig netter und wundervoll persönlicher Begleitung zu kommen.
In "Schokoladentage" lernen wir Alwy kennen, eine begnadete Patissière. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Harald arbeitet sie in der ganzen Welt in den nobelsten Hotels. Doch langsam wünscht sich Alway sesshaft zu werden. Sie wird bald Vierzig und träumt von einem eigenen Heim, doch Harald nimmt neuerlich einen noch fordernden Job für sie beide an. Alwy hat genug davon und trennt sich. Sie kehrt zurück nach Salzburg und beteiligt sich am Tortenatelier "Cake Couture" ihrer besten Freundin Tina. Diese ist froh Hilfe zu erhalten, denn sie ist restlos überfordert und benötigt auch finanzielle Hilfe. Gemeinsam arbeiten sie an neuen innovativen Ideen und der Erfolg beginnt sich langsam einzustellen. Doch dann erfähren die beiden Frauen, dass ein Großinvestor das Wohnhaus gekauft hat, um es zu renovieren und zu überhöhten Preisen zu vermieten. Tina und Alwy können sich keine höhere Miete leisten und wollen ihren einzigartigen Standort in der Steingasse, der sich endlich bezahlt macht, nicht verlassen. Doch wie sollen die beiden Frauen das Problem lösen?
Der Roman ist in sechs Teile aufgeteilt. Über jedem dieser Abschnitte gibt es kleine Lebensweisheiten und Gedanken von Helene, Alwys verstorbener Großmutter. Diese hat ihr die Liebe zum Backen vererbt. Danach wird in der Gegenwart erzählt und wir erfahren, dass sich Alwy bei Leon im Krankenhaus befindet, der im Koma liegt. Danach wird ungefähr acht Monate zurückgeblendet. Dies wiederholt sich bei jedem Leseabschnitt. Damit wird die Spannung hoch gehalten und das Interesse geweckt, wie sich Alwy und Leon kennen- und lieben lernten. Und man will natürlich wissen, was hier eigentlich passiert ist und wie es ausgeht. Und so lernt der Leser Leon kennen, dem Alwy nach ihrer Ankunft beim Joggen über dem Weg läuft und der ihr aus der Patsche hilft. Obwohl sie erst eine Trennung hinter sich, ist sich Alwy bald sicher, dass Leon ihr Traummann ist. Auch Tina macht Bekanntschaft mit dem berühmten Dirigenten Pino de Lucas. Die beiden beginnen eine ungezwungene Affäre, die jedoch noch für Überraschungen sorgt. Doch die Liebe steht nicht alleine im Vordergrund, sondern ist Beiwerk. Es geht vorallem um echte Freundschaft und um Kreativität, Kunst und den Mut Neues zu wagen. Auch dem sehr aktuellen Mietproblemen der überteuerten Wohnungen und die damit verbundenen Zukunftssorgen hat sich Gabriele Diechler gewidmet. Überraschende Wendungen geben der Geschichte noch das gewisse Etwas und lassen auf ein Happy End hoffen.
Gabriele Diechler hat ihre liebevollen und facettenreichen Charaktere zum Leben erweckt. Alwy ist eine aufgeweckte Frau, die voller Ideen sprüht und wundervolle Torten und Pralinen kreiert. Dabei wird einem beim Lesen der Mund wässrig und ich habe in dieser Zeit meinen Schokoladevorrat deutlich aufgefüllt. Tina ist eine wundervolle Freundin, die leicht verplant ist und die Liebe zur Oper findet.
Leon ist ein charmanter und warmherziger Mann, der jedoch noch immer unter seiner Vergangenheit leidet. Mit Rick, seinem besten Freund aus Kindertagen, hat er einen Freund fürs Leben gefunden.
Ebenso fängt die Autorin den besonderen Charme der Mozartstadt gekonnt ein. Man merkt mit jeder Zeile, wie sie diese Stadt liebt. Ich ging mit Alwy und Tina durch die kleinen engen Gassen, warf einen Blick über die Dächer von Salzburg oder wandelte im Garten von Schloss Leopoldskron.
Schreibstil:
Ich bin auch diesmal wieder vom intensiven und gefühlvollen Schreibsil, der sprachlichen Schönheit der Worte und der Poesie der Autorin fasziniert. In meiner Rezension zu ihrem letzten Roman habe ich Gabriele Diechler als "Magierin der Worte" bezeichnet und das kann ich diesmal wieder betsätigen. Die feinfühlige und liebevolle Art ihrer Erzählweise findet man selten.
Am Ende gibt es einige leckere Rezepte, die zum Nachmachen verführen.
Fazit:
Ein emotionaler, tiefgründiger und gefühlvoller Roman, der nicht nur Schokoladentage bereithält, sondern auch zartbitter schmecken kann.